Ein Rundgang durch die KVA ZWECKVERBAND ABFALLVERWERTUNG BAZENHEID
Weitere Exemplare dieser Broschüre können Sie bestellen bei: ZAB Zweckverband Abfallverwertung Bazenheid Zwizach, 9602 Bazenheid Tel. 071 932 12 12, Fax 071 932 12 10 e-mail: info@zab.ch, www.zab.ch Konzept, Text und Gestaltung: H&P, Oberuzwil Gedruckt auf Cyclus Print Recycling, 170 gm 2 2
Der Zweckverband Abfallverwertung Bazenheid Vorwort Vorwort (ZAB) verfolgt primär das Ziel, die Haus-, Industrie- und Gewerbeabfälle in der Verbandsregion zu sammeln und zu verwerten. Das Unternehmen betreibt zu diesem Zweck eine Kehrichtverbrennungsanlage in Bazenheid und weitere dazu erforderliche Verwertungsanlagen und Deponien. Das Unternehmen beschäftigt rund 35 Mitarbeiter in den administrativen und technischen Bereichen. Seit 1976 werden in Bazenheid die Siedlungsabfälle aus dem Verbandsgebiet, das 41 Gemeinden in den Regionen Fürstenland, Wil, Toggenburg und Hinterthurgau mit insgesamt 165 000 Einwohnern umfasst, verbrannt. Beim Verbrennungsprozess wird das Volumen stark verringert und die im Abfall steckende Energie genutzt. Seit 1991 werden die Rauchgase gereinigt die KVA hat sich zu einer chemischen Fabrik entwickelt. Die entstandenen Verbrennungs- oder Reinigungsprodukte werden zum Teil in neue Rohstoffe für die Industrie oder in deponierbare Rückstände umgewandelt. Wie das alles genau funktioniert, zeigt diese Broschüre oder ein Rundgang durch die KVA. Rainer Heiniger Vorsitzender der Geschäftsleitung Bazenheid, im März 2003 ZWECKVERBAND ABFALLVERWERTUNG BAZENHEID 3
Abfall, was ist das? bfall,wa Abfälle oder Kehricht hat es schon immer gegeben. Den Abfallberg aber kennen wir erst, seit wir immer mehr produzieren, kaufen und wegwerfen, sobald wir etwas nicht mehr brauchen. Fort damit? Immer mehr Verpackungen, Wegwerfwindeln, die Kleider immer der Mode angepasst, kaum mehr reparierbare Gegenstände, so sieht unser Leben heute aus. Wer wundert sich da, dass der Abfallberg immer grösser wird? Jeder von uns produziert heute pro Jahr durchschnittlich 320 kg Abfälle. Davon werden 180 kg als Haushaltkehricht in der KVA verbrannt und 140 kg (Glas, Papier, Karton, Altmetall, Textilien, Weissblech, Aluminium, PET, kompostierbare Abfälle) wiederverwertet. Die Zusammensetzung des Haushaltskehrichts: 40 kg kompostierbare Abfälle 52 kg Papier/Karton, 27 kg Kunststoffe 5 kg Glas 4 kg Eisen 14 kg Naturprodukte (Holz, Knochen, Fleisch) 4 kg Textilien 11 kg Verbundverpackungen (Milch, Fruchtsaftverpackungen) 14 kg Mineralien (Keramik, Steine) 2 kg andere Metalle als Eisen 7 kg Verbundware (Windeln, Haushaltgeräte usw.) Quelle: Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft 1995 4
s ist das? 300 Tonnen pro Tag 165 000 Abfallproduzenten Pro Tag kippen rund 30 Kehrichtwagen und LKW s, sowie rund 70 Private mit ihren Lieferwagen und PW s ihren Abfall in den Kehricht-Bunker. Mit der Bahn werden pro Woche 200 bis 250 Tonnen angeliefert. Wer produziert Abfälle? Jeder Mensch, jeder Haushalt, die Industrie und jeder Gewerbebetrieb, aber auch Restaurants, Hotels, Spitäler usw. sind sogenannte Abfallverursacher. 5
ertstoffe Die KVA Bazenheid 3 4 6 1 16 5 12 13 14 15 2 11 9 8 10 7 Wie heissen die einzelnen Bestandteile der KVA Bazenheid? 1. Kehrichtanlieferung 2. Kehrichtbunker 3. Kehrichtkran 4. Einfülltrichter 5. Verbrennungsrost 6. Sattdampfkessel 7. Unterwindventilator 8. Entschlacker 9. Schüttelrinne 10. Schlackenbunker 11. Schlackenkran 12. Elektrofilter 13. HCI-Wäscher 14. SO2-Wäscher 15. Saugrohrventilator 16. Kamin 6
