Karriere einer schrägen Idee Was wäre anders, würden kompakte Raupenbagger neu erfunden? Vieles an Kompaktbaggern hat sich bereits unzählige Male bewährt, dennoch gibt es auch Hürden: Bagger bewegen sich mit ihren Raupenketten oft über unebenes Baustellengelände, sie arbeiten auf Böschungen und Abhängen, schräg stehend schachten sie dicht an Mauern und Kellerfundamenten aus. Immer dann neigt sich der Baggeroberwagen samt Ausleger unweigerlich ein wenig zur Seite, der gesamte Bagger steht nun schief. Aber ist das schlimm? Nein, das ist es durchaus nicht, aber es ist unpraktisch: Es verursacht höhere Betriebskosten, verlängert die Zeiten für bestimmte Arbeiten, erhöht das Risiko von Beschädigungen an Oberwagen, Kabine und Ausleger, erfordert vom Fahrer stets erhöhte Aufmerksamkeit und lässt ihn mit schief geneigter Wirbelsäule Stunde um Stunde ungesund sitzen. Um all dies wirksam zu vermeiden, erhält der neu erfundene Bagger eine innovative Vorrichtung: Er kann den Oberwagen gegenüber dem Unterwagen hydraulisch neigen. Gewählt werden 15 Grad maximale Neigung, weil damit die Mehrzahl der Böschungen, schrägen Arbeitsflächen, Bordstein- und Gehwegkanten auszugleichen ist. Für wirtschaftliches Arbeiten soll der Fahrer diese Vorrichtung jederzeit bequem per Kippschalter betätigen können, dies natürlich mit stufenloser Einstellung. Erfreulicherweise muss eine solche Technik nicht erfunden werden, denn es gibt sie bereits. Dabei handelt es sich um VDS von Wacker Neuson. Die Abkürzung steht für Vertical Digging System, was so viel wie Senkrechtes Baggersystem bedeutet. Weil dank VDS beliebige Höhenunterschiede in Sekundenschnelle auszugleichen sind, sind die exakte Führung und das punktgenaue Ansetzen des Löffels oder Anbaugerätes auch in unwegsamem Gelände problemlos möglich. Dies wiederum erübrigt oftmals unnötigen Mehraushub und verkürzt die Arbeitszeiten beträchtlich. Ohne VDS könnte der Bagger seinen Löffel keinesfalls so dicht an der Mauer führen, ohne mit dem Ausleger anzuecken, weshalb nun manuelles Nacharbeiten unvermeidlich wäre. Ein vertikales Vierteljahrhundert Im Frühjahr 2015 wurde bei Wacker Neuson ein Jubiläum gefeiert: Damals wurde VDS bereits 25 Jahre alt! Die exklusive Technologie ist nämlich keineswegs neu oder gar nur ein kurzlebiger Marketing-Gag, der auf Messen Publikum anlocken soll. 1
Erstmals wurde VDS - oder Kippmatic wie das System damals noch hieß - versuchsweise schon 1990 bei einigen Kompaktbaggern installiert. Umgehend zeigten sich in der Baustellenpraxis mehr Erfolge als erwartet, sodass VDS bald darauf in mehreren Baggern verschiedener Gewichtsklassen als Option angeboten wurde. Manche alten Hasen der Branche erinnern sich noch an diese Bagger, die überall für Staunen und fragende Blicke sorgten, sobald ihr Oberwagen gegenüber dem Unterwagen irgendwie seltsam gekippt aussah. Ungeachtet aller anfänglichen Zweifel erarbeiteten sich die Kompaktbagger mit ihren sich beliebig neigenden Oberwagen in vielen Firmen und bei unzähligen Projekten schnell einen hervorragenden Ruf. Doch war der Begriff Kippmatic nicht so ganz glücklich gewählt, denn in erster Linie geht es ja darum, den Oberwagen und damit Ausleger und Anbauwerkzeug, also meist den Tieflöffel, vertikal stellen zu können. Hingegen steht das Kippen des Oberwagens nicht im Vordergrund. Das kann bei einigen Arbeiten wie Hammerarbeiten dicht an Mauern oder dem Freilegen von Rohren und Leitungen zwar auch nützlich