Regenwassernutzung im Saarland
Wir sorgen für Sie Die Meinungen über die Nutzung von Dachablaufwasser gehen weit auseinander. Von der Sorge um die Umwelt bis hin zu rein ökonomischen Erwägungen, ernsthafte Argumente gibt es auf allen Seiten. Ihr Wasserversorger will bewußt keine Partei ergreifen, wir wollen so objektiv wie möglich informieren. Schließlich trifft auf jeden eine ganz individuelle Situation zu. Wir sorgen für Sie - so oder so. 2
In den siebziger Jahren lag der Trinkwasserverbrauch in der Bundesrepublik Deutschland bei rund 180 Litern pro Person und Tag. Seit damals ist der Verbrauch konstant rückläufig, er liegt im Saarland derzeit bei etwa 128 Litern. Von diesem Trinkwasserbedarf wird nur ein geringer Teil zum Kochen und Trinken benutzt, der größte Teil fließt durch die Toilettenspülung und wird zum Baden und Duschen verwendet. Durch Nutzung von "Dachablaufwasser" ist eine weitere Reduzierung in beschränktem Maße möglich. Das steigende ökologische Bewußtsein hat einen Markt geschaffen für Installationsfirmen und Baumärkte: im Angebot sind sehr unterschiedliche Regenwasseranlagen. Die Palette reicht von der "klassischen" Regenwassertonne aus recycelten Fässern bis hin zur Komfort-Anlage für fünfstellige Beträge. Die Wasserversorger Der größte Regenwassernutzer sind die Wasserwerke. Sie sammeln das durch das Erdreich gefilterte Regenwasser und stellen es - lebensmittelrechtlich kontrolliert - dem Endverbraucher in ausgezeichneter Qualität als Trinkwasser zur Verfügung. Deshalb sind auch die Wasserversorger die kompetenten Ansprechpartner, wenn es um Trinkwasserqualität und Regenwassernutzung geht. 3 Die Novellierung der Bauordnung für das Saarland (LBO) ist abgeschlossen; sie nimmt neue Erkenntnisse und aktuelle Trends bezüglich eines ökologischen Mindeststandards von Gebäuden auf und formuliert die gesetzlichen Rahmenbedingungen. Landesbauordnung des Saarlandes - beschlossen im März 1996 Anforderungen zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen 21 Schutz des Wasserhaushalts (1) Bei der Anordnung der Baukörper auf den Grundstücken und bei ihrer Gestaltung sollen die Möglichkeiten der Versickerung und der Nutzung von Niederschlagswasser berücksichtigt werden. (2)... (3) Sofern wasserwirtschaftliche und gesundheitliche Bedenken nicht bestehen, soll von Dachflächen abfließendes und sonst auf dem Grundstück anfallendes Niederschlagswasser gesammelt, genutzt, verrieselt oder versickert werden und Trinkwasser und Regenwasser mehrfach genutzt werden. Wasserrechtliche Vorschriften bleiben davon unberührt.
Über 70% der Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt. In den Weltmeeren befinden sich 97,4% des gesamten Wasserhaushaltes als ungenießbares Salzwasser. Wiederum 2% Wasser sind in den Polkappen und in Gletschern gebunden und stehen für den Verzehr nicht zur Verfügung. Gerade mal 0,6% ist Süßwasser; es befindet sich in Flüssen und Seen oder ist als Grundwasser vorhanden. Immerhin ist das noch eine Menge von 8,8 Millionen km 3 (1 km 3 = 1 Milliarde m 3 ); das entspricht dem 176.000-fachen Inhalt des Bodensees. Für unsere gemäßigten Zonen mit Niederschlägen zu allen Jahreszeiten bedeutet das einen permanenten Wasserüberfluß. Seit Millionen von Jahren befindet sich dieses Wasser in einem beständigen Kreislauf, in dem nichts verloren geht, aber auch nichts hinzukommt. Polkappen und Gletscher 2% Weltmeere 97,4% 4 Wasserkreislaufschema (in Mio. m 3 pro Jahr) vom Meer vom Land mittlerer Jahresniederschlag 2200 Abfluß 1000 Pflanzenverdunstung Oberflächenverdunstung 1200 Verdunstung Der Wasserkreislauf Im Saarland fallen im Jahresdurchschnitt 2.200 Millionen m 3 Niederschlag. 1.200 Millionen m 3 davon verdunsten wieder; der Rest - 1.000 Millionen m 3 - fließt über Bäche und Flüsse zum Meer oder versickert im Boden und bildet Grundwasser. Dieses sammelt sich in unterirdischen Reservoirs oder tritt als Quelle wieder zu Tage.
