Fabeln
Übersicht der Fabeln Der Löwe und die Maus 3 Der wilde Hund 4 Der Esel und die Ziege 5 Der Fuchs und der Storch 6 Drei Stiere und der Löwe 7 Vom Fuchs und Raben 8 Der Rabe und der Fuchs 9 Wettlauf mit dem Krebs (Russland) 10 Rette sich, wer kann (Deutschland) 11 Der stolze Schmetterling (Sudan) 12 Das Kamel und die Ratte (Indien) 13 Quellenverzeichnis 14
Der Löwe und die Maus Ein Mäuschen lief über einen schlafenden Löwen. Der Löwe erwachte und ergriff es mit seinen gewaltigen Tatzen. Verzeih mir, flehte das Mäuschen, meine Unvorsichtigkeit, und schenke mir mein Leben, ich will dir ewig dafür dankbar sein. Ich habe dich nicht stören wollen. Großmütig schenkte er ihr die Freiheit und sagte lächelnd zu sich: Wie will wohl ein Mäuschen einem Löwen dankbar sein? Kurze Zeit darauf hörte das Mäuschen in seinem Loche das fürchterliche Gebrüll eines Löwen, lief neugierig dahin, von wo der Schall kam, und fand den Löwen in einem Netze gefangen. Sogleich eilte sie herzu und zernagte einige Knoten des Netzes, so dass der Löwe mit seinen Tatzen es zerreißen konnte. So vergalt das Mäuschen die ihm erwiesene Großmut. "3
Der wilde Hund Ein wilder Hund fror im Winter jämmerlich. Er kroch in eine Höhle und rollte sich zusammen. Vor Kälte zitternd sprach er zu sich selbst: "Wenn es wieder Sommer ist, will ich mir eine Hütte bauen, damit ich im nächsten Winter nicht mehr frieren muss. Als dann der Sommer mit seiner wohltuenden Wärme kam, hatte der wilde Hund seine guten Vorsätze schon wieder vergessen. Er lag da, reckte und streckte sich, blinzelte behaglich in die Sonne und dachte nicht mehr daran, sich eine Hütte zu bauen. Es kam der nächste Winter. Und der war so bitter kalt, dass der Hund schließlich mausetot und hart gefroren auf der Erde lag. "4
Der Esel und die Ziege Ein Bauer hatte einen Esel und eine Ziege. Weil nun der Esel sehr viel arbeiten und große Lasten tragen musste, erhielt er ein reichlicheres und besseres Futter als die Ziege. Diese beneidete den Esel, und um ihn um die bessere Kost zu bringen, oder doch wenigstens ihm Schläge einzutragen, sprach sie eines Tages zu ihm: "Höre, lieber Freund Oft schon habe ich dich von Herzen bedauert, dass du Tag für Tag die schwersten Lasten tragen und vom Morgen bis Abend arbeiten musst; ich möchte dir wohl einen guten Rat geben." "Warum nicht?" sagte der Esel, "ich bitte dich sogar darum" "Nun, so höre: Wenn du an eine Grube kommst, so stürze dich hinein, stelle dich verletzt, und dann wirst du längere Zeit Ruhe haben und nichts arbeiten dürfen." Dem Esel schien dies ein ganz guter Vorschlag, und kaum war er anderntags mit einer Last bei einer Grube angekommen, als er auch schon den Rat befolgte. Wie aus Zufall trat er fehl und stürzte hinein. Aber das hatte er sich nicht gedacht Halb tot lag er da und dass er sich nicht ein Bein gebrochen, war ein Glück. Ganz geschunden wurde er herausgeholt und konnte sich kaum nach Hause schleppen. Sein Herr hatte nichts Eiligeres zu tun, als zu einem Vieharzt zu schicken, der dann verordnete: der Kranke solle eine frische, pulverisierte Ziegenlunge einnehmen. Da dem Herrn der Esel mehr wert war als die Ziege, so ließ er diese sofort schlachten, um den Esel zu retten. So büßte die Ziege für ihren bösen Rat mit dem Leben. Die Folgen des Neides gereichen nicht selten dem Neider selbst zum Verderben. "5
