Tabak in der Kurpfalz

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Franz A. Bankuti Tabak in der Kurpfalz Tabakanbau und Zigarrenindustrie

Franz A. Bankuti Tabak in der Kurpfalz Tabakanbau und Zigarrenindustrie verlag regionalkultur

Titel: Autor: Herstellung: Satz: Umschlaggestaltung: Endkorrektorat: Tabak in der Kurpfalz. Tabakanbau und Zigarrenindustrie Franz A. Bankuti verlag regionalkultur (vr) Katja Leschhorn, vr Jochen Baumgärtner, vr Patrick Schumacher, vr ISBN 978-3-89735-668-9 Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Diese Publikation ist auf alterungsbeständigem und säurefreiem Papier (TCF nach ISO 9706) gedruckt entsprechend den Frankfurter Forderungen. Alle Rechte vorbehalten. 2011 verlag regionalkultur verlag regionalkultur Ubstadt-Weiher Heidelberg Neustadt a.d.w. Basel Korrespondenzadresse: Bahnhofstraße 2 D-76698 Ubstadt-Weiher Tel. 07251 36703-0 Fax 07251 36703-29 E-Mail kontakt@verlag-regionalkultur.de Internet www.verlag-regionalkultur.de

Inhalt Vorwort...7 Tabak im Spiegelbild der Zeitgeschichte...9 Jean Nicot als Namensgeber...12 Rauchverbot als Politikum...15 Die Vielfalt des Tabakgenusses...18 Pfeife in England...21 Das große Zeitalter der Zigarren...22 Keine Angst vor Nervengift...25 Rauchgewohnheiten in Kriegszeiten...26 Zigarette löst allmählich Zigarre ab...28 Die Vielfalt des Rauches und des Rauchens...31 Tabakanbau in der Kurpfalz und in Baden...35 Viel Ertrag auf kleiner Fläche...38 Das Sandblatt und die Grumpen...41 Romantik des Tabakeinfädelns...43 Unterstützung durch Europäische Union...46 Philipp David Schwab als Tabakexperte...49 Zigarrenproduktion und die Situation der Arbeiterinnen...52 Suche nach billigen Arbeitskräften...55 Die Bedeutung der Frauen in der Tabakindustrie...56 Leichte Verbesserungen der Arbeitsbedingungen...59 Zögerlicher Beginn eines Mutterschutzes...60 Problem der Kinderarbeit...63 Situation der Unternehmen in Hockenheim & Schwetzingen...64

Verbesserung der sozialen Situation...66 Schwetzinger Unternehmen mit großem Einzugsgebiet...69 Schwere Zeiten für die Zigarrenindustrie...72 Die stufenweise Herstellung der Zigarren...73 Optische Feinarbeit zum Schluss...75 Zu guter Letzt: Die gute alte Zeit. Und die Zeit überhaupt...76 Literaturverzeichnis...79 Für die Bilder zeichnet in erster Linie Siegfried von Sagunski verantwortlich. Von ihm stammen die aktuellen Bilder, die neuen Aufnahmen aus dem Hockenheimer Tabakmuseum sowie einige alte Aufnahmen aus seinem eigenen Archiv. Die Bilder von der Reilinger Zigarrenfabrik Baehr wurden erst im Frühjahr dieses Jahres bei der Entrümpelung eines Hauses entdeckt. Dabei handelt es sich wohl um das Bildarchiv über die Fabriken der jüdischen Familie Baehr. Philipp Bickle vom Verein Freunde der Reilinger Geschichte stellte die bislang unveröffentlichten Bilder für dieses Buch zur Verfügung. Siegfried von Sagunski hat die weitere Bearbeitung dieser Bilder übernommen. Ihnen gilt allen der Dank ebenso wie Hans Christ und dem Team vom Tabakmuseum Hockenheim und vielen weiteren Ideen- und Ratgebern für die Realisierung des Buches. 6

