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Transkript:

Zeitachse zur Geschichte Südafrikas 1652 Ein halbes Jahrhundert, nachdem europäische Seefahrer die Südspitze Afrikas erstmals umsegelt haben, gründet der Niederländer Jan van Riebeeck am Kap der Guten Hoffnung einen Stützpunkt, um die Versorgung der Handelsschiffe der Niederländischen Ostindien-Kompanie mit Lebensmitteln sicherzustellen. Im heutigen Südafrika leben zu der Zeit nebst den Khoisan der Urbevölkerung des südlichen Afrika verschiedene Bantu-Völker, die ungefähr ein Jahrtausend zuvor aus anderen Teilen Afrikas einwanderten. Die beiden grössten ethnischen Gruppen sind Xhosas und Zulus. 1806 Das Königreich Grossbritannien annektiert die Kap-Kolonie und führt Kriege gegen die Xhosas um dem Grenzverlauf. Es gelingt den Briten, ein Territorium bis zum Fish River zu erobern, britische Siedler beginnen sich dort niederzulassen. Ein Nachfahre der ursprünglichen Bewohner des südlichen Afrika Ian Beatty 1816 Shaka Zulu begründet das Zulu-Reich und baut es bis 1835 aus. Shaka verwüstet und entvölkert auf seinen Kriegszügen das Hochplateau des heutigen Südafrika. Eine Nebenlinie der Zulus, die Matabele, gründen ein Königreich, das grosse Teile der heutigen Provinz Gauteng umfasst. 1820er Jahre Sowohl Buren holländische, flämische, deutsche und französische Siedler als auch britische Siedler nehmen Land im Norden und im Osten der Kap-Kolonie in Besitz. Konflikte mit der lokalen afrikanischen Bevölkerung Xhosas, Zulus und Sothos, die ihre Territorien ebenfalls zu vergrössern versucht, nehmen zu. Es kommt ausserdem zu Reibereien zwischen britischen Siedlern und Buren. 1835 1840 Die Buren verlassen im Grossen Treck die Kap-Kolonie in Richtung der heutigen Provinzen KwaZulu Natal, Free State, Gauteng, Limpopo, Mpumalanga und North West. 1867 Beim heutigen Kimberly werden Diamanten gefunden. 1872 Grossbritannien gewährt der Kap-Kolonie eine gewisse Autonomie. Dies ist der erste Schritt zum eigenständigen Staat Südafrika. Die neue selbstständige Kap-Regierung ersetzt den britischen Liberalismus durch eine strenge Rassentrennung und schliesst die Afrikaner in den eroberten östlichen Grenzregionen vom Wahlrecht aus. 1/7 Shaka Zulu

1886 Am Witswatersrand, der Gegend des heutigen Johannesburg, wird Gold entdeckt. Die reichen Goldminen erweisen sich bald als die grössten bekannten Goldvorkommen der Welt. Als Folge davon kommt es zu einem rasanten wirtschaftlichen Wachstum und starker Zuwanderung unter anderem aus Europa. Um genügend Arbeitskräfte bei der Ausbeute der kostbaren Mineralien zu bekommen, versucht die europäisch-stämmige Bevölkerung Südafrikas eine zunehmende Kontrolle über die einheimische afrikanische Bevölkerung zu erlangen. Johannesburg 1911 1899 Beginn des zweiten Burenkrieges zwischen Buren und dem Königreich Grossbritannien. Im ersten Burenkrieg leistete die Burenrepublik den britischen Angriffen mit einer Guerillataktik erfolgreich Widerstand. Als die Briten in deutlich grösserer Zahl, mit mehr Erfahrung und einer anderen militärischen Strategie zurückkehren, gelingt es ihnen, die Buren zu besiegen. Während der holländischen und der britischen Kolonialzeit funktioniert die Rassentrennung vor allem informell. Allerdings werden bereits damals einige Vorschriften erlassen, welche die Bewegungsfreiheit der schwarzen einheimischen Bevölkerung einschränken. 1910 Acht Jahre nach dem Ende des Zweiten Burenkrieges und nach vierjährigen Verhandlungen kommt es zur Gründung der Union of South Africa, einem Kompromissgebilde zwischen den Buren und den englischen Siedlern, das nominell unabhängig vom britischen Königreich ist. 1912 Gründung des South African Native National Congress SANNC, des späteren African National Congress ANC. 1913 Das Parlament verabschiedet den Native Land Act, der zu einem Grundstein des künftigen Systems der Apartheid wird. Das Gesetz legt fest, dass Schwarze nur in bestimmten Gegenden Land besitzen oder erwerben können. Zunächst sind dies knapp 7 % des Territoriums der Südafrikanischen Union, später 13%. 1927 Der Immoralty Act verbietet sexuelle Beziehungen zwischen Schwarzen und Weissen. Bei Zuwiderhandlung drohen Männern bis zu fünf Jahren Gefängnis, Frauen bis zu vier Jahren. Delegation des SANNC, Thomas Mapike, Rev Walter Rubusana, Rev John Dube, Saul Msane, Sol Plaatje (v.l.n.r) 2/7

