Aktuelle Entwicklungen auf dem ungarischen Arbeitsmarkt Stand: September 2016 Hinweis: Daten zum Arbeitsmarkt stammen aus verschiedenen Quellen, bei Vergleichen ist dies immer zu beachten. Beschäftigte, Erwerbstätige, Erwerbslose und entsprechende Quoten: Arbeitskräfteerhebung des Statistischen Amtes (KSH). Als beschäftigt gilt, wer im entsprechenden Erhebungszeitraum (eine Woche) mindestens 1 Stunde gegen Entgelt gearbeitet hat. Angestellte, Verdienste: von den Unternehmen gemeldete Angaben. Teilzeitbeschäftigte werden i.d.r. auf Vollzeit Äquivalent umgerechnet). Quelle: KSH Arbeitssuchende: bei den Arbeitsämtern (NFSZ) gemeldete Personen Inhalt: 1. Beschäftigungslage, Arbeitslosigkeit 2. Fachkräftemangel 3. Löhne, Lohnnebenkosten. Tarif Auseinandersetzungen, Gewerkschaften 1. Beschäftigung, Arbeitslosigkeit Entwicklung von Beschäftigung und Arbeitslosigkeit Die Beschäftigungsquote hat zur Jahresmitte 2016 den höchsten Stand seit Anfang der 90 er Jahre erreicht. Gleichzeitig liegt die Arbeitslosigkeit auf dem niedrigsten Stand seit der Wende. Erwerbstätigkeit 2000 1. Qu. 2016 2. Qu. 13 12 11 9 7 6 Arbeitslosenquote (%)* Erwerbstätigenquote (%)** 70 6 66 6 62 60 2000 2001 2002 2003 200 200 2006 2007 200 2009 20 2011 2012 2013 201 2012016 2000 2001 2002 2003 200 200 2006 2007 200 2009 20 2011 2012 2013 201 2012016 * 1 7 Jahre, ** 1 6 Jahre. Quartalsdurchschnitte. Quelle: Arbeitskräfteerhebung KSH / Eurostat 1
Angestellte nach Sektor Mehr als die Hälfte der neuen Jobs wurde seit 2011 durch öffentliche Beschäftigungsprogramme (ÖBP közfoglalkoztatás ) geschaffen. Veränderung der Zahl der Beschäftigten in %, gleitender 3 Monats Durchschnitt 30 2 20 1 0 200 2009 20 2011 2012 2013 201 201 2016 Privatwirtschaft Quelle: KSH / Unternehmensstatistik öffentlicher Dienst Zahl der Angestellten nach Sektor * in 00 Personen Jahr Insgesamt Privatwirtschaft öffentlicher Dienst ohne ÖBP** ÖBP** 2011 2 691. 1 1.2 67.9.6 2012 2 67. 1 17.2 660. 90. 2013 2 700.2 1 19.1 67.0 129.1 201 2 23.0 1 67.1 671.6 12. 201 2 9.9 1 920.3 676.3 191.9 2016 1. Hj. 2 96.9 1 976.6 671.3 201. Veränderung 2016/2011 277. 12. -.7 12.7 * Ohne non profit Sektor und private Haushalte. ** ÖBP: öffentliche Beschäftigungsprogramme ( közfoglalkoztatás ). Quelle: KSH / Unternehmensstatistik Beschäftigung regional Arbeitslosen und Beschäftigtenzahlen weisen sehr große regionale Unterschiede auf. In Ballungsräumen gibt es Orte mit Arbeitslosenraten von 3% oder weniger, was Vollbeschäftigung gleichkommt, zugleich gibt es Gegenden mit deutlich zweistelligen Arbeitslosenraten. 2
Arbeitslosenquote nach Komitaten, 1. Halbjahr 2016 in Prozent, Basis: bei den Arbeitsämtern als arbeitssuchend gemeldete Personen Quelle: Arbeitsagentur NFSZ Detaillierte Arbeitsmarktdaten des NFSZ: http://www.nfsz.gov.hu/resource.aspx?resourceid=stat_afsz_nyilvtartasok_idosorai_megyei 2. Fachkräftemangel Unbesetzte Stellen Für das 1. Quartal hat das Statistikamt 0.000 unbesetzte Stellen registriert, 36.000 davon in der Privatwirtschaft. Das bedeutet: von 0 Arbeitsplätzen in der Wirtschaft konnten durchschnittlich 1,7 nicht besetzt werden. Besonders hoch ist diese Quote in der elektronischen Industrie (,0), der Textilindustrie (3,7) und der Informations und Kommunikationswirtschaft (3,), aber auch im Fahrzeugbau und der Elektrotechnik (2,6 bzw. 2,9). Besonders gesucht werden Akademiker, aber