DER ARZTBERUF VERLIERT FÜR ÄRZTE AN ATTRAKTIVITÄT Viele Ärzte befürchten einen zukünftigen Ärztemangel vor allem in ländlichen Gebieten

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Transkript:

allensbacher berichte Institut für Demoskopie Allensbach 2009 / Nr. 12 DER ARZTBERUF VERLIERT FÜR ÄRZTE AN ATTRAKTIVITÄT Viele Ärzte befürchten einen zukünftigen Ärztemangel vor allem in ländlichen Gebieten Die Mehrheit der Ärzte ist überzeugt, dass der Arztberuf in Zukunft an Attraktivität verlieren wird. In dieser Einschätzung sind sich niedergelassene Ärzte und Krankenhausärzte weitgehend einig. 56 Prozent der Ärzte, die das Institut für Demoskopie Allensbach im Rahmen einer Repräsentativbefragung für den MLP Gesundheitsreport 2009 befragt hat, teilen diese Befürchtung, nur eine kleine Minderheit von 9 Prozent rechnet damit, dass der Beruf des Arztes in Zukunft attraktiver sein könnte als heute, knapp jeder Dritte erwartet keine Veränderung. Was die Situation in der Gegenwart angeht, ist die Ärzteschaft schon seit längerem gespalten. 50 Prozent der Ärzte halten ihren Beruf im Moment durchaus noch für attraktiv, aber ein großer Teil der Ärzte (47 Prozent) empfindet es anders und hält den eigenen Beruf längst nicht mehr für besonders anziehend. www.ifd-allensbach.de Porträt des Instituts - Leistungsspektrum - Aktuelle Studien Belege an INSTITUT FÜR DEMOSKOPIE ALLENSBACH, 78472 Allensbach am Bodensee

Sorgen um die künftige Attraktivität des Arztberufs Es halten den Arztberuf aktuell für - attraktiv weniger attraktiv 47 50 48 47 2008 2009 Die Attraktivität des Arztberufs wird in Zukunft- 2008 2009 abnehmen unverändert bleiben zunehmen 53 56 33 31 10 9 Krankenhaus- und niedergelassene Ärzte in Deutschland QUELLE: MLP Gesundheitsreport 2009, IfD-Umfragen 5244, 5262 In den Urteilen über die Attraktivität des Arztberufs spiegeln sich erwartungsgemäß in hohem Maße die unterschiedlichen Bewertungen und Einschätzungen der derzeitigen bzw. der künftigen Einkommenssituation wider. Ärzte, die von der Attraktivität ihres Berufs überzeugt sind, bewerten ihre derzeitige wirtschaftliche Lage und auch die weitere Entwicklung deutlich günstiger als diejenigen, die an der Attraktivität ihres Berufs zweifeln. Daneben haben sie aber auch deutlich weniger das Gefühl, sich nicht ausreichend um ihre Patienten kümmern zu können. - 2 -

Insgesamt führt die nachlassende Attraktivität des Arztberufs, die viele Ärzte für die Zukunft sehen, dazu, dass mehr als jeder zweite Arzt (55 Prozent) einem jungen Mediziner heute eher davon abraten würde, sich als Arzt niederzulassen. Nur gut jeder fünfte Arzt würde einem jüngeren Kollegen einen solchen Schritt noch ausdrücklich empfehlen. Immer weniger Ärzte würden zu einer Niederlassung raten FRAGE: "Würden Sie einem jungen Mediziner, der sich noch in Ausbildung befindet, raten, sich als Arzt niederzulassen?" Würde zuraten Würde abraten 33 22 50 55 2008 2009 Krankenhaus- und niedergelassene Ärzte in Deutschland QUELLE: MLP Gesundheitsreport 2009, IfD-Umfragen 5244, 5262 Die Skepsis gegenüber der Zukunft des Arztberufs kommt nicht nur darin zum Ausdruck, dass Ärzte vielfach nicht mehr bereit sind, Jüngeren den eigenen Beruf zu empfehlen, sondern auch darin, dass zahlreiche Ärzte darüber nachdenken, ihre Praxis aufzugeben. Vor allem bei den Hausärzten sind solche Überlegungen verbreitet. Ein Drittel der Hausärzte denkt zurzeit nach eigener Auskunft ernsthaft darüber nach, seine Praxis zu schließen. Erwartungsgemäß beschäftigen sich ältere Ärzte häufiger mit solchen Erwägungen als ihre jüngeren Kollegen. 37 Prozent der Ärzte im Alter von 55 Jahren und mehr ziehen aktuell eine Schließung ihrer Praxis in Betracht. Aber auch bei den Unter-55-Jährigen ist dieser Anteil mit 21 Prozent beträchtlich, 22 Prozent der Jüngeren haben schon in der Vergangenheit darüber nachgedacht. - 3 -

