Spezial // Erfahrungen und Rezepte Von der Vorschule bis ins Berufsleben



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Transkript:

Spezial // Erfahrungen und Rezepte Von der Vorschule bis ins Berufsleben Deutsche Zöliakie-Gesellschaft e.v. Foto von Dirk Meyer Überall glutenfrei // Essen in der Schulkantine Ein Jahr in Peru

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IMPRESSUM Dein Jugendausschuss // Tine Urban // Stuttgart Tine.Urban@dzg-jugend.de Hannah Mensch // Edingen-Neckarhausen Hannah.Mensch@dzg-jugend.de Marcus Beran // Hammelburg Marcus.Beran@dzg-jugend.de 05 Leben mit Zöliakie... // Vorwort * Titelthema Mirjam Eiswirth // Schönecken Mirjam.Eiswirth@dzg-jugend.de 06 09... als Vorschulkind // Glutenfreier Geburtstag Rezept: Marmorkuchen Kristina Perl // Rosenheim Kristina.Perl@dzg-jugend.de Monika Weick // Ulm Monika.Weick@dzg-jugend.de Jan Witt // Bernstadt Jan.Witt@dzg-jugend.de Impressum // Auflage // 1. Auflage, 10000 Exemplare Erscheinungsdatum: 01. Mai 2011 Redaktion // info@dzg-jugend.de Redakteure // Mirjam Eiswirth // mirjam.eiswirth@dzg-jugend.de Dirk Meyer // dirk.meyer@dzg-online.de Anschrift // Deutsche Zöliakie Gesellschaft e.v. Z.Hd. Jugendausschuss Kupferstr. 36 70565Stuttgart Druck, Idee und Gestaltung // Eine Initiative des Jugendausschusses der Deutschen Zöliakie Gesellschaft e.v. * 10 13 14 17 18 22 23 25 26 27 28 30 32 33 34 35 36 38... als Grundschulkind // Zelten & Grillen Rezept: Nudelsalat... als Schüler/in // Auf Klassenfahrt Rezept: Fleischküchle - super zum Mitnehmen Essen in der Schulkantine Rezept: Pfannkuchen / Wraps... als Jugendlicher // Glutenfrei verliebt Rezept: Pizza... Als junger Erwachsener // WG und Zöliakie Rezept: bulgarische Ofenkartoffeln Zöliakie im Unialltag Glutenfrei Ausgehen Rezept: Kleiner Mexikaner Wir feiern eine WG-Party Rezept: Reissalat Rezept: Kräuter Gnocchi Auf Geschäftsreise Ab nach Südamerika - Peru ZOTTEL 03

Bild: Dirk Meyer internationales Summercamp 2009 LEBEN MIT ZÖLIAKIE Vorwort //

LEBEN MIT ZÖLIAKIE Hallo Zöli Endlich hältst du den neuen Zottel in der Hand pünktlich zum Welt-Zöliakie-Tag 2011 in Nürnberg. Wir hoffen, dass wir dich dort auch sehen der JA ist für dich wie immer mit seinem Stand vor Ort. In dieser Zottel haben wir für dich Stationen im Leben eines Zöli zusammengetragen und die Texte von der Vorschule bis zum Auslandsjahr sortiert. Im Inhaltsverzeichnis siehst du die Abschnitte, die wir zusammengefasst haben. Die Einteilung ist aber nicht in Stein gemeißelt schau ruhig mal außerhalb der Gruppe, der du dich zuordnest. Nicht nur die Text könnten interessant für dich sein, wir haben dieses Mal noch etwas ganz Besonderes für dich: zu jedem Artikel gibt es ein Rezept zum Nachkochen. und andere von unserem Plan zu überzeugen. Die findest die Umfrage auf unserer Homepage www.dzg-jugend.de Zum Projekt gibt es auch eine Facebook-Gruppe Ein glutenfreier Burger bitte. Tritt der Gruppe bei und erzähle uns von deinen Erfahrungen! Auch Knöllchen darf nicht fehlen er wartet schon auf eure Fragen und Anregungen. Schreibt ihm, was ihr von der Zottel haltet, welche Projekte ihr gut findet, und welche Dinge ihr noch interessant fändet, an: knoellchen@dzg-jugend.de. Jetzt wünschen wir dir viel Spaß beim Blättern, Lesen, Kochen, und Backen Dein JA Marmorkuchen, Pfannkuchen, Pizza, Nudelsalat; mit dieser Ausgabe des Zottel kannst du deine Familie und deine Freunde bekochen. Was es Neues vom JA und von der CYE (Coeliac Youth of Europe) gibt, hast du sicher schon auf unseren Seiten in der DZG Aktuell gelesen. Wir planen auch für dieses Jahr wieder viele Freizeiten bist du dabei? Mit der CYE läuft gerade ein tolles Projekt. Wir wollen, dass es bei Fast-Food Ketten wie McDonalds bald auch glutenfreie Burger gibt. In Schweden funktioniert das schon länger. Deswegen machen wir eine Online-Umfrage, die auch du ausfüllen kannst. So hilfst du uns, McDonalds ZOTTEL 05

Bild: www.piqs.de/fotos/search/geburtstag/45983.html Foto NikoDa Geburtstag, CC-Lizenz 2.0 GEBURTSTAG // Einfach glutenfrei und glücklich Noah wird heute 4. Er ist aufgeregt. Schließlich wird man nur einmal im Leben 4 Jahre alt. Geburtstagskind zu sein bedeutet auch im Kindergarten viel. Man bekommt ein Geschenk von der Gruppe, die anderen Kinder singen ein Lied und es gibt Kuchen. Leckeren Kuchen. Glutenfrei natürlich! Noah hat Zöliakie. Ja, dieses Wort, das noch nicht einmal das Rechtschreibungsprogramm von Microsoft- Word erkennt und rot unterstreicht! Doch Zöliakie ist vielmehr als nur ein Wort: Es ist eine Lebensweise. Noahs Mutter hat tollen Marmor- und Sandkuchen gebacken, ganz ohne Gluten. Die Kinder aus Noahs Gruppe wissen, dass Noah nicht alles essen darf. Doch trotzdem kommen ab und zu noch Fragen auf. Schließlich ist Zöliakie ja auch ein spannendes Thema, über das man sehr viel erzählen kann. Auf dem Tisch steht der Teller mit den beiden Kuchen, an der Decke hängen Luftballons, es brennen 4 Kerzen und Noah trägt das Geburtstagshütchen. Noah darf jetzt einmal mit dem glutenfreien Kuchen herum gehen und jeder, der ein Stück möchte, nimmt sich eins., sagt Erzieherin Yvonne. Sophie will schnell noch etwas wissen: Was ist das, glutenfrei?, fragt Sophie von der Seite. Glutenfrei heißt, dass der Kuchen nur mit Mehl gebacken ist, dass Noah essen kann. Sonst bekommt er Bauchschmerzen. ZOTTEL 06

