17. Sonntag im Lukasjahr Erste Lesung Gen 18, Zweite Lesung Kol 2, Evangelium Lk 11, 1-13

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1 17. Sonntag im Lukasjahr Erste Lesung Gen 18, 20-32 Zweite Lesung Kol 2, 12-14 Evangelium Lk 11, 1-13 Erste Lesung In jenen Tagen sprach der Herr zu Abraham: Das Klagegeschrei über Sodom Und Gomorra, ja, das ist laut geworden und ihre Sünden, ja, die sind schwer. Ich will hinabgehen und sehen, ob ihr Tun wirklich dem Klagegeschrei entspricht, das zu mir gedrungen ist. Ich will es wissen. Die Männer wandten sich von dort ab und gingen auf Sodom zu. Abraham aber stand noch immer vor dem Herrn. Abraham trat näher und sagte: Willst du auch die Gerechten mit den Ruchlosen wegraffen? Vielleicht gibt es fünfzig Gerechte in der Stadt: Willst du auch sie wegraffen und nicht doch dem Ort vergeben wegen der fünfzig Gerechten? Das kannst du doch nicht tun, die Gerechten zusammen mit den Ruchlosen umbringen. Dann ginge es ja dem Gerechten genauso wie dem Ruchlosen. Das kannst du doch nicht tun. Sollte sich der Richter der ganzen Erde nicht an das Recht halten? Da sprach der Herr: Wenn ich in Sodom, in der Stadt, fünfzig Gerechte finde, werde ich ihretwegen den ganzen Ort vergeben. Abraham antwortete und sprach: Ich habe es nun einmal unternommen, mit meinem Herrn zu reden, obwohl ich Staub und Asche bin. Vielleicht fehlen an den fünfzig Gerechten fünf. Wirst du wegen der fünf die ganze Stadt vernichten? Nein sagte er, ich werde sie nicht vernichten, wenn ich fünfundvierzig finde. Abraham fuhr fort, zum Herrn zu reden: Vielleicht finden sich dort nur vierzig. Ich werde es wegen der vierzig nicht tun. Und weiter sagte Abraham: Vielleicht finden sich dort nur dreißig. Er entgegnete: Ich werde es nicht tun, wenn ich dort dreißig finde. Darauf sagte Abraham: Ich habe es nun einmal unternommen, mit meinem Herrn zu reden. Vielleicht finden sich nur zwanzig.

Er antwortete: Ich werde es um der zwanzig willen nicht vernichten. Und nochmals sagte Abraham: Mein Herr zürne nicht, wenn ich nur noch einmal das Wort ergreife. Vielleicht finden sich dort nur zehn. Und wiederum sprach er: Ich werde es wegen der zehn willen nicht vernichten. Zur Ersten Lesung 2 Der heutige Bericht steht im Zusammenhang mit dem Besuch Gottes und seiner Begleitung bei Abraham bei den Eichen von Mamre und der Verkündigung, daß Sara trotz ihres hohen Alters in einem Jahr einen Sohn empfangen wird, was Sara nicht so recht glauben wollte. Doch Gott kam noch aus einem anderen Grund an diesen Ort. Er hatte die Absicht Sodom und Gomorra ob seiner schweren Vergehen zu vernichten und überlegte, ob er Abraham in seinen Plan einweihen sollte. Was wird Abraham tun, wenn der Herr ihn in seinen Plan einweiht? Also sprach er: Das Klagegeschrei über Sodom und Gomorra, ja, das ist laut geworden und ihre Sünden, ja, die sind schwer. Ich will hinabgehen und sehen, ob ihr Tun wirklich dem Klagegeschrei entspricht, das zu mir gedrungen ist Die