Der Königlich Sächsische Infanterie-Offizier-Säbel M.67.

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Transkript:

Der Königlich Sächsische Infanterie-Offizier-Säbel M.67. Teil IV. Die Entwicklung von 1905 bis zur Nachkriegszeit. Die Reihe wird nunmehr fortgesetzt mit den Modelländerungen von 1905. Hinzu kommen die behelfsmäßig im Weltkrieg durchgeführten Reparaturen und die entnobilitierten Degen der Nachkriegszeit. Der Bogen spannt sich somit von den 60er Jahren des 19ten Jahrhunderts bis hin zum letzten Waffengang der königlich sächsischen Armee. Unteroffiziere und Rekruten aus dem Infanterie-Regiment Nr. 241.

Unter denen im Königlich Sächsischen Militär-Verordnungsblatt vom 27. Juli 1905 veröffentlichten "Ergänzungsbestimmungen zu Nr. 18 des [Preussischen] Armee- Verordnungsblattes 1905" befindet sich auch die mit Allerhöchster Genehmigung Seiner Majestät erlassene Bestimmung: "Nr. 156. Einführung dunkel gefärbter Degen- und Säbelscheiden." Wie schon zuvor in Preussen werden ab diesem Zeitpunkt auch im Königreich Sachsen die Metallscheiden der Blankwaffen dunkel gefärbt. Ursache ist dafür zum einen der verbesserte Rostschutz, sowie Erfahrungen aus den Kämpfen in DSW. Die weithin sichtbaren blinkenden Metallscheiden ziehen sowohl die Aufmerksamkeit wie auch das feindliche Feuer auf sich. Hierdurch lassen sich auch viele Offizierverluste im Schutzgebiet DSW erklären. Feldwebel aus dem Königlich Sächsischen 2. Pionier-Bataillon Nr. 22.

Wie von verschiedenen Lesern sicherlich bemerkt wurde, fehlte im 3. Teil verschiedentlich das "M" in der Waffenbezeichnung. So erwähnt der "Leitfaden" von 1901 nur noch einen "Infanterie-Offizier-Säbel 67" auf. Es handelt sich hierbei um keinen Druckfehler, sondern um eine offizielle Änderung. Bereits 1899 fällt auch für die sächsischen Waffen - analog zu Preussen - die Bezeichnung "Modell" weg. Der bisherige "Infanterie-Offizier-Säbel M.67" wird dadurch zwangsläufig zum "Infanterie- Offizier-Säbel 67". Eine weitere Vereinfachung tritt am 6. März 1905 in Kraft. Das Modelljahr kommt in Fortfall, so daß die nunmehrige Benennung nur noch "Infanterie- Offiziersäbel", abgekürzt "I.O.S.", lautet. Eine endgültige - und nach heutiger Terminologie auch einzig richtige - Bezeichnung erfährt der Degen in der am 28. April 1909 wird in Dresden herausgegebenen sächsischen Ergänzung zur preussischen D.V.E. Nr. 191 "Die Seitengewehre der Truppen zu Fuß". Die folgenden Zitate sind ausschnittsweise daraus entnommen. Wiederum werden darin nur die blanken Waffen sächsischer Konstruktion beschrieben. So erfolgt beim Griffring und der Fingerschlaufe (Strippe) auch ein bewußter Hinweis den Unterschied zur preussischen Waffe. "Die... gemachten Angaben geben nur ein allgemeines Bild über die Eigenart der sächsischen Waffen gegenüber den preußischen. Für die genauen Formen sind die bei der Munitionsfabrik Dresden vorhandenen Proben maßgebend." Interessant sind vor allem die weitere Konstruktionsänderung und die Angaben zu den 3 verschiedenen Degenlängen: "Benennung (abgekürzt): Infanterie-Offizierdegen (I.O.D.) Tritt an Stelle des preussischen: I.O.D. Klinge: In ihrer ganzen Länge zweischneidig. Auf jeder Seite mit zwei Hohlkehlen und einer in der Mitte liegenden Rille. Auf dem Klingenkopf der königliche Namenszug mit Krone eingeätzt und vergoldet. Gefäß: Der Korb besteht aus Hauptbügel, Stichblatt und Nebenbügel. Zwischen letzteren beiden das von durchbrochenen Verzierungen umgebene sächsische Wappen. An Stelle des Ringes auf der Innenseite des Stichblattes um das Angelloch herum eine ovale Verstärkung. An Stelle des Degenknopfes Angelmutter mit Kugelkopf. Strippe ist nicht vorhanden. Golddrahtumwicklung. Bei Waffen älteren Musters ist das Gefäß mit dem Angelkopf vernietet. Länge der Klinge einschließlich Angel in mm: 937-957 - 977.

