Möglichkeiten für die ersten Gehversuche:

Ähnliche Dokumente
Checkliste: Kamera. Dein persönliches Checkheft Teil 3: Kamera

Die kleine Videoschule

Eine kleine Filmschule leichte Sprache. Was ist Film?

SuS Infomappe Handyfilmen, Handyclipprojekt / Baustein I. Handyfilme im Unterricht

FILMGESTALTUNG TIPPS & TRICKS. Filmische Einheiten. Einstellungsgrößen

Kameratipps: Kamera einschalten: Sucht erst mal den Powerknopf:

Grundelemente der Filmgestaltung. Einstellung Eine Einstellung ist jener Filmabschnitt, der zwischen dem Einschalten und Ausschalten der Kamera liegt.

Filme mit dem Smartphone aufnehmen: Tipps und Tricks

TECHNISCHE UNIVERSITÄT DRESDEN SMT-CGV. Grundregeln. Komplexpraktikum Medieninformatik INF-B-490, Video SS WS 2013/14 1

Formate. 16:9 Kinoformat. 21:9 Cinemascope. 4:3 Fernsehformat

Moscheebau im Nachbarort

Gruppe A. Wir sehen, wo wir sind. Bekommen einen Eindruck von der Umgebung, in der die Handlung. stattfindet. Einstellungsgrößenquiz

Ein Film ist nichts anderes als eine Geschichte, nur dass diese eben nicht nur in Worten sondern vor allem auch mit Bildern erzählt wird.

Filmen mit dem Smartphone

Bisher ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, auch Videofilmen muss man erlernen.

Videos mit Windows XP

SpannendeAudio-und Videobeiträge mit SchülerInnen gestalten

KOSTENLOSE PDFs 5 TIPPS FÜR BESSERE LANDSCHAFTSBILDER

Übung: Suchen Sie an Ihrer Kamera die Automatik -Einstellung.

2. Schnelle Informationen für den Schüler Vorbereitung des Referats

Digitale Fotografie. Sehen und Können UWE GRAZ

Thomas Neubauer RICHTIG FOTOGRAFIEREN. 20 Tipps und Tricks für bessere Digital Fotos

Fragenkatalog Premiere Theorie

wissenssammlung. Tipps für Handy-Videos Filmen mit Smartphone von Shari Littmann

Impulse - Wie finde ich meine Film-Idee? Antonia Keinz, Kurzfilmwettbewerb «ganz schön anders»

Bessere Bilder, besser verkaufen

Auf geht s zum Filmen! Was Sie dazu brauchen: die Kamera, ein Sujet, viel Geduld und eine hohe Frustrationstoleranz.

Die Macht der Bilder

Grundlagen für die Erstellung einer Überblendschau

Ein Tisch ist ein Tisch

AUFGABE 1: TYPISCHE FILMFIGUREN

Die 10 goldenen Regeln der Fotografie

Postenlauf Digitalfotografie Lehrerinformation

3 Der Zoom. Der Zoom

Frieder Mallon / November 2004

Eine Analyse zum Film 'Halbe Treppe'

KÜNSTLER: ANDRE KURENBACH BILDBEWERTUNG. Bewertet von Georg Banek

GoPro-Einstellungen Guide

Perspektiven und Kamerastandpunkte

6 Der richtige Dreh 6.1 Vorbemerkung zum richtigen Dreh

AUDITORIX - Material für Kinder

Fotografieren mit der Digitalkamera

Deutsch³ Küssen verboten!? Neue Wörter Niveau 1

EINLEITUNG KAPITEL 1 DEN TATSACHEN INS AUGE SEHEN UND VON DEN PROFIS LERNEN. xvi. Julian Breuer, GoPro!, dpunkt.verlag, ISBN

Grundlagen Kreative Fotografie

Arlett Kirsch. Musik im Fernsehen. Eine auditive Darstellungsform in einem audiovisuellen Medium

VIDEOS UND LIVE VIDEOS

Geh nicht weiter, bevor Du die Frage beantwortest... Mach Dir ein bisschen Gedanken...