auch Maschinenführer, Montagekräfte in der Produktion und Fahrer. Download KSH Bericht: http://www.ksh.hu/docs/hun/xftp/stattukor/uresallas161.pdf 3. Löhne, Lohnnebenkosten Langfristige Entwicklung Der Druck am Arbeitsmarkt begünstigt derzeit relative starke Lohnzuwächse: Im ersten Halbjahr stiegen die Bruttoverdienste um,% in der gewerblichen Wirtschaft, im öffentlichen Dienst sogar um %. Dank Steuersenkungen und beinahe Null Inflation ergab das einen Reallohnzuwachs von 7,%. Auf mittlere Sicht sind Steigerungen der Lohnkosten wie im ersten Halbjahr 2016 ein Risiko für die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes. 3
Durchschnittsverdienste in der Privatwirtschaft Brutto Netto * Real** HUF % zum Vj. EUR HUF % zum Vj. EUR % zum Vj. 2000 2 30 6 3 21.7 200 1 99 9 21 397 20 206 63 3.3 71 133 76 7.6 6 2.6 2011 217 932. 71 1 0.0 17 3.9 2012 233 729 7.2 0 71.3 21-1.3 2013 22 293 3.6 16 1 702.2 3 3. 201 22 66.3 19 16 9.3 36. 201 262 6 3.9 7 171 911 3.9 3.9 2016 H1 27 039.3 76 12 237 6.9 3 6.7 * Nettolöhne ab 2011: ohne Steuergutschriften für Familien mit Kindern. ** Reallöhne: Veränderung der Nettolöhne bereinigt um den Verbraucherpreisindex EUR: Umrechnung in Euro zum durchschnittlichen Wechselkurs der Zentralbank MNB für den betreffenden Zeitraum Quelle: KSH / Unternehmensstatistik, eigene Berechnungen Detaillierte Daten des KSH http://www.ksh.hu/stadat_evkozi_2_1 Anteil der Arbeitnehmer in den jeweiligen Verdienstgruppen in % aller Arbeitnehmer 20 1 16 1 12 6 2 0 19 16 Quelle: Arbeitsagentur NFSZ 12 <1. 12 17 200 300 00 00 >00 Durchschnittlicher Monatsverdienst Obergrenze in 00 HUF 1 Regional, Branchen Die Verdienste variieren stark nach Region und Branche. So liegt der durchschnittliche Brutto Monatsverdienst in der Fahrzeugindustrie insgesamt bei ca. 332.000 Ft, im Komitat Győr aber bei 2.000, im Komitat Zala hingegen nur bei 160.000 Ft. Im Handel verdienen Beschäftigte In Budapest ca. 313.000 Ft., in Nográd gerade einmal 171.000 Ft. Im ersten Halbjahr 2016 lagen die Bruttoverdienste um ca. ein Drittel über dem Niveau von 20, allerdings lag nur das verarbeitende Gewerbe (+37%) und im Gastgewerbe (+36%) über diesem Zuwachs (in letzterem erreichen die Löhne aber auch so erst 61% des Landesdurchschnitts). In manchen Branchen erreichte der Zuwachs in den letzten fünf Jahren demgegenüber kaum mehr als 20%.
Durchschnittlicher Brutto Monatsverdienst nach Wirtschaftszweigen 2016 H1 HUF 2016 H1/20 % Alle Zweige 27 039 32. A Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 193 17 3.1 B Bergbau 2 37 21. C Verarbeitendes Gewerbe 27 63 37.2 CA Herst. von Nahrungsmitteln, Getränken, Tabak 226 63 0.7 CB Herst. von Textilien, Kleidung, Schuhen, Lederwaren 16 716 3.2 CC Holzverarbeitung, Herst. von Papierwaren 22 000 23. CD Mineralölverarbeitung 73 06 7. CE Herst. von chem. Produkten 30 3 29.1 CF Herst. von Arzneimitteln 7 66 20.1 CG Herst. von Gummi- u. Kunststoffwaren 2 07 30.0 CH Metallherstellung und verarbeitung 2 13 33.2 CI Herst. von Büromaschinen, elektron. und optischen Geräten 30 390.3 CJ Herst. von elektr. Geräten und Ausrüstungen 261 27.6 CK Maschinen- und Anlagenbau 29 6 32.1 CL Fahrzeugbau 331 30 2.2 CM sonst. verarb. Gewerbe 239 31 37. D Energie-, Gasversorgung 0 16 23.7 E Wasserversorgung, Abfallwirtschaft 23 6 1.1 F Bauwirtschaft 193 92 26. G Handel 22 02 30. H Transport, Logistik 23 7 