... ALS VORSCHULKIND Wieso bekommt der dann Bauchschmerzen?, will Sophie nun wissen. Noah ist dagegen allergisch. Wenn er was Falsches ist, macht das seinen Bauch kaputt., sagt Yvonne. Da musste ich ins Krankenhaus!, wirft Noah ein. Noah, soll nicht ins Krankenhaus!, erwidert Sophie daraufhin energisch. Genau und deshalb essen wir jetzt den Marmorkuchen und den Sandkuchen aus Mais- und Reismehl. Die schmecken genauso gut!, entgegnet Yvonne. Bin ich auch dagegen allergisch?, will Sophie noch wissen. Nein, Sophie. Solange es dir gut geht und du nach keinem Essen Beschwerden hast, brauchst du dir keine Sorgen zu machen., beruhigt Yvonne Sophie. Aber Ronja, du hast doch noch nicht einmal probiert, wieso sagst du denn dann schon, dass es dir nicht schmeckt?, fragt Karin. Will den nicht essen. Ronja bleibt stur. Ronja, wir haben doch gesagt, es nehmen sich nur diejenigen ein Stück, die auch eins wollen. Wieso hast du dir dann überhaupt ein Stück genommen?, fragt jetzt Yvonne. Keine Antwort von Seiten Ronjas. Karin versucht, Ronja zu überzeugen, aber es scheint auch ihr nicht zu gelingen. Wie heißt es so schön: Man kann nicht jeden zu seinem Glück zwingen! Als Yvonne Linus mit zwei, von Kuchen befüllten, Hamsterbäckchen sieht, fragt sie: Na Linus, dir schmeckt es aber, was?. Linus nickt zufrieden. Inzwischen ist Noah mit den beiden Kuchen schon bei den letzten Kindern im Stuhlkreis angekommen. Nachdem sich jedes Kind ein Stück genommen hat, gibt Karin, die andere Erzieherin, die Erlaubnis zum Essen: Jeder isst soviel er kann, nur nicht seinen Nebenmann. Guten Appetit!. Die Kinder genießen es, heute einmal Kuchen zu frühstücken und es ist ziemlich still dafür, dass es sich um die Sternschnuppen-Gruppe handelt. Schmeckt mir nicht!, zumindest war es bis zu dieser Aussage Ronjas still. Bild: Sandro Furter internationales Summercamp 2010 ZOTTEL 07

LEBEN MIT ZÖLIAKIE... Und auch die anderen Kinder sehen so aus, als könnten sie kaum auf ein zweites Stück Kuchen verzichten. Nachdem jedes der Kinder satt ist, bekommt Noah sein Geschenk: ein kleines, rotes Modellauto und ein selbst gebasteltes Mobilé mit Rennautos. Noah strahlt! Damit hätte er wohl nicht gerechnet Als Noahs Mutter ihn um 12:30 Uhr abholt, springt Noah ihr gleich mit dem roten Modellauto entgegen: Guck mal, Mama, meins!. Oooh, das hast du heute bekommen? Das ist ja klasse., freut sich Noahs Mutter mit ihm. Karin kommt ihr entgegen: Ach, Hallo! Mensch, der Noah war heute Morgen ja so aufgeregt. So habe ich ihn noch nie erlebt. Ja, zu Hause auch schon. Zum ersten Mal im Kindergarten Geburtstag zu Feiern ist ja auch was ganz Besonderes., entgegnet Noahs Mutter lachend. Hat denn alles gut geklappt mit den Kuchen?, fügt sie hinzu. Ja, klar, alles bestens. Hat den Kindern hervorragend geschmeckt. Mir übrigens auch. Ich schmecke da kaum einen Unterschied zu glutenhaltigem Kuchen., antwortet Karin. Noahs Mutter nimmt noch das glutenfreie Brot für die kommende Woche aus ihrem Auto. So wie jeden Montag. Denn morgen hat Noah nicht mehr Geburtstag und es gibt zum Frühstück wieder Brot. Noch eine kurze Frage, ihr habt ja gesagt, dass ihr nächsten Freitag Chantals Geburtstag feiert. Soll ich das Stück Kuchen für Noah dann am besten schon am Mittag vorher, also am Donnerstag, wenn ich ihn abhole, mitbringen?, möchte Noahs Mutter noch wissen, als sie vom Auto wiederkommt. Ja genau, das ist das Beste. Über eine Nacht im Kühlschrank wird es ja nicht trocken., erwidert Karin. Super, dann machen wir das so., sagt Noahs Mutter. Karin nimmt das glutenfreie Brot entgegen, und legt es neben Noahs Butter in den Kühlschrank. Schließlich wird auch im Kindergarten ganz streng darauf geachtet, dass sich Noah vollkommen glutenfrei ernährt. Alle helfen dabei mit. Sowohl die Erzieherinnen als auch die anderen Kinder. Das ist sie eben, die Sternschnuppengruppe eine tolle Gemeinschaft! [Ann-Kathrin Roth] ZOTTEL 08

... ALS VORSCHULKIND Marmorkuchen 5 Eier 250 g Zucker 200 g Sonnenblumenöl 100 ml Milch 2 Löffel Vanillezucker 350 g glutenfreies Mehl 1 Päckchen Backpulver 3 EL Kakaopulver - Es ist am besten, wenn man in die Backform vorher ein Stück Backpapier hineinlegt. So lässt sich der Kuchen nach dem Backen leicht lösen. - Außerdem sollte man den Backofen noch auf 180 vorheizen. 5. Unter die andere Hälfte des Teiges soll nun das Kakaopulver gemischt werden. Diese kakaofarbene Hälfte des Teiges dann unter die andere Teighälfte mischen. Am besten mit einer Gabel, denn so entstehen besonders schöne Marmor-Muster. 6. Endlich! Der Kuchen kann in den Backofen und ist nach 50 60 Minuten Backzeit fertig. Auch wenn der Hunger groß ist, nicht die Probe mit dem Holzstab vergessen. Nur so sieht man nämlich, ob der Kuchen wirklich fertig ist 7. Der letzte Schritt heißt dann nur noch: Guten Appetit!J 1. Als erstes muss man die Eier aufschlagen und mit einer Gabel gut verrühren 2. Danach gibt man zu den verrührten Eiern Zucker hinzu und rührt es mit einem Schneebesen solange um, bis es schaumig wird 3. Jetzt ist es an der Zeit, Öl, Milch und Vanillezucker unterzumischen und alles zu einem feinen, leicht flüssigen Teig zu verrühren 4. Die Hälfte des fertigen Teiges kippt man nun in die vorbereitete Backform Bild: Der Klassiker - Mamorkuchen ZOTTEL 09

Bild: Zeltlager der Gruppe Unterfranken ZELTEN & GRILLEN // Wenn Zölis feiern Endlich Freitag, der 05. Juli 2002 und langsam trudeln die Teilnehmer des Zöli-Zeltlagers der Unterfränkischen Gruppe in Waldbüttelbrunn ein. Das Wetter ist für ein glutenfreies Grill-Wochenende ideal. Zelte aufbauen, Lebensmittel in das zum Platz gehörende DJK Haus bringen, neue Teilnehmer herzlich begrüßen und bekannte Gesichter umarmen herrlich ein unbeschwertes Wochenende steht uns bevor! Mein zehnjähriger Sohn Jan kann hier ungehindert zulangen und genauso wie die anderen Zöli- Kids und die betroffenen Erwachsenen alles Essen, denn hier ist glutenfreie Zone! Nicht so, wie vor sechs Wochen beim 50. Geburtstag unserer Schwägerin und Patentante von Jan. Wir sind extra über 400 Kilometer bis ins Münsterland gefahren und dann die große Enttäuschung beim Essen. Es gibt ein Grillbuffet, hatte mir die Frau meines Schwagers am Telefon gesagt. Kein Problem, dachte ich mir und hakte auch nicht weiter nach. Schließlich wussten der Onkel von Jan und seine Frau von Anfang an Bescheid; hatten sie doch seinen Leidensweg bis zur Diagnose mitbekommen. Zudem hatten sie damals unsere Erklärungen zur glutenfreien Diät offen und verständnisvoll aufgenommen und wenn wir uns gesehen haben, wurde immer Rücksicht auf ihn genommen. Die Kinder bekommen Hunger; das heißt für uns vom Küchenteam: Beeilung und schnell die Zutaten für die Hamburger für's Abendessen vorbereiten. Fleisch in Scheiben schneiden, ein Metzger hat uns das gewürzte Rinderhackfleisch in einen dicken Kunstdarm gefüllt, Salat waschen und putzen, Tomaten, Gurke und Pap- ZOTTEL 10

