Empfängnisverhütung. Kontrazeption

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Transkript:

Empfängnisverhütung / Kontrazeption

Inhalt Wahl der empfängnisregelnden Methode 3 Welche Überlegungen sind für Frau und Mann wichtig? 3 Versagerquote (Pearl-Index) 4 Die Bedeutung einer sicheren Empfängnisregelung 5 Die Frau 6 Der Mann 8 Der Beischlaf (Coitus) 9 Möglichkeiten der Empfängnisverhütung 10 Hormonelle Verhütungsmethoden (hormonale Kontrazeption) 11 Die Pille 11 Die Minipille 21 Die Hormonspirale 22 Die Drei-Monats-Spritze 23 Implanon 24 Das Verhütungspflaster (Evra) 26 Nuva-Ring 26 Mechanische Verhütungsmethoden 28 Die Spirale (Intra-Uterin-Pessar) 28 Das Diaphragma 33 Das Kondom 34 Das Frauenkondom (Femidom) 37 Chemische Verhütungsmittel 38 Der Verhütungsschwamm 39 Natürliche Verhütungsmethoden 40 Die Temperaturmethode 40 Die Kalender-Methode nach Knaus-Ogino 42 Coitus interruptus ( Aufpassen ) 43 Notfallverhütung 44 Die Pille danach (Postkoitale Schwangerschaftsverhütung = Interzeption) 44 Die Spirale danach 44 Die Sterilisation 45 Kontrollfragen 48 Empfängnisverhütung_Leittext 2

Wahl der empfängnisregelnden Methode Welche Überlegungen sind für Frau und Mann wichtig? Verantwortungsvolle Empfängnisregelung ist auch in unserer freien und aufgeklärten Gesellschaft gar nicht selbstverständlich. Aus Unwissenheit oder auch aus mangelndem partnerschaftlichem Verhalten gibt es immer noch «Muss-Ehen». Und viele Frauen werden zu einem Zeitpunkt schwanger, wo sie ein Baby gar nicht erwarten möchten. Dabei ist die Wahl einer Methode, zu der ein Mann und eine Frau wirklich stehen, nicht allzu schwierig. Folgende Gesichtspunkte sollen es beiden leichter machen, sich für eine Methode zu entscheiden und diese auch beizubehalten: Zuverlässigkeit Unschädlichkeit Annehmbarkeit Zuverlässigkeit Höchste Zuverlässigkeit muss eine Methode bieten, wenn die persönliche Situation der Frau eine Schwangerschaft nicht zulässt oder aus gesundheitlichen Gründen zu vermeiden ist. Auch nach abgeschlossener Familienplanung ohne weiteren Kinderwunsch ist eine hohe Sicherheit erforderlich. Ansprüche an die Zuverlässigkeit sind geringer, wenn es mehr darum geht, Abstände für die gewünschten Kinder einzuhalten. Unschädlichkeit Die Unschädlichkeit beurteilt man nach Frühschäden, Spätschäden und eventuellen Schäden des Kindes, wenn es zu einer Schwangerschaft kommt. Ein Frühschaden wäre zum Beispiel die sehr selten vorkommende Verletzung der Gebärmutter beim Einlegen eines Intra-Uterin-Pessars. Als mögliche Spätschäden, beispielsweise bei der Pille, wurden früher Einschränkungen der Eierstockfunktionen nach Absetzen sowie Venenerkrankungen und Störungen der Blutgerinnung diskutiert. Heute wissen wir, dass besonders niedrig dosierte Pillen nur geringfügige Einflüsse auf wesentliche Stoffwechselfunktionen haben. Bei bestimmten Verhütungsmethoden sind Schäden des Kindes manchmal vermutet, aber nicht beobachtet worden. Bei der Bewertung von Unschädlichkeit und Verträglichkeit einer Methode sollten die Risiken eines möglichen Schwangerschaftsabbruchs nicht unberücksichtigt bleiben. Annehmbarkeit Die Annehmbarkeit einer Methode entscheidet, ob ein Mann und eine Frau bestimmte Nebenwirkungen oder Vorbereitungen vor dem Verkehr bejahen oder nicht, beispielsweise das Wärmegefühl nach dem Einführen eines Scheiden-Zäpfchens oder das Überstreifen eines Kondoms. Dazu gehört auch, ob eine Methode das sexuelle Empfinden vielleicht unbewusst stört oder ob gegen eine Methode moralische oder religiöse Bedenken bestehen. Empfängnisverhütung_Leittext 3

Versagerquote (Pearl-Index) Im Zusammenhang mit Sicherheit und Zuverlässigkeit wird eine Methode nach der «Versagerquote», auch Pearl-Index genannt, beurteilt. Das heisst: Wenn 100 Frauen eine Methode 12 Monate lang anwenden, entspricht die Zahl der ungewollten Schwangerschaften dem Pearl-Index. Man spricht auch von der «Zahl der Versager pro 100 Anwendungsjahre». Hierfür ein Beispiel: Wenn 100 Paare ein Jahr lang Kondome als empfängnisverhütende Methode anwenden und in dieser Zeit 4 Schwangerschaften eintreten, hat das Kondom eine Versagerquote von «4». Dabei werden nicht nur die Versager gezählt, die durch das «Versagen» der Methode zustande kommen, sondern auch die, die auf fehlerhafte Anwendung zurückzuführen sind. Dadurch gibt es in verschiedenen Statistiken für die gleiche Methode unterschiedlich hohe Werte. Eine Orientierungshilfe ist die Einteilung in Sicherheits-Stufen: Zuverlässigkeit Sehr hohe Sicherheit Hohe Sicherheit Mittlere Sicherheit Methode Pille Hormonabgebende Spirale 3-Monats-Spritze Implanon Verhütungspflaster Nuva-Ring Minipille Kupfer-Spirale Sympto-thermale Methode Kondom Femidom Scheidendiaphragma mit spermizider Crème/Gel Temperaturmethode Schaum-Ovulum Versagerquote (Pearl-Index) 0.2 0.5 1-2 3-5 Verhütungs-Schwamm 5 10 Unsicher Knaus-Ogino Coitus interruptus 15-20 Empfängnisverhütung_Leittext 4

Die Bedeutung einer sicheren Empfängnisregelung Sichere Empfängnisverhütung ist für eine Frau die Voraussetzung, ohne Angst vor einer Schwangerschaft ihre Ausbildung abschliessen zu können, einen Beruf sinnvoll! auszuüben und selbst bestimmen zu können, wann sie ein Kind haben möchte. Für eine Frau kann eine sichere Verhütung dazu beitragen, die Partnerschaft entspannter und freier zu erleben sowie sexuell erlebnisfähiger zu sein. Manche Frauen reagieren ablehnend auf eine sichere Methode, weil sie sich eigentlich ein Kind wünschen, dies aber aus situationsbedingten Gründen nicht möglich ist. Entgegen ihren Gefühlen müssen sie dann «gezwungenermassen» vernünftig sein. Dieser Konflikt kann dazu führen, dass Nebenwirkungen verstärkt empfunden und sexuelle Wünsche verdrängt werden. Oder die Sicherheit einer Methode wird unbewusst vermindert. So wird beispielsweise die Pille vergessen, oder die Frau wechselt zu einer weniger sicheren Methode. Selbst die sicherste Methode wird also immer nur so zuverlässig angewandt und so gut vertragen, wie sie von der ganzen Lebenssituation und vom Gefühl her wirklich bejaht werden kann. Über Sexualität und Empfängnisverhütung wird heute im Allgemeinen sehr offen gesprochen. Erfahrungen zeigen jedoch, dass die meisten Frauen zu wenig über dieses Thema wissen. Auch Männern ist oft unklar, was in ihrem eigenen Körper vorgeht und wie sich bei einer Frau eine Schwangerschaft entwickelt. Richtige und verantwortungsvolle Empfängnisverhütung beinhaltet auch, sich selbst und die Vorgänge im Körper des Partners zu kennen. Deshalb ist es wichtig, nicht nur mehr über sich selbst, sondern auch mehr über den anderen zu wissen. Empfängnisverhütung_Leittext 5

