LLP/ERASMUS 2012/13 Zeitraum: ganzes Jahr: 9/2012-6/2013 Gastland: Portugal Gastuniversität: Universidade Nova de Lisboa (UNL) Programm: Erasmus via Fachbereich 10 studierte Fächer an Gasthochschule: Estudos Portugueses Name:* Email:* (* Angaben werden vor Veröffentlichung auf unserer Webseite gelöscht.) Datum: 08.07.2013 LLP/ERASMUS ERFAHRUNGS BERICHT (ausformulierte Version) Vorbereitung Erst einmal habe ich mir auf der Homepage der Universität umgeschaut, mich dort zurechtzufinden versucht, die angebotenen Kurse angesehen und geschaut, welche ich interessant finde. Dazu sollte gesagt werden, dass es erst nicht allzu einfach war, sich auf der Seite zurechtzufinden, aber man gewöhnt sich recht schnell daran und dann geht alles ganz einfach. Außerdem kann es sein, dass einige Kurse bei Antritt plötzlich nicht mehr angeboten werden, aber u.a. deshalb kann man auf dem Learning Agreement noch nachträglich Änderungen vornehmen. Der nächste Schritt war, mich ausgiebig über Lissabon zu informieren. Dabei schaute ich sowohl nach Fotos, Sehenswürdigkeiten, Wohnmöglichkeiten als auch nach Vorsichtsmaßnahmen, die zu treffen wären. Hierbei hat mich die Stadt bereits magisch angezogen. Einige Freunde und Bekannte, die bereits Zeit in Lissabon verbracht hatten, haben mich durch ihre Begeisterung noch weiter darin bestärkt, den Auslandsaufenthalt anzutreten. Nun musste noch ein günstiger und bequemer Flug gefunden werden ich hatte mich für die Lufthansa entschieden, die relativ kostengünstig von Frankfurt direkt an den Lissaboner Flughafen fliegt. Zwei Dinge kann ich dabei empfehlen, da man hinterher immer schlauer ist: Wenn man bei der Lufthansa einen Hin- und Rückflug bucht, ist das günstiger als ein Einzelflug. Als noch etwas günstiger hat sich allerdings die portugiesische Fluglinie TAP Portugal (http://www.flytap.com) herauskristallisiert, die ebenfalls direkt fliegt. Dabei kann man auch problemlos Einzelflüge buchen, diese sind nicht wie bei der Lufthansa wesentlich teurer als Hin- und Rückflüge. Um noch etwas Zeit zu haben, mich in dem neuen Land zu orientieren und eine dauerhafte Unterkunft zu finden, habe ich die erste Woche vor Uni-Beginn in einem Hostel im Stadtzentrum
gewohnt. Dabei habe ich mir das Passport Hostel ausgesucht, was für 14/Nacht mit Frühstück sehr günstig und schön war. Mit anderen Worten: Es ist also absolut weiterzuempfehlen! (http://www.passporthostel.com/) Erste Wochen Im Hostel angekommen, begab ich mich erst einmal auf Informations- und Wohnungssuche. Man bekommt zur Begrüßung ein sogenanntes Erasmus-Welcome-Kit mit den wichtigsten Informationen für die Zeit in Lissabon. Unter anderem ist darin ein Stadtplan vorhanden, der sehr hilfreich für die erste Orientierung sein kann. Auch sind dort einige Formblätter enthalten, die man braucht, um die Monatskarte für die Metro zu beantragen. Man kann eigentlich fast überall zu Fuß hinauslaufen, könnte also erst mal auf die recht teuren Einzelfahrten verzichten, bis man die Monatskarte hat. Dabei kann man außerdem schon mal jede Menge von der Stadt kennenlernen. Mir war das erst nicht so klar, weshalb ich nur jedem empfehlen kann, nicht den gleichen Fehler zu machen, sich die ganze Zeit unnötige Einzelfahrkarten zu kaufen. Wohnsituation Nun wollte ich so schnell wie möglich eine Bleibe finden. Mir persönlich war es wichtig, dass ich mit Leuten zusammenwohne, die Portugiesisch sprechen, da einer meiner Hauptanliegen war, mich sprachlich zu verbessern. Aus diesem Grund habe ich