Arena Medien. Fotoguide

Erkläre mir Weihnachten

AUDITORIX - Material für Kinder

!!! Mein Gespräch mit dem Arzt

Filmpädagogisches. Begleitmaterial

Bildkomposition Lehrerinformation

Wie entsteht ein Gewitter?

Scott Kelby. Digitale Fotografie. Das Geheimnis professioneller Aufnahmen Schritt für Schritt gelüftet ADDISON-WESLEY

Beispiele für Einstellungsgrößen (Film: Donnie Darko)

Foto- und Videoguide.

Finn und das komische Zebra Abb. 28: Zwei Jungen am Zebrastreifen ( Living Puppets)

Kapitel 8. der Polizist, die Polizei

Fotografieren in Berlin

Probieren Sie immer verschiedene Blickwinkel aus! Manchmal muss man für ein gutes Bild auch in die Knie gehen...

7. Anhang Sequenzprotokoll: Aguirre - Der Zorn Gottes Sequenz 7: Auf dem Strom, Mittagszeit

Das sind Simon und Ella, vielleicht kennt Ihr die beiden schon aus anderen Videos. Die zwei sind gute Freunde und haben gemeinsam mit Professor

Teil 9. Richtig Ausruhen.

Schwarzsehen! Wieso fühlt man sich eigentlich so schlecht und gestresst?

ONLINE-AKADEMIE. "Diplomierter NLP Anwender für Schule und Unterricht. Praxisteil Woche 18

Ganz zu Anfang möchte ich Dir ein Geheimniss erzählen: Jeder kann malen und zeichnen!

Fotografieren. Kreatives. Ein Vortrag von Karsten Hölck Gründer und Gruppenmoderator vom Fotostammtisch Frankfurt am Main

Smartphonefotografie. Mit Video- und Foto-Apps arbeiten

Analyse einer Filmsequenz aus E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann

Westdeutscher Rundfunk / Planet Schule / Filmbildung und Medienpass

DIGITALER NACHLASS WAHRHEIT eine Initiative der Deutschen Telekom AG Moderationsunterlagen fu r einen Workshop (Einfache Sprache)

Was sagt die Wissenschaft zum glücklich werden?

AUSZEIT! 7 BLITZSCHNELLE TIPPS, UM AUS DEM HAMSTERRAD AUSZUSTEIGEN UND SICH ZU ENTSPANNEN. ÜBERALL. ZU JEDER ZEIT.

AUDITORIX im Unterricht Modulare Lerneinheit Technik Wissen für Kinder Das Mini-Tonstudio Aufnehmen, Schneiden und Mischen mit Audacity Seite 1

Merten feiert seinen Geburtstag. Auf, Philipp, trink, trink, trink,! Ja, klar! Also, Leute, ich fahr jetzt mal heim.

Sanitätshund Béryl. 12. Januar 2006 Sanitätshundevorführung in Wichtrach

BAUSTEIN: DEKORATION DAS 1x1 DER DEKO FÜR DEINE RÄUME

Gedanken für dich und deine Räume!

Ulli fragt #11 Lain Jackson Lain Jackson Photography Potsdam

TOP Tipps & Übungen für sich-nicht-trauen Schreiber

Einstiegshilfe zu schicken Fotos von William

Hast du auch oft das Gefühl, festzustecken und nicht weiterzukommen?

(1 Stern = hat mir nicht gefallen; 2 Sterne = könnte besser sein; 3 Sterne = war okay; 4 Sterne = hat mir gut gefallen; 5 Sterne = toller Film)

BERÜHRUNGEN. Anleitung. Fastenzeit im Bonner Münster Anleitung Gebete Übung

Inhaltsverzeichnis. Kapitel 1: Worauf es beim Fotografieren ankommt. Kapitel 2: Kamera und Objektive. Kapitel 3: Richtig belichten

Fragen und Aufgaben zu den einzelnen Kapiteln

Erste Schritte zum Start findest du hier:

Die Hurtigruten Fotofibel Teil 2 10 Fotoweisheiten, die Du kennen solltest. Powered by Insidenorway Und Alexandra von Gutthenbach-Lindau