...ALS GRUNDSCHULKIND rika zurecht und die Brötchen auf schneiden. Letztere hat eine Mutter am Nachmittag frisch gebacken. Die Männer müssen ein Feuer machen die Armen; aber so, wie das Feuer lodert haben sie riesigen Spaß dabei. Als Highlight für den ersten Abend haben wir uns dann noch Topfbrot in der Glut gebacken ausgedacht nur leider die Glut ist noch viel zu heiß und die Brote in den Tontöpfen verbrennen. Egal satt sind wir und nun kommt der gemütliche Teil Lagerfeuerromantik. Artur packt die Gitarre aus und nach einigen Liedern kommen die erste zufriedenen und entspannten Äußerungen von Zöli- Eltern. Schön, mal nicht hinter unserer Tochter hinterher rennen zu müssen damit sie nichts Falsches erwischt. Gut zu wissen, dass er hier alles Essen kann. Auch ich genieße das und freue mich, dass er mal kein Außenseiter ist. Nach fast 4 Stunden Fahrt haben wir endlich das Sportheim, in dem unsere Schwägerin feiert, erreicht. Wir wurden mit Sekt und Häppchen begrüßt, aber leider nichts dabei für Jan. Die Häppchen waren fertig und an ihn hatte keiner gedacht also mal wieder das mitgebrachte Brot trocken essen. Schade und kein Wort zur Entschuldigung na ja tröstete ich mich beim Grillbuffet wird bestimmt alles besser. Wir wollen zum Mittag selbstgemachtes Gyros in der Grillwanne braten und Hirsebrot aus der Pfanne machen. Zum Abendessen gibt es Grillspieße und Folienkartoffeln. Dazu haben wir dann noch Nudelsalat italienischer Art, chinesischen Spaghetti-Salat und Reissalat; Mitbringsel von einigen Teilnehmern. Da ist Einiges vorzubereiten, denn wir haben 27 hung- Bild: Was darf ich hier essen? - Alles, was du auf den Tisch stehen siehst! ZOTTEL 11

LEBEN MIT ZÖLIAKIE... rige Zelter satt zu bekommen. Auch dieser Tag geht entspannt und glücklich zu Ende; jeder packt mit an, alle sind zufrieden und die Stimmung ist super! Wann gibt es etwas zu essen? Ich hab' Hunger! Jan nörgelte verständlicherweise schon seit einiger Zeit und auch mir hängt langsam der Magen in der Kniekehle. 'Warum muss man so viel Zeit zwischen Sektempfang und Abendessen einplanen' auch ich wurde langsam ungeduldig. Endlich kam der Caterer und baute seine Sachen auf. Wir lenkten Jan von seinem Hunger ab und zeigten ihm die leckern Sachen, die gleich auf einem Gasgrill zubereitet wurden. In einem ruhigen Moment fragte ich dann einen Mitarbeiter des Caterers, welche Speisen, denn Bild: Bei uns kommt nur Glutenfreies auf den Grill wohl gultenfrei wären leider keine! Er verwies mich mit den Worten hätten Sie das mal der Gastgeberin gesagt, dann hätten wir darauf eingehen können auf die Käseplatte. Wut, Enttäuschung ich war kurz vorm Platzen so schwer es auch gefallen ist: tief durchgeschnauft und Haltung bewahrt. Jan aß tapfer sein mitgebrachtes Brot mit Käse darauf. Mein Mann und ich aßen hastig und nur, damit wir nicht hungrig den weiten Rückweg antreten mussten. So schnell wie damals haben wir noch nie und nie wieder eine Feier verlassen. Etwas wehmütig steh ich auf, aber für Abschiedsgedanken bleibt nicht lange Zeit, denn heute ist Sommerfest der Unterfränkischen Gruppe und wir erwarten noch weitere Gäste zum Mittagessen. Selbstverständlich wird wieder gegrillt; Hähnchenschenkel, Hähnchenund Putenbrust, Schweine-Nackensteaks und Schnitzel, dazu gibt es verschiedene Salate und Backofenkartoffeln. Letztere machen wir nicht im Backofen, sondern in einer Grillwanne vom Metzger. Auch heute klappt alles wie am Schnürchen und Zeltlager-Teilnehmer und Sommerfestgäste sind des Lobes voll über das gute und reichliche Essen. Beim Verabschieden sagt dann ein selbst betroffener Vater einer Zöli Tochter zu mir: unser Zeltlager hebt alle negativen Erfahrungen eines Jahres wieder auf; sich rundum satt zu essen ohne Fragen zu müssen und zu wissen, es ist alles erlaubt einfach fantastisch!. [Christiane Bethge-Witt] ZOTTEL 12

...ALS GRUNDSCHULKIND Nudelsalat 400 g Nudeln 150g Gewürzgurken 150g Möhren 150g Tomaten Je 150g rote und gelbe Paprika 1 Becher Joghurt Essig oder Zitronensaft Senf Salz und Pfeffer Bild: Christiane Bethge-Witt 1. Nudeln nach Anleitung auf der Packung kochen, in ein Sieb geben, mit kaltem Wasser abspülen, und abtropfen lassen. 2. Gurken, Möhren, Tomaten, und Paprika waschen, putzen, und würfeln oder in Streifen schneiden - wie du es lieber hast. 3. Für die Soße rührst du Essig oder Zitronensaft, Senf, Salz und Pfeffer unter den Joghurt, schmeckst ab, wie es dir gefällt, und rührst dann die Soße mit dem Gemüse unter die Nudeln. Bild: Christiane Bethge-Witt 4. Stelle den Nudelsalat kalt - bis zum Essen solltest du mindestens eine Stunde warten. Es kann sein, dass du dann nochmal ein bisschen nachwürzen musst. ZOTTEL 13

Bild: ArgonR, Winternacht 2010, http://www.piqs.de/fotos/113807.html CC-Lizenz (BY 2.0) AUF KLASSENFAHRT // In den letzten zwei Jahren habe ich bei verschiedenen Ausflügen viele Jugendherbergen oder Schullandheime kennen gelernt. Da macht man mit Zöliakie gute und schlechte Erfahrungen, das kennst du sicher selbst. Von meinen will ich ein bisschen erzählen. Bei meinem ersten Ausflug über Nacht mit meiner Klasse wollte ich alles richtig machen. Ich habe mit meinem Lehrer über Zöliakie gesprochen, und in der Jugendherberge angerufen. Denen musste ich am Telefon erstmal erklären, was Zöliakie eigentlich heißt, und was eine glutenfreie Ernährung ist. Am Ende des Gesprächs klang alles ganz positiv. Deine Extrawurst ist kein Problem, das kriegen wir schon hin. Als es dann ans Packen ging, erinnerte mich meine Mutter daran, dass ich zur Sicherheit eine Ration Brötchen mitnehmen sollte. Mütter haben (fast) immer Recht, also habe ich ein paar Brötchen eingepackt. Am nächsten Morgen ging es dann los. Nach der langen Busfahrt habe ich zuerst mein Gepäck ins Zimmer gebracht. Ganz schön anstrengend, weil die Schlafsäle in einem alten Turm untergebracht waren und wir ganze sieben Stockwerke hochlaufen mussten, um zu unseren Betten zu kommen. Zum Mittagessen trafen wir uns dann alle im Speiseraum und ich sprang sofort zu einer Mitarbeiterin aus der Küche. Ich hatte mich vorab gemeldet, weil ich glutenfreies Essen bräuchte. Wenig erfreut über solche Sonderwünsche versicherte sie mir, dass es so etwas hier nicht gäbe. Mama sei Dank, ich hatte ja einen Notvorrat eingepackt. Der hat mich über die drei Mahlzeiten gerettet, die wir in der Jugendherberge hatten. Am Ende des zweiten Tages stiegen wir wieder in den Bus nach Hause. Die Zeit mit der Klasse war super, aber das Essen und die Küche haben mich ganz schön enttäuscht. ZOTTEL 14