Erasmus-Wohngemeinschaften eher gemieden und mir auf einigen portugiesischen Internetseiten zur Wohnungssuche ein kleines Profil auf Portugiesisch erstellt. Man kann dort aber auch Wohngesuche auf anderen Sprachen erstellen. Diese Seite kann ich besonders empfehlen: www.bquarto.pt Man kann dort auf interessante Zimmerangebote eingehen, kann aber auch seine Handy-Nr. und/oder E- Mailadresse angeben. So habe ich es gemacht, wodurch ich schließlich auch eine WG mit zwei portugiesischen Studenten gefunden habe. Die meisten Portugiesen sprechen auch gutes Englisch, so dass man sich keine Gedanken machen muss, dass man sich nicht verständigen kann. Wer z.b. gerne mit Portugiesen zusammenwohnen möchte, um mehr über die Kultur zu erfahren, der wird aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls kein Problem mit der sprachlichen Kommunikation haben. Das Zusammenleben gestaltete sich in meinem Fall nicht ganz so wie erhofft, da meine Mitbewohner und ich komplett unterschiedliche Veranstaltungszeiten hatten und wir uns nur selten sehen konnten. Das muss aber nicht so sein, daher würde ich es empfehlen, schon vor dem Einzug solche Themen anzusprechen. Generell ist es so, dass die Hauptmieter
einen direkt einziehen lassen, ohne dass ein Auswahlverfahren stattfinden würde. Mietverträge in dem Sinn habe ich nicht gesehen, bzw. nichts Schriftliches. Vereinbarungen werden mündlich getroffen. Ich habe in zwei verschiedenen Wohngemeinschaften gelebt, beide Male war es so wie beschrieben. Man zahlt normalerweise beim Einzug eine Monatsmiete plus einen weiteren Monat (Kaution). Im letzten Aufenthaltsmonat wohnt man quasi mietfrei, womit die Kaution an einen zurückgezahlt wird. Auch hier wieder eine kleine Empfehlung von mir: Unbedingt rechtzeitig Bescheid sagen, wann man ausziehen möchte! Ich würde ca. zwei Monate vorher als angemessen einschätzen. Zimmer mit Heizungen zu finden, ist nicht so einfach, aber empfehlenswert. Im Winter kann es sehr regnerisch werden und auch wenn es nie unter 10 Grad wurde, so friert man ohne Heizung in der Wohnung schon, was die Konzentration etwas erschwert und natürlich auch ungemütlich ist. Je nachdem, worauf man die Prioritäten legt, kann man mit Geduld durchaus so ein Zimmer finden. Job-Möglichkeiten Ich selbst habe während meines Erasmus-Aufenthalts nicht gejobbt, aber durchaus nach Möglichkeiten gesucht. Es gestaltete sich schwierig, überhaupt etwas zu finden, meistens musste man bereits einen akademischen Abschluss haben, um überhaupt eine Chance zu haben. Vielleicht ist es das Beste, Unterrichtsstunden in seiner Muttersprache anzubieten, wobei man vom Verdienst her nicht allzu hohe Ansprüche haben sollte, da man insgesamt weniger verdient als bei uns. Studium an der Gasthochschule An der Faculdade de Sciências Sociais e Humanas (Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften) der UNL sind die meisten Veranstaltungen so aufgebaut, dass man zweimal die Woche zwei Unterrichtsstunden hat, also etwas anders als bei uns. Noten gibt es von 0-20, wobei man unter 10 durchgefallen ist und 20 eine utopische Note ist, die so gut wie niemand erreicht. Vielleicht ist das System besser mit Schulnoten vergleichbar: 19 Punkte wären ungefähr 15 Punkte bei uns in der Oberstufe. Je nach Dozent, gibt es gut gestaltete und weniger gut gestaltete Kurse. Auch wenn ich vorab viel über Unpünktlichkeit der portugiesischen Dozenten gelesen hatte, so kann ich persönlich das absolut nicht bestätigen. Man sollte sich also wie zu Hause auch um Pünktlichkeit bemühen! Die meisten Kurse sind so aufgebaut, dass man eine Klausur und eine Hausarbeit, manchmal aber auch nur eine Klausur und einen Essay schreibt. Dies unterscheidet sich von Veranstaltung zu