Die Frau Bei den weiblichen Geschlechtsorganen, unterscheidet man zwischen den äusseren und den inneren Geschlechtsorganen. Die äusseren werden medizinisch auch «Vulva» genannt. Dazu gehören die grossen Schamlippen, die kleinen Schamlippen, die Klitoris und der Scheidenvorhof. Die grossen Schamlippen sind weich gepolsterte und behaarte Hautfalten. Darunter liegen die kleinen Schamlippen, die die Scheidenöffnung und den Ausgang der Harnröhre bedecken. Die kleinen Schamlippen treffen sich vorn an der Klitoris, die man auch Kitzler nennt. Sie spielt die wichtigste Rolle für die sexuelle Erregung und für den Orgasmus der Frau. Zwischen den kleinen Schamlippen liegt die Öffnung zur Scheide. Die inneren Geschlechtsorgane bestehen aus der Scheide, auch Vagina genannt, der Gebärmutter, den Eileitern und den Eierstöcken. Die Scheide ist etwa zehn Zentimeter lang. Sie ist aus sehr elastischem Muskelgewebe und innen mit einer feuchten, gefältelten Haut ausgekleidet. Während der sexuellen Erregung wird die Scheide kräftiger durchblutet und feuchter. Beim Orgasmus zieht sich die Muskulatur der Scheide und des Beckenbodens zusammen. Die Gebärmutter ist etwa so gross wie eine Birne und ist ihr auch in der Form ähnlich. Die Wand der Gebärmutter besteht aus einer kräftigen Muskelschicht und ist innen mit einer Schleimhaut ausgekleidet. Der obere dickere Teil wird Gebärmutterkörper genannt; hier münden links und rechts die beiden Eileiter ein. Der schlankere untere Teil wird als Gebärmutterhals bezeichnet. Er ragt zapfenförmig in die Scheide hinein. Die Drüsen des Gebärmutterhalses sondern eine klare, durchsichtige, meist zähe Flüssigkeit ab. Dieses Sekret verändert sich während des Zyklus der Frau. Zur Zeit des Eisprungs wird es dünnflüssig. So können - ohne Empfängnisschutz - die Samenfäden des Mannes ungehindert eindringen. Vor und nach dem Eisprung ist das Sekret zäh und somit für die männlichen Samenfäden undurchdringlich. Die Eierstöcke haben einen fast unerschöpflichen Vorrat. Über 400 000 Eizellen liegen hier praktisch «auf monatlichen Abruf» bereit. Allerdings kommen davon nur etwa 400 im Leben einer Frau zur vollen Reife. Jedes Ei ist von einem Zellenkranz umgeben. Beides zusammen wird «Follikel» genannt. Im Körper jeder Frau vollzieht sich in nahezu gleichen Zeitabständen immer wieder der gleiche Vorgang: Die Vorbereitung auf eine Schwangerschaft. Dabei wird alles von verschiedenen Hormonen gesteuert, die aufeinander eingespielt sind. Etwa vom 8. bis 10. Lebensjahr an werden bestimmte Hormone im Körper in steigenden Mengen produziert, die das Mädchen zur Frau reifen lassen. Ein deutliches Zeichen dafür ist das Wachsen der Brüste und die beginnende Schambehaarung, und später im Alter von 11 bis 14 Jahren die erste Periodenblutung (Menarche). Als Zyklus wird die Zeit zwischen dem ersten Tag der Regelblutung und dem letzten Tag vor der nächsten Regelblutung gezählt. Durchschnittlich ist er 28 Tage lang. Zykluslängen von 25 bis 35 Tagen gelten als normal. In der Mitte des Zyklus, also etwa am 14. Tag nach dem ersten Tag der Blutung bzw. vor dem ersten Tag der nächsten Blutung, geben die Eierstöcke eine Eizelle frei. Das nennt man Ovulation oder Eisprung. Das Ei wird dann vom Eileiter aufgenommen und bleibt dort für einige Tage. Es ist etwa für nur 6 bis 12 Stunden befruchtungsfähig. Bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr in dieser Zeit kann es von einer männlichen Samenzelle befruchtet werden. Die Samenfäden können 2 bis 3 Tage Empfängnisverhütung_Leittext 6

im Gebärmutterhals lebensfähig und befruchtungsfähig bleiben. Dies zu wissen ist wichtig, weil bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr selbst einige Tage vor dem zu erwartenden Eisprung wegen der relativ langen Überlebenszeit der Samenfäden Schwangerschaften eintreten können. Die bei einer Regelblutung abgestossene Schleimhaut der Gebärmutter wird anschliessend durch hormonelle Steuerungen wieder aufgebaut und so für eine mögliche Schwangerschaft vorbereitet. Optimale Bedingungen für die Einnistung eines befruchteten Eies bestehen etwa 6 Tage nach dem Eisprung. Das befruchtete Ei braucht etwa 3 Tage, um durch den Eileiter in die Gebärmutter zu gelangen. Dann dauert es noch einmal 4 Tage, bis sich das Ei in der Schleimhaut einzunisten beginnt. Und noch einmal etwa 5 Tage sind nötig, bis die Fruchtanlage richtig in die Schleimhaut der Gebärmutter eingebettet ist. Insgesamt vergehen zwischen Befruchtung und abgeschlossener Einbettung in die Gebärmutterhaut etwa 12 Tage. Fast die Hälfte aller befruchteten Eizellen stirbt ab. In diesen Fällen wird die Gebärmutterschleimhaut dann ganz natürlich durch die Regelblutung wieder abgestossen. Im Allgemeinen ist davon auszugehen, dass mit der einsetzenden Regelblutung eine Schwangerschaft ausgeschlossen ist, allerdings gibt es auch Ausnahmen. Bei Unklarheiten oder im Zweifelsfall sollte man den Frauenarzt aufsuchen. Empfängnisverhütung_Leittext 7

Der Mann Bei einem Jungen ist der erste Samenerguss Zeichen für seine Geschlechtsreife. Der Zeitpunkt liegt im Allgemeinen um das 13. Lebensjahr, das heisst, es entwickeln sich Samenfäden, die beim Geschlechtsverkehr zu einer Befruchtung führen können. Dieser Vorgang wird von einer Reihe von Hormonen gesteuert, die der Körper nun produziert. Zu den männlichen Geschlechtsorganen gehören neben Hoden und Nebenhoden die Samenleiter, die Vorsteherdrüse (Prostata), die Harnröhre und der Penis. Die Hoden sind Keimdrüsen, die täglich Millionen von Samenzellen produzieren. Der linke Hoden ist meistens etwas grösser und liegt etwas tiefer als der rechte. Die Nebenhoden umgeben in Form eines Halbmondes die Hoden und haben vor allem die Aufgabe, den reifen Samen zu speichern. Die beiden Samenleiter führen von den Nebenhoden zur Vorsteherdrüse (Prostata). Dort vereinigen sie sich und münden in die Harnröhre. Die Absonderung (Sekret) der Vorsteherdrüse wird beim Samenerguss abgegeben und dient dazu, die Beweglichkeit der Samenfäden zu erhöhen. Der Penis besteht zum grössten Teil aus lockerem Bindegewebe, in dem die so genannten Schwellkörper liegen. Normalerweise ist der Penis weich und schlaff, erst wenn ein Mann sexuell erregt wird, füllen sich die Zwischenräume mit Blut. Die Schwellkörper werden dicker, der Penis richtet sich auf, wird grösser und steifer. Das nennt man Erektion. Nur ein erigierter Penis kann beim Geschlechtsverkehr in die Scheide der Frau eingeführt werden. Erreicht die sexuelle Erregung ihren Höhepunkt, werden beim Orgasmus die Samenzellen durch die Harnröhre herausgeschleudert. Wenn das in der Scheide geschieht und eine Samenzelle mit einer Eizelle im Eileiter zusammentrifft, kann es zu einer Befruchtung, das heisst der Verschmelzung vom weiblichen Zellkern aus der Eizelle und dem männlichen Zellkern aus den Samenfäden mit der Entwicklung eines neuen Lebewesens, kommen. Empfängnisverhütung_Leittext 8

