WERKE RAUMBILDENDER AUSBAU ARCHITEKTUR. Regina Dahmen-Ingenhoven Volkwin Marg Gerard Glintmeijer Graft Architekten

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Transkript:

ARCHITEKTUR 01 WERKE Regina Dahmen-Ingenhoven Volkwin Marg Gerard Glintmeijer Graft Architekten Richard Meier Flum Design Ian Shaw Erich Gassmann Tobias Wulf RAUMBILDENDER AUSBAU

Editorial ARCHITEKTURWERKE 01 01 Raumbildender Ausbau Für jeden, der baut, ist Bauen eine persönliche Angelegenheit. Bauen ist aber auch öffentlich und besitzt gesellschaftliche Bedeutung. Architektur als Sinnbegriff für gutes Bauen ist Bestandteil unserer Kultur. ARCHITEKTURWERKE heißt das Architekturmagazin von Knauf. In ARCHITEKTURWERKE greifen wir Themen auf, die mit dem Bauen zu tun haben. Mit diesen Themen wenden wir uns an diejenigen, denen das Bauen immer ein persönliches, gesellschaftliches und kulturelles Anliegen zugleich ist: Wir wenden uns damit an Sie, die Architekten. Zum einen sind es die klassischen Themen des Entwurfs und der Gestaltung mit raumbildender Ausbau widmet sich die vorliegende erste Ausgabe diesem Schwerpunkt energetische Sanierung, Bauen im Bestand, lebenswerter Wohnraum, kostengünstiges Bauen, Nachhaltigkeit, neue Formen des Bauens und des Wohnens das sind weitere Motive, die nicht der Tagespolitik entstammen, sondern die sich mit der Zukunft beschäftigen der Zukunft des Bauens. Diese Themen werden in den folgenden Ausgaben vertieft. Zu jedem thematischen Motiv zeigt ARCHITEKTURWERKE beispielhafte Konzepte und Lösungen. Und wir lassen die Planer und Architekten zu Wort kommen, um mehr über die Motivationen zu erfahren, die zu den dargestellten Lösungen geführt haben. Als Baustoffhersteller lag unser persönliches Engagement stets darin, Produkte und Systeme zu entwickeln, zu produzieren und zu vertreiben, mit denen richtungsweisende bauliche Ergebnisse erzielt werden können. Mit ARCHITEKTURWERKE verfolgen wir das Ziel, uns auch an der Diskussion zu den gesellschaftlichen und kulturellen Aspekten des Bauens zu beteiligen und uns dieser Diskussion zu stellen. Mit Ihnen, den Architekten. Iphofen, Januar 2009 Baldwin und Nikolaus Knauf Energetische Sanierung, Bauen im Bestand, lebenswerter Wohnraum, kostengünstiges Bauen, Nachhaltigkeit, neue Formen des Bauens und des Wohnens das sind weitere Motive, die nicht der Tagespolitik entstammen, sondern die sich mit der Zukunft beschäftigen der Zukunft des Bauens

0 ARCHITEKTURWERKE 01 0 08 Lanserhof, Lans/A INHALT Raumbildender Ausbau 04 Zum Thema Architekturjournalist Prof. Dr. Falk Jaeger zum Thema Raumbildender Ausbau 08 Werke 08 Lanserhof, Lans/A, Designstudio Dahmen-Ingenhoven 14 Kapelle Olympiastadion, Berlin/D, gmp Architekten 20 Haas Haus, Wien/A, FG Stijl Innenarchitekten 26 Kinderzahnarztpraxis, Berlin/D, GRAFT Architekten 32 Arp-Museum, Remagen/D, Richard Meier + Partners Architects 40 Yachthafen Hohe Düne, Warnemünde/D, Flum Design 46 Arztpraxis, Frankfurt a. M./D, Ian Shaw Architekten 50 Dachausbau Agnesstraße, München/D, Erich Gassmann Architekten 58 Neue Messe, Stuttgart/D, Wulf + Partner 26 Kinderzahnarztpraxis, Berlin/D 40 Yachthafen Hohe Düne, Warnemünde/D 46 Arztpraxis, Frankfurt a. M./D 54 64 Technik Der Ausbau von Dachgeschossen Werkstatt Perfektes Lochbild wirkungsvolle Ästhetik 68 70 73 Knauf informiert Diamant Award Neuheiten und Informationen der Knauf Gruppe Impressum

0 ARCHITEKTURWERKE 01 0 Farben und Formen (jenseits vom rechten Winkel) gehören zu jenen Wahrnehmungen, die jeder Mensch spontan und entschieden zu beurteilen bereit ist. Prof. Dr. Falk Jaeger Baut Räume, nicht Ansichten! Prof. Dr. Falk Jaeger zum Thema Raumbildender Ausbau Viele Architekten hätten am liebsten eine Welt für sich, die sie, unbehelligt vom Banausentum Lieschen Müllers, mit gebauten Manifesten und architekturtheoretischen Idealbauten besetzen könnten. Viele sind Schüler von Oswald Mathias Ungers, dem Protagonisten der Architektur als Wissenschaft, dem so manches Haus zum unbewohnbaren Kunstwerk geraten ist, zum perfekten, Weltraumkälte ausstrahlenden Artefakt. Mit der Revolution der Moderne um 1900 wurde die Einheit von Kunst und Zeitgeist aufgegeben. Von Tizian bis Spitzweg, ja noch bis Max Liebermann konnte der Mann auf der Straße mit Kunst etwas anfangen und begegnete ihr zumindest mit einer gewissen Hochachtung. Dann wurde es abstrakt und anspruchsvoll. Fortan waren mit Monochromtafeln und mit Minimalismus die Herzen des breiten Publikums nicht mehr zu gewinnen. Was nicht weiter tragisch ist, da ins Museum nur geht, wer sich davon angesprochen fühlt. Doch leider hatte auch die moderne Architektur die Abstraktion in ihr Programm aufgenommen und produziert seitdem häufig genug nackte, kalte Kuben, in denen selbst die Zimmerpflanzen zu erfrieren drohen. Was also fehlt dieser Moderne? Es sind nicht ideale Proportionsverhältnisse wie der Goldene Schnitt und nicht der metrische, euklidische Raum, die den Menschen anrühren. Es ist der topologische Ort mit seinen Beziehungen und seiner Atmosphäre, der alle Sinne anspricht. Es ist die akustische Atmosphäre, es ist die Atmosphäre des Lichts und der Farbe, es ist die Atmosphäre der Materialien mit ihren haptischen Qualitäten, es ist die Atmosphäre des spannungsreichen, ja auch geheimnisvollen Raums. Die hohe Schule der Lichtführung, wie sie Le Corbusier, wie sie Paul Rudolph beherrschten, ist aus der Mode gekommen. Und was Leon Battista Alberti im 15. Jahrhundert propagierte, nämlich dass Licht und Schatten den Raum verzaubern, ist noch immer gültig.

