Kann man dem Diabetes davonlaufen? Dr. med. A. Witzel Internist/Kardiologe/Diabetologe(DDG) Med. Reha-Einrichtungen der Stadt Radolfzell Mettnau-Kur -
Diabetes mellitus Es gibt eine Vielzahl verschiedener Diabeteserkrankungen. Am häufigsten kommen vor der Typ-1 Diabetes (ca. 7 % aller Erkrankten) und der Typ-2 Diabetes (ca. 92 %). Fachleute haben ebenso Vorstufen der Typ-2 Erkrankung im Visier, die u.a. als gestörte Glukosetoleranz bezeichnet werden. Menschen mit einem Typ-1 Diabetes sind fast immer normalgewichtig. Bei ihnen liegt eine Autoimmunerkrankung als Hauptursache vor, die zu einer Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse führt. Dieser Prozess kann über mehrere Jahre laufen. Erst wenn 80-90 % der sog. ß-Zellen zerstört sind, entwickelt sich der Typ-1 Diabetes.
Diabetes mellitus Ca. 90% der Europäer und Amerikaner mit einem Typ-2 Diabetes (in d. BRD: Ca. 6 (-7) Mio.) sind übergewichtig. Bis vor wenigen Jahren sprach man vom sog. "Alterszucker", da die Krankheit überwiegend ab dem 60. Lebensjahr festgestellt wurde - aktuell ist in der BRD in der Gruppe der über 70-Jährigen jeder 4. betroffen. Im Vordergrund stehen die - sinkende Bereitschaft zum Konsumverzicht mit der notwendigen - Veränderung des Eßverhaltens u. der - Rückgang körperlicher Aktivität: Ausgelöst durch ungesunde Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten entwickeln auch immer mehr jüngere Menschen und Kinder einen Typ-2 Diabetes.
Diabetes mellitus Wesentlich an der Krankheitsentstehung beteiligt ist also ein vorliegendes Übergewicht und eine unangepaßte Ernährung; jede gezielte Therapie setzt deshalb vorrangig an einer individuellen Ernährungs- und Bewegungsberatung an. Können die Behandlungsziele so nicht erreicht werden erst dann -, wird der Arzt mit dem Patienten eine medikamentöse Therapie besprechen. Graphiken aus: Abbott-Diabetes-care
Also stellt sich für den Einzelnen und die Summe derer - die Gesellschaft - die Frage: Kann man dem Diabetes davonlaufen? 1) Gesunde 2) Bereits an Vorstufen Erkrankte (Gestörte Glucosetoleranz) 3) Nutzen des Sports für Diabetes-mellitus-2-Erkrankte 4) Nutzen des Sports für Diabetes-mellitus-1-Erkrankte 5) Was heißt Laufen?
1a) Gesunde: Sport in der Prävention des Diabetes mellitus 2
Aus: Bewegung und Sport bei Diabetes mell. Typ 2, Vortrag von Prof. Dr. K. Völker, Juni 2008, Berlin
1b) Gesunde: Sport in der Prävention des Diabetes mellitus 2
2) Bereits an Vorstufen Erkrankte: Sport in der Prävention des Diabetes mellitus 2!
3a) Nutzen des Sports für bereits Erkrankte: Sport als Therapie des Diabetes mellitus 2 Bewegung u. Sport bei Diabetes mell. 2, Vortrag von Prof. Dr. K. Völker, Juni 2008, Berlin
3b) Nutzen des Sports für bereits Erkrankte: Sport als Therapie des Diabetes mellitus 2 1. Körperliche Aktivität senkt den Blutzucker der Körper reagiert sensibler auf Insulin, die Zuckerverwertung bessert sich: In verschiedenen Studien konnte (> 8 Wochen Training) eine Abnahme des Nü-BZ-Wertes um ca. 30 mg/dl (im Schnitt von 165 auf 129 mg/dl) und des pp BZ-Wertes (1-2 h) um ca. 10 mg/dl gezeigt werden Balducci et al in Diabetes Care 2004; 27: 841-842, Dunstan et al in Diabetes Care 1997; 20: 913-921 Der HbA1c sinkt um ca. 0,66%. Boulé et al. in Diabetologia 2003; 46: 1071-1081 2. Diabetes-Medikamente und Insulin können reduziert oder z.t. abgesetzt werden. Faber-Heinemann in Diabetes, Stoffwechsel und Herz 2008; 17: 261 ff.
3c) Nutzen des Sports für bereits Erkrankte: Sport als Therapie des Diabetes mellitus 2 1. Der Herzmuskel kräftig sich, die Durchblutung der Körpergewebe steigt an, die Sauerstofftransportfähigkeit des Blutes steigt. 2. Der Blutdruck sinkt, ebenso die Fettspiegel (Ges.- und LDL-Chol., das HDL-Chol. steigt), v.a. auch die Menge des stoffwechselungünstigen Bauchfetts. 3. Unklare Datenlage zum Körpergewicht (Training ohne Ernährungsumstellung mit widersprüchlichen Ergebnissen).
3d) Nutzen des Sports für bereits Erkrankte: Sport als Therapie des Diabetes mellitus 2 als Schutz vor Komplikationen und Folgeekrankungen 1. Das Risiko für - Nierenversagen (-2,8%), - Erblindung (-26,0%), - Amputation (-14,0%) sowie für 2. Herzinfarkt (-10,7%) und Schlaganfall (-4,3%) läßt sich meßbar reduzieren; nebenbei auch die psychische Befindlichkeit; es kommt zur höheren Therapiezufriedenheit. Diabetes-Mobil-Studie, in Diabetes, Stoffwechsel und Herz, 7/2008
4) Nutzen des Sports für bereits Erkrankte: Sport als Therapie des Diabetes mellitus 1 Unter anderem fehlt bei Pat. mit DM 1 die eigenständige Insulinausschüttung; jede Insulinspritze von außen führt zu einem relativen Insulin- Überschuß. Dieser verhindert während Muskelarbeit die bedarfsgerechte Zuckerfreisetzung aus der Leber bei gleichzeitiger verstärkter Zuckeraufnahme der Muskelzellen. Bei erhöhtem BZ-Wert ist das erwünscht; bei normalem BZ bzw. langer sportl. Aktivität kann das Unterzuckerungen provozieren. Sport als Therapieoption ist somit zweitrangig; es geht v.a. um den Zugewinn an Lebensqualität und die Verbesserung der Herz-Kreislauf-Risikofaktoren (lineare Dosis-Wirkungs-Beziehung) durch den Sport. Individuelle Anpassungsregeln sind zu erarbeiten, dann besteht keine erhöhte Unterzuckerungsrate. Lehmann et al., Diabetes Care 1997; 20
5a) Was heißt Laufen? Aus: Bewegung und Sport bei Diabetes mell. Typ 2, Vortrag von Prof. Dr. K. Völker, Juni 2008
5b) Was heißt Laufen?
5) Was heißt Laufen?