CO Die Folgen einer Hypo-Insolvenz ORF2, 20.02.2014, 22:30 Uhr. (Transkript)



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Transkript:

1 CO Die Folgen einer Hypo-Insolvenz ORF2, 20.02.2014, 22:30 Uhr (Transkript) Angelika Ahrens, ORF: Die Debatte über eine Pleite der Hypo reißt nicht ab, im Gegenteil. Tag für Tag kommt etwas Neues dazu. Aber was passiert wirklich, wenn es zu einem Konkurs kommt? Wir Steuerzahler sind richtig arm dran. Der Finanzminister will und kann ein Sparpaket nicht mehr ausschließen wegen der Hypo-Verluste. Von 4 bis 19 Milliarden ist die Rede. Trotz der klaren Entscheidung der Regierungsspitze, eine Anstaltslösung also Bad Bank vorzubereiten, wird weiterhin die mögliche Insolvenz der notverstaatlichten Kärntner Bank in den Raum gestellt. Wir schauen uns an, was für uns Steuerzahler ein Konkurs bedeuten würde. Ein Urlaubsland im Süden, klimatisch bevorzugt, doch es hat über seine Verhältnisse gelebt. Teure Prestigeprojekte und naja, eben ein saloppes Verhältnis zu Zahlen und Bilanzen, dazu eine Prise Korruption und Kriminalität. Griechenland? Nein. Kärnten. Willkommen bei Freunden. Eine Freundschaft freilich, die jetzt alle Österreicher teuer bezahlen müssen. Inbegriff für all das: die Hypo, die derzeit die Gemüter der Österreicher erhitzt von West bis Ost. Es steht mir bis da her. Es steht mir wirklich bis oben voll. Wenn man weiß, dass in den letzten Jahren und Jahrzehnten die Banken immer unterstützt worden sind eigentlich von der öffentlichen Hand eh schon, dann fragt man sich, warum man jetzt wieder zum Handkuss kommt. Das ist so furchtbar es ist eine richtige Bananenrepublik, was wir haben. Die Kärntner sind nicht schuld, die sind nicht schuld die Banker. So wie in der ganzen Welt. Die Hypo, das ist eine Verflechtung. Da hängt ja die Hypo Tirol genauso drin und alle Hypos in Österreich. Und die größten Gauner sind meines Erachtens die Bayern gewesen. Und die Österreicher sind die Dummen. Das, was man sich wirklich überlegen sollte: da endlich einen Schlussstrich zu ziehen. Weil wie lange will man es jetzt noch hinauszögern? Konkurs ist das Billigste, nicht? Also Insolvenz. Lech am Arlberg. Auch hier ist man über die Causa Hypo Alpe Adria empört. Dieser Hotelgast etwa, Hannes Androsch, Ex-Finanzminister, Bankdirektor und immer noch in zahlreichen Aufsichtsräten. Androsch findet, dass die Hypo-Lawine die Steuerzahler schon zu lange bedroht. Er drängt auf schnelle Entscheidungen in der Hypo-Abwicklung, auch einem Konkurs kann er mittlerweile so einiges abgewinnen. Dr. Hannes Androsch, ehem. Finanzminister und Banker Die Insolvenz hätte nur den Vorteil, dass sozusagen aus dem Insolvenzverfahren automatisch alle die Last schultern müssen und nicht sozusagen in Großzügigkeit der Bund und damit der Steuerzahler die ganze Schadenslast schultern muss, was beim besten Willen nicht einzusehen ist. Aber genau das ist der Hypo-Masterplan der Regierung: die so genannte Anstaltslösung, eine Bad Bank. Dahinter stecken gewichtige Probleme. Es gibt zwar

