Grüne Dächer aber richtig! Gründächer wirken positiv

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Transkript:

Planung Grüne Dächer aber richtig! Schön sieht es aus, wenn ein Gründach auf einem Holzhaus thront. Nicht nur Ökofreaks, sondern auch ganz normale Bauherren entdecken zunehmend die Vorzüge dieser alternativen Dacheindeckung für sich. Warum also nicht mal ein Holzhaus mit Gründach anbieten? mikado-autor Dr. Gunter Mann erläutert die wichtigsten Grundlagen für die Planung der grünen Haube. Gelungene Kombination von Architektur und Begrünung warum nicht mal als Tonnendach? Begegneten Bauherren, Planer und Handwerker begrünten Dächern noch vor Jahren mit einer gewissen Skepsis, hat diese Art der Dachkonstruktion mittlerweile eine breite Akzeptanz gefunden. Die Zahl neu begrünter Dachflächen betrug im Jahr 2003 bereits etwa 12 Mio. m². Die Tendenz steigt zu Recht, denn durch die aktuelle Siedlungsentwicklung verschwindet in Deutschland täglich etwa 120 ha Grünfläche unter Gebäuden und Verkehrsflächen. Das entspricht der Größe von ungefähr 140 Fußballfeldern. Gründächer wirken positiv Die Grünflächen sind in unseren dicht bebauten Städten rar und die Grundstückspreise haben teilweise unerschwinglich hohes Dimensionen angenommen. Vor allem in Ballungszentren spitzt sich die Lage zu: Lärm, Hitze, Staub, Straßenverkehr und der Anblick grauer Gebäude stellt ein nicht unerhebliches Stresspotenzial dar. Planer und Bauherren nutzen die vielen positiven Wirkungen von Dachbegrünungen, die in zahlreichen Untersuchungen belegt wurden. Dazu gehören vor allem: Dämmung im Winter und Hitzeschutz im Sommer Längere Lebensdauer der Dachabdichtung durch Schutz vor Extremtemperaturen und Witterungseinflüssen Verbesserung der Luftschalldämmung und Minderung der Schallreflexion Verbesserung des (Klein-) Klimas durch eigene Verdunstungs leistungen Bindung und Filterung von Staub und Luftschadstoffen 50

Zusätzliche Nutzflächen für den Menschen bei Intensivbegrünungen Regenwasserrückhalt (je nach Region und Gründach 30 99 % des Jahresniederschlags) Reduzierung der Abwassergebühren als anerkannte Entsiegelungsmaßnahme Minimierung der Niederschlagsabflussspitzen Ökologische Ausgleichsfläche bei der Eingriff-Ausgleichs-Regelung nach Bundesnaturschutzgesetz Verbesserung des Arbeits- und Wohnumfelds für den Menschen Großflächig einsetzbares Gestaltungselement der Städte- und Landschaftsplaner Schutz vor Elektro-Smog Extensiv und intensiv begrünen Begrünte Pultdächer eines Holzhauses Ein Dach lässt sich auf zwei unterschiedliche Arten begrünen. Zum einen mit einer sog. Extensivbegrünung, zum anderen mit einer sog. Intensivbegrünung. Bei Extensivbegrünungen handelt es sich um naturnah angelegte Vegetationsformen, die sich weitgehend selbst erhalten und weiterentwickeln. Es werden Pflanzen mit besonderer Anpassung an die extremen Standortbedingungen und mit sehr hoher Regenerationsfähigkeit verwendet. Die weitestgehend geschlossenen flächigen Vegetationsbestände bilden Moose, Sukkulenten (Sedum-Arten), Kräuter und Gräser. Die Höhe des Schichtaufbaus beträgt hier etwa 8 15 cm. Extensivbegrünungen sind auf flachen und