Länge des Seitengewehrs mit Scheide in mm: 965-985 - 1005. [Die folgenden Angaben beziehen sich immer auf die mittlere Länge] Gewicht der Klinge mit Gefäß ungefähr: 990 g. Gewicht der vollständigen Waffe ungefähr: 1430 g. Der Schwerpunkt der Klinge mit Gefäß liegt von letzterem entfernt ungefähr: 115 mm. So schnell, oder besser gesagt so langsam, wird aus einem königlich sächsischen Säbel ein Degen. Die Gründe dafür wurden bereits im 1. Teil ausführlich erörtert. Die ersten dieser neuen Degen fallen überraschenderweise völlig als dem Rahmen. Wer nun eine Klingenabnahme von 1905 oder 1906 erwartet, wird zumeist enttäuscht. Vorhanden ist selbstverständlich der königliche Namenszug FAR unter Krone auf dem Klingenkopf. Es fehlt aber völlig die sonst übliche dreigeteilte Abnahme. So ist auf der Klinge - wie auch auf allen anderen Waffenteilen - nur der RC-Stempel, eingeschlagen. Der Hersteller ist, wie zumeist in diesen Jahren, wiederum die Solinger Firma Weyersberg Kirschbaum & Co. Diese Änderung wird nachträglich bei allen sächsischen Infanterie-Offizier-Degen vorgenommen, deren Gefäß - z.b. wegen einer Reparatur - abgeschlagen wird. Sinngemäß gilt dies ebenfalls für das Das nunmehrige verschraubte Modell.

sächsische Seitengewehr für Fahnenträger (S.f.F.). Diese - ursprünglich vernieteten Blankwaffen - werden nach 1905 ebenfalls mit einer Schraubenmutter versehen. Ein im Militärhistorischen Museum Dresden (MHM) befindliches Stück mit dem Truppenstempel vom 2. Bataillon des Königlich Sächsischen 1. (Leib-) Grenadier-Regiments Nr. 100 weist ebenfalls eine diesbezügliche Verschraubung auf. Eingeführt wurde das S.f.F. mit Erlaß vom 2. November 1898 und der daraufhin erfolgten Veröffentlichung im K. S. Militär Verordnungsblatt Nr. 23. Grundlage für Aussagen zur Vernietung / Verschraubung ist der "Leitfaden" von 1901 und 1905. Bei der Ausgabe von 1901 muß noch von einer Vernietung ausgegangen werden. Die 1905 erfolgte Ergänzung dieser Vorschrift weist zweifelsfrei auf die früheren vernieteten Seitengewehre hin und läßt verschraubte S.f.F. erst ab diesem Datum zu. Unteroffiziere und Mannschaften des Ersatz-Bataillons 2. Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 104 von 1914. Die Offizierseitengewehre sind verschraubt und vernietet! Hinzu kommt 1905 eine gleichlautende Anweisung für anfallende Reparaturen wie beim sächsischen I.O.D., so daß eine nachträgliche Verschraubung als gesichert gelten kann. Grundsätzlich wurde bei allen offiziellen Quellen und Maßtafeln - wie auch am Seitengewehr des MHM-Dresden sichtbare - das abweichend vom sächsischen I.O.D. nach unten gezogene innere Stichblatt erwähnt.