Männer wandten sich von dort ab und gingen auf Sodom zu. Sie gehen ein Stück des Weges auf den Hebron zu, von wo aus die eine prachtvolle Aussicht auf Jordantal hatten. Gott hatte das Klagegeschrei Bedrängter gehört und will sich ein Urteil darüber bilden. Damals gab es noch keine regelmäßig tagenden Gerichte, sondern Verbrechen wurden durch das Geschrei angezeigt. Dabei wurde der Täter beschrien, teils damit man durch das Geschrei andere zu Zeugen des Unrechts macht und damit zur Verfolgung des Täters aufruft. Abraham stand noch immer vor dem Herrn. Er trat näher und sagte: Willst du auch die Gerechten mit den Ruchlosen wegraffen? Vielleicht gibt es fünfzig Gerechte in der Stadt: Willst du auch sie wegraffen und nicht doch dem Ort vergeben wegen der fünfzig Gerechten? Das kannst du doch nicht tun Abraham hat auf seinem Glaubensweg eine tiefe und gereifte Beziehung zu JHWH gefunden. Er weiß auch wie Menschen sind, und er weiß auch, daß JHWH ein Gott der Menschen ist; auch jener, die Unrecht tun und sündigen. Darum läßt sich Abraham auf einen Dialog ein und bittet für jene, auch wenn es nur fünfzig sein sollten, die durch den Richtspruch Gottes ebenfalls dem Untergang preisgegeben werden würden. Zur Zeit der Abfassung des Textes war man allgemein der Ansicht, daß dem Täter die Sünde als Schuld anhaftet. Eine Lösung von Schuld war unbekannt. Nun gefährdet aber ein Todsünder auch die ganze Gesellschaft. Er ist ja Mitglied dieser Gesellschaft und somit haftet sie Sünde auch der Gesellschaft an, die sich nur dadurch schützen konnte, indem sie den Täter hinrichtete und damit auch die Sünde tötete. Vor JHWH bedeutet der Gerechte mehr als der Ungerechte. JHWH will retten, nicht verdammen. Abraham wurde von JHWH zum Heil der Welt berufen (sh Gen 12,1-3; 13,14-18 u.a.). Wird jetzt Abraham der Absicht JHWH s gerecht werden? Da sprach der Herr:Wenn ich in Sodom, in der Stadt, fünfziggerechte finde, werde ich ihretwegen den ganzen Ort vergeben. Abraham antwortete und sprach: Ich habe es nun einmal unternommen, mit meinem Herrn zu reden, obwohl ich Staub und Asche bin. Vielleicht fehlen an den fünfzig Gerechten fünf. Wirst du we-gen der fünf die ganze Stadt vernichten? Abraham hat gelernt mit Gott zu sprechen und lehrt auch uns die Fürbitten zu Gott. Nein, sagte er, ich werde sie nicht vernichten, wenn ich dort nur fünfundvierzig finde oder nur vierzig, dreißig, zwanzig oder zehn. Die Stelle klingt wie ein Auszug aus einem Feilschgespräch in einem Souk aber schließlich ist der Ort der Handlung auch der Orient und Gott ist da sehr anpassungsfähig. Die Botschaft ist: Auch wenn es nur wenige Gute in einer Gesellschaft geben sollte, sollen diese