geneigten Dächern möglich. Die geringe Wartung beschränkt sich auf ein bis zwei Kontrollgänge im Jahr, die ggf. Pflegegänge nach sich ziehen können. Intensivbegrünungen hingegen umfassen Pflanzungen von Stauden und Gehölzen sowie Rasenflächen und Bäume. In den Möglichkeiten der Nutzungs- und Gestaltungsvielfalt lassen sie sich bei entsprechender Ausstattung mit bodengebundenen Freiräumen vergleichen. Intensivbegrünungen erweisen sich in der Regel nur auf Flachdächern als sinnvoll. Dabei stellen die verwendeten Pflanzen hohe Ansprüche an den Schichtaufbau und an die regelmäßige Wasser- und Nährstoffversorgung. Die Höhe des Gesamtaufbaus beträgt etwa 25 100 cm. Diese Begrünungsform ist nur durch regelmäßige Pflege dauerhaft zu erhalten. Schicht für Schicht Unter dem Wort Schichtaufbau verstehen Fachleute den Begrünungsaufbau ab der (wurzelfesten) Dachabdichtung, die ein Dachdecker verlegt. Dann folgt der Schichtaufbau der Dachbegrünung. Er beginnt in der Regel mit einem Schutz- und Speichervlies und schließt mit der Vegetation ab und sollte von einem Garten- und Landschaftsbaubetrieb aufgebracht werden. Sollte die Dachabdichtung nicht wurzelfest sein, benötigt sie zusätzlich noch eine Wurzelschutzbahn, die auf die Abdichtung verlegt (siehe auch Tab. S. 53). Planung im Griff Begrünte Dächer erhöhen die Lebensdauer von Dachabdichtungen. Damit sie sich über viele Jahrzehnte schadensfrei erhalten lassen, sind grundsätzlich die folgenden drei Richtlinien zu beachten: ZVDH (2003): Regeln für Dächer mit Abdichtungen (Flachdachrichtlinie) FLL (2002): Richtlinien zur Planung, Ausführung und Pflege von Dachbegrünungen (Dachbegrünungsrichtlinien) FLL, FBB, ZVDH, BGL (2002): Hinweise zur Pflege und Wartung begrünter Dächer Bevor Planer den Schichtaufbau des Gründachs und damit auch die entsprechenden Anschlusshöhen der Dachabdichtung und die zusätzlichen Lasten festlegen, sollte die Nutzungsform und das Begrünungsziel feststehen. Besonders genutzte Intensivbegrünungen erfordern eine genaue Planung, vor allem bei der Anlage von Teichen und Rasenflächen auf dem Dach. 51

Als zwingend notwendig erweisen sich deshalb Gespräche mit dem Bauherrn und geeignetes Bildmaterial mit bereits ausgeführten Referenzobjekten. Im Folgenden werden die wichtigsten Planungspunkte erläutert. Wurzelschutz an Dächern Beim sog. Wurzelschutz sollte Folgendes beachtet werden: Die Dachabdichtung bzw. die Wurzelschutzbahn muss wurzelfest nach FLL sein. Es existiert ein Prüfverfahren der FLL (Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau) auf Durchwurzelungsfestigkeit, für das offizielle Prüfzeugnisse zur Verfügung stehen. Dabei überprüft ein genau definiertes zwei- oder vierjähriges Untersuchungsverfahren die Wurzelfestigkeit und ggf. Rhizomfestigkeit. Sollte die Dachabdichtung nicht wurzelfest nach FLL sein, muss ein Trennvlies und eine geprüfte Wurzelschutzbahn verlegt werden. Eine aktuelle Übersichtsliste der geprüften Bahnen und Beschichtungen steht im Internet bei der Fachvereinigung Bauwerksbegrünung e.v. (FBB) unter www. fbb.de zum Download bereit. Der Wurzelschutz muss je nach Dachneigung 5 10 cm ( 5 : 10 cm, > 5 : 5 cm) im