Leitfaden für Nachteilsausgleichsregelungen beim Studium von behinderten und chronisch kranken Studierenden

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Transkript:

Leitfaden für Nachteilsausgleichsregelungen beim Studium von behinderten und chronisch kranken Studierenden 1. Behinderungsbegriff und gesetzliche Grundlagen: Menschen sind behindert, wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweichen und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist ( 2 Abs. 1 Sozialgesetzbuch IX) Darin sind also auch chronische, im Sinne von länger andauernder Krankheiten und chronische Krankheiten mit episodischem Verlauf eingeschlossen. Die Hochschulen wirken an der sozialen Förderung der Studierenden mit; sie berücksichtigen die besonderen Bedürfnisse behinderter Studierender insbesondere durch den Ausgleich von Benachteiligungen in Studien- und Prüfungsangelegenheiten... ( 5 Abs. 5 Thüringer Gesetz zur Änderung hochschulrechtlicher Vorschriften vom 21.12.2006) Mit der Empfehlung Eine Hochschule für Alle hat die Mitgliederversammlung der HRK am 21.04. 2009 einstimmig beschlossen, Maßnahmen zur Realisierung von Chancengerechtigkeit für Studierende mit Behinderung/chronischer Krankheit zu ergreifen. (über http://www.hrk.de) 2. Regelungsbedarf: gsbedarf: Trotzdem haben es gerade Studierende mit nicht sichtbaren Behinderungen z.b. RheumatikerInnen, DialysepatientInnen, Menschen mit Anfallserkrankungen, chronisch psychisch Kranke, LegasthenikerInnen oft schwer, notwendige Nachteilsausgleiche einzufordern. Auch verzichten manche Studierende aus unterschiedlichen Gründen (z. B. Angst vor Stigmatisierung oder Schwierigkeiten, die eigene Behinderung zu akzeptieren) auf die Feststellung einer Schwerbehinderung. Gleichzeitig hat der festgestellte Grad der Behinderung nur eine begrenzte Aussagekraft in Bezug auf mögliche Einschränkungen im Studium.

Auf der anderen Seite gibt es teilweise Informationsdefizite sowohl unter den Betroffenen als auch unter den HochschulmitarbeiterInnen über Grundlagen, Möglichkeiten des Nachteilsausgleichs und Ansprechpartner. 3. Nachteilsausgleich bei der Zulassung/Immatrikulation: Chronisch Kranke oder behinderte Studierende können auf Antrag als Teilzeitstudierende immatrikuliert werden. Der Student muss hierfür einen Sonderstudienplan erstellen und diesen vom Prüfungsausschuss schriftlich bestätigen lassen. Sind für eine abschließende Entscheidung über die Zulassung, im Rahmen der Eignungsprüfung, Prüfungsleistungen abzulegen, gelten die Regelungen für die erleichterte Bearbeitung, wie unter Punkt 4.3 ersichtlich. Bei zulassungsbeschränkten Studiengängen, ist die Zulassung im Rahmen eines Härtefallantrages möglich. 4. Nachteilsausgleich im Studium und bei Prüfungen: 4.1 Gestaltungsprinzipien Individualisierung: bedarfsgerechte Anpassung von Studien- und Prüfungsbedingungen im Einzelfall zum Ausgleich konkreter studienbezogener Nachteile Kreativität bei der Suche nach Lösungen (z. B. adäquate Studien- und Prüfungsleistungen) 4.2 Modifikation im Bereich Studiengestaltung: Zeitliche und inhaltliche Anpassungen können durch einen Sonderstudienplan erfolgen. Daneben besteht die Möglichkeit eines Teilzeitstudiums (Achtung Beratung hinsichtlich der finanziellen Aspekte) und der Beurlaubung. Weiterhin denkbar sind ausgewählte Maßnahmen, wie z. B. Modifikation von Präsenzpflichten, erleichterte Zulassung zu Lehrveranstaltungen (bei Teilnahmebeschränkung oder bestimmter Zugangsvoraussetzung).

