Autoren: Lena Strux und Nicole Funke-Wydra Vom Pappkarton zur Höhle - Spielzeugfreie Zone in der Igelgruppe
Man kann vieles aus einem einfachen Pappkarton herstellen Ich glaub ich bau mir ein Schiff, oder doch lieber eine Höhle? Was kann man bloß aus diesen Sachen alles machen? Ich bau mir einen großen Turm. Das kreative Denken beginnt
Ein Pappkarton kann als ein Löwenkäfig eine Lokomotive ein Segelschiff Sämtliche Selbstbildungspotenziale werden mobilisiert oder vieles mehr genutzt werden.
Kinder entdecken beim Spielen ihre Kreativität und Phantasie Jan sagt: Ich hab ein super Versteck! Eine Höhle! Achtung, Achtung!!! Eine wichtige Durchsage für ALLE. Bauen + Konstruieren verschiedenen Höhen, Breiten, Größen, Formen werden einbezogen.
Wie kriegen wir denn jetzt eine Höhle hin? Mmh, mal überlegen was wir alles für eine Höhle brauchen?, denkt Jan laut. Es geht nur mit forschendem Lernen! Die Erzieher unserer Einrichtung haben die Aufgabe, die Ideen der Kinder aufzugreifen, Impulse zu setzen, mit den Kindern die verschiedenen Materialien zu besorgen und ihnen diese zur Verfügung zu stellen.
Der erste Versuch! Durch Ausprobieren und Versuchen gelangen die Kinder irgendwann ans Ziel Phil sagt: Und wenn wir das hier umbauen? So hab ich mir die Höhle aber nicht vorgestellt!, sagt Tom Verbale Auseinandersetzungen werden konfliktfrei gelöst und die Kommunikationsfähigkeit wird trainiert. Versuch und Irrtum werden abgeschätzt Was braucht man eigentlich alles für eine Höhle?
Der zweite Versuch! Phil, Tom und Jan überlegen laut: Wir brauchen: 1. Das Podest 2. Eine Decke oder gleich ganz viele 3. Den Ständer. Und dann müsste es halten! 2. Die Höhle wird klasse werden! 1. Hau ruck. Nur noch ein Stückchen! Unsere Statiker und Architekten von morgen! 3. Im Team sind wir stark!
Ist die Höhle wirklich schon fertig? Phil gibt klare Anweisungen: Tom wir müssen das noch ein Stückchen hier rüber machen. Stopp, nicht so weit. Jetzt runter!, wird vom Bauherrn Tom angewiesen. Geschafft. Fertig ist die Höhle! Wir sind starke Männer! Halt stopp, es fehlt noch was! Sprachförderung als Selbstbildungspotenzial Jetzt beginnt der Bau erst richtig!
Die Bauphase geht weiter. Doch noch nicht fertig! Gleich ist die Decke fest und dann hol ich mir noch eine von Frau Strux: Tom, brauchen wir die auch noch?, fragt Jan seine Arbeitskollegen. Ich hätte nicht gedacht, dass man aus so einfachen Materialien eine so tolle Höhle bauen kann! Es kommen immer mehr Decken und verschiedene Bauelemente dazu. Kinder sollen die Freiheit haben, ihrer Kreativität und Phantasie selbstständig nachzugehen
So langsam geht der Bau dem Ende zu Ist das schon die fertige Höhle? Oder fehlt noch was? Jetzt aber erst einmal innen drin ausprobieren!
Mal testen, wie die Höhle geworden ist. Der Höhlentest Standfestigkeit des Bauwerks prüfen! Tom stellt begeisternd fest: Hey, die Höhle sieht klasse aus. Eine neue Spielidee kommt von Jan: Wo bist du denn Phil? Komm lass uns verstecken.
Der letzte Feinschliff und dann ist die Höhle fertig! Bauherr Phil beschließt: Nur noch diese Decke und dann ist die Höhle fertig! Phil hast du an den Schornstein gedacht?, erinnert Jan. Die Kinder stellten sich selbst eine Aufgabe, die sie bis zu ihrem Ziel verfolgt und bewältigt haben.
Die Erkundung und der Einzug Erschaffenes Bauwerk mit Spielwert + Leben füllen Das ist der Geheimausgang! Der Löwe muss mit in die Löwenhöhle! Ein interessantes und kreatives Rollenspiel mit wilden Tieren folgt nach der anstrengenden Arbeit.
Einmal ohne Spielzeug spielen! Geht denn das? Heutzutage haben Kinder einen Mangel an frei verfügbarer Zeit und sie werden ständig mit Produkten und Angeboten überhäuft. Wenn Spielen aber immer mehr von Fertigprodukten und Angeboten, die das Spiel schon vorgeben, geprägt wird, ist es notwendig, Kindern wieder Freiraum für eigene Kreativität und eigene Fähigkeiten zu geben. Spielzeugfrei dient zur Förderung von wichtigen Lebenskompetenzen, z. B. Teambildung, Kommunikationsfähigkeit, Einfühlungsvermögen Spielzeugfreie Zone Wie geht denn das? Das gesamte Spielzeug auf dem Bauteppich wird weggeräumt. Nur noch das Mobiliar und zweckfreies Material, wie Decken, Kissen, Kartons, sind vorhanden. Auch die Erzieherinnen ändern ihre Rolle in der pädagogischen Arbeit. Von der Animateurin und Betreuerin wechseln sie zur Beobachterin, Gesprächs- und Spielpartnerin. Die Kinder haben Zeit und Raum um zu sich zu kommen und selbst kreativ zu werden. Wie ist denn das für die Kinder? Nach einer kurzen Umgewöhnungsphase finden die meisten Kinder die spielzeugfreie Zone einfach toll. Sie kooperieren mehr miteinander, sind gesprächiger, entwickeln eigene Spiele, werden offener, rücksichtsvoller und selbstsicherer. Die besonders zurückhaltenden oder stark extrovertierten Kinder scheinen besonders viel von dieser neuen Situation zu profitieren. Und die Erzieherinnen sind arbeitslos? Für uns als Erzieherinnen ist die Spielzeugfreie Zone eine große Herausforderung. Der Abschied von alten Arbeitsmustern bringt Unsicherheit. Sich zurückzuhalten, wenn Kinder sich langweilen oder nicht ständig helfend einzugreifen, erfordert ein neues Berufsverständnis.