Der Fuchs und der Storch Ein Fuchs hatte einen Storch zu Gaste gebeten, und setzte die leckersten Speisen vor, aber nur auf ganz flachen Schüsseln, aus denen der Storch mit seinem langen Schnabel nichts fressen konnte. Gierig fraß der Fuchs alles allein, obgleich er den Storch unaufhörlich bat, es sieh doch schmecken zu lassen. Der Storch fand sich betrogen, blieb aber heiter, lobte außerordentlich die Bewirtung und bat seinen Freund auf den andern Tag zu Gaste. Der Fuchs mochte wohl ahnen, dass der Storch sich rächen wollte, und wies die Einladung ab. Der Storch ließ aber nicht nach, ihn zu bitten, und der Fuchs willigte endlich ein. Als er nun anderen Tages zum Storche kam, fand er alle möglichen Leckerbissen aufgetischt, aber nur in langhalsigen Geschirren. "Folge meinem Beispiele", rief ihm der Storch zu, "tue, als wenn du zu Hause wärest." Und er schlürfte mit seinem Schnabel ebenfalls alles allein, während der Fuchs zu seinem größten Ärger nur das Äußere der Geschirre belecken konnte und nur das Riechen hatte. Hungrig stand er vom Tische auf und gestand zu, dass ihn der Storch für seinen Mutwillen hinlänglich gestraft habe. Was du nicht willst, dass man dir tu', das füg' auch keinem anderen zu. "6
Drei Stiere und der Löwe Drei Stiere schlossen miteinander ein Bündnis, jede Gefahr auf der Weide mit vereinten Kräften abzuwehren; so vereinigt, trotzten sie sogar dem Löwen, dass dieser sich nicht an sie wagte. Als ihn eines Tages der Hunger arg plagte, stiftete er Uneinigkeit unter ihnen. Sie trennten sich, und nach nicht acht Tagen hatte er alle drei, jeden einzeln, angegriffen und verzehrt. Eintracht gibt Stärke und Sicherheit, Zwietracht bringt Schwäche und Verderben. "7
Vom Fuchs und Raben von Äsop Ein Rabe hat ein Stück Käse gefunden und sich auf einen Ast zurückgezogen, um es zu verzehren, als ein Fuchs vorbeikommt. Der Fuchs, der den Käse gerne selber hätte, schmeichelt dem Raben, nennt ihn wunderschön und den König der Vögel. Schließlich bittet der Fuchs den Raben, für ihn zu singen.von der Schmeichelei des Fuchses unvorsichtig gemacht, beginnt der Rabe zu singen. Als er den Schnabel öffnet, fällt der Käse heraus und der Fuchs fängt ihn auf und frisst ihn. Da lacht er und sagt: Lass dich nicht von den Schmeichlern täuschen. "8
Der Rabe und der Fuchs von Gotthold Ephraim Lessing Ein Rabe stiehlt ein Stück vergiftetes Fleisch, welches ein Gärtner eigentlich für die Katzen seines Nachbarn hingeworfen hat. Schnell fliegt er auf einen Baum, um es zu verzehren. Der Fuchs, welcher dieses Geschehen beobachtet hat, möchte das Stück Fleisch selbst vertilgen. Doch auf dem Baum ist dieses für ihn unmöglich zu erreichen. So entschließt sich der listige Fuchs den Raben durch gezielte unehrliche Schmeicheleien um den Finger zu wickeln. Er nennt ihn einen Vogel des Jupiter. Im Laufe des Gesprächs schmeichelt der Fuchs dem Raben noch mehr und nennt ihn einen Adler, die Rechte Hand des Zeus, der täglich Essen an die Armen auf der Erde ausgibt. Der sich gebauchpinselt fühlende Rabe freut sich, für einen Adler gehalten zu werden. Kurz danach fragt der gerissene Fuchs den Raben, warum er denn noch nicht entsprechend seines Amtes gehandelt hat und die Beute noch immer zwischen den Klauen hat, anstelle das Essen den Hungernden zu geben. Der überglückliche Rabe möchte den Irrtum nicht aufklären, lässt seine Beute großmütig fallen und fliegt mit erhobenem Haupt davon. Der unwissende Fuchs fängt das vergiftete Fleisch lachend auf, frisst es mit boshaftiger Freude auf und stirbt schlussendlich. Möchtet ihr euch nie etwas anders als Gift erloben, verdammte Schmeichler "9
Wettlauf mit dem Krebs Ein Fuchs fing einen Krebs. Lass mich wieder laufen bat ihn der Krebs. Laufen kannst du doch gar nicht spottete der Fuchs. Ich bin sogar zu einem Wettlauf bereit, schlug der Krebs vor. Gut, sagte der Fuchs. Wenn du mich schlägst, bist du wieder frei. Der Krebs sagte: Eins zwei drei los Und der Fuchs schoss davon. Am Ziel drehte er sich um: Wo bleibst du, Krebs? Bin schon lange da sagte hinter ihm der Krebs. Unglaublich rief der Fuchs. Laufen wir noch einmal Es war wieder so: Als der Fuchs sich im Ziel umdrehte, sagte hinter ihm der Krebs: Bin schon lange da Wie machst du das nur? wollte der Fuchs wissen. Da sagte der Krebs: Du hast eine wunderbar buschige Rute und ich hab zwei Zangen. Warum soll ich mich da nicht bei dir anhängen? Alle Achtung sagte der Fuchs. Und er trug den Krebs zum Bach zurück. "10