0 Prof. Dr. Falk Jaeger, Architekturjournalist ARCHITEKTURWERKE 01 0 Die Architekten heutiger Investorenarchitektur haben vor lauter steinernen oder gläsernen Fassaden, ökonomischen Konstruktionssystemen und schematischen, seriellen Grundrissen vergessen, was Raum, was Raumform, was Stimmung aus Licht und Schatten ist. Sie haben die Detaillierung und das Finish zu höchster Perfektion verfeinert, doch nur selten gelingt es, damit auch signifikante Baukörper, faszinierende Räume und wohlig gestimmte Atmosphären zu erzeugen. Oft entbehren ihre Werke nicht der edlen Schönheit, doch bleiben die Menschen ihnen gegenüber seltsam unberührt. Wie schwierig es heute ist, mit zeitgenössischen Mitteln Atmosphäre zu schaffen, zeigt der Fall Hans Kollhoff, der früher als respektabler Moderner galt, aber inzwischen keine Hemmungen mehr hat, vor lauter Hilflosigkeit Großmutters Blümchentapeten und Großvaters Ohrensessel zu neuem Leben zu verhelfen, weil er sich nicht in der Lage sieht, dem Defizit auf andere Weise beizukommen. Die Architektur weckt Stimmungen. Es ist die Aufgabe des Architekten, diese Stimmungen zu präzisieren, hatte Adolf Loos 1925 postuliert und die Architekten täten gut daran, diesen Ratschlag wieder mehr zu befolgen. Es liegt an der seelenlosen Perfektion industrieller Produktionsweisen von Ausbausystemen, Glastüren und Stahlmöbeln, es liegt an den computerisierten, seriellen Entwurfsmethoden, die den Einsatz von Standardlösungen leicht machen und damit individuelle Ideen nicht gerade verhindern, aber eben unnötig machen. Nurmehr wenige Architekten basteln zunächst Arbeitsmodelle, um Proportionen, Raumeindrücke und Lichteinfall ihrer Entwürfe zu überprüfen. Viele überlassen die Arbeit an den Innenräumen den Einrichtungsfirmen oder den Nutzern selbst. Obgleich die Atmosphäre der wirkungsmächtigste Faktor beim Erleben von Architektur und damit auch für die allgemeine Beurteilung darstellt, weil sie in den Bereich der Gefühle und Affekte reicht, wird dieser Faktor von den meisten Architekten außer Acht gelassen oder nur unbewusst kontrolliert. Atmosphären erzeugen hat mit dem Theater zu tun, mit dem Wissen um inszenatorische Wirkungen von Licht, Farben und Materialien, und durchaus auch mit Kulissenwirkungen. Der als Seriosität getarnte Purismus ist in der Angst der Architekten begründet sich zu outen, in einer Scheu vor der Emotionalität, die sich in kräftigen Farben und Formen ausdrückt. Farben und Formen (jenseits vom Rechten Winkel) gehören zu jenen Wahrnehmungen, die jeder Mensch spontan und entschieden zu beurteilen bereit ist. Wer also vielgestaltig baut, setzt sich beherzter, zuweilen hemmungsloser Kritik der Leute aus. Zudem reagiert jeder Mensch anders auf Farben und überraschende Raumschöpfungen. Man kann es also niemals allen zugleich recht machen. Es geht also nicht nur um die äußere Erscheinung von Architektur. Es geht auch um anregende Räume und die Sinne aktivierenden Innenausbau. Solange Architekten ihr Augenmerk ausschließlich auf die funktionalen und ökonomischen Randbedingungen richten, blutleere Artefakte oder im Kontrast möglichst spektakuläre architektonische Sensationen errichten, ohne sich wirklich um die Bedürfnisse der Benutzer nach Gemüts- und Gefühlswerten zu kümmern, wird die Akzeptanz der modernen Gegenwartsarchitektur in der breiten Bevölkerung nicht wachsen. Und so lange werden jene, die unaufhörlich nach Wiedererrichtung von pompöser Paradearchitektur aus Kaiserzeiten rufen, leichtes Spiel haben.

0 ARCHITEKTURWERKE 01 0 Architektur als Therapie Lanserhof, Lans/A, Designstudio Dahmen-Ingenhoven Gekonnte Formensprache mit Trockenbau. Relaxen in futuristischer Innenarchitektur. Die klischeefreie Architektur und das neue Design ergeben ein neues Lebensgefühl und schenken positive Energie Dr. Regina Dahmen-Ingenhoven Zwei Jahrzehnte lang lebten die Gäste vom Lanserhof in Lans Alpenromantik pur: dunkles Holz, rustikale Möbel, bäuerliches Design. Dann wagte Direktor Andreas Wiesner den Sprung in die Zukunft. Er ließ einen Beauty- und Therapiebereich an- und umbauen und verwirklichte dabei ein völlig neues Raumkonzept: großzügige, offene Strukturen, lichtdurchflutete Räume und weiche, fließende Formen, in denen sanfte Farben und leichte Materialien vorherrschen passend zum Motto des für die Gestaltung der Innenarchitektur zuständigen Designstudios Regina Dahmen-Ingenhoven, durch die Raumgestaltung das Wohlgefühl des Patienten explizit zu fördern, erklärt Projektleiter Jan Görgemanns. Wände, Decken und Böden, die scheinbar nahtlos ineinander übergehen und Therapiebereiche, die als Inseln im Raum schwimmen: Solche architektonischen Formen benötigen besondere Materialien. Gips und diverse Gipsplatten erwiesen sich als ideal, um das gewünschte Raumkontinuum auch praktisch zu realisieren. Über allem schwebt eine Akustikdecke aus Streulochplatten mit in unregelmäßigen Abständen gesetzten Einbauleuchten. Sie bringt Ruhe in den gesamten Medizinbereich und kaschiert den Deckensprung zwischen Bestand und Anbau im Gang des

10 Lanserhof, Lans/A ARCHITEKTURWERKE 01 11 Die separaten Besprechungsräume wirken wie kleine, kantenlose Inseln mitten im Raum. Über allem schwebt eine Akustikdecke mit Streulochung Minimalismus, Ruhe und Ordnung Medizinbereiches sowie in der Beautyabteilung: Gleich einer bis zu 20 cm hohen Welle rollt das endlos wirkende glatte Deckensegel aus Knauf Akustikdesignplatten 8/15/20 R im Format 1200 x 1875 zur Wand hin aus. Der Rand verläuft ohne Schattennuten als lochfrei verspachteltes Fries. Die glatte Fläche ruht auf einer regulären Metallunterkonstruktion mit Noniusabhängern, regulär aufgebaut und vor Ort montiert. Die Welle fertigte Pagitsch Stukkateur und Trockenausbau auf Basis einer stehenden Holzunterkonstruktion aus Dreischichtplatten komplett im Werk vor und integrierte die Fertigteile zuletzt in die bereits beplankte Standardkonstruktion. Unter dem Stille schenkenden Himmel sitzen die Besprechungsräume wie kleine, kantenlose Inseln mitten im Raum. Geschmeidig geht der Boden in die Wand über, geschmeidig rundet er sich zur Decke. Die Grundkonstruktion der Zellen ist trotzdem rechteckig und basiert auf gewöhnlichem Metallständerwerk. Die Rundungen sind Spezialanfertigungen: Während die geraden Wände mit Knauf Bauplatten direkt auf der Baustelle doppelt beplankt sind, bog der Trockenbauer für die gerundeten Kanten im Werk Leichtbauplatten bis zum gewünschten Radius zurecht und setzte die fertigen Schalen in die Inseln ein. Dort, wo drei gerundete Ecken zusammen treffen, arbeitete er mit handgearbeiteten Stuckprofilen mit einer Basis aus per CNC-Maschinen vorgefrästen Styroporkugeln. Die Anschlussstellen verspachtelten die Monteure glatt und für jedes noch so kritische Auge unsichtbar mit Knauf Uniflott. Im Softraum ruhen die Gäste auf Liegen, deren Kopfteile mit den filzbespannten Wandnischen verschmelzen, sanft bestrahlt durch eine in die Nischen integrierte indirekte Beleuchtung. Auch hier spielen Knauf Platten eine tragende Rolle: diesmal als Vorsatzschalen, die hinter die eigentlichen Wände geschoben wurden. Wir haben zunächst Metallständerwände aufgebaut und anschließend im Werk vorgefertigte Boxen in diese Konstruktion eingeschoben und angearbeitet, erläutert Hubert Brandstätter, Projektleiter bei Pagitsch Stukkateur und Trockenausbau, das Verfahren. Ähnliche Vorsatzschalen finden sich im Shiatsu-Raum, allerdings in Form von Lichtvouten: längliche, zurückgesetzte Nischen, die oben und unten hinterleuchtet sind. Aufgrund der knappen Bauzeit von nur acht Wochen fertigten die Handwerker nahezu alle Sonderkonstruktionen im Werk vor. Nur so ließ sich eine derart außergewöhnliche Innenarchitektur mit hohem Qualitätsanspruch realisieren, versichert Alexander Pauli, Bauleiter beim Generalplaner des Objekts, Malojer Baumanagement GmbH & Co. In sanften Tönen ausgeleuchtet, versetzen die Räume den Besucher in eine futuristische Welt, in der Wellness weit mehr ist als nur ein Wort. Dabei hatte der Bauherr den Umbauplänen anfänglich eher skeptisch gegenüber gestanden, zerrte sie doch seine eingeführte, zumeist ältere Klientel aus ihrer rustikalen, vertrauten Welt ins nächste Jahrtausend. Doch schon eine Woche nach der Eröffnung war klar: Die Patienten sind begeistert. Bald darauf kürte der Wellness- und Gesundheitsführer Relaxguide den Lanserhof zum besten Gesundheitszentrum Österreichs. Und heute kann Direktor Andreas Wiesner ohne die geringsten Zweifel behaupten: Der Sprung in die Zukunft ist geglückt.

