8. KAMMERKONZERT BEETHOVEN-HAUS Freitag, 20. Mai 2011, 20 Uhr Flöte und Quartett András Adorján Flöte HENSCHEL QUARTETT Christoph Henschel Violine Roman Patočka Violine Monika Henschel Viola Mathias Beyer-Karlshoj Violoncello PROGRAMM
KLASSIK BEGEISTERT Immer wissen, was gespielt wird: Kostenlos unseren Newsletter abonnieren! www.beethoven-orchester.de Foto: Barbara Aumüller
PROGRAMM Flöte und Quartett Joseph Haydn (1732 1809) Streichquartett G-Dur op. 76/1 Hob. III: 75 (1797) Allegro con spirito Adagio sostenuto Menuet. Presto - Trio Finale. Allegro ma non troppo Wolfgang Amadeus Mozart (1756 1791) Quartett für Flöte, Violine, Viola und Violoncello D-Dur KV 285 (1777) Allegro Adagio Rondeau Allegretto PAUSE Erwin Schulhoff (1894 1942) Streichquartett Nr. 1 (1924) Presto con fuoco Allegretto con moto e con malinconia grotesca Allegro giocoso alla Slovaca Andante molto sostenuto 3
Anton Reicha (1770 1836) Quintett für Flöte und Streichquartett A-Dur op. 105 (1825) Allegro Andante con moto Menuetto. Allegro un poco lento Allegro vivace András Adorján Flöte HENSCHEL QUARTETT Christoph Henschel Violine Roman Patočka Violine Monika Henschel Viola Mathias Beyer-Karlshoj Violoncello 4
Flöte und Quartett Zukunftsmusik Joseph Haydn Streichquartett G-Dur op. 76/1 Hob. III: 75 Als Joseph Haydn 1797 die sechs Streichquartette op. 76 (Hob. III: 75-80) komponierte, war er 65 Jahre alt. Diese Opera-Serie sollte aber nicht nur seine vorletzte sein. Dieses große Konvolut markiert neben seinem Opus 33 auch den Höhepunkt in Haydns Quartett-Schaffen. Unter den sechs Quartetten, die dem Wiener Mäzen Graf Joseph Erdödy gewidmet sind, findet sich mit dem Kaiserquartett das wahrscheinlich berühmteste Haydn-Quartett. Doch gleich beim ersten Quartett G-Dur op. 76/1 Hob. III: 75 zeigt sich Haydn im Umgang mit der Tradition als geistvoller Visionär und weltoffener Abenteurer. Wie er dabei seine Ideen nicht effektvoll herausstellt, sondern subtil in die anspringende Frische und Natürlichkeit im Ausdruck einpflanzt, ist gleich im ersten Satz zu erleben, wenn er die Streicher immer wieder nur für einen kurzen Moment in eine Kreiselbewegung lenkt, die erstaunlich an die impulsiven Repetitionen des amerikanischen Minimalisten Steve Reich erinnern. Was für ein tiefsinniger Melodiker vor dem Herrn Haydn aber auch stets war, dokumentiert der langsame Satz. Mit den letzten beiden Sätzen ist Haydn dann wieder einer, der Altbewährtem das allzu Vertraute austreibt. Aus einem Menuett macht er ein feuriges Presto, und das Finale durchmisst er erst dramatisch, aber stets ohne tragischen Unterton, in g-moll, bevor sich das Treiben im luftigen G-Dur auflöst und dazu schon mal Schubertsche Süße anstimmt. Auch da war Haydn eben ein Komponist der Zukunft. 5
Goldner Atem Wolfgang Amadeus Mozart: Quartett für Flöte, Violine, Viola und Violoncello D-Dur KV 285 Ein Höchstmaß an Klangpoesie, an sanfter Ausstrahlung und sorgloser Anmut zu erreichen das kann wohl nur einem gelingen, zu dessen Vornamen Johannes, Chrysostomus, Wolfgangus und noch Theophilus gehört: Freund der Götter. Doch ob nun Theophilus oder lateinisch Amadeus Mozart erbrachte den passenden Nachweis für seine Götternähe selbst, wenn er sich auf dem Gebiet der Musik einem Instrument widmen musste, mit dem er laut eigener Aussage nicht so recht etwas anfangen konnte: der Flöte. So schrieb Mozart über sein Verhältnis zur Flöte einmal an seinen Vater: Dann bin ich auch, wie sie wissen, gleich stuff wenn ich immer für ein instrument das ich nicht leiden kan schreiben soll. Aber wie es bei Mozart stets war: unter seinen Möglichkeiten und seinem Niveau konnte er einfach nie komponieren. Und wenngleich er zunächst etwas distanziert auf einen Auftrag reagierte, der u. a. ein Paar quattro auf die flötte Hagenauer Mozart, Mitte 1780, nicht authentisch umfasste, so nahm er die Aufgabe mehr als ernst. 1777 weilte Mozart in Mannheim, wo er sich eine dauerhafte Anstellung am kurfürstlichen Hof erhoffte. Blieben die Erwartungen unerfüllt, so vermittelte 6