ALS SCHÜLER/IN Ein Jahr später bei der Schlüsselvergabe im Schullandheim war ich ziemlich nervös. Ich sollte mich sofort nachdem ich meinen Schlüssel bekommen hatte bei der Leiterin der großen Einrichtung melden, damit sie, der Küchenchef, und ich meinen speziellen Speiseplan für die Woche durchsprechen können. Ich hatte mich vorab auch hier beim Haus gemeldet, um die Essensfrage zu klären, und nun ging es nur noch darum, den Koch zu unterstützen damit er keine Anfängerfehler beim glutenfreien Kochen macht. Nach der ersten schlechten Erfahrung war ich ganz schön aufgeregt. Nachdem ich mich kurz bei der Hausleiterin vorgestellt hatte, liefen wir gemeinsam in Richtung Speisesaal. Wenig später standen wir Bild: Und wenn s im Landheim dann mal Kuchen gibt... auch schon mitten in der großen Küche und ich wurde einem großen, rundlich gebauten Mann vorgestellt. Dem Küchenchef. Er stellte mir in forschem Ton ein paar simple Fragen was ich denn gerne essen würde, worauf er genau achten müsse, und ob ich mir mein Essen immer selbst abholen kommen könnte. Bild: Manchmal ist das Essen im Landheim wie ein Drahtseilakt Mit jeder Frage wurde ich zuversichtlicher. Klar, die wichtigsten Anmerkungen mussten noch sein Aufpassen beim Soßenbinden und bei Gewürzmischungen, keine gleichen Töpfe verwenden, ihr kennt das ja. Ich bot ihm auch an, die Nudeln, Brötchen, und Pizzaböden, die ich zur Sicherheit mitgenommen hatte, zu verwenden. Das ist lieb von dir, aber wir haben ZOTTEL 15

ANZEIGE schon eine ganze Ladung glutenfreie Lebensmittel für dich bestellt. Das passt schon. Die gesamte Woche über gab es typische Klassenfahrtgerichte: Spagetti mit Hackfleischsoße, Hamburger, Pommes, und, und, und. War ich bei einem Gericht nicht ganz sicher, ob ich es essen konnte, habe ich in der Küche nachgefragt, und immer eine Antwort oder schnell Ersatz bekommen. Auch die Mitarbeiter in der Küche haben einfach direkt ihren Chef gefragt, wenn sie sich bei etwas nicht sicher waren. Nach einer viel zu schnell vergangenen Woche Klassenfahrt mit vielen Ausflügen und Nachtwanderungen mussten wir schon wieder nach Hause. Bei unserem letzten Frühstück vor der Abreise rief mich der Koch nochmal kurz in die Küche. Der Küchenchef wollte sich bei mir für die gute Zusammenarbeit bedanken. Ich habe richtig viel von dir gelernt, das war toll. Natürlich habe ich mich auch bei ihm bedankt, für die tolle und leckere Versorgung. So gut läuft es nicht immer, das war wirklich toll hier. Vielen, vielen Dank! Ich habe euch von zwei tollen Klassenfahrten erzählt, und ich bin sicher, dass ihr auch solche Erlebnisse hattet oder noch haben werdet. Was ich für mich gelernt habe? Reden und informieren ist wichtig, dann kann es super klappen, aber eine Notration in der Tasche schadet nicht. [Jan Witt] ZOTTEL 16

... ALS SCHÜLER/IN Bild: Ja, so können auch Deine Fleischküchle aussehen Fleischküchle - super zum Mitnehmen // 500g Hackfleisch 200g gekochte Kartoffeln 2 Eier 1 mittelgroße Zwiebel Salz Pfeffer Paprikapulver edelsüß und rosenscharf Senf Die Zwiebel schälen und fein hacken. Die gekochten Kartoffeln reiben und mit Zwiebel, Hackfleisch und Eiern zu einem gut formbaren Teig verarbeiten. Dabei die Gewürze unterkneten. Bei Pellkartoffeln wir mehr Salz benötigt. Aus dem Teig ca. 8 Fleischküchle formen und im heißen Fett braten ZOTTEL 17

Bild: Dirk Meyer Lehrlingsküche des ProBeruf e.v. Hannover SCHULKANTINE // Essen in der Schulkantine - kein Problem! // Anfang der 10. Klasse beschloss ich, endlich auch bei uns in der Schulkantine zu essen. In den ganzen letzten Jahren hatte ich mir meine Pausenbrote auch für mittags immer mitgenommen. Mit einer gewissen Portion Vertrauen und nach einem längeren Gespräch mit dem Küchenchef habe ich mich also erstmals seit dem Eintritt ins Gymnasium getraut, wie etwa die Hälfte aller Schüler im Schloss, wie unsere Schulkantine liebevoll genannt wird, zu essen. Die meisten meiner Freunde, die von meiner Zöliakie wissen, waren gerade am Anfang sehr erstaunt, wenn sie mich mit einem vollen Teller am Tisch sitzen sahen. Wobei der Inhalt des Tellers sich von Anfang an nur sehr gering von dem der Normalos unterschied. Eine Frage die ich jedoch gerade zu Beginn öfters hörte war: Wo gibt s denn das?, denn oft ist das glutenfreie Essen schöner angerichtet und zudem sind gerade die Nachtische um einiges gesünder, weil es für mich häufig Obst gibt. Die Zubereitung glutenfreier Speisen war in unserer Schulkantine, trotz interner Zubereitung, nicht immer selbstverständlich. Hier lag das Problem jedoch hauptsächlich bei der Küchenchefin, die sich nicht mit der Problematik auskannte und auch nicht bereit war mir bei Sachen, die relativ sicher glutenfrei waren die Bestätigung zu geben. Die Situation änderte sich Anfang des Schuljahres 2006/2007 mit der Übernahme der Küche durch Herrn Freese. Dieser war von Anfang an sehr offen, wusste wor- ZOTTEL 18

ALS SCHÜLER/IN auf er achten muss, und gab einem das Gefühl ohne Probleme essen zu können. Die einzige Bitte seinerseits war es, dass wir ihm bei Nudelgerichten Nudeln mitbringen was auch kein Problem ist - und so wissen wir bei den Nudeln auch genau, dass es die Richtigen sind. Ende der Woche besprechen wir Zölis mit dem Koch den Speiseplan der kommenden Woche. Sollte ein Nudelgericht darauf stehen, müssen wir diese mitbringen. Ansonsten bekommen wir die gleichen Gerichte wie alle anderen. Einen großen Vorteil aben wir: wenn es etwas gibt, das uns gar nicht schmeckt, können wir ganz ehrlich sein und um eine Alternative bitten - das ist für unseren Koch gar kein Problem. Die einzigen Gerichte, bei denen ich ihn frage ob auch die vegetarische Variante glutenfrei möglich ist, sind Fischgerichte. Alles andere schmeckt richtig gut - und oft schmeckt unser Bild: Marcus Beran glutenfreies Essen besser als die Mahlzeit, die die anderen bekommen. Hätten wir von Anfang an einen so kompetenten, freundlichen und hilfsbereiten Koch gehabt, wäre mein Schulalltag mit einer Menge Nachmittagsunterricht viel leichter gewesen, denn gerade wenn alle anderen sich etwas in der Cafeteria kaufen oder im Schloss essen konnten, musste ich meine eigenen Mahlzeiten mitbringen. Das fällt sicher manch einem Jugendlichen nicht ganz leicht. Für mich gehörte es eben zum Alttag. Dennoch bin ich froh, seit einigen Jahren unbeschwert Essen gehen zu können. Wichtig ist einfach, dass man mit den Menschen spricht - wenn man sich etwas für seine Interessen einsetzt und das nötige Vertrauen in Personal und Sauberkeit mitbringt, ist es bei mir an der Schule, der Elisabeth-von-Thadden Schule in Heidelberg, kein Problem ein glutenfreies Mittagessen zu bekommen. Klar bleibt ein kleines Restrisiko der Kontamination, aber das entsteht immer, sobald mein seine eigene Küche verlässt. [Hannah Mensch] Bild: Auch glutenfreie Lasagne kann es in der Kantine geben ZOTTEL 19