Randbereich über die Oberfläche des Substrats hinausgezogen, wegen der Gefahr der Hinterwurzelung fixiert und vor mechanischer Beschädigung und UV-Strahlung geschützt werden. Außerdem sollten begrünte Dachflächen vollflächig über einen Wurzelschutz verfügen, d.h. auch die Bereiche, die nicht direkt begrünt sind (z.b. Kiesrand, Terrasse). Denn bei fehlender bzw. mangelhafter Pflege können sich auch bei vormals unbegrünten Teilflächen Pflanzen spontan ansiedeln. Dabei sollten nur erfahrene und qualifizierte Fachfirmen diese Arbeiten durchführen. Zur vorbeugenden Prüfung und im Schadensfall lassen sich Leckagen mit dem Elektro-Impuls-Verfahren punktgenau und ohne Abräumen des Kies- bzw. Gründachaufbaus orten. Zusätzliche Flächenlast Extensivbegrünungen wiegen in der Regel 80 170 kg/m², bei Leichtdachbegrünungen sogar nur etwa 40 kg/m². Intensive Dachbegrünungen bringen Flächenlasten ab ca. 300 kg/m² auf die Konstruktion. Die Angaben beziehen sich auf den wassergesättigten Zustand mit Vegetation. Schneelast und Verkehrslast bei genutzten Dächern müssen gesondert berechnet werden. Traufprofil ohne Schubsicherung* Traufblech und Dachrinne Kiesstreifen 30 cm Filtermatte Typ 150* Befestigung gem. statischem Nachweis Abdichtung auf Traufelement verklebt Traufe mit Dachaufbau an einem leicht geneigten Gründach Dränmatte Typ 800* Dachabdichtung wurzelfest Dränmatte Typ 800* Dachabdichtung, wurzelfest Substrat Typ E* *Alle Produkte von Optigrün Filtermatte Typ 150* Kies 16/32 Substrat Typ E* *Alle Produkte von Optigrün Ortgang mit Dachaufbau an einem geneigtem Dach (Hinweis: Die Außenwand ist nur schematisch dargestellt, da der Anschluss je nach Holzbausystem unterschiedlich ausfällt) BERATUNGS- UND PLANUNGS-CHECKLISTE ZUM GRÜNDACH Folgende Punkte sollten bei der Planung eines Gründachs unbedingt beachtet werden: Wurzelschutz nach FLL Zusätzliche Flächenlast Dachneigung hinsichtlich Entwässerung und Schubsicherung Eventuell Windsoglast beachten Brandschutzvorschriften Entwässerung, Anzahl der Dachabläufe Schichtaufbau Gründach je nach Pflanzenziel bzw. Nutzungsform Material nach den Anforderungen der FLL Wasseranschluss zur Bewässerung Absturzsicherung Zugang zum Dach Pflege und Wartung Optimale Dachneigung Gründächer lassen sich ohne größere Probleme mit Dachneigungen von 0 bis etwa 30 bauen und pflegen. Erfahrene Systemanbieter und Fachfirmen errichten in Sonderfällen auch Steildächer von 45 90 (Tonnendächer). Dächer mit einem Gefälle unter 2 % stellen nach den Flachdachrichtlinien Sonderkonstruktionen dar, wodurch es zu erhöhten Anforderungen an die Dachabdichtung kommt. Das heißt, in Abhängigkeit des Abdichtungsmaterials muss die 52

BILDER UND ZEICHNUNGEN: OPTIGRÜN Gründach in Kombination mit Photovoltaik (rechts im Bild) Begrünte Tonnendächer verlangen eine ganze Menge Können von Planern und Ausführenden Bahnenstärke erhöht bzw. eine weitere Abdichtungsschicht hinzugenommen werden. Bei Intensivbegrünungen empfehlen sich aufgrund des gewünschten Wasserrückhalts 0 -Dächer, für Extensivbegrünungen eignen sich Dächer mit Gefälle. Windsoglast/Verwehsicherheit Bei lose verlegten Dachabdichtungen müssen Planer