Lerneinheit: Erklärvideos

Fotografieren mit der Digitalkamera

Online Video-Aktion #FürStarkeFamilien

Zu Beginn klatschen die SuS abwechselnd in die Hände und auf den Oberschenkel. Dazu wird der folgende Text rhythmisch gesprochen:

Transkript:

Die Kamera ist gekauft und Du möchtest jetzt gerne loslegen. Vielleicht hast Du meine ersten Tipps aus den Teilen davor befolgt wartest nicht mit den ersten Gehversuchen bis zum dem Ereignis, was Du dann filmen möchtest, sondern willst erst wirklich die ersten Schritte an einfachen Beispiele ausprobieren. Damit stellt sich auch schon die Frage: Was filme ich als erste Übung? Da gibt es natürlich viele Möglichkeiten. Die ersten Versuche sollen ja nicht in einem hollywoodreifen Film enden, aber Du möchtest natürlich auch schon etwas durchaus Vorzeigbares machen, sozusagen als Übung für das eigentlich zu filmende Ereignis. Also Kamera ausgepackt, Akku aufgeladen und los geht's. Möglichkeiten für die ersten Gehversuche: - Die Kirche und Umgebung in der Nähe - Der Wochenmarkt am Samstag vormittag - Das gerade stattfindende Volksfest - Die eigenen Kinder oder Enkelkinder beim Spielen - Ein Spaziergang entlang dem Fluss oder am See. - Ein besonderer Platz in einer Großstadt, der Dich interessiert - Ein Besuch im Zoo oder in einem Freiluftmuseum - Die Burg oder das Schloss in der Heimatstadt - Die Einkaufsstraße oder Fußgängerzone in Deiner Heimatstadt Die Reihe könnte ich weiter fortsetzen, aber eins davon wird für Dich sicher dabeisein. Wichtig ist, dass Dich das, was Du für die ersten Gehversuche filmst, auch wirklich interessiert. 1 / 9

Suche Dir für die ersten Gehversuche ein einfaches Thema aus Deiner Umgebung, was Dich besonders interessiert. Dabei sollte ein halber Tag für die Aufnahmen genügen. Als Erstes sollte Dir gleich klar sein, dass Film nicht Realität ist. Film ist das, was Du Deinen Zuschauern zeigen willst. Ist das langweilig oder uninteressant oder technisch nicht anzuschauen, werden sich die Zuschauer schnell abwenden. Also muss ich Interesse erzeugen und meine Filmaufnahmen interessant machen und von den Geschehnissen nicht ablenken. Später bei der Nachbearbeitung (In einem der nächsten Teile) muss ich den Film natürlich auch so zusammenbauen. Aber zuerst brauche ich das Material dazu. Bevor Du mit dem eigentlichen Filmen beginnst, solltest Du Dir einige grundlegende Gedanken machen, was Du filmen willst. Das soll kein Drehbuch sein, aber ich muss mir ja was vornehmen. Wenn ich in die Stadt zum Filmen gehe, dann sage ich mir als Beispiel: ich will die Kirche, den Wochenmarkt und das Zentrum zeigen. Damit hat mein Film bereits eine erste Gliederung. Wenn ich im Zentrum bin und dort malt ein Künstler wieder große Bilder auf den Boden, dann will ich das auch filmen, weil mich das interessiert und es auch schöne Bilder sind. Daraus kann ich schon eine Geschichte aufbauen. Wenn ich nach meinen ersten Überlegungen keine Geschichte aufbauen kann, wird mein Film vermutlich aus Einzelaufnahmen bestehen, die keinen Zusammenhalt haben. Natürlich kann es sein, dass sich die Geschichte erst dann ergibt, wenn ich filme, was mir vor die Linse kommt. Aber eine oder mehrere kleine Geschichten sollten sich auf jeden Fall ergeben, damit daraus ein Film werden kann. Diese kleinen Geschichten werden in meinem Film dann zu jeweils einer Sequenz, denn die Aufnahmen werden in einem gedanklichen oder räumlichen Zusammenhang sein. 2 / 9

