Informationen für Unternehmen und Auszubildende Ausbildung in Teilzeit Chancengleichheit am Arbeitsmarkt weisse Linie Brosch_A5_ohne_neu Ein Portät von zwei Männern und zwei Frauen weisse Linie JC-Logo allgemein Logo
Inhalt 1. Einleitung 2. Die "Ein Ortsschild mit dem Wort ""Zukunft""" 3. Gestaltungsmöglichkeiten 4. Ausbildung in Teilzeit die konkrete Umsetzung 5. Checkliste für Unternehmen Schritte zur auf einen Blick 6. Ausbildungsvergütung/ Finanzierungsmöglichkeiten Checkliste für Auszubildende 7. Exkurs - schulische Ausbildung 8. Weiterführende Informationen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner 1. Einleitung Es gibt ein großes Potenzial an jungen Menschen mit Familienverantwortung, die keinen Berufsabschluss haben, und für die eine Berufsperspektiven eröffnet. 2 Für junge Mütter und Väter ist es oft schwierig, die vielfältigen Aufgaben in der Familie mit einer Berufsausbildung in Einklang zu bringen. Eine gute Vereinbarung von Familie und Beruf ist daher nicht zuletzt im Rahmen der Fachkräftesicherung von entscheidender Bedeutung. Die Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt in den Jobcentern und Agenturen für Arbeit sind wichtige Schnittstellen: Sie können regionale Netzwerke für anregen und durch Projekte und Initiativen die Umsetzung der fördern.
2. Was ist? Nach dem Berufsbildungsgesetz ( 8 Abs. 1 BBiG) kann eine betriebliche Ausbildung auch in Teilzeit absolviert werden. Hierbei kann die tägliche oder wöchentliche betriebliche Ausbildungszeit gekürzt werden, wenn ein "berechtigtes Interesse" besteht und zu erwarten ist, dass das Ausbildungsziel in der gekürzten Zeit erreicht wird. Eine solche Kürzung führt nicht automatisch zu einer Verlängerung der Gesamtausbildungsdauer. Ein berechtigtes Interesse liegt vor, wenn die oder der Auszubildende - ein eigenes Kind hat bzw. während einer bereits begonnenen Berufsausbildung schwanger wird, - pflegebedürftige Angehörige betreut, oder - selbst von einer Behinderung betroffen ist, die eine Vollzeitausbildung erschweren würde. Der Ausbildungsbetrieb und die oder der Auszubildende müssen die Teilzeitausbildung gemeinsam bei der zuständigen Kammer beantragen. Eine weitere Variante ist die Teilzeitumschulung für Erwachsene mit berechtigtem Interesse, wenn kein Berufsabschluss vorliegt oder wenn die beruflichen Kenntnisse nicht (mehr) verwertbar sind. Für diese Zielgruppe bietet sich also die Chance, einen Berufsabschluss nachzuholen. Soll eine im Rahmen der beruflichen Weiterbildung (FbW) gefördert werden, ist immer zuerst eine Beratung durch den zuständigen Kostenträger (z.b. Agentur für Arbeit oder Jobcenter) erforderlich. Dieser klärt, ob die notwendigen Voraussetzungen einer Förderung vorliegen. Mutter im Vordergrund, hinten sitzt die Familie. 3
Wie funktioniert Ausbildung in Teilzeit? Eine ist grundsätzlich in allen anerkannten Berufen des dualen Ausbildungssystems möglich (Ausbildungsberechtigung des Betriebs muss vorliegen). Die Überprüfung und Entscheidung obliegt der nach dem BBiG zuständigen Stelle. Dabei wird die tägliche oder wöchentliche Ausbildungszeit im Betrieb reduziert (siehe 8 Abs. 1 BBiG). Das bedeutet, Auszubildende und Betrieb einigen sich auf eine wöchentliche Arbeitszeit zwischen 20 und 35 Stunden. Dabei wird der Urlaubsanspruch im Verhältnis zu den wöchentlichen Arbeitstagen berechnet. Die Ausbildungszeit im Unternehmen lässt sich flexibel an die betrieblichen Abläufe und die Bedürfnisse der Auszubildenden anpassen. Der Berufsschulunterricht findet jedoch ungekürzt statt ( 8 BBiG Rz. 15). Da Berufsschulunterricht und überbetriebliche Lehrgänge regulär (d.h. in der Regel in Vollzeit) stattfinden, muss während dieser Zeit eine ganztägige Kinderbetreuung sichergestellt sein. 4 Ein Baby mit einem zugedrückten Auge und offenem Mund Betriebliche Kinderbetreuung Unternehmen haben die Möglichkeit, ihre Beschäftigten bei der Kinderbetreuung zu unterstützen. Entsprechende Informationen hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in seiner Publikation "Mit betrieblicher Kinderbetreuung punkten" herausgegeben. Die Publikation ist auf der Website www.erfolgsfaktor-familie.de veröffentlicht. Fragen rund um die betriebliche Kinderbetreuung erteilt die Servicestelle Betriebliche Kinderbetreuung, Kronenstraße 6, 10117 Berlin unter der gebührenfreien Telefonnummer: 0800 0000 945.