4.3 Modifikation im Bereich Prüfungen Kann der Studierende Prüfungs- oder Studienleistungen nicht in der vorgesehenen Zeit oder Form ablegen, besteht, entsprechend den individuellen Voraussetzungen, ein Anspruch auf z.b.: - verlängerte Bearbeitungszeit - Pausen - Erbringen von Leistungen in einer anderen Form - Zulassung von Hilfsmitteln Bei der Berechnung von Fristen für: - die Ablegung von Prüfungen, - die Wiederholung von nichtbestandenen Prüfungen oder - die Wiederholung von bestandenen Prüfungen im Rahmen der Freiversuchsregelung sind die Zeiten, um die sich das Studium wegen einer Behinderung oder chronischen Erkrankung verlängert hat nicht mitzurechnen. 5. Nachweis Für den Nachweis einer chronischen Erkrankung oder Behinderung ist ein aktuelles fachärztliches Attest ausreichend; ein amtsärztliches Attest wird nicht benötigt. Das Attest soll die Auswirkungen der chronischen Erkrankung oder Behinderung auf das Studium erläutern. Für die Gewährung der genannten Nachteilsausgleiche, gilt, dass entsprechende Nachweise unverzüglich, d.h. zum frühestmöglichen Zeitpunkt durch den Studierenden zu erbringen sind. Dies setzt außer in begründeten Einzelfällen voraus, dass die erforderlichen Nachweise regelmäßig im Voraus zu erbringen sind.

6. Abgrenzung zu vorübergehender Prüfungsunfähigkeit Tritt ein Studierender wegen einer vorübergehenden Krankheit von einer Prüfung zurück oder versäumt diese, ist als Nachweis für die Prüfungsunfähigkeit ein einfaches ärztliches Attest ausreichend. Das Attest muss Grund und voraussichtliche Dauer der Prüfungsunfähigkeit nennen. Bei wiederholter oder lang andauernder Krankheit kann der Prüfungsausschuss ein erläuterndes amtsärztliches Gutachten verlangen. 7. Antragserfordernis und Verfahren Die hier aufgeführten Nachteilsausgleichregelungen werden den Studierenden nur auf Antrag gewährt. Der Antrag ist schriftlich und frühestmöglich (vgl. unter 5.) mit den entsprechenden Nachweisen beim zuständigen Prüfungsausschuss zu stellen. Die Entscheidung, welche Maßnahmen dem Studieren zum Ausgleich von studienbezogenen Nachteilen gewährt werden, trifft allein der zuständige Prüfungsausschuss unter Beteiligung des betroffenen Studierenden. Der Prüfungsausschuss erteilt dem Studierenden über seine Entscheidung einen schriftlichen Bescheid. 8. Umsetzung bei Modifikation von Prüfungen Zur Information der Prüfer händigt das Prüfungsamt dem Antragsteller ein Formular mit den gewährten Nachteilsausgleichsmaßnahmen aus. Damit setzt sich der betroffene Studierende rechtzeitig vor Prüfungsbeginn mit dem verantwortlichen Hochschullehrer bzw. bei Gewährung technischer Hilfsmittel (Laptop) mit dem URZ in Verbindung. Sollte es Schwierigkeiten mit der Umsetzung geben, ist sofort das Prüfungsamt zu informieren, welches die weiteren Schritte verantwortet. 9. Ansprechpartner Sandra Hild, Beauftragter für die Belange Behinderter und chronisch kranker Studierender sandra.hild@tu-ilmenau.de

Irene Peter, Zentrale Studien- und Studierendenberatung irene.peter@tu-ilmenau.de Weitere: Prüfungsämter Ref-soziales@tu-ilmenau.de 10.. Weitere Informationen: Informations- und Beratungsstelle Studium und Behinderung (IBS) des Deutschen Studentenwerkes http://www.studentenwerke.de/behinderung