Die sächsischen I.O.D. können nach 1905 in drei grobe Kategorien unterteilen werden: Original belassen Stücke, Neufertigungen mit Verschraubung und umgeänderte Modelle. Ein Paradebeispiel für diese Umänderungen ist eine Waffe mit dem Stempel des Königlich Sächsischen 8. Infanterie-Regiments "Prinz Georg" Nr. 107, und der Waffennummer 1 der 7. Kompagnie. Hergestellt wird der Degen von Weyersberg Kirschbaum & Co, abgenommen und dadurch in den Staatsbesitz übernommen im Jahre 1891. Der am Stichblatt befindliche RC-Stempel ist die einzige Abnahme an den Tombak-Teilen. Griffkappe und Angelmutter tragen keine Abnahmestempel. Nicht mehr nachvollziehbar ist das zur Änderung bzw. Reparatur führende Motiv. Vermutlich wird bei dieser Arbeit - zusätzlich zur Angelmutter - auch die Griffkappe ausgewechselt. Angel mit Angelmutter, Griffkappe und Griffstück. Die Führung für die neue Angelmutter am Bügel. Die nächste Aptierung erfolgt im Dezember 1910. Sie wurde angekündigt im Königlich Sächsischen Militär-Verordnungsblatt unter der laufenden Nummer 214: "Wegfall des Schwebriemens (Schleppriemens) und Verbesserung an den Säbelkoppeln für Offiziere usw. sowie Wegfall des Schleppriemens an den Koppeln für unberittene Portepeeunteroffiziere. Auf den Mir gehaltenen Vortrag bestimme ich folgendes: 1. An den Säbelkoppeln der Offiziere, der Sanitäts- und Veterinäroffiziere sowie der Beamten der Militärverwaltung kommt der Schwebriemen (Schleppriemen) und demgemäß an der Scheide der Waffe das untere Ringband in Fortfall. 2. Der Trageriemen dieser Koppel wird allgemein auf 27 cm verkürzt.

3. An diesen Koppeln dürfen die Mir vorgeschlagenen Verbesserungen angebracht werden. 4. An den Koppeln für unberittene Portepeeunteroffiziere fällt der Schleppriemen sowie das untere Ringband an der Scheide der Waffe ebenfalls fort. Dresden, den 19. Dezember 1910. Friedrich August." Hinzu kamen die vom Kriegsministerium erlassenen und hier nur ausschnittsweise wiedergegebenen Ausführungsbestimmungen: "Dresden, den 19. Dezember 1910. Vorstehender Allerhöchster Beschluß wird mit folgendem bekannt gegeben. 1.) Die Verbesserungen an den Koppeln für Offiziere usw. bestehen im nachstehenden: a.) Am unteren Ende des Trageriemens (Fröschel) tritt ein geschwärzter flacher Karabinerhaken aus Stahl hinzu; er ist etwa 4,5 cm lang, etwa 1,5 cm hoch, oben etwa 2,5 cm, unten etwa 1,3 cm breit. b.) Statt des Hakens am Hilfstrageriemen (Kette) ist ein etwa 6 cm langer und etwa 0,5 cm starker runder Knebel oder ein geschwärzter Karabinerhaken (siehe oben) gestattet. c.) Es ist freigestellt, die Waffe am Leibriemen oder am Gehenk zu tragen sowie den Trageriemen und den Hilfstrageriemen (Kette) mit dem Leibriemen (Gehenke) fest oder lösbar zu verbinden. 2.) Muster, an denen die Verbesserungen veranschaulicht sind, werden den Generalkommandos für die Probesammlung zugehen [Solche und ähnliche Verordnungen sind die Ursache für viele der auch heute noch erhaltenen Probestücke. Diese gesiegelten königlich sächsischen Waffen und Ausrüstungsgegenstände, lagern bei den Probesammlungen der Generalkommandos sowie der Zeugmeisterei, den Artillerie-Depots und Bekleidungsämtern.] Truppenteile und Fabrikanten können Muster gegen Bezahlung vom Bekleidungsamt des XII. ( 1. K.S.) Armeekorps, hier Albertstadt, beziehen. 4.) Säbelscheiden mit unterem Ringband können von den Offizieren usw. und Portepeeunteroffizieren nach Entfernung der unteren Ringbandöse aufgetragen werden." Dies führt nicht nur zur Entfernung der unteren Ringbandöse mit Tragering, sondern zumeist auch zum nachträglichen Anlöten einer Trageöse am oberen Scheidenband.