3. Gestaltungsmöglichkeiten Die Ausbildung von Fachkräften und deren Bindung an das Unternehmen gewinnt angesichts der demografischen Entwicklung und des prognostizierten Fachkräftemangels immer mehr an Bedeutung. Mit der bietet sich die Chance, entsprechend der Möglichkeiten und des Bedarfs des Unternehmens auszubilden. Teilzeit heißt flexible Lösungen anbieten Die konkrete Ausgestaltung der richtet sich nach den Rahmenbedingungen des Unternehmens. Dabei sind die individuell unterschiedlichen Möglichkeiten der Auszubildenden mit einzubeziehen. Teilzeit ist nicht doppelt so lange Solange der Umfang der wöchentlichen Arbeitszeit mindestens 25 Stunden beträgt, verlängert sich die Gesamtdauer der Ausbildung nicht. Nur wenn die wöchentliche Arbeitszeit weniger als 25 Stunden beträgt bzw. weniger als 75 % der Ausbildung in Vollzeit, verlängert sich die Gesamtdauer der Berufsausbildung. Es gibt also zwei Varianten: 1. Teilzeitausbildung ohne Verlängerung der Ausbildungszeit: Die Arbeitszeit beträgt einschließlich des Berufsschulunterrichts mindestens 25 Wochenstunden. 2. Teilzeitausbildung mit Verlängerung der Ausbildungszeit: Die Arbeitszeit beträgt einschließlich des Berufsschulunterrichts zwischen 20 und unter 25 Wochenstunden. Eine Mutter zeigt ihrem Kleinkind auf dem Schoß etwas auf einem Tablet. 5
Vorteile der für Unternehmen 4. Ausibildung in Teilzeit die konkrete Umsetzung Angebote der Berufsausbildung in Teilzeit eröffnen dem Unternehmen neue Wege, engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen. Teilzeitberufsauszubildende sind im Rahmen ihrer individuell unterschiedlichen Möglichkeiten flexibel einsetzbar. Wichtig ist, dass vor Beginn der Ausbildung in Teilzeit beide Parteien ein klärendes Gespräch führen, in dem die Bedingungen und Voraussetzungen offen besprochen werden. Dies gilt insbesondere für Absprachen über den Rahmen an zeitlicher Flexibilität, um diesen mit den Erfordernissen des Betriebsablaufs abzugleichen. Hier finden sich für beide Seiten Vorteile. Zu klären sind eventuelle Ausnahmen wie Mehrarbeit, Sonn- und Feiertagsdienste, Krankheitsfall der Kinder und anderes. Individuelle Lösungen zu den Anwesenheitszeiten sollten entwickelt werden. Die Vereinbarungen hierzu sollten verbindlich sein und schriftlich fixiert werden. Auszubildende, die während einer Vollzeitausbildung schwanger werden, können nach der Geburt des Kindes die Ausbildung in Teilzeit fortführen. Bereits geleistete Investitionen in die Ausbildung werden somit gesichert und gehen dem Unternehmen nicht verloren. Effizientere Planung von Arbeitseinheiten und -zeiten bei (z.b. saisonal bedingtem) geringerem Arbeitsaufkommen. ist ein modernes Instrument familienfreundlicher Unternehmenspolitik und somit ein klarer Wettbewerbsvorteil zur Nachwuchssicherung. Mit der erhalten Unternehmen motivierte Auszubildende, die durch ihre Erziehungsaufgaben in der Regel bereits über ein größeres Maß an Organisationsvermögen und Verantwortungsbewusstsein verfügen. 6 Vertragsgestaltung Entscheidet sich ein Unternehmen, eine Ausbildung in Teilzeit anzubieten, so ist dies im Ausbildungsvertrag als Zusatzvereinbarung zu vermerken und der zuständigen Kammer zu melden. Die Ausbildungsvergütung und der Urlaubsanspruch können gemäß den gesetzlichen und/oder tariflichen Bestimmungen berechnet werden.
