FEATURE 18 Fotoabdruck mit der freundlichen Genehmigung von Susanne Friedel. Ich wurde 1980 in Süddeutschland geboren. Mein Studium in der Soziologie, Ethnologie und Politikwissenschaft habe ich 2009 mit einer Arbeit zur Konstruktion und Repräsentation von Weiblichkeit im israelischen Militär abgeschlossen. Mit meinem Wissen über die Macht der Bilder habe ich mich der Fotograie als Mittel für Gesellschaftsanalyse und -kritik zugewandt und arbeite seit 2011 als freie Fotograin. Susanne A. Friedel: beyond fashion Über 90 Prozent aller in Deutschland verkauften Textilien werden importiert. Auch H&M, Mango, New Yorker und Zara lassen ihre Kollektionen in Ländern wie China, Bangladesch, Indien, Kambodscha, Marokko und der Türkei fertigen. Mindestlöhne, die nicht zum Leben reichen, sind dabei nur ein Teil der massiven Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen, denen die vornehmlich weiblichen Arbeiterinnen in den Textilfabriken ausgeliefert sind. Die Arbeit beyond fashion thematisiert die Schattenseiten der globalisierten Modeindustrie. Dazu wurden verschiedene Kleidungsstücke der genannten Unternehmen im Stil klassischer Fashion-Shootings inszeniert. Zitate von Arbeiterinnen über die Arbeitsbedingungen in diesen Fabriken bestimmten die jeweilige fotograische Inszenierung. In Anlehnung an die von diesen Firmen verwendete Werbe-Ästhetik zielt die Arbeit darauf, den/die Betrachter_in als Konsument_in der beworbenen Kleidung anzusprechen und gleichzeitig jenen eine Stimme zu verschafen, die den wahren Preis im heutigen Fast Fashion-Business bezahlen.
FEATURE 19
FOTOFEATURE 59 Fotoabdruck mit der freundlichen Genehmigung von Daniel Dank: Ich bin Hobbyfotograf und Soziologiestudent. Dabei bemühe ich mich, in beiden Bereichen hinter Fassaden zu blicken und Zusammenhänge zu erkunden. Mich interessiert besonders der Raum als Produkt und Bedingung sozialen Handelns. Verlassene Gebäude sind ein Schwerpunkt meiner Fotograie. In den Fotos versuche ich, Kontraste und Gegensätze zu verbinden. Das Foto mit dem Titel Auditorium (folgende Doppelseite) entstand ungefähr im Frühjahr 2013 auf einem großteils aufgegebenen Universitätscampus, auf dem sich nun Fotografen, Punks und Kupferdiebe die Klinke in die Hand geben. Ebenfalls in einem verlassenen Gebäude entstand, im Februar 2012, das Foto: Unser neues Zuhause. Kinder oder Jugendliche hatten den Schriftzug mit einem Edding an der Wand eines Einfamilienhauses hinterlassen. Die Fotograie spiegelt die bizarre Stimmung vor Ort sehr gut wider. Konsumend fotograierte ich am Rhein (Köln), im Herbst 2013. Unweit des Aufnahmeortes beinden sich zwei Discounter. Das Foto erinnert mich an eine Graik des Street-Art-Künstlers Banksy, auf der Eingeborene ein Rudel Einkaufswagen in der Savanne jagen. Weitere Infos unter: www.lickr.com/photos/stoerfaktor/ oben: Unser neues Zuhause rechts: Konsumend Fotografie
FOTOFEATURE 60 Fotografie
FOTOFEATURE Auditorium, 2013, Daniel Dank 61 Fotografie
EDITORIAL XXX Susanne A. Friedel, Workers (2010) Im Gegensatz zu Deutschland und den meisten anderen europäischen Ländern sind weibliche Bauarbeiterinnen in Äthiopien kein seltenes Bild. Auf den Baustellen selbst bleiben den Männern jedoch zumeist die Tätigkeiten vorbehalten, die ein gewisses fachliches Wissen bzw. Erfahrung erfordern. Mit der Konsequenz, dass die Frauen für die oftmals physisch anstrengenderen (Hilfs-)Arbeiten, wie zum Beispiel Lastentransport, zuständig sind. Auch äthiopische Bauarbeiterinnen verdienen in aller Regel weniger (wenn auch mehr verglichen mit klassisch weiblichen Berufen) als ihre männlichen Kollegen selbst wenn sie über ein gleiches Maß an Erfahrung verfügen. Mit dem englischen Terminus Workers werden gewöhnlich in erster Linie männliche Arbeiter assoziiert. Diese Arbeit zeigt hingegen Frauen in ihrer Rolle der Arbeiterin und versteht sich als Hommage an die alltäglichen körperlichen Leistungen insbesondere afrikanischer Frauen. Obgleich seit jeher in den afrikanischen Kulturen verankert, indet weibliche Arbeit auch dort ebenfalls selten Beachtung, geschweige denn Würdigung. Existierende stereotype Vorstellungen hinsichtlich der gesellschaftlichen Rolle von (afrikanischen) Frauen sollen derart zugleich konterkariert werden. fotografie Krisen und Umbrüche
E-JOURNAL EDITORIAL XXXI Fotoabdruck mit der freundlichen Genehmigung von Susanne Friedel. Krisen und Umbrüche fotografie