Durchgeführt wurde diese Maßnahme von den zuständigen Regiments- und Bataillons-Büchsenmachern in der unterschiedlichsten Arbeitsweise. Manche dieser Trageösen - es sei dabei nur an den Seydewitz-Degen erinnert - verdienen das Prädikat "pfiffig". Der Maßnahme wurden aber nicht alle Waffen unterworfen. Bei verschiedenen der nach ihrem Truppenstempel im Weltkrieg geführten Degen, fehlt diese Aptierung. Von den bisher beschriebenen friedensmäßigen Ergänzungen weichen die im Weltkrieg vorgenommen Ausbesserungen erheblich ab. Als Beispiel wird hierbei bewußt ein I.O.D. angeführt, der das Interesse nicht nur wegen seiner ungewöhnlichen Verschraubung, sondern auch durch den Truppenstempel weckt. Hergestellt wird der Degen bereits im Dreikaiserjahr 1888. Den Herstellerstempel von Weyersberg Kirschbaum & Co flankieren zusätzlich die bekannten AR- und RC-Stempel. Ungewöhnlich - und zugleich wieder typisch sächsisch - ist die Oberwicklung! Wer an einer Kammerwaffe den üblichen verdrillten Messingdraht erwartet, wird enttäuscht. Der Offizierdegen weist eine Oberwicklung aus einem mit Kupferdraht umsponnenen Draht auf. Für - vermutlich diese Ergänzungsmaßnahme - wurde das Gefäß abgeschlagen. Was als Nebenprodukt dabei herauskam ist eine ebenso einfache wie zweckmäßige Verschraubung. Die Angel wird verlängert, mit Gewinde versehen und eine eiserne, grob rundgefeilte Mutter darauf geschraubt. Das Ergebnis mag zwar nicht formschön sein, zweckmäßig und gebrauchstüchtig ist es allemal.

Degen und Scheide tragen den gelöschten Truppenstempel "63.R.R.E.4.1.". Hierbei handelt es sich um das 63. Reserve-Infanterie-Regiment mit der 4. Kompagnie des Ersatzbataillons und der Waffe Nr. 1. Dies ist keine Weltkriegsformation! Der Truppenstempel stammt aus den 80er Der Truppenstempel des 179. Infanterie-Regiments und (gelöscht) der des Ersatzbataillons des Reserve-Infanterie- Regiments des 63. Infanterie-Brigade bzw. 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts und bezeichnet das von der (sächsischen) 5. Infanterie-Brigade Nr. 63 aufgestellte Reserve-Infanterie-Regiment. Diese Einheit besteht nur auf dem Papier. Reserve- und Landwehr Formationen waren nur zu zeitlich befristeten Übungen auf Truppenübungsplätzen aufgestellt. Dazu gab die aktive Truppe zumeist einen Hauptmann als Kompagnieführer und 2 Oberleutnants oder Leutnants sowie einen diensttuenden Feldwebel mit 2-6 Unteroffizieren für jede dieser Kompagnien ab. Alle weiteren Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften wurden von Angehörigen der Reserve bzw. Landwehr gestellt. Maßgeblich war hierzu die "Bestimmung für die Übungen des Beurlaubtenstandes" des jeweiligen Rechnungsjahres. Der Säbel gelangte Anfang des Weltkrieges - wie der zweite, noch gültige Truppenstempel "179.R.6.6." beweist - zum Königlich Sächsischen 14. Infanterie-Regiment Nr. 179. Die relativ hohe Waffennummer 6 bei einer Kompagnie ist für ein mobilgemachtes Regiment normal. So betrug am 02.08.1914 die Gefechtsstärke des Regiments 84 Offiziere, Feldwebelleutnants, Ärzte und Zahlmeister sowie 3268 Unteroffiziere und Mannschaften. Das Regiment erleidet während des Krieges hohe Verluste, die auch durch zur Truppe stoßende Ersatzmannschaften nur teilweise aufgefangen werden konnten. Insgesamt fallen beim 179. Infanterie-Regiment 101 Offiziere, 377 Unterof-