Beispiel Sequenzen beim Kindergeburtstag: - Familien mit ihren Kindern treffen ein, alle begrüßen sich - Die Torte kommt, alle singen Happy Birthday" - Das Geburtstagskind pustet die Kerzen aus - Übergabe der Geschenke - Auspacken der Geschenke - Das Geburtstagskind schneidet die Torte an - Alle Kinder essen Torte - Alle eingeladenen Kinder spielen mit den erhaltenen Geschenken Natürlich werden beim Kindergeburtstag noch viele andere Sachen passieren. Ergeben sich daraus Sequenzen, dann kann ich die ja dazwischen einbauen. Diese hier aufgeführten Sequenzen sind nichts überraschendes beim Kindergeburtstag, also kann ich mich schon darauf im Geiste vorbereiten. Suche Dir einzelne kleine Geschichten aus der Gesamtstory, das werden die Sequenzen in Deinem späteren Film. 3 / 9

Also filme ich meine Geschichte in kleinen Sequenzen, Häppchen sozusagen. Für jede dieser Sequenzen werde ich wie bei einer Geschichte üblich, eine Einleitung oder Übersicht und einen Höhepunkt. Nehmen wir doch mal den Künstler, der große Bilder in der Fußgängerzone malt. Hier ist die filmische Geschichte: - Einleitung: Übersichtsaufnahme, die zeigt um was geht es, also Totale in Fußgängerzone, - Hinführung: mehrere Halbtotalen von Leuten, die kommen und auf den Boden schauen - Um wen geht es: Details auf den Künstler - Um was geht es: Details auf das unfertige Bild - Höhepunkt: das fertige Bild in einigen kurzen Details und dann Totale, wie alle das fertige Bild ansehen Das wäre also mein Grobraster. Ich rede hier von Totale, Halbtotale und Details, das sind drei verschiedene Grundeinstellungen für Aufnahmen. Im Fortgeschrittenenkurs gehe ich genauer darauf ein. Halbtotale bedeutet ganze Person, Detail bedeutet ein kleiner Ausschnitt, z.b. Hand oder Pinsel beim Malen. Natürlich gibt es noch mehr Einstellungsarten, aber für den ersten Versuch reicht zu wissen, man sollte möglichst viele Details machen, das macht einen Film viel spannender als nur lauter Totalen. Ausserdem kann man Totalen viel schlechter hintereinander schneiden. Da Du am Anfang Leute gefilmt hast, die kommen und runterschauen, solltest Du jetzt auch ein paar Gegenschüsse bzw. Aufnahmen für Zwischenschnitte drehen, damit Du später einfacher schneiden kannst. Diese Art von Aufnahmen sollten immer Halbnah oder Nahaufnahmen sein, also eine oder mehrere Personen ab Gürtel oder Brust aufnehmen, die interessiert zuschauen. 4 / 9

Drehe möglichst viele Details und Nahaufnahmen, die machen den Film spannend, vergesse nicht, auch Gegenschüsse zu drehen und achte auf die Anschlüsse. Aber Vorsicht bei dem Künstler und seinen Utensilien. Es gibt immer eine imaginäre Achse von 180 Grad, die man nicht überschreiten sollte, da der Zuschauer sonst meint, der Künstler malt jetzt von der anderen Seite. Das nennt man einen Achsensprung. Bei einer Fußballübertragung wechselt die Kamera auch nicht auf die Gegentribüne, sonst meint der Zuschauer, die Szenen wäre aus zwei verschiedenen Halbzeiten, einmal nach links und in der nächsten Szene nach rechts kicken. Wenn der Künstler einmal sein Werkzeug links und dann wieder rechts ablegt, dann muss ich das filmisch einmal einfangen, sonst kommt es zu einem Sprung in der Fortsetzung (engl. Continuity) der Geschichte. Du kennst doch die Fehler in den professionellen Filmen: Einmal ist der Zigrattenstummel kurz dann wieder lang, oder das Telefon zuerst links am Ohr und in der nächsten Aufnahme dann rechts am Ohr. Du solltest auch einige Zwischenaufnahmen einplanen, damit man später einfacher schneiden kann und Sprünge in der Geschichte damit unsichtbar werden. Schließlich will man nicht eine Stunde lang aufnehmen, bis der Künstler sein Bild fertig hat. Also nimmt man Personen ab Gürtel oder Brust auf, die interessiert zuschauen. Oder man macht Detailaufnahmen der malenden Hand oder der daneben liegenden Utensilien, das kann man später alles für Zwischenszenen verwenden. Ausserdem wird die Geschichte durch die Zwischenaufnahmen spannender. Sie sollten aber von der Szenerie nicht ablenken, Du solltest immer nah dranbleiben. 5 / 9

