FINANZKRISE HABEN WIR EIN PROBLEM MIT UNSEREM GELD? Chancen der Krise

Ähnliche Dokumente
Kommt der uro-crash? Staatsbankrott & Währungsreform vor 2015?

Monetative Umfrage Frühjahr 2017

Freiheit und Gerechtigkeit Ethische Grundlagen der Geldreform

Hans Immler. Die Marktwirtschaft scheitert. Wirtschaftssystem beginnt. Für eine naturverstehende Wirtschaft

NZZ Podium. «Investieren wie weiter?»

Ordnung von unten. Die Demokratie neu erfinden Hans Ruh. Versus Zürich

Geld und Gesellschaft

Thesenpapier zu einer Petition an den deutschen Bundestag. von Peter Braß

Prof. Dr. Margrit Kennedy OCCUPY MONEY Ist ein Nebeneinander von staatlichen und privaten Geldern möglich?

Das Ende des Geldes was kommt danach? Franz Hörmann Kempten

Hermann Witte. Die nachhaltige Marktwirtschaft. Wohlstand ohne self-made" Krisen?

Einladung und Programm zur Fachtagung Gemeinwohl-Region Vinschgau Schloss Goldrain,

Anatomie einer Krise. Bereich Wirtschafts- und Steuerpolitik. SarahC./PIXELIO

Volkswirtschaftslehre für Sozialwissenschaftler

Wachstumszwang und Umverteilung durch das Geldsystem

Willkommen bei der WIR Bank. Lernen Sie uns kennen

GEMEINWOHL-ÖKONOMIE Ein Wirtschaftsmodell mit Zukunft?

Schweizer Vollgeldreform Öffentliche Veranstaltung vom 13. Mai 2011 an der ZHAW Winterthur

Vorwort des Herausgebers

Armut und Reichtum: der kapitalistische Denkfehler

Bausteine der Wirtschaft

Antworten auf 222 drängende Fragen unserer Zeit in Goodbye Wahnsinn :

Talente-Tauschkreis Vorarlberg Standortbestimmung und Perspektiven

I Allokationstheoretische Grundlagen 7

Stabile Preise, stabile Wirtschaft Notenbanken auf dem richtigen Weg?

Monetäre Modernisierung

Geld hat 3 Funktionen = Verwirrung. Die EUROWEG-Lösung kennt Gelt nur noch als entmaterialisierten Wertspeicher = Buchhaltung.

Die ungleiche Vermögensverteilung in Deutschland - Ursachen und Folgen

Duden Wie Wirtschaft funktioniert

Gleichgewichtsgeld. Dr. Dag Schulze Anders Wirtschaften Neue Wege der Transformation Heidelberg, 14. Juni 2014

Inhalt. Verzeichnis der Tabellen Verzeichnis der Schaubilder Vorwort... 21

Elemente der Gemeinwohl- Ökonomie

REICHTUM IN DEUTSCHLAND

Grundlagen einer nachhaltigen Wirtschaftslehre

Ausgewachsen. Wie die Wirtschaft mit viel weniger Ressourcen auskommen kann. Christine Ax Friedrich Hinterberger

Wie Wirtschaft funktioniert

mit einem Geleitwort von Ingomar Hauchler und Gastbeiträgen von Stefan Klinski, Christine Lacher und Vivianne Scherenberg

Die Vollgeldreform. Warum wir eine neue Geldordnung brauchen. Von Lino Zeddies

Nachhaltiges Management

Konsumieren mit Nachhaltigkeit Alternative Geldsysteme der Waldviertler. Karl A. Immervoll, Heidenreichstein Zentrum für soziale Kompetenz - Graz

Norman Laws. Biodiversität. Gesellschaft, Politik, Wirtschaftssystem. Kl Nomos

Paulus Akademie «IST SPAREN KEINE TUGEND MEHR?» Wie die Tiefzinspolitik die Moral verändert

Beispiele für Prüfungsfragen

14. November 2011 Hei/St/I-126. Begrüßungsworte von Herrn Peters auf der Abendveranstaltung des ZDS am 14. November 2011 an Bord der Rickmer Rickmers

Bedeutung und Perspektiven von Indikatoren als Instrument der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie

Gesellschaft im Wandel

Finanzkrise: Ursachen, Folgen, Politik

Systemische Gesellschaftswissenschaft

Saarbrücken, 2. Mai 2011

Warum wir Veränderung brauchen. Christine Ax AndersOrte 01. Oktober 2015 St. Virgil Salzburg

Achtung: Geld in Gefahr!

Euro. Fürs Erste.

Krise einer alternden Volkswirtschaft

Wie geht es mit der Eurozone weiter?

Grundzüge der Volkswirtschaftslehre

Jung, gläubig und schuldenfrei katholische Jugendverbände fordern Wege aus der Krise!

