Klimawandel und Katastrophenschutz

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Transkript:

Klimawandel und Katastrophenschutz Dr. Wolfram Geier AGBF-Fachtagung 2009 Wilhelmshaven

Inhalt Klimawandel - Prognosen und Trends Globale Entwicklungen - der IPCC-Bericht Klimawandel Prognosen und Trends für Deutschland Folgen für den Katastrophenschutz Auswirkungen auf katastrophenschutzrelevante Infrastrukturen Unmittelbare Auswirkungen auf den Katastrophenschutz Klimaresistenter Katastrophenschutz - Handlungsbedarf Anpassungsmaßnahmen an den Bevölkerungsschutz Deutsche Anpassungsstrategie Internationale Aspekte Klimawandel und Bevölkerungsschutz ein Projekt des BBK Seite 2

Globale Klimaänderungen Bisherige Entwicklungen Temperaturerhöhung, im Mittel 0,75 C in den letzten 100 Jahren Anstieg des Meeresspiegels (im 20. Jahrhundert ca. 17 cm) Steigende Häufigkeit von Starkniederschlägen intensivere, länger anhaltende Dürren seit den 1970er Jahren Änderung von Temperaturextremen in den letzten 50 Jahren: weniger kalte Tage und Frost Zunahme von heißen Tagen und Hitzewellen Temperatur Meeresspiegel 1850 1900 1950 2000 (Quelle: IPCC, 2007) Seite 3

4. Bericht des IPCC (2007) Projektionen zukünftiger Klimaentwicklung Anstieg der globalen Temperatur bis 2100: 1,8 4,0 C Änderungen der Niederschlagsmuster Zunahme extremer Wetterereignisse: Hitzeperioden, heiße Tage (sehr wahrscheinlich, >90%) Starkniederschläge: (sehr wahrscheinlich > 90%) Zunahme der Aktivität tropischer Wirbelstürme (wahrscheinlich, >66%) Anstieg des Meeresspiegels Seite 4

Elbe-Hochwasser August 2002 Ursache: Vb-Wetterlage, großflächige Starkniederschläge (Ostdeutschland / Tschechien) Unmittelbare Auswirkungen: > 38 Todesopfer > 15 Mrd. volkswirtschaftlicher Schaden Auswirkungen auf Infrastrukturen: Zerstörungen von Gebäuden großflächige Zerstörung des Transportnetzes Zusammenbruch des Telekommunikationsnetzes Unterbrechung der Trinkwasser-, Strom-, Gasversorgung Evakuierungen (Kranken-, Pflegeeinrichtungen) Seite 5

Orkan Kyrill im Januar 2007 Auswirkungen: 34 Todesopfer europaweit, 11 Tote in Deutschland 7,8 Mrd. Gesamtschäden in Europa erstmalig: Bahnverkehr bundesweit eingestellt Seite 6

Orkan Kyrill Stromausfälle* NW flächendeckend betroffen MV partiell betroffen *soweit von den Lagezentren der Länder gemeldet BB partiell betroffen RP flächendeckend betroffen ST flächendeckend betroffen SN flächendeckend betroffen BW flächendeckend betroffen BY partiell betroffen TH partiell betroffen Seite 7

Bisherige Entwicklungen Naturkatastrophen in Deutschland 1970-2007 45 Anzahl der Ereignisse 40 35 30 25 20 Geophysikalisch (Erdbeben, Tsunami, Vulkanausbruch) Meteorologisch (Sturm) Hydrologisch (Überschwemmung, Massenbewegung) Klimatologisch (Temperaturextreme, Dürre, Waldbrand) 15 10 5 0 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, GeoRisikoForschung, NatCatSERVICE, Stand März 2008 Seite 8

Zentrale Fragen für den Katastrophenschutz in Deutschland Wo sind welche Schutzgüter? Wo sind Bereiche mit hoher Vulnerabilität?? Wo?? ist das Risiko von national bedeutsamen Schäden besonders hoch?? Wo sind welche (Natur-) Gefahren zu erwarten? Wo sind welche Schäden zu erwarten? Seite 9

Klimawandel national Prognosen und Trends Das Wetter wird extremer häufigere und / oder intensivere Naturgefahren Hauptparameter des Klimawandels: Entwicklung der durchschnittlichen Temperatur Entwicklung der Niederschlagsmengen Unsicherheiten bezüglich der Entwicklung von Stürmen Seite 10

Klimawandel - Projektion Temperatur Beobachtete Trends an den Klimastationen des DWD: Anstieg um 0,9 C seit 1901 regionale Unterschiede: besonders hoch im Südwesten (Saarland 1,2 C), geringer im Nordosten Seite 11

