Gerhard Richter Künstlerbiografie Gerhard Richter Gerhard Richter wurde 1932 in Dresden als Sohn eines Lehrers und einer Buchhändlerin geboren. Richters Vater diente während des Zweiten Weltkrieges an der Front, Richter selbst wurde gezwungen, in den letzten drei Kriegsjahren der Hitlerjugend beizutreten. Nach dem Krieg studierte Richter zunächst an der Akademie im zerstörten Dresden, wo er seine erste Ehefrau Marianne kennenlernte. Marianne, genannt Emma, taucht in vielen seiner frühen Bilder als Hauptmotiv auf. Später bewertete er die Akademie als eine sehr altmodische, akademische Schule, wo man das Zeichnen nach Gipsabgüssen und Aktmodellen lernte. 1 Nach Reisen durch Westdeutschland, unter anderem verbunden mit dem Besuch der Documenta, flieht Richter 1961, kurz vor dem Mauerbau, zusammen mit Marianne zunächst nach Westberlin. Er entschließt sich kurze Zeit später, trotz seines bereits abgeschlossenen Kunststudiums, an der Düsseldorfer Akademie weiter zu studieren. Hier entwickelt sich seine Arbeitsweise, der er seinen Durchbruch zu verdanken hat: Ein Foto abzumalen erschien mir das Blödsinnigste und Unkünstlerischste, was man machen konnte. 2 Ganz im Trend der sechziger Jahre wendet er sich damit deutlich von seinen künstlerischen Wurzeln der DDR-Zeit ab. Seine erste Ausstellung 1962 im hessischen Fulda wird für den ehrgeizigen Perfektionisten Richter zum Desaster. Er verkauft kein einziges Bild und verbrennt daraufhin alle ausgestellten Bilder. 3 In den folgenden Jahren widmet sich Gerhard Richter in seinen Werken der Auseinandersetzung von Fotografie und Malerei, Unschärfe und Fotoübermalungen. Gegen Anfang der neunziger Jahre wendet sich Richter der Abstraktion und Gegenstandslosigkeit zu. Auf seine Arbeiten mit dem Rakel konzentriert sich der Dokumentarfilm Gerhard Richter Painting von Corinna Belz (www.gerhard-richter-painting.de). Bereits 2000 wurde im Auktionshaus Christie s ein Richter-Bild für 4,95 Millionen Dollar versteigert. Im Jahr 2002 fand im Museum of Modern Art in New York City eine Einzelausstellung zu Gerhard Richter statt. Zu seinem 80. Geburtstag widmete die Neue Nationalgalerie in Berlin Richters Lebenswerk eine große und umfassende Einzelausstellung als Würdigung seines Oeuvres. Richter zählt zu den bestverdienenden und berühmtesten lebenden Künstlern weltweit. 2012 wurde ein Bild Richters auf einer Auktion bei Sotheby s für 24,6 Millionen Euro versteigert. Damit hält Richter den Rekord des teuersten lebenden Malers weltweit. 2001 hatte der Rockmusiker Eric Clapton das Bild mit dem Titel Abstraktes Bild zusammen mit einem zweiten Gerhard-Richter-Bild für 2,6 Millionen Euro ersteigert. 1 Interview mit Bruce Ferguson und Jeffrey Spalding, in: Gerhard Richter: Text, 1978, S. 106. 2 Art. Das Kunstmagazin, Gruner + Jahr, Hamburg, September 2010, Seite 72. 3 Vgl. Elger, Dietmar: Gerhard Richter, Maler, DuMont 2002, S. 52. 20
Billard, 1985 Projektbeschreibung: Gerhard Richters abstrakte und gegenstandslose Werke Technik: Papiercollage und Malerei Benötigte Materialen: Leinwände, Größe variabel, hier 16 x16 cm Pinsel Farbkopien des Originalwerkes, Größe variabel, hier DIN A5 Acrylfarben Diese Projektarbeit bietet Ihnen zum einen die Möglichkeit einer grundsätzlichen Auseinandersetzung mit den gegenstandslosen Bildwerken des 21. Jahrhunderts. Es geht um Fantasieformen sowie um organische Strukturen. Bereits vorhandene Formen werden weiterentwickelt und mit eigenen Ideen ergänzt oder auch völlig verändert. Zum anderen bietet Ihnen dieses Projekt die Möglichkeit, Ihren Schülern den erfolgreichsten und wohl bekanntesten deutschen Maler des 21. Jahrhunderts näherzubringen und sich gemeinsam mit einem Teil seines Werkes zu beschäftigen. Gerade bei einem so bekannten Künstler wie Gerhard Richter kann die Person hinter der Kunst ebenfalls ein interessantes Unterrichtsthema darstellen. Kompetenzen: Originalwerke genau betrachten und Mittel aneignen, um die Maltechniken der Künstler nachzuvollziehen Bilder fortführen weitermalen weiterentwickeln Lernziele: Bei dieser Projektidee erhalten die Schüler einen Einblick in die Gestaltungsprinzipien gegenstandloser Kunstwerke. Sie erkennen darüber hinaus die Bedeutung der Farbauswahl bei der Produktion und Wirkung eigener Bilder und setzen dieses neue Wissen gleich um. Zudem setzen sich die Schüler bei diesem Projekt mit dem reflektierten Einsatz von Gestaltungsmitteln auseinander. Vorgehen: Zur Einführung können Sie Ausschnitte des Filmes Gerhard Richter Painting von Corinna Belz zeigen (www.gerhard-richter-painting.de). Zudem lohnt sich ein Besuch der sehr umfangreichen und ausführlichen Internetseite von Gerhard Richter, auf der alle seine Arbeiten dokumentiert sind (www.gerhard-richter.com). Diesem filmischen Impuls sollte im Unterricht eine Auseinandersetzung mit der gegenstandslosen Rakel-Malerei von Gerhard Richter folgen. Die durch den Farbauftrag mit dem Rakel entstehenden Flächen und Strukturen sind teils willkürlich, teils bewusst gesteuert. Die Schüler bekommen nun die Aufgabe, Richters Werke weiterzuführen, weiterzudenken und als zündende Idee, als Anfang für ein neues Werk zu nutzen. Hierfür können Farbkopien des Werkes Billard, 1985 im DIN-A5-Format auf Leinwände aufgeklebt werden. Diese Farbkopien gestalten die Schüler mit Acrylfarben weiter. 21
Impulse: Wie könnten sich die Formen und Farben weiterentwickeln, wenn du das Bild vergrößerst? Welche Elemente des Originals sind dir bei einer Weiterentwicklung besonders wichtig? Kannst du die Farben variieren? Gerhard Richter benutzt einen sogenannten Rakel für einen flächendeckenden Farbauftrag: Imitiere diese Maltechnik. Verwende dafür den Griff deines Pinsels, indem du ihn flach auf das Papier drückst. 22
Gerhard Richter: Billard, 1985 23
Schülerarbeiten zu Gerhard Richters Billard, 1985 Schülerarbeit 4, Klasse 8 4 Dieser Schülerarbeit liegt nicht das Gerhard Richter-Werk Billard, 1985, sondern das Werk Ohne Titel, 2009, ebenfalls von Gerhard Richter, zugrunde. 24