Mindestgewichte zur Sicherung der Abdichtung gegen Abheben beachten. Vor allem Eck- und Randbereiche sind besonders betroffen. Eine mechanisch fixierte Abdichtung erübrigt eine Last zur Sicherung. Bei großen Gebäudehöhen und exponierten Lagen muss das Gründach verwehsicher eingebaut werden. In den Randbereichen des Dachs empfehlen sich Platten oder Rasengittersteine. Brandschutzvorschriften Nach den Dachbegrünungsrichtlinien gelten Intensivbegrünungen als harte Bedachung. Extensive Dachbegrünungen hingegen sind ausreichend widerstandsfähig gegen Feuer unter der Voraussetzung einer Mindestaufbauhöhe von 3 cm und einem Maximalgehalt organischer Substanz im Substrat von 20 Massenprozent. Planer und Ausführende müssen die länderspezifischen Brandschutzvorschriften beachten, vor allem bei großen Flächen und angrenzenden Gebäuden mit Öffnungen. Vor Fensteröffnungen und Dachdurchdringungen empfiehlt sich in der Regel der Einbau von Kies- oder Plattenstreifen. Be- und Entwässerung Die Dachentwässerung erfolgt ebenso wie bei unbegrünten Dächern über innen oder außen liegende Abläufe. Etwa 300 m² begrünte Dachfläche können unter Normalbedingungen an einen Ablauf mit einer Öffnungsweite von DN 100 angeschlossen werden. Auch Hochdruckentwässerungssysteme lassen sich unter bestimmten Voraussetzungen verwenden. Die Entwässerung im Gründach findet Gegenüberstellung verschiedener Schichtaufbauten bei der extensiven Dachbegrünung Einschichtaufbau Zweischichtaufbau Dreischichtaufbau, extensiv Aufbau (bei wurzelfester Dachabdichtung) Dränmatte in Abhängigkeit von Dachneigung und Fließlänge Extensivsubstrat Typ E (ca. 8-15 cm) Geneigtes Dach ab 5. Gewicht ab ca. 100 kg/m² Drän- und Vegetationsschicht in einem. Hohes Wasserspeichervermögen ohne zusätzliche Speicherelemente. Gute Nährstoffadsorption. Hohe Lagerstabilität. Hohe Artenvielfalt. Extensiveinschichtsubstrat Typ M (7 15 cm) Keimsubstrat (ca. 1 cm) Einsatzbereiche/besondere Eignung Flachdach (Dachneigung 1 5, gefällelose Dächer auch möglich). Gewicht ab ca. 80 kg/m². Besonderheiten Drän- und Vegetationsschicht in einem. Besseres Keimverhalten durch eine organische Schicht Geringerer Pflegeaufwand. Günstiger Preis. Für alle Begrünungsarten geeignet (Ansaat, Pflanzung, Vegetationsmatten). Dränschicht Typ Perl 2/10 (ca. 5 cm) Filtervlies Typ 150 Extensivsubstrat Typ E (ca. 5 10 cm) Flachdach (Dachneigung 0 5 ). Gut geeignet für gefällelose Dächer. Gewicht ab ca. 100 kg/m². Keine Verwendung von Kunststoffen. Hohes Wasserspeichervermögen ohne zusätzliche Speicherelemente. Gute Nährstoffadsorption. Voll durchwurzelbarer Schichtaufbau. Gutes Keimverhalten. Für alle Begrünungsarten geeignet (Ansaat, Pflanzung, Vegetationsmatten). Hohe Artenvielfalt. 53

