Leitlinie der Ev. Kirchengemeinde Sechshelden Pflanzen - Wachsen - Frucht bringen Predigtreihe über die Gemeinde-Leitlinie Teil 2 Im zweiten Teil der Predigtreihe über die Leitlinie unserer Gemeinde geht es heute um den zweiten Begriff, das Wachsen. Als Kind hatte ich einen Freund der für sein Alter relativ klein war. Und - das ist ja kein Einzelfall - für einen Jungen kann das schon zu einem Problem werden. Seine Klassenkameraden wurden immer größer und bei ihm war nicht viel Wachstum zu sehen. Ich glaube er hätte viel dafür gegeben und getan, wenn er über Nacht die Größe seiner Klassenkameraden erreicht hätte, aber über Jahre hinweg änderte sich nicht viel. (Erst viel später hat er dann aufholen können.) Was können wir aus diesem Beispiel erkennen: Wachstum ist ein Zeichen der Lebendigkeit, der Gesundheit und Lebenskraft. (Das gilt bei allen Lebewesen: Mensch, Tier, Pflanzen). Wachstum ist Normalität (bis eine durchschnittliche Größe erreicht ist) Bei Ausbleiben von normalem Wachstum muss irgendeine Störung vorliegen. Wachstum können wir nicht erzwingen, allenfalls die Voraussetzungen dafür schaffen. Letzte Woche haben wir gesehen, dass wir als einzelne Christen aber auch als Gemeinde eine Pflanzung bzw. ein Garten Gottes sind. Damit gilt das eben über das Wachsen gesagt auch für die Gemeinde: Wachstum einer Gemeinde ist Zeichen für ihre Lebendigkeit und Gesundheit (Apg.2,47). Umkehrt: Eine Gemeinde, die nicht wächst, muss sich fragen, ob sie lebendig und gesund ist Wachstum ist Normalität. In vielen Gleichnissen Jesu wird es als eine Selbstverständlichkeit gesehen, dass das Reich Gottes wächst (4faches Ackerfeld, Senfkorn, usw. s. Mk.4) Wachstum ist nicht erzwingbar aber förderbar (1.Kor.3,6: Paulus hat gepflanzt, Apollos begossen, aber Gott ist es der das Wachstum schenkt) Wenn wir das vergleichen mit der Wirklichkeit der Kirchen und Gemeinden in unserem Land, dann tun sich hier deutliche Gegensätze auf: Kirche und Gemeinden wachsen nicht sondern schrumpfen: Kirchenaustritte, Finanzknappheit, leere Gottesdienste, Ansehens- und Bedeutungsverlust der Kirche Diesen Trend wollen wir in unserer Gemeinde nicht einfach hinnehmen. Im Gegenteil - deshalb nimmt dieser Abschnitt auch breiten Raum in unserer Leitlinie ein: Wir wollen eine wachsende Gemeinde sein, das ist unser Ziel dass wir uns vom Kirchenvorstand (und CVJM-Vorstand) her gesetzt haben. Was aber heißt das konkret? Was soll denn bei uns wachsen und wie kann das geschehen? Dazu möchte ich einen Bibeltext lesen, der uns hier eine gute Orientierung gibt: Eph.4,11-16. In unserer Leitlinie haben wir auf die Frage in welcher Hinsicht wir wachsen möchten zwei Schwerpunkte gesetzt: Predigten & Andachten Seite 1/5
Wachstum im Glauben Wachstum in der Gemeinschaft Beides steckt in der Aufforderung des Paulus (Eph.4,15), Auf Christus hinzuwachsen. 1. Persönliches Wachstum im Glauben Wenn ein Mensch zum Glauben findet und damit in eine persönliche Beziehung zu Gott tritt (> Pflanzen ) dann ist das so ähnlich wie bei einem Neugeborenen. Im NT wird das einige Male in dieser Weise beschrieben (z.b. 1.Petr.2,1ff). Wie ein Säugling Milch braucht, so braucht ein Mensch der zum Glauben gekommen ist, Nahrung die ihn aufbaut, damit er im Glauben wächst und heranreift. Im Glauben wachsen umschließt dabei: zunehmendes Vertrauen und Liebe zu Gott leidenschaftliche Nachfolge Jesu Erkenntnis darüber, was Gottes Wille ist wachsende Kenntnisse in der Bibel Gebet Erkennen