Workshop Responsible Sourcing
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- Jutta Böhler
- vor 5 Jahren
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1 Workshop Responsible Sourcing Stuttgart Thomas Schmitz, natureplus
2 Allgemeine Aufgabenstellung Diskussionspunkte lt. Einladung: 1. Welche Anforderungen müssen an Baustoffe gestellt werden, um eine verantwortungsbewusste, nachhaltige und umweltverträgliche Materialgewinnung zu gewährleisten? 2. Welche Standards gibt es bereits. Wie werden diese aktuell umgesetzt? 3. Sind Anforderungen und Standards baustoffübergreifend anwendbar? Wie können diese aussehen? 4. Welche Nachweismöglichkeiten sind umsetzbar? 5. Welche Ziele sollten zusätzlich übergeordnet verfolgt werden? Gliederung meines Impulsvortrags: Wie sieht der Ressourcenverbrauch im Bausektor aus und welche Konflikte resultieren daraus? Besondere Beispiele sind Zement und Gips Welche Rolle spielt der Bausektor in Bezug auf die Abfallthematik? Wie weit gibt es heute bereits einen Einsatz von Sekundärrohstoffen und Recyclingmaterialien? Wie sehen die natureplus-standards bezüglich responsible sourcing aus? In Bezug auf Holz / nawaro und mineralische Rohstoffe Wie wird die Einhaltung dieser Standards kontrolliert? Welche Probleme treten auf?
3 Ressourcenverbrauch durch den Bausektor / Beispiel Zement Der Bausektor ist verantwortlich für 50 % des EU-Ressourcenverbrauchs 2013 wurden allein in Deutschland 521 Millionen Tonnen an mineralischen Baurohstoffen eingesetzt 50 % des EU-Primärenergieverbrauchs Die Herstellung von Bauprodukten erfordert allein >10 % der EU-Energie Der Ressourcenverbrauch für Zement in D > 32 Mio. to / a Zement (davon 20 % Export) Rohstoffabbau (Kalkstein) > 55 ha/jahr, Naturschutzthema Energieeinsatz ca. 5 % des Gesamtverbrauchs, Nutzung von Ersatzbrennstoffen 2,2 Mio. to Braunkohle = weitere 7 ha Abbaufläche Zement ist nicht von Beton zu trennen 85 % des Zements gehen in Beton Sand + Kies = 424 ha Flächenverbrauch (z.t. Auwälder)
4 Produktion ausgewählter Baustoffe (Quelle: BGR Rohstoffbericht 2012)
5 Rohstoffproduktion (vorwiegend) für Baumaterialien, Beispiele
6 Zement kommt es drauf an, wie man ihn macht? Größte Einflüsse auf die Ökobilanz haben Klinkeranteil Einsatz von Sekundärrohstoffen Flugasche Hüttensand Recyclingbeton Mit Zusatz von aufbereitetem Abbruchmaterial an Stelle von Natursand / Kies
7 Wachsende Energieeffizienz bei Zement durch Emissionshandel? Deutlicher Rückgang der energieintensiven CEM I-Sorten mit hohem Klinkeranteil Statt dessen Anstieg der klinkerarmen Sorten CEM II und III Ursache: Emissionshandel verteuert fossilen Energieeinsatz
8 Weiter Weg zur Kreislaufwirtschaft am Beispiel Gips Steigender Bedarf an Gips zum Bau In Deutschland 10 Mio. t Baugipsprodukte / a Weltweit etwa 110 Mio. t / a Konflikte mit dem Naturschutz Gipskarst im Harz, Untertagebau in Österreich und Osteuropa Einsatz von Industriegipsen Anteil REA-Gips ca. 70 % des Baubedarfs aber noch viel Deponie wg. Eigenschaften (Weißgrad) REA-Gips geht bis 2050 dem Ende entgegen Wegen dem Auslaufen der Kohleverstromung Zitronensäure-Gips wird verwertet (0,5 Mio. t) Phosphor-Gips (Düngemittel) nicht, bei (weltweitem) Potential von 110 Mio. t / a Gips aus Baustellenabfällen und Rückbau steht (noch) nicht zur Verfügung RC-Gips bisher nur 0,75 % wg. schlechter Qualität des erfassten Bauschutts
9 Gips-Stoffströme in Deutschland 1991