Der Beischlaf (Coitus) Wenn ein Paar sexuellen Kontakt haben möchte, versteift sich der Penis des Mannes, und die Vagina der Frau wird feucht. Während Männer meistens schnell auf sexuelle Reize reagieren, bedarf es bei Frauen oft eines liebevollen Vorspiels, damit ihre Vagina ausreichend Feuchtigkeit produziert. So wird das Eindringen des Penis erleichtert. Die grösste Erregung geht bei einer Frau von der Klitoris aus, beim Mann von der Spitze des Penis. Das stärkste Lustgefühl für beide bringt der Höhepunkt (Orgasmus). Dabei kommt es beim Mann zum Samenerguss. Es kann durchaus sein, dass einer der Partner den sexuellen Höhepunkt nicht erreicht. Die Ursachen hierfür können zum Beispiel sein: ungenügende Stimulierung mangelndes Aufeinandereingehen und sexueller Leistungsdruck. Vielleicht ist man auch abgelenkt durch andere Gedanken oder hat unbewusste Ängste. Oft muss eine Beziehung erst wachsen, um Vertrauen zu entwickeln und intim werden zu können. Wenn man allerdings das Gefühl hat, dass nichts klappt, sollte ein Paar sehr offen miteinander reden und auch mit dem Arzt über eventuelle Probleme sprechen. Denn auch die Wahl der empfängnisregelnden Methode kann eine entscheidende Rolle für das sexuelle Verhalten spielen. Empfängnisverhütung_Leittext 9

Möglichkeiten der Empfängnisverhütung Heute gibt es die folgenden Möglichkeiten der Empfängnisverhütung: Hormonelle Kontrazeption: Mechanische Verhütungsmittel: Chemische Verhütungsmittel: Natürliche Verhütungsmethoden: Norfallverhütung: Pille / Minipille Hormonspirale (hormonell + mechanisch) Drei-Monats-Spritze Implanon Verhütungspfalster Nuva-Ring Spirale (Intra-Uterin-Spirale) Diaphragma Kondom Frauenkondom (Femidom) Spermizider Schaum / Zäpfchen Spermidzide Crème / Gel Verhütungsschwamm Temperaturmethode Methode nach Knaus-Ogino Coitus interruptus Die Pille danach Die Spirale danach Sterilisation Empfängnisverhütung_Leittext 10

Hormonelle Verhütungsmethoden (hormonale Kontrazeption) Heute kennt man: Pille Minipille Hormonspirale 3-Monatsspritze Implanon Verhütungspflaster Nuva-Ring Hormonelle Präparate zur Verhütung der Empfängnis (hormonelle Kontrazeptiva) besitzen eine besonders hohe Zuverlässigkeit. Sie sind dabei völlig reversibel, das heisst, dass Frauen nach dem Absetzen der Präparate wieder schwanger werden können. Hormonelle Kontrazeptiva enthalten synthetische Sexualhormone, die in ihrer Wirkung den körpereigenen Östrogenen und Gestagenen ähnlich sind. Es werden entweder Kombinationen der beiden Hormone verabreicht (Kombinationspräparate) oder Gestagen wird allein verwendet (Monopräparate). Die Hormone können als Pille eingenommen werden. Es gibt auch hormonelle Depotpräparate, die langsam über einen bestimmten Zeitraum Gestagene im Körper freisetzen. Die Pille Seit ihrer Entwicklung vor mehr als 35 Jahren ist die Pille in der ganzen Welt zur sichersten Methode der Empfängnisregelung geworden. Damit ist die Pille zur optimalen Methode einer verantwortungsbewussten Familienplanung geworden. Der Arzt bezeichnet die Pille auch als «orales Kontrazeptivum» oder als «Ovulationshemmer», weil sie täglich geschluckt wird und dann über Magen und Darm vom Organisimus aufgenommen wird und durch ihre Hormonwirkung den Eisprung (Ovulation) verhindert. Damit bietet sie einen nahezu 100%igen Schutz. Sie hat Frauen und Paare von der Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft befreit, Empfängnisverhütung_Leittext 11

die Zahl der Muss-Ehen verringert und Sexualität selbstverständlicher gemacht. Sie hat aber auch eine Menge Fragen aufgeworfen. Nach langjähriger Erfahrung mit der Pille gibt es darauf konkrete, wissenschaftlich abgesicherte Antworten. Wirkungsweise der Pille Die Antibabypille täuscht dem Körper eine Schwangerschaft vor, so dass der Körper keine Vorbereitungen für die Empfängnisfähigkeit ergreift. Im Einzelnen kennt man 3 Wirkungen der klassischen Pille: Der Eisprung wird unterdrückt: Das Östrogen in der Antibabypille sorgt dafür, dass die Hirnanhangdrüse die Hormone FSH und LH nicht mehr ausschüttet. Dadurch reift kein Ei mehr heran und es kommt nicht zu einem Eisprung. Die Gebärmutterschleimhaut wird nicht normal aufgebaut: Die in der Pille enthaltenen Gestagene sorgen dafür, dass sich die Schleimhaut der Gebärmutter nicht normal aufbaut und es so einer Eizelle fast unmöglich wird, sich dort einzunisten (Erschwerung der Nidation). Der Schleimpfropfen am Gebärmutterhals verflüssigt sich nicht mehr während der fruchtbaren Tage: Spermien können so nur schwer in die Gebärmutter aufsteigen. Sicherheit der Pille Die Pille ist die empfängnisverhütende Methode, die man als nahezu 100%ig sicher bezeichnen und gleichzeitig als Erstmethode empfehlen kann. Damit steht die Pille im Vergleich zu anderen empfängnisregelnden Methoden an der Spitze. Die Zuverlässigkeit der Pille ist nur mit der operativen Unfruchtbarmachung (Sterilisation) zu vergleichen. Dieser Eingriff ist in der Regel aber kaum wieder rückgängig zu machen und bedeutet im Gegensatz zur Pille eine so gut wie unwiderrufliche Entscheidung. Wenn die Pille regelmässig eingenommen wird, gibt es nur drei Situationen, die trotzdem zu einer Empfängnis führen können: Bei Erbrechen innert 3 bis 6 Stunden nach der Tabletten-Einnahme, sofern die Einnahme nicht wiederholt wird. Bei gleichzeitiger Einnahme von bestimmten rezeptpflichtigen Medikamenten. Der Arzt informiert über die Wirkungsweise dieser Medikamente in Zusammenhang mit der Pille. Bei starkem, mehrtägigem Durchfall. Empfängnisverhütung_Leittext 12