Drehe möglichst viele Details und Nahaufnahmen, die machen den Film spannend, vergesse nicht, auch Gegenschüsse zu drehen und achte auf die Anschlüsse. Wenn die Szenen später zusammengeschnitten werden, dann muss es auch den Sehgewohnheiten entsprechen. Handlungsablauf muss also fortlaufend sein, Zeitverkürzungen sind mit Zwischenaufnahmen kein Problem. Schwieriger ist es, wenn ich statt einem malenden Künstler einen Musikanten filme, dann kommt noch die Tonspur dazu, auf die Du achten solltest. Schließlich sollen keine hörbaren Sprünge in der Musik sein. Das gilt aber auch für Nebengeräusche, ein vorbeifahrendes Auto, das man im Bild nicht sieht, ist mehr als störend. Am besten ist es, Du machst auch einige Aufnahmen einer Geräuschkulisse, dann kann man die störenden Geräusche evtl. später beim Tonschnitt ersetzen. Sowohl in der Fotografie als auch beim Filmen redet man vom goldenen Schnitt". Dazu in einem der nächsten Kapitel. Wichtig ist im ersten Moment, dass man seine Aufnahmen von der Szenerie her aufbaut", also gerade bei Totalen und Halbtotalen das richtige Verhältnis von Vordergrund und Hintergrund findet. Damit bekommt das Bild eine entsprechende Tiefe". Hilfreich sind Gegenstände im Vordergrund, die nicht stören. Wie ist es mit Gesichtern? Bei Nahaufnahmen sollte die Augenhöhe etwas oberhalb einer gedanklichen Mittellinie des Bildes sein, sonst wirkt es unnatürlich und die Person sollte auch nicht komplette aus dem Bild schauen. Noch was Wichtiges zu den Sehgewohnheiten. Am Anfang neigt man dazu, gerade Kinder oder sitzende Personen von oben zu filmen. Filmisch bedeutet es aber, ich bin überlegen und das macht die unterlegenen Personen nicht sympatisch. Besser ist es auf Augenhöhe (ebenbürtig) zu filmen, kann aber auf Dauer natürlich auch langweilig sein. Du musst Dir also etwas Abwechslung überlegen. Eine weitere Anfängerneigung gerade bei den ersten Gehversuchen sind Schwenks und Zooms. Die sind nur dann ok, wenn sie berechtigt sind, also ich möchte zuerst die Farbkreide zeigen und folge dann der Hand mit dem Kreide in der Hand zum Bild, was gemalt wird. Nicht berechtigt wäre, wenn ich zuerst die Kreide zeige und dann zum Künstler schwenke, der seine Kreide gerade weglegt, ich habe also keinen Grund für den Schwenk, im Gegensatz, er lenkt ab. Noch schlimmer ist es mit Zooms. Ich zoome auf das Gesicht des Künstlers und zeige anschließend das Gesamtbild; das ist natürlich falsch. Hinzoomen heisst auf etwas aufmerksam machen, was ich in den nächsten Aufnahmen zeigen und erklären möchte. Ein Wegzoomen geht noch eher, wenn ich z.b. von einem Detail des Bildes wegzoome, um das ganze Bild zu 6 / 9