10 Anteil des Bausektors an der Abfallthematik Bau- und Abbruchabfälle (gelb) machen mehr als 50 % des Abfall- Aufkommens in Deutschland aus: ca. 200 Mio. t/a Hinzu kommen noch Abfälle aus der Gewinnung von mineralischen Bodenschätzen
11 Bauabfälle: Zusammensetzung und Verwertung (UBA-Bericht 2014) Zusammensetzung % mineralisch (192 Mio. t) 65 % davon Erdaushub und Straßenaufbruch (125 Mio. t) 51,6 Mio. t Bauschutt (27 %) 14,6 Mio. t Baustellenabfälle 0,6 Mio. t Bauabfälle aus Gips (sortenrein) Verwertung 2012 Von 110 Mio. t Erdaushub 78 % Verfüllung im Übertagebergbau Nur 9,8 % Verwertung (überwiegend Straßenunterbau) 10,7 Mio. t Von 66 Mio. t Bauschutt-Recycling 72 % im Straßen- und Erdbau eingesetzt 19 % als relativ hochwertiger Beton- und Asphalt- Zuschlag (12,6 Mio. t) eingesetzt
12 Urban Mining Rohstoffgewinnung aus dem anthropogenen Lager Das menschengemachte Materiallager in Wohngebäuden (WG) in Deutschland liegt zwischen 8,4 Mrd. t und 9,3 Mrd. t, für Nichtwohngebäude (NWG) wurden 6,7 Mrd. t berechnet. Zusammen ca. 16 Mrd. t Insgesamt dominieren mineralische Baustoffe. Bei NWG ist der Anteil weiterer Materialien (insbes. Metalle, Kunststoffe, Holz) mit 13 % ca. doppelt so hoch wie bei WG (5 % bis 7 %). Hinzu kommt Haustechnik mit 21 Mio. t. Das Lager wächst: Der für 2010 ermittelte Input aus Neubau und Sanierung beträgt für WG 53 Mio. t und für NWG 67 Mio. t. Der Output liegt für WG bei 20 Mio. t und für NWG bei 23 Mio. t. Quelle: UBA Studie 2015
13 Potentiale an Gipsrecycling in Deutschland Bestand Mio. t verbaute Gipsplatten in D Verschnitt bei Neubau ca t/a 60 % des Bauschutts sind Ausbau- Material, davon 20 % gipshaltig => 8 Mio. t / a Gipsreststoffe bei mehr als 20 % Gips-Anteil nicht mehr deponiefähig Baureststoffe aus Gipsplatten ca. 0,6 1,5 Mio. t / a Rec-Kapazitäten 2 Anlagen zur Aufarbeitung mit max t Kapazität > nicht ausgelastet 13 Produktionsbetriebe als Abnehmer
14 natureplus fördert den nachhaltigen Ressourceneinsatz Auszug aus den natureplus-basiskriterien Der Anteil an nachwachsenden und/oder umweltverträglich gewonnenen mineralischen Rohstoffen soll in den Produkten maximiert, der Einsatz von petrochemischen Stoffen muss auf das technisch Notwendige minimiert sein. In der Regel soll der Anteil der nachwachsenden und mineralischen Rohstoffe mindestens 85 Masse% des Produktes betragen.... Beschränkt verfügbare bzw. nur aufwändig zu gewinnende Rohstoffe sollen nach Verfügbarkeit durch umweltverträgliche Sekundärrohstoffe ersetzt werden. Die nachhaltige Verwendung natürlicher Ressourcen ist vor allem durch die umweltverträgliche und ressourcenschonende Gewinnung der Rohstoffe sowie durch die Verwendung umweltverträglicher Sekundärrohstoffe nachzuweisen. Die jährlichen Nutzungsraten der eingesetzten erneuerbaren Rohstoffe dürfen die jährliche Nettoproduktion (Differenz zwischen Verbrauch und Nachwuchs pro Jahr) nicht wesentlich überschreiten. Werden nicht erneuerbare Ressourcen verwendet, dann müssen die in bekannten Lagern vorrätigen mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand gewinnbaren Ressourcen den 100-fachen Jahres-Ressourcenbedarf decken können. Bei der Herstellung zertifizierter Produkte sollen die Grundregeln eines recyclinggerechten Materialdesigns eingehalten werden - Die Anzahl der Einsatzstoffe sollte minimiert werden - Die Baustoffe sollten sich für die Aufbereitung zu gleichwertigen Recyclingprodukten eignen... - Ein Materialverbund sollte nach Möglichkeit vermieden werden -...