und Anwenden der eigenen Gaben Charakterschulung und Lebensveränderung durch die Kraft des Heiligen Geistes Übernahme von Verantwortung Hier können wir uns ganz persönlich fragen: Wo stehen wir? Wie haben wir uns in den letzten Jahren, Monaten, Wochen in unserer Beziehung zu Gott entwickelt? Ist bei uns hier ein Wachstum zu spüren oder etwa Stillstand, bzw. Rückschritt. Als Menschen endet irgendwann bei uns das Wachstum unserer Körpergröße, doch auch innerlich gibt es weitere Wachstumsprozesse. Im Glauben gibt es für uns frühestens im Himmel den Punkt wo wir sagen können. Jetzt bin ich soweit. Jetzt weiß ich alles und bin in allen Bereichen so, wie Gott mich haben möchte. Egal wie lange wir schon gläubig sind und egal welche Ämter und Positionen wir vielleicht haben, wir haben es immer nötig auf Christus hinzuwachsen, ihm ähnlicher zu werden. Und wenn wir eine wachsende Gemeinde sein wollen, dann wird das Maß unseres Wachstums immer davon bestimmt sein, wie sehr wir als einzelne im Glauben vorangehen, bzw. stehen bleiben. Das ist auch wieder wie bei einem lebenden Organismus, bei dem Wachstum ja dadurch geschieht, dass die einzelnen Zellen wachsen und sich teilen... 2. Wachsen in der Gemeinschaft (Gemeindewachstum) Wenn wir eine wachsende Gemeinde sein wollen, dann kann man das in verschiedener Weise verstehen. Es kann bedeuten, dass wir zahlenmäßig, also quantitativ wachsen wollen, oder aber in der Qualität. Predigten & Andachten Seite 2/5
a. quantitatives Wachstum Manche denken wenn Sie Gemeindewachstum hören vor allem an Zahlen Gemeindeglieder (bei einer landeskirchlichen Gemeinde ist diese Zahl wenig aussagekräftig, weil es viele Gemeindeglieder gibt die zur Gemeinde nur losen Kontakt haben) Gottesdienstbesucher, Anzahl an Mitarbeiter, Gemeindekreisen und deren Teilnehmer Kollekten und Spenden Und es ist ja auch eindrucksvoll wenn man hier steigende Statistiken aufzuweisen hat. Auf der anderen gibt es auch sehr schnell die Stimmen, die sagen: Zahlen sind uns nicht wichtig, Hauptsache der Inhalt stimmt. Wie viele Leute kommen spielt keine Rolle, Hauptsache das Wort wurde ordentlich gepredigt. Der Verdacht legt sich aber nahe, dass damit sehr schnell auch die Mängel der eigenen Arbeit entschuldigt werden können. Deshalb ist ein ehrlicher Umgang mit Zahlen ein wichtiger Schritt für den Gemeindeaufbau. Es gibt nämlich manchmal eine Art christliches Märtyrerbewusstsein, wo man sich damit tröstet und bemitleidet, dass man der treue Rest der Herde ist, anstatt danach zu fragen, was Gott vielleicht verändern möchte. Allerdings in der Hinsicht haben die Kritiker recht: Wenn Gemeindewachstum nur eine Angelegenheit der Zahlen und Statistiken wird, dann stehen wir in der Gefahr Gemeinde vor allem zu managen. Dann können wir, wenn wir genügend begabte Leute haben, Konzepte entwickeln und Aktionen durchführen, die uns vielleicht zunehmende Zahlen bescheren. Das allein ist jedoch noch kein Wachstum in der Gemeinschaft auf Christus hin. b. qualitatives Wachstum Entscheidend ist, dass die Qualität unserer Gemeindearbeit wächst und das ist auch eine geistliche Angelegenheit. Qualitatives Wachstum sollte z.b. stattfinden in: herausfordernder und glaubenststärkender Verkündigung Erkenntnis, Förderung und Einsatz aller Begabungen (Musik, Kreativität, Lehre, Gastfreundschaft, Evangelisation...) inspirierenden Gottesdiensten herzlichen liebevollen Beziehungen untereinander Wahrnehmung der Nöte und Bedürfnisse der Menschen in unserer Gemeinde An all diesen Punkten könnte und müsste auch in unserer Gemeinde die Qualität wachsen. Und je mehr das geschieht, dass die Qualität wächst, umso mehr wird sich das in der Quantität auswirken. Also: Qualität nicht gegen Quantität ausspielen und umgekehrt. Eine qualitativ gute (geistlich orientierte) Gemeindearbeit wird automatisch ein zahlenmäßiges Wachsen zur Folge haben. Predigten & Andachten Seite 3/5