Ein begrünter Dachgarten sieht nicht nur schön aus, sondern bietet einen zusätzlichen Erholungsbereich im Haus Für Intensivbegrünungen kommt viele mehrjährige Stauden, Bodendecker und Gehölze infrage, die auch im ebenerdigen Garten anzutreffen sind. Jedoch sollten je nach Standort frostunempfindliche Arten verwendet werden. Wartung und Pflege in der Dränschicht statt, die aus mineralischen Schüttstoffen oder Dränmatten besteht. Die Dachabläufe müssen jederzeit frei zugänglich ausgebildet werden und erhalten deshalb Kontrollschächte. Für die Bewässerung gilt Folgendes: Da Extensivbegrünungen in der Anwuchsphase viel Wasser benötigen, sollten ausreichend dimensionierte Wasseranschlüsse auf oder in der Nähe des Dachs eingeplant werden. Für intensiv begrünte Dächer bietet sich ein Wasseranstau in der Dränageschicht an, idealerweise mit automatischer Bewässerung. Das reduziert und otimiert den Bewässerungsaufwand stark, da zuerst das natürliche Regenwasser im Anstau genutzt wird. An Absturzsicherung denken Maßnahmen zur Absturzsicherung sollten von vorneherein als fester Bestandteil des Gebäudes eingeplant werden. Sowohl beim Einbau als auch zur Pflege werden die Sicherungseinrichtungen benötigt. Es empfehlen sich Geländerkonstruktionen bei Intensivbegrünungen und Anseilvorrichtungen bei Extensivbegrünungen. Zu Letztgenanntem gibt es im Flachdachbereich bis 5 Absturzsicherungssysteme, wie Optisave, bei denen Anseilpunkte und Laufleinen geschaffen werden, ohne dass man die Dachabdichtung durch- dringen muss. Das Anseilsystem erhält seine Stabilität durch die Auflast der Dachbegrünung und wird auf der Dachabdichtung verlegt. Außerdem sollte jederzeit ein problemloser Zugang der Dachfläche möglich sein. Die richtige Pflanzenwahl Für die extensive Dachbegrünung eignen sich nur Pflanzen, die den Extremtemperaturen angepasst sind und Trockenheit vertragen. Die Pflanzen können auf verschiedene Arten auf dem Dach ausgebracht werden: als Saatgut, Sprossen (Pflanzenteile), Flachballenstauden oder Vegetationsmatten. Bei begrünten Steildächern müssen beispielsweise zwingend vorkultivierte zugfeste Vegetationsmatten verwendet werden. Fachleute verfügen über die passenden Pflanzenlisten je nach Wunsch des Bauherrn. DER AUTOR Dr. Gunter Mann Jahrgang 1967, studierte Biologie mit anschließender Promotion an der Universität Tübingen. Seit 1993 arbeitet Dr. Mann bei der Optigrün International AG als Qualitätsbeauftragter und Leiter Marketing. Seit 2003 ist er Vorsitzender der Fachvereinigung Bauwerksbegrünung e.v. FBB und seit 2002 Mitglied im FLL-Arbeitskreis Dachbegrünung. Kontakt: www.optigruen.de Eine einwandfreie Funktion des Gründachs, inklusive Wurzelschutz, erfordert eine regelmäßige und fachgerechte Wartung und Pflege. Die notwendigen, manchmal auch mehrfach unerlässlichen Pflegemaßnahmen hängen von der Begrünungsart ab. Dazu zählt die Kontrolle der Dachrandbereiche und Dachdurchdringungen auf Hinterwurzelung, die Überprüfung der Be- und Entwässerungseinrichtungen, der Rückschnitt der Pflanzen, das Entfernen von unerwünschtem Fremdbewuchs sowie ggf. das Wässern und Düngen. Extensivbegrünungen sind in der Regel ein- bis zweimal im Jahr zu pflegen. Gewerke übergreifend arbeiten Gründächer liegen voll im Trend und bieten dem Bauherrn bei fachgerechter Ausführung langjährigen Nutzen und viele Vorteile. Für eine sichere Umsetzung empfehlen sich Kooperationen der verschiedenen Gewerke wie z.b. Zimmerer, Dachdecker, Garten- und Landschaftsbau. So können die Wünsche des Bauherrn konkretisiert und zur Zufriedenheit aller optimal umgesetzt werden. 54