Das Praxishandbuch zu Google Chrome Philip Kiefer DATA BECKER
1. Darum Google Chrome: Das hat der schnelle Google-Browser dem Internet Explorer und Firefox voraus Google lässt Browser-Traum platzen noch Anfang Juni 2008 las ich diese Überschrift in einem deutschen E-Zine. Demnach dementierte der Google- CEO Eric Schmidt Gerüchte über die Entwicklung eines eigenen Browsers. Drei Monate später, Anfang September 2008, wurde Google Chrome als Beta-Version veröffentlicht nach rund zweijähriger Entwicklungszeit. Erst großes Dementi, dann kam er doch: der neue Browser Google Chrome. Nur einen Tag, nachdem Google den neuen Browser zum Download anbot, belief sich dessen Marktanteil auf rund drei Prozent, und er hatte damit bereits den etablierten Browser Opera überholt. Inwieweit Google Chrome allerdings eine echte Konkurrenz für Internet Explorer und Firefox darstellt, wird die Zukunft zeigen. Wie steht es mit der vom Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik (BSI) ausgegebenen Empfehlung, den Browser in seiner aktuellen Beta-Version nur für Testzwecke zu nutzen? Diese Empfehlung bezieht sich auf die Tatsache, dass Google Chrome Daten übers Internet sendet wie allerdings jeder andere Browser auch. Bei Google schaut man aber schon mal genauer hin, insbesondere was die Datenschutzrichtlinien betrifft. Sie finden diese unter der folgenden Webadresse: http://www.google.de/intl/de/privacy.html.
Ich meine, dass Sie Google Chrome weitestgehend bedenkenlos nutzen können, wenn Sie die Sicherheitshinweise in diesem Buch beachten. 1.1 Was hat Google Chrome, was die anderen nicht haben? Doch warum sollten Sie überhaupt einen neuen Browser auf Ihrem Rechner installieren Sie haben doch bestimmt schon einen? Google Chrome ist neu, Google Chrome ist schnell und Google Chrome bietet eine ganze Reihe nützlicher Features, die noch mehr Komfort in Ihren Surfalltag bringen. Sie kennen das Feature Startseite bereits von anderen Browsern. Auch bei Google Chrome lässt sich eine herkömmliche Startseite einrichten. Sie können Google Chrome jedoch auch mitdenken lassen: Der Browser erstellt automatisch eine Statistik der von Ihnen am häufigsten besuchten Webseiten und stellt Ihnen die neun meistbesuchten Sites beim Browserstart vor. Sie müssen lediglich den kleinen Screenshot anklicken, um die entsprechende Webseite zu laden. Google Chrome denkt mit: Der Browser orientiert sich nicht an statischen Startseiten, sondern an Ihrem aktuellen Surfverhalten. 10
Was für andere Browser erst geplant ist, hat Google Chrome bereits verwirklicht: das Verknüpfen von Webanwendungen auf dem Desktop, im Startmenü oder in der Schnellstartleiste. Dieses Feature wird dem Sachverhalt gerecht, dass immer mehr Dienste im Internet angeboten werden, die auf dem Rechner installierte Programme ersetzen können, z. B. Textverarbeitungsprogramme, Kalender etc. Bei bestehender Internetverbindung erfolgt der Zugriff auf die Onlinedienste wie auf ein Programm. Wer auf Onlinedienste setzt, macht sich diese dank Google Chrome auf Desktop & Co. schneller verfügbar. Ebenfalls sehr praktisch sind die Verbesserungen in Sachen Tabbed Browsing. Das Surfen mit Registerkarten hat sich inzwischen bei allen wichtigen Browsern durchgesetzt, d. h., für neue Webseiten muss nicht jedes Mal ein Browserfenster geöffnet werden, stattdessen werden die Webseiten innerhalb eines Browserfensters gesammelt. Google Chrome macht diese Registerkarten (Tabs) dynamisch: Sie lassen sich verschieben, sodass aus einem extra Browserfenster ein Tab werden kann oder aus einem Tab ein extra Browserfenster. 11