Vorwort Liebe Leserinnen, liebe Leser, das Rauchen ist zwar das Grundthema dieses Buches, es geht aber nicht in erster Linie um die 1,3 Milliarden Raucherinnen und Raucher weltweit, es geht grundsätzlich um den Tabak und den Anbau des Tabaks sowie dessen weitere Verarbeitung. Die Region Badens und der Kurpfalz war von Anfang eines der größten und bedeutendsten Tabakanbaugebiete Deutschlands. Tabakkulturen prägten die Felder unserer Region, Generationen von Landwirten lebten vom Tabakanbau. Nahtlos an den Anbau des Tabaks schloss sich die Verarbeitung an, aus ersten kleinen Zigarrenfertigungsstätten entstanden große Fabriken, die vorab in den Zentren entstanden, dann aber mehr und mehr auf das Land zogen, wo es einfacher war, Arbeitskräfte, vor allem auch weibliche Arbeitskräfte, zu finden. Die Frauenarbeit in der Zigarrenindustrie prägte die Region über Jahrzehnte hinweg, machte während dieser Zeit wesentliche sozial-kulturelle Veränderungen deutlich, die sich dann nicht nur auf die Arbeit in der Zigarrenindustrie bezogen. Dieses Buch wirft einen Blick in die Zeit, als Tabakanbau und Zigarrenindustrie in dieser Region in voller Blüte standen. Mag auf Hockenheim, wo sich ein Tabakmuseum befindet, sowie auf Schwetzingen zwar durch die namentliche Aufführung einer Reihe damals bekannter Unternehmen ein kleiner Schwerpunkt liegen, die Situation für die Familien der Tabakbauern war überall die gleiche. Nicht anders war es 7

bei der harten Erwerbsarbeit in den Zigarrenfabriken, hier haben die Recherchen deutlich ergeben, dass Gemeinden und Unternehmen leicht austauschbar waren, was die Arbeitssituation und die jeweiligen Probleme anbetrifft. Ganz gleich, ob man Raucher oder Nichtraucher ist, man kommt nicht umhin, festzustellen, dass das Rauchen als solches etwas wie eine kleine Weltmacht seit nunmehr fünf Jahrhunderten darstellt. Die Geschichte des Rauchens ist auch ein Teil der kulturellen Geschichte der letzten Jahrhunderte. Deshalb gehört auch der stete Wandel im Umgang mit dem Tabak, das Schnupfen, die Pfeife, die Zigarre, die Zigarette zum Gesamtverständnis für das Phänomen Rauchen, das trotz der Inhalation von über 4000 chemischen Substanzen mit jedem Zug an der Zigarette scheinbar für manche nichts von seiner zur Sucht gewordenen Faszination verloren hat, obwohl der Stellenwert des Rauchens sich wesentlich verändert hat. Dieses Buch soll ein bisschen über regionale Geschichte in Sachen Tabakanbau informieren, es soll ein wenig Entwicklungsgeschichte der Fabrikarbeit am Beispiel der Zigarrenfabriken darstellen und es soll letztlich einen Einblick in die soziale Geschichte der Menschen und ihren Umgang mit dem Tabak in den vergangenen fünf Jahrhunderten geben. 8

Tabak im Spiegelbild der Zeitgeschichte Bevor sich Kolumbus mit seinem Tross auf große Tour machte, war die gesamte bis dahin bekannte Welt ein großes Nichtraucherabteil. Das ist schon über 500 Jahre her. Viel hat sich geändert, der Tabak hat die Welt aufgemischt, hat sie zweigeteilt in Freunde und Feinde des Tabaks. Der Tabak und der Umgang mit dem Tabak waren aber in den letzten fünf Jahrhunderten auch ein Spiegelbild der Zeit und der sozialkulturellen Geschichte. Kautabak und Schnupftabak, Pfeifen, Zigarren und letztendlich Zigaretten: Tabak war ein Teil des Alltagslebens der Menschen geworden. In der höfischen Gesellschaft war das übrigens nicht anders als bei den einfachen Leuten. Wir waren nicht dabei, als eine vornehme Dame den französischen Staatsmann Talleyrand aufgefordert haben soll, gegen den lasterhaften Tabakgenuss vorzugehen. Sie haben recht, Madame, Rauchen und Schnupfen sind zwei Laster. Ich werde mich entschieden dagegen einsetzen, sobald Sie mir zwei Tugenden nennen, die der Staatskasse jährlich einhundertzwanzig Millionen Francs einbringen, soll er ihr geantwortet haben. Dieser Grundgedanke zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Das Rauchen war zu verschiedenen Zeiten bei teils drastischen Strafen bis zur Todesstrafe verboten, konnte aber dennoch nicht ausgerottet werden. Weil Verbote nichts nutzten, machten manche Herrscher schlechterdings aus dem Tabakgenuss eine Einnahmequelle durch hohe Besteuerung und Tabakmonopole. 9