Licht Architektur Raumfunktion Drei Schritte zum Farbkonzept

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Transkript:

Licht Architektur Raumfunktion Drei Schritte zum Farbkonzept Warum Farbe? Neue Farbtheorien weisen darauf hin, dass unsere Farbwahrnehmung nicht da ist, um Farben zu erkennen wir nehmen Farben wahr, um Formen zu erkennen. Jede Form wird über Farben optisch erfahrbar. Form sagt uns, was es ist ein Stuhl zum Beispiel, und Farbe sagt uns, wie es ist aus Holz, geölt, gemütlich, zierlich, einladend und modern zum Beispiel. Somit erfüllen Farben drei Funktionen in der Architektur: sie nutzen das Licht im Raum und prägen seine Atmosphäre; sie differenzieren die Elemente der Architektur und richten unsere Aufmerksamkeit auf das Wichtige; sie bringen Kontraste und Individualität die eingehauchte Magie, die ein Raum braucht, um schön zu sein. Dem entgegenzusetzen ist die Feststellung, dass Farbkonzepte, die nach rein subjektiven Kriterien umgesetzt werden, die Architektur oft trivialisieren. Dies soll vermieden werden, weshalb wir hier objektive Auswahlkriterien für Farbgestalter vorstellen, die Farbe, Licht und Form in einen logischen Zusammenhang stellen. 1 Die Atmosphäre gestalten Welche Qualitäten führen zu einer Atmosphäre, die Menschen mehrheitlich als wohltuend empfinden? Der Begriff «Atmosphäre» spricht die emotionale Wahrnehmung an, die blitzschnell zustande kommt. Wie das Licht den Raum durchdringt und die Schatten fallen, beeinflusst diese Wahrnehmung. Welche Rolle übernehmen hierbei die Farben? Man stelle sich einen Büroraum vor, der mit Farben gestrichen wurde, die NCS S 0500 N oder RAL 9016 entsprechen. Die Kunstharzplatten auf den Schreibtischen sind hellgrau mattiert, der Boden ist mit einem dunkelgrauen Teppich belegt, die Eames Stühle sind schwarz, die USM Regale weiss. Licht kommt vom Fenster und einer LED-Lichtanlage mit Dimmer, die das Büro mit einer Lichttemperatur von 2700 bis 4000 Kelvin versorgt. Ein normaler Büroraum. Wie ist seine Atmosphäre? Das Kunstlicht versorgt den Raum mit einem Lichtspektrum, das bei höheren Drei Lichtboxen mit KT 43.6 Vert olive und KT 32.143 Terre d ombre naturelle pâle rechts. Foto ohne Blitz und unbearbeitet. Jede Box ist mit einem 250 Lumen Leuchtmittel ausgestattet. Links CFL (Cri 80) ein grün-starkes Licht; Mitte Halogen (Cri 100) wie Sonnenlicht rot-stark; rechts LED (Cri 80) ein blaustarkes Licht. 8

Lichttemperaturen von 4000 Kelvin kühl wirkt. Gebräuchliche LED-Lichtanlagen haben Farbwiedergabewerte, die zwischen 80 und 85 Prozent liegen. Bei einer Lichttemperatur von 2700 Kelvin ist das Licht gelblich-orange, es verändert die Farben im Raum auf eine ungewohnte Weise. Das künstliche Weisspigment (Titandioxid) in den Wandfarben und Kunstharzbeschichtungen streut die darauf einfallenden Lichtstrahlen diffus zurück in den Raum, den Farbstich des Lichtspektrums dabei stärkend. LED-Lichtquellen verursachen Farbverschiebungen, die auf uns orange, violett oder blau wirken. In mit RAL 9010, RAL 9016, NCS 0500 usw. gestalteten Innenräumen treffen stromsparende Kunstlichtquellen und Kunstpigmente aufeinander und verursachen eine kühle, entfremdete Atmosphäre, die durchaus vermeidbar ist. Mit einer weissen Farbe auf Marmor- und Umbrabasis würde man im Büro eine ganz andere Atmosphäre erhalten. Die Naturpigmente können das Licht zwar nicht ändern, sie können das Fremde aber ausgleichen. Das Licht der LED-Dioden trifft nun auf ein lichtspiegelndes Weiss mit eingebetteten Umbra-Teilchen. Das vertieft den Raum optisch, erzeugt weniger harte Licht- und Schatteneffekte und lässt die Architektur natürlicher sein und wirken. Denn die Wahl der hellen Farbe, die die grössten Flächen im Raum einnimmt, ist für die Atmosphäre im Raum entscheidend. Je nach Lichtquelle, Temperatur und Pigment kann man dem gewünschten hellen Raum gezielt eine elegante, klare, luftige, warme oder weiche Wirkung verleihen. 2 Die Architektur differenzieren Mit der Wahl einer weissen Farben, die auf das Licht abgestimmt ist, haben wir die atmosphärische Frage ernst genommen. Machen wir nun alles weiss? Unsere Wahrnehmung reagiert extrem schnell auf Helligkeitsunterschiede. Die Tatsache, dass wir das Helle zuerst sehen, klingt für viele wie ein gutes Argument für weisse Architektur. Weisse Architektur sei am klarsten, meinte Richard Meier zum Bei- covıss objekt und farbe 9