Wertstoffe gehören nicht in den Kehricht Wertstoffe Fast die Hälfte der Abfälle, die verbrannt werden, sind Wertstoffe, die die Industrie als Rohstoffe wiederverwerten könnte. Wertstoffe sind zum Beispiel: - Verpackungen aus Aluminium, - Altmetalle wie Pfannen, Velos, Töffli - Zeitungen, Zeitschriften - leere Glasflaschen - Konservendosen - alte Kleider - kompostierbare Garten- und Haushaltabfälle Problemstoffe und Sonderabfälle Viele der Abfälle, die wir fortwerfen, können bei nicht sachgerechter Verwertung oder Entsorgung der Umwelt Schaden zufügen. Problemstoffe sind zum Beispiel: - Batterien - Chemikalien, Farben, Lösungsmittel, Medikamente, Öle - Computer- und Fernsehschrott - Leuchtstoffröhren - Kühlschränke «Schwarzverbrennen» gefährdet die Gesundheit aller! Wird Kehricht in offenen Feuern oder in Feuerungsanlagen wie Cheminées, Schwedenöfen usw. verbrannt, werden 1000 mal mehr Schadstoffe an die Umwelt abgegeben als bei der thermischen Verwertung in einer KVA. Dabei werden insbesondere auch sehr giftige Schadstoffe wie Salzsäure, Schwermetallverbindungen und Dioxine freigesetzt. Wertstoffe und umweltgefährliche Stoffe gehören nicht in den Kehrichtsack, sondern sollten gemäss Abfallkalender entsorgt werden! Aller übrige Kehricht gehört in den Kehrichtsack und soll zum Schutz der Umwelt weder wild deponiert noch «schwarzverbrannt» werden. 7
ine «heis Verbrennungsofen Eine «heisse» Sache Unsere Schichtmitarbeiter holen mit dem Greifer den Kehricht aus dem Bunker und füllen ihn in einen Trichter. Von dort rutscht der Kehricht durch den Einfüllschacht auf den Verbrennungsrost, wo er während einer Stunde bei Temperaturen von 800 Grad Cel-sius verbrennt. Die Verbrennung wird allein mit eingeblasener Luft, welche vom Kehrichtbunker abgesogen wird, in Gang gehalten. Wir brauchen dazu weder Öl noch Gas. Den Kehricht verbrennen wir Tag und Nacht, auch übers Wochenende. Pro Jahr können bis zu 80 000 Tonnen Abfälle verbrannt werden. Durch Eindüsen von Ammoniak in das heisse Rauchgas werden die schädlichen Stickoxide, die auch beim Verbrennen von Benzin im Automotor entstehen, in die harmlosen Stoffe Stickstoff und Wasser umgewandelt. 8
se» Sach Energieverwertung Wir machen Dampf... und Strom. Weil bei der Verbrennung von Kehricht viel Wärme entsteht, nutzen wir diese und machen daraus Dampf. Im Dampfkessel umströmen die heissen Rauchgase unzählige Wasserrohre. Das Wasser darin wird erhitzt und verdampft. Dafür kühlen sich die Rauchgase ab. Einen Teil des Dampfes verkaufen wir an die Micarna, den Fleischwaren-Produktionsbetrieb der Migros. Den Rest des Dampfes leiten wir auf eine Hochleistungs-Turbine, die mit einem Generator verbunden ist, der dabei elektrischen Strom erzeugt. Unsere Anlage wird mit diesem Strom betrieben. Die überschüssige Energie speisen wir ins öffentliche Netz der Energie AG Kirchberg ein. 9
eider pro Schlackenbunker Leider produzieren auch wir Abfall. Beim Verbrennen entsteht neben heissen Rauchgasen aber auch wieder Abfall in Form von Schlacke, auch Rostasche genannt. Die Schlacke fällt in den Entschlacker, wird dort mit Wasser gekühlt und gelangt zum Schluss in den Schlackenbunker. Mit der Verbrennung haben wir das Volumen um 9/10, das Gewicht jedoch nur um 3/4 reduziert. Die KVA Bazenheid führt jährlich rund 17 000 Tonnen Schlacke per Bahn in die Deponie Burgauerfeld, Flawil. Wann wird es gelingen, die Schlacke in einen Wertstoff für die Bauindustrie zu verwandeln? 10
duzieren Elektrofilter Der magnetische Staubsauger Die Rauchgase drängen sich vom Dampfkessel durch ein dickes Rohr zum riesigen Elektrofilter. Im Elektrofilter wird mit Strom ein Magnetfeld erzeugt. Dieses wird nun von den Rauchgasen durchströmt. Die im Rauchgas herumwirbelnden Staubteilchen werden dabei elektrostatisch aufgeladen und auf Metallplatten gefangen. Durch periodisches Klopfen lösen sich die Staubbeläge und fallen in einen Trichter, von wo sie dann als sogenannte Elektrofilterasche in die Reststoffbehandlung gelangen. «Jeder von uns produziert pro Jahr 180 kg Kehricht. Davon bleiben 40 kg Schlacke, 5 kg Filterstaub und 1 kg Filterkuchen zurück.» 11
