Naaman Ein Spiel in 6 Szenen (1 Erzähler, 9 Sprecherrollen, beliebig viele für Gefolge; manche Sprecher können auch 2 Rollen besetzen) von Joachim Schlichting (benötigte Materialien und Utensilien sind gelb markiert) Szene 1 (Auf einem Divan [Gartenliege] liegt die Frau Naamans und nascht in Gedanken versonnen Weintrauben). Wir befinden uns in Damaskus, der Hauptstadt von Aram. Wir sind im Haus des obersten Soldaten des aramäischen Königs, im Haus des Feldhauptmanns Naaman. Hier sehen wir seine Frau. Gerade tritt ihre neue Dienerin, ein israelitisches Mädchen, dass die aramäischen Soldaten nach Damaskus verschleppt haben, zu ihr. (Die Sklavin tritt von hinten an die Füße der Herrin heran und verneigt sich tief) Ach Herrin, ich bin so traurig. Warum denn? Weil dein Mann so krank ist. Dieser schreckliche Aussatz. Seine Haut ist ja ganz zerfressen. Ach, wenn er doch in Israel wäre bei unserm Propheten. Der kann Menschen von dieser schrecklichen Krankheit heilen. Wirklich? Ja! Und da bist du dir auch ganz sicher? Ja! (Die Frau Naamans springt auf und geht schnell von der Bühne) Schnell läuft Naamans Frau zu ihrem Mann und berichtet ihm, was das Mädchen gesagt hat. (Danach tritt auch die Sklavin ab)
Szene 2 (Auf einem Thron mit aramäischen Insignien sitzt der König von Aram. Naaman [mit bemalter Strumpfmaske] kommt herein und verbeugt sich vor ihm.) Naaman geht sofort in den Palast zu seinem Edler König! Die neue Dienerin meiner Frau hat erzählt, dass der Prophet in ihrem Heimatland Menschen von Aussatz heilen kann. Von wo kommt denn das Mädchen? Aus Israel. Dann zieh nach Israel. Ich schreibe dem König von Israel einen Brief, dass er dir helfen soll. Und nimm genug Geschenke mit, damit er dir wohlgesonnen ist. (König Schreibt Brief und gibt ihn Naaman) Danke, edler König! Vielen Dank! Naaman nimmt den Brief, den der König geschrieben hat, und geht nach Hause. Szene 3 (Ein Bollerwagen dient als Kutsche und wird beladen) Zu Hause lässt er seine Kutsche anspannen und lädt Geschenke ein: 10 Zentner Silber, 6000 Goldgulden und 10 Festtagskleider. Den Brief seines Königs nimmt er natürlich auch mit. So reist er mit seinen Knechten und Dienern nach Israel. (Kutsche wird durch den Raum gezogen) Nach langer Reise kommt Naaman zu dem israelitischen König. (verbeugt sich) Werter König! Ich habe hier einen Brief von meinem Herrn, den König von Aram. (König sitzt auf dem Thron [israelitische Insignien], nimmt den Brief und liest ihn laut vor:) Verehrte Majestät auf dem Thron Israels. Wenn du diesen
Brief liest, dann sollst du wissen, dass ich meinen Knecht Naaman zu dir geschickt habe, damit du ihn von seinem Aussatz befreist. Ben-Hadad, König von Aram. (König knüllt den Brief zusammen und wirft ihn wütend auf den Boden und springt auf) Was fällt diesem Taugenichts ein! Bin ich denn Gott, dass ich töten und lebendig machen könnte? Wie kann er diesen Mann zu mir schicken und verlangen, dass ich ihn gesund mache? Merkt ihr, wie er schon wieder Streit mit mir sucht? (König ist so wütend, dass er aufsteht und seine Kleider zerreißt. Alle ab.) Über diesen Brief war der König von Israel so verärgert, dass er seine Kleider zerriss. Das machte man eigentlich nur als Zeichen dafür, dass etwas ganz Schlimmes bevorstand. Und darum sprach sich das auch schnell herum, dass der König seine Kleider zerrissen hatte. Auch der Prophet Elisa hörte davon und ging zum König und fragte ihn, warum er das getan hat. Und nachdem ihm der König von Naaman und von dem Brief des aramäischen Königs erzählt hatte, sagte Elisa zu ihm: Schick den Naaman zu mir. Er soll inne werden, dass ich ein Prophet Gottes bin. Szene 4 (Naaman kommt mit seinem ganzen Gefolge zu Elisas armseliger Hütte[großer Pappkarton]. Gemurmel, Schulterzucken. Sind wir hier richtig? ) So kam Naaman zu Elisas Haus, eine schäbige und windschiefe Hütte. Aber Elisa ließ sich nicht blicken, sondern schickte nur einen Boten heraus. (Bote kommt aus dem Haus ) Bote: Der Prophet lässt dir sagen: Geh hin zum Jordan! Tauche siebenmal unter! Dann ist dein Fleisch wieder gesund. (Bote kehrt wieder um und geht ins Haus. Naaman stampft mit dem Fuß auf. Er ist wütend) Das kann doch wohl nicht wahr sein! Hält dieser Prophet es nicht einmal für nötig, selber mit mir zu reden? Unver-
schämtheit! - Und wieso soll ich siebenmal in diesem komischen Jordan untertauchen? Haben wir nicht zu Hause viel schönere und klarere Flüsse als diese Dreckbrühe hier? Diener 1: Diener 2: Werter Herr, lieber Vater, bedenke doch: Hätte der Prophet dir etwas Schwieriges geboten, dann hättest du es ganz gewiss getan. Aber vielleicht ist die Macht ja so groß, dass selbst etwas Einfaches Großes bewirkt. Naaman überlegt einen Moment. Dann entscheidet er, dass seine Diener wohl recht haben. Er fährt zum Fluss Jordan. Szene 5 (Naaman kommt mit seinem Gefolge zum Jordan [blaues Laken]) Naaman ist zwar immer noch skeptisch, aber er gehorcht Den Worten des Propheten. Siebenmal taucht er ins Wasser. (Naaman taucht 7x hinter das Laken. Beim letzten Untertauchen zieht er die Strumpfmaske ab) Und wahrhaftig. Als er das siebte Mal aus dem Wasser auftaucht, ist seine Haut ganz rein. Sie sieht aus und fühlt sich an, wie die Haut von kleinen Kindern. (Naaman betastet sein Gesicht.) Naaman betastet ungläubig, aberglücklich sein Gesicht. Dann gab er Befehl umzukehren und noch einmal den Propheten aufzusuchen Szene 6
(Naaman kommt mit seinem Gefolge wieder zu der Hütte Elisas. Als er aus der Kutsche steigt, kommt Elisa aus dem Haus) Dieses Mal nun trat Elisa selber vor sein Haus und empfing Naaman. Nun weiß ich, dass es keinen größeren Gott gibt, als den Gott Israels. Darum bringe ich dir diese Segensgaben. (Naaman holt die Geschenke aus der Kutsche) Elisa: Nein, danke. Ich nehme keine Geschenke. Ach bitte, nimm sie doch an. Du würdest mir einen großen Gefallen tun, denn ich werde ab jetzt nur noch deinem Gott die Ehre geben. Aber Elisa ließ sich nicht erweichen. Er wollte nichts. Und so kehrte Naaman mit seinem ganzen Gefolge und mitsamt den teuren Geschenken gesund und fröhlich wieder heim. Das größte Wunder aber, das geschehen war, war dass Naaman von nun an an Gott, den Herrn glaubte.