Carsten Müller. Nachhaltige Ökonomie. Ziele, Herausforderungen und Lösungswege DE GRUYTER OLDENBOURG

Politische Ökonomie der Finanzmärkte

Wirtschaft anders denken

Betriebswirtschaft Volkswirtschaft und Gesellschaft. Zweite Auflage

Ralf Becker. Geld von unten. Theorie und Praxis von Regionalwährungen

5. Edelmetall-Stammtisch

Aktuelle Themen der Wirtschaftspolitik Thomas Url. Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO)

Kompakt-Training Praktische Betriebswirtschaft 5 Vorwort 7 Benutzungshinweise 8

Aktuelle Themen der Wirtschaftspolitik Thomas Url. Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO)

Für eine europäische Investitionsoffensive

Forderungen. Schulden. Methode. Inhalt. Ökonomie und schwäbische Hausfrau. Zu jedem Schuldner gehört ein Gläubiger

Finanzkrise, Sozialstaat und Wirtschaftspolitik

Vollgeld beendet die Euro- Krise und macht die EU- Bürokratie (ESM, Bankenunion, Basel III, et.) überflüssig

Chancen und Risiken für die Marktwirtschaft in der Smart City

Globalisierung, Nachhaltigkeit, Zukunft

Das Wahl-Theater ist vorbei wie die Partei DIE LINKE ihre Wahlversprechen erfüllt

Freiheit ermöglichen Gerechtigkeit schaffen Solidarität stärken die Idee des bedingungslosen Grundeinkommen

Bruno Hollnagel. Relativitätsökonomie. Die menschlichen MotilJe wirtschaftlichen Handeins. ffi WILEY YCH. WILEY-VCH Verlag GmbH & Co.

Ausgewachsen: Arbeit und Ressourcen. Friedrich Hinterberger und Christine Ax

Gemeinwohlregion Vinschgau

Der Weg in die Zinsfalle

Entschleunigung Zur zeitökologischen Konkretisierung des Leitbilds der Nachhaltigen Entwicklung

Teil I Einleitung 19. Teil II Die kurze Frist 83

Wirtschaftskultur und Institutionen im Osmanischen Reich und der Türkei

Banken- und Finanzkrise Mechthild Schrooten. September 2012

Eigentum, Zins und Geld

Wachstum und Verteilung

Russlands Wirtschaft im Sog der Krise

Verzeichnis der Tabellen 11 Verzeichnis der Schaubilder 15 Vorwort 21

Was Sie schon immer über Wirtschaft wissen wollten

Zukunftsfähige Wasserkraft: Eine volkswirtschaftliche Sicht

Beantworten Sie die Fragen durch Ankreuzen der zutreffenden Felder auf dieser Seite.

Die Gemeinwohl-Ökonomie in Südtirol

Michael Rasch I Michael Ferber DIE (UN)HEIMLICHE ENTEIGNUNG. So schützen Sie Ihr Geld vor Politikern und Notenbankern FBV

Gerechter Handel. gerechtes Handeln?

Die nachfolgende Aussage von Murray Newton Rothbart trifft das Dilemma ziemlich gut:

--- Beschleunigung Symptom unserer Zeit? Gelebte Zeit und gezählte Zeit. Auf dem Weg in eine zeitachtsame Gesellschaft?

Stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum

Gesellschaftsbildung In der Eurokrise

die Aktie die Dividende die Provision Aktiengesellschaft ausschütten Gewinn Aktionär das Limit der Börsencrash der Boom schwarzer Freitag Kursverlust

Österreichische Wirtschaftspolitik

Fachbegriffe der Volkswirtschaft. 2. Auflage

Transkript:

FINANZKRISE HABEN WIR EIN PROBLEM MIT UNSEREM GELD? Chancen der Krise Pierre Güntert INWO Schweiz Ulrich Thielemann ist Vizedirektor am Institut für Wirtschaftsethik der Universität St. Gallen. 1

Warum gibt es Finanzkrisen FINANZKRISE 2008 Aus Vergangenheit nicht s gelernt! In den Jahrzehnten nach der Weltwirtschaftskrise 1929 behaupteten Ökonomen und Politiker immer wieder, dass man nun gelernt habe und die Fehler der Vergangenheit nicht wiederhole. Die heutige Situation auf den Finanzmärkten zeigt aber ein anderes Bild noch immer regiert die Gier. 2

FEHLER IM SYSTEM Zentrale Ursachen von Finanzkrisen wachsender Unzufriedenheit, Existenzangst und Hoffnungslosigkeit liegen im herrschenden Geldsystem und in der Eigentumsfrage (Bodenrechtsordnung) ÜBERFORDERTE GELDFUNKTION Geld hat heute drei Funktionen: Tauschmittel Wertmassstab Wertaufbewahrungsmittel Zwischen den Funktionen 1 und 3 muss es zu Konflikten kommen. Was aufbewahrt wird, kann nicht zirkulieren!!! 3