12 Lanserhof, Lans/A ARCHITEKTURWERKE 01 13 Therapiebedürftige Menschen brauchen Schutz, Ruhe und eine stärkende emotionale Hülle, eine dritte Haut Dr. Regina Dahmen-Ingenhoven Objekt Lanserhof, Lans/A Entwurf Designstudio Dahmen-Ingenhoven, Düsseldorf/D Generalplaner Malojer Baumanagement mbh & Co, Innsbruck/A Trockenbau Pagitsch Stukkateur GmbH, Tamsweg/A Fachberatung Knauf Team West, Linz/A Knauf Leistungen Raumzellen-Konstruktionen mit Knauf Akustik-Designdecke, Streulochung 8/15/20 R, Lochanteil 0,9 %. Knauf Vorsatzschalen mit integrierten Boxen für indirekte Beleuchtung.

14 ARCHITEKTURWERKE 01 15 Raum der Andacht Kapelle Olympiastadion, Berlin/D, gmp Architekten Kapelle im Olympiastadion Berlin realisiert mit Knauf Trockenbautechnologie. Mein Wunsch war es, einen Ort der Besinnung und der Rückbesinnung zu schaffen Volkwin Marg Das neue Olympiastadion in Berlin präsentiert sich nach der Sanierung und dem Umbau durch die Architekten von Gerkan Marg und Partner (gmp) als eine gelungene Symbiose aus Historie und hochmoderner Technik. Vom engagierten Umgang der Architekten mit der Geschichte zeugt vor allem ein kleiner Raum: der Raum der Stille, der am 20. Mai 2007 eingeweiht wurde. Konzipiert als Andachtsraum für Sportler liegt er an zentraler Stelle im Stadion und zeichnet sich als rubinroter Kubus ab. In seinem Inneren lassen ein elliptisches Deckenelement und eine wie ein Paravent aufgestellte elliptische, mit Blattgold belegte Wand in Knauf Trockenbautechnologie einen Raum im Raum entstehen. Auf der goldenen Wand sind in unterschiedlichen Sprachen christliche Texte geschrieben. Im Bereich hinter dem Altar wird die Textur in Form eines Kreuzes ausgespart. Mein Wunsch war es, einen Ort der Besinnung und der Rückbesinnung zu schaffen, erläutert Architekt Prof. Volkwin Marg die Idee, unterhalb der Ehrentribüne einen vorhandenen Raum als ökumenische Kapelle zu gestalten. Bis zu 50 Personen können sich dort versammeln: Sportler, aber auch Gläubige für private Hochzeiten und Taufen.

16 Kapelle Olympiastadion, Berlin/D ARCHITEKTURWERKE 01 17 Detailplanung Unterkonstruktion Schwebende Wand In integrativer Zusammenarbeit mit gmp, dem ausführenden Unternehmen Domicile Innenausbau und Knauf ist es gelungen, die im Grundriss elliptisch verlaufenden Wände mit konkav gebogenen Oberflächen sowie die elliptisch geformte Deckenabhängung mit konkaver Oberfläche auf der Basis bestehender Knauf Systeme zu entwickeln und damit wirtschaftlich umzusetzen. Im Fokus stand dabei eine detailgenaue und absolut exakte Ausführung, um die geplante räumliche und optische Wirkung zu erreichen. Elliptische Kuppeldecke Die Unterkonstruktion der Decke besteht aus vorgebogenen CD-Profilen 60/27 und ist als Rost drucksteif von der Rohdecke abgehängt. Die Geometrie der Ellipse wird von fünf Radien definiert. Die Abmessung der Ellipse in Längsrichtung (x-achse) beträgt rund 12,54 Meter, in Querrichtung (y-achse) rund 6,99 Meter. Die zweilagige Beplankung ist mit 9,5 mm dicken Knauf Platten ausgeführt, die trocken in den konkav geformten Rost eingebogen wurden. Die exakte Geometrie der frei im Raum hängenden elliptischen Kuppeldecke beruht zudem auf der Knauf Technologie der V-Ausfräsung. Die vorgefertigten Randumfassungen aus 9,5 mm dicken Knauf Platten ermöglichten handwerkliche Präzision bis ins Detail. Schwebender Paravent Die im Grundriss elliptisch gebogene Wandscheibe steht frei im Raum und vermittelt zudem den Eindruck, als schwebe sie zwischen Boden und Decke. Aus statischen Gründen besteht die Tragkonstruktion der Trockenbauwand aus einem Stahlgerüst aus U-Profilen, dem ein Rastermaß von 70 cm zugrunde liegt. Daran befestigt sind vorgebogene Flachstahlelemente. Sie definieren exakt die geometrische Form der Wand. Die Ausfachung der Stahlkonstruktion ist in Anlehnung an das Knauf System W112 ausgeführt. Die beidseitige doppelte Beplankung aus 9,5 mm dicken Knauf wurde trocken montiert. Besondere Aufmerksamkeit galt dabei der Fugenausbildung, da der Raum zwei Gebäudetrennfugen aufweist, die in die elliptische Wandkonstruktion übernommen werden mussten. In üblicher Ausführung hätten die Fugen jedoch die homogene Gestaltung der goldenen Wand gestört. Mit scharfkantig ummantelten Knauf Platten sind dort definierte Fugen mit einer Breite von 0,6 bis 0,7 mm realisiert. Subtile Raumkomposition Farbgebung, Beleuchtung und Materialwahl sind im Raum der Andacht fein aufeinander abgestimmt. Der dunkle Granitboden bildet zusammen mit der schwarz beschichteten Decke einen neutralen Rahmen, in dem die indirekt von der Decke beleuchtete goldene Wand erstrahlen kann. Dabei ermöglicht der Glanzgrad der dunklen Flächen sowie die konkave Wölbung der Decke zarte Reflexionen und Spiegelungen, so dass eine spirituelle Raumatmosphäre entsteht. Die von gmp konzipierte subtile Komposition erforderte daher eine absolut streiflichtfreie Oberflächenqualität von Q4. Die elliptisch gebogene Wandscheibe scheint zwischen Boden und Decke zu schweben Das beherrschende Element ist die elliptische, mit Blattgold belegte Wand mit dem Vater Unser und biblischen Texten Volkwin Marg

