... zum Abbau zu schade!

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1. Makroökonomische Daten. 2. Tourismusstatistik

Transkript:

Karstlandschaften

... zum Abbau zu schade!

Karstlandschaften gehören zu den sensibelsten Naturlandschaften einmal zerstörte Karstgebiete mit ihrem über- und unterirdischen Formenschatz sind nicht durch Renaturierung wiederherstellbar aus: Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.v.: "Erwartungen an die politischen Entscheidungsträger im Natur- und Umweltschutz anlässlich des Internationalen Jahres der Berge"

Sensible Karstlandschaften 1: Alte Waldstandorte Gipskarst Südharz, Alter Stolberg in Thüringen

Sensible Karstlandschaften 2: Trockenrasen Gipskarstlandschaft Südharz, Kreuzstiege in Niedersachsen

Karstlandschaft Südharz, Niedersächsischer Teil: Ca. 40% des oberflächig anstehenden Gipses sind bereits abgebaut Schluchtwald im Lichtenstein

Karstlandschaft Südharz, Thüringer Teil: ca. 30 % der Flächen mit oberflächennahem Gips sind in Abbau (> 600 ha) Rüsselsee bei Woffleben

Geokarte Deutschland: oberflächig vorkommender Gips und Kalk

Mittelfranken in Bayern: Über 12.000 ha Vorrang- und Vorsorgegebiete für Gipsabbau ausgewiesen NSG und FFH-Gebiet "Sieben Buckel" bei Markt Northeim

Der Naturgipsabbau hat aber auch auf andere Stellen Auswirkungen... Naturgips-Tagebau Kohnstein bei Nordhausen, Thüringen

> Kalkabbau u.a. für Rauchgas-Entschwefelungs-Anlagen zerstört weitere Karstlandschaften... Zlatý Kuň, Böhmischer Karst, Tschechische Republik

> Rauchgas-Entschwefelungs-Anlagen(REA)-Gips wird deponiert... Deponie des Kraftwerkes Lippendorf bei Leipzig

> Gips-Bauschutt aus Häuserabriss wird deponiert...

1. Kalkabbau für Entschwefelung 2. Gipsabbau 3. REA-Gips-Halde 4. Bauschutt-Verfüllung Dieser 4-fache Landschaftsverbrauch ist unnötig! Würde in Deutschland nur allein der anfallende REA-Gips verwendet, würden REA-Gips-Deponie und Naturgips-Tagebaue entfallen. Gipsrecycling aus Bauschutt könnte weiteren Deponieraum abbauen.

Quelle: Promineral 1999 Gipsbedarf in Deutschland (inklusive Export) 1995-2002 : 8 bis 10 Mio t Gips/Jahr REA-Gips-Anfall in Deutschland 2002 : ca. 7,5 Mio t (3 Mio t alte Bundesländer, 4,5 Mio t neue Bundesländer)

Vier neue, moderne Braunkohlekraftwerke in den neuen Bundesländern und 4,5 Mio t REA-Gips/Jahr (Stand 2002) Laufzeit der Kraftwerke: 40 Jahre Kraftwerk Lippendorf bei Leipzig

Die Gipsproduktion in Deutschland und Europa umfasst zu 95% Bauprodukte, die über natureplus zertifizierbar sind: Verwendung von Gips in Deutschland (t/a): - Platten (ca. 3 Mio) - Estriche (ca. 2 Mio) - Zuschlag Zement (1,5 Mio) - Putze, Mörtel (ca. 1-2 Mio) - Spezialgipse (ca. 0,5 Mio) Alle großen Gipsfirmen in Deutschland besitzen Werke, die ausschließlich REA-Gipse zu folgenden Produkten verarbeiten: -Platten -Estriche -Putze, Mörtel - Spezialgipse (Dentalgipse, Lebensmittelgipse) Alle großen Gipsfirmen in Deutschland besitzen Gipswerke, die ausschließlich oder vorwiegend Natur-Gipse verarbeiten. REA-Gipse werden oftmals zur Verbesserung der Qualitäten dem Naturgips beigemengt.