Klimawandel - Projektion Temperatur Zunahme der Jahresmitteltemperatur um 2,5 3,5 C, stärkste Erwärmung im Winter Zunahme Hitzeperioden, insbesondere in Südwestdeutschland, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Rheinland mittlere Anzahl heißer Tage ( 30 C) pro Jahr: Vergleich 2071/ 2100 zu 1971/ 2000 Quelle: www.dwd.de; MPI-M i.a. UBA, 2006; CLM: MPI-M/MaD i.a. BMBF 2007; WETTREG: MeteoResearch i.a. UBA 2006. Seite 12

Klimawandel - Projektion Niederschlag Zunahme Winter-Niederschläge Abnahme Sommer-Niederschläge: 15-25%, in Südwest-/ Nordostdeutschland bis zu 40%, häufigere Starkregenereignisse Mittlerer Niederschlag Sommer: Vergleich 2071/ 2100 zu 1971/ 2000 Quelle: www.dwd.de; MPI-M i.a. UBA, 2006; CLM: MPI-M/MaD i.a. BMBF 2007; WETTREG: MeteoResearch i.a. UBA 2006. Seite 13

Entwicklungen: Horizont 2030 Wetterelement erwartete Änderung Verlässlichkeit Auswirkungen Temperatur 1,7 Grad wärmer als 1900, v. a. Winter und Nächte wärmer sehr gut vermehrter Hitzestress, Rückgang des Permafrosts in den Alpen (mehr Felsstürze) Hitzeperioden häufiger, stärker sehr gut hohe Gesundheitsbelastung, mehr Waldbrände Niederschlag Sommer trockener, Herbst und Winter nasser mit mehr Regen statt Schnee, Ergiebigkeit von Einzelereignissen deutlich höher als bekannt gut erhöhte Überschwemmungsgefahr Trocken- bzw. Dürreperioden häufiger befriedigend Land- und Energiewirtschaft und Binnenschifffahrt betroffen, erhöhtes Waldbrandrisiko Gewitter intensiver befriedigend erhöhte Risiken durch Starkregen, Hagel, Sturmböen Tornados häufiger gering erhöhte Schäden Außertropische (Winter-)Stürme Tendenz zu heftigeren, evtl. weniger Stürmen bei veränderten Zugbahnen unsicher erhebliches Schadensrisiko Meeresspiegelanstieg ca. 10 cm gegenüber heute sehr gut Gefährdung der Nord- und Ostseeküste Sturmfluten bis zu 20 cm höher auflaufend gut stärkere Gefährdung der Nordseeküste Alpengletscher 60% Flächen-/80% Massenverlust gegenüber 1850 sehr gut extreme Abflussschwankungen (Quelle: Deutsche Meteorologische Gesellschaft, Stellungnahme zur Klimaproblematik, 10/2007) Seite 14

Hot Spots in Deutschland Vulnerabilität gegenüber dem Klimawandel ohne Maßnahmen Seite 15

Beispiel Grundwasserentwicklung Brandenburg: Mittlere jährliche Veränderungen der Grundwasserstände des obersten Grundwasserleiters Sinkende Grundwasserstände Steigende Grundwasserstände Flächenhaft interpolierte Trendentwicklung an 350 Messstellen (1970-1999) Seite 16

Beispiel Grundwasserentwicklung Klimatische Wasserbilanz in Deutschland 2003 Mittlere jährliche Grundwasserneubildung 2003 Seite 17

Beispiel Grundwasserentwicklung Große Unterschiede zwischen einzelnen Ländern Positive Wasserbilanz und ausreichende Neubildung im Süden / westdeutschen Tiefland Negative Wasserbilanz und negativer Neubildung im nordostdeutschen Tiefland/ südostdeutschen Becken Große Unterschiede innerhalb eines Landes Beispiel Brandenburg: unterschiedliche Grundwasserstände Beispiel Sachsen-Anhalt: negative Neubildung bei negativer Bilanz sowie negative Bilanz bei ausgeglichener Neubildung keine einheitliche Entwicklung zwischen / in Ländern keine einheitlichen Konzepte und Strategien möglich notwendig: regionale Analysen / Anpassungsmaßnahmen Seite 18

Perspektive Klimawandel Folgen des Klimawandels: Höhere Abfolge von Extremwetterereignissen Höhere Intensität von Extremwetterereignissen Räumliches und / oder zeitliches Zusammenfallen verschiedener Ereignisse: Trockenheit und Überschwemmung Sturm und Hochwasser Seite 19