sein, ist aber nicht der Hauptzweck der VDS-Technologie. In das heutige VDS von Wacker Neuson ist nach den ersten erfolgreichen Einsätzen mit VDS- Baggern zu Beginn der 1990er Jahre bereits ein Vierteljahrhundert an Praxiserfahrungen eingeflossen. Insofern handelt es sich bei den zusätzlichen VDS-Bauteilen zwischen Unter- und Oberwagen um eine ausgereifte, robuste, sichere Technik, die sich tausendfach im Alltag bewährt hat. Bei der heutigen VDS-Kinematik zwischen Unterwagenrahmen und Oberwagen handelt es sich um eine in mehr als zwei Jahrzehnten ausgereifte, robuste und kontinuierlich perfektionierte Technik. Geheimwissen in der Baubranche In zahlreichen Alltagssituationen erweist sich die Möglichkeit, den Oberwagen eines Baggers jederzeit hydraulisch neigen und schon nach wenigen Augenblicken wieder zurückstellen zu können, als überaus hilfreich. Deshalb möchte man in der überwiegenden Zahl aller Unternehmen, die VDS bereits seit Jahren nutzen, auf diese praktische Technologie keineswegs mehr verzichten. Aber andererseits sind die Vorzüge der unauffälligen, im Drehkranz unter dem Oberwagen fast verborgenen VDS-Einrichtung in vielen Bauunternehmen kaum oder gar nicht bekannt. 2
Einer Studie zufolge ist VDS in rund zwei Dritteln aller Bauunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, ob aus Tief-, Straßen-, Wege- und Hochbau oder aus Garten- und Landschaftsbau, und zudem bei Vermietern schon bekannt. Während aber aus diesem Kreis mehr als die Hälfte zu VDS sofort erklären können, dass der Bagger auch in geneigtem Gelände gerade steht und ein Neigungsausgleich vorhanden ist, wissen nicht einmal zehn Prozent um die vielen anderen Vorzüge von VDS. Angesichts solcher Zahlen zeigt sich wieder einmal, welch gravierender Informationsdefizit in der Baubranche herrscht: Über bemerkenswerte technische Entwicklungen und Neuheiten sind nahezu sämtliche Entscheidungsträger nämlich über 90 Prozent! nicht ausreichend informiert. Das ist insofern bedenklich, weil in den meisten Unternehmen zwar einerseits alles Erdenkliche unternommen wird, um Kosten zu senken, andererseits aber nicht einmal ein Grundwissen über hilfreiche neue Technologien vorhanden ist, die ebenfalls zu erheblichen Kosteneinsparungen führen können. Auffällig ist außerdem, dass in Bauunternehmen, bei denen Bagger mit VDS erstmals eingesetzt werden, aufgrund der positiven Erfahrungen häufig auf weitere VDS-Bagger umgestellt wird. Ein treffliches Beispiel hierfür ist ein deutsches Unternehmen im Leitungs- und Tiefbau. Der Eigentümer und Geschäftsführer kaufte 2005 seine ersten beiden Kompaktbagger mit VDS- Technologie, ohne sie zuvor Probe gefahren zu haben, weil die vielen Wettbewerbsvorteile für sich sprachen. Inzwischen sind sämtliche Kompaktbagger dieses Unternehmens mit VDS ausgestattet und stammen somit von Wacker Neuson. Gerhard Felßner, Vertriebsleiter des zuständigen Wacker Neuson-Partners Carl Beutlhauser Baumaschinen in Rednitzhembach/Deutschland, kennt solche Fälle: VDS ist einzigartig. Viele Kunden, die das System einmal gekauft haben, setzen zukünftig ausschließlich Bagger mit VDS ein. Die Ergonomie und Wirtschaftlichkeit machen sich richtig bezahlt! Auch über die Grenzen Deutschlands und Europas hinaus hat sich VDS Durch die hydraulische VDS- Betätigung kann der bewährt. Brian Slaughter, Besitzer von Concrete Oberwagen jederzeit vom & More in Dallas, Iowa/USA ist überzeugt von Fahrer bequem per seinem VDS-Bagger: Ich nutze diese Maschine Kippschalter in der Neigung rund 90 Prozent meiner Arbeitszeit. Sie ist verstellt werden. äußerst flexibel. Und durch das VDS-System arbeite ich viel schneller: am Hang steht der Oberwagen aufrecht, ich kann vertikal graben und die Wände werden gerade. Ich würde jederzeit wieder einen Bagger mit VDS kaufen. 3