15 Ressourcenschonende Gewinnung von Holz ist weitgehend geklärt Nachhaltige Forstwirtschaft hat sich etabliert Zertifizierungssysteme FSC und PEFC (nicht gleichwertig!) sind verbreitet Holzhandelsrichtlinie verlangt CoC in der Lieferkette Nationale Forstgesetzgebung in DE/AT/CH hat Nachhaltigkeitsgrundsätze eingeführt Holz von Hier als regionaler Herkunftsnachweis natureplus verlangt (RL5002) Herkunftsnachweis (CoC nach Holzhandels-RL) FSC-Zertifizierung für nicht einheimische Hölzer FSC oder PEFC oder Nachweis für regionale Holzherkunft (300 LKW-km) in Ländern mit Nachhaltigkeit in Forstgesetzgebung
16 natureplus Grundlagenrichtlinie 5003: Naturschutz beim Abbau mineralischer Rohstoffe Vorrang für Sekundärrohstoffe Bei der Verwendung von mineralischen Rohstoffen sollen vorrangig vorhandene oder erschließbare Sekundärrohstoffe (z.b. Abbruchmaterial, REA-Gipse u.ä.) eingesetzt werden. Nicht erneuerbare natürliche Rohstoffe dürfen nur verwendet werden, wenn Sekundärrohstoffe innerhalb ökologisch vertretbarer Transportdistanzen nicht verfügbar sind. Der Hersteller muss Verfügbarkeit offen legen und ggf. konkrete Planungen vorlegen, wann und in welchem Umfang er natürliche Rohstoffe durch Sekundärrohstoffe ersetzen wird. Naturschutz Durch den Abbau natürlicher mineralischer Rohstoffe (Primärrohstoffe) dürfen die Schutzziele von gesetzlich national oder international geschützten oder schützenswerten Gebieten nicht beeinträchtigt werden. natureplus hört dann, wenn die Produkte in bedeutendem Umfang aus Primärrohstoffen bestehen und Hinweise auf Naturschutzkonflikte vorliegen, die anerkannten Naturschutzverbände im Rahmen der Zertifizierung zu den Abbaubedingungen an. Renaturierung Der Hersteller erbringt den Nachweis von Vorkehrungen zum Schutz der Natur, des Grundwassers, der Oberfläche und zur Sicherung der Oberflächennutzung nach Beendigung der Abbautätigkeit. Es gelten insbesondere das Verschlechterungsverbot und die Verpflichtung zur Aufstellung eines Pflege- und Entwicklungsplanes.
17 Probleme bei der Umsetzung der RL5003 in der Zertifizierungspraxis Verfügbarkeit von Sekundär-Rohstoffen? Marktspezifische Betrachtung Ist der Markt in AT anders als DE? Preisgesteuerte Betrachtung Welche Rolle spielen Mehrkosten? Angebotsorientierte Betrachtung Wer trägt die Kosten der Aufbereitung? Fehlende Informationen über Natur-Rohstoffe Keine Auskunfts-/Deklarationspflicht für Lieferanten von Rohstoffen und Vorprodukten Normal nur Abbaugenehmigung verfügbar Konflikte mit Naturschutz und Renaturierung? Keine verlässlichen Informationen Umweltverbände sind für solche Nachfragen nicht bereit
18 Umsetzung gemäß dem Handbuch (z.b. Informationen über Schutzgebietskartierung)
19 Konflikte bei der Durchsetzung der natureplus-anforderungen Was nervt Blockadepolitik der Verbände (Gips, Ziegel, Zement, Holzwerkstoffe usw.) Fehlende Informationen, mangelnde Transparenz (Betriebsgeheimnis) Rohstoffherkunft kein Thema im Markt Was helfen könnte Deklarationspflicht für Rohstoffherkunft als CoC für alle Produkte (nicht nur Holz) Deklarationspflicht für Zusammensetzung Anforderungen der öffentlichen Hand an Rohstoffherkunft (WECOBIS, NBBW) Anforderung von Gebäude- Zertifizierungs-Systemen (DGNB/BNB)
20 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Thomas Schmitz Geschäftsführer natureplus e.v. Hauptstr. 24, Neckargemünd Tel
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