20. Sonntag im Jahreskreis (B): Joh 6,51-58

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Transkript:

20. Sonntag im Jahreskreis (B): Joh 6,51-58 Kontext Joh 6,52-59 bildet den letzten Gesprächsabschnitt innerhalb des Gespräches zwischen Jesus und der Volksmenge in der Synagoge von Kapharnaum (Joh 6,25-59). Diesen Abschnitt könnte man unter das Thema stellen: Durch Jesus leben. Das Sonntagsevangelium beginnt mit Joh 6,51, den abschließenden Worten Jesu im vorausgehenden Gesprächsabschnitt, und lässt Joh 6,59, den narrativen Ausklang von Joh 6,25-59, weg. Die Gesamtgliederung von Joh 6,25-59 ist skizziert in den einleitenden Bemerkungen zum Evangelium des 19. Sonntag im Jahreskreis (B): Joh 6,41-51. Auslegung 51 ἐγώ εἰµι ὁ ἄρτος ὁ ζῶν ὁ ἐκ τοῦ οὐρανοῦ καταβάς ἐάν τις φάγῃ ἐκ τούτου τοῦ ἄρτου ζήσει εἰς τὸν αἰῶνα καὶ ὁ ἄρτος δὲ ὃν ἐγὼ δώσω ἡ σάρξ µού ἐστιν ὑπὲρ τῆς τοῦ κόσµου ζωῆς. 51 Ich bin das Brot, das lebendige, das aus dem Himmel herabgestiegene; wenn jemand ißt von diesem Brot, wird er leben in Ewigkeit; und das Brot, das ich geben werde, - mein Fleisch ist es für das Leben der Welt. Das Thema Fleisch bildet die Überleitung vom fünften Gesprächsabschnitt (Joh 6,41-51) zum sechsten (Joh 6,52-59). War bereits Jesu Anspruch, daß er in seiner Person das ersehnte Brot vom Himmel verkörpert, ein Ärgernis für die Juden (Joh 6,41-42), so ist der Gedanke der Gleichsetzung dieses Brotes mit dem Fleisch Jesu noch unerträglicher. Erneut bemüht sich Jesus, seine Aussage zu begründen und glaubhaft zu machen. Er möchte zeigen, daß sein Fleisch und Blut im wahren Sinn Speise und Trank sind und lenkt die Rede zurück zu dem von den Gesprächspartnern eingebrachten Thema Manna (Joh 6,31). 52 Ἐµάχοντο οὖν πρὸς ἀλλήλους οἱ Ἰουδαῖοι λέγοντες, Πῶς δύναται οὗτος ἡµῖν δοῦναι τὴν σάρκα [αὐτοῦ] φαγεῖν; 52 Da stritten die Juden miteinander und sagten: Wie kann uns dieser [sein] Fleisch zu essen geben? Joh 6,52 - Das heftige Streiten (µάχοµαι der Imperfekt weist auf ein andauerndes Geschehen hin) betrifft die Vorstellung vom Essen des Fleisches. Die Frage wie? trägt hier den Akzent: wie könnte / sollte denn...? Es handelt sich um etwas Unmögliches. 53 εἶπεν οὖν αὐτοῖς ὁ Ἰησοῦς, Ἀµὴν ἀµὴν λέγω ὑµῖν, ἐὰν µὴ φάγητε τὴν σάρκα τοῦ υἱοῦ τοῦ ἀνθρώπου καὶ πίητε αὐτοῦ τὸ αἷµα οὐκ ἔχετε 53 Da sagte Jesus ihnen: Amen, amen ich sage euch: Wenn ihr nicht eßt das Fleisch des Menschensohnes und trinkt sein Blut habt ihr Perikopen.de 1