zeigen, dann ist es durchaus begründet. Ein Zoom ist ja eigentlich eine optische Vortäuschung einer Fahrt, die keine Fahrt ist. Wenn jeder merkt, dass es keine Fahrt ist, dann war der Zoom auch falsch eingesetzt. Achte auf die Sehgewohnheiten, ebenso auf die Hörgewohnheiten. Am besten auf Zooms und Schwenks am Anfang verzichten. Eine Geschichte kann man filmisch immer ohne jegliche Zooms und Schwenks erzählen. So jetzt haben wir gemeinsam schon viele wichtige Punkte für die ersten Aufnahmen durchgesprochen. Eines möchte ich aber noch loswerden. Ich werde immer gefragt, hast Du ein Stativ dabeigehabt. Ich sage oft nein, alles aus der Hand oder aufgelegt. Manchmal tue ich aber auch beim Schnitt nachhelfen, indem ich die Geschwindigkeit runtersetze, dann wirkt das Bild ruhiger, davon aber mehr beim Schnitt. Die wichtigste Regel für die Kamera ist: Ist die Szenerie ruhig, was meistens bei den Totalen der Fall ist, dann sollte auch die Kamera ruhig sein. Natürlich ist dann ein Stativ am besten, aber man kann auch nachhelfen. Videokameras sind heute klein und man kann sie auch auflegen. Z.B. auf einer Mauer, auf einem Bank oder auch auf den Boden legen. Oder man hält die Kamera in der Hand und versucht den Körper ruhig zu halten. Man lehnt sich an einem Pfosten oder Laternenpfahl oder Hauswand an, der Unterarm dient dann fast als Stativ. Für solche Aufnahmen sollte man dann möglichst auch den Weitwinkel verwenden und nicht voll in den Zoom gehen. Ein einfacher Tipp ist auch, während der Aufnahme nicht zu atmen, da sich das auf die Körperbewegung und damit die Kamera auswirkt. Keine Angst, es erstickt ja keiner und ein paar Sekunden kann jeder die Luft anhalten, auch Du. Die nächste Stufe wäre dann ein kleines Stativ. Selbst ein 10-Euro-Stativ, das eigentlich für kleine Knipsapparate gedacht ist, bewirkt schon Wunder. Dann darf man aber während der Aufnahme, so wie auch beim Auflegen, die Kamera nicht berühren. Also entweder per Fermbedienung einschalten, oder man muss später den Anfang und das Ende der Aufnahme, wo es noch wackelt, einfach wegschneiden. 7 / 9

Wenn aber die Szenerie nicht ruhig ist, dann stört meistens die Hand Kamera wenig, ausser man macht Bewegungen, die den Bewegungen im Bild widersprechen. Wenn man ein Objekt mit der Kamera verfolgt, dann redet man von subjektiver Kamera und dann ist Wackeln in einem gewissen Rahmen sogar erwünscht. Eine wichtige Regel ist auch, dass je mehr Weitwinkel, desto ruhiger die Kamera, ausserdem ist da das Anti-Wackelsystem der Kamera, was bei den neuen Kameras schon recht gut ist, sogaar hilfreich, weil es die Aufnahme noch mehr ruhigstellt. Erwarte aber keine Wunder davon. Eine verwackelte Aufnahme kann man nie ganz ruhig stellen, also schon bei der Aufnahme darauf achten. Ein Stativ musst Du bei den ersten Gehversuchen nicht mitnehmen, aber versuche die Kamera ruhig zu halten bzw. bei Totalen aufzulegen. Ist die Szene ruhig, so sollte auch die Kamera ruhig sein. Ein verwackelte Kamera kann nur eine beabsichtigt subjektive Kamera sein. Damit wären wir mit der Theorie am Ende, jetzt solltest Du also die Kamera selber in die Hand nehmen und Aufnahmen machen. Natürlich sind meine Tipps nur Anhaltspunkte, wenn Du sie aber beachtest, dann wirst Du sehen, dass wir in einem weiteren Teil mit dem Schnitt wesentlich weniger Probleme haben und das dann schon Dein erster Film rauskommt, der durchaus für Zuschauer sehenswert sein wird. Und wenn Du genug Praxis gesammelt hast, kann es an die eigentlichen Aufgaben gehen, wofür Du die Kamera gekauft hast, also den Kindergeburtstag, die Hochzeit oder den Urlaub. Dann wünsche ich für die ersten Gehversuche mit der Kamera Gut Licht". Im nächsten Kapitel werden wir dann gemeinsam nochmal die Sachen durchgehen, die Du unbedingt vermeiden solltest und dann machen wir uns an den Schnitt ran. 8 / 9

Zum Kapitel 4 - Materialsichtung 9 / 9