3 nicht mutlos werden, sondern am Guten unbeirrt festhalten. Das wiegt bei Gott mehr als das das viele Böse. Abra-ham, der Vater aller Glaubenden, darf als schwacher Mensch mit Gott um die Rettung der Gerechten ringen. JHWH ist ein gerechter Gott und ganz anders als die übrigen Gottheiten, wie etwa Baal, der Menschenopfer fordert. Hat das Fürbittgebet die Absicht JHWH sgeän-dert? Kann überhaupt ein Fürbittgebet den Sinn Gottes ändern? In dem Dialog tritt uns ein gerechter Gott entgegen, der auch heute lebendig ist und mit dem man auch heute so sprechen kann wie es Abraham getan hat. Mag sein, daß ein Fürbittgebet nicht in dem Sinn des Bitten-den erhört wird, aber gehört wird es sicherlich und der Bittende darf auch darauf hoffen, daß Gott ihm eine Perspektive zeigt. Dafür braucht es auch ein inneres Auge und ein inneres Ohr und eine gewisse Flexibilität, die nicht die Forderung nach alles oder nichts stellt. Der Bericht hört bei der Bitte um die zehn Gerechten auf. Es fanden sich in den Städten offenbar keine zehn Gerechten (sh Gen 19ff). Später wird Gott dann um des Einen willen die Welt retten. Nachdem der Herr das Gespräch beendet hatte, ging er weg, und Abraham kehrte heim. Zweite Lesung Brüder! Mit Christus wurdet ihr in der Taufe begraben, mit ihm auch auferweckt, durch den Glauben an die Kraft Gottes. Der ihn von den Toten erweckt hat. Ihr wart tot infolge eurer Sünden, und euer Leib war unbeschnitten; Gott aber hat euch mit Christus zusammen lebendig gemacht und uns alle Sünden vergeben. Er hat den Schuldschein, der gegen uns sprach, durchgestrichen und seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben. Er hat in dadurch getilgt, daß er ihn an das Kreuz geheftet hat. Zur Zweiten Lesung Mit Christus wurdet ihr in der Taufe begraben, mit ihm auch auferweckt, durch den Glauben an die Kraft Gottes. Der ihn von den Toten erweckt hat. Unter den Christen in Kolossai (und nicht nur dort) überwog der Unglaube noch den Glauben. Die Taufe allein konnte ihren Aberglauben nicht beseitigen. Christen brauchten auch weiterhin geistliche Führung. Auch heute ist das nicht anders, wenn man sich die Austrittszahlen Gefirmter ansieht. Die Kolosser fürchteten, daß durch feindliche Kräfte ihnen der Weg zu Christus versperrt werde. Damals war die Vorstellung, daß der Verstorbene seinen Weg durch die Lüfte und die Gestirne zu Christus nimmt. Auf diesen Weg aber gibt es viele Gefährdungen durch Mächte und Gewalten und Dämonen die sich zwischen Himmel und Erde bewegen. Darum argumentiert Paulus: Ihr wart tot infolge eurer Sünden Gott aber hat euch mit Christus zusammen lebendig gemacht und uns alle Sünden vergeben. Der Glaubende ist auch im Tod nicht allein, sondern in der Gemeinschaft des allgegenwärtigen Christus. Christus selbst führt ihn zum Vater, denn er hat durch sein Blut den Schuldschein, der gegen uns sprach, durchgestrichen und seine Forderungen, die uns anklagten aufgehoben. Er hat den Schuldschein ans Kreuz geheftet. Damals gab es keine notarielle Beglaubigung, sondern der Schuldschein wurde privat ausgestellt und mit einem X ungültig gemacht. Christus selbst ist zur Schuld geworden. Paulus geht auf die Vorstellungswelt der Kolosser ein und will aus ihrer Vorstellungswelt heraus ihr Denken verändern.