ζωὴν ἐν ἑαυτοῖς. 54 ὁ τρώγων µου τὴν σάρκα καὶ πίνων µου τὸ αἷµα ἔχει ζωὴν αἰώνιον, κἀγὼ ἀναστήσω αὐτὸν τῇ ἐσχάτῃ ἡµέρᾳ nicht Leben in euch. 54 Der Verzehrende mein Fleisch und Trinkende mein Blut hat ewiges Leben und ich werde ihn auferstehen lassen am Letzten Tag. Joh 6,53-55 - Der Begriff Fleisch (σάρξ) erinnert an Joh 1,14 ( Und der Logos ist Fleisch [σάρξ] geworden und hat gezeltet unter uns. ) und bezeichnet Jesus als vergänglichen und sterblichen Menschen. Der Ausdruck Blut (αἷµα) findet sich nur hier in der Brotrede und in Joh 19,34 (der Soldat stößt mit der Lanze in Jesu Seite und sogleich kommt Blut [αἷµα] und Waser heraus). Fleisch in Verbindung mit Blut kann als Hinweis auf Jesu Lebenshingabe am Kreuz verstanden werden. Joh 6,53-54 spricht (zuerst im negativen, dann im positivem Sinn) von der Bedingung, um das Leben zu haben, nämlich dem Essen und Trinken. Daß zuerst ein Konditionalsatz mit Negation verwendet wird, deutet darauf hin, wie wichtig das Essen und Trinken ist. Für die Aufnahme der Speise werden zwei Verben verwendet: essen (ἐσθίω Joh 6,51.52.53.58) und verzehren (τρώγω Joh 6,54.56.57.58). Das Verbum verzehren begegnet uns nochmals in Joh 13,18, wo Jesus im Blick auf den, der ihn überliefern wird, Ps 41,10 zitiert: Der Verzehrende (τρώγω) mein Brot hat erhoben gegen mich seine Ferse. Der Unterschied zwischen den beiden Verben ist nicht groß. Bei dem mit verzehren übersetzten Verbum τρώγω muß nicht (wie dies gelegentlich empfohlen wird) im drastischen Sinn an ein Kauen / Zerkauen denken. Daß die beiden Verben in ihrer Bedeutung ähnlich sind, zeigt auch ein Blick auf Mt 24,38 (die Menschen in den Tagen vor der Flut aßen [τρώγω] und tranken ). Joh 6,53-54 kann den Aussagen von Joh 6,40 und 6,47 gegenübergestellt werden, Stellen, die folgenden Wortlaut haben: Joh 6,40: Dies ist der Wille meines Vaters, dass jeder den Sohn Sehende und an ihn Glaubende ewiges Leben hat, und ich werde ihn auferstehen lassen am Letzten Tag. Joh 6,47: Amen, amen ich sage euch: Der Glaubende hat ewiges Leben. Schematische Gegenüberstellung: Joh 6,40 glauben ewiges Leben haben (Präsens) + Auferstehung Joh 6,47 glauben ewiges Leben haben (Präsens) Joh 6,53-54 essen / trinken ewiges Leben haben (Präsens) + Auferstehung Essen und Trinken in Joh 6,53-54 sind also nicht zu trennen von der Haltung des Glaubens und meinen im übertragenen Sinn: annehmen und in sich aufnehmen, was sich in Jesu Lebenshingabe bekundet. 55 ἡ γὰρ σάρξ µου ἀληθής ἐστιν βρῶσις, καὶ τὸ αἷµά µου ἀληθής ἐστιν πόσις. 55 Denn mein Fleisch ist wahre Speise und mein Blut ist wahrer Trank. Die Qualifizierung von Speise / Trank durch das Adjektiv wahr (ἀληθής) meint im Grunde dasselbe wie die Bezeichnung wahres (ἀληθινός - auch: wahrhaftiges / zuverlässiges / Perikopen.de 2

