Ein Tag mit Jesus in Kafarnaum von Inge Eberhardt Mk 1, 14 20 Berufung der ersten Jünger (Einheitsübersetzung) 14 Nachdem man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, ging Jesus wieder nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes 15 und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium! 16 Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder des Simon, die auf dem See ihr Netz auswarfen; sie waren nämlich Fischer. 17 Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. 18 Sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm. 19 Als er ein Stück weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren im Boot und richteten ihre Netze her. 20 Sofort rief er sie, und sie ließen ihren Vater Zebedäus mit seinen Tagelöhnern im Boot zurück und folgten Jesus nach. I. Erklärungen Markus beginnt sein Evangelium mit dem Auftreten Johannes des Täufers, der zur Buße, Umkehr und Taufe aufruft. Auch Jesus lässt sich von ihm taufen. Man geht davon aus, dass Jesus einige Zeit bei Johannes des Täufers gelebt hat, bevor er in Galiläa zum ersten Mal öffentlich auftritt. Hier verkündigt Jesus seine Botschaft vom Reich Gottes. In der orthodoxen Führung in Jerusalem zählte man Galiläa zum Kreis der Heiden (vgl. Mt 4, 15). Für sie war Galiläa zudem eine Brutstätte der Aufständischen und der Dämonen. Auch Jesus wirf man vor, von einem Dämon besessen zu sein (Joh 7,20; 8,48 und 10,20) 1. Die Gegend von Galiläa beschreibt Flavius Josephus so: Am See Gennesar entlang erstreckt sich das Land gleichen Namens, wunderbar in seiner Naturschönheit. Die Üppigkeit des Bodens erlaubt jede Art von Bepflanzung, und die Einwohner bauten tatsächlich auch alles an, zumal das wohltemperierte Klima den verschiedensten Gewächssorten entgegen kommt. Der Nussbaum, der mehr als alle Pflanzen eine kühle Witterung braucht, gedeiht dort herrlich und in großer Menge. Neben ihm wächst die Palme, die der Hitze bedarf, ebenso der Feigenbaum und der Ölbaum, denen das mildere Klima zuträglich ist. Man möchte fast glauben, die Natur trage dort einen Wettstreit aus, um mit aller Mühe sämtliche denkbaren Gegensätze an einem einzigen Platz zu konzentrieren; oder man könnte von einem edlen Wetteifer der Jahreszeiten sprechen, von denen jede es in dieser Gegend in besonderem Maße recht machen will. (Der jüdische Krieg ) Kein Wunder, dass Jesus in dieser paradiesischen Landschaft die Botschaft vom Reich Gottes = Herrschaft Gottes verkündigt. 2. Zeitgeschichte Kafarnaum, das Dorf (hebr. =Kaff) des Nahum, lag an der via maris (Meeresstraße), die von Ägypten nach Syrien ging. Es war Grenzstation zwischen dem Herrschaftsgebiet des Herodes Antipas (regierte von 4 v. Chr. - 39 n. Chr. über Galiläa und Peräa) und seines Bruders Philippus (regierte von 4 v.-34 n. Chr.). Der Jordan bildete die Grenze.
Die Einwohner, ca. 1000 2000 zur Zeit Jesu, waren Fischer, Zöllner, Soldaten, Schriftgelehrte, Pharisäer und Anhänger des Herodes. Petrus, Andreas, Levi, Jakobus und Johannes, die ersten Jünger Jesu, waren aus Kafarnaum. Die Stadt hatte eine Synagoge, eine kleine Kaserne für vielleicht 100 römische Soldaten, eine Zollstation. Die Synagoge wird als Ort des Lebens, ja der Lebenssteigerung angesehen. Elemente des Gottesdienstes sind: Bekenntnis, Gebet, Segen, Lesung und Predigt. In Israel wählten sich die Schüler ihren Lehrer, ihren Rabbi aus. Johannes der Täufer predigte am Jordan. Die Menschen kamen zu ihm. Auch heute wählen die Eltern für ihre Kinder den Kindergarten, die Schule aus. Die Studenten wählen ihre Uni, ihren Professor. Bei Jesus ist es anders. Jesus be ruft. (Vgl. Ez 34,16 wo es von Gott heißt:»ich will das Verlorene wieder suchen«) Er ruft die Menschen mitten in/aus ihrer Arbeit. Die Jünger folgen. Sie lassen alles stehen und liegen. Simon, Andreas, Jakobus und Johannes waren Berufsfischer. Das war damals in Kafarnaum am See Genezareth ein häufiges Gewerbe. Heute würde man sagen: Ein mittelständisches Gewerbe. Sie kommen also aus der handwerklichen Mittelschicht. Literatur - Markus entdecken, Lese- und Arbeitsbuch zum Markusevangelium Kath. Bibelwerk Stuttgart 1996 - Ein Fisch für den römischen Kaiser Carsten Peter Thiede, Luchterhandverlag München - Zeitschrift Welt und Umwelt der Bibel Heft 20 / 2001 (Paulus) Artikel Biblischer Alltag: Seehandel und Fischfang Verlag Kath. Bibelwerk Stuttgart II. Vorschlag zur Bibelarbeit: "Ein Tag mit Jesus in Kafarnaum" Lied: Eines Tages kam einer Mitte gestalten: Tücher für See und Ufer, Steine für das Haus, Kerze Symbole: Netz, modellierte Fische, Geld Text: Mk 1,14-20 lesen und Erklärungen zum Text geben (siehe Textverständnis) Figurenarbeit: Welche Personen treten auf? Jesus, Simon und Andreas, Jakobus und Johannes, ihr Vater Zebedäus Figuren für diese Personen festlegen. Figuren selbst oder von den TeilnehmerInnen stellen lassen. In einer Gesprächsrunde werden folgende Themen besprochen: Beweggründe der Jünger: Was veranlasst die Jünger, Jesus zu folgen, ohne zu zögern, aufzuschieben, abzuwägen oder zu diskutieren? (Fragen und Ergebnisse auf verschieden farbige Blättern notieren und an den Rand des Bildes legen)
Was verlassen die Jünger? Beruf - Haus, Besitz - Familie, Geborgenheit Was erhoffen sich die Jünger von Jesus? Er verbessert ihre Lage. Er versteht ihre Probleme. Er befreit sie von dem Joch der Römer. Er bietet etwas Besonderes. Wie erleben sie Jesus? Er ist glaubwürdig. Er spricht ihre Sprache. Er begeistert. Er ist der Messias. Er wirkt Wunder. Sie glauben: Mit ihm ist das Reich Gottes angebrochen. Sie erfahren: Das ist Jesus nicht? Wunderheiler, Politischer Befreier, König/ Herrscher im weltlichen Sinn, einer, der Ruhm und Ansehen erlangen will, einer, der sich bedienen lässt Figurenarbeit: Wie sieht ihr Leben danach aus? Die zuvor gestellten Figuren neu stellen oder stellen lassen. Was hat sich verändert? Die Nachfolge der Jünger bedeutet, dass sie sich an IHM ausrichten. Es ist nicht ein Nachlaufen als Spaziergang in Galliläa. Kann man den Unterschied mit den Figuren darstellen? Ein Versuch lohnt sich. Alternative: An Hand den unten stehenden Impulsen die Bedeutung des Textes für unser heutiges Leben betrachten und mit den Figuren stellen. Gibt es Bezugspunkte zu unserem Leben? > Mit jemand zusammen sein wollen > Dabei sein wollen > Mitmachen können > Berufen sein > Befähigt sein > Gewählt werden > Bei einer wichtigen Sache sein > Jemand setzt Vertrauen in mich > Ich darf mitmachen > Ich will dabei sein > Ich werde gebraucht > Ich bin eingeladen > Ich kann etwas bewirken > Ich bin ausgewählt worden > Ich bin wichtig > Mir traut jemand etwas zu Was heißt Nachfolge für uns? > Sich begeistern lassen von Gottes Wort > Das Wichtige vom Unwichtigen unterscheiden > Versuchen Gottes Willen zu erkennen und danach zu handeln > Handeln wie Jesus
Text wird vorgelesen Auch so kann es sein Wer, ich? Und der Herr sagte: Geh. Und ich sagte: Wer, ich? Und er sagte: Ja, du. Und ich sagte: Aber ich bin noch nicht fertig, und es kommt noch Besuch, und ich kann die Kinder nicht allein lassen, und du weißt, es gibt niemanden, der mich ersetzen könnte. Und er sagte: Du übertreibst. Wieder sagte der Herr: Geh. Und ich sagte: Aber ich möchte nicht. Und er sagte: Ich habe dich nicht gefragt,ob du möchtest. Und ich sagte: Höre, ich zähle nicht zu den Leuten, die sich in Kontroversen verwickeln lassen. Im Übrigen, meine Familie möchte es nicht. Und was werden die Nachbarn denken? Und er sagte: Quatsch. Und ein drittes Mal sagte der Herr: Geh. Und ich sagte: Muss ich? Und er sagte: Liebst du mich? Und ich sagte: Sieh, ich habe Angst. Die Leute werden mich hassen, und sie werden mich in Stücke reißen, und ich kann nicht alles selbst übernehmen. Und er sagte. Wo glaubst du, werde ich sein? Und der Herr sagte: Geh! Und ich seufzte: Hier bin ich, sende mich. Lied: Gott lädt uns ein, zu seinem Fest lasst uns gehen Meditation berufen sein Er ruft mich bei meinem Namen. Ich höre. Er sagt: Folge mir nach! Er meint mich. Ich soll mit ihm gehen. Ich soll ihm nachfolgen. Ich...? Ich muss mich entscheiden. Kann ich abwägen? Kann ich auch Nein sagen? Soll ich wirklich alles hinter mir lassen? Loslassen,
um Neues zu wagen, um Neues zu gewinnen? Aber, das geht doch nicht. Ich habe Familie. Ich habe Verantwortung. Kann ich alles liegen und stehen lassen? Ich muss mich jetzt entscheiden. Ja, ich kann. Sein Ruf traf mich, mitten ins Herz. Wenn ich jetzt nicht mit ihm gehe, werde ich mich immer danach sehnen. Ich vertraue ihm. Ich stehe auf. Ich folge ihm nach.