fiziere und 3096 Mannschaften. So betrug auch die Gefechtsstärke des Regiments am 18.10.1918 nur noch 12 Offiziere, 3 Unteroffiziere und 43 Mann! Die Degen verblieben nicht lange in der Truppe. Bereits im August 1915 erfolgte auch im Königreich Sachsen - analog zu den anderen deutschen Staaten - ebenfalls die Umbewaffnung aller Offiziere der kämpfenden Truppen bis einschließlich Regimentskommandeur. Statt dem bisher vorgeschriebenen Offizierseitengewehr wurde nun das Mannschaftsseitengewehr, zumeist K.S.98 oder SG98/05, zusammen mit dem Portepee angelegt. Dies traf gleichermaßen auch auf die Portepee- Unteroffiziere zu. Die erforderlichen Seitengewehre werden, soweit die Bestände ausreichen, leihweise für die Dauer des Krieges an Offiziere und Portepeeunteroffiziere abgegeben. Viele der sächsischen Offizierdegen werden auch nach 1918 weitergeführt. Teils unverändert, teilweise aber auch durch Abfeilen von Stichblatt und Bügel zu einem einfachen Bügelgefäß entnobilitiert. Weiterhin "Königstreu" blieb dabei nur die Klinge. Das am Klingenkopf eingeätzte "AR" wurde zumeist nicht verändert. Bei ehemaligen königlich sächsischen Offizieren und Portepee-Unteroffizieren blieben die Degen noch bis in die 30er Jahre in Verwendung. Das gleiche gilt auch für viele Beamten von Polizei und Grenzaufsicht, wobei die im Offizierrang stehenden Beamten sowieso den Degen der Fußtruppenoffizier anlegten. Für die freundlicherweise erteilte Unterstützung und Bereitstellung von Realstücken sei an dieser Stelle den Herren Hans-Dieter Brucksch, Hans-Joachim Hentschel, Heinrich Kreutz, Herbert Reibetanz, Gerhard Seifert, Hans-Rudolf von Stein sowie Hartmut Kölling vom ehemaligen Museum für Deutsche Geschichte (MfDG) Ost-Berlin, den Damen und Herren der Militärbibliothek Dresden und des Militärhistorischen Museums Dresden sowie des Sächsischen Staatsarchivs Dresden herzlich gedankt. Der Artikel ist die ergänzte und erweiterte Fassung eines Beitrags in der Zeitschrift für Heereskunde (ZfH) im Heft 395/2000, Heft 397/2000, Heft 398/2000 und Heft 400/2001. Die seinerzeitige Einteilung in 4 Folgen wurde beibehalten. Im Rahmen dieser Abhandlung konnte nicht näher eingegangen werden auf die Seitengewehre für Fahnenträger, Schießpreis-, Widmungs- und Auszeichnungs-Degen sowie die eisenmontierten Weltkriegsfertigungen und Varianten der Offizierseitengewehre.