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LEBEN MIT ZÖLIAKIE... Pfannkuchen / Wraps 1 Ei, 1 Pr. Salz 50g Reismehl 1/8 l Milch Salat Frisches Gemüse Kochschinken oder Geflügel Mais und was immer du magst. Bild: Das Geheimnis ist die richtige Bratenzeit Alle Zutaten in eine Schüssel geben und mixen, sodass ein flüssiger Teig entsteht. Öl in einer Pfanne erhitzen, Pfannkuchen ausbacken, auf einen Teller legen und etwas auskühlen lassen. Salat, Gemüse, Fleisch, und was immer du gerne als Füllung hättest, kleinschneiden, auf den Pfannkuchen legen, rollen, und den frisch gemachten Wrap in Folie einwickeln - fertig ist das Mittagessen zum Mitnehmen. Bild: Und nun nur noch Nutella drauf... ZOTTEL 22

... ALS JUGENDLICHER Bild: http://piqs.de/fotos/66295.html Foto: Franziska Elsner Für immer zusammen, CC-Lizenz 2.0 GLUTENFREI VERLIEBT // Jana kommt ganz aufgeregt aus der Pause zurück. Wir gehen heute Abend ins Kino! Ihre beste Freundin Lena schaut sie fragend an Wer, wir? Na, Leon und ich. Lena nickt nachdenklich. Sie weiß, dass Jana in Leon verguckt ist. Die beiden unternehmen auch seit ein paar Wochen immer wieder etwas gemeinsam. Aber Jana hat Leon immer noch nicht erzählt, dass sie Zöliakie hat, und dafür schon ein paar Mal Bauchschmerzen in Kauf genommen. Jana sieht ihre besten Freundin an und weiß ganz genau, was sie denkt. Ich sag s ihm schon noch. Irgendwann. Das ist so doof, er hält mich dann bestimmt für kompliziert und wählerisch. Oder er meint, ich denke mir das nur aus. Er sieht sie überrascht an. Seit wann? Und wieso hast du mir das nicht schon vorher gesagt? Was kannst du denn von dem essen, was sie hier haben? Popcorn? Oder willst du was anderes essen? Und zwei Minuten später steht er mit einer Tüte Popcorn in der Hand vor ihr. Die Nachos sind verschwunden. Nach dem Film unterhalten sie sich noch ein wenig. Leon will alles wissen. Schließlich entscheiden sie sich, bei Jana Pizza zu backen. Glutenfrei. Und richtig lecker. Dabei unterhalten sie sich nochmal länger über Janas Unverträglichkeit. Auch in den nächsten Tagen löchert Leon sie mit Fragen und sie unternehmen viel gemeinsam. Abends im Kino kauft Leon Nachos für sie beide. Gerade die Sorte mit der Soße dazu ist nicht glutenfrei. Jana weiß nicht, was sie tun soll. Ein Mag ich nicht kommt nicht in Frage, das klingt wählerisch oder vielleicht sogar zickig, auf jeden Fall uncool. Sie erinnert sich an Lenas Blick vom Vormittag. Ich vertrage die nicht, erklärt sie Leon. Ich habe Zöliakie, kann also nichts essen, wo Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, oder Dinkel drin ist. Ein paar Wochen später sind die beiden zusammen und Jana übernachtet zum ersten Mal bei Leon. Sie hat sich vorsichtshalber glutenfreies Brot eingesteckt. Beim Abendessen nimmt sie von ihrem Brot und nimmt die Butter von der Seite, die noch nicht angeschnitten ist. Leons Mutter sieht sie fragend an. Magst du nichts von unserem Brot? Leon schaut erschrocken aus. Ich hab dir das doch mal erklärt, Mama. Die Jana hat Zöliakie. Sie verträgt das normale Brot nicht. Aber es gibt glutenfreies, das sie ZOTTEL 23

ANZEIGE essen kann, im Reformhaus oder in größeren Supermärkten. Da muss man nur ein bisschen suchen. Damit ist das Thema vorerst erledigt und Jana ist erleichtert, dass Leon ihre Zöliakie als so selbstverständlich betrachtet. Nur vor dem Frühstück hat sie noch ein bisschen Bedenken. Die anderen haben dann bestimmt Brötchen und Croissants. Hoffentlich bekommt sie davon keine schlechte Laune, dass sie nur ihr trockenes Brot hat. Aber was soll s, das wird schon irgendwie. Davon lässt sie sich nicht den schönen Filmabend verderben. Leon bekommt zwar erstmal keinen Kuss, nachdem er die Salzstangen gegessen hat und ihm noch ein Krümel an der Lippe hängt. Einen Schluck trinken, dabei den Mund ausspülen, und dann geht das schon wieder. Solange es nicht gerade Bier ist. Jana muss bei dem Gedanken grinsen. Schließlich gibt es auch glutenfreies Bier. Am nächsten Morgen duftet es tatsächlich nach frischen Brötchen. Verdammt. Janas Magen knurrt. Das typische Ich-will-auch-so-ein- Frühstück-Magenknurren. Langsam geht sie die Treppe runter und bleibt überrascht stehen, als sie auf dem Tisch glutenfreie Brötchen stehen sieht. Frisch aufgebacken. Leons Mutter lächelt sie an. Ich dachte, es ist schöner, wenn wir alle die gleichen Brötchen essen können. [Mirjam Eiswirth] ZOTTEL 24

... ALS JUGENDLICHER Pizza Das brauchst du: Für zwei Bleche mit dünnem Boden: 500 g glutenfreie Mehlmischung 15 g Trockenhefe 25 ml Olivenöl 300 ml lauwarmes Wasser 1 Tl Salz Für den Belag Passierte Tomaten Gewürze (Salz, Pfeffer, Oregano, ) Käse Pilze Ananas Tomate Kochschinken Salami Mais Zucchini Was immer du willst in allen Kombinationen So wird s gemacht: Vermische das Mehl und die Hefe in einer großen Rührschüssel. Gib dann das lauwarme Wasser und das Öl hinzu. Verknete die Zutaten gut, bis du einen zähen Teig erhältst. Lege die Backbleche mit Backpapier aus und lege auf jedes die Hälfte deines Teiges. Am besten bedeckst du vorher deine Hände mit glutenfreiem Mehl, dann klebt der Teig nicht so sehr. Rolle ihn nun auf beiden Blechen so dünn aus, wie du willst. Decke danach die Bleche ab und stelle sie an einen warmen Ort. Lasse sie dort eine halbe Stunde stehen in der Zeit arbeitet die Hefe im Teig und lässt ihn aufgehen. So wird deine Pizza schön locker. Wenn die halbe Stunde um ist, heize den Ofen auf 220 C vor. Bestreiche die Pizza mit den passierten Tomaten und würze dann nach Geschmack mit Salz, Pfeffer, und Oregano. Nun kannst du endlich belegen worauf hast du Lust? Hawaii mit Ananas und Schinken? Oder lieber Margarita nur Tomatensoße und dann Käse? Was hältst du von einer Mafiatorte? Da kommt einfach alles, was dir einfällt, auf die Pizza. So ist sie ganz dick belegt. Am besten klappst du dafür den Rand noch ein bisschen hoch, damit nichts von der Pizza rutscht. Wenn du fertig belegt hast, vergiss den Käse auf der Pizza nicht und dann kann sie auch schon in den Ofen. Bei 220 C braucht sie ungefähr 25 Minuten. Schau einfach mal nach 20 Minuten, wie weit sie ist dann siehst du, wie lange du noch warten musst. Guten Appetit und viel Spaß! Bild: Sandro Furter internationales Summercamp 2010 ZOTTEL 25