18 Kapelle Olympiastadion, Berlin/D ARCHITEKTURWERKE 01 19 Fugenausbildung der Wandscheibe Vorgefertigte Randumfassung aus Formteilen Objekt Kapelle Olympiastadion, Berlin/D Bauherr Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz, Berlin/D Entwurf gmp Generalplanungsgesellschaft, Architekten von Gerkan, Marg und Partner, Berlin/D Projektleitung Uta Graff, gmp Architekten, Berlin/D Ausführung Domicile Innenausbau GmbH, Berlin/D Technische Beratung Jens Schmeer und Dennis Dorusz, Objektberatung Designdecken, Knauf Gips KG Knauf Leistungen Elliptische Kuppeldecke aus vorgebogenen Knauf CD-Profilen 60/27 mit zweilagiger Beplankung aus 9,5 mm dicken Knauf Platten, die trocken in den konkav geformten Rost eingebogen wurden. Vorgefertigte Randumfassung (V-Fräsung) aus 9,5 mm dicken Knauf Platten. Radial geformte Trockenbauwand als Sonderkonstruktion nach Knauf System W 112. Die beidseitige doppelseitige Beplankung aus 9,5 mm dicken Knauf Platten wurde trocken montiert. Fugenausbildung mit scharfkantigen Knauf Platten in Breiten von 0,6 bis 0,7 mm. Streiflichtfreie Spachtelung in Oberflächenqualität Q4.

20 ARCHITEKTURWERKE 01 21 Colin P. Finnegan (links), Gerard Glintmeijer Ästhetischer Genuss DO & CO Bar und Restaurant im Haas Haus, Wien/A, FG Stijl Innenarchitekten Wien hat eine neue, innenarchitektonische Sehenswürdigkeit: das neue DO & CO Restaurant und ein Designhotel. Wir wollten einen Raum schaffen, der mit seinen luxuriösen Materialien eine Verbindung zwischen modernem und klassischem Design herstellt Colin P. Finnegan, Gerard Glintmeijer FG Stijl Das Haas-Haus, in dessen Glasfassade sich der Stephansdom spiegelt, ist ein städtebaulich signifikantes Gebäude. Pritzkerpreisträger Hans Hollein hat es Ende der 1980er Jahre entworfen und damit inmitten der Wiener Altstadt einen architektonischen Kontrapunkt zur historischen Bebauung gesetzt. Einen kulinarischen Kontrapunkt zu üblichen Gastronomieangeboten setzte hingegen Attila Dogudan, Gründer des exklusiven DO & CO Gourmet-Catering. 1990 eröffnete er im sechsten und siebten Stock des Haas-Hauses die Onyx Bar sowie ein Restaurant beide avancierten zu den angesagtesten Locations in Wien. Nach einer Totalrenovierung präsentiert sich das DO & CO im Haas-Haus nun mit einem neuen ganzheitlich angelegten Boutique-Hotel- und Gastronomiekonzept. Verantwortlich dafür zeichnen Innenarchitekt Colin Finnegan und Designer Gerard Glintmeijer, die Gründer des Büros FG Stijl aus Amsterdam. 42 Doppelzimmer in der Fünf-Sterne-Kategorie sowie zwei Suiten haben sie auf den Etagen drei bis sechs integriert. Zudem wurde das Restaurant um Flächen im achten und neunten Geschoss des Gebäudes ergänzt, während die Onyx Bar zugunsten des neuen Hotels verkleinert wurde. Kern unserer Entwurfsphilosophie ist es, die ursprüngliche Archi-

22 Haas Haus, Wien/A ARCHITEKTURWERKE 01 23 Mit der Umbrella Decke schaffen wir einen niedrigeren und somit intimeren Bereich, um den Lounge Charakter noch zu unterstreichen Colin P. Finnegan, Gerard Glintmeijer FG Stijl Dreidimensionale Deckenkonstruktion tektur zu respektieren, aber die Erlebnisse für den Benutzer menschlicher zu machen, lautet das Kredo der Planer, und dabei spielte Knauf Trockenbautechnologie eine maßgebliche Rolle. Besonders deutlich wird der konzeptionelle Designansatz von FG Stijl bei der Neugestaltung der Onyx Bar sowie des Restaurants. Beide sind für das Unternehmen von Attila Dogudan von besonderer Bedeutung: Die Restaurants sind unsere Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, ohne sie wären die anderen Divisionen Event- und Airline-Catering nicht so erfolgreich. Sinn für Luxus und Qualität Eine dezente Glastür markiert den Hoteleingang im Erdgeschoss. Ein leicht gebogener Gang führt zu zwei Aufzügen, die den Gast in den sechsten Stock zur Hotelrezeption befördern. Direkt im Anschluss öffnet sich die Onyx Bar und verführt den Gast zu einem ersten Umtrunk mit Blick auf den Dom. Der Tresen aus hinterleuchtetem Onyx dient als Namensgeber. Eine wuchtige Säule, deren ellipsenförmige Lederummantelung mit der senfgelben Wildledervertäfelung an den Wänden korrespondiert, mündet in einer schirmähnlichen Deckenkonstruktion. Die so genannte umbrella ceiling dynamisiert als dreidimensionale Form die Proportion des Raumes, schafft im Zentrum der Bar intime Behaglichkeit, bevor sich der Raum zur verglasten Fassade hin großzügig nach oben öffnet. Zugleich zieht die Deckenkonstruktion die Blicke der Besucher auf sich und lenkt sie weiter auf die darüber liegende Galerie, die Restaurant und Bar atmosphärisch miteinander verbindet. Die mit Knauf Know-how realisierte Konstruktion der umbrella ceiling integriert eine indirekte Beleuchtung, über die der Raum bei Dunkelheit in Szene gesetzt wird. Die Idee, mit formgestalteter Trockenbautechnologie Raumatmosphäre zu erzeugen, ist konsequent durchdacht und vom österrei- Bild links: Die einzelnen Segmente der Umbrella Decke entsprechen geometrisch konkav gebogenen Kegelabschnitten chischen Trockenbauunternehmen Rudolf Erhartmaier exakt realisiert. Die Innenarchitekten hatten in ihrer Planung auch die Gestaltung definiert. Unsere Aufgabe war es, die technischen Details zu lösen, erläutert Rudolf Erhartmaier, der auf Grund der hohen ästhetischen Anforderungen und der anspruchvollen Geometrie eine Vor-Ort-Lösung von vornherein ausschloss. Grundsätzlich boten sich zwei Möglichkeiten an: Die Form als Gips-Guss herzustellen oder als Gipskarton-Fertigelement auszuführen, ergänzt er. In Zusammenarbeit mit dem Knauf Fachberater Peter Semmler ist eine praxisgerechte Ausführung entwickelt worden: Eine Spantenkonstruktion mit Knauf Platten beplankt, die aus 12 Einzelelementen besteht. Einzelne Komponenten für ein exaktes Ganzes Der Radius des Deckenschirms beträgt 3,70 Meter. In der Aufsicht entspricht der Schirm einem Kreis, der durch 15-Grad- Teilung in Einzelsegmente gegliedert ist. Geometrisch entsprechen die einzelnen Segmente konkav gebogenen Kegelabschnitten. Konstruktion und Montageablauf wurden zusammen mit der zentralen Objektberatung Design-Decken in Iphofen detailliert und realisiert. Der hohe Grad an werkseitiger Vorfertigung bei Knauf hat die Basis für die erreichte Ausführungsqualität geschaffen. Der Einbau hat gut geklappt. Unsere Monteure haben die 12 vorgefertigten Segmente von der Rohdecke abgehängt und exakt zueinander ausgerichtet, beschreibt Erhartmaier die technisch anspruchsvolle Montage. Die Spantenkonstruktion wurde nach CAD-Berechnungen aus 19 mm dicken Spanplatten hergestellt. Die Beplankung erfolgte mit 9,5 mm dicken