wirkliches ) Brot in Joh 6,32. In beiden Fällen liegt der Akzent auf dem Gedanken der zuverlässigen Vermittlung des ewigen Lebens. 56 ὁ τρώγων µου τὴν σάρκα καὶ πίνων µου τὸ αἷµα ἐν ἐµοὶ µένει κἀγὼ ἐν αὐτῷ. 57 καθὼς ἀπέστειλέν µε ὁ ζῶν πατὴρ κἀγὼ ζῶ διὰ τὸν πατέρα, καὶ ὁ τρώγων µε κἀκεῖνος ζήσει δι ἐµέ. 56 Der Verzehrende mein Fleisch und Trinkende mein Blut bleibt in mir und ich in ihm. 57 Wie mich gesandt hat der lebendige Vater und (wie) ich lebe durch den Vater, (so) auch der mich Verzehrende: Auch jener wird leben durch mich. Das Thema Leben haben wird vertieft durch die Vorstellung vom wechselseitigen Bleiben in (µένω ἐν - vgl. Joh 15,4-10 [Verbundenheit der Reben mit dem Weinstock]!). Leben ist die Wirklichkeit einer personalen Beziehung. Auch die Präposition durch (διὰ) in Joh 6,57 bringt dies zum Ausdruck. Die Wendung der mich Essende macht vollends klar, daß es bei Fleisch / Blut nicht um dinghafte Größen geht ( Lebensmittel ), sondern um Jesus selbst, seine Person in ihrem gesamten irdischen Wirken und Geschick. Joh 6,57 kann als Schlüsselstelle betrachtet werden. Die singuläre Beziehung Jesu zum Vater ist das Modell für die Beziehung des Glaubenden (der Jesus aufnimmt wie Nahrung) zu Jesus. Die Aussage ich lebe durch den Vater lässt sich vergleichen mit Joh 4,32-34: Der Wille Gottes ist für Jesus Nahrung (βρῶσις), von der er lebt. Joh 6,51-57 zeigt Entsprechungen zu Joh 6,27 ( Müht euch nicht ab für die Speise, die vergeht / verdirbt, sondern für die Speise, die bleibt ins ewige Leben, die der Menschensohn euch geben wird. ). Schematische Gegenüberstellung: Joh 6,27 - Der Menschensohn wird geben (δίδωµι - Futur) die Speise (βρῶσις), die bleibt (µένω) ins ewige Leben. Joh 6,51c - Jesus wird geben (δίδωµι - Futur) Brot (= sein Fleisch) 6,53 - der Menschensohn 6,55 - sein Fleisch ist wahre Speise (βρῶσις) 6,56 - bleiben (µένω) in Jesus (wechselseitig) An beiden (die Brotrede umrahmenden) Stellen ist vom Menschensohn die Rede, von Speise, von einem künftigen Geben (= Hinweis auf ein Geschehen nach Jesu Erhöhung ) und vom bleibenden Heil. 58 οὗτός ἐστιν ὁ ἄρτος ὁ ἐκ τοῦ οὐρανοῦ καταβάς, οὐ καθὼς ἔφαγον οἱ πατέρες καὶ ἀπέθανον ὁ τρώγων τοῦτον τὸν ἄρτον ζήσει εἰς τὸν αἰῶνα. 58 Dies ist das Brot, das aus dem Himmel herabgestiegene, nicht wie (es) die Väter aßen und starben; der dieses Brot Verzehrende wird leben in Ewigkeit. Nochmals greift Jesus das Thema Manna auf, das seine Gesprächspartner eingebracht hatten (Joh 6,31). Ähnlich wie in Joh 6,49-50 (siehe die Auslegung zum 19. Sonntag [B]: Joh 6,41-51) wird der Perikopen.de 3

Akzent auf den Gedanken gelegt, dass das wahre Brot vom Himmel Leben über den Tod hinaus schenkt, ewiges Leben. Vor dem Hintergrund von Joh 6,53-57 ist klar, daß mit dies (οὗτος - vgl. Joh 6,50) der Menschensohn in seinem irdischen Wirken und in seiner Lebenshingabe gemeint ist. Ergebnisse Den Beginn des Gespräches zwischen Jesus und der Volksmenge in der Synagoge von Kapharnaum bildet die programmatische Ankündigung: Der Menschensohn wird eine Speise geben, die ins ewige Leben bleibt (Joh 6,27). Am Schluß des Gespräches ist in ähnlicher Weise davon die Rede, dass Jesus Brot geben wird (Joh 6,51). Das