Inhalt Klimawandel - Prognosen und Trends Globale Entwicklungen - der IPCC-Bericht Klimawandel Prognosen und Trends für Deutschland Folgen für den Katastrophenschutz Auswirkungen auf katastrophenschutzrelevante Infrastrukturen Unmittelbare Auswirkungen auf den Katastrophenschutz Klimaresistenter Katastrophenschutz - Handlungsbedarf Anpassungsmaßnahmen an den Bevölkerungsschutz Deutsche Anpassungsstrategie Internationale Aspekte Klimawandel und Bevölkerungsschutz ein Projekt des BBK Seite 20

Wasserversorgung Klimawandel indirekte Auswirkungen Überproportionaler Nachfrageanstieg von Bevölkerung und Industrie in heißen/ trockenen Sommern begrenzte Verfügbarkeit, aber: keine Gefährdung der Trinkwasserversorgung regional/ sektoral stark unterschiedlicher Bedarf Abhängigkeit anderer Infrastrukturen von ausreichender Wasserversorgung - auch Notfall-/ Rettungswesen Seite 21

Energieversorgung Klimawandel indirekte Auswirkungen geringere Pegelstände Kühlwasserrückgang, geringere Leistung von Wasserkraftwerke höhere Temperaturen in Flussläufen verminderte Wärmeaufnahmekapazität, Leistungsverringerung erhöhte Ausfallwahrscheinlichkeit durch Extremwetterereignisse Transborder-Effekte Deutliche Veränderung bei Angebot / Nachfrage Leistungsrückgänge konventioneller Kraftwerke, Sommer 2003 Seite 22

Auswirkungen auf den Katastrophenschutz Auswirkungen auf den Einsatz Quantitativ: Höhere Zahl von Einsätzen innerhalb des eigenen Zuständigkeitsgebietes außerhalb des eigenen Zuständigkeitsgebietes Qualitativ: Zusammentreffen von (Groß-) Schadenslagen: Neue Lagen mit neuen Herausforderungen Unzugänglichkeit von Schadensstellen (Verkehrsbehinderungen). erhöhte Leistungsanforderungen DWD Seite 23

Auswirkungen auf den Katastrophenschutz Auswirkungen auf die Organisation - Eigenbetroffenheit Überflutung der eigenen Liegenschaft Ausfall der eigenen Strom-, Telekommunikationsversorgung sowie Wasserversorgung/ -entsorgung der Liegenschaft Behinderung des Liegenschaftszugangs durch Sturmschäden hitzebedingter Personalausfall verkehrsbedingter Personalausfall (Verkehrsbehinderungen) Leistungseinschränkungen Feuerwehrhaus 15.05.09 Feuerwehr Weil der Stadt Seite 24

Katastrophenschutz - Handlungsbedarf Bewusstseinsbildung, Sensibilisierung Auswertung regionaler Studien und Projekte Einbindung Thema Klimawandel in Aus-, Fortbildung Entwicklung von Anpassungsstrategien: Erstellung klimaindizierter Risikoanalysen einschließlich Interdependenz klimasensitiver Systeme im Katastrophenschutz Prüfung der Eigenbetroffenheit Einsatzfähigkeit Ausrichtung an regionale Besonderheiten Prüfung dezentraler, mobiler Ausstattungskonzepte (Trinkwasseraufbereitung, Notstromaggregate, ) Seite 25

Beispiel Baden-Württemberg Seite 26

Inhalt Klimawandel - Prognosen und Trends Globale Entwicklungen - der IPCC-Bericht Klimawandel Prognosen und Trends für Deutschland Folgen für den Katastrophenschutz Auswirkungen auf katastrophenschutzrelevante Infrastrukturen Unmittelbare Auswirkungen auf den Katastrophenschutz Klimaresistenter Katastrophenschutz - Handlungsbedarf Anpassungsmaßnahmen an den Bevölkerungsschutz Deutsche Anpassungsstrategie Internationale Aspekte Klimawandel und Bevölkerungsschutz ein Projekt des BBK Seite 27

Deutsche Anpassungsstrategie (DAS) Rahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels Beitrag des Bundes Orientierung für andere Akteure (Land, Kommune, Wirtschaft,.. ) langfristige Ziele Verminderung der Verwundbarkeit gegenüber Klimawandelfolgen Steigerung der Anpassungsfähigkeit Grundstein für mittelfristigen Prozess zur Bewertung der Klimawandel-Risiken Identifizierung möglichen Handlungsbedarfs, Definition von Zielen Entwicklung und Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen Seite 28