Bild: Kristina Perl Und so lecker sehen die Bratkartoffeln dann nachher aus. WG UND ZÖLIAKIE // Oder verdammt, wo ist mein Brot? Ich bekam die Diagnose Zöliakie während meiner Ausbildung zur Tanzpädagogin. Da ich vorher auch sehr auf meine Ernährung geachtet habe (irrtümlich versucht habe gesund zu leben) war die Umstellung nicht sehr groß. Ich war es auch vorher gewohnt, mir mein Essen mitzubringen, da es leider in der Nähe meiner Ausbildungsschule keine Möglichkeit gab, ein vernünftiges Mittagessen zu bekommen. Wir hatten auch keine Möglichkeit, uns in der Schule Essen zuzubereiten außer einem Wasserkocher waren keine Küchengeräte erlaubt. Oft gab es bei mir daher auch schon vorher Salat die Soße dazu habe ich immer separat eingepackt so dass ich dann beides nur noch zu vermischen brauchte. Und als Ergänzung noch ein belegtes Brot oder ähnliches. Außerdem war einer meiner Favoriten Reissalat: man hat nicht nur eine ordentliche Mahlzeit im Bauch, er macht auch satt, ist lecker, wird kalt gegessen, man kann ihn für mehrere Tage zubereiten und das in allen Variationen. Mit der Ausbildung kam dann auch die erste eigene Wohnung. Wohnung ist an dieser Stelle wohl etwas zu viel gesagt: WG trifft es eher. Eigentlich war es auch hier kein Problem mit dem glutenfreien Essen, die meisten meiner Mitbewohner waren bisher immer sehr verständnisvoll, allerdings musste ich schon immer vorher kontrollieren, ob das Kochgeschirr auch immer sauber genug abgespült wurde. Auch das kann manchmal echt nervig sein. Ich hatte immer meinen eigenen Toaster dabei, ebenso mein Handrührgerät und meine Brotbackform. Diese waren auch für alle anderen strengstens VERBOTEN!!!! Da in einer WG meistens jeder für sein eigenes leibliches Wohl sorgt, war es auch kein Problem, wenn ich meine eigene Müslidose im Schrank stehen hatte. Es hat immer jeder seinen eigenen größeren oder kleineren Lebensmittelvorrat. Geärgert habe ich mich nur, wenn mal wieder jemand meine Nudeln oder mein Brot gegessen hatte, weil er zu faul war einkau- ZOTTEL 26

... ALS JUNGE/R ERWACHSENE fen zu gehen, und die glutenfreien Sachen doch erheblich teurer sind. Da ich doch meistens für mich selber gekocht habe, und für eine Person kochen nicht unbedingt immer so viel Spaß macht, gab es auch hier meist einfache Gerichte (die man meistens auch ohne Probleme wieder aufwärmen kann, das K.O.-Kriterium für jedes Gericht falls dies nicht möglich sein sollte): Risotto gerne im Herbst mit Kürbis, Spaghetti mit Pesto, Aufläufe jeder Art und bulgarische Ofenkartoffeln mit gebackenem Feta und Scharena Sol (bulgarisches Gewürzsalz). Ausschlag gebend war natürlich auch immer für ein zukünftiges Lieblingsgericht, dass man nicht immer daneben stehen und ununterbrochen rühren muss. Die einzige Ausnahme: Risotto, aber es schmeckt einfach zu gut. Bis heute unschlagbar sind Aufläufe und Ofenkartoffeln. [Kristina Perl] Die Kartoffeln waschen und in feine Scheiben schneiden. Die Scheiben auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech ausbreiten. Salzen und mit Olivenöl beträufeln. Bei 200 ca 30 min backen. Den Fetakäse halbieren und jede Hälfte extra in ein Stück Backpapier einwickeln und nach 20 min auf die Kartoffeln legen und 10 min mitbacken. Die Kartoffeln und den Käse (ohne Papier) auf dem Teller anrichten und mit Scharena Sol bestreuen. Hierzu passt ein gemischter Salat. Kristinas Geheimrezept Bulgarische Ofenkartoffeln 2-3 Kartoffeln pro Person und je nach Hunger 100 g Fetakäse pro Person Olivenöl Salz Paprika, Pfeffer, Chili nach Geschmack Bild: Kristina Perl in Aktion ZOTTEL 27

LEBEN MIT ZÖLIAKIE... Zöliakie im Unialltag: Zwischen Hörsaal, Mensa und Küche Die Unterschiede können Sie dann noch einmal genauer in dem Buch einsehen, das ich Ihnen vorhin empfohlen habe., sagte der Professor zu uns. Hääh? Welches Buch noch mal?, dachte ich mir. Ich war unkonzentriert. Schon seit Monaten. Und müde, so müde. Mittags um 13 Uhr fühlte ich mich, als wäre es schon 22 Uhr abends. Mensa-Essen mit Folgen Kommst du mit in die Mensa?, fragte mich meine Freundin Kristina. Och joa, warum nicht!, entgegnete ich. Es gab Flammkuchen. Nach dem Essen liefen wir die zehn Minuten zum Vorlesungssaal zurück. Mir war unglaublich schwindelig, ich schnaufte, als hätte ich einen Sprint hinter mir. Und Bauchschmerzen hatte ich. Die nächsten Tage kamen große Aphten. Linsenförmig mit dem Durchmesser eines 2-Cent-Stücks. Ich tröstete mich damit, dass das bestimmt nur an der Umstellung von Schule zu Uni lag Ich werde Sie jetzt auf Zöliakie testen Aber so konnte das doch nicht weiter gehen! Ich beschloss endlich, zum Arzt zu gehen. Sehr niedrige Eisenwerte, dann eine Magendarmspiegelung, und dann die Diagnose. Zöliakie. Was genau das heißt, wusste ich in diesem Moment noch nicht. Nur, dass es eine enorme Ernährungsumstellung für mich bedeutet. Doch ich war zugleich unglaublich erleichtert. Erleichtert darüber, dass die Ursache für meine Beschwerden gefunden war. Ab jetzt geht es mit meinem Wohlbefinden bergauf! Endlich wieder gesund Und so ist es - seit ich glutenfrei esse, genieße ich das Unileben. Die Mensa meide ich größtenteils, denn das Essen dort ist fast immer glutenhaltig. Ach weißt du was, Anki? Das Essen in der Mensa war doch eh nie so bombe. Wir gehen in Zukunft einfach zu mir und kochen uns etwas Glutenfreies!, meinte meine Freundin Kristina sofort. Meine Freundinnen sind wirklich super. Statt des Mensabesuchs gehen wir in den Freistunden einfach selber kochen. Neulich gab es bei Caro Hähnchen-Curry mit Reis. Meine Freundin Kati hat extra für mich glutenfreie Waffeln an ihrem Bild: Ohne Worte ZOTTEL 28

... ALS JUNGE/R ERWACHSENE Bild: http://www.piqs.de/fotos/72785.html Foto doob Drei-Mädchen-Brunnen, CC-Lizenz 2.0 Geburtstagskaffeekränzchen gebacken. Beim Grillen im Sommer habe ich Caro meine glutenfreien Nudeln gegeben und sie hat daraus einen tollen Nudelsalat gezaubert. Von der Unterstützung meiner Kommilitonen bin ich wirklich begeistert. Planung ist alles - aber die Arbeit lohnt sich! Natürlich ist es schade, dass ich im punkto Essen und Ernährung eingeschränkter bin als früher. Ich muss morgens vor der Uni immer daran denken, mir meine Brötchen für den ganzen Tag zu belegen. Denn ich kann mir nicht mehr so einfach etwas beim Bäcker kaufen wie meine Kommilitonen. Aber das nehme ich gerne in Kauf, denn es geht mir so besser! Auch zum Essen gehen habe ich was gefunden: in Mainz gibt es eine Restaurantkette namens MoschMosch (asiatisches Essen), wo extra auf der Speisekarte steht, dass es als glutenfreie Alternative auch alle Gerichte mit Reisbandnudeln gibt. So, und wer kann mir jetzt noch einmal die Unterschiede zwischen Nah- und Fernziel im Bezug auf das Lernen erläutern?, fragt unser Dozent in der Psychologievorlesung. Ha, das hat er doch ganz zu Beginn der Vorlesung erklärt!, denke ich mir. Ich melde ich mich. Schließlich kann ich dem Vorlesungsgeschehen nun konzentriert und problemlos folgen. Der glutenfreien Ernährung sei dank! [Ann-Kathrin Roth] ZOTTEL 29