1948 Mit dem Wahlsieg der National Party beginnt in Südafrika die eigentliche Apartheid. Die Regierung teilt die Menschen in verschiedene Rassen ein und legt für jede Gruppe Rechte fest, beziehungsweise für alle Nicht-Weissen vor allem Einschränkungen ihrer Rechte. Die weisse Minderheit, die weniger als 20 Prozent der Bevölkerung ausmacht, kontrolliert die viel grössere schwarze Mehrheit. Während Weisse einen Lebensstandard geniessen, der mit dem Lebensstandard in Europa oder den USA vergleichbar ist, lebt die schwarze Mehrheit in Armut und Elend. Sie ist massiv benachteiligt, sowohl was ihr Einkommen betrifft, wie auch ihre Ausbildung und ihre Wohnsituation. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Schwarzen liegt deutlich unter jener der Weissen. Die Regierung erlässt in den Folgejahren viele Gesetze, welche die Rechte der nicht-weissen Bevölkerung immer stärker beschneiden. Die Begründer der Apartheid 1950 Der Group Areas Act legt je eigene Wohngebiete für die verschiedenen ethnischen Gruppen fest. Auf dieser Grundlage beginnt die Apartheid- Regierung, Schwarze, Coloureds Menschen, die sowohl schwarze wie weisse Vorfahren haben und Asiaten aus den Städten und Dörfern zu vertreiben. Diese sind von nun an den Weissen vorbehalten. 1953 Der Reservation of Separate Amenities Act unterteilt den gesamten öffentlichen Raum in Orte, die für Weisse reserviert sind und andere Orte für sogenannte Nicht-Europäer. Der Bantu Education Act legt fest, das Schwarze nur eine minimale Schulbildung erhalten dürfen. Sie dürfen nur das lernen, was zur Ausübung manueller Arbeiten unbedingt notwendig ist. 1955 Der African National Congress, der South African Indian Congress und die South African Coloured People s Organisation beschliessen die Freiheitscharta, die Freedom Charter, die bis heute eines der wichtigen Grundlagendokumente des ANC ist. Die Charta ruft nach einer nicht-rassistischen Gesellschaft und wird mit ihren Forderungen nach Demokratie, Gleichberechtigung sowie nach Respektierung der Menschenrechte ein wichtiges Instrument der Anti-Apartheid- Bewegung. City of Durban - Under section 37 of the Durban Beach By-laws, this bathing area is reserved for the sole use of members of the white race group. Guinnog We, the people of South Africa, declare for all our country and the world to know: That South Africa belongs to all who live in it, black and white, and that no government can justly claim authority unless it is based on the will of the people. - Präambel der Freedom Charter 3/7

1960 Am 21. März 1960 ziehen im Township Sharpeville mehrere tausend schwarze Frauen und Männer vor ein Polizeirevier, um gegen die diskriminierenden Passgesetze zu protestieren. Diese verpflichten Schwarze, jederzeit einen Pass auf sich zu tragen. Wer ohne Pass aufgegriffen wird, riskiert Gefängnis und Deportation. Die Polizei feuert auf die Demonstranten, 69 Frauen und Männer werden getötet, viele von ihnen rücklings. Das Sharpeville-Massacker löst massive weltweite Proteste aus und wird zu einem Wendepunkt in der Geschichte Südafrikas. Das Shapeville-Massacker von 1960 1961 Südafrika wird wegen seiner Apartheid-Politik aus dem Common Wealth ausgeschlossen. 1962 Die UNO ruft ihre Mitgliedstaaten auf, den Handel mit Südafrika zu boykottieren. Die Schweiz, die erst 2002 UNO-Mitglied wird, schliesst sich diesem Boykott nicht an. Link zu Schweiz und Apartheid 1963 Der UNO-Sicherheitsrat ruft die Staaten zu einem Waffenembargo gegen Südafrika auf. Die Schweiz erlässt ein (löchriges) Waffenausfuhrverbot. Im sog. Rivonia-Hochverratsprozess werden Nelson Mandela und weitere führende Persönlichkeiten der Opposition angeklagt und im Jahr darauf zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Der Prozess richtet sich gegen den Umkhonto we Sizwe, den militärischen Arm des ANC. Den Angeklagten wird vorgeworfen, Sabotage mit dem Ziel einer gewalttätigen Revolution betrieben zu haben. I have cherished the ideal of a democratic and free society in which all persons will live together in harmony and with equal opportunities. It is an ideal for which I hope to live for and to see realised. But, My Lord, if it needs be, it is an ideal for which I am prepared to die. Nelson Madela am Rivonia-Hochverratsprozess, 1964 4/7

