Konventionen. Die Theorie von David Lewis. Was sind Konventionen? Weshalb sind sie für die Pragmatik wichtig? Koordination ohne Konvention

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Transkript:

Konventionen Die Theorie von David Lewis 1969: Conventions. A philosophical study. 1975: Language and languages. Was sind Konventionen? Weshalb sind sie für die Pragmatik wichtig? Konventionen sind: Verhaltensregularitäten von Personen in einer Population, die nicht auf Naturgesetzen beruhen und nicht notwendigerweise von einer Autorität erzwungen werden, sondern bestehen, weil die Personen in der Population inhärente Gründe haben, sich an diese Regeln zu halten. Konventionen dienen der Koordination des Verhaltens der Personen einer Population, was im idealen Fall allen Personen einer Population Vorteile verschafft. Bedeutung von Konventionen in der Pragmatik: Nicht-natürliche Bedeutung beruht in den meisten Fällen auf Konventionen. Koordination ohne Konvention Koordination unter Konvention Koordination muss allerdings nicht unbedingt auf Konventionen beruhen, vgl. sogenannte Koordinationsspiele: Sie und Ihr Partner sollen jeweils eine Nummer zwischen 0 und 100 nennen. Wenn die Summe beider Zahlen 100 ergibt, erhalten Sie beide eine Summe in Euro, die der Zahl entspricht, die Sie jeweils genannt haben. Sie können sich nicht absprechen. Welche Zahl würden Sie nennen? Die meisten Leute wählen die Zahl 50. Warum? 1. 0 ist eine schlechte Wahl dann gewinnt man sicher nichts. 2. 100 erscheint zunächst als gute Wahl, aber wenn die andere Person ebenso wählen würde, würde niemand etwas gewinnen. 3. 50 ist die beste Wahl: Beide würden mit dieser Wahl gleich viel gewinnen. Wir vergleichen damit die folgende Situation: Sie fahren auf einer engen Strasse, kaum breit genug für zwei Autos. Es gibt kaum Verkehr, und Sie fahren in der Mitte. Jetzt sehen Sie ein Auto auf Sie zukommen; es fährt ebenfalls in der Mitte. Was tun Sie? Das hängt von dem Land ab, in dem sich die Szene abspielt: 1. In Großbritannien, Südafrika, Indien, Indonesien, Japan usw: Sie halten sich an den linken Rand. 2. In Kontinentaleuropa, dem Nahen Osten, Russland, Amerika usw.: Sie halten sich an den rechten Rand. Sie erwarten, dass der andere Fahrer genau dasselbe tun wird. Dies beruht auf einer Konvention; die Konventionen sind in verschiedenen Ländern und zu verschiedenen Zeiten verschieden (z.b. in Schweden vor 1967, in Österreich vor 1938).

David Hume über Konventionen David Hume, A Treatise of Human Nature, III. ii. 2:... a general sense of common interest; which sense all the members of the society express to one another, and which induces them to regulate their conduct by certain rules. [...] When this common sense of interest is mutually expressed, and is known to both, it produces a suitable resolution and behaviour. And this may properly enough be called a convention or agreement betwixt us [ ] the actions of each of us have a reference to those of the other, and are performed upon the supposition that something is to be performed on the other part. Beispiele für Konventionen In der Heimatstadt von David Lewis wurden Ortsgespräche nach 3 Minuten von der Telefongesellschaft unterbrochen. Es bestand eine Konvention, dass die Person, die ursprünglich angerufen hatte, wieder anrufen sollte. In amerikanischen Duschen befindet sich der Heißwasserknopf immer links, der Kaltwasserknopf rechts. Die Ausrichtung der Schrift: Links nach rechts (Lateinisch, Griechisch usw.), Rechts nach links (Arabisch, Hebräisch), von oben nach unten (traditionell Mongolisch, Japanisch). Die Orientierung der Schrift auf Buchrücken, wenn die Bücher im Regal aufgestellt werden, unterscheidet sich im kontinental-europäischen und im angelsächsischen Raum. Lewis: Konventionen Lewis: Conventions Weitere Beispiele für Konventionen Bedingungen für Konventionen Wie man einen Walzer tanzt. Reaktion nach akademischen Vorträgen: Auf den Tisch klopfen (Deutschland) vs. Klatschen (der Rest der Welt). Sich begrüßen: Händeschütteln oder nicht (England), Nasereiben (Südsee), Wangenkuss ein / zwei / dreimal. Konventionen können eine lange Lebensdauer haben, können sich aber auch spontan entwickeln. Beispiel: Schwimmer in einem runden Becken ziehen es vor, in einer Richtung zu schwimmen; in welcher Richtung, kann sich von Tag zu Tag ändern. Nach Lewis gibt es die folgenden Bedingungen dafür, dass eine Regularität R als Konvention in einer Population P anzusehen ist. 1. Fast jeder hält sich an R. 2. Fast jeder glaubt, dass die anderen sich an R halten. 3. Der Glaube, dass sich fast alle an R halten, ist für jeden ein guter und entscheidender Grund, sich ebenfalls an R zu halten. 4. Die Personen in P ziehen es vor, dass sich die Personen in P strikt an R halten, als dass sie sich weniger strikt an R halten. 5. R ist nicht die einzige mögliche Regularität, die die Bedingungen (1) (4) erfüllt. D.h., die Regularität muss arbiträr sein. 6. (1) (4) sind allgemein bekannt, und alle wissen, dass (1) (4) allgemein bekannt ist.