2 auch ein gutes Portfolio, das Vermögen der Bank und sichere Kredite. Der größere Brocken ist das so genannte Abbau-Portfolio Problemkredite, die leichtfertig vergeben worden sind. Hier wird auf Zeit gesetzt, um aus den vermeintlichen Sicherheiten wie Jachten, Autos oder auch Immobilien noch mehr Geld herauszuholen. Auf der anderen Seite stehen Schulden der Hypo. Für sie würde die Republik geradestehen. Das wären Anleihen mit Kärntner Landeshaftung, mündelsichere Hypo-Pfandbriefe, Einlagen und ein umstrittenes Darlehen der Bayern LB. Bei der Anstaltslösung muss der Steuerzahler für all diese Gläubiger geradestehen. Univ.-Prof. Dr. Theodoro D. Cocca, Inst. für Finanzwirtschaft, Universität Linz Es ist ein Ende ein mögliches Ende der ganzen Geschichte, aber natürlich ein schreckliches Ende, vor allem für die Steuerzahler. Aus dieser Perspektive ist es natürlich clever und sinnvoll zu überlegen, ob es nicht andere Varianten gäbe. Und ich bin der festen Überzeugung, es gibt für den Steuerzahler billigere Varianten. Zum Beispiel eine geordnete Insolvenz würde aus meiner Sicht aus heutiger Betrachtungsweise die eigentlich cleverste Lösung sein. Der Schweizer Bankenexperte Theodoro Cocca kennt die internationalen Gepflogenheiten bei der Abwicklung maroder Banken gut. Dass Gläubiger komplett geschützt werden, hält er für marktwirtschaftlichen Unsinn. Geordnete Insolvenz also. Was hieße das denn genau? Auf jeden Fall nicht betroffen wäre das Österreich-Geschäft der Kärntner Hypo. Das wurde an eine indische Investorengruppe verkauft. Betroffen wäre von einer Insolvenz vor allem der internationale Teil der Hypo Alpe Adria, vor allem Südosteuropa. Im Insolvenzfall würde das gute Portfolio der Hypo schnell verkauft, das Abbau-Portfolio müsste rasch verscherbelt werden wohl mit Wertverlust. Massive Folgen hätte die Insolvenz für die Gläubiger, an erster Stelle die Besitzer von Anleihen. Theodoro Cocca: Das ist überhaupt nicht abwegig. Weil in dem Moment, in dem die Regierung verkündet, dass eine Insolvenz wirklich im Raume steht, hat natürlich jeder, der Geld investiert hat in die Bank, einen Anreiz, dann einen Totalschaden, einen Totalverlust zu vermeiden und ist dann beispielsweise auch bereit zu sagen, gut ich akzeptiere einen Verlust von 30 Prozent, wenn wenigstens dann eben die restlichen 70 Prozent garantiert sind. Und damit wäre dann für den Steuerzahler die Rechnung um 30 Prozent geringer. Ich denke, dass das eine attraktive Lösung eigentlich für alle wäre. Problematisch wird es bei den Hypo-Pfandbriefen, denn diese wurden als mündelsicher verkauft. Bei einem Ausfall der Hypo Alpe Adria müssen andere Landes-Hypobanken einspringen. Für diese haften die Bundesländer. Allein in Vorarlberg machen diese Haftungen das Dreifache des Landesbudgets aus. Ein Dominoeffekt wird befürchtet. Über zwei Milliarden macht ein so genanntes Darlehen der Bayerischen Landesbank aus. Die Bayern wollen, dass Österreich das Geld im Fall der Insolvenz sofort zurückzahlt. Österreich sieht das anders. Der Streit der Juristen läuft schon. Und da wären dann auch noch die Einlagen von Sparern, allerdings nicht in Österreich, sondern meist in Südosteuropa.

3 Dr. Hans Georg Kantner, Insolvenzexperte Kreditschutzverband 1870 Keine Verluste hätten die Kleinanleger, denn die sind bis 100.000 Euro einlagengesichert in der EU. Keine Verluste hätten Leute, die dort auf einem Depot Wertpapiere haben. Diese Wertpapiere gelten als ihr freies Eigentum, können ausgesondert werden. Nur, das kann so wie wir das aus manchen Fällen schon kennen eben viele Monate dauern. Die meisten Gläubiger würden im Falle einer geordneten Insolvenz natürlich nicht so glimpflich davonkommen. Dementsprechend gering ist ihre Begeisterung für die Insolvenz und dementsprechend groß ihr Widerstand dagegen. Hannes Androsch: In die Insolvenz zu gehen, das ist sicher nicht die Patentlösung, aber es kann eine sein. Wenn man eine bessere findet, umso besser. Aber endlich eine Lösung, die Klarheit über eine vernünftige Zeitachse schafft, um den Schaden zu minimieren. Das Hauptproblem sind die Haftungen des Landes Kärnten. Im Fall einer Bankinsolvenz wäre wohl auch Kärnten fällig. Die Pleite eines ganzen Bundeslandes hat es vorher noch nie gegeben. Es gibt keine klaren gesetzlichen Vorgaben, was passiert, wenn ein Bundesland den Bach runtergeht. Hans Georg Kantner: Ein Insolvenzverfahren würde sich nur auf das betriebsnotwendige Vermögen wie ich das jetzt nenne also das Vermögen, das die Gebietskörperschaft nicht benötigt zur Erbringung ihrer hoheitlichen Aufgaben, beziehen können. Das wären eventuelle Liegenschaften, das wären private Gebäude, die vermietet sind. Ich möchte nicht gerne in den Schuhen des Insolvenzrichters sein, der unter Umständen so einen Konkursantrag auf den Tisch bekommt und dann entscheiden muss, ob überhaupt so ein Verfahren zulässig ist oder nicht. Die Insolvenz eines österreichischen Bundeslandes auch für die großen Ratingagenturen wäre das ein außergewöhnliches Ereignis. Thomas Missong weiß, wie Moody s, Fitch und Standard & Poor s ticken. Ein Ausfall des Landes Kärnten hätte auch Auswirkungen auf das Rating anderer Bundesländer. Mag. Thomas Missong, Rating-Experte Wenn also das Bundesland Kärnten diese Haftung nicht bedient, nicht bezahlt, entsteht erstens eine Insolvenz des Landes Kärnten, was genauso nicht erprobt wurde. Und zweitens ist dann die große Frage, was passiert mit den anderen Bundesländern, weil im Prinzip angenommen werden würden, dass eben das Verhalten von Kärnten auch auf andere Länder anwendbar wäre. Und genau das hat ja Moody s am Dienstag Abend mit einer Rating Action auf die Hypo Vorarlberg und Tirol eben auch bewiesen, dass die Annahme ist, dass diese Haftungen nicht zu 100 Prozent wasserdicht sind. Bankenpleiten hingegen sind international keine Ausnahmeerscheinung. Erst 2011 hat etwa Litauen die fünftgrößte Bank des Landes, die Snoras-Bank, in den Konkurs geschickt nur wenige Wochen nach der Notverstaatlichung. Österreich hat vier Jahre gebraucht, um noch immer keine Lösung zu haben. Und auch ein taugliches Banken-Insolvenzrecht hat man anders als etwa Deutschland immer noch nicht. Österreich ist einfach anders.