Tipps für die Umsetzung 5. Checkliste für Unternehmen Erpobungsphase im Praktikum Um sich mit der Einrichtung eines neuen Ausbildungsmodells vertraut zu machen, bietet es sich an, ein Kurzzeitpraktikum in Teilzeit vorzuschalten. Die Arbeitszeiten können an der angedachten wöchentlichen Stundenzahl der ausgerichtet werden. Ziel dieses "Probelaufs" ist es, den praktischen Alltag einer konkret zu überprüfen. Es empfiehlt sich, während dieser Erprobung das Gespräch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu suchen, die die Auszubildenden zukünftig anleiten. Abstimmungsgespräch mit Bewerberin bzw. Bewerber (z.b. Absprachen zu der wöchentlichen Stundenzahl, geeigneten Arbeitszeiten, Handhabung bei Engpässen/Notfällen) Einstiegsqualifizierung (EQ) Zur Unterstützung einer beidseitigen Erprobungsphase kann in bestimmten Fällen die sogenannte Einstiegsqualifizierung (EQ) genutzt werden. Es handelt sich um ein Langzeitpraktikum zwischen sechs und 12 Monaten. Während des Praktikums kann bereits die Berufsschule besucht werden. Eine Anrechnung auf die Ausbildungszeit ist möglich. Weitere Informationen erhalten Sie beim Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit. Überprüfung der getroffenen Vereinbarungen auf Alltagstauglichkeit durch ein vorausgehendes Praktikum Klärung der Ausbildungsvergütung und des Urlaubsanspruchs gemäß den gesetzlichen und/oder tariflichen Bestimmungen Abstimmung des angepassten Ausbildungsplans mit der zuständigen Kammer und Versendung des Ausbildungsvertrags an diese Frühzeitige Mitteilung an die zuständige Berufsschule über den svertrag Information der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Haus über die anstehende Die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt und der ArbeitgeberService bieten hierzu unter der kostenfreien Service-Nr. 0800 4 5555 20 persönliche und individuelle Beratung an. 7
6. Ausbildungsvergütung/ Finanzierungsmöglichkeiten Die Ausbildungsvergütung kann der Arbeitszeit entsprechend reduziert werden. Es kann - und wird in vielen Fällen - aber auch eine ungekürzte Ausbildungsvergütung vereinbart werden. Wenn die Ausbildungsvergütung reduziert wird, reicht sie in den meisten Fällen für den Lebensunterhalt nicht aus. Die/der Auszubildende kann diverse staatliche Leistungen beantragen, um den eigenen Lebensunterhalt zu sichern. Einen Überblick bietet die Broschüre des Bundesministeriums für Bildung und Forschung: "Ausbildung in Teilzeit - Finanzierungsmöglichkeiten des Lebensunterhalts." Eine Frau sitzt hinter einem Computerbildschirm. 8
Checkliste für Auszubildende: Wo kann ich welche Leistungen* beantragen? Agentur für Arbeit: - Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) - ausbildungsbegleitende Hilfen (abh) - Förderung der Ausbildung als Weiterbildung (FbW) - Förderung des Betriebs über das Programm Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter Älterer in Unternehmen (WeGeBau) Familienkasse der Agentur für Arbeit: - Kindergeld für eigenes Kind - Kindergeld, welches die Eltern für die/den Auszubildende/n erhalten - Kindergeldzuschlag Jobcenter/Sozialagentur: - ergänzende Leistungen - Arbeitslosengeld II - Mehrbedarf für Alleinerziehende - darlehensweise bewilligte Leistungen zum Lebensunterhalt im Härtefall - eventuell bestehende Leistungsansprüche der Kinder - Leistungen der Bildung und Teilhabe für die Kinder Elterngeldstelle: - Elterngeld Wohngeldbehörde der Gemeinde, Stadt- oder Kreisverwaltung: - Wohngeld (für Kind/Partner oder Partnerin) Jugendamt: - Unterhaltsvorschuss/Unterhalt von Kindesvater oder -mutter - Kinderbetreuungskosten GEZ: - Gebührenbefreiung Telefonanbieter: - Sozialanschluss Geldinstitut: - Befreiung von Kontoführungsgebühren * Die Anspruchsvoraussetzungen müssen im Einzelfall geprüft werden. 9
7. Exkurs - schulische Ausbildung Eine ist grundsätzlich in allen anerkannten Berufen des dualen Ausbildungssystems möglich. Die Möglichkeit auf eine gibt es aber auch in schulischen Ausbildungsbereichen wie z.b. in Pflegeoder Erziehungsberufen - allerdings bietet nicht jede Schule diese Modelle an. Wer eine schulische Ausbildung beginnen möchte, braucht einen Schulplatz für den theoretischen Unterricht und einen Ausbildungsvertrag mit einem Betrieb - dem Träger der praktischen Ausbildung. Tipp: Da es meist feste Anmeldefristen für die Berufsfachschule (BFS) gibt, sollte sich die/der Auszubildende zeitnah bei den gewünschten Schulen informieren. Eine ausführliche Übersicht zu den BFS bietet das KURSNET der Bundesagentur für Arbeit. 10 Leistungen bei schulischer Ausbildung Im Gegensatz zur dualen Berufsausbildung erhält die/der Auszubildende bei der schulischen Ausbildung keine Ausbildungsvergütung. Bei privaten Berufsfachschulen müssen zudem meist Schulgelder entrichtet werden. Zu beachten ist auch, dass Leistungen nach dem Berufsausbildungsförderungsgesetz (BAföG) im Falle einer schulischen nicht gewährt werden, da nur eine Vollzeitberufsausbildung über dieses Gesetz förderfähig ist. Eine andere Möglichkeit ist ein sogenannter Bildungskredit der Kreditanstalt für den Wiederaufbau, der jedoch verzinst zurückgezahlt werden muss. Weitere Informationen zu BAföG und weiteren Finanzierungsmöglichkeiten finden Sie unter www.bafög.de.
Junge Frau mit Büchern in der Hand 8. Weiterführende Informationen Publikationen "Ausbildung in Teilzeit - ein Gewinn für alle" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung "Chancen erkennen. Vorteile nutzen. Der Arbeitgeber-Service auf einen Blick" der Bundesagentur für Arbeit "Das Angebot der Berufsberatung im Saarland" und "Das Angebot der Berufsberatung in Rheinland-Pfalz" der Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland "Brücke in die Berufsausbildung Betriebliche Einstiegsqualifizierung (EQ)" der Bundesagentur für Arbeit Auskünfte erteilen die Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt in den Jobcentern und Agenturen für Arbeit sowie der Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit unter der gebührenfreien Hotline: 0800 4 5555 20 11
Herausgeberin Bundesagentur für Arbeit Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland März 2015 Chancengleichheit am Arbeitsmarkt Druck Media-Print Informationstechnologie GmbH Eggertstr. 28 33100 Paderborn www.arbeitsagentur.de