Statt 100 nur 75 Kubikmeter Wirklich gravierend sind die Vorteile von VDS, sofern der Kompaktbagger entlang von Böschungen, Abhängen und ähnlichen geneigten Flächen Gräben zieht. Durch den vertikal stehenden Ausleger kann das geforderte Grabenprofil exakt und maßgenau wie in der Ebene ausgehoben werden. Ist der Ausleger jedoch wegen des schräg stehenden Baggers seitlich geneigt, muss zwangsläufig mehr Material ausgeschachtet werden, um unten an der Sohle die gleiche Grabenbreite zu erzielen. VDS sorgt dabei für eine enorme Aushub- und Zeitersparnis von bis zu 25 Prozent. Bei einem 100 Meter langen Graben von 0,6 Meter Breite und 1,25 Meter Tiefe, der bei 15 Grad Hangneigung gezogen werden soll, hebt ein VDS-Bagger beispielsweise nur 75 Kubikmeter aus, ein konventioneller Bagger muss dagegen 100 Kubikmeter bewegen. Um diesen beachtlichen Unterschied zu veranschaulichen, genügt eine einfache Zeichnung auf Millimeter- oder Rechenpapier und der dazu im Maßstab verkleinerte Grabenquerschnitt. Doch das ist längst nicht alles: Der zusätzliche Aushub in diesem Fall immerhin 25 Kubikmeter Erdmasse - muss irgendwo gelagert, eventuell dazu auch verladen und transportiert werden. Nachfolgend muss das unnötig große Grabenprofil wieder verfüllt werden, nun ebenfalls 25 Kubikmeter mehr Material. Und diese zusätzliche Verfüllmasse muss lagenweise verdichtet werden, was gleichbedeutend mit entsprechend mehr Arbeit und Zeit für Stampfer, Rüttelplatte oder Anbauverdichter ist. Die erhebliche Arbeits- und Zeitersparnis beim Ausheben und Verfüllen des Grabens sorgt natürlich auch für merklich weniger Löffel- und Maschinenverschleiß pro laufendem Meter Graben. Demzufolge reduzieren sich dank VDS sogar die erforderlichen Wartungs- und Ersatzteilkosten. Aber auch hier endet die lange Kette der VDS-Vorzüge keineswegs. Steht die Maschine konkret die Drehachse - schräg, wird durch die Maschine selbst ebenso wie durch die aufgenommene Last ein zusätzlicher Drehmomentbedarf erzeugt. 4
Steht die Maschine konkret die Drehachse - schräg, wird ein zusätzlicher Drehmomentbedarf erzeugt. Durch VDS ist ein Ausgleich der Oberwagendrehachse in eine exakt vertikale Position möglich. Speziell bei der immer beliebteren Gruppe der Kurz- und Nullheckbagger wirkt sich dies aufgrund ihrer unvorteilhafteren Schwerpunktlage verstärkt aus. Durch VDS ist ein Ausgleich der Oberwagendrehachse in eine exakt vertikale Position möglich. Es wird kein zusätzliches Drehmoment benötigt. Das Ergebnis? Kein Schwenkkraftverlust, kein Abdriften des Oberwagens, eine genauere Positionierung des Anbauwerkzeugs beziehungsweise der Last sowie mehr Kraftstoffersparnis und effizienteres Arbeiten. Viele verborgene Vorzüge Zahlreiche Vorteile, die VDS im tagtäglichen Einsatz auf die Baustellen bringt, sind nicht unbedingt auf den ersten Blick ersichtlich. Dazu gehört zweifellos das spürbare Plus an Ergonomie und Gesundheit: Bei tagelangen Arbeiten entlang von Böschungen sitzt der Fahrer stets aufrecht und gerade. Dadurch werden Rücken und Wirbelsäule nicht belastet, und die bequeme Sitzposition sorgt für ein ermüdungsärmeres