Alltagsmaterialien Selbstständiges Handeln und Denken der Kinder in einer Spielzeugfreien Zone Kinder brauchen nicht immer vorgefertigtes Spielzeug. Oft entwickeln die Kinder aus einfachen Alltagsmaterialien Spielideen, mit denen sie kreativ werden können. Kinder lernen durch das aktive, selbstbestimmte Tun. Daher ist es wichtig, für eine anregende Umgebung zu sorgen. Kinder brauchen... Spiel- und Bewegungsräume, die zu erschließen es sich lohnt Material, das sie mit Phantasie füllen können Aktivitäten, die ganzheitliche Erfahrungen ermöglichen Zeit, selber Lösungen zu finden Kinder, mit denen sie spielen und etwas wagen können Erwachsenen, die Zutrauen haben und ihnen Misserfolge gönnen Erzieherinnen, die den Mut haben, Kindern einmal das Feld zu überlassen Die ständige Verfügbarkeit von Beschäftigungshilfen und einem vorfabrizierten Freizeitangebot führt dazu, dass Kinder ihre kreativen Ideen im Spiel vergessen und nicht mehr umsetzen können. Daher muss Kindern auch Spielraum gegeben werden - Spielorte, in denen eine selbständige Weltaneignung möglich ist. Also nicht nur Spielzeug anschaffen, sondern auch Spielräume schaffen, die die Kinder erfassen und umbauen können. Spielzeuge sind wichtig und gut. Wichtig und gut ist aber auch das Spielen mit zweckfreien Materialien.
Spielzeugfreie Zone fördert die Integration Die Kinder entwickeln sich sprachlich weiter, weil sie selbstständig beraten müssen, wie sie ihre Spielideen umsetzen. Während der einzelnen Bauphasen müssen die Kinder miteinander kommunizieren. Somit kommt ein intensiver Gesprächskontakt untereinander zustande. Hierbei lernen die Kinder dem anderen zuzuhören, deren Meinung zu akzeptieren und auch zu respektieren. Sie lernen aber auch ihren eigenen Standpunkt und ihre Meinungen zu vertreten und gegebenenfalls durchzusetzen. Auch die Integration wird gefördert. Es kann sich keiner mehr alleine hinsetzen und stundenlang bauen. Für die selbst erdachten Spiele müssen die Kinder meist Gruppen bilden. Jedes Kind kann dabei ganz individuell seine Stärken und Ideen zeigen. Die Kompromissbereitschaft und die Resilienzfähigkeit wird sehr gestärkt. Die Erzieherinnen mischen sich deshalb ganz bewusst nicht ein - auch wenn es manchmal schwer fällt. Die Kinder sollen selbst Lösungen finden. Irgendwann kommen sie auf den Trick und den vergessen sie dann auch nicht mehr. Also schreiten die Erzieherinnen nur ein, wenn die Kinder mal bestehende Regeln nicht einhalten und diese situationsabhängig nicht veränderbar sind. Während der einzelnen Spielphasen sind die Kinder auf Entdeckungstour. Sie erforschen mit all ihren Sinnen die Umgebung, aber auch die einzelnen Materialien. Sie stellen hierbei fest, wie unterschiedlich verschiedene Spielsachen sein können. Die konstruktive und kreative Phase wird ebenfalls genutzt, um dem natürlichen Bewegungsdrang nachzugehen. Durch eigene neue Ideen und Vorschläge, trainieren die Kinder durch viel Schleppen, Halten und Tragen der Materialien, so wie durch das Kriechen durch Hindernisse und verschiedenen Ebenen ihre Mobilität. Durch die Eigensteuerung des Projekts und der intensiven Erlebnisse, so wie der Weiterentwicklung von Ideen, erreichen die Kinder in jeder Projektphase ihr eigenes Ziel. Wenn man die Kinder intensiv beobachtet, kann man feststellen, dass sie selbständig sämtliche Bildungsvereinbarungen abdecken ohne sie von Pädagogen vorgegeben zu bekommen.
Ich bau mir eine Höhle, und dann versteck ich mich darin. Ich bau mir eine Höhle, und alle suchen wo ich bin. Mit Kissen und mit Decken und einem Strauß Vergissmeinnicht; und in der dunklen Höhle, da brennt mein Taschenlampenlicht, da brennt mein Taschenlampenlicht. Ich bau mir eine Höhle, und dann lad ich mir Gäste ein, mit Eis und Schokolade, kommt alle her und macht euch klein. Hier gibt es tolle Spiele, und fröhlich sind wir sowieso, auch ohne Tisch und Stühle, wir sitzen einfach auf dem Po, wir sitzen einfach auf dem Po. Ich bau mir eine Höhle, und abends, wenn ich müde bin, dann fang ich an zu gähnen und leg mich auf den Kissen hin. Da träum ich ganz gemütlich und kuschel mit dem Teddybär. Wir schlafen beide friedlich und hören von der Welt nichts mehr, und hören von der Welt nichts mehr. Musik und Text: Rolf Zuckowski