Bemerkt man dies innerhalb von 12 Stunden nach dem eigentlichen Einnahmetermin, soll man die vergessene Pille nachholen. Die empfängnisverhütende Wirkung wird dadurch nicht beeinträchtigt. Ist die Pause zwischen zwei Pillen jedoch grösser als 36 Stunden, kann nicht mehr mit dem vollen Empfängnisschutz gerechnet werden. Mindestens während den sieben folgenden Tagen soll deshalb zusätzlich verhütet werden, zum Beispiel mit Kondom und samenabtötendem Ovulum. Bei ungeschütztem Verkehr ist mit dem Arzt eventuell eine Notfallverhütung zu besprechen. Die restlichen Pillen sollen auf jeden Fall weiter eingenommen werden, damit keine Zyklusstörungen eintreten. Unterschiedliche Pillen Viele Frauen fragen sich, ob sie eigentlich die richtige Pille nehmen, weil es eine Reihe von sehr unterschiedlichen Präparaten gibt. Grundsätzlich ist zu unterscheiden zwischen älteren hochdosierten Pillen und den modernen niedrigdosierten Kombinationspräparaten. Man kennt heute: Einphasenpille (Kombinationspräparat): In Einphasenpräparaten enthalten alle 21 wirkstoffhaltigen Pillen die gleiche Konzentration an Östrogenen und Gestagen. Alle Dragées haben jeweils die gleiche Farbe. Zweiphasenpille: Zweiphasenpräparate enthalten in den ersten sieben Tagen nur Östrogen und erst danach zusätzlich Gestagene. Stufenpräparate: Stufenpräparate enthalten Östrogen und Gestagene in wechselnden Anteilen. Dies ähnelt mehr dem natürlichen Hormon-Zyklus der Frau. In den ersten 6 Tagen wird eine niedrig dosierte Kombination von Östrogenen und Gestagenen eingenommen. In der nächsten Phase werden beide Hormonkonzentrationen erhöht. In der dritten Phase wird der Östrogenanteil vermindert und der Gestagenanteil erhöht. Mikropille: Die Mikropille enthält nur geringe Mengen an Östrogen, dafür aber etwas mehr Gestagen. Durch die geringere Konzentration der Hormone können die Nebenwirkungen und Langzeitrisiken der Antibabypille reduziert werden. Dafür ist aber eine erhöhte Disziplin bei der Einnahme nötig. Schon geringe zeitliche Schwankungen bei der Einnahme gefährden die Verhütung. Minipille: Die Minipille enthält nur Gestagene und ist dadurch auch während der Stillzeit geeignet. Ein Nachteil der Minipille ist, dass sie immer zur selben Uhrzeit eingenommen werden muss. Die Einnahme darf höchstens um drei Stunden verschoben werden, sonst ist die Sicherheit nicht mehr gewährleistet. Da die Minipille Östrogenfrei ist, unterdrückt sie nicht den Eisprung, sondern verändert nur den Muttermundpfropfen derart, dass keine Samenzellen ihn passieren können. Darüber hinaus verändert sie die Gebärmutterschleimhaut so, dass sich kein Ei einnisten kann. Die Minipille wird aufgrund ihrer geringeren Sicherheit nur selten verschrieben. Während der Stillzeit wird zum Teil die Minnipille eingesetzt, da sie keine Östrogene enthält, die evtl. für das Kind ein Risiko darstellen können. Welche Form der Antibabypille individuell am besten vertragen wird muss letztendlich ausprobiert werden. Ein Wechsel zu einem anderen Präparat kann häufig Nebenwirkungen beseitigen. Es ist natürlich auch wichtig, die Pille mit den geringsten Einwir- Empfängnisverhütung_Leittext 13

kungen auf Stoffwechsel, Blutdruck, Gerinnungssystem und Körpergewicht einzusetzen. Beachtungshinweise bei der Einnahme der Pille Folgende Empfehlungen und Informationen sollen einer Frau helfen, nichts falsch zu machen und sich auf die Pille verlassen zu können: Es ist ratsam, die Pille zu festen Tageszeiten zu nehmen, zum Beispiel am Abend, und am nächsten Morgen zu kontrollieren, ob man am Abend zuvor die Pille auch genommen hat. Die Pillenpackung macht diese Kontrolle einfach, weil die Wochentage angegeben sind. Hat man die Pille am Abend vorher vergessen, kann man sie auch morgens noch nehmen, ohne dass die Sicherheit darunter leidet. Auch während der 7tägigen Pause besteht ein sicherer Empfängnisschutz. Jede Frau sollte sich vor Einnahme der Pille gynäkologisch untersuchen lassen. Auch allgemeine Angaben zu Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme und Gegenanzeigen zur Pilleneinnahme werden besprochen. Weitere Kontrollen sind alle 6 bis 12 Monate ratsam. Im Rahmen ärztlicher Untersuchungen können mögliche Probleme oder Fragen, die im Zusammenhang mit der Pilleneinnahme aufgetreten sind, geklärt werden. Nach Beendigung der Pilleneinnahme - zum Beispiel Kinderwunsch - tritt 2 bis 4 Tage nach Absetzen die erwartete Blutung ein. Im Anschluss daran entwickelt sich der erste spontane Zyklus ohne Pille mit einer geringen zeitlichen Verzögerung. Oft ist eine Frau bereits im ersten Monat nach Absetzen der Pille wieder empfängnisfähig. Häufig tritt eine Schwangerschaft schon in den ersten Zyklen nach Absetzen der Pille ein. Regelblutung unter der Pilleneinnahme Viele Frauen beschäftigt die Frage, ob die Regelblutung unter der Pillekünstlich oder natürlich sei. Vom Rhythmus her ergeben sich bei regelmässiger Einnahme keine Unterschiede. Das gleiche ist auch für die Blutung selbst zu sagen, weil sie wie im normalen Menstruationszyklus durch den Entzug von Hormonen ausgelöst wird. Unter der Pilleneinnahme kommt es in der 7tägigen Einnahmepause ebenfalls zum Hormonentzug und zur Blutung. Diese ist allerdings schwächer und kürzer, was von vielen Frauen als Erleichterung empfunden wird. Pillenpause: ja oder nein? Fachleute in aller Welt sind sich darüber einig, dass eine Frau keine Pillen-Pause zu machen braucht, wenn nicht medizinische Gründe vorliegen. Die unnötige Unterbrechung der Einnahme über einen oder mehrere Monate bringt oft Probleme mit sich. Viele Frauen sind auf eine Empfehlung: «Sie müssen jetzt endlich eine Pillen-Pause machen», ungewollt schwanger geworden. Zwischenblutungen unter Pilleneinnahme Unerwartete Blutungen, die zwischen zwei Perioden auftreten, bezeichnet man als Zwischenblutungen. Empfängnisverhütung_Leittext 14