4 Theodoro Cocca: Ich denke, die Reputation des Bankenplatzes Österreich ist schon beschädigt, weil international sich eigentlich alle die Frage stellen, wie konnte man so lange zuschauen, ohne wirklich eine Lösung zu finden. Also hier würde jegliche Lösung dazu beitragen, dass die Reputation des Bankenplatzes steigt. Was die Refinanzierungskosten der Republik Österreich betrifft, glaube ich, dass gerade die Insolvenz der Hypo dazu beitragen würde, dass die Finanzierungskraft der Republik höher eingestuft wird. Weil sie muss ja dann den Schaden von 19 Milliarden eben nicht tragen. Zwischen der Republik und den Gläubigern stehen wohl noch harte und milliardenschwere Verhandlungen bevor. Der Konkurs ist dabei nicht der Weisheit letzter Schluss. Zumindest als Drohung bleibt er aber eine wichtige Variante. Hannes Androsch: Insolvenz jedenfalls nicht als Lösung weggelassen. Wenn schon aus keinem anderen Grund, um zu sagen, das ist auch eine Möglichkeit, damit man zu einen außergerichtlichen Ausgleich bei einer Abwicklungsbank-Lösung kommt. Das heißt im Klartext, dass andere eben auch die Last des Schadens schultern. Das heißt, die Insolvenz als geladene Pistole am Tisch, um in die Verhandlung Hannes Androsch: Wenn Sie s gespitzt wollen ja. Auch die Regierung spitzt auf eine baldige Lösung. In Österreich heißt das: bis zu den Sommerferien und die kann man in Kärnten verbringen. Das Geld der Urlauber können sie dort auf alle Fälle brauchen.