Weitere Bedingungen für Konventionen Konventionen können implizit oder explizit sein. (Explizit sind sie, wenn sie als Regeln, z.b. in Form von Gesetzen, beschrieben sind.) Konventionen können durch Autoritäten kontrolliert werden, dies ist allerdings nicht wesentlich und bei vielen Konventionen nicht der Fall. Konventionen müssen zumindest zu einem gewissen Teil arbiträr sein, um als Konventionen zu zählen, und nicht als Regularitäten, die auf Naturgesetzen beruhen. Beispiel: Gesten Einige Gesten sind nicht konventionell: Lächeln Weinen Heben der Augenbrauen ( eyebrow flash ) zur Begrüßungl. Andere sind konventionell: Verneinende Kopfbewegung in Zentraleuropa und im griechisch/türkischen Raum, Schulterzucken Küssen Händeschütteln Obwohl viele Gesten arbiträr sind, sind sie oft motiviert, und diese Motivation ist oft noch rekonstuierbar: Küssen: Mutter gibt dem Säugling vorgekaute Nahrung. Zeichen der Beschimpfung in Griechenland: Bewegung der Hand mit offener Handfläche zum Gesicht von A. Diese Geste geht auf die byzantinische Zeit zurück: Man bewarf Angeklagte mit Schmutz. Auf Holz klopfen, um das Glück zu beschwören: Berührung einer heiligen Eiche, um Baumgeister freundlich gesonnen zu machen. Diese Motivationen sind jedoch häufig historisch zufällig. Warum gibt es Konventionen? Konventionen und Sprache Konventionen koordinieren die Aktionen der Mitglieder einer Gesellschaft zu ihrem gegenseitigen Vorteil und zum Vorteil der Gesellschaft. Verkehrsregeln verhindern Unfälle, Regeln des Handelns erleichtern die Zirkulation von Gütern. Konventionen identifizieren die Mitglieder einer Gesellschaft, oder von bestimmten Gruppen in einer Gesellschaft. Lokale Trachten, Musikstile, Sportarten, Soziolekte, Dialekte, Jugendsprache Konventionen der zweiten Art erscheinen weniger wichtig für die Kommunikation als solche der ersten Art. Aber: Sie deuten an, dass ihre Träger gewisse Grundannahmen teilen (common ground), und dienen somit ebenfalls dem reibungsloseren Verlauf der Kommunikation (vgl. H. Clark). David Lewis stellt zwei Begriffe von Sprache einander gegenüber: -- Eine Sprache ist ein System, das eine systematische Beziehung zwischen Ausdrücken und Bedeutungen aufstellt. Insbesondere setzt sie jeden Aussagesatz mit den Situationen in Beziehung, in denen der Satz wahr ist. -- Eine Sprache ist ein soziales Phänomen. Sie dient der Kommunikation in einer Gesellschaft.