In den ersten Monaten der Pilleneinnahme können gelegentlich Zwischenblutungen auftreten. Diese Blutungen sind harmlos und hören auf, sobald sich der Körper an die Pille gewöhnt hat. Dauern die Zwischenblutungen hingegen nach den ersten 3 Monaten noch an, sollten Sie dies mit der Ärztin/dem Arzt besprochen werden. In seltenen Fällen können auch zu einem späteren Zeitpunkt der Pilleneinnahme Zwischenblutungen auftreten, die normalerweise im nächsten Zyklus nicht wieder vorkommen. Ein Grund dafür kann zum Beispiel die unregelmässige Einnahme der Dragées sein. Die Pilleneinnahme darf deswegen nicht unterbrochen werden. Der empfängnisverhütende Schutz kann im betroffenen Zyklus reduziert sein! Es sind zur Verhütung zusätzliche Mittel zu verwenden. Im Allgemeinen haben Frauen, welche die Pille nehmen, seltener Blutungsunregelmässigkeiten als Frauen ohne Pille. Wenn Zwischenblutungen nicht zum Stehen kommen oder wiederholt auftreten, sollte der Arzt konsultiert werden. Er wird abklären, ob möglicherweise organische Ursachen vorliegen. Amenorrhoe unter der Pille Nur sehr selten bleibt die Regelblutung aus. Wenn die Pille regelmässig eingenommen wird, muss nicht gleich an eine Schwangerschaft gedacht werden. Diese lässt sich auch mit einem Schwangerschaftstest im ersten Urin am Morgen ausschliessen. Nebenwirkungen der Pille Seitdem es an der Zuverlässigkeit der Pille keine Zweifel mehr gibt, muss die Wissenschaft heute verstärkt zum Thema Nebenwirkungen Rede und Antwort stehen. Es gibt viele gesicherte Erkenntnisse darüber, welche Nebenwirkungen harmlos oder ernst zu nehmen sind. Ganz allgemein ist zu sagen, dass bei Verwendung moderner niedrigdosierter Pillen die Häufigkeit unerwünschter Nebenwirkungen auf ein Minimum reduziert worden ist. Von den meisten Frauen werden diese Pillen gut vertragen. Im Übrigen muss man mögliche Nebenwirkungen immer im Vergleich zu Problemen und Gefahren sehen, die beispielsweise eine unerwünschte Schwangerschaft aufwirft. Ein -Schwangerschaftsabbruch oder eine Geburt sind für eine Frau oft körperlich und seelisch belastender als mögliche Nebenwirkungen der Pille. Zu den als harmlos geltenden Nebenwirkungen - besonders zu Beginn der Einnahme - zählen zum Beispiel geringfügige Übelkeit, Spannungsgefühl in den Brüsten. Meistens verlieren sich solche Nebenwirkungen nach einigen Einnahme-Zyklen, oder der Arzt kann im Einzelfall ein anderes Pillen-Präparat verordnen. Positive Einstellung gegenüber der Pille ist von Bedeutung Tatsächlich hat die Einstellung einer Frau zur Pille einen wichtigen Einfluss auf die Verträglichkeit. Wenn eine Frau schon im Gespräch mit dem Arzt erkennen lässt, dass sie alle möglichen Bedenken gegen die Pille hat wird eine erfahrener Ärztin ein anderes Verhütungsmittel empfehlen. Denn bei unbewusster Ablehnung der Pille werden Nebenwirkungen oft stärker empfunden. Oder die Pille wird unter Umständen auch öfter vergessen. Ärzte haben die Erfahrung gemacht, dass manche Frauen über die Nebenwirkungen klagen, auf die sie vorher besonders hingewiesen wurden. Der Einfluss der mit der Pille eingenommenen Sexualhormone auf die Stimmungslage und auf das sexuelle Verlangen ist bis heute nicht völlig geklärt, gilt aber für niedrigdosierte hormonarme Pillen als unwahrscheinlich. Wenn der Arzt eine Empfängnisverhütung_Leittext 15

Pille mit einer anderen hormonalen Zusammensetzung empfiehlt und sich gedrückte Stimmung oder Antriebsarmut trotzdem nicht bessern, können seelische Ursachen der Grund dafür sein. Andere Ursachen von Pillennebenwirkungen Nicht selten wird die Pille für Probleme verantwortlich gemacht, die auch sonst im sexuellen Erleben oder in der Partnerbeziehung bestehen. Nicht gut vertragen wird die Pille manchmal, wenn eine Frau sie aus irgendwelchen Gründen zwar einnimmt, sich eigentlich aber doch ein Kind wünscht. Viele Frauen fühlen sich nur dann bestätigt und selbstbewusst, wenn sie Mutter sind. Sie möchten deshalb wenigstens mit der Möglichkeit leben, schwanger werden zu können, auch wenn ein Baby im Moment zu belastend wäre. Aus diesem Grund wird die Pille oft vergessen. Oder eine Frau wechselt aufgrund der als lästig empfundenen Nebenwirkungen zu einer weniger sicheren Methode. Auf diese Weise drückt sie ihren verborgenen Wunsch nach einer Schwangerschaft aus. Positive Nebenwirkungen der Pille Neben der hohen Sicherheit werden die anderen positiven Seiten der Pille oft viel zu wenig beachtet. Die Pille hat Lösungen für viele Probleme gebracht, die mit der Empfängnisregelung überhaupt nichts zu tun haben. Die Pille kann z.b. verordnet werden bei krampfartigen Regelschmerzen, bei zu langer bzw. zu starker Periodenblutung. Auch bei Frauen mit Endometriose (einer gutartigen Absiedlung von Gebärmutterschleimhautgewebe, zum Beispiel in die Eierstöcke): bessern sich die Beschwerden meist im Rahmen langfristiger Anwendung der Pille. Aus Untersuchungen geht auch hervor, dass Frauen unter Pilleneinnahme seltener an Blutarmut (Anämie) leiden als Frauen ohne Pille. Der Grund hierfür liegt in der häufig wesentlich schwächeren und kürzeren Blutung im Vergleich zur normalen Menstruation. Besonders in Kombinationspräparaten wird ein gewisser Schutzfaktor für die Entstehung gutartiger Eierstock- und Brustzysten gesehen. Die gleiche Erkenntnis gilt auch für das Auftreten von Infektionen der inneren Genitalien (Gebärmutter-, Eileiter- und Eierstockentzündungen), weil durch die Veränderung des Schleimpfropfens im Gebärmutterhals das Eindringen und Aufsteigen von Keimen erschwert wird. Auch Hautärzte können ihren Patientinnen mit der Pille helfen. Eine Akne vulgaris (entzündliche Pickel, meist im Gesicht, im Brust- oder Rückenbereich) ist häufig durch zuviel männliche Hormone oder durch eine zu starke Reaktion auf normale Mengen männlicher Hormone bedingt und bessert sich unter speziell dafür entwickelten Pillen oft überraschend. Pille und Krebrisiko Anhand langjähriger Studien konnte gezeigt werden, dass Frauen, welche die Pille nehmen, viel seltener an Eierstock- oder Gebärmutterkrebs erkranken. Es gibt ausserdem keine überzeugenden Hinweise, dass bei Pillenanwenderinnen häufiger Brustkrebs auftreten soll. Nicht zweifelsfrei geklärt ist, inwieweit die Einnahme der Pille mit Veränderungen am Gebärmutterhals einhergeht. Deshalb sollte sich jede Frau ein- bis zweimal im Jahr routinemässig von ihrer Ärztin untersuchen lassen. Auf diese Weise lassen sich beginnende Krankheiten frühzeitig erkennen und behandeln. Empfängnisverhütung_Leittext 16