ihm der damals bedeutende Flötist an der berühmten Mannheimer Hofkapelle, Johann Baptist Wendling, einen lukrativen Kompositionsauftrag. Es war der niederländische Arzt, Amateurmusiker und Wendling-Schüler Ferdinand Dejean, der bei Mozart einige Werke für die damals beliebte Kammerbesetzung Flöte, Violine, Viola und Violoncello bestellte. Das in Aussicht gestellte Honorar von 200 Gulden war dabei so verlockend, dass sich Mozart schon bald an die Arbeit machte. Bereits am 25. Dezember vollendete er das erste Quartett D-Dur KV 285. Zwar folgte kurz darauf noch das Quartett G-Dur KV 285a, die beiden Flötenquartette C-Dur KV 285b/Anh. 171 sowie in A-dur KV 298, die in der Mozart-Literatur lange Zeit mit dem genannten Mannheimer Kompositionsauftrag in Verbindung gebracht worden waren, stammen hingegen aus Mozarts Wiener Jahren 1781/82. Dass Mozart offiziell mit der Flöte auf Kriegsfuß stand, ist aber gerade dem dreisätzigen D-Dur- Quartett KV 285 in keiner Sekunde anzuhören im Gegenteil. In Anmut und konzertantem Schwung macht er die Flöte zur Prima inter pares, und speziell der langsame Satz riss selbst den Mozart-Biographen Alfred Einstein zu einem Superlativ hin: [Das Quartett] hat ein Adagio in h-moll von äußerster Schwermut, vielleicht das schönste begleitete Solo, das je für eine Flöte geschrieben worden ist; es müsste denn das Vorspiel zur elysischen Szene in Gluck s,orfeo sein. Grenzenlose Moderne Erwin Schulhof: Streichquartett Nr. 1 Der 1894 in Prag geborene Erwin Schulhoff gehörte in den 1920er Jahren zu den Komponisten, die überhaupt keine Berührungsängste kannten. Atonaler Expressionismus und 7
Erwin Schulhoff mit der Tänzerin Milča Mayerová, 1931 Jazz, heftige Flirts mit der Anti-Kunst Dada, mit neoklassizistischem Elan und auch mit so manch volkstümlich-burlesken Rhythmen all das machte Schulhoff in jenen Goldenen Zwanzigern und nicht nur in Berlin zu einem vielbeachteten Allround-Komponisten, bevor er dann ab 1933 ins Visier der Nationalsozialisten geriet, als entartet gebrandmarkt und schließlich 1941 ins bayerische Internierungslager Wülzburg deportiert wurde. Dort verstarb der deutschstämmige Tscheche ein Jahr später an Tuberkulose. Schulhoffs Beschäftigung mit der Streichquartett-Gattung geht bis auf seine Kölner Studienzeit zurück. Doch erst nachdem er 1924 mit seinen Fünf Stücken für Streichquartett einen immensen Erfolg gehabt hatte, fasste er den Plan, ein den formalen Konventionen gehorchendes Werk zu komponieren. Innerhalb eines Monats skizzierte er sein 1. Streichquartett, das im September 1925 in Venedig uraufgeführt wurde. Ungewöhnlich ist die Abfolge der vier Sätze, wird das Quartett doch von einem von langsamen, melancholischen Notturno beendet. In den vorgehenden Sätzen verhehlt Schulhoff hingegen nicht seine Begeisterung für die slawische Folklore, und er lässt entlang explosiver Rhythmen seinem Credo freien Lauf, dass Musik durchaus unterhaltsam sein darf. 8
Im fernen Geiste Haydns Anton Reicha: Quintett für Flöte und Streichquartett A-Dur op. 105 Gerade mal 15 Jahre alt war der Böhme Anton Reicha bzw. Antonín Rejcha, als er seine erste Festanstellung antrat: in Bonn bei der kurköllnischen Kapelle, wo er als Flötist in Hörweite zu dem damals die Bratsche spielenden Beethoven saß. Fortan hielten beide engen Kontakt, vor allem in den Wiener Jahren von Reicha und Beethoven. 1808 trennten sich aber dann ihre Wege. Reicha ging nach Paris und machte dort Karriere. Als Komponist sowie ab 1818 als Professor am Conservatoire. Und seine Schüler lesen sich wie ein Who s Who auch der französischen M. F. Dien: Anton Reicha (1815) Musikgeschichte. So unterrichtete er Franz Liszt, Hector Berlioz, Charles Gounod und César Franck. Reicha hatte aber zudem das Glück, dass sich unter seinen Lehramtskollegen gleich noch exzellente Virtuosen befanden, mit denen er Großes vorhaben sollte. Denn für Jacques-Jules Bouffil (Klarinette), Antoine Nicolas Henry (Fagott), Joseph Guillou (Flöte), Gustav Vogt (Oboe) und Louis-François Dauprat (Horn) komponierte Reicha gleich zwei Dutzend Werke für eine Besetzung, mit der er das Tor für die solistisch besetzte Bläserkammermusik aufstieß. Reicha steigerte nicht nur die Schwierigkeitsgrade der Einzelstimmen und 9