Diese beiden Ansichten stehen in der folgenden Beziehung zueinander: -- Eine Sprache S wird von einer Population P verwendet, wenn es in P eine Konvention des Wahrheitsstrebens und Vertrauens in S gibt ( truthfulness und trust ), wobei: -- wahr in S heißt: Keinen Satz in S äußern zu wollen, der nicht wahr ist; -- auf S zu vertrauen heißt: Äußerungen von S so zu verstehen, dass diese Sätze etwas Wahres ausdrücken. Dies ist offensichtlich eine Konvention: 1. Fast jeder in P ist fast immer wahrheitsliebend in S und vertraut auf S. 2. Fast jeder in P denkt, dass fast jeder fast immer wahrheitsliebend in S und ist und auf S vertraut. 3. Die Erwartung, dass (1) und (2) gelten, ist für jeden ein guter Grund, wahrheitsliebend in S zu sein und auf S zu vertrauen. 4. Strikte Konformität zu Wahrheitsliebe in S und Vertrauen auf S wird einer weniger strikten Konformität vorgezogen. Dies gilt sogar, wenn man lügt: Man will schließlich auch dann, dass einem geglaubt wird! 5. Es gibt Alternativen zur Wahrheitsliebe in S und zum Vertrauen auf S. Jedes Wort, jeder Satz könnte etwas anderes bedeuten, als es in S bedeutet. 6. Es ist allgemeines Wissen, dass (1) (4) gelten. Die Regeln der Wahrheitsliebe und des Vertrauens auf eine Sprache können explizit gemacht werde Beispiel: Wörterbücher und sie können durch Autoritäten erzwungen werden Beispiel: Schwören Mögliche Gegenbeispiele Nicht-deklarative Sätze (Fragen, Befehle) können nicht wahr sein und daher keiner Konvention der Wahrheitsliebe unterliegen. Man muss Wahrheitsliebe und Vertrauen allgemeiner verstehen. Im Fall von Befehlen beziehen sie sich z.b. auf das Verhalten des Adressaten. Sprache kann nicht durch eine Konvention (Absprache) entstanden sein dazu bräuchte man ja bereits eine Sprache. Aber Konventionen im allgemeinen müssen nicht auf expliziten Absprachen beruhen, sondern können sich als koordiniertes Verhalten herausbilden.

Niemand kann die Konventionen einer Sprache vollständig beschreiben. Wie kann man dann diesen Konventionen folgen? Eine häufige Situation: Man muss unterscheiden zwischen - internalisiertem Wissen ( wissen wie, knowing how ) - und externalisiertem Wissen ( wissen dass, knowing that ). Wir können uns vorstellen, dass sich eine Population fast nur ironisch und in Metaphern verständigt, so dass das, was ausgedrückt wird, meist falsch ist. Die Population ist dann sicherlich nicht mehr wahrheitsliebend in S und vertraut nicht auf S, aber sie ist dies für eine andere Sprache, die systematisch von S abgeleitet ist. Eine einfachere Definition von Konventionen Eike von Savigny (1988), Über die Signalsprache der Autofahrer Konventionelle Bedeutung ist ein Fall von regelgeleitetem Verhalten. Ein Verhalten b ist in einer Situation s in einer Population P ein regelgeleitetes Verhalten gdw. (1) die Mitglieder der Population P selten offen von b in s abweichen; (2) wenn sie abweichen, drohen ihnen Sanktionen; (3) diese Sanktionen sind allgemein akzeptiert. Vgl. die Theorie von gesetzestreuem Verhalten von H.L. Hart (1961), The concept of law. Kritik an Lewis: Oft ist das Verhalten, das wir beschreiben, rationaler Kontrolle und Rechtfertigung nicht zugänglich. Lewis sieht nicht die Rolle von sozialen Sanktionen, um die Befolgung von Regeln zu bewirken. Jemand kann einer Konvention folgen, auch wenn er nicht glaubt, dass fast jeder in der Population der Konvention folgt. Aufgaben 1. Beschreiben Sie einen Fall aus Ihrer eigener Erfahrung, in der eine Gemeinschaft eine Konvention für eine bestimmte Situation besitzt, eine andere Gemeinschaft aber nicht. 2. Beschreiben Sie einen Fall aus Ihrer eigenen Erfahrung, in dem Sie beobachten konnten, wie eine Konvention entstanden ist.