Das entnobilitierte Modell sowie ein Inspektor der Landespolizei um 1925 mit einem solchen Degen. Sächsische Offiziere des 5. Ostasiatischen Infanterie-Regiments 1901

Sächsischer Ober-Grenzaufseher

Sächsische Landespolizei in den 20er Jahren. Links der Train-Offizier-Säbel (T.O.S.) und rechts der Infanterie-Offizier- Degen

Bibliographie: - Bekleidungsvorschrift für die Königlich Sächsische Armee, Dresden 1862. - Bekleidungsvorschrift für Offiziere und Sanitätsoffiziere der Königlich Sächsischen Armee, (S.O.Bkl.V.), Neudruck Dresden 1904. - Berger, [Otto] von und Arndt von Kirchbach, Geschichte des Königlich Sächsischen Schützen-Regiments Prinz Georg Nr. 108, Leipzig (1908). - Müller, Heinrich und Hartmut Kölling, Europäische Hieb- und Stichwaffen aus der Sammlung des Museums für Deutsche Geschichte [Abbildung 437], Berlin 1981. - Rangliste der Königlich Sächsischen Armee, Dresden, diverse Jahrgänge. - Schuster, O. und F. A. Francke; Geschichte der sächsischen Armee von deren Errichtung bis auf die neueste Zeit, Leipzig 1885 und Reprint (o.o.) 1983. - Seifert, Gerhard; Fachwörter der Blankwaffenkunde, Haiger 1981 sowie als Artikelreihe im Deutschen Waffen-Journal 11/78 bis 10/80. - Seydewitz, [Curt Hellmuth Fritz] von; Geschichte des Königlich Sächsischen 2. Jäger Bataillons Nr. 13, Dresden 1888. - Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Bestand 1508. - [Larraß, Johannes Anton], Geschichte des Königlich Sächsischen 6. Infanterie-Regiments No. 105 und seine Vorgeschichte 1701-1887, Leipzig 1887. - Verlohren, Heinrich August; Stammregister der Kur- und Königlich Sächsischen Armee von 1670 bis zum Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts, Leipzig 1910. - Cronau, Rudolf; Geschichte der Solinger Klingenindustrie, Stuttgart 1885 und Nachdruck Solingen 1992. - Friedel; Geschichte des 7. Infanterie-Regiments Prinz Georg Nr. 106, Leipzig [1908]. - Müller, Heinrich und Hartmut Kölling; Europäische Hieb- und Stichwaffen aus der Sammlung des Museums für Deutsche Geschichte, Berlin 1981. - Schlesinger, Erika; Solinger Handwerkszeichen, Band 1 und 2, Duisburg 1982. - Walter, John; The sword and bayonet makers of Germany 1871-1918, Brighton 1973. - Baumgarten-Crusius, Artur; Die Sachsen im Felde 1914-1918, Leipzig 1923. - Baumgärtel, [Max] u.a.; Das Königlich Sächsische 14. Infanterie-Regiment Nr. 179, Leipzig 1931. - Die Schlachten und Gefechte des Großen Krieges 1914-1918, Quellenwerk nach den amtlichen Bezeichnungen zusammengestellt vom Großen Generalstab, Berlin 1919. - D.V.E.Nr. 191; Die Seitengewehre der Truppen zu Fuß, Dresden 1908. - D.V.E.Nr. 192; Die Seitengewehre der Truppen zu Pferde und die Lanzen, Dresden 1908. - Goldammer, Arthur; Ehemaliges Sächsisches 14. Infanterie-Regiment Nr. 179, Berlin 1938. - Hilbert, Klaus, Karl Lehmann Lothar Richmann; Degen - Pallasche - Säbel - Faschinenmesser, Armeemuseum der DDR, Dresden 1889 sowie zweite, geringfügig verändert Auflage des nunmehrigen Militärhistorischen Museums Dresden (MHM) 1990. - Hottenroth, Edmund, Artur Baumgarten-Crusius; Sachsen in großer Zeit - Geschichte der Sachsen im Weltkrieg, Band 1-3, Leipzig 1919, 1920 und 1921. - Hilbert, Klaus, Blankwaffen aus drei Jahrhunderten. - Richard Kötzschke und Walter Thiel, Die Geschichte der Dresdner Staatspolizei zu ihrem 75jährigen Bestehen. Dresden 1928. Teil I Teil II Teil III Teil IV Rolf Selzer