Wassergewinnungsgebiete des Saarlandes Wassergewinnungsgebiete wasserarmes Gebiet Das Saarland ist grundsätzlich ein wasserreicher Landstrich. Die wichtigsten Wassergewinnungsgebiete liegen im mittleren Buntsandstein und in den "Kreuznacher Schichten" auf einer Fläche von 1100 km 2 ; das sind 43% der Gesamtfläche des Landes. Jährlich entstehen rund 180 Millionen m 3 Grundwasser, davon könnten mit einem vertretbaren Aufwand etwa 135 Millionen m 3 als Trinkwasser gewonnen werden. Tatsächlich entspricht die jährliche Förderung von 86 Millionen m 3 etwa der Hälfte der Grundwasserneubildung und zwei Dritteln des nutzbaren Dargebots. Auch wenn reichlich Grundwasser vorhanden ist, sind die Wasservorkommen doch ungleich über die Region verteilt, Überschußgebieten stehen Mangelgebiete gegenüber. Ein Leitungsverbundsystem der Wasserversorger gleicht diesen Unterschied aus, der Verbraucher merkt davon nichts. 5 120 Trinkwasser und Brauchwasser im Saarland von 1951-1995 Bis 1975 wuchs der Verbrauch von privaten Haushalten und Industrie auf 110 Millionen m 3. Er ging bis 1993 auf 86 Millionen m 3 zurück; für die nächsten Jahre wird mit einer Stagnation auf diesem Niveau gerechnet. 100 80 60 40 20 Mio m 3 /a Gesamtverbrauch Trinkwasser Brauchwasser 1955 1959 1963 1967 1971 1975 1979 1983 1987 1991 1995
Wie gehen wir mit Trinkwasser um? Der Rückgang des Trinkwasserverbrauchs ist vor allem auf den allgemeinen technologischen Fortschritt zurückzuführen. Spar-Stopp-Tasten in Spülkästen, reduzierter Wasserverbrauch bei Wasch- und Spülmaschinen sowie Durchlaufmengenbegrenzer in Wasserhähnen und Duschköpfen helfen dem Verbraucher Kosten zu sparen. Das führte bei den Wasserversorgern zu einer konstanten Reduzierung der Wasserabgabe. Beim Verbrauch der Toilettenspülung und der Gartenbewässerung - immerhin fast 50% - liegt ein Sparpotential: dieser Bedarf kann durch Regenwasser gedeckt werden. Wobei das Gießen des Gartens völlig unproblematisch ist; als Behälter reicht eine einfache Regenwassertonne. Die Toilettenspülung allerdings erfordert einen unter Umständen erheblichen finanziellen Aufwand. Für die Wasserversorger bedeutet das keine wesentlichen Einsparungen. Sie müssen immer soviel Wasser zur Verfügung stellen, daß auch in Trockenperioden die Versorgung jederzeit gewährleistet ist. Der Durchschnittsverbrauch im Saarland liegt momentan bei 128 Litern Trinkwasser pro Tag. Lediglich 3 Liter davon werden als "Lebensmittel" beispielsweise zum Kochen, für den Durchschnittsverbrauch pro Person und Tag Toilette 43 l Baden und Duschen 40 l 6 Sonstiges 8 l Kochen 3 l Autowaschen 3 l Garten 6 l Körperpflege 8 l Wäschewaschen 17 l
Regenwasser ist kein Trinkwasser Das von den Wasserwerken ins Leitungssystem gespeiste Wasser ist das am besten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland. Regelmäßige mikrobiologische und chemische Kontrollen garantieren ein hervorragendes Produkt. Unter einer Voraussetzung: die häusliche Wasserinstallation ist in Ordnung. Sie liegt allerdings im Verantwortungsbereich des Kunden. Kein Trinkwasser Gefahr vermeiden-richtig installieren! Wenn eine Regenwasseranlage installiert ist, darf sie an keiner Stelle mit der Trinkwasserzufuhr verbunden sein. Denn Verunreinigungen durch Vogelkot, Rußpartikel oder Moos enthalten Krankheitserreger. Darüber hinaus gelangt durch das Dachabflußwasser saurer und aggressiver Regen in die Sammelanlage. In Sammeltanks, die an zu hellen und zu warmen Orten aufgestellt sind, bilden sich Algen und Keime. Eine chemische "Aufbereitung" des Wassers verbietet sich von selbst. 7 Auch mechanische Filter können die Verkeimungsgefahr nicht eindämmen, sie halten nur den groben Schmutz des Dachablaufwassers zurück. Deshalb müssen alle Leitungen und vor allem die Entnahmestellen für Regenwasser mit der Kennzeichnung "Kein Trinkwasser" versehen sein. Abnehmbare Wasserhähne schützen nicht nur Kinder vor Verwechslungen.