Verbessertes Tabbed Browsing: Die Tabs lassen sich verschieben; beim Öffnen eines neuen Tabs wird außerdem nicht bloß eine leere Seite angezeigt, sondern die bereits erwähnte Statistik der am häufigsten besuchten Webseiten. Das verbesserte Tabbed Browsing sorgt gleichzeitig für mehr Stabilität des Browsers: Da die einzelnen Registerkarten unabhängig voneinander laufen, bringt eine Webanwendung, die sich selbstständig macht, nicht gleich den gesamten Browser zum Absturz, sondern nur den entsprechenden Tab. Die Bedenken in Sachen Datenschutz sind bei Google grundsätzlich groß. Darunter hat auch der Google-Browser zu leiden. Doch ein neues Feature soll gerade den Datenschutz groß schreiben: das Inkognito-Fenster. Damit lassen sich Webseiten aufrufen, ohne dass Daten oder Cookies lokal gespeichert werden. Wer allerdings eine Verschleierung der IP-Adresse oder Ähnliches vom Inkognito-Fenster erwartet, der wird enttäuscht werden: So ganz anonym surfen Sie auch mit Google Chrome nicht. 12
Auch damit hebt sich Google Chrome von anderen Browsern ab: Das Eingabefeld für die Webadressen und das Suchfeld sind identisch, d. h., wenn Sie einen Suchbegriff in das Adressfeld eingeben, wird automatisch mit dem Standardsuchanbieter gesucht. Diese Funktion sehe ich eher kritisch, da sie sich meiner Ansicht nach nicht mit einem von Firefox 3 bekannten Feature verträgt: Geben Sie einen Begriff ein, wird automatisch der Verlauf nach passenden Webadressen durchsucht nur einen Begriff einzugeben, wird also häufig nicht zur Suche mit dem Standardsuchanbieter führen, sondern zum nicht gewollten Öffnen einer Webseite. Darüber hinaus werden zahlreiche Features geboten, die von den anderen Browsern bereits weitgehend bekannt sind. Allerdings ist nicht alles bunt, denn einige wichtige Features fehlen auch: Lesezeichen richtig verwalten? Fehlanzeige! Webseiten komfortabel ausdrucken? Fehlanzeige! Private Daten beim Schließen des Browsers oder nach einem bestimmten Zeitraum automatisch löschen? Fehlanzeige! RSS-Reader? Fehlanzeige! Bei allen Vorzügen, die Google Chrome jetzt schon hat: Der Browser befindet sich noch in der Entwicklung. Deshalb ist zu empfehlen, ihn als Ergänzung zu einem Browser wie dem Internet Explorer oder Firefox zu betrachten, nicht als Ersatz. In diesem Buch wird Ihnen Google Chrome rundum vorgestellt: von der einfachen Installation bis zur Nutzung aller nützlichen Features. Ein Hauptaugenmerk wird dabei immer auf dem Thema Sicherheit und Datenschutz liegen, sodass Sie auch mit Google Chrome bedenkenlos surfen können! Google Chrome auf dem aktuellen Stand halten Dieses Buch basiert auf der Beta-Version 0.2.149.30 von Google Chrome (18. September 2008). In dieser Version wurden gegenüber dem vorherigen Update weitere Sicherheitslücken sowie verschiedene Programmfehler des Google-Browsers behoben. Es ist damit zu rechnen, dass Google in relativ kurzen Abständen mit weiteren Versionen nachziehen wird, wobei zunächst wohl vor allem Programmfehler behoben und Sicherheitslücken geschlossen werden. Bereits angekündigt wurde außerdem eine Schnittstelle für Add-ons, mit deren Hilfe der Funktionsumfang von Google Chrome erweitert werden kann. Ich empfehle, sich unter der folgenden Webadresse über Updates auf dem Laufenden zu halten und die im Buch beschriebene Update-Funktion zu nutzen: http://www.googlewatchblog.de/category/google-chrome. 13