Veranstaltung. Übrigens musste man bei uns ein speziell vorgesehenes Papier für Klausuren kaufen. Aber keine Sorge: Die sind nicht teuer. Da ich in das Studienfach Estudos Portugueses eingeschrieben war, konnte ich kostenlos zwei Sprachkurse in Portugiesisch absolvieren. Dazu wurde am Anfang ein Einstufungstest gemacht, nach dem das Sprachniveau entschieden wurde. Wenn man aus anderen Studienrichtungen kommt, kann man den Kurs zwar auch machen, doch dieser kostet dann ein wenig. Passende Literatur zu den Kursen zu finden, war manchmal etwas schwierig. Gerade, wenn ich Bücher kaufen wollte oder sollte, waren sie oft ausverkauft. Reservierungen können so viel Zeit beanspruchen, dass Abgabetermine für Arbeiten oder Klausurtermine nach der Ankunft des bestellten Buchs bereits vorbei sind. Darum muss man sich um solche Dinge viel eher kümmern als eventuell gewohnt. Freizeit Es gibt in Lissabon selbst und auch um Lissabon herum jede Menge schöne Dinge zu entdecken und zu erleben. Gleich am Anfang bin ich beispielsweise auf das zentrale gelegene Castelo de São Jorge gewandert, von wo aus man einen wunderschönen Ausblick auf den Rio Tejo und die Brücke Ponte 25 de Avril hat. Der Eintritt ist für Studenten bis einschließlich 25 vergünstigt, auch mit dem heimischen Studentenausweis kann man sich ausweisen. Außerdem ist das Aquädukt zu empfehlen: Man kann dort herumlaufen, was wirklich ein witziges und schönes Erlebnis war. Im Sommer sollte man sich die wunderschönen umliegenden Strände nicht entgehen lassen, wovon einige vom Bahnhof Cais do Sodré mit dem Regionalzug gut zu erreichen sind. Auf dem gleichen Weg liegt auch Belém, das neben seinen Sehenswürdigkeiten auch den berühmten Pastel de Nata, ein kleines Sahneküchlein, zu bieten hat. Der Kuchen dort schmeckt sagenhaft gut, man muss ihn wirklich einmal probiert haben! Wer abends gern ausgeht, kann das gut im Bairro Alto tun, wo sich ca. bis 3 Uhr nachts viele ausgehfreudige Menschen sammeln. Das Bairro Alto befindet sich im Zentrum. Ab dann schließen die Bars dort nach und nach und man kann noch in Discos, wenn man möchte. In die meisten Gegenden kommt man auch gut mit dem Nachtbus zurück. Die Metro fährt ab 6:30 Uhr wieder. Bei allem Interessanten und Schönen, sollte man doch nicht vergessen, dass man gut auf seine Sachen aufpassen sollte, besonders in öffentlichen Verkehrsmitteln. Mir selbst ist zwar nie etwas geklaut worden, aber wie in allen Großstädten sollte man vorsichtig sein. Gegenden, die man abends besser nicht mehr besuchen sollte, sind Martim Moniz, Anjos und Intendente. Diese liegen an
der grünen Linie der Metro und sind nicht ganz ungefährlich, wobei man tagsüber ruhig dort spazieren gehen kann. Finanzielles Die Mieten in Lissabon sind leider nicht so viel geringer als in Frankfurt, wobei man schon etwas Gutes und Günstiges finden kann, wenn man aufmerksam sucht. Insgesamt ist das durchaus einfacher als in Frankfurt. Je nach den eigenen Ansprüchen kann man schon etwas Schönes ab ca. 200 monatlich finden. Ich musste zum Beispiel nicht unbedingt genau in der Innenstadt wohnen, und auch ein paar Stationen zur Uni zu fahren hat mir nichts ausgemacht, wobei ich zum Schluss dicht bei der Uni gewohnt habe. Am Anfang musste man hier um die 30 Einschreibung bezahlen, um so auch den