70 Jahre Barmer Bekenntnis Predigt am Himmelfahrtstag 2004 von Pfarrer Harald Wagner, Heiningen

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Transkript:

70 Jahre Barmer Bekenntnis Predigt am Himmelfahrtstag 2004 von Pfarrer Harald Wagner, Heiningen Der Friede Gottes sei mit euch allen. Wir haben vorhin das Himmelfahrtslied von Philip Friedrich Hiller gesungen. Es fasst die Botschaft von Himmelfahrt knapp zusammen: Jesus Christus herrscht als König, alles wird ihm untertänig alles legt ihm Gott zu Fuß. Aller Zungen soll bekennen Jesus sei der Herr zu nennen, dem man Ehre geben muß. Hiller denkt bei dem Wort König weniger an einen Monarchen, sondern mehr an den alttestamentlichen König mit seiner besonderen Aufgabe. König sein heißt im Alten Testament Hüter des Lebens, Hüter des Rechtes und der Gerechtigkeit sein, solidarisch mit den Schwachen sein. Das Lied Jesus Christus herrscht als König ist ein Bekenntnislied. Es macht heute am Himmelfahrtstag deutlich, dass Christus alle Lebensbereiche mit seiner Herrschaft der Liebe durchdringen will, dass die christliche Gemeinde, die christliche Kirche sich in ihrer Lebenspraxis an Jesus Christus orientiert. Sie ist zu jeder Zeit immer wieder vor die Frage gestellt, ob sie sich an seinen Worten, seinem Gottesvertrauen und Lebensentwurf orientiert oder aber anderen Herren gehorcht. Liebe Gemeinde, ich möchte heute in meiner Predigt über ein besonderes Jubiläum nachdenken: 70 Jahre Barmer Bekenntnis. Es könnte der Auftakt zu einer Predigtreihe werden. Dieses Barmer Bekenntnis war und ist von besonderer kirchenpolitischer und politischer Bedeutung. Am 31. Mai 1934 kam in der Stadt Barmen die erste Bekenntnissynode der Evang. Kirchen während des Dritten Reiches in Deutschland zusammen. Die Kirchen waren durch die Irrlehren der sogenannten Deutschen Christen bedroht, einer Glaubensbewegung, die Christentum und nationalsozialistische Ideologie miteinander verband. Das Barmer Bekenntnis wurde zum Grundbekenntnis der Bekennenden Kirche. Die Thesen sind aufgebaut nach dem alten Bekenntnisschema. So wie die klassischen Bekenntnisse aus der reformatorischen Zeit aufgebaut sind. An sie wollte man bewusst anknüpfen. Ein Schriftwort eine These: Wir bekennen, dann wir verwerfen, das sogenannte Anatema. Der Aufbau also: 1. biblische Fundierung, 2. die aus dem Glauben kommende Bejahung, 3. die Abgrenzung, das Nein. Eure Rede sei Ja, Ja, Nein, Nein.

Wir hören nun die erste These des Barmer Bekenntnis. Sie können es nachlesen im Gesangbuch Nr. 836: Sprecher: 1.These Jesus Christus spricht: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich. (Joh. 14, 6) Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und Räuber. Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden. (Joh. 10,1.9) Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben. Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen. Der große Schweizer Theologe Karl Barth hat in seinem Vortrag Der deutsche Kirchenkampf", vorgetragen im Volkshaus in Basel am 23.4.37, eine Szene beschrieben, in der sich der Grundkonflikt des Kirchenkampfes verdichtet. Er erzählt: Es war in Darmstadt - eine kirchliche Vortragsveranstaltung soll stattfinden - die geheime Staatspolizei tritt auf den Plan und will die Sache unterdrücken, wie es in diesen Jahren an unzähligen Orten in Deutschland geschehen ist. Es kommt zu einer Verhandlung zwischen dem führenden Beamten der Gestapo und den Leitern der Veranstaltung. Auf dem Höhepunkt des Gesprächs sagt der Beamte zu den Pfarrern: Meine Herren, jetzt muss es sich entscheiden, wem man gehorchen muss. Mir, dem sichtbaren Vertreter des Staates oder jenem imaginären Herrn, von dem Sie dauernd reden." Dem imaginären, also unsichtbaren, eingebildeten, dem nicht wirklichen Herrn. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wer gemeint war. In diesem Ausspruch dieses nationalsozialistischen Beamten können wir die Erklärung des ganzen deutschen Kirchenkampfes finden. Es ging um die Frage, wer ist der wirkliche Herr, dem man zu gehorchen und nach dem man sein Leben gestalten soll. Und auf diese Frage hat ja die Barmer Theologische Erklärung mit ihrer ersten These deutlich geantwortet.

Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben. Für Karl Barth war die Theologische Erklärung von Barmen eine Kampfansage gegen die Glaubensbewegung Deutsche Christen. Welchem Herren dienen wir, was ist wahre, was ist falsche Kirche? So fragte er in einem Gespräch mit Berliner Pfarrern des Pfarrer-Notbundes am 31. Oktober 1933: Was ist geschehen in diesem Sommer in Deutschland? Ist es mit Recht geschehen oder mit Unrecht? Diese Art Machtergreifung, diese Beseitigung aller anderen Parteien, diese Beschlagnahme von Vermögen? Was ist denn geschehen in den Konzentrationslagern? Was ist geschehen an den Juden? Kann Deutschland, kann die Deutsche Kirche diese Fülle von Selbstmorden verantworten? Ist die Kirche nicht mitschuldig daran, weil sie geschwiegen hat? Doch ist dies nicht vergangene Geschichte? Ehrwürdige Bekenntnisgeschichte, zwar auf die man zurückblickt, aber ohne Bedeutung für unser Leben heute. In unseren Kirchen und Gemeinden ist die Barmer Theologische Erklärung relativ unbekannt geblieben, und die Beschäftigung damit scheint eher von musealem Interesse zu sein, wie der Besuch einer Ausstellung zur Kirchengeschichte. Auch während des Kirchenkampfes im Dritten Reich gab es viele Gemeinden, die nichts davon hörten oder auch nichts hören wollten. In manchen Landeskirchen ist sie Bestandteil der Bekenntnisse, vor allem in Kirchen mit reformierter Tradition wie die rheinische Kirche. Obwohl Württemberg während des Kirchenkampfs eine sogenannte intakte Kirche war, wurde die Barmer Theologische Erklärung weder im Amtsblatt noch in irgendeiner Kanzelabkündigung während des Dritten Reiches veröffentlicht und auch heute finden sich in Württemberg nur noch Rudimente und Andeutungen der Erklärung im Rahmen des Lehrzuchtverfahrens. In ganz anderer Weise wurde diese Barmer Theologische Erklärung in Kirchen, die unterdrückt und im Widerstand standen, besonders in den Kirchen in der Dritten Welt, aufgenommen. Sie war Hilfe und Ermutigung zu einem klaren Bekenntnis gegenüber unterdrückerischen Regimen, wie im Kampf gegen die Apartheid in Südafrika, Südkorea, Taiwan. Auch die Südindische Kirche hat die Barmer Erklärung zu ihrem Bekenntnis gemacht.

Choral: Jesus Christus herrscht als König (Orgel) Doch in unseren Tagen passiert etwas Eigenartiges: Das Barmer Bekenntnis beginnt wieder neu zu sprechen und gewinnt auf einmal neue Bedeutung und Relevanz. Es war damals gegen einen totalitären Staat gerichtet. Heute erleben wir wieder eine totalitäre Ideologie. Heute, in unserer Zeit werden alle Lebensbereiche total nach wirtschaftlicher Effizienz und Profitmaximierung ausgerichtet. Alles Leben wird unter Markgesetze, dem totalen Markt unterstellt. Eine französische Philosophin spricht vom Terror der Ökonomie. Weltweit geraten viele Menschen durch den ungezügelten Wettbewerb unter die Räder der Globalisierung. Die Wirtschaftsweise des Neoliberalismus ist zu einer neuen Religion geworden. Die Frage ist neu erwacht, welchen Herren die Kirche dient. Die Antwort des Barmer Bekenntnis: Man kann nicht zwei Herren dienen. Du kannst nicht Gott dienen und dem Mammon. Die Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes 2003 hat die Ideologie neoliberaler wirtschaftlicher Globalisierung als Götzendienst bezeichnet. Sie führt dazu, dass wer kein Eigentum hat, ausgeschlossen wird, Sie führt dazu, daß die Kluft zwischen Reichen und Armen verschärft wird, daß kulturelle Vielfalt zerstört, instabile Demokratien zerstört und die Erde verwüstet wird. Das Bekenntnis von Barmen und auch seine Defizite, die dann im Stuttgarter Bekenntnis, 1945 und dem Darmstädter Wort 1947 als Schuld beklagt wurden, macht uns klar, dass die Kirche durch Schweigen und Geschehen lassen häufiger schuldig geworden ist als durch unbedachtes kritisches Reden. Man wünscht sich damals wie heute, dass die Kirchen und die Herrn Pastoren sich um das Seelenheil kümmern und sich aus der Politik und Wirtschaft heraushalten. Dies hat damals dazu geführt, wie Pinchas Lapide einmal sagte, dass Barmen mit den Juden kein Erbarmen gehabt habe. Dies ist ein großes Defizit des Barmer Bekenntnisses. Die verfolgte Minderheit der Juden kam nicht in den Blick. Karl Barth hat sich später Selbstvorwürfe gemacht, nicht entschiedener für sie in Barmen eingetreten zu sein. Die Kirche kämpfte eben damals um ihr Überleben. Sie hatte keinen Blick für die Menschen neben ihnen, die um Menschenwürde und Lebensrecht gebracht wurden. In der Linie des Barmer Bekenntnisses müssen Kirche und Gemeinden gerade heute Stimme der Stummgemachten werden. Wenn sie immer nur auf das Ihre starrt, auf die zurückgehenden Finanzen, um ihr eigens Überleben kämpft und nicht mehr die Opfer sieht, die durch ein ungerechtes Wirtschaftssystem erzeugt werden und für sie eintritt, hat sie ihr Kirchesein, Kirche für andere sein, schon verloren, möge sie noch so viele geistliche Aktivitäten und

Events, Power Prays Jesus Parties und Jesus House -Theotainment und Mc Kinsey Unternehmensberatung, Finance-Consulting und Personalentwicklungsgespräche - vorzuweisen haben. Jesus Christus herrscht als König, alles wird ihm untertänig, alles legt ihm Gott zu Fuß. Aller Zungen soll bekennen Jesus sei der Herr zu nennen, dem man Ehre geben muß. Amen