1 ZIB 2 Rätselraten um Hypo-Anleihen ORF2 ZIB 2, 18.02.2014, 19:30 Uhr (Transkript) Armin Wolf, ORF: Damit kommen wir nach Österreich zum innenpolitischen Thema der letzten Tage, dem Milliardendesaster rund um die Hypo Alpe Adria. Niemand weiß ja derzeit, wie viel die marode Staatsbank die Steuerzahler letztlich kosten wird. Der Chef der Hypo hat im ORF Report eben von null bis vier Milliarden gesprochen eine erstaunlich niedrige Zahl, wenn auch viel. Andere Schätzungen gehen weit höher. SPÖ-Klubchef Schieder etwa hat heute drei bis sieben Milliarden genannt. Fix ist jedenfalls, dass die Hypo in den nächsten Jahren zwölf Milliarden Euro für Anleihen zurückzahlen muss, für die das Land Kärnten die Haftung übernommen hat und dazu kommen noch weitere Anleihen ohne Landesgarantie. Aber wer hat diese Anleihen eigentlich? Wer also bekommt die Milliarden? Die Regierung sagt: Keine Ahnung. Und die Hypo beruft sich auf das Bankgeheimnis. Tatsächlich lassen sich die Hypo-Gläubiger aber finden, wenn man weiß, wo man sucht, und etliche davon dürften mit den Anleihen ein gutes Geschäft machen, berichtet Sonja Sagmeister. Sonja Sagmeister, ORF: Eine Mauer des Schweigens in der Nationalbank und im Ministerrat. Man zeigt sich uninformiert, wer Hypo-Anleihen hält und als Gläubiger gilt. Reinhold Mitterlehner, ÖVP: Weiß ich nicht im Detail. Ich nehme an, das sind bestimmte Hedge-Fonds, Anleihe-Zeichner andere. Jochen Danninger Jochen, ÖVP: Diese Informationen liegen uns derzeit noch nicht vor. Sonja Sagmeister, ORF: Doch die ZIB 2 hat die Liste jener Investoren, die Hypo- Anleihen besitzen und auf Auszahlung von Milliarden hoffen. Das kann je nach Laufzeit heuer sein oder erst in 20 Jahren. Es geht um das Who-is-Who der Finanzwelt. Große amerikanische lnvestmenthäuser, EU-Großbanken, die Pensionsfonds managen, und österreichische Banken scheinen als Gläubiger auf. So bestätigt die Volksbanken AG Hypo-Anleihen im Umfang von 20 Millionen Euro mit Kärntner Landeshaftung, ebenso wie die Sparkassen Oberösterreich KAG und die BAWAG/PSK. Wenn alles so bleibt wie es ist, bekommt etwa die BAWAG/PSK in einem Monat am 17. März rund 31 Millionen Euro ausbezahlt. Weil die Hypo nicht zahlen kann, überweist die Republik Geld an die BAWAG. Die BAWAG antwortet auf ZIB 2-Anfrage: Wir gehen davon aus, dass die mündelsicheren Hypo-Anleihen bedient werden. Doch einige Investoren haben kalte Füße bekommen etwa die Erste Sparinvest. Diese schreibt: Wir haben uns von den Hypo-Wertpapieren getrennt, weil die vorwiegend politisch geführte Diskussion Kapitalmärkte eher verunsichert als beruhigt hat. Das heißt übersetzt: Anleihen wurden wegen Preisschwankungen mit leichten Verlusten weiterverkauft. Und hier kommen Hedge-Fonds als Käufer ins Spiel, die mit allen Methoden gegen Banken oder Staaten spekulieren können. In unruhigen Zeiten kaufen sie zu Diskontpreisen ein und hoffen, dass bei Hypo-Anleihen am Ende die Republik den vollen Ursprungswert ersetzt.

2 Wolfgang Matejka ist seit 30 Jahren im internationalen Wertpapiergeschäft. Er geht davon aus, dass einzelne US-Hedgefonds längst in den Poker um Hypo-Papiere eingestiegen sind. Und was passiert, wenn Hedge-Fonds davon ausgehen, dass der Staat automatisch für diese Anleihen haften wird? Wolfgang Matejka, Portfolio-Manager: Wenn Hedge-Fonds davon ausgehen, dass der Staat automatisch für die Anleihen haftet, dann wird es einen Run auf die Bonds geben. Sonja Sagmeister, ORF: Warum ist es besonders gefährlich, wenn Hedge-Fonds anfangen, solche Anleihen von der Hypo aufzukaufen? Wolfgang Matejka, Portfolio-Manager: Tja, dann wird s in der Regel leicht, weil der Staat ja als Bürge im Hintergrund auch die Aggressivität von Hedge-Fonds vielleicht nicht in der Form gewohnt ist und er sich ja vielleicht auch nicht so gut darauf vorbereiten kann oder vorbereitet hat, wie es vielleicht im Markt befindliche Gegenspieler gewohnt sind. Sonja Sagmeister, ORF: Ex-Finanzminister Androsch versteht nicht, warum der Staat nicht schon längst mit den Anleihe-Gläubigern verhandelt, um Milliarden zu sparen. Hannes Androsch, ehem. Finanzminister: Man hat den Eindruck, dass da zu viel spezifische Interessen mit Scheinargumenten geschützt werden. Nur der Bund schützt sich selbst nicht und damit nicht den Steuerzahler. Sonja Sagmeister, ORF: Die Hypo ist im Fokus von Großanlegern, die nur eines wollen: mit den Anleihe-Papieren Geschäfte machen, auch wenn am Ende die Republik Österreich dafür zahlt. Armin Wolf, ORF: Hannes Androsch können Sie übrigens übermorgen zum Thema noch ausführlicher sehen in unserem Wirtschaftsmagazin co, in dem es um eine mögliche Insolvenz der Hypo gehen wird. In dem Bericht eben gab es eine etwas missverständliche Formulierung: Die 31 Millionen Anleihe an die BAWAG im März wird natürlich die Hypo selbst zurückzahlen.