Recycling-Potenzial von Gips aus Bauschutt (Prognose Umweltbundesamt): 2 Mio t/jahr = 20-25 % des Bedarfs in Deutschland

Gipsverbrauch in Europa: 32 Mio t/a davon Naturgips: 22 Mio t/a Quelle: Promineral 1999 Aktuell genutzte Sekundärgipse in Europa: REA-Gipse (alle Gipsprodukte)(Deutschland, Italien, Österreich, Tschechien, Polen, etc.) Flusssäure-Gipse (Estriche)(D, etc.) Phosphosäure-Gipse (Baustoffe)(D, etc.) Zitronensäuregipse (Spezialgipse) Milchsäuregipse (Spezialgipse) Gipse aus Titandioxid-Herstellung

Damit uns und nachfolgenden Generationen ursprüngliche Natur und erholsame Landschaften erhalten bleiben: absoluter Vorrang beim Einsatz von Sekundärrohstoffen ausschließlich Zertifizierung von Sekundär-Gips-Produkten nur Zertifizierung von Produkten aus untertägig gewonnenem Kalk

Probleme von Kalkabbau Foto: Kalkabbau für Zement, Trassenbau und Kalkwäsche der Rauchgas- Entschwefelungs-Anlagen; Zlatý Kuň, Böhmischer Karst, Tschechische Republik

oberflächig anstehende Gipse und Gipslandschaften kommen in Deutschland und Europa wesentlich seltener vor als Kalke/Kalklandschaften die Abbaurate von Naturkalk ist allerdings mindestens 10 x höher als die für Gips (Werte für Deutschland) Kalkabbau: 60 - > 100 Mio t/jahr Gipsabbau: 5-7 Mio t/jahr

Kalkabbau: Weserberge

Kalkabbau: 60 - > 100 Mio t/a in D Verwendung von Kalk: -Zement (>40 Mio t/a) - Schotter Trassenbau (Auto, Bahn) - Putze, Estriche, etc. - Entschwefelung (3-4 Mio t/a) Gipsabbau: 5-7 Mio t/a in D Verwendung von Gips: -Platten (ca. 3 Miot/a) -Estriche (ca. 2 Miot/a) - Zuschlag Zement (1,5 Mio t/a) -Putze, Mörtel - Spezialgipse (ca. 0,5 Mio t/a)

Steinbruchverfüllung mit schwermetallhaltigen Aschen im Gipstagebau Lüthorst

Warum kein Naturgipsabbau?

Karstlandschaft Südharz, Niedersächsischer Teil: Lichtenstein Niedersachsens größter Schluchtwald auf Gips wurde 1994 zum Gipsabbau genehmigt: 100 % gesetzlich geschützte Biotope 100 % FFH-Lebensräume Anträge auf NSG-Ausweisung abgelehnt Endprodukt: Gipskartonplatte

Karstlandschaft Südharz, Niedersächsischer Teil: Kreuzstiege 1997 Abbaugenehmigung 100% FFH-Lebensräume (Halbtrockenrasen, Flachlandmähwiesen) Abbaugenehmigung 2 Jahre nach Ende der Meldepflicht für FFH-Gebiete

Karstlandschaft Südharz, Thüringer Teil: über 300 ha alte Waldbestände zum Abbau genehmigt im Alten Stolberg bei Rottleberode NSG-Ausweisung abgelehnt 100 % FFH-Lebensräume aus FFH-Meldung herausgenommen

Mittelfranken in Bayern: Über 12.000 ha Vorrang- und Vorsorgegebiete für Gipsabbau ausgewiesen NSG und FFH-Gebiet "Sieben Buckel" bei Markt Northeim, Gipsabbau 2004 begonnen im direkt angrenzenden NSGund FFH-Vorschlagsgebiet

Gipsabbauplanung im Landschaftsschutzgebiet "Dörfelstein" am Nationalpark Gesäuse, Steiermark, Österreich

Rekultivierung 1: Lehmhaltiger Abraum kann ursprüngliche Gipskarstböden in keiner Weise ersetzen oder wieder herstellen. Waldstandorte tragen hier Ruderalfluren und Büsche Hellenberg am Lichtenstein bei Osterode, Niedersachsen

Rekultivierung 2: Auch auf Gipsschotter kann kein ursprüngliches Biotop - Wald oder Wiese - anwachsen, da der über Jahrtausende gewachsene Oberboden fehlt. Baumanpflanzungen vertrocknen im wasserabführenden Gipsschotter. Rüsselsee bei Woffleben, Thüringen

Rekultivierung 3: Alte Waldstandorte sind nicht rekultivierbar. Hier vertrocknen Jungbäume auf dem verfestigten, staunassen Substrat Hellenberg am Lichtenstein bei Osterode, Niedersachsen

Wald ist nicht renaturierbar nach Gipsabbau. Der seit 10.000 Jahren gewachsene Oberboden des Waldes ist durch den Gipsabbau für immer verloren. Alter Stolberg bei Rottleberode, Thüringen

Konzept & Text: Ursula Schäfer; Fotos: Philipp Küchler, Stephan Röhl, BI Dörfelstein; BN