Arbeiten. Deshalb möchten Fahrer, die häufig auf VDS- Baggern arbeiten, zumeist nicht mehr auf den Komfort dieser Technik verzichten. Oft können Bagger nicht dicht an Mauern und Kellern arbeiten, ohne beschädigt zu werden. Mit VDS bereitet dies keinerlei Probleme. Ohne VDS könnte ein Bagger oft auch nicht auf Tuchfühlung ganz nahe an Wänden und Mauern arbeiten, ob beim Grabenbaggern und verfüllen, beim Freilegen von Kellermauern für Sanierungsarbeiten oder im Garten- und Landschaftsbau. Der Oberwagen würde aufgrund der geneigt stehenden Maschine an die Mauer oder Wand anecken. Das kann nicht nur beim Schwenken geschehen, sondern sogar schon mit gerade gestelltem Oberwagen (also mit dem Ausleger in der Unterwagen-Längsachse), weil die Kabine oder der Ausleger als höchster Punkt des Oberwagens nun unweigerlich an die Mauer stoßen. All dies kann dank VDS nicht geschehen, es wird also deutlich sorgloser und damit auch flotter gearbeitet. 5
Außerdem wird der Baggerfahrer davon befreit, sich ständig umsehen und darauf achten zu müssen, dass Oberwagen und Ausleger bei derartigen Arbeiten dicht an Gebäuden und Mauern nicht beschädigt wird. Auch dies ist ein weiterer großer Vorzug von VDS, der zwar weniger bekannt ist, sich aber in der Alltagspraxis überaus positiv auswirkt. Mehr Tragkraft, weniger Betriebsstunden Bei Hubarbeiten, ob mit Lasthaken am Tieflöffel oder mit angeschlagener Last am Schnellwechsler, bringt VDS ein zusätzliches Maß an Standsicherheit und steigert - ein angenehmer Begleiteffekt - sogar die Tragkraft. Wenn nämlich ein konventioneller Raupenbagger aufgrund von Geländeunebenheiten ein wenig nach vorne geneigt steht, betrifft dies zwangsläufig auch den Oberwagen. Hebt der Bagger in dieser Position Lasten im Grenzbereich, kippt er wesentlich leichter nach vorne als in waagerechter Position. Mit VDS lässt sich der Oberwagen sofort in die Waagerechte bringen, was nach den Gesetzen der Physik entsprechend höhere Tragkräfte erlaubt und die Standsicherheit bei 15 Grad Hangneigung und voller Ausladung um beachtliche 20 Prozent erhöht. Durch die beträchtlichen Zeiteinsparungen im Graben- und Leitungsbau oftmals bis zu 25 Prozent sind für etliche Arbeiten mit VDS auch weniger Betriebsstunden erforderlich. Dadurch zögern sich Routinewartungen um viele Stunden hinaus, besonders am Motor, bei Filter- und Ölwechseln und am Unterwagen. Das wiederum senkt die Wartungs- und Ersatzteilkosten pro laufendem Meter Graben. Sogar der Wiederverkaufswert des Baggers steigt aber keineswegs nur durch die Aufwertung mit der zusätzlichen Komponente VDS. Vielmehr werden in Relation zu jedem gebaggerten Kilometer Graben weniger Betriebsstunden benötigt. Mit anderen Worten: Ein VDS-Bagger, der häufig an Straßenrändern, auf 6
Bordsteinkanten und an Gebäudemauern arbeitet, kommt nach gleicher geleisteter Arbeit im Vergleich zum herkömmlichen Bagger auf rund 15 bis 25 Prozent weniger Betriebsstunden. Wird der VDS-Bagger verkauft, zeigt der Betriebsstundenzähler weniger an als bei seinem konventionellen Baggerbruder. Insofern ist dies einer der zahlreichen weiteren Vorteile der VDS-Technik, die keineswegs auf den ersten Blick ersichtlich sind und daher bei Kostenkalkulationen leider häufig keine ausreichende Beachtung finden. Zudem zeigt sich auch hier, dass es durchaus nicht völlig egal ist, ob sich der Oberwagen eines Baggers in Schräglage befindet oder in aufrechter Haltung... Mehr unter www.wackerneuson.com 7