KAPITALISMUS & KOMMUNISMUS Der blinde Fleck Ein System, das den vorenthaltenen "Mehrwert" direkt dem Besitzer der Produktionsmittel (dem "Kapitalisten") zufliessen lässt, ist um kein Haar besser als ein System, das diesen "Mehrwert" in Form von Abgaben an die Parteifunktionäre weiterzuleiten. Diese Woche überstieg der Dow Jones erstmals seit einem Jahr wieder die 10'000-Punkte-Marke. Alles in Ordnung also? Alan Greenspan lässt sich nicht blenden. 4

Ursache beim Geldsystem? 5

Die Ernte wird immer knapper und die Schulden immer grösser. Was ist in unserem modernen Geldsystem eingebaut? Wachstumsmechanismus mit Exponentialfunktion Vermögen bedingen Schulden- also Gläubiger müssen Schuldner finden! Machtmittel statt Diener (Geld regiert die Welt!) Knappheitsindikator Zins, dessen Höhe die Mindestansprüche des Kapitals definiert Umverteilung von Unten nach Oben 6

WACHSTUM Du sollst wachsen hast du gehört!! 7

Vermögensverteilung der natürlichen Personen in der Schweiz Anteile am Gesamtvermögen von 749'964.4 Mio. Fr. in % 80 70 60 50 40 30 20 10 0 0 0 0 0.2 0.9 1.9 3.8 7.3 14.3 71.6 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Einteilung nach 10%-Gruppen nach Vermögenshöhe der 3'869'717 Steuerpflichtigen 8

Alternativen zum heutigen Geldsystem? Marktwirtschaft ohne Kapitalismus Geldsystem, prioritär als Tauschmittel Geldsystem, das die Verteilung unterstützt Geldsystem, das zirkuliert Fliessendes Geld Gemeinsames Gut, das möglichst für alle reichlich zur Verfügung steht (CarSharing, Güterwagen, Allmenden etc.) 9

FLIESSENDES GELD KOMPLEMENTÄRE ANSÄTZE Nachbarschaftshilfe Tauschkreise Regionalwährungen Komplementärwährungen Weltwährung (Terra, Globo, Bancor, kwh...) Demokratisch kontrolliertes Gemeinschaftsgut 10

Die Wurzel der jüngsten Finanzkrise liegt im heutigen Geldsystem. Es erzeugt überschiessende Kredite und fördert damit Spekulationsblasen ebenso wie Inflation und die masslose Überschuldung vieler Beteiligter... NACHHALTIGKEIT UND RENDITE WIRTSCHAFT GESELLSCHAFT ökonomische Rendite soziale Rendite UMWELT ökologische Rendite bedingt ein geeignetes Tauschmittel - Geld 11

KOMPLEANTÄRWÄHRUNGEN Beispiele von Alternativen 12

WIR WIRSCHAFTSRING Die 1929 beginnende Weltwirtschaftskrise mit ihrem Höhepunkt 1934 war der Auslöser zur Gründung der WIR Wirtschaftsring- Genossenschaft. WIR Bank (heute > 3 Mia Jahresumsatz) verhält sich antizyklisch d.h. bei Krisen steigt der Umsatz Grundeinkommen: Die Idee gibt es seit Langem. In DE hat der Unternehmer Götz Werner das Konzept bekannt gemacht. Daniel Häni, GF Unternehmen Mitte in Basel, beschäftigt die Sache seit 1991 und 2006 gründete er zusammen mit dem Frankfurter Künstler Enno Schmidt die "Initiative Grundeinkommen". 13

REGIOLNAL-WÄHRUNGEN REGIONAL-WÄHRUNGEN 14

VIELE BAUSTELLEN - Klimaproblematik (Treibhaus) - Arbeitslosigkeit und Kriminalität - Migrantenströme und Wirtschaftsflüchtlinge - Abzocker und Heuschrecken - Staatsverschuldung und - bankrotte - Steuerungleichheiten, ruinöse Wettbewerbe - Lohnschere zwischen Arm und Reich - Verlust von soziale Errungenschaften - Alters- und Rentenvorsorge Haben wir noch fairtrauen in dieses System? 15

ANSATZPUNKTE Geldschöpfung in die öffentliche Hand Abschaffung hoher Notenwerte Grundlohn Geldlose Tauschformen (Zeitbörsen) Regionalwährungen (Talente) Komplementärwährungen (Pflegegutscheine) Marktwirtschaft ohne Kapitalismus NOCH HABEN WIR DIE WAHL Bedürfnis- oder Wachstumsorientiert Effektivität oder Effizienz Kooperation versus Konkurrenz Heuschrecken oder Schmetterling Wettbewerb oder Synergien Abzocken oder Beteiligen Überlebenskampf oder Lebensqualität 16

UNSER WIRTSCHAFTSSYSTEM DAS KANN MAN ÄNDERN Die INWO Schweiz setzt sich für die Verwirklichung einer humanen und gerechten Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung ein. www.inwo.ch Herzlich willkommen, wenn Sie uns beim Aufzeigen von machbaren Alternativen unterstützen! Unser aller Engagement ist gefragt auf dem Weg für eine umfassende Reform des real existierenden Wirtschafts- und Geldsystems Besten Dank fürs Weitergeben! 17