Bild: Oliver Barnstedt Und dann die Hände zum Himmel... GLUTENFREI AUSGEHEN // schade, dass Du am Wochenende bei meiner Geburtstagsfeier nicht dabei sein konntest. Ich hoffe, es geht Dir schon wieder viel besser und Du hast Dich von Deiner Grippe erholt. Die Vorbereitungen am Samstag Vormittag waren echt anstrengend. Ich habe für alle Gäste glutenfreies Bier gekauft. Dazu musste ich drei Reformhäuser abklappern, um genügend Flaschen zu sammeln. Jetzt gibt es in ganz Hamburg wohl kein glutenfreies Bier mehr zu kaufen. Der Preisunterschied war es mir wert, denn ich hatte keine Lust, am nächsten Morgen Reste von normalem Bier in meiner ganzen Wohnung zu finden. Außerdem sollten die anderen ruhig mal auf den Geschmack von glutenfreiem Bier kommen. Das glutenfreie Bier von Lammsbräu schmeckt genauso herb wie Beck s, falls ich mich richtig erinnere. Das Essen, das ich vorbereitet habe, war natürlich auch 100 Prozent glutenfrei. Ich habe Falafeln, Frikadellen und verschiedene Salate gemacht und dazu glutenfreies Baguette aufgebacken. Als Highlight habe ich Kleine Mexikaner gemischt. Das ist ein Schnaps, der ursprünglich aus Hamburg kommt und den man in fast jeder waschechten Hamburger Kneipe kaufen kann. Obwohl das Originalrezept Weizenkorn enthält, ist es glutenfrei. Der Alkohol ist so stark destilliert, dass das Gluten bei der Herstellung zerstört wird. Das Rezept schicke ich Dir mit, falls Du es für Deine nächste Party ausprobieren möchtest. Viele Geschenke hatten etwas mit meiner Zöliakie zu tun, da es mein erster glutenfreier Geburtstag seit meiner Diagnose war. Ich habe jetzt drei neue Kochbücher und Jörg und Jendrik haben mir sogar glutenfreie Glückskekse gebacken. ZOTTEL 30

... ALS JUNGE/R ERWACHSENE Die schmeckten zwar sehr trocken, aber in einem war ein Gutschein für ein selbstgekochtes glutenfreies 5-Gänge-Menü von den beiden eingebacken. Steffi und Olli waren die einzigen, die nicht an die Zöliakie gedacht haben. Steffi hat einen Pudding mitgebracht, bei dem ich mir nicht sicher war, ob ich ihn essen konnte und Olli hat mir einen normalen Kuchen gebacken. Beides habe ich dann direkt an meine Gäste verfüttert.die zwei hatten zwar ein schlechtes Gewissen, aber ich habe es ihnen nicht übel genommen und finde es sogar gut, dass mich nicht jeder nur mit meiner Krankheit identifiziert. Bild: Oliver Barnstedt Bild: Oliver Barnstedt Bevor sich die Nachbarn über die Lautstärke beschweren konnten, sind wir auf den Kiez gefahren. Auf der Reeperbahn gibt es mehrere irische Pubs wie das Thomas Read, in denen man Cider bestellen kann ein englisches Getränk, das besser schmeckt als deutscher Apfelwein und aussieht wie Bier. Seit meinem Aufenthalt in London trinke ich es sehr gerne. Außerdem ist es nicht viel teurer als ein normales Bier, so dass ich kein schlechtes Gewissen haben muss, wenn jemand eins für mich mitbestellt. ZOTTEL 31

LEBEN MIT ZÖLIAKIE... Und so wird der kleine Mexikaner gemacht Nach dem Pub waren wir auf dem Hamburger Berg, der Studentenmeile, die Du ja auch kennst. Dort haben wir im Lucky wo angeblich die ersten Kleinen Mexikaner entstanden sind einen Vergleich angestellt. Ich muss zugeben, dass meine Mischung etwas schärfer war als das Original. In Rosis Bar haben wir dann bis in den Morgen getanzt. Auf dem Rückweg, waren wir noch zu einem kleinen Katerfrühstück bei McDonald s. Inzwischen stört es mich gar nicht mehr, wenn die anderen in ihre Burger beißen so lange mir keiner meine Pommes wegisst. Bild: Katrin Schmidt Und Prost! In Hamburg glutenfrei feiern zu gehen, ist gar nicht so schwer, finde ich. Du solltest mal wieder für ein paar Tage vorbeikommen, dann machen wir das volle Programm: Gemütlich glutenfrei Frühstücken in meiner WG, nachmittags Kuchen essen bei Herr Max in der Schanze und abends mischen wir uns viele kleine Mexikaner. Ich freu mich drauf, Deine Kati [Katrin Schmidt] 1,5 Flaschen Tomatensaft ½ Flasche Sangrita pikant 1 cl Tabasco 1 EL Pfeffer 1 TL Salz Bild: Katrin Schmidt Ein ganzes Tablett Kleiner Mexikaner ZOTTEL 32

... ALS JUNGE/R ERWACHSENE Bild: Sandro Furter internationales Summercamp 2009 Berlin WIR FEIERN EINE WG-PARTY// Wir feiern nächsten Samstag eine WG Party. Ab 20 Uhr läuft der Grill und wir warten auf euch. Bitte spendet etwas für das Buffet. Da ihr wisst, dass ich Zöliakie habe, denkt bitte daran, dass es nichts Paniertes und nichts mit Brot ist. Wenn ihr Salat bringt, dann am besten ohne Soße, die machen wir zusammen bei uns in der WG. Ich freue mich auf euch! Während meines Studiums habe ich zeitweise in einer Wohngemeinschaft mit Studenten gewohnt. Ich habe immer zuerst meine Mitbewohner über Zöliakie aufgeklärt so war das Zusammenwohnen überhaupt kein Problem. Sie haben für mich sogar zum Geburtstag gebacken. Das einzige Risiko, das es da noch gab, waren unsere regelmäßigen WG-Partys. Bei den Partys war es überlichweise so, dass sich jeder mit Getränken oder Essen am Buffet beteiligt. In der ersten Zeit gab es dann immer lustige Dinge wie panierte Hühnchen, Pizzateilchen, Baguette, oder Salat mit Fertigsauce zur Haustüre rein. Da ich dann immer etwas ausgeschmiert war, haben wir die Gäste auch vorab über meine Zöliakie informiert und Salate beispielsweise immer ohne Soße verlangt. Für den Nachtisch haben wir immer darauf hingewiesen, dass man auch aus Quark, Joghurt, Zucker und Früchten einen leckeren Nachtisch zaubern kann. Es muss ja nicht immer Fertigcreme mit Löffelbiskuits sein. Meine Freunde haben das immer alle berücksichtigt. Es kamen nur selten Sachen auf den Tisch, die ich nicht essen durfte. Die meisten waren sogar froh, wenn wir beispielsweise die Salatsosse erst bei uns gemacht haben. So war die Kleckergefahr auf der Fahrt zu uns deutlich kleiner und der Salat noch nicht völlig matschig. Auch beim Nachtisch lassen sich Joghurt, Quark und Früchte verpackt viel besser trans- ZOTTEL 33