21.2 I Fremdenverkehr 167 63 36.3 J Information, Kommunikation 6 01 31.6 K Finanzen, Versicherungen 27 761 21.2 L Grundstücks- und Gebäudewirtschaft 23 93 2. M Wirtschaftliche Dienstleistungen 399 01 32.7 Durchschnittlicher Brutto Monatsverdienst nach Regionen Region / Komitat 2016 H1 2016 H1/20 HUF % Ungarn gesamt 27 039 32. Zentral-Ungarn 322 07 29.0 Budapest 39 071 29. Pest 239 062 30.0 Mittl. Transdanubien 29 30 33.9 Fejér 2 3 32. Komárom-Esztergom 29 7 30.1 Veszprém 229 2 3.9 Westl. Transdanubien 21 1 2.0 Győr-Moson-Sopron 22 20.0 Vas 237 760 3.0 Zala 19 237 29. Südl. Transdanubien 22 77 3. Baranya 212 260 29.6 Somogy 220 3 1.9 Tolna 2 216 33.3 Nord-Ungarn 23 12 36.3 Borsod-Abaúj-Zemplén 231 71 37.1 Heves 20 0 33.3 Nógrád 203 333 36.7 Nördl. Tiefebene 213 9 0.0 Hajdú-Bihar 229 290 1.3 Szabolcs-Szatmár-Bereg 19 13 33. Jász-Nagykun-Szolnok 213 029.3 Südl. Tiefebene 211 192 39. Bács-Kiskun 21 32 3.1 Békés 196 07 37.6 Csongrád 21 7 36.
Lohnnebenkosten In Ungarn machen Lohnnebenkosten ca. 23% der Gesamt Arbeitskosten des Arbeitgebers aus. Damit liegt Ungarn etwa im Mittelfeld der osteuropäischen Länder, nah an den Werten für die EU 2 und Deutschland. Anteil von Lohn/Gehalt und Lohnnebenkosten an den Arbeitskosten insgesamt Gewerbliche Wirtschaft, 201, ausgewählte Länder, in % 1 16 1 1 20 22 22 22 23 2 26 27 26 27 2 0 7 7 7 77 76 7 73 73 73 BG SI HR PL LV PT DE RO HU EU2 EE AT SK CZ Lohnnebenkosten Quelle: Eurostat, eigene Berechnungen Lohn Lohnstückkosten Die Lohnstückkosten (ULC) sind in Ungarn zwischen 20 und 2016 um über 20% gestiegen, die der ausländischen Handelspartner nur um ca. 7%. Kompensiert wurde diese verschlechterte Wettbewerbsfähigkeit zumindest für stark exportorientierte Unternehmen durch die nominale Abwertung des Forints (ca. 13%), im Ergebnis ist das Verhältnis der realen ULC (REER ULC) in den vergangenen Jahren relativ konstant geblieben. Realer effektiver Wechselkurs des Forints auf Basis der Lohnstückkosten Index, 2001=0 ung. ULC 130 120 ausl. ULC* 1 0 90 REER ULC 0 70 2001 2002 2003 200 200 2006 2007 200 2009 20 2011 2012 2013 201 201 Ausl. ULC: gewichtete Lohnstückkosten der wichtigsten Handelspartner Quelle: MNB 6
Mindestlohn Der gesetzliche Mindestlohn ist nach einer kräftigen Anhebung 2012 (+19%) von zuvor 37 auf 2% des Durchschnittsverdienstes angestiegen, seitdem ist dieser Quotient de facto stabil, d.h. die Mindestlöhne sind 2013 2016 im Einklang mit der allgemeinen Lohnentwicklung angehoben worden. Daten zum Mindestlohn beim KSH: http://www.ksh.hu/stadat_eves_2_1. Tarif Verhandlungen, Gewerkschaften Insbesondere im Handel, aber auch im Fahrzeugbau gab es 2016 ein ungewohnt starkes Auftreten der Gewerkschaften in den Lohnverhandlungen. Es gab 2016 in den letzten Jahren in der Privatwirtschaft in Ungarn äußerst selten Warnstreiks oder die Androhung von Warnstreiks z.b. bei Audi und den Zulieferern Autoliv und LuK Savaria. Ausgewählte Tarifabschlüsse 2016 (Quelle: Pressemeldungen): Audi: 12% + Einmalzahlungen von 21% Lidl: ca. +1% Tesco: 11 2% KIKA: 12,3% IKEA: 11% Im Januar 2016 hat die deutsche IG Metall ein Verbindungsbüro in Győr eröffnet, das der ungarischen Schwester Gewerkschaft Vasas ( Metaller ) Unterstützung geben soll, weitere Büros in anderen Städten sind möglich. Kontakt: Deutsch Ungarische Industrie und Handelskammer Dirk Wölfer, +36 1 3 762, woelfer@ahkungarn.hu 7