Zu solchen Überlegungen kommt es überdurchschnittlich oft auch bei den Ärzten in kleineren und mittleren Gemeinden und Städten. 34 Prozent der Ärzte aus Städten bzw. Regionen mit weniger als 100.000 Bewohnern erwägen zurzeit die Aufgabe ihrer Praxis, 25 Prozent der Ärzte in den Ballungsräumen bzw. Großstädten. Verbreitete Überlegung zur Aufgabe der Praxis FRAGE: "Denken Sie zurzeit ernsthaft darüber nach, Ihre Praxis aufzugeben, oder haben Sie in den letzten 2, 3 Jahren einmal darüber nachgedacht, oder ist das nicht der Fall?" Denke zurzeit über Aufgabe der Praxis nach Habe in den letzten 2, 3 Jahren darüber nachgedacht Niedergelassene Ärzte Ärzte insgesamt insgesamt Hausärzte Hausärzte 28 33 21 18 Fachärzte Fachärzte 24 22 In Städten/Regionen In mit über 500.000 Einwohnern 100-500.000 Einwohnern 25 24 21 23 unter 100.000 Einwohnern Ärzte im Ärzte Alter im Alter von von 34 18 unter 55 55 Jahren 21 22 55 Jahren und älter 37 19 Niedergelassene 0 20Ärzte in 40 Einzelpraxen 60 80 100 QUELLE: MLP Gesundheitsreport 2009, IfD-Umfrage 5262-4 -

Angesichts der Erwartungen, dass es künftig immer weniger attraktiv sein wird, als Arzt zu arbeiten, sind Befürchtungen über einen zunehmenden Ärztemangel in der Ärzteschaft weit verbreitet. Die überwältigende Mehrheit von 85 Prozent geht davon aus, dass es landesweit zu einem Ärztemangel kommen wird. Im Hinblick auf die regionale medizinische Versorgung sind vor allem die Ärzte in Ostdeutschland besorgt. 92 Prozent der ostdeutschen Ärzte rechnen mit einem Ärztemangel in den östlichen Bundesländern, in Westdeutschland erwarten knapp zwei Drittel für die Zukunft eine regionale Unterversorgung. Vor allem Ärzte aus strukturschwächeren Regionen und aus eher ländlichen Gebieten mit nur kleinen und mittleren Gemeinden sind überzeugt, dass künftig nicht mehr ausreichend Ärzte für eine flächendeckende medizinische Versorgung der Bevölkerung zur Verfügung stehen werden. 82 Prozent der Ärzte aus solchen Gebieten rechnen mit einem regionalen Ärztemangel, in Ballungsräumen und Großstädten haben nur 37 Prozent diese Sorge. Große Befürchtungen bestehen auch im Hinblick auf die zukünftige Situation in den Krankenhäusern. Die überwältigende Mehrheit der Krankenhausärzte rechnet mit Nachwuchsproblemen. 89 Prozent haben Zweifel, ob sich in Zukunft noch genügend junge Mediziner für den Beruf des Krankenhausarztes entscheiden werden. - 5 -

Große Befürchtungen über einen Ärztemangel und Nachwuchsprobleme Es rechnen künftig mit einem Ärztemangel in ihrer Region Ärzte insgesamt Ärzte insgesamt 67 in Westdeutschland In Westdeutschland 63 in Ostdeutschland In Ostdeutschland 92 In Städten/Regionen In mit über 500.000 Einwohnern 37 100-500.000 Einwohnern 76 unter 100.000 Einwohnern 82 Es erwarten Nachwuchsprobleme bei Krankenhausärzten 20 Krankenhausärzte 23 24 16 28 89 0Ärzte in 20 Deutschland 40 60 80 100 QUELLE: MLP Gesundheitsreport 2009, IfD-Umfrage 5262 Allensbach am Bodensee, Anfang August 2009 TECHNISCHE DATEN FÜR DIE REDAKTION MLP Gesundheitsreport 2009 Ausführliche Informationen unter www.mlp-gesundheitsreport.de Anzahl der Befragten: 512 Repräsentanz: Krankenhaus- und niedergelassene Ärzte in Deutschland Zeitraum der Befragung: 25. Mai bis 15. Juni 2009 Archiv-Nummer der Umfrage: 5262-6 -