Pille und Herzinfarktrisiko Zeitweilig hat man ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt bei Pilleneinnahme vermutet. Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Pilleneinnahme und erhöhtem Risiko für Herzinfarkt liess sich jedoch in umfangreichen Studien nicht erkennen. Einen erheblichen Risikofaktor für das Auftreten von Herz- und Kreislauferkrankungen stellt allerdings das Rauchen dar. Daher enthalten die Packungsbeilagen sämtlicher Präparate den Hinweis, dass bei Raucherinnen, die hormonhaltige Arzneimittel zur Schwangerschaftsverhütung anwenden, das Risiko, an Gefässveränderungen zu erkranken, erhöht ist. Das Risiko nimmt mit zunehmendem Alter und steigendem Zigarettenkonsum zu. Frauen, die älter als 30 Jahre sind, sollten deshalb nicht rauchen, wenn sie hormonhaltige Arzneimittel zur Verhütung einer Schwangerschaft einnehmen. Wenn auf das Rauchen nicht verzichtet wird, sollen besonders bei Vorliegen weiterer Risikofaktoren andere Verhütungsmethoden angewendet werden. Herz-Kreislauferkrankungen Blutgerinnung Obwohl der Einfluss der modernen, niedrigdosierten Pillen auf den Stoffwechsel gering ist, können in sehr seltenen Fällen ernstzunehmende Komplikationen auftreten (zum Beispiel Blutgerinnsel, Herzinfarkt, Schlaganfall). Risikofaktoren dafür sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Blutgerinnungsstörungen. Vorerkrankte Anwenderinnen, die bereits eine Blutgerinnungsstörung hatten (Thromboembolie), stark rauchen oder übergewichtig sind, sollten eine sorgfältige Voruntersuchung durchlaufen. Pille und Fertilität Heute ist man übereinstimmend der Meinung, dass die Pille die Fruchtbarkeit einer Frau nicht beeinflusst. Eine grosse englische Statistik sagt aus, dass 3 Monate nach Absetzen der Pille 50 Prozent und nach 6 Monaten 80 Prozent der Frauen schwanger geworden sind. Bei Frauen, die schon vor Anwendung der Pille Zyklusstörungen hatten - oft verbunden mit starkem Untergewicht - kann es nach Absetzen der Pille wieder zu den gleichen Störungen kommen. Ein längeres Aussetzen der Periodenblutung - eine Amenorrhö - kommt nach Absetzen der Pille nicht häufiger vor als sonst auch. Auswirkungen der Pille auf eine Schwangerschaft Viele Frauen machen sich verständlicherweise über diese Fragen Gedanken. Dazu gibt es heute gesicherte Erkenntnisse, auf die sich eine Frau verlassen kann. Der Verlauf einer nachfolgenden Schwangerschaft bleibt ungestört. Ganz wichtig ist sicher die Feststellung, dass Missbildungen ebenfalls nicht häufiger vorkommen. Das wird viele Frauen beruhigen, die sich noch Kinder wünschen. Oft ist auch die Frage gestellt worden, ob nach Einnahme der Pille häufiger Fehlgeburten auftreten oder Zwillinge zur Welt gebracht werden. Auch dazu kann die Wissenschaft heute «nein» sagen. Empfängnisverhütung_Leittext 17

Pilzinfektionen und Pilleneinnahme Früher hat man angenommen, dass Scheidenentzündungen durch Pilze häufiger bei Frauen unter Pilleneinnahme vorkommen als bei anderen Frauen. In diesem Zusammenhang ist die höhere Dosis älterer Pillen diskutiert worden. Für niedrigdosierte Pillen lässt sich heute eine höhere Erkrankungshäufigkeit für Pilz-Infektionen nicht feststellen. Da Pilze sexuell übertragen werden, aber keine Geschlechtskrankheiten im üblichen Sinne darstellen, muss der Partner auf jeden Fall mitbehandelt werden. Kontraindikationen der Pille Nur wenige Frauen müssen aus verschiedenen medizinischen Gründen auf die Pille verzichten. Medizinische Gründe, bei denen die Pille nicht eingenommen werden darf, sind unter anderen: Früher durchgemachte oder bestehende Erkrankungen mit Thromboembolien, besonders Schlaganfall und Herzinfarkt. Bestehende Schwangerschaft. Wenn versehentlich bei unbekannter Frühschwangerschaft die Pilleneinnahme begonnen oder fortgesetzt worden ist, hat man früher eine Vermännlichung eines weiblichen Embryos befürchtet. Dies kann man heute allerdings so gut wie ausschliessen, weil entsprechende Erscheinungen bei Kindern bislang nicht beobachtet worden sind. Hormonempflindliche bösartige Tumore, die auf Östrogene reagieren könnten. Dazu gehört der Brustkrebs (auch nach Behandlung). Bestehende schwere Leberschäden. Die Hormone der Pille können die geschädigte Leber zusätzlich belasten. Erkrankungen der Hirn- oder Augengefässe. Man fürchtet ein erhöhtes Risiko für Thrombosen. Schwere Formen des Bluthochdrucks, besonders der nicht einstellbare Hochdruck mit entsprechenden Komplikationen. Angeborene oder erworbene Stoffwechselstörungen, zum Beispiel schwere Zuckerkrankheit mit Gefässveränderungen der Störungen des Fettstoffwechsels. Raucherinnen, insbesondere, wenn weitere Risikofaktoren wie Übergewicht oder Bluthochdruck vorhanden sind. Starkes Übergewicht (mehr als 50 Prozent über dem Idealgewicht). Pille und Stillzeit Von vielen Fachleuten wird die Anwendung der Pille bei stillenden Müttern nicht empfohlen, um auch das geringste Risiko aus zuschliessen. Bei frühzeitigem Beginn der Pilleneinnahme muss mit einer geringeren Milchmenge gerechnet werden. Es scheint so zu sein, dass die Milchproduktion dann nicht vermindert wird, wenn das Stillen voll im Gang ist, und dass geringste Hormonmengen für den Säugling unbedenklich sind. Wenn also eine Frau, die stillt, die höchstmögliche Sicherheit vor einer Empfängnis haben will, dann sollte sie 3 Wochen nach der Geburt mit der Pille beginnen. Eine gute Alternative bildet die Mini-Pille. Sie bietet zwar nicht die gleiche Sicherheit, wird jedoch von vielen Ärzten in der Stillzeit empfohlen. Empfängnisverhütung_Leittext 18

Absetzen der Pille Wenn während der Pilleneinnahme ungewohnt starke oder häufige Kopfschmerzen, vor allem wenn sie migräneartig sind, oder plötzliche Hör- und Sehstörungen auftreten, oder wenn Sie ungewohnte Schmerzen oder Schwellungen in den Beinen oder stechende Schmerzen beim Atmen haben, sollten sofort ein Arzt konsultiert werden. Diese Erscheinungen können Folgen von ernsthaften gesundheitlichen Störungen sein, die nicht im Zusammenhang mit der Pille stehen müssen, die aber das sofortige Absetzen der Pille erfordern. Pillenwechsel Bei einer Behandlung mit modernen, niedrigdosierten Pillen können verschiedene Beschwerden ein Grund dafür sein, dass die Pille gewechselt werden muss: Durchbruchblutungen (Zwischenblutungen) Gewichtszunahme Veränderte Stimmungslage Veränderung des sexuellen Verlangens Empfindliche Brust Akne oder vermehrte Behaarung Einfluss der Pille auf das sexuelle Erleben Viele Frauen erleben das sexuelle Zusammensein positiver, weil sie sich unter dem sicheren Empfängnisschutz der Pille gelöster und entspannter fühlen. Manchmal nimmt das sexuelle Verlangen aber auch ab. Dann ist ein Wechsel auf eine Pille mit anderer hormoneller Zusammensetzung zu erwägen. Bessert sich daraufhin das Empfinden nicht, kann das auf Schwierigkeiten zurückzuführen sein, die eine Frau mit sich selbst oder ihrem Partner hat. Wenn eine Frau von selbst das Gefühl hat, dass etwas nicht stimmt, sollte sie sich fragen, ob sie vielleicht mit ihrer jetzigen Lebenssituation oder ihrer Partnerbeziehung unzufrieden ist. Natürlich müssen solche Probleme nicht direkt mit der sexuellen Beziehung zu tun haben. Sie wirken sich aber dort erfahrungsgemäss zuerst und am deutlichsten aus. Beginn der Pilleneinnahme Ein Mädchen sollte bei bestehender Partnerschaft bereits vor Aufnahme erster sexueller Kontakte die Beratung durch die Frauenärztin oder den Hausarzt suchen. Die Einnahme der Pille ist gegenüber einer Schwangerschaft im Kindes- oder Jugendalter oder auch in Hinsicht auf einen möglichen Schwangerschaftsabbruch immer die bessere Alternative. Viele Bedenken, die früher gegen die Verordnung der Pille an Jugendliche bestanden, sind inzwischen überholt und widerlegt. So hat zum Beispiel die Pille keinen Einfluss auf das Längenwachstum und ebenfalls keinen Einfluss auf das Aus- Empfängnisverhütung_Leittext 19