1964 Südafrika wird von den Olympischen Spielen von Tokyo suspendiert. 1970 Südafrika wird ganz aus der olympischen Bewegung ausgeschlossen. In den folgenden Jahren werden über 3 Millionen Schwarze zwangsweise in sogenannte Homelands umgesiedelt. Homelands sind Reservate für Schwarze, denen die Apartheid-Regierung zum Schein den Status unabhängiger Staaten gibt. Dies dient der Fiktion, dass Südafrika eigentlich ein weisser Staat sei und die Schwarzen ihren eigenen Staaten hätten, in denen sie zu leben hätten solange sie nicht als Arbeitskräfte benötigt würden. 1973 Die Organisation Erdölexportierender Länder (OPEC) verhängt ein Ölembargo gegen Apartheid-Südafrika. Homelands Htonl 1976 Aus Protest gegen die Bestimmung, dass gewisse Schulfächer von nun an auf Afrikaans unterrichtet und geprüft werden müssen, gehen am 16. Juni im Township Soweto tausende Schülerinnen und Schüler auf die Strassen. Die Polizei eröffnet das Feuer, weit über hundert Jugendliche werden getötet. In der Folge kommt es weltweit zu Bekundungen der Solidarität mit dem Kampf gegen die Apartheid. Der Tag geht als Tag des Soweto-Aufstandes in die Geschichte ein. Heute ist der 16. Juni ein nationaler Feiertag. 5/7 Der Schüler Hector Pieterson, eines der Opfer des Soweto-Aufstands. Das Bild wurde zu einem der Sinnbilder für die Brutalität des Apartheid-Regimes. Ina96

1977 Steve Biko, der Begründer des Black Consciousness Movement, wird verhaftet und stirbt in Polizeigewahrsam. Von Biko stammt der Satz Black is beautiful, den er so erläuterte: Man, you are okay as you are, begin to look upon yourself as a human being. 1985 Der Widerstand gegen die Apartheid erreicht einen neuen Höhepunkt. In vielen Townships kommt es zu gewalttätigen Aufständen, welche die Regierung mit massiver Gewalt niederzuschlagen versucht. Die Losung der Proteste lautet: Make the country ungovernable! Die Regierung verhängt einen teilweisen Ausnahmezustand, die Kontrolle über das Land entgleitet ihr zunehmend. Die Europäische Gemeinschaft verhängt zurückhaltende Handels- und Finanzsanktionen. Steve Biko, 1946 1977 Nelson Mandela Foundation 1986 Die Regierung verhängt den Ausnahmezustand über ganz Südafrika. USA, EU und weitere Staaten beschliessen weitergehende Sanktionen. Das Schweizer Parlament lehnt Sanktionen ab. 1988 Die Schweiz lehnt es ab, die Handelbeziehungen, den Kapitalverkehr und den Goldexport mit Südafrika einzuschränken. 1990 Am 11. Februar 1990 wird Nelson Mandela freigelassen. Der African National Congress und die South African Communist Party werden legalisiert. Zwischen dem regierenden Präsidenten Frederik W. de Klerk von der National Party und Nelson Mandela sowie weiteren Vertretern der Opposition beginnen Verhandlungen über eine neue Verfassung. De Klerk erklärt die noch verbliebenen Apartheid-Gesetze für ungültig. Internationale Sanktionen werden aufgehoben. In vielen Townships bricht die gewalttätigste Phase in der neueren Geschichte Südafrikas an. Townships, wie Katlehong, Thokoza, Boipatong werden Synonyme für Kriegszonen. Die Konflikte werden geschürt und aktiv unterstützt von Teilen des Apartheid-Machtapparats, um durch die Schaffung von bürgerkriegsähnlichen Zuständen die Wahlen und die Machtübergabe an die schwarze Bevölkerungsmehrheit zu verunmöglichen. Von 1990 bis 1994 verlieren in Südafrika mehr Menschen ihr Leben durch politische Gewalt, als während all der Apartheid-Jahre zuvor. Paul Weinberg Boycott Apartheid London, 1989 R. Barraez D Lucca Link zum Township-Krieg 6/7 Frederik W. de Klerk und Nelson Mandel am World Economic Forum Davos, 1992 WEF

1994 In den ersten freien und demokratischen Wahlen in Südafrika erringt der ANC die absolute Mehrheit, Nelson Mandela wird Präsident. 1996 Die Wahrheitskommission beginnt unter dem Vorsitz von Bischof Desmond Tutu ihre Anhörungen über politische Verbrechen und Verstösse gegen die Menschenrechte, die von der Regierung und von anderen politischen Akteuren begangen wurden. Dazu gehören auch politische Verbrechen, welche die Befreiungsbewegung begangen hat. 1998 Am 29. Oktober 1998 präsentiert die Wahrheits- und Versöhnungskommission ihren Abschlussbericht. Damit geht ein Prozess zu Ende, der in Südafrika kaum einen Menschen unberührt gelassen hat. Er hat Wunden von Neuem aufgerissen, hat aber auch den Grundstein gelegt für das künftige Zusammenleben der ehemals Unterdrückten mit den ehemaligen Unterdrückern. Nelson Mandela Paul Weinbergn Ergänzungen Antjie Krog, Country of my Skull, Ein Buch über die Arbeit der Wahrheitsund Versöhnungskommission, das auch halb-fiktionale Elemente enthält. https://www.nytimes.com/books/ first/k/krog-skull.html Die Webseite der Truth and Reconciliation Commisson TRC. Hier kann unter anderem der vollständige Bericht der TRC heruntergeladen werden: http://www.justice.gov.za/trc/ (Zusammenstellung il.) 7/7