Befindet sich in einem Gebäude eine Regenwasseranlage, sollte ein Hinweisschild darüber informieren: Achtung! In diesem Gebäude ist eine Regenwasseranlage installiert. Querverbindungen ausschließen. Inspektions- und Wartungsplan Anlagenteil Inspektion Reinigung/Wartung Dachrinne alle 2 Monate 2 mal jährlich Blättersieb alle 2 Monate 2 mal jährlich Feinfilter alle 2 Monate alle 2 Monate Sammelbehälter alle 2 Monate mind. 1 mal jährl. Druckerhöhungsanlage 1 mal jährlich 1 mal jährlich Rohrleitungen 1 mal jährlich bei Bedarf Trinkwasserzulauf 1 mal jährlich bei Bedarf 8 4 3 5 6 7 8
Regelungen und Verordnungen AVBWasserV 3 (2) Meldepflicht vor Errichten der Anlage TrinkwV 17 (1) Trinkwasserverordnung. Farbliche Kennzeichnung von Regenwasser- und Trinkwasserleitungen im Haus DIN 1988 (Teile 1-8) Technische Regeln für Trinkwasserinstallationen (TRWI), Aufbau der Anlage und Hygienevorschriften twin 5 Information des DVGW Deutscher Verein des Gas- und Wasserfachs e.v. zur Trinkwasserinstallation 1 Aufbau einer Regenwasseranlage 1 Dachrinne/Fallrohr 2 Filterschacht 3 Zuleitung 4 Speicher 5 Überlauf und Geruchverschluß 6 Trennwand 9 13 12 16 7 Elektroden 8 Saugleitung 2 14 15 11 Kein Trinkwasser 9 Leerrohr 10 Hauswasserstation 11 Brauchwassernetz 12 Trinkwasserleitung 9 10 13 Magnetventil 14 Freier Auslauf 15 Schaltgerät mit Wasserstandsanzeige 16 Abnehmbarer Wasserhahn
Neben ökologischen Erwägungen spielen natürlich auch ökonomische Fakten eine Rolle bei der Installation einer Regenwasseranlage. Die folgende Beispielrechnung soll helfen, eine individuelle Kalkulation für die Kosten pro Jahr zu erstellen. Dabei wird eine mittlere Lebensdauer der Anlage von 20 Jahren angenommen. Beispielrechnung für die jährlichen Kosten einer Regenwasseranlage: A Kostenermittlung Kosten gesamt DM Nutzungsdauer Anteil/Jahr in DM Fallrohr 400 20 20 Sieb/Filter vor Sammelbehälter 250 10 25 Sieb/Filter hinter Sammelbehälter 460 10 46 Sammelbehälter 3 m 3 2500 20 125 Druckerhöhungsanlage 500 10 50 Leitungen 1000 30 33 Kennzeichnung 40 30 1 Trinkwasserzulauf 290 10 29 Spezialhähne 75 20 4 Installation 1000 20 50 Instandhaltung 100 jährlich 100 Betriebskosten 15 jährlich 15 Abnahmegebühr 150 20 8 Zählergebühr 5x12 60 Summe 566 10 B Kostenersparnis durch Regenwasseranlage Einsparung Preis pro m 3 Menge m 3 Ersparnis DM/Jahr Frischwasser Abwasser Summe C Erlösermittlung B-A Kostenersparnis pro Jahr minus Kosten pro Jahr Gewinn bzw. Verlust pro Jahr
Diese Checkliste kann doppelt verwandt werden: einmal für das Rechenexempel zur Brauchwassernutzung und dann für die Ermittlung der Kosten für die Gartenbewässerung. Hilfe beim Ausfüllen erhalten Sie bei Ihrem Wasserversorger A Kostenermittlung Kosten gesamt DM Nutzungsdauer Anteil/Jahr in DM Fallrohr Sieb/Filter vor Sammelbehälter Sieb/Filter hinter Sammelbehälter Sammelbehälter 3 m 3 Druckerhöhungsanlage Leitungen Kennzeichnung Trinkwasserzulauf Spezialhähne Installation Instandhaltung Betriebskosten Abnahmegebühr Zählergebühr Summe B Kostenersparnis durch Regenwasseranlage Einsparung Preis pro m 3 Menge m 3 Ersparnis DM/Jahr Frischwasser Abwasser 11 Summe C Erlösermittlung B-A Kostenersparnis pro Jahr minus Kosten pro Jahr Gewinn bzw. Verlust pro Jahr
Regenwassernutzung Weitere Informationen hat Ihr örtlicher Wasserversorger. Darüber hinaus: GWF - Gas- und Wasserfachverband des Saarlandes e.v. Am Halberg 3 66121 Saarbrücken Tel 0681/814213 Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr Halbergstraße 50 66121 Saarbrücken Tel 0681/501-00 Verbraucherzentrale des Saarlandes e.v. Hohenzollernstraße 11 66117 Saarbrücken Tel 0681/5 00 89-0 Landesinnungsmeister der Installateure Adalbert Massing Hauptstraße 79a 66640 Namborn Tel 06854/204 Herausgeber: DVGW Landesgruppe Saarland