24 Haas Haus, Wien/A ARCHITEKTURWERKE 01 25 Detail Segel, o. M. Knauf Formplatten, wobei die Kanten vor Ort angeglichen und mit Kantenschutz verstärkt wurden. Der innere wie der äußere vertikale Abschluss zur Decke wurde direkt vor Ort mit 6,5 mm dicken Knauf Platten angepasst. Anschließend wurde vom Schreiner um die Betonstütze ein innerer Kranz aus Holz zur Befestigung des oberen Säulenkapitels angepasst. Konzipiert als ringförmige Lichtschale ist das Kapitel ebenfalls aus Holz gefertigt und integriert eine indirekte LED-Beleuchtung. Eine absolut ebene Oberflächengeometrie der Schirmkonstruktion ist die Voraussetzung für die raumästhetische Wirkung der Designdecke sowie deren elegante Lichtwirkung am Abend. Obligatorisch war deshalb eine vollflächige Spachtelung mit Knauf Fugenfüller Leicht sowie eine sorgfältige Schleif- und Malerarbeit. Vor allem die Kantenbearbeitung der einzelnen Schirmsegmente erforderte handwerkliche Sorgfalt. Exquisite Eleganz im Restaurant Mit dem Lift oder über eine geschwungene Treppe von der Hotelhalle aus gelangt der Gast in das Restaurant im siebten Obergeschoss. Auch dort fasziniert der Blick auf die Stadt und den Dom. Zugleich offenbart sich im Restaurant, welch hohen Stellenwert die Kochkunst bei DO & CO einnimmt. Die Küche ist offen einsehbar. Im verglasten Sushi-Tower wie an der offenen Wok-Station werden die Speisen frisch zubereitet. Auch kann sich der Gast von der Qualität der Zutaten an der zentral im Restaurant platzierten Kühltheke überzeugen. Das innenarchitektonische Konzept des Restaurants spiegelt die hohe Qualität der Gastronomie wider und profitiert dabei ebenfalls von der Gestaltung der Deckenebene. Colin Finnegan und Gerard Glintmeijer von FG Stijl haben unterschiedliche Anforderungen wie Akustik, Klima- und Beleuchtungstechnik in der Deckenebene gebündelt und dabei eine subtile Eleganz erreicht, die mitbestimmend für die gesamte Raumatmosphäre ist. Wichtigstes Element sind vier frei im Raum stehende Stützen, die über eine indirekte Beleuchtung von oben in Szene gesetzt werden. Die Umbrella Decke wird mit indirekter Beleuchtung in Szene gesetzt und schafft intime Behaglichkeit inmitten eines großzügigen, lichtdurchfluteten Raumes der Onyx Bar Objekt Restaurant und Bar im Haas Haus, Wien/A Bauherr DO & CO Restaurants & Catering AG, Wien/A Innenarchitektur FG Stijl, Amsterdam/NL Bauleitung FOAF, D. Ing. Hillepold Trockenbau Ing. Rudolf Erhartmaier Innenausbau-und Sanierungs-GmbH, Gratkorn/A Fachberatung und Detailplanung Peter Semmler, Knauf Österreich und Knauf Objektberatung Design-Decken, Iphofen/D Knauf Leistungen Vorgefertigte Spantenkonstruktion mit Knauf Platten für die Umbrella- Decke. Die Decke besteht aus 12 vorgefertigten Einzelelementen, die bauseits montiert wurden. Konstruktions- und Montageablauf in Kooperation mit der zentralen Objektberatung Designdecken in der Knauf Zentrale Iphofen.

26 ARCHITEKTURWERKE 01 27 V.l.n.r.: Lars Krückeberg, Wolfram Putz, Thomas Willemeit Idee Wandgestaltung Keine Angst vor dem Tsunami Kinderzahnarztpraxis, Berlin/D, GRAFT Architekten Die GRAFT Architekten haben in Berlin wieder eine Zahnarztpraxis gestaltet, diesmal eine für Kinder. Wir versuchen strategisch, uns niemals zu zwingen, in eine ganz bestimmte Richtung zu denken, es muss funktionieren wie die Spielzeugkiste eines Fünfjährigen, die voll ist mit allen möglichen Dingen, und jeden Tag wird etwas anderes herausgenommen GRAFT Architekten Wie kriege ich mein Kind zum Zahnarzt?, fragen sich die Eltern. Wie nehme ich den Kindern die Angst vor der Praxis?, fragen sich die Zahnärzte. Der Berliner Dentist Dr. Ali Mokabberi, der auf die Behandlung von Kindern spezialisiert ist, hatte da eine Idee. Die Anregung kam ihm beim Besuch der inzwischen über die Stadt hinaus bekannten Gemeinschaftszahnarztpraxis KU 64. Dort im Haus Kurfürstendamm 64 hatten die Architekten vom Büro GRAFT in den oberen beiden Geschossen eine Dünenlandschaft eingebaut, die ganz und gar nicht nach einer herkömmlichen Zahnarztpraxis aussieht. Seit deren Eröffnung kommen viele Patienten wegen des stimmungsvollen, interessanten Interieurs, aber auch zahlreiche Architekturfans, die nur mal einen Blick hereinwerfen wollen. Diese Architekten, die offenbar dem nüchternen Funktionalismus abgeschworen haben und mit ihren fantasievollen, dynamischen Formenwelten inzwischen von Los Angeles über Las Vegas und Berlin bis Peking erfolgreich sind, müssten die Richtigen sein zur Gestaltung einer neuen Kinderzahnarztpraxis am Kollwitzplatz im Bezirk Prenzlauer Berg. Und so beauftragte Dr. Mokabberi das Büro GRAFT mit dem Umbau des zweigeschossigen Ladenlokals in einem Gründerzeithaus aus der Zeit um 1880 zu einer Gemeinschaftspraxis.