4 Evangelium Jesus betete einmal an einem Ort; und als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie schon Johannes sein Jünger beten gelehrt hat. Da sagte Jesus zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Gib uns unser tägliches Brot, das wir brauchen. Und erlaß uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe uns nicht in Versuchung. Dann sagte er zu ihnen: Wenn einer von euch einen Freund hat und um Mitternacht zu ihm geht und sagt: Freund, leih mir drei Brote; denn einer meiner Freunde, der auf Reisen ist, ist zu mir gekommen, und ich habe ihm nichts anzubieten!, wird dann etwa der Mann drinnen antworten: Laß mich in Ruhe, die Tür ist schon verschlossen und meine Kinder schlafen bei mir; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben? Ich sage euch: Wenn er schon nicht deswegen aufsteht und ihm seine Bitte erfüllt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seiner Zudringlichkeit aufstehen und ihm geben, was er braucht. Darum sage ich euch: Bittet, dann wird euch gegeben; Sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. Oder ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn eine Schlange gibt, wenn er um einen Fisch bittet, oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet? Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten. Zum Evangelium Lukas berichtet von der Bitte der Jünger beten zu lernen. Das Vater Unser des Lukas ist kürzer als das des Matthäus. Es enthält nur fünf Bitten (das des Matthäus sieben) und ist wohl auch das ursprünglichere. Jesus formuliert das Gebet für die Jünger, die alles verlassen haben und ihm nachfolgen, und es ist auch ein Gebet für die zweite christliche Generation, in der

5 Zeit der Drangsale und Verfolgungen. Für Lukas ist Beten christliches Leben und tägliche Kreuzesnachfolge. Lukas verkündet den Heiden denn auch Christus als Beter. Wichtige Ereignisse im Leben Jesu geschahen während er betete; seine Taufe (3,21; am Berg der Verklärung 9,28, ferner 6,12; 6,28; 10,2 u.a.). Christen sollen nach dem Vorbild Jesu beten und so hat das Vater Unser auch eine wichtige Rolle in den Taufkatechesen gespielt. Vielleicht ist es auch immer zu Beginn jeder Unterweisung gebetet worden, denn die Frucht des Gebets ist der Geistempfang. In Ergänzung des Textes heißt es dein Reich komme, meint es möge dein heiliger Geist herabkommen und uns reinigen. Bei Lukas ist das Vater Unser noch kein liturgisches Gebet, sondern ein Mustergebet und ein Leitfaden für ein Beten nach dem Vorbild Jesu. Es gilt für Heilige genauso wie für Sünder, für Anfängerchristen wie für Vollkommene. Jesus betete einmal an einem Ort; und als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie schon Johannes seine Jünger beten gelehrt hat. Die Jünger sahen Jesus beim Beten zu, und hatten das Verlangen so beten zu können wie er. Das Nachahmen des Betens Jesu ist bis heute entscheidend für den Christen. Da sagte er ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht. Jesus lehrt keine Techniken, sondern es steht die Beziehung zu Gott an vorderster Stelle. Das Vater Unser ist kein liturgisches Gebet. Es ist ein vertrauensvolles Sprechen des Christen zu Gott in seinem täglichen Leben. Vater! Einfache vertraute Anrede: Abba. Abba (Papa) ist das Schlüsselwort des ganzen Gebets und begründet eine vertraute Beziehung zu Gott die Christus eröffnet. Es ist die vertraute Anrede, mit der Kinder ihren Vater ansprechen. Jesus lehrt damit, Gott anzusprechen, wie Kinder in ihrer Kindersprache ihren Vater anreden (sh. Mt 18,3). So zu Gott zu beten war neu. Im Alten Testament war Gott Vater und König, und in der gottesdienstlichen Sprache wurde Gott mit Ab oder Abena (unser Vater) angesprochen mit dem Zusatz im Himmel um eine zu große Vertrautheit zu meiden. Dein Name werde geheiligt. Der Name bezeichnet die Person. Wer den Namen weiß, der kennt auch die Person, die ansprechbar und anrufbar ist. Dein Reich komme. Es ist die entscheidende Bitte des Christen an Gott. Das Reich Gottes ist noch nicht mit seiner ganzen Fülle da, aber es wird erbeten und darum wird es wachsen. Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen. Bisher war das Wort dein vorherrschend, jetzt wechselt die Bitte drei Mal in das wir. Das Wort Brot wird hier als Kollektivum gebraucht und meint alles, was zum Leben in der Welt gebraucht wird und schließt auch Kleidung und andere Dinge ein, die wir brauchen. Täglich bezeichnet das Jetzt, da wir heute existieren und morgen nicht mehr sein werden. Auch wenn wir zum morgigen Tag gelangen, sind wir noch im Heute, solange wir existieren. Das Brot, das wir brauchen gib uns täglich heißt, solange wir in diesem Leben sind, brauchen wir das, was wir unbedingt benötigen. Und erlaß uns unsere Sünden, denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Niemand kann sündenlos leben. Darum ist es unter Christen auf Dauer nötig dem anderen zu vergeben. Wir können das nur tun, weil auch Gott uns vergibt. Die Barmherzigkeit Gottes befähigt dazu. Der Satz beinhaltet eine Unterscheidung der Vergebung. Gott vergibt die Sünden, Menschen können einander nur die Schuld vergeben. Und führe uns nicht in Versuchung. Ein abrupter Schluß, der wie ein Hilfeschrei anmutet. Der Vater möge von seinen Kindern Drangsale, Verfolgungen und Nöte der Endzeit fernhalten, denn sie können Getaufte an Gott irre werden lassen. Eine Bitte, daßdie Versuchung erst gar nicht erst eintritt. Es ist ein Gebet in Einfachkeit ohne Schwärmerei oder Selbstüberheblichkeit. In Israel beteten Fromme um die Erprobung des Glaubens durch Versuchungen. Ganz anders aber beim Gebet des Herrn. Hier werden die Jünger angehalten sich nicht zu überheben, denn sie werden die Versuchungen nicht aus eigener Kraft bestehen. Die Erfahrung des Lukas mit seinen Gemeinden spricht hier heraus.

