Datenbank-Recherche SS 2014 4. Veranstaltung 8. Mai 2014 Philipp Mayr - philipp.mayr@gesis.org Philipp Schaer - philipp.schaer@gesis.org GESIS Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
2 Agenda Nachbearbeitung 3. Vorlesung Suchstrategien Klassisches Retrievalmodell vs. Berry Picking Exploratory Search, Known-Item Search Spezielle Techniken (Footnote Chasing, etc.)
3 Wiederholung 3. Veranstaltung Kontrollierte Vokabulare Thesauri Begriffsrelationen (Oberbegriff, Unterbegriff, etc.) Sprachproblem des IR
4 Das klassische Information Retrieval-Modell Basiert auf Abgleich von Dokumenttermen (Document Representation) und Anfragetermen (Query). Auch als Ad-Hoc-Retrieval bekannt. Im klassischen Information Retrieval-Modell sind das Informationsbedürfnis als auch die Anfrage starr und verändern sich nicht. Bild aus Bates (1989)
5 Allgemeine Suchstrategien Sie kennen bereits einige Techniken, die über das einfache IR- Modell hinausgehen: Anfrageformulierung mit einem Thesaurus Boolesche Verknüpfungen von Anfragetermen Es lassen lassen sich untersch. Recherchearten unterscheiden: Lookup und Known-item-Suche Explorative Suche Die bekannten Techniken erlauben spez. Suchstrategien: Perlenstrategie Blockstrategie Berry Picking
6 Lookup und Known-item-Suche Bei der Known-item-Suche steht das (Wieder-)Finden von Bekanntem im Zentrum. Große Präzision ist essentiell. Die Anfrage setzt sich üblicherweise zusammen aus: (Autoren-)Namen, Termen aus dem Titel oder Schlagworten, Erscheinungsjahr, Projektakronyme, uvm. Für Lookup-Suchen eignen sich allgemeine Suchmaschinen wie Google, Bing, etc. Siehe Zens, Sawitzki und Mayr (2013)
7 Explorative Suche und Browsing Bei der explorativen Suche stehen Nutzer im Zentrum, die in einer unbekannten Domäne oder einem Fachthema recherchieren (um etwas über das Thema zu lernen oder mehr zu erfahren), unsicher sind, wie sich ihr Informationsbedürfnis befriedigen können (sowohl technisch, als auch konzeptuell) oder unsicher sind, was ihr Informationsbedürfnis und das Suchziel genau ausmacht. Synonym für wissenschaftliches Arbeiten: Klassische Schneeballsuche (Zens et al., 2013) wird jeder Studierendengeneration mitgegeben (also hier) Für explorative Suchen sind Fachdatenbanken von Vorteil, da sie diese Art der Suche aktiv unterstützen!
8 Blockstrategie Synonyme Oberbegriffe Unterbegriffe Verwandte Begriffe Übernommen von Peters und Weller (http://nfgwin.uni-duesseldorf.de/sites/default/files/recherche.pdf) und Folien Prof. Jüngling
9 Perlenstrategie Ziel: optimales Dokument für das Informationsbedürfnis finden Zunächst kleine Treffermenge Mit maximal diskriminierenden Termen suchen, ggf. ein als relevant bekanntes Dokument als Grundlange verwenden. Anschließend: Dokument(e) terminologisch oder zitatenanalytisch ausschlachten Ggf. gefundene neue Terme in die Blockstrategie übernehmen Übernommen von Peters und Weller (http://nfgwin.uni-duesseldorf.de/sites/default/files/recherche.pdf) und Folien Prof. Jüngling
10 Bates (1989) kritisiert das klassische IR-Modell als unrealisitisch und unflexibel und schlägt Berry Picking als alternatives übergeordnetes Modell vor. Iteratives Verfahren mit Reflexionen der vorherigen Suchergebnisse (T) Anfrageveränderungen (Q0, Q1, Q2 ) Berry Picking Bild aus Bates (1989)
11 Beispiele für Berry Picking-Strategien (1/2) Footnote chasing (backward chaining) In den Fußnoten und Referenzen eines Ausgangstexts wird nach relevanten Dokumenten gesucht. Citation searching (forward chaining) Ausgehend von einem Dokument werden andere Texte gesucht, die das erste zitieren und dadurch ggf. relevant sind. Journal run In einem zentralen Journal für ein Thema wird nach weiterem relevanten Material gesucht. Die Suche kann bspw. auf andere Jahrgänge, Sonderausgaben erweitert werden.
12 Beispiele für Berry Picking-Strategien (2/2) Area scanning Basiert auf physikalischen Katalogen und Bücherregalen: Was in der Nähe eines relevanten Buches zu finden ist, ist ggf. auch relevant. Subject searching Welche Deskriptoren bzw. Schlagwörter wurden für ein relevantes Dokument vergeben? Eine Suche mit diesen Deskriptoren kann weiteres relevantes Material hervorbringen. Author searching Analog zu Subject searching allerdings bezogen auf die Autorennamen eines relevanten Dokumentes.
13 Warum finde ich zu viel/zu wenig/nichts/? Checkliste bei erfolgloser Suche Korrekte Schreibweise? Alternative Schreibweisen? Ist die korrekte Bezeichnung/ der richtige Begriff gewählt? Sind unterschiedliche Sprachen, unterschiedlicher Sprachgebrauch berücksichtigt? Beschreibt der gewählte Begriff das Thema breit genug oder handelt es sich um einen Spezialbegriff/ Produktnamen etc.? Sind die gängigen Synonyme berücksichtigt worden? Ist die Quelle richtig gewählt? Welche Quellen kommen noch in Frage? Übernommen von Peters und Weller (http://nfgwin.uni-duesseldorf.de/sites/default/files/recherche.pdf)
14 Fragen?
15 Weiterführende Literatur Zens, M., Sawitzki, F., & Mayr, P. (2013). Suchunterstützung in akademischen Suchmaschinen. In D. Lewandowski (Ed.), Handbuch Internet-Suchmaschinen, Band 3. Akademische Verlagsgesellschaft Aka. Kolle, Ch. (2012). Wissenschaftliche Literaturrecherche. In: Berninger, Ina; Botzen, Katrin; Kolle, Christian; Vogl, Dominikus; Watteler, Oliver (Hrsg.): Grundlagen sozialwissenschaftlichen Arbeitens: eine anwendungsorientierte Einführung. UTB; 3772, Stuttgart: UTB, S. 33-61 Bates, Marcia J. 1989. The Design of Browsing and Berrypicking Techniques for the Online Search Interface. Online Review 13 (5): 407 431. Online unter: http://pages.gseis.ucla.edu/faculty/bates/berrypicking.html
16 Kontakt Dr. Philipp Mayr Tel: + 49 (0) 221 / 47694-533 philipp.mayr@gesis.org Dr. Philipp Schaer Tel: + 49 (0) 221 / 47694-521 philipp.schaer@gesis.org Maria Zens Tel: + 49 (0) 221 / 47694-236 maria.zens@gesis.org http://www.schaer.de/teaching/recherche-2014