insgesamt die kammermusikalische Ensembleleistung, er war es auch, der mit der Neuprofilierung jedes einzelnen Instruments eine Satztechnik entwickeln konnte, die seine Zeitgenossen immerhin auf eine Stufe mit den Streichquartetten Haydns stellte. Ich hatte immer einen großen Hang, Außerordentliches in der Komposition zu machen, so Reicha. Nie gelang es mir besser, als wenn ich Kombinationen machte und Konzeptionen versuchte, die meine Vorgänger nicht gemacht hatten. Ähnlich neue Wege ging Reicha nach seinen Bläserquintetten 1825 mit seinen Quintetten für Solo-Bläser und Streichquartett. Zwar hatte Mozart bereits ein Klarinettenquintett komponiert, so erprobte Reicha die Besetzung nun auch etwa für Fagott bzw. für Flöte. Sein Quintett für Flöte und Streichquartett A-Dur op. 105 zählt zu Reichas überhaupt letzten Kompositionen. Und auch wenn bisweilen der von Haydn abgelauschte Konversationston durchschimmert in diesem viersätzigen Werk schafft es Reicha unhörbar, selbst alte, elegante und virtuose Zöpfe neu zu flechten. Guido Fischer 10
András Adorján András Adorján, in Budapest geboren, in Kopenhagen aufgewachsen, ist seit 1974 in München beheimatet. Nach dem Erwerb des zahnärztlichen Diploms in Kopenhagen 1968 schloss sich das Musikstudium bei Aurèle Nicolet und Jean-Pierre Rampal an. Rasch folgten Auszeichnungen in internationalen Wettbewerben: Jacob-Gade- Preis in Kopenhagen 1968, András Adorján Concours International de Flûte in Montreux 1968 und Premier Grand Prix im Concours International de Flûte in Paris 1971. Von der Presse als einer der hervorragendsten Flötisten seiner Generation gelobt, spielt er als Solist mit den besten Kammer- und Sinfonieorchestern der Welt; zunächst neben seiner Tätigkeit als Soloflötist in renommierten Sinfonieorchestern in Stockholm, Köln, Baden-Baden und München, ab 1987 als Professor an der Musikhochschule Köln und seit 1996 an der Musikhochschule München. András Adorján ist gern gesehener Gast vieler Festivals und widmet sich intensiv der Erweiterung der Flötenliteratur. Er spielt ein sehr breites Repertoire, einschließlich vieler von ihm (wieder)entdeckten und von ihm inspirierten und für ihn geschriebenen Werke von Foto: Richard Lewisohn zeitgenössischen Komponisten. Auf etwa 100 Schallplatten und CDs (1988 Preis der Deutschen Schallplattenkritik) ist die hohe Kunst András Adorjáns festgehalten. Foto: Anker Foto, München 11
Henschel Quartett 1994 gelang es den Geschwistern Henschel, mit Mathias Beyer-Karlshøj den idealen Foto: Marco Foto: Borggrece Fintan Damgaard Henschel Cellopartner zu finden. Bereits in den intensiven Studienjahren u. a. bei Sergiu Celibidache und dem Amadeus Quartett sahen sich die jungen Musiker Henschel Quartett mit höchsten internationalen Ansprüchen konfrontiert. Gefeierte Debüts in den wichtigsten Musikzentren sowie ein umjubelter Einspringer für das Juilliard Quartet in Londons Wigmore Hall, von der BBC live übertragen, ebneten den Weg an die internationale Spitze Das Henschel Quartett ist ohne Frage eines der besten Ensembles der Welt, ein großartiges Quartett! (Los Angeles Times). Auch wichtige Uraufführungen wiederentdeckter Werke vertraut man dem Henschel Quartett an. 2007 spielte das Ensemble in München die Premiere eines neu entdeckten Streichquartetts von Carl Orff, 2008 die Uraufführung des zweiten Streichquintetts von Max Bruch in Londons Wigmore Hall. Bereits seit 1997 gestaltet das Henschel Quartett jeden Sommer das erfolgreiche Streicherfestival Seligenstadt mit jeweils wechselnden Kollegenensembles. 2006 wurden die Mitglieder des Henschel Quartetts als erste Klassik Künstler zu SOS-Kinderdorf e. V. Botschaftern ernannt. In Zusammenarbeit mit dem BBC Music Magazin entstand anschließend ein Weihnachtsalbum zugunsten SOS-Kinderdorf e. V., das zu Weihnachten 2010 erschienen ist. 12
Die Saison der Sinne www.beethoven-orchester.de Theater- und Konzertkasse 0228-77 80 08 www.bonnticket.de 0228-50 20 10 Alle Konzerte 2011 2012 ab sofort im Vorverkauf!
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