6 Jesus setzt noch ein weiteres Beispiel über das Gebet nach: Ein Besuch ist um Mitternacht eingetroffen und der Hausherr hat nichts, was er vorsetzen könnte. Darum geht er zu seinem Nachbarn und bittet: Freund leih mir drei Brote wird dann etwa der Mann drinnen antworten: Laß mich in Ruhe, die Tür ist schon verschlossen, und meine Kinder schlafen bei mir..?damals gab es in den Dörfern keine Bäckereien, sondern die Frauen buken am Morgen das Brot, drei Fladen pro Person. Auch Herbergen und Gaststätten waren nur in grösseren Städten. Darum war Gastfreundschaft ein Gebot. Wenn in kleinen Dörfern jemand am Abend noch Brot hatte, so war das bekannt. Man ging bei Einbruch der Dunkelheit schlafen und verriegelte die Tür gegen Diebe. Die Häuser bestanden aus Lehm und besaßen zumeist nur einen Raum ohne Fenster. Innen gab es Matten auf welchen man ruhte oder schlief; das Obergewand wurde als Decke verwendet. Um der Bitte des Freundes nachzukommen müßte der Vater in der Finsternis über die Kinder steigen. Andererseits ist Gastfreundschaft heilige Pflicht. Ich sage euch: Wenn er schon nicht deswegen aufsteht und ihm seine Bitte erfüllt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen der Zudringlichkeit aufstehen und ihm geben, was er braucht. Das Beispiel hat gegenüber dem Vater Unser eine andere Richtung. Ist das Vater Unser eine vertrauliche Bitte, so zielt dieses Beispiel auf die Beharrlichkeit und ermutigt zu unaufhörlichen Gebet in großer Not. Das Beispiel will sagen: Eine endgültige Ablehnung durch Gott ist unmöglich. Darum sage ich euch: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Hier beginnt der dritte Abschnitt des Evangeliums und der enthält eine deutliche Zusage Jesu für die Bittenden und dem Aufruf, sich vor diesen Bitten nicht zu scheuen. Das intensive Bitten bereitet den Menschen Größeres von Gott zu empfangen, als er erwartet hat. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. Gott will Allen Vater sein. Die Gebetserhörung bezieht sich auf die Taufgnade und die Gaben des Heiligen Geistes. Oder ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn eine Schlange gibt, wenn er ihn um einen Fisch bittet oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet? Schlange und Skorpionestehen für höllisches Getier und sollen die Unmöglichkeit der Nichterhörung einer Bitte unterstreichen. Es gibt unerklärliche Hemmungen zu Gott in persönlich formulierten Bitten zu sprechen. Das Evangelium ist eine entscheidende Katechese über das Gebet Getaufter. Ohne Gebet gibt es kein christliches Leben.