spiel, um daraufhin alles möglichst weiss zu streichen. Eine Quantitätsregel wird dabei nicht beachtet, die besagt, dass wir am klarsten sehen, wenn nicht alles gleichfarbig ist. Anhand des Bilderpaars sieht man das. Weiss macht dann sichtbar, wenn nicht alles weiss ist. Möchte man die Wand oder etwas anderes im Raum zeigen? Eine strahlend weisse Architektur ist für unsere Augen so ermüdend wie eine Gletscherlandschaft. Wieviel schöner ist da die Architektur, die Abwechslung bietet, und wieviel schöner sind da Räume, die Muse für die Auseinandersetzung mit hellen Rauminhalten bieten, weil Helligkeiten abgestuft und dunklere «Ruhezonen» eingeplant wurden. Hier die Grundsätze, die es dabei zu beachten gilt: 1. Umbra, Grau und Schwarz wirken verschattet und distanziert. Man weitet enge Räume oder Passagen optisch aus, indem man die im Schatten stehenden Flächen mit diesen Farben in den Schatten absetzt. Das Auge orientiert sich nun am Hellen, die Passage gewinnt Tiefe. 2. Hell-Dunkel-Kontraste gewichten die Elemente. Hellere oder buntere Elemente wirken wichtiger, sie werden zuerst wahrgenommen. Dunklere und unbuntere entziehen sich der Aufmerksamkeit, sie bleiben im Hintergrund. Eine Gipsfigur vor einem weissen und vor einem grauen Hintergrund (KT 32.009 Porzellanweiss, KT 08.044 Gris natur moyen). Unretouchierte Fotos ohne Blitz im Seminarraum von kt.color. 10

3. Sehr dunkle Farben wirken wie Tarnfarben. Sie werden kaum noch wahrgenommen. Die helle Decke wirkt nicht luftiger und leichter, sondern auffälliger und präsenter. Niedrige Decken versteckt man besser im Schatten. 4. Starke Kontraste strengen die Augen an. Räume mit hohen Verweildauern wünschen sich Farbkonzepte mit sichtbaren aber zurückhaltenden Kontrasten in der Helligkeit und im Farbton. 3 Räume individualisieren Bislang haben wir die Stimmung im Hintergrund mit schönen weissen Farben bewusst gestaltet und die Formsprache der Architektur mit verschatteten Farben verdeutlicht. Oft wünscht man sich mehr: eine burgunderrote Wand, eine fürstlich tiefblaue Nische, in der die Goldfigur erst richtig zu strahlen beginnt, eine bunte Wand im Kinderzimmer, eine Wand im Wohnraum, die mit einer Lieblingsfarbe gestaltet ist. Hier greifen wir lustvoll in den Farbtopf und suchen kontrastreiche, dynamische Farben aus starken, bunten Pigmenten. Es gibt dabei wiederum Grundsätze, die zu beachten es sich lohnt: 1. Gleichfarbigkeit bringt Zusammengehörigkeit. Deutlich erkennbare Farbwechsel trennen Elemente und teilen Räume. ECHO Büromöbel, Holziken, 2014. KT 10.075 Züriweiss bettet helle Möbel weich ein. Sie wirken edel. Alle Kontraste und das kühle Licht wirken gedämpft, die Helligkeit des Raums wird aber keineswegs geopfert. 2. Warme Farben, solche mit Gelbanteil, verlieren ihre Wärme im Schatten. Desto mehr Gelbanteile in einer Farbe, desto mehr covıss objekt und farbe 11

Licht wird sie zur Entfaltung einer leuchtenden Wirkung brauchen. Gelbe Farben vertragen keinen Schatten (Bild nebenan). 3. Kalte Farben enthalten Blauanteile. Sie behalten im Schatten ihre Wirksamkeit. 4. Warme Farben verkleinern Räume, Rot am deutlichsten, aber auch Gelb. Kalte Farben vergrössern Räume optisch, am deutlichsten Ultramarinblau. Das sind die drei Fragen, die ein gelungenes Farbkonzept in Abstimmung mit dem Licht, der Architektur und der Raumfunktion beantwortet: Wie soll die Atmosphäre sein? Was will man zeigen, wo verbirgt man etwas im Schatten? Welche Wünsche der Bauherren nach Individualität und Farbdynamik gilt es zu erfüllen? Das Farbkonzept beantwortet diese drei Fragen und erfüllt nun höchste architektonische, physische und ästhetische Anforderungen. Text: Katrin Trautwein Bilder: kt.color Die beklemmende Wirkung von Gelb im Schatten. KT 43.20 Jaune vif. Fachseminar Farbkonzepte mit Licht- lichte und schattige, grosse und kleine und Schattenfarben Räume, Farbwechsel, Farbkontraste. In diesem Fachseminar werden die Elemente der im Artikel dargestellten praktischen Gestaltungslehre vermittelt: Farb- Termine und mehr Informationen unter Anmeldung funktionen, Materialien, Konzepte für www.ktcolor.ch. Anzeige KT 230.009 Schneeweiss Weiss wie Neuschnee, klar wie Knabengesang und puristisch im Ausdruck. Musterbestellungen und Informationen zu unseren Farben und Fachseminaren: www.ktcolor.ch kt COLOR die Farbmanufaktur die schönsten Farben, die es gibt 12