DAS - Inhalt Beschreibung globaler und regionaler Klimaänderungen Benennung von Klimafolgen Gefahren, Risiken durch kontinuierliche Veränderungen Gefahren, Risiken durch häufigere / intensivere Extremereignisse Identifizierung von 4 Modellregionen: Alpen Küstenregionen Nord- und Ostsee Ostdeutschland, nordostdeutsches Tiefland, südostdeutsches Becken Südwestdeutschland Identifizierung von 15 Handlungsfelder Seite 29

DAS Handlungsfelder 1. Menschliche Gesundheit 2. Bauwesen 3. Wasserhaushalt, Wasserwirtschaft, Küsten- und Meeresschutz 4. Boden 5. Biologische Vielfalt 6. Landwirtschaft 7. Wald- und Forstwirtschaft 8. Fischerei 9. Energiewirtschaft (Wandel, Transport und Versorgung) 10. Finanzwirtschaft 11. Verkehr, Verkehrsinfrastruktur 12. Industrie und Gewerbe 13. Tourismuswirtschaft 14. Raum-, Regional- und Bauleitplanung (Querschnittsthema) 15. Bevölkerungsschutz (Querschnittsthema) Seite 30

Handlungsfeld Bevölkerungsschutz Heute: Bewältigung bekannter Extremereignissen / Großschadenslagen wie Sturm, Hochwasser, einzelne Starkregenereignisse, Handlungsbedarf im Bereich Informations- und Meldewege Kommunikation / Koordination zwischen Behörden und operativen Kräften zeitnahe, eindeutige, effektive Warnung und Information der Bevölkerung morgen: häufigere und heftigere wetter- / klimainduzierte Extremereignisse neue Herausforderungen für Personal, materiellen Ressourcen Krisen- und Notfallmanagement, Planung des operativen Einsatzes Kommunikation / Koordination Seite 31

Möglicher Handlungsbedarf Handlungsfeld Bevölkerungsschutz Anforderung an personelle und materielle Ressourcen Neue Wege in der Ausbildung; Szenarienüberarbeitung / -anpassung Herausforderungen für das Krisen- / Notfallmanagement Intensivierung der Kommunikation Information / Warnung der Bevölkerung Aufbau einer ganzheitlichen Risikokommunikation Ausbau der Kooperation Planung des operativen Einsatzes Zusammenarbeit mit der Wirtschaft zum Schutz KRITIS Seite 32

DAS Umsetzungsschritte Aktionsplan Anpassung (Umsetzungsplan bis März 2011): Einrichtung Interministerielle Arbeitsgruppe (IMA) auf Bundesebene Fortsetzung Bund-Länder-Austausch Priorisierung von Handlungserfordernissen Weiterentwicklung DAS next steps Bisherige Schritte: Mai: Auftaktveranstaltung Berliner Klimakonferenz, Werkstattgespräch mit Kommunen Treffen der Interministeriellen Arbeitsgruppe Stakeholderworkshops zu den Themen Küste, Energie, Verkehr; Behördengespräche zum Thema Gesundheit; Thema Bevölkerungsschutz geplant für 2010 Seite 33

Internationale Anpassungsstrategien Studie internationale Anpassungsstrategien: Übersicht über nationale Ansätze Aufgreifen neuer Aspekte / best practice Vergewisserung des eigenen Vorgehens Inhalt: Darstellung nationaler Anpassungsstrategien Untersuchung identifizierter Auswirkungen des Klimawandels auf den Bevölkerungsschutz Anpassungsmaßnahmen im Bereich Bevölkerungsschutz? Ausreichende Berücksichtigung des Themas Bevölkerungsschutz? Seite 34

Untersuchte Staaten: Internationale Anpassungsstrategien Australien Japan Spanien Tschechische Republik Finnland Kanada Niederlande Vereinigtes Königreich Irland Neuseeland Schweden Vereinigte Staaten Ergebnisse: wenige verabschiedete Anpassungsstrategien; viele in Vorbereitung Bevölkerungsschutz nicht explizit vertreten, aber seine Themen Desiderat: Verknüpfung Bevölkerungsschutz / Anpassungsmaßnahmen Bedeutung Bevölkerungsschutz für Anpassung noch nicht erkannt Bevölkerungsschutz hat sich bei Anpassung noch nicht positioniert Seite 35