28 Kinderzahnarztpraxis, Berlin/D ARCHITEKTURWERKE 01 29 Bei Kindern wird durch die optischen Eindrücke das Interesse geweckt, das Vertrauen gewonnen und dadurch die Angst überwunden GRAFT Architekten Schnitt A-A Unterwasserwelten Waren es am Ku damm die Dünen, so wird am Kollwitzplatz ein verwandtes Thema angeschlagen: das Meer, die Wellen, die Unterwasserwelten. Zumindest beim ersten Besuch werden die Kinder von den optischen Eindrücken beeindruckt sein, so das Kalkül, und wenn dann das Interesse geweckt, das Vertrauen gewonnen und die Angst überwunden wurde, ist das Konzept schon aufgegangen. Und so werden denn die kleinen Besucher von einer riesigen Welle empfangen, die ihnen im Inneren entgegenschwappt, die man aber auch schon von der Straße aus sehen kann, vor allem wenn es draußen ein wenig dämmerig ist und sie tiefblau durch die Schaufenster leuchtet. Grundproblem der Architekten war die Zweigeschossigkeit der Räumlichkeiten, die ursprünglich als gewerbliche Nutzungsflächen für eine Werkstatt im Tiefparterre sowie zur Laden-, Büro- und Wohnnutzung im Hochparterre konzipiert wurden. Räumlichkeiten. Aus der offenen, hellen Eingangssituation im einstigen Ladengeschäft fällt der Blick hinab zum Empfangstresen. Dahinter und in einem Raum zur Linken sind die Wartebereiche eingerichtet. Gläserne Treppen- und Galeriegeländer sorgen für ungehinderte Durchblicke. Die Decke über dem Tiefparterre bäumt sich gegen das Entree zum raumhohen Tsunami auf. Zwei Glasstreifen über die ganze Breite der Welle erlauben Einblicke in den vorderen Behandlungsraum im Hochparterre; die Kinder sollen sehen können, was dort geschieht. Die Welle ist in verschiedenen Blautönen intensiv gefärbt. Im Hochparterre setzt sich das Unterwassermotiv an den Wänden der Behandlungsräume fort. Dort ziehen Schwärme von weißen Fischen (unter die sich ein einzelner orangeroter geschmuggelt hat) über die Wände. Bautechnisch war die Welle nicht einfach herzustellen. Ein von Wand zu Wand gespannter IPB-Träger trägt den Treppenlauf und die auskragende Verlängerung der Galerie, eine Konstruktion aus 100x100 mm-vierkantrohren. Darauf bauen sich die stählerne Tragkonstruktion der Welle und das Profilgerüst für den Trockenbau auf. Biegeradien von 10 cm wurden mit werkseitig vorgefertigten Formteilen gebaut, der Rest mit vierlagig verlegten 6,5 mm dicken Formplatten am Ort gebogen. Für den an GRAFT-Ideen schon gewöhnten Trockenbauer stellte die Aufgabe keine besondere Herausforderung mehr dar. Und natürlich haben sich die GRAFT Architekten auch bei diesem Entwurf viele Ideen für das Lichtkonzept mit LED-Einsatz und indirekter Beleuchtung einfallen lassen. Dünen und Wellen sind sicherlich dankbare Motive, die sich in dieser Trockenbautechnik besonders gut darstellen lassen. Auf diese Weise kann Fantasie ins Spiel kommen und atmosphärisch gestimmte Räume können entstehen, für die Kinder in besonderem Maß empfänglich sind. Das architektonische Konzept (und wohl auch das ärztliche) ist erfolgreich. Die Klientel der ersten Kinderzahnarztpraxis in Berlin wächst ständig. Die Befürchtung, dass die Kinder mehr Angst vor dem Tsunami als vor dem Bohrer hätten, hat sich als unbegründet erwiesen. Das Unterwassermotiv setzt sich an den Wänden der Behandlungsräume fort und wird zum Erlebnis

30 Kinderzahnarztpraxis, Berlin/D ARCHITEKTURWERKE 01 31 Bild oben: Welle im Bau. Die Unterkonstruktion ist 4-lagig mit Formplatten beplankt Bild rechts: Die Welle bildet den Mittelpunkt der Praxis sie bietet Einblicke von Außen und Durchblicke innerhalb der Praxis Objekt Kinderzahnarztpraxis, Berlin/D Bauherr Dr. dent. Mokabberi, Berlin/D Planung GRAFT Architekten, Berlin/D Projektleitung Dipl.-Ing. Gunhild Niggemeyer, Berlin/D Trockenbau Frömmig & Scheffler, Lichtenstein/D Technische Beratung Jens Schmeer, Knauf Gips KG Knauf Leistungen Wandkonstruktion als Sonderanfertigung aus 100 x 100 mm Vierkantrohren und Knauf CW 50 Profile. Enge Radien wurden mit Knauf Formteilen beplankt, weitere Flächen 4lagig mit 6,5 mm dicken Formplatten vor Ort montiert. Deckenkonstruktion nach Knauf Prinzip Decke-unter-Decke mit F 90 Grunddecke und abgehängter Sichtdecke mit integrierter Beleuchtung.

32 ARCHITEKTURWERKE 01 33 Präzision par excellence Arp-Museum, Remagen/D, Richard Meier + Partners Architects Trockenbau im Arp-Museum Bahnhof Rolandseck in Remagen. Meine offene und transparente Architektur schafft fließende Übergänge von innen nach außen und reflektiert dieselbe Verbindung zur Natur wie sie in den Werken von Hans Arp zum Ausdruck kommt Richard Meier Am Hang oberhalb des Bahnhofs Rolandseck in Remagen strahlt aus dichtem Grün leuchtend weiß Richard Meiers Bauwerk: das Arp-Museum. Mit gewohnt strenger Geometrie hat der Pritzker-Preisträger eine lichtdurchflutete Raumkomposition für die Präsentation der Werke von Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp geschaffen. Den Besucher erwartet ein perfekt inszeniertes Kunst- und Raumerlebnis, geschaffen mit anspruchsvoller Knauf Trockenbautechnologie: Strahlend weiße Wand- und Deckenoberflächen reflektieren im Inneren ein bewegtes Spiel von Licht und Schatten, lassen die Kunst zu jedem Zeitpunkt anders erscheinen. Neubau und Bahnhof funktionieren als Museums-Ensemble. Im Sockelgeschoss des Bahnhofs beginnt der Besucher seinen Rundgang und trifft nach unterirdischer Querung der Gleisanlagen auf ein langgezogenes Pavillongebäude für Wechselausstellungen. Der Weg führt weiter durch einen rund 40 Meter langen Stollen zu einem 50 Meter hohen Fahrstuhlschacht. Eine Lichtinstallation der Berliner Künstlerin Barbara Trautmann bereitet den Besucher auf die Ankunft im taghellen Museum vor. Im gläsernen Fahrstuhl geht es durch den Hang, vorbei an mächtigen Bohrpfählen, nach oben in einen kegelförmigen Glaskörper. Geometrische Formen und Meiers charakteristische weiße Fassaden dominieren den Museumsbau: Wandflächen, die durch Versatz und Verschiebung langen Fensterlisenen Platz machen, Balkone und Verbindungsstege durchdringen lassen und mit ihrem strengen Raster von Fassadenpaneelen dem Bau eine klare Logik vermitteln. Im Inneren lässt die offene galerieartige Raumstruktur vielfältige Blicke und Ausblicke zu. Jeweils zwei Ausstellungsflächen im Erd- und Obergeschoss werden lediglich durch einen Aufzugsschacht räumlich strukturiert. Im Norden ergänzt auf beiden Ebenen ein geschlossener Ausstellungsraum für Grafik das Raumprogramm. Das Wichtigste ist Licht. Licht ist Leben. Richard Meier fasziniert das bewegte Spiel des natürlichen Lichts auf weißen Wänden. Für das Museum in Remagen hat er die Räume eigens in Bezug auf die Kunst von Hans Arp entworfen, wie er erklärt:

34 Arp-Museum, Remagen/D ARCHITEKTURWERKE 01 35 Bild links: Die gebogenen Lichtvouten Bild ganz links: Die offene Raumstruktur ermöglicht vielfältige Ein- und Ausblicke. Dem hohen Designanspruch entsprechend sind alle Oberflächen in Q4-Qualität ausgeführt Richard Meiers Museums-Komplex Die offene und transparente Architektur schafft fließende Übergänge von Innen nach Außen und reflektiert so eine ähnliche Verbindung zur Natur, wie sie in den Werken von Hans Arp zum Ausdruck kommt. Ein rigoros eingehaltenes Rastersystem zieht sich vom Grundriss bis in die Fassade. Die exakte Realisation der Planung steht für die erzielte Wirkung von Architektur und Raum. Für das gesamte Bauvorhaben sind die Maßtoleranzen der DIN halbiert und durch Kontrollmessungen in der Roh- und Ausbauphase gesichert worden. Richard Meier fordert Unmögliches, um ein optimales Ergebnis zu erreichen, beschreibt Bauleiter Stephan Lodes von Trockenbau München die Anforderungen, die der New Yorker Architekt an den Innenausbau stellt. In enger Zusammenarbeit mit dem Architekten und in Abstimmung mit Knut Anthes von Knauf hat Trockenbau München technisch anspruchsvolle Konstruktionen entwickelt. Nahezu alle konstruktiven Teile wie Decken, Wände und Stützen sind additiv mit Trockenbau ergänzt, um eine einheitliche Wirkung der weißen Flächen im freien Spiel des Lichtes zu erreichen. Raumwirkung mit Trockenbau Das System der Vorsatzschale ist im Arp-Museum allgegenwärtig, um die notwendige Technik zu integrieren und zugleich hochwertige Flächen für die Präsentation der Exponate zu schaffen. Die Geometrie sowie die geforderten Einbauhöhen erwiesen sich jedoch als konstruktive Herausforderung. Im Foyer ist in sechs Metern Höhe eine freihängende Vorsatzschale von Knauf mit einer Wandhöhe von 11 bis 15 Metern montiert. Die Lastabtragung erfolgt über eine Stahlkonstruktion, für die ein gesonderter statischer Nachweis erforderlich war. Für viele Bereiche konnten Knauf Standard-Systeme für Vorsatzschalen eingesetzt werden, z.b. das System W623, das als dreilagig beplankte Konstruktion für Raumhöhen bis 11 Meter zugelassen ist, oder das System W626 für Wandhöhen bis 5,5 Meter. Für die teilweise vorgesehene Verkleidung der Bohrpfähle im erdberührten Aufzugsschacht hingegen galt es, eine aktiv hinterlüftete Vorsatzschale zu entwickeln, um die erforderliche Tauwasserfreiheit des Systems garantieren zu können. Der statische Nachweis für die rund 30 Meter hohe und im Radius von 3,84 Metern gebogene feuerverzinkte Konstruktion erwies sich dabei weniger problematisch als eine praxisgerechte Montage, so Bauleiter Stephan Lodes: Im Schacht ist es sehr eng für die Monteure, die von einem Sondergerüst aus die gebogene Vorsatzschale anbringen sollten. Wir haben das Problem mit vorgebogenen L-Winkeln aus Stahl (75/45/3 mm) gelöst. In Verbindung mit flexiblen UW-Profilen Knauf Sinus konnte die Unterkonstruktion aus CW exakt im Radius gestellt und anschließend 2-fach mit 12,5 mm dicken imprägnierten Knauf Platten beplankt werden. Die von Richard Meier erdachte Lichtwirkung wird durch exakt gebogene Lichtvouten Realität. Im Übergang vom Stollen in den runden Aufzugsschacht ermöglichen Knauf GK- Formteile im Deckenbereich nicht nur eine weitere Montageerleichterung, sondern auch die für ein überzeugendes Lichtspiel geforderte geometrische Präzision. Im Pavillon wie auch im Übergang vom Pavillon zum Stollen sind weitere Lichtvouten zum Teil mit integrierter Stromschiene aus GK-Formteilen gefertigt.

36 Arp-Museum, Remagen/D ARCHITEKTURWERKE 01 37 1 Gipskartonplatte GKB 2 Gipsfaserplatte 3 Winkel 4 CW-Profil 5 U-Profil Die Lichtvouten verleihen dem Raumein besonderes Lichtspiel Lichtvoute im Tunnel, M 1:3 1/3 Freistehende Ausstellungswände Für die großen Ausstellungsflächen im galerieartigen Obergeschoss hat Richard Meier Präsentationsflächen als freistehende Wände in Trockenbau konzipiert, die zugleich der Raumakustik dienen. Die 25 cm dicken, rund 15 Meter langen und 3,20 Meter hohen Wandkonstruktionen sind exakt auf das Rastersystem ausgerichtet. Gemäß statischer Berechnung ist die Knauf Doppelständerkonstruktion aus 100er UA- Profilen mit Stahl-Sonderwinkeln im Rohboden verankert und ermöglicht Konsollasten von bis zu 150 kg/lfm Wandlänge. Zur Ausstellungsfläche hin sind Wand- und Stirnseiten zweifach beplankt. Die Rückseite der einzelnen Wandscheiben hingegen ist als akustisch wirksame Fläche ausgebildet. Die Herausforderung lag im Detail, da der Akustikputz exakt in die Schürzen der darunter liegenden Deckenebene aufgebracht werden musste. Decken Reflektoren des Lichts Die glatten weißen Decken- und Wandflächen werden zum einen als Membran genutzt, um notwendige Funktionen zu trennen oder gezielt zu filtern, zum anderen als Reflektor, um Licht zu leiten. Das Knauf System D112 schafft die ideale Basis, um unterschiedliche Aufgaben wie Akustik, Raumklima oder Beleuchtung im Bereich der Decke zusammenzuführen. Neben Akustikputzflächen zeugen präzise integrierte Deckeneinbauten wie Lichtgräben, Lüftungs- und Stromschienen im Ausstellungsbereich des Arp-Museums gleichsam von planerischer wie handwerklicher Qualität. Um eine passgenaue und optimierte Montage der geplanten Leuchtengräben innerhalb der abgehängten Deckenebene zu erreichen, haben wir zusammen mit Knut Anthes von Knauf Formteile aus GK-Platten entwickelt. Dabei galt es vor allem die Logistik zu berücksichtigen. Die Formteile wurden komplett verleimt als fertiges Bauteil angeliefert. Aufhängebügel, gebogen aus 2 mm dickem Stahlblech, die über Gewindestangen bauseits an der Rohdecke befestigt sind, bieten die notwendige Stabilität für eine sichere Montage. Zugleich lässt die Konstruktion eine genaue horizontale Ausrichtung zu, erklärt Stephan Lodes das Prinzip. Deckengleiche Lüftungsschienen (Indul 45) komplettieren das Design. Dehnungsfugen im Deckenbereich sind dem ästhetischen Anspruch der Architektur entsprechend auf ein absolutes Minimum reduziert. Da das Museum voll klimatisiert ist, hat Trockenbau München diese Vorgabe akzeptiert. Als perfekt realisierte Raumkomposition zeigt das Arp-Museum die Möglichkeiten zeitgemäßer Trockenbautechnologie im Hinblick auf Ästhetik wie auf Leistungsfähigkeit. Das Büro Richard Meier hat ebenso wie die ausführende Firma Trockenbau München einen engen Dialog mit Knauf geführt, um technisch optimierte Lösungen im System sowie als objektbezogene Sonderkonstruktion zu entwickeln.