Rette sich, wer kann Zwei Mäuse entdeckten eine Schüssel, die halb voll Milch war. Vom Rand aus konnten sie die Milch nicht erreichen. Da rutschten die beiden in die Schüssel. Die Schüssel war tief so mussten die Mäuse schwimmen. Weil die Schüsselwand glatt war, konnten die Mäuse auch nicht herausklettern. Sie schwammen um ihr Leben. Nach einer Weile sagte eine Maus: Ich gebe auf, es nützt ja doch nichts. Sie ertrank in der Milch. Die andere Maus, die fleißig die Pfötchen rührte, merkte auf einmal, dass sich Butterklümpchen bildeten. Da butterte und butterte die Maus, bis unter ihr ein Butterberg war, auf dem sie ausruhen konnte. Dann leckte sie ihre Pfötchen sauber und sprang zuletzt mit einem Satz aus der Schüssel. "11
Der stolze Schmetterling Ein wunderschöner Schmetterling umflatterte eine duftende Blume; da bemerkte er eine hässliche Raupe, die im Staube dahin kroch. Verächtlich rief der Schmetterling ihr zu:»wie darfst du es wagen, dich in meiner Nähe sehen zu lassen? Fort mit dir Sieh, ich bin schön und strahlend wie die Sonne, und meine Schwingen tragen mich hoch in die Lüfte, während du auf der Erde umher kriechst. Fort, wir haben nichts miteinander zu schaffendein Stolz, du bunter Schmetterling, steht dir schlecht an«, erwiderte die Raupe ruhig.»all deine Farbenpracht gibt dir nicht das Recht, mich zu verachten. Wir sind und bleiben Verwandte, so schmähst du dich also selbst. Bist du nicht früher eine Raupe gewesen? Und werden deine Kinder nicht Raupen sein wie du und ich?«"12
Das Kamel und die Ratte Ein Kamel, das seinem Herrn entlaufen war, wanderte auf einsamen Pfaden und schleppte die Nasenleine auf der Erde nach. Wie es nun langsam dahinging, hob eine Ratte das Ende der Leine auf, nahm es ins Maul und lief dem riesigen Tiere voraus, indem sie unaufhörlich dabei dachte:»was muss ich doch für Kraft besitzen, dass ich ein Kamel führen kann«nach kurzer Zeit kamen sie an das Ufer eines Flusses, der den Weg kreuzte, und hier machte die Ratte Halt. Das Kamel sprach:»bitte, geh doch weiternein«, sagte seine Begleiterin,»das Wasser ist zu tief für mich.nun wohl«, erwiderte das Kamel,»lass mich die Tiefe an deiner Stelle versuchen.«als das Kamel in der Mitte des Stromes angekommen war, blieb es stehen, drehte sich um und rief.»siehst du, ich hatte recht, das Wasser ist nur knietief, also komm nur hineinja«, sagte die Ratte,»aber es ist doch ein kleiner Unterschied zwischen deinen Knien und den meinigen, wie du siehst. Bitte, trage mich hinübergestehe deinen Fehler«, erwiderte das Kamel,»sieh ein, dass du hochmütig gewesen bist, und versprich, in Zukunft bescheiden zu sein, dann will ich dich sicher hinüberbringen.«"13
Quellenangaben Der Löwe und die Maus http://www.legimus.tsn.at/lit/stationenlernen-fabel.pdf Der wilde Hund http://www.labbe.de/lesekorb/index.asp?themaid=82&titelid=269 Der Esel und die Ziege http://www.hekaya.de/fabeln/der-esel-und-die-ziege--aesop_13.html Der Fuchs und der Storch http://www.hekaya.de/fabeln/der-fuchs-und-der-storch--aesop_19.html Drei Stiere und der Löwe http://www.udoklinger.de/deutsch/fabeln/aesop.htm#drei_stiere_und_der_löwe Vom Fuchs und Raben http://de.wikipedia.org/wiki/vom_fuchs_und_raben Der Rabe und der Fuchs http://de.wikipedia.org/wiki/der_rabe_und_der_fuchs Wettlauf mit dem Krebs (Russland) Baumann, Hans (1968): Ein Fuchs fährt nach Amerika : Fabeln aus aller Welt, für Kinder gesammelt und neu erzählt. Recklinghausen : Paulus-Verl. Rette sich, wer kann (Deutschland) Baumann, Hans (1968): Ein Fuchs fährt nach Amerika : Fabeln aus aller Welt, für Kinder gesammelt und neu erzählt. Recklinghausen : Paulus-Verl. Der stolze Schmetterling (Sudan) http://www.hekaya.de/fabeln/der-stolze-schmetterling--fabeln_afrika_6.html Das Kamel und die Ratte (Indien) Baumann, Hans (1968): Ein Fuchs fährt nach Amerika : Fabeln aus aller Welt, für Kinder gesammelt und neu erzählt. Recklinghausen : Paulus-Verl. "14