Ordensfrau ruft zum Widerstand auf Stiller Protest setzt Zeichen gegen Lärm Schwester Martina Merkle zu Gast im Wallfahrtskloster Bornhofen Kirche muss Profil zeigen und Unrecht beim Namen nennen KAMP-BORNHOFEN: Unrecht beim Namen nennen, Profil zeigen, wenn Fehlentwicklungen offenkundig werden, Verantwortung übernehmen. All dies müsse die Kirche tun, sagte eine engagierte und kämpferische Frau, die all dies getan hat: Ordensschwester Martina Merkle aus Offenburg, die mehr als 13 Jahre gegen die Pläne der Deutschen Bahn, eine Trasse mitten durch die Stadt zu bauen, gekämpft und letztlich diesen Kampf gewonnen hat. Die Oberin der Augustinerchorfrauen in Offenburg war zu Gast im Kloster Bornhofen und beim Gottesdienst unter dem Motto Schöpfung bewahren Bahnlärm stoppen und hielt eine beeindruckende Predigt. Es fuhr kaum ein Zug vorbei, als Hunderte Christen sich in der Bornhofener Wallfahrtskirche zu diesem stillen Protest gegen Bahnlärm im Mittelrheintal getroffen hatten. Das Stille bewusst eingesetztes Element im Gottesdienst nicht nur im Gotteshaus herrschte, sondern auch draußen auf der Bahntrassse, lag aber eindeutig am Streik der Lokführer an diesem Wochenende. Pater Eryk Kapala OFM, begrüßte die Gläubigen, Schwester Martina Merkle und den evangelischen Pfarrer von St. Goarshausen. In seiner Ansprache forderte der Guardian die Verantwortlichen in der Politik und bei der Deutschen Bahn eindringlich dazu auf, deutlich mehr zu tun, um die permanente Gesundheitsgefährdung für die Anwohner spürbar zu vermindern. Als Seelsorger ist es unsere Pflicht, die uns anvertrauten Seelen vor allen negativen Beeinträchtigungen von außen zu schützen. Was das angeht, unterstützen wir die Bürgerinitiative gegen Bahnlärm. Insbesondere liegt uns am Herzen, dass umgehend ein Nachtfahrverbot für Güterzüge eingeführt wird. Den heutigen Gottesdienst sehen wir als kraftvolles Zeichen der Gläubigen, dass der Widerstand der Kirchen gegen die katastrophalen Zustände zunimmt. Pfarrer Rein, seit 30 Jahren Evangelischer Seelsorger in St. Goarshausen, betonte, dass die Menschen hier zwar in einer wunderschönen Landschaft leben, für die es Gott zu danken gelte. Die Menschen leiden aber zunehmend unter dem Höllenlärm, das Etikett Weltkulturerbe werde zu einem Hohn, wenn das Problem der akustischen Umweltverschmutzung durch Bahnlärm nicht wirkungsvoll angegangen werde. Es ist gut, wenn die Kirchen ihr Wort zur Sache sagen und Zeichen setzen, die nicht zu übersehen sind. Der ökumenische Gottesdienst in Bornhofen ist ein guter Anfang, der auf Fortsetzung wartet. Mögen den Verantwortlichen die Kraft zuteil werden, den Lärm auf ein erträgliches Maß zu reduzieren, lautete eine der von Gemeindemitgliedern vorgetragenen Fürbitten im ökumenischen Gottesdienst, Herr, lass die Gegner zusammenstehen und zusammenwirken, eine andere. Dass der Erfolg im Kampf gegen Bahnlärm möglich ist, schilderte Martina Merkle, die in Offenburg zusammen mit dem evangelischen Dekan i. R. Manfred Wahl die dortige Bürgerinitiative Bahntrasse leitet. Sie engagiert sich, weil es zu ihrem Selbstverständnis als Christin gehört: Christ sein heißt für mich, das Leben sowohl in den Dienst Gottes als auch der Menschen stellen. Das Leben aus dem Glauben trennt nicht von der Welt, sondern durchdringt sie. In ihrer Heimatstadt Offenburg sollten zwei neue Gleise mitten durch die Stadt gebaut werden. Der Region drohte dadurch der Verlust der Lebensqualität, das Grundrecht auf einen gesunden Schlaf sowie das ungestörte Lernen in den Schulen und Kindergärten. Hier mussten
die Bürger aufstehen und sich wehren, und so sind wir das Sprachrohr für viele geworden. Neun Bürgerinitiativen haben mit 172 000 Einwendungen die menschenverachtende und umweltschädigende Bahnplanung zu Fall gebracht. Ihr unermüdlicher Einsatz wurde vor drei Monaten durch einen großen Erfolg gekrönt. Statt mitten durch Offenburg werden die neuen Gleise jetzt um die Stadt herum verlaufen. Und zum Schluss appellierte sie, auch am Mittelrhein nicht aufzugeben: Ich ermutige alle Anwesenden und alle ihre Mitbürger, treten Sie der Bürgerinitiative bei und nehmen Sie an Demonstrationen teil, damit auch hier am Mittelrhein sich die katastrophale Situation möglichst bald ändert. Anlässlich des ökumenischen Gottesdienstes spielte die Musikkapelle Kestert im Kloster Bornhofen auf. Wir bedanken uns bei allen Musikanten für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes. Ohne Euch wäre der Gottesdienst nur halb so schön gewesen. Von links nach rechts: Bürgermeister Uwe Schwarz (Kestert), Gabriele Schwarz und Bürgermeister Edgar Rudolf, (Prath).
Von links nach rechts: Bürgermeister der Verbandsgemeinde Loreley Werner Gros, Willi Pusch, Schwester Martina Merkle und Pater Hilarius.
Von links nach rechts: Pater Hugon Superson, Willi Pusch, Pfarrer Günter Rein, Lothar Binczeck und Ulrike Pusch.