bleiben der monatlichen Regelblutung (Amenorrhö). Heute weiss man, dass eine Amenorrhö bei Jugendlichen nicht häufiger vorkommt als bei erwachsenen Frauen, also in etwa 1,5 Prozent der Fälle. Ausserdem haben neuere Erhebungen gezeigt, dass eine Amenorrhö nach Absetzen der Pille nicht häufiger auftritt als sonst auch. Bei der Verordnung werden heute Pillen bevorzugt, die möglichst niedrige Hormonmengen enthalten. Sie zeichnen sich durch gute Verträglichkeit und regelmässige Blutungen (Zykluskontrolle) sowie durch geringstmögliche Stoffwechselbelastung des Organismus aus. Wichtig ist die Feststellung, dass die Pille von Jugendlichen sehr gut vertragen wird und nur sehr wenig Nebenwirkungen auftreten. Es gibt ausserdem kaum Kontraindikationen. So ist es nicht verwunderlich, dass die Pillenbenutzung in keiner Altersgruppe so weit verbreitet ist wie bei Jugendlichen. Das hängt auch mit dem besonders hohen Sicherheitsbedürfnis von Jugendlichen zusammen und mit der Tatsache, dass es an gleichwertigen Alternativen mangelt. Bezug der Pille? Die Pille ist rezeptpflichtig und muss deshalb ärztlich verschrieben werden. Viele Eltern sprechen offen mit ihren Kindern über Empfängnisregelung und schlagen auch von sich aus ein Gespräch mit der Ärztin vor. Unter 14 Jahren müssen die Eltern der Verordnung der Pille zustimmen. Zwischen 14 und 16 Jahren darf der Arzt beurteilen, ob die nötige Reife vorliegt. Ab 16 haben die Eltern keinen Einfluss mehr. Der Arzt ist jetzt auch gegenüber den Eltern zur Verschwiegenheit verpflichtet. Wenn ein Mädchen, ohne sich mit seinen Eltern abgesprochen zu haben, zu einem Arzt geht, unterliegt seine Beratung in jedem Fall der Schweigepflicht. Wichtig ist es in diesem Moment, die Problematik der ärztlichen Rechnungsstellung anzusprechen, damit die Eltern nicht auf dem Postweg von der Pilleneinnahme erfahren. Es steht natürlich im Ermessen des Arztes, ob er die Pille verschreibt oder nicht. Ein aufgeschlossener Arzt wird die Pille sicher nicht aus moralischen Bedenken verweigern. Pille bei über 35-jährigen Frauen Von der früher weit verbreiteten Meinung, Frauen über 35 sollten die Pille nicht mehr nehmen, ist man weitgehend wieder abgekommen. Man sollte nicht verkennen, dass gerade für eine Frau in diesem Alter der sichere Schutz vor ungewollter Schwangerschaft von grosser Bedeutung ist. Die Ärztin/der Arzt wird bei der Beratung und vor der Verordnung folgende Punkte bedenken: Sind Risikofaktoren vorhanden, wie zum Beispiel Diabetes, Hochdruck oder starkes Übergewicht? Sind bei früherer Anwendung der Pille Nebenwirkungen aufgetreten, die ein Absetzen notwendig machten? Sind sonstige Kontraindikationen erkennbar? Wie ist das Allgemeinbefinden? Viele Frauen fühlen sich gerade im fortgeschrittenen Alter wohler, wenn sie die Pille nehmen. Wie ist es mit dem Rauchen? Raucherinnen sollten die Pille nicht nehmen, da man eine Erhöhung des in diesem Alter sowieso ansteigenden Herzinfarktrisikos befürchtet. Spielen auch nützliche Wirkungen eine Rolle? Bei Frauen ab 35 können nützliche Nebenwirkungen wie zum Beispiel die Schutzwirkung der Gestagene auf die Bildung gutartiger Tumore oder die Bildung von Zysten von Bedeutung sein. Empfängnisverhütung_Leittext 20

Wie ist es mit Krebserkrankungen? Die Verminderung des Risikos, an einem Gebärmutterkrebs oder einem Eierstockkrebs zu erkranken, sollte beachtet werden. Nach Ausschluss von Risikofaktoren und Kontraindikationen (medizinische Gründe, die eine Einnahme nicht zulassen) bringt die Anwendung der Pille bei Frauen jenseits des 35. Lebensjahres mehr Vorteile als Nachteile. Wegen des geringen Einflusses auf Stoffwechsel und Blutgefässe sollen niedrigdosierte Pillen angewandt werden. DieEinstellung der Männer gegenüber der Pille Partnerschaftlich denkende Männer wissen, dass Frauen mit der Einnahme der Pille allein die Verantwortung für die Empfängnisverhütung übernehmen. Für viele Männer aber ist dies zu sehr eine Selbstverständlichkeit. Manche von ihnen gehen zu sicher davon aus, dass eine moderne junge Frau eben die Pille nimmt. In einer vertrauensvollen Partnerschaft wird es im Allgemeinen so sein, dass sich beide - Mann und Frau - über die Methode der Empfängnisverhütung Gedanken machen. In heutiger Zeit gehen immer mehr Paare gemeinsam in die Praxis, wobei die Männer sehr aktiv am Beratungsgespräch teilnehmen. Ausserdem können sie durch ihre Anwesenheit in der Praxis besonders jungen Mädchen einen grossen Teil ihrer bewussten oder unbewussten Ängste vermindern helfen. Die meisten Männer bejahen die Pille als Mittel zur Empfängnisverhütung mit der höchsten Sicherheit. Gleichzeitig kommt aber häufig das Bedauern zum Ausdruck, dass es bisher eben nur die Pille für die Frau gibt. Die Pille für den Mann In der ganzen Welt versuchen Wissenschaftler seit vielen Jahren, etwas Vergleichbares wie die Pille für die Frau auch für den Mann zu entwickeln. Es gelingt heute bereits mit verschiedenen Hormonen, die Samenfäden- Produktion völlig zu unterbinden. Bisher ist dieser Effekt aber mit so erheblichen Nebenwirkungen verbunden, dass die Pille für den Mann praktisch noch nicht anzuwenden ist. Es kommt beispielsweise zu einem erheblichen Verlust der männlichen Potenz, ausserdem ist die Wiederherstellung der männlichen Fortpflanzungsfähigkeit bisher nicht gesichert. Nach dem heutigen Stand des Wissens ist noch keine Lösung in Sicht. Die Minipille Unterschied Minipille zur typischen Pille Sie darf nicht verwechselt werden mit niedrigdosierten Pillen, die immer aus Östrogen und Gestagen bestehen. Die Mini-Pille hat mit der Pille nur soviel gemeinsam, als dass beide in die Gruppe der hormonellen Verhütungsmittel gehören. Der grosse Unterschied liegt in der Wirkung. Die Mini-Pille hemmt im Allgemeinen nicht den Eisprung. Sie Empfängnisverhütung_Leittext 21

