1517 2017 Reformationsjubiläum in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz 2. Reformation und Macht, Thron und Altar Widerständigkeit und Selbstbehauptung
Widerständigkeit und Selbstbehauptung Elisabeth von Dänemark und Anna von Preußen beharren auf ihren abweichenden Glaubensüberzeugungen. Der entschiedene Lutheraner Paul Gerhardt, Prediger an der St. Nikolaikirche in Berlin, stellt sich dem reformierten Fürstenhaus entgegen. Paul Gerhardt (1607-1676) Glaubensflüchtlinge aus Frankreich und aus Böhmen ebenso wie Zuwanderer aus den östlichen Regionen Preußens setzen neue Akzente im wirtschaftlichen, kulturellen und religiösen Leben. Französischer Dom (re.) und Französische Friedrichstadtkirche in Berlin
Widerständigkeit und Selbstbehauptung Prediger wie Johann Spalding, Propst an der St. Nikolaikirche in Berlin, und Dichter wie Gotthold E. Lessing wirken als Aufklärer. Die Union von 1817 stößt in streng lutherischen Kreisen auf entschiedenen Widerstand ( Altlutheraner ). Johann Spalding (1714-1804) Potsdamer Garnisonkirche: Gründungsort der preußischen Union. Carl Hasenpflug, Die Garnisonkirche zu Potsdam, 1827
Thron und Altar Unter dem Eindruck des allgemeinen Aufbegehrens verwirft Johann Hinrich Wichern 1848 die Revolution als allgemeines Verbrechen gegen das Ganze des Staates. Er fordert die Umkehr zu Treue und Ehrfurcht gegenüber der Obrigkeit. Die Aufhebung kirchlicher Rechte (Schulaufsicht, Einführung der Zivilehe) leitet 1871 den "Kulturkampf" gegen die Römisch-Katholische Kirche ein. In Berlin entladen sich die sozialen Spannungen. Eine erstarkende Arbeiterbewegung stellt sich gegen das Bündnis von "Thron und Altar". Johann Hinrich Wichern (1808-1881)
Wachsender Antisemitismus Nach der Reichsgründung 1871 verschärft sich der Antisemitismus in Deutschland. Die Lösung der sogenannten Judenfrage könne, so lautet das politische Credo, nur im Verschwinden des Judentums durch völlige Assimilation oder durch Entrechtung und Vertreibung liegen. Theodor Fritsch, Antisemiten-Katechismus (1887) Adolf Stöcker (1835-1909) Der Berliner Hofprediger Adolf Stoecker macht den Antisemitismus kirchen- und politikfähig. Die von ihm geschaffene Verbindung aus antidemokratischen, ständisch-konservativen Einstellungen und "christlich" legitimiertem Antisemitismus übt großen Einfluss auf Theologie und Kirche bis weit in die 1930er Jahre aus.
Täter und Opfer Nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches treten nur wenige evangelische Theologen und Laien aktiv für die Weimarer Republik ein. Die Mehrheit arrangiert sich mit den Verhältnissen, ohne diese in politischer oder weltanschaulicher Hinsicht zu akzeptieren. Teilnehmer der Zweiten Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche in Berlin-Dahlem (Oktober 1934) Mit dem Machtantritt der NSDAP beginnt auch in der Ev.Kirche die (Selbst-) Gleichschaltung. Im Juli 1933 übernehmen die "Deutschen Christen" die Kirchenleitung. Nur eine Minderheit widersetzt sich der Gleichschaltung und weltanschaulichen Anpassung. Sie schließt sich in der "Bekennenden Kirche" zusammen.
Widerständigkeit und Selbstbehauptung in der DDR In Aufnahme der Theologischen Erklärung von Barmen und des Stuttgarter Schuldbekenntnisses stellen sich Christen gegen die Herrschaft der SED Bürgerrechtsgruppen, Friedens- und Umweltinitiativen erhalten in den 1980er Jahren Raum in evangelischen Kirchen. Gethsemanekirche in Berlin (1989) Kirchengemeinden werden zu Orten der Widerständigkeit und des demokratischen Aufbruchs 1989/90. Zentraler Runder Tisch im Dietrich-Bonhoeffer Haus in Berlin (6.12.1989)