38 Arp-Museum, Remagen/D ARCHITEKTURWERKE 01 39 Die Lichtinstallation von Barbara Trautmann bereitet die Besucher auf die taghellen Ausstellungsräume vor 1 Gipskartonplatte GKB 2 Verspachtelung 3 Einschlaganker 4 Gewindestab 5 Tragprofil 6 U-Profil 7 Z-Winkel Lichtvoute im Stollen, M1:5 Architektur ist im Idealfall immer direkte Auseinandersetzung mit dem Menschen Richard Meier Objekt Arp-Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen/D Architekt Richard Meier + Partners Architects, New York/USA Bauherr Land Rheinland-Pfalz, Ministerium der Finanzen vertreten durch: LBB Niederlassung Koblenz Bauleitung Ehrensberg und Oertz Architekten, Hamburg/D Innenausbau Trockenbau München GmbH Bauleitung Innenausbau Stephan Lodes, Trockenbau München GmbH, Andreas Kuzmierz, Trockenbau München GmbH Techn. Beratung Trockenbau Knut Anthes, Knauf Gips KG Knauf Leistungen Knauf Vorsatzschalen System W 623 als dreilagig beplankte Konstruktion für Raumhöhe bis 11 m und System W 62 für Wandhöhe bis 5,5 m. Freistehende Wandscheiben, 25 cm dick, 15 m lang, 3,20 m hoch. Gemäß statischer Berechnung als Doppelständer-Konstruktion aus 100er UA-Profilen mit Stahlsonderwinkel im Hohlboden verankert. Abgehängte Decken Knauf System D 112 mit integrierten Dehnungsfugen und Lüftungsschienen, die mit vorgefertigten Lamellenprofilen, Lichtvouten mit dreifacher V-Fräsung 90 sowie L-Faltung schnell und exakt ausgefühert.

40 ARCHITEKTURWERKE 01 41 Die alltägliche Welt mit ihren Anforderungen ist sowieso schon kalt genug, das braucht man dann nicht noch im Urlaub Ralph Flum Weltreise im Luxusliner Yachthafen Hohe Düne, Warnemünde/D, Flum Design Eine runde Sache: Zementplatten formen Wellnessoase. Er gilt als einer der schönsten Yachthafen der Ostseeküste: der in der Segelsaison 2005 eröffnete Yachthafen Warnemünde. Seither ankern auf dem 40 ha großen Areal mit der 200.000 m² großen Wasserfläche rund ums Jahr 750 Boote aller Herren Länder und ein Luxusliner auf Weltreise. Dieser freilich hat nicht in der Ostsee angelegt, sondern fußt auf massivem Gelände direkt am neu gestalteten Ufer: das 5-Sterne-Hotel der im Oktober 2005 eröffneten Yachthafenresidenz Hohe Düne. Es ist kein gewöhnliches Hotel geworden, so eines aus Stahl und Glas, glatt und kühl und cool wie heutzutage modern. Die alltägliche Welt mit ihren Anforderungen sei sowieso schon kalt genug, das brauche man nicht auch noch im Urlaub, betont Ralph Flum, Inhaber des mit der architektonischen und innenarchitektonischen Gestaltung der Hohen Düne beauftragten Büros Flum Design. Stattdessen wollte er eine Urlaubsanlage bauen, die die Seele berührt. Sie atmet Entspanntheit und Atmosphäre, egal wie das Wetter draußen ist. Nicht historisierend und doch zeitlos verleiht sie den Gästen das Gefühl, in einem Kreuzfahrtschiff zu leben, das sie mitnimmt auf eine Weltreise in das Land ihrer Träume. Restaurants aus aller Welt laden im Heck des Luxusliners zu

42 Yachthafen Hohe Düne, Warnemünde/D ARCHITEKTURWERKE 01 43 Deckenkonstruktion Hybridkonstruktionen kulinarischen Genüssen ein. Der Weg durch den Bauch der 368 Doppelzimmer und Suiten fassenden Immobilie führt an unzähligen Shoppingparadiesen vorbei. Und im Bug ist eine 4.200 m² große Wellnessoase auf drei Stockwerken zu Hause: mit exquisiten Saunen und Dampfbädern, einem als Badehaus mit Ruheinseln gestalteten Schwimmbad und einer Behandlungsebene, die mit ausgesuchten Anwendungen aus aller Welt aufwartet. Marmor, edle Hölzer und luxuriöse Fliesen und AQUAPANEL Cement Board Indoor Platten: die Materialien, die in dieser Oase des Wohlbefindens zum Einsatz kommen, sind von ausgesuchter Qualität. Schließlich müssen sie nicht nur dem kritischen Geschmack der Gäste standhalten, sondern auch der extremen Beanspruchung, die der Einsatz in einem gewerblich genutzten Wellnessbereich mit sich bringt. In solch hoch beanspruchten Feuchträumen, die durchgehend mit Spritzwasser in Berührung kommen, fordert die DIN 18195-5 Bauwerksabdichtungen Abdichtung gegen nicht drückendes Wasser auf Deckenflächen und in Nassräumen einen höheren Nässeschutz, als ihn GKBI Bauplatten bieten. Daher gingen die Fachkräfte in der Wellnesszone mit für diese Ansprüche zugelassenen Zementplatten von Knauf Perlite als Baumaterial für die Trennwände auf Nummer sicher: Rund 2.500 m² dieser zementgebundenen Bauplatten kamen hier unter anderem in der gut 100 m² Fläche umfassenden Decke über dem Schwimmbad zum Einsatz, um Spritzschutz, hohe Stabilität, Schimmelresistenz sowie absolute Wasserresistenz zu garantieren. In der ebenfalls mit den Cement Boards gestalteten 300 m² Großküche kam noch eine weitere Eigenschaft der Platten zum Tragen: die hohe Brand- und Schallschutzqualität. Die Trockenbauer errichteten die Trennwände jeweils als zweilagige Hybridkonstruktion mit Gipskartonplatten und zementgebundenen Bauplatten, die raumhoch vom Rohfuß- boden bis zur Rohdecke angebracht wurden. Im Anschluss wurden sie mit Naturstein, Mosaikfliesen oder Farbe beschichtet. Bis zu einer mäßigen Beanspruchungsklasse konnte auf Grund der Hydrophobierung der verwendeten Platten sogar auf eine flächige Abdichtung unter keramischen Belägen verzichtet werden. Dabei räumt die Konstruktion gründlich mit dem Vorurteil auf, dass zementgebundene Platten nur gerade Formen erlauben. Duschzonen reihen sich wie gerundete Blütenblätter aneinander, Behandlungsräume schmiegen sich als Halbkreise um die Behandlungszonen. Umlaufende Lichtfluter mit gebogenen Cement Board-Schürzen strahlen die Decken an. Um die gekrümmten Wandflächen zu errichten, zersägten Monteure die Platten in 30 cm breite Streifen und bogen sie Stück für Stück über die bereits montierten Gipskartonplatten. Mit der Unterkonstruktion verschraubt und farblich gestaltet oder gefliest, verwandeln sie Aufenthalts- und Zweckräume nun in Oasen, die zum Träumen verführen und Gäste und Besucher zur Weltreise der Sinne einladen. Die gut 100 m² große Decke über dem Schwimmbad wurde komplett mit zementgebundenen Bauplatten gefertigt

44 Yachthafen Hohe Düne, Warnemünde/D ARCHITEKTURWERKE 01 45 Wir wollten eine Urlaubsanlage bauen, die die Seele berührt Ralph Flum Bild links: Die Trennwände wurden als zweilagige Hybridkonstruktion mit Knauf Platten und zementgebundenen Bauplatten erstellt und anschließend mit Mosaikfliesen beschichtet Bild unten: Direkt am neu gestalteten Ufer in Warnemünde steht der neue Yachthafen Objekt Yachthafen Hohe Düne, Warnemünde/D Bauherr Yachthafenresidenz Hohe Düne GmbH, Rostock-Warnemünde Architekt Flum Design, Hamburg/D Trockenbau/Verarbeitung Akustik + Schall Heinrich Schmid GmbH & Co. KG, Oelsa Lindner AG, Rostock/D Technische Beratung Andre Derichs und Ekkehard Schneider, Knauf Perlite Knauf Leistungen Wand- und Deckenkonstruktionen in hoch beanspruchten Feuchträumen, die durchgehend mit Spritzwasser in Berührung kommen, mit Aqua-Panel-Cementboard Indoor.