Projekt Klimawandel und Bevölkerungsschutz Expertenbefragung (AGBF, THW, Hiorg): 1. Bewusstsein: Beschäftigung mit dem Thema Klimawandel? Informationsmaterial? Beschäftigung mit dem Thema Anpassung? 2. Tendenzen bei Einsätzen / Auffälligkeiten Einsatzstatistik: aufgrund häufigerer, seltener oder geänderter Ereignisse? regionale Auffälligkeiten? 3. Einschätzung von Anpassungsnotwendigkeiten: Änderung der Ausrüstung? (quantitativ, qualitativ) Anpassung in der Ausbildung, bei der Personalverteilung, Einsatzkoordination, Seite 36

Expertenbefragung Eckdaten: Versendung Fragebögen über AG Katastrophenschutz Rücklauf: 168 Fragebögen (27 % BF, 29 % THW, 44 % Hiorgs) von Landesgeschäftsstelle bis Ortsverband Ausgewählte Ergebnisse: Mehrheitlich Befassung mit Thema Anpassung u.a bei Ressourcen, Ausbildung; Optimierung u.a. bei Koordination, Melde-/ Warnwegen Weiteres Vorgehen 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% BF THW HiOrg Gesamt 32,6% 67,4% 18,8% 81,3% ja nein 62,2% 37,8% 41,7% 58,3% Sensibilisierung grundsätzlich vorhanden Aufbereitung; Vorstellung in AG; mögliche Folgerungen für Bund (Ausstattung, Ausbildung) prüfen Seite 37

Regionale/ institutionelle Verteilung Erste Ergebnisse Naturraum BF Organisation THW HiOrg Gesamt Küste 5 3 3 11 6,5% Nordwestdeutsches Tiefland 4 11 7 22 13,1% Nordostdeutsches Tiefland 2 4 7 13 7,7% Westdeutsche Tieflandsbucht 13 3 20 36 21,4% Südostdeutsche Becken und Hügel 5 3 8 16 9,5% Zentrale Mittelgebirge und Harz 3 2 3 8 4,8% links- und rechtsrheinische Mittelgebirge 2 6 6 14 8,3% Erzgebirge, Thüringer- und Bayerischer Wald 2 3 2 7 4,2% Oberrheingraben 3 5 4 12 7,1% Alp- und nordbayerisches Hügelland 6 7 9 22 13,1% Alpenvorland 1 2 4 7 4,2% Gesamt 46 49 73 168 100,0% Seite 38

Erste Ergebnisse Einsatzänderungen (eigenes Zuständigkeitsgebiet) 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 0 10 20 30 40 50 60 70 80 BF THW HiOrg Gesamt 39,1% 8,7% 52,2% 22,4% Hochwasser 12,2% Küstensturmflut 65,3% Sturm / Orkan Tornado 1 1 6 28,0% 7 ja nein keine Änderung 32,0% 31,2% 18,2% 50,6% 40,0% 56 68 Hitzeperiode Wald-/Flächenbrand 2 2 10 10 Schneesturm 2 19 Hagel 1 14 13 Blitzeis 1 Zunahme Abnahme Änderungen v.a. bei bei Sturm, Hochwasser festgestellt Seite 39

Erste Ergebnisse Anpassungserfordernisse im organisatorischen Bereich Fokus: Planung und Zusammenarbeit Seite 40

Erste Ergebnisse Optimierungsbedarf bei Melde-/ Warnwegen Handlungsbedarf DAS Seite 41

Erste Ergebnisse Anschluss an automatisierte Warnsysteme Seite 42

Erste Ergebnisse Aufstockungsbedarf bei materiellen Ressourcen 0% 10% 20% 30% 40% 50% Kommunikationstechnik 6,7% 10,7% 12,2% Fahrzeuge / Fahrzeugausstattung 14,3% 36,7% 39,0% persönliche Schutzausrüstung 10,7% 9,8% 16,7% technische Komponenten 17,1% 23,3% 28,6% Warn- und Informationsdienste 3,3% 14,3% spezielle Einsatz- bzw. Rettungsmittel 3,3% 7,1% 12,2% Sonstiges kein Aufstockungsbedarf 10,7% 6,7% 7,3% 3,6% 3,3% 2,4% BF THW HiOrg Seite 43

Fazit Eine Anpassung an die Klimaänderung wird wahrscheinlich von Erfahrungen profitieren, die bei Reaktionen auf extreme Klimaereignisse gewonnen wurden, speziell durch die Umsetzung von Anpassungsplänen für ein proaktives Klimaänderungs-Risikomanagement. Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), 2007 Seite 44

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. Wolfram Geier Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Notfallvorsorge, Kritische Infrastrukturen, Internationale Angelegenheiten Provinzialstraße 93 53127 Bonn - Lengsdorf Tel.: 0228 99 550 3000 Fax: 0228 99 10 550 3000 wolfram.geier@bbk.bund.de www.bbk.bund.de