chadstof Rauchgasreinigung Schadstoffe gehen baden. Die vom Elektrofilter kommenden Rauchgase sind nun vom Staub befreit. Die Rauchgase aus dem Elektrofilter sind noch 200 Grad Celsius heiss und mit Säuren und Schwermetallen belastet. Wir duschen nun die Rauchgase in zwei hintereinander geschalteten Wäscher-Türmen und entfernen so die Schadstoffe. Erst jetzt gelangt das Reingas in den Kamin. Dieses Verfahren nennt man Nassreinigung. Das verschmutzte Wasser fliesst in unsere Abwasserbehandlungsanlage, wo wir die Schwermetalle und das Salz herausnehmen. Damit die Elektrofilterasche zusammen mit der Schlacke abgelagert werden kann, wird das giftige Quecksilber mittels Ionentauscher abgeschieden. Durch die Nassreinigung ist Wasserdampf entstanden, welcher mit einer Temperatur von 60 Grad Celsius den 95 Meter hohen Kamin verlässt und sich nach rund 150 Metern auflöst. Die Dampffahne über dem Hochkamin bedeutet also, dass die Rauchgaswaschanlage in Betrieb ist. 12
fe gehen Aufwändige Abwasserbehandlung Die abwasserlose Abwasserreinigung Das Wasser dient als Transportmittel für die ausgewaschenen Verunreinigungen und als Waschmittel für die Elektrofilterasche. Die Schadstoffe und Staubpartikel werden chemisch behandelt und gelangen dann in spezielle Behälter, wo sie sich als Abwasserschlamm absetzen. Anschliessend werden aus dem Wasser auch noch Spuren an Schwermetallen durch Ionentauscher entfernt. Das Salz, welches im Wasser vorhanden ist, wird durch Verdampfung des Wassers auskristallisiert. Das Produkt ist beinahe reines, weisses Salz und wird durch unsere zahlreichen Kunden hauptsächlich in Wasseraufbereitungsanlagen eingesetzt. Nach der chemischen Behandlung wird das Abwasser, das noch Ammoniak von der Entfernung der Stickoxide enthält, gestrippt. Das heisst, das Ammoniak wird mit heissem Dampf aus dem Abwasser ausgetrieben und zur Wiederverwendung aufkonzentriert. 13
it der B Vorbereitung für die Deponie Reststoffbehandlung Die bei der Abwasserbehandlung angefallenen Schlämme werden zur Wasserentfernung ausgepresst und gehen zur Metallverwertung. Dabei wird hauptsächlich Zink zurückgewonnen, das als Rohstoff in der Metallindustrie eingesetzt werden kann. Die gewaschene Elektrofilterasche wird auf dem Vakuumbandfilter ebenfalls vom Wasser befreit. Sie wird anschliessend in Mulden gefüllt und zur Deponie gebracht. Dort wird sie zusammen mit der Schlacke abgelagert. Zuvor wird die Schlacke von Eisen, Aluminium, Kupfer und anderen Metallen befreit. 14
ahn zur D Wohin mit dem Abfall unseres Abfalls? Mit der Bahn zur Deponie Da wir die Schlacke und die Filterasche nicht einfach auf den Mond schicken können, müssen wir auf der Erde für geeignete Lagerplätze sorgen. Wir nennen diese Deponien. Wir «verlochen» aber dieses Zeugs nicht einfach. Eine Deponie ist ein Bauwerk, das jahrhundertelang die Umgebung vor möglichen schädlichen Einwirkungen der gelagerten Stoffe schützen soll. Wer eine solche Anlage plant und betreibt, trägt eine grosse Verantwortung. Unsere Deponie im Burgauerfeld bei Flawil wurde nach den strengsten Vorschriften gebaut. Der Boden ist mehrfach abgedichtet und mit Abwasserrohren versehen. Dort, wo das Material gelagert wird, bauten Spezialisten einen wasserundurchlässigen Asphaltbelag ein. Mit Kontrollschächten können die Abwässer jederzeit überwacht werden. Für den Transport zur Deponie benutzen wir die Bahn, die in einer Dreiecksrotation Bazenheid-Wil-Burgauerfeld pro Jahr rund 17 000 Tonnen Schlacke zur Deponie befördert. 15
er Traum Eine Welt ohne Abfall ist nicht denkbar - eine Welt mit weniger Unser Traum Abfall hingegen schon. Aus diesem Grund müssen wir alle dafür sorgen, dass wir auf unnötige Verpackungen verzichten, Gebrauchsgegenstände wieder reparieren statt wegwerfen und wiederverwertbare Stoffe abtrennen und in die Kreisläufe zurückführen. Genau das streben wir, als Verantwortliche der KVA Bazenheid, auch für die Kehrichtverbrennungsanlage an. Wir sind überzeugt, dass fast alle Abfälle, die heute noch deponiert werden müssen, eines Tages in wertvolle Rohstoffe zurückverwandelt werden können. ZWECKVERBAND ABFALLVERWERTUNG BAZENHEID