wird ohne Pause täglich eingenommen, also auch während der Regelblutung. Die Mini-Pille enthält kein Östrogen, sondern nur eine kleine Menge Gestagen. Die Wirkung der Mini-Pille besteht hauptsächlich darin, dass die Verflüssigung des Schleims im Gebärmutterhals um die Zeit des Eisprungs ausbleibt. Die Samenfäden können also nicht in die Gebärmutter eindringen. Zuverlässigkeit der Minipille Die Sicherheit der Mini-Pille ist im Vergleich zu den «typischen» Pillen geringer. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass die Mini-Pille bei Einnahmefehlern sehr schnell ihre Wirkung verliert. Die übliche Einnahmezeit darf um nicht mehr als ein bis zwei Stunden überschritten werden. Nebenwirkungen der Minipille Eine häufige Nebenwirkung der Mini-Pille sind Zyklusstörungen, die bei etwa einem Drittel aller Anwenderinnen vorkommen. Nimmt man diese Pille allerdings mehrere Monate lang, normalisiert sich der Zyklus in den meisten Fällen wieder. Harmlose Nebenwirkungen wie Appetitlosigkeit, Schwindelgefühl und depressive Verstimmungen klingen meist nach den ersten Einnahmezyklen ab. Durch das Fehlen des Östrogens können manche Frauen, für die eine Östrogen-Gestagen-Kombination nicht geeignet wäre, die Mini-Pille nehmen. Die Mini-Pille wird am häufigsten Frauen empfohlen, die wegen östrogenbedingter Nebenwirkungen die Pille nicht vertragen. Auch für stillende Mütter ist die Mini-Pille geeignet, weil sie die Milchproduktion nicht zurückgehen lässt. Die Hormonspirale Gestagen-Spiralen sind T-förmige Kunststoffstäbchen, die in der Gebärmutter eingesetzt werden, wo sie geringe Mengen von dem Hormon Gestagen abgeben, welches nur örtlich in der Gebärmutter wirkt. Wirkung der Hormonspirale Aus einem Kunststoffzylinder wird Gelbkörperhormon in gleichbleibender, geringer Menge an die Gebärmutter abgegeben. Da sich die Schleimhaut in der Gebärmutter dadurch nicht mehr aufbaut, kann sich ein befruchtetes Ei nicht mehr einnisten. Durch eine Verdickung des Schleimpfropfens im Gebärmutterhals werden zu- Empfängnisverhütung_Leittext 22

dem die Spermien am Eintritt in die Gebärmutter gehindert. Dieser Effekt ist vergleichbar mit der Wirkung der Mini- Pille. Beeinflussung des Zyklus durch das Gestagen Da das Gelbkörperhormon direkt am Wirkungsort abgegeben wird, braucht es nur eine geringe Menge entsprechend der halben täglichen Dosis der Mini-Pille. Der Anteil, welcher ins Blut übergeht, ist dabei so klein, dass es nicht zu einer Störung der normalen hormonellen Abläufe kommt. Weil sich die Gebärmutterschleimhaut nicht mehr so stark aufbauen kann, verkürzt sich die Dauer und die Stärke der Monatsblutung. Bei jeder fünften Frau bleibt die Monatsblutung ganz weg, solange die Hormonspirale wirksam ist. Sicherheit, Vor- und Nachteile der Hormonspirale Die hohe Zuverlässigkeit ist vergleichbar mit derjenigen der Pille. Ebenso nehmen die Periodenschmerzen ab. Als Nebenwirkung des Gelbkörperhormons kann es in einzelnen Fällen zu Wassereinlagerung in den Beinen, unreiner Haut (Akne) oder Stimmungsveränderungen kommen. Entgegen den herkömmlichen Spiralen ist die Gefahr einer Entzündung der Eileiter oder der Eierstöcke nicht erhöht. Eileiterschwangerschaften treten seltener auf als bei Frauen ohne Verhütungsmittel oder mit Kupferspiralen. Die Drei-Monats-Spritze Die Drei-Monats-Spritze enthält ein langwirkendes Gestagen, das alle drei Monate in den Gesässmuskel gespritzt wird. Während dieser Zeit kann sich eine Frau auf fast 100prozentige Sicherheit verlassen. Die Gestagene stören den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und verhindern dadurch das einnisten der Eizelle. Viele Frauen klagen jedoch über Zwischen- und Schmierblutungen. Bei längerer Anwendung setzt die Regelblutung oft aus. Nach dem Absetzen der Depotspritze kann es bis zu zwei Jahre andauernden Problemen mit der Fruchtbarkeit kommen. Aus diesen Gründen ist die Drei-Monats-Spritze für Mädchen und für junge Frauen, die Wert auf einen regelmässigen Zyklus legen und sich später noch Kinder wünschen, nicht zu empfehlen. Die Spritze ist eine akzeptable Lösung für Frauen, die auf keinen Fall schwanger werden möchten oder dürfen, es aber nicht fertig bringen, die Pille regelmässig zu nehmen. Diese Frauen sollten wissen, dass dann mit einer regelmässigen Blutung nicht zu rechnen ist. Bei schweren Gefässerkrankungen oder akuten Lebererkrankungen kann die Depotspritze nicht eingesetzt werden. Die Drei- Monats-Spritze hat aber auch einige Vorteile: Bei Knoten in der Brust, bei Endometriose und bei zyklusabhängiger Migräne sind günstige Wirkungen zu erzielen. Empfängnisverhütung_Leittext 23

Implanon Implanon ist ein neues, langwirksames hormonelles Verhütungsmittel. Es handelt sich dabei um ein kleines, dünnes Kunststoffstäbchen, das auf der Innenseite des Oberarmes direkt unter die Haut eingesetzt wird. Das Stäbchen enthält als Wirkstoff ein Gestagen. Dieser Wirkstoff ist in dem speziellen Kunststoff dieses Stäbchens eingelagert und wird in kleinsten Mengen langsam und gleichmässig freigesetzt. Wirkung des Implanon Nach dem Einsetzen von Implanon gibt das Kunststoffstäbchen den Wirkstoff gleichmässig und langsam in kleinsten Mengen in die Blutbahn ab und entfaltet so seine empfängnisverhütende Wirkung. Diese beruht einerseits auf eine Hemmung des Eisprungs (Ovulation) und andererseits auf einer Veränderung des Gebärmutterhals-Schleims, wodurch das Aufsteigen der Samen (Spermien) in die Gebärmutter erschwert wird. Sicherheit des Implanon Implanon ist eine sichere Verhütungsmethode, die der Anwenderin über 3 Jahren Schutz vor einer Schwangerschaft gewährt. In mehreren Untersuchungen traten keine ungewollten Schwangerschaften auf (Pearl-Index = 0), weshalb Implanon zu den sichersten Verhütungsmitteln gehört. Dieser hohe zuverlässige Schutz wird dank der Unabhängigkeit von einer regelmässigen Tabletteneinnahme erzielt. Indikation für den Implanon Implanon ist für alle Frauen geeignet: die eine langfristige Verhütungsmethode wünschen junge Mädchen, die noch in der Ausbildung sind junge Frauen, im Alter zwischen 20 und 30 Jahren Mütter, die eine Pause zwischen ihren Schwangerschaften wünschen Frauen mit abgeschlossener Familienplanung bis zur Menopause Der Entscheid, Implanon zu verwenden sollte zusammen mit der Frauenärztin, nach Abwägung aller Vor- und Nachteile im Vergleich zu anderen Verhütungsmitteln, gefällt werden. Mit der neuen Minipille Cerazette kann zudem getestet werden, wie die rein gestagenhaltige Verhütung vertragen wird. Wird Cerazette gut vertragen, so ist die Chance gut, dass auch unter Implanon keine Probleme auftreten. Empfängnisverhütung_Leittext 24