LEBEN MIT ZÖLIAKIE... Reissalat portieren als schon als fertige Creme in einer Glasschale. Daher rate ich jedem, einfach offen und ehrlich mit der Zöliakie umzugehen. Wenn ihr wollt, dass sich die Gäste am Buffet beteiligen, ihr aber Angst habt, es könnte nicht glutenfrei sein, dann lasst die Gäste einfach die Zutaten mitbringen und bereitet Salate oder Nachtische gemeinsam zu. Viele bekommen Angst, wenn man anfängt E Nummern, aufzulisten und das Kontaminationsrisiko erklärt. Daher lasse ich das und koche lieber mit allen gemeinsam. Meine Küche war früher wirklich klein (rund 3,5 qm), aber es hat trotzdem immer geklappt, das wir gemeinsam das Buffet vorbereitet haben und es war immer komplett glutenfrei. [Tine Urban] 1 Tasse Reis 2 Tassen Wasser Salz 1 große Karotte ½ Paprika Oliven, so viele wie man mag 2-3 Tl Karpern (je nach Geschmack) 1 Dose Tunfisch Wie gewohnt den Reis kochen. Abkühlen lassen. Karotte und Paprika kleinschneiden und in eine Schüssel geben. Die Oliven halbieren und dazu geben. Alle restlichen Zutaten darunter mischen. Den Reis dazugeben. Balsamico Essig Olivenöl Pfeffer Salz Salatkräuter (Schnittlauch, Petersilie etc.) alles mischen und über den Salat geben. Bild: Kristina Perl Am Besten schmeckt der Salat, wenn er übernacht im Kühlschrank ziehen durfte, am nächsten Tag nochmals abschmecken. Hierbei sind der Fantasie auch keine Grenzen gesetzt es können auch andere Gemüsesorten verwendet werden: Tomaten, Zucchini, gebratene Aubergine, Mais... ZOTTEL 34

... ALS JUNGE/R ERWACHSENE Glutenfreie Kräuter Gnocci mit Salbei und Zitrone für 4 Personen: 800 g mehlige Kartoffeln 2 Eigelb 100 g glutenfreies Mehl 1 Prise Salz 1 Esslöffel Petersilie, fein gehackt 1 Esslöffel Schnittlauch, in kleine Röllchen geschnitten 100 g Butter Saft von ½ - 1 Zitrone 3 Esslöffel Salbei oder andere Kräuter, frisch gehackt Salz Parmesankäse 3. Nun lege einen Teil auf die Arbeitsfläche und rolle ihn zu einer langen, daumendicken Wurst. Schneide diese in 2cm lange Stücke und furche diese mit der Gabel ein. Wiederhole dieselbe Prozedur auch mit dem anderen Teig. 4. Jetzt bringst du in einem großen Topf leicht gesalzenes Wasser zum Kochen. Sobald das Wasser kocht, schalte den Herd etwas herunter, lege die Gnocci in das Wasser und lass diese 10 Minuten ganz sanft köcheln. 5. Zerlass für die Soße in einem Topf Butter, gib Zitrone, Kräuter und Gewürze hinzu und gieß sie über die Gnocci. Anstatt der Zitronensoße eignet sich natürlich auch Tomatensoße für diejenigen, die es nicht so sauer mögen!j Guten Appetit!J 1. Als erstes musst du den Backofen auf 220 vorheizen. Dann suchst du dir Kartoffeln gleicher Größe heraus und backst diese in einer Auflaufschale für 1 Stunde. 2. Nachdem du die Kartoffeln aus dem Backofen geholt hast, löffele die Kartoffelmasse in eine Schüssel und zermansch sie mit der Gabel. Solange bis die Masse glatt ist. Gib Eigelb, glutenfreies Mehl, Salz und Kräuter dazu. Knete die Masse nun schnell zu einer warmen, geschmeidigen Kugel. Teile diese danach in 4 Teile und decke diese mit einem Tuch zu. Bild: Kristina Perl ZOTTEL 35

Bild: Tine Urban Eiffelturm AUF GESCHÄFTSREISE// Mit 19 Jahren hatte ich mein Abitur endlich in der Tasche und konnte mit dem lang ersehnten dualen Studium beginnen. Studiert habe ich in Stuttgart, war aber während den Praxisphasen in ganz Deutschland unterwegs. Auch nach dem Studium, als ich mich für einen Job im Vertrieb mit Kunden kreuz und quer über Deutschland verteilt entschieden habe, hat mich meine Zöliakie bei den Geschäftsreisen nie wirklich ausgebremst. Anfangs wusste ich nicht genau, wie ich einen Tag oder mehrere Tage glutenfrei gestalten soll ohne immer den ganzen Koffer und die ganze Laptoptasche mit Essen vollzustopfen. So standen anfangs wohl bekannte Fast Food Ketten, die man an jedem grossen Bahnhof finden kann, auf dem Programm, wenn der kleine Hunger kam. Mit der Zeit war das aber etwas eintönig. Was also machen? Für eintägige Reisen teilweise von 6 Uhr morgens bis abends 22 Uhr habe ich mir immer leckere Sandwiches zu Hause zubereitet und mitgenommen. So habe ich dann auch selbst Einfluss darauf, wie lecker das Sandwich ist und auch wie kleckersicher meine Mahlzeit war. Wer besucht schon gerne seinen Kunden mit einem dicken Ketchup Fleck auf der Bluse? Für Fleckenrisiko sorgte immer nur meine Schokolade, die neben Obst mein ständiger Begleiter dieser Reisen wurde. Obst und Schokolade muss man auch gar nicht den ganzen Tag mit sich herumschleppen das findet sich an jedem Bahnhof. Sobald ich mehrere Tage unterwegs war, habe ich direkt bei der Reservierung nach glutenfreiem Essen gefragt. Viele grosse Hotelketten in Deutschland haben glutenfreie Brötchen für das Frühstück vorhanden oder kaufen glutenfreie Lebensmittel ein, wenn das denn gefragt wird. Sollte das mit den glutenfreien Brötchen ZOTTEL 36

... ALS JUNGE/R ERWACHSENE nicht klappen, habe ich immer eingeschweisste Brötchen eingepackt, die notfalls auch ohne Aufbackmöglichkeit schmecken. Ging es mehrere Tage ins Ausland (beispielsweise für eine Schulung), habe ich auch hier vorab immer mit dem Hotel Kontakt aufgenommen. Mittagessen war meistens Buffet, so dass ich immer etwas Passendes gefunden habe. Abendessen im Restaurant war wie ein Restaurantbesuch in Deutschland. Erklären, notfalls die Bitte an den Koch mitnehmen und schauen was kommt. Habe ich dem Essen nicht vertraut, habe ich ab und zu auch Kollegen probieren lassen, endlos beim Ober oder Koch nachgefragt und notfalls das Essen zurückgeben lassen und bin auf einen Salat umgestiegen. Sicher ist sicher. Dass ich beim Essen immer sehr wählerisch war, haben meine Kollegen wie auch meine Kunden schnell gemerkt. Bevor Gerüchte aufgekommen sind, habe ich alle sehr ausführlich über Zöliakie aufgeklärt. Alle waren sehr interessiert und haben sich dann immer für mich mit Gedanken gemacht. Habe ich dann beim Abendessen das komplett Gleiche erhalten, wurden teils meine Kollegen misstrauischer als ich selbst. Einen richtigen Schock habe ich meinen Kollegen verpasst, als ich wir gemeinsam am Flughafen in London frühstücken waren. Dank einer online Recherche vor dem Geschäftsreise, wusste ich von glutenfreien Brownies am Flughafen. Als ich morgens beim Airport Frühstück herzhaft in einen Brownie reingebissen habe, ist meinen Kollegen fast der Kaffee aus der Hand gefallen. Auch heute, wo ich nicht mehr in der Abteilung bin, erreichen mich noch Mails und Anrufe, wenn meine Kollegen über glutenfreie Brötchen im Hotel oder über glutenfreie Speisekarten in Restaurants stolpern. [Tine Urban] Bild: Dirk Meyer CYE Konferenz Malta Tipps für eine glutenfreie Geschäftsreise Sandwiches, Obst, etwas Süsses einpacken Hotel schon bei der Reservierung nach glutenfreiem Essen fragen Bitte an den Koch (ins Ausland) mitnehmen Vorher recherieren, wo es in den Ländern glutenfreie Lebensmittel gibt (teilweise gibt es Ausland mehr Produkte oder zumindest andere Produkte als in Deutschland; in Spanien war ich immer richtig groß glutenfreie Lebensmittel einkaufen) Kollegen und Kunden immer über Zöliakie informieren, so hat man direkt ein Thema abseits vom Geschäft und erweckt nicht den Eindruck, man würde der aktuellen Modediät folgen. ZOTTEL 37