Studierendenausweis der Gasthochschule zu erhalten. Die Monatsfahrkarte kostet hier 35 im Monat, wobei man einmalig entweder 12 oder 6 zahlen muss, damit diese hergestellt werden kann. Studenten bis 23 Jahre erhalten die Fahrkarte jedoch zu einem vergünstigten Tarif. Wie gesagt kann man besonders in den Frühlings- und Sommermonaten jedoch auch problemlos zu Fuß durch die Stadt laufen. Außerdem sollte man sich darauf einstellen, viele Fotos machen zu müssen, da man für fast alles Fotos braucht. Wenn man schon welche bereitliegen hat und mitbringen kann, umso besser. So wie auch in Frankfurt, kann es vorkommen, dass man für Veranstaltungen von Dozenten bereitgelegte Skripte kaufen kann bzw. sollte, wobei diese nicht sonderlich teuer sind. Supermärkte haben in Lissabon vergleichbare Preise wie bei uns, allerdings kann man sich bei den Ketten Pingo Doce, Mini Preҫ o und Continente Kärtchen machen lassen, die einen als in Portugal wohnhaft ausweisen und Zugang zu vergünstigten Produkten verschaffen. Dazu fragt man einfach an der Kasse nach. Ohne diese Kärtchen kann man die ansonsten heruntergesetzten Produkte nicht zu heruntergesetzten Preisen kaufen, sondern bezahlt den normalen Preis. Was das Telefonieren betrifft, so ist Moche ein guter Anbieter. Auch eine SIM-Karte ist im Welcome-Kit enthalten. Man muss die Karte allerdings regelmäßig aufladen, auch wenn man noch Guthaben auf der Karte hat. Das muss mindestens mit 5 geschehen, aber dann muss man auch alle 1 ½ Wochen nachladen. Bei 10 hat man noch 2 Wochen länger Zeit, bis wieder aufgeladen werden muss. Entsprechend verhält es sich mit jeweils höheren Preisen, desto mehr rentiert sich das im Endeffekt. Wenn man einen Kaffee trinken oder Kuchen essen möchte, so ist das bedeutsam billiger als in Deutschland. Kaffee kostet ungefähr einen Euro, ebenso wie vielerlei süßer Leckereien. Alles in allem sollte man beachten, dass das Leben in Lissabon nicht sehr günstig ist, weshalb es sich sehr empfiehlt, sich vorher Geld zurückzulegen, zu jobben,
und vor allem auch zu kalkulieren, wie viel man monatlich wohl ausgeben wird, damit man die Zeit optimal genießen kann, ohne seine Gedanken an Geldfragen verschwenden zu müssen. Fazit Insgesamt war die Zeit in Lissabon wunderschön und ich würde es jeder Zeit wieder machen und überlege auch schon, sobald möglich für einige Zeit zurückzukehren. Anfangs war ich zwar schüchtern, besonders was das Portugiesisch-Sprechen angeht, aber je mehr Zeit vorüberging, desto leichter fiel es mir, auf die Menschen zuzugehen.. Auch wenn ich aufgrund finanzieller Einschränkungen fast das gesamte Jahr über nur in Lissabon verbracht habe, so habe ich mich nach einem halben Jahr doch dazu entschieden, mein eingangs geplantes Semester um ein weiteres Semester zu verlängern. Die Stadt und das Leben hier sind so schön, anders und aufregend, dass ich es keinesfalls missen wollen würde. Trotzdem kann ich mir bei einer Rückkehr nach Lissabon gut vorstellen, mir dann doch noch mehr vom ganzen Land anzuschauen, schließlich hat mich Lissabon auf den Geschmack gebracht. Ich habe viele neue internationale Freundschaften und Bekanntschaften gemacht, zu denen ich hoffentlich noch Kontakt halten können werde. Neben meinem Portugiesisch hat sich durch meinen Aufenthalt hier zumindest nach meinem Empfinden sogar mein Englisch verbessert. In diesem Sinne: Es war etwas ganz Besonderes, in Lissabon leben zu dürfen und jeder, dem sich die Möglichkeit zu so einem Aufenthalt öffnet, sollte diese nutzen!