im Futur stehende Verbum geben deutet auf etwas hin, was erst nach dem Osterereignis Wirklichkeit werden kann. Die Aussagen, daß der Glaubende Leben hat (ἔχω [Präsens] Joh 6,40.47.54) stehen in eigentümlicher Spannung zu den Verheißungen, daß Jesus den Glaubenden auferwecken wird am Letzten Tag (Joh 6,39.40.44.54 vgl. Joh 11,24; 12,48 [Anklang an die Tradition vom Tag JHWHs ]). Diese Spannung von schon und noch nicht prägt das gesamte Leben und Verhalten der Glaubenden. Das Johannesevangelium legt einen besonderen Akzent auf das schon. Die Begriffe Fleisch / Blut weisen hin auf Jesu gewaltsamen Tod. Seine Lebenshingabe kann gedeutet werden als letzter Ausdruck seines Zeugnisses (vgl. Joh 3,32-33; 18,37 µαρτυρέω Zeuge sein / bezeugen ) für Gott und für Gottes Wort, das er als Fleisch (σάρξ) gewordener Logos (Joh 1,14) in seiner Person verkörpert. Das entscheidende Tun des Menschen besteht darin, an Jesus zu glauben. Umschreibungen des Glaubens sind: zu Jesus kommen und die Speise essen, die er gibt. Dies kann auch so interpretiert werden: Ihn selber (und damit alles, was in seinem irdischen Wirken und in seiner Lebenshingabe zum Ausdruck kommt) annehmen und in sich aufnehmen wie lebensnotwendiges Brot. In Joh 6,25-59 wird uns Jesus gezeigt in Gesinnungseinheit mit dem Vater (seinen Willen tun [Joh 6,37-40]), in Handlungseinheit mit ihm (Jesus [Joh 6,27] aber auch der Vater [Joh 6,32] gibt das Brot) und in Lebenseinheit mit ihm (Joh 6,57). Oft wird Joh 6,51-58 als der eucharistische Abschnitt der Brotrede (= des Gespräches zwischen Jesus und der Volksmenge [Joh 6,25-59]) bezeichnet. Eine Interpretation von Joh 6,51-58 in einem eucharistisch-sakramentalen Sinn stößt jedoch auf Schwierigkeiten. Die Hauptschwierigkeit bildet der Begriff Fleisch (σάρξ), der in den Abendmahlsworten Jesu bei den Synoptikern und bei Paulus (Mt 26,26-29; Mk 14,22-25; Lk 22,15-20; 1 Kor 11,23-26) nicht vorkommt (dort wird vielmehr Leib [σῶµα] verwendet). Eine weitere Schwierigkeit bildet der unterschiedliche Ausgangspunkt der Deutung. In Joh 6,55 werden Fleisch / Blut (σάρξ / αἷµα) Jesu gedeutet ( ist ) als Speise / Trank ( essen / trinken im metaphorischen Sinn); in den Abendmahlstexten hingegen werden Brot / Becher ( essen / trinken im realen und natürlichen Sinn) gedeutet ( ist ) als Leib / (Bundes-)Blut (σῶµα / αἷµα) Jesu. Perikopen.de 4

Wenngleich klare Anspielungen an die Eucharistie (im sakramentalen Sinn) in Joh 6,51-58 nicht erkennbar sind, bleibt dieser Text zumindest offen für eucharistische Interpretation. Martin Hasitschka SJ Rudolf Schnackenburg, Das Johannesevangelium (HThK 4/2), Freiburg i. Br. 4 1985. Francis J. Moloney, The Gospel of John (Sacra Pagina 4), Collegeville MN 1998. Udo Schnelle, Das Evangelium nach Johannes (ThHK 4), Leipzig 1998. Perikopen.de 5