3. Wie können wir als Gemeinde wachsen? Um diese Frage zu beantworten, muss zunächst eine Vorentscheidung getroffen werden: Wollen wir überhaupt eine wachsende Gemeinde sein. Der KV hat sich dieses Ziel gesetzt. Unser Wunsch ist, dass in der Gemeinde auf breiter Basis sich dieses Ziel zu Eigen gemacht wird. Doch ein solches Ziel hat seinen Preis, der sorgfältig einkalkuliert werden sollte. Natürlich, so denken vielleicht manche wenn sie eine solche Zielbeschreibung hören, natürlich wollen wir wachsen. Das ist doch keine Frage. Wir freuen uns immer, wenn Neue dazu kommen. Dabei müssen wir aber ganz klar die Bedingungen erkennen die bestehen, wenn wir als Gemeinde wachsen wollen. Es ist eine ganz große Illusion zu meinen, wir müssten nur ordentliche Evangelisationen abhalten, dann kommen die Leute, bekehren sich und besuchen automatisch unsere Gottesdienste und Gemeinschaftsstunden. So läuft es nicht. Wenn wir wachsen wollen und Menschen erreichen möchten, dann dürfen wir nicht erwarten, dass diese Menschen einfach in unsere Veranstaltungen kommen, sondern müssen sie dort abholen wo sie sind. Dann müssen unsere Veranstaltungen so sein, dass man sich willkommen fühlt. Dann muss unsere Sprache und unsere Formen so sein, dass sie verstanden werden. Dann müssen vor allem wir für diese Menschen da sein. Wenn wir eine wachsende Gemeinde sein wollen, dann fordert dass unsere Bereitschaft zur Mitarbeit Bereitschaft Menschen Freundschaft anzubieten Bereitschaft unsere Freundeskreise in der Gemeinde zu öffnen Bereitschaft in allen äußeren Formen (nicht in den Inhalten) den Menschen entgegenzukommen, die wir erreichen wollen (Bsp. Gottesdienstformen, Musik, Zeiten...) Wollen wir jetzt immer noch eine wachsende Gemeinde sein? Oder sind wir vielleicht ganz zufrieden mit dem was wir so haben? 5 Schritte zum Wachstum in der Gemeinde: a) Gegenseitiges Dienen (Eph.4,11+12) eigene Begabungen einsetzen und Gaben und Dienste anderer in Anspruch nehmen, z.b. Lehre, Seelsorge, Gastfreundschaft, Gebet... b) Wahrhaftigkeit und Liebe (Eph.4,15) Offener und aufrichtiger Umgang untereinander Kein Reden hinter dem Rücken Verantwortlichkeit füreinander Ehrliche Vergebungsbereitschaft (ohne Hintertürchen) Aufarbeiten von Konflikten Predigten & Andachten Seite 4/5
c) Gegenseitige Auferbauung (Eph.4,16) Schwerpunkte in unserer Leitlinie: Gottesdienst und Gemeindekreise Gottesdienst als Ort der Sammlung und Sendung der Gemeinde, Mitte der Gemeinde, d.h. für alle ansprechbar, geht nicht ohne Bereitschaft zum Verzicht auf eigene Bedürfnisse (Bsp. alte und neue Lieder) Kleingruppen (Chöre, Hauskreise, Jugendkreise, Frauen- u. Männerkreise...) als Ort persönlichen Wachstums und Auferbauung im Glauben. d) Hilfreiche Organisation (Eph.4,16 Gelenke ) klare und zweckmäßige Strukturen in der Gemeinde transparenter Gemeindeaufbau geklärte Zuständigkeiten Leitungsorgane, die anerkannt werden e) Gottes Wirken erwarten Amen! Bei allem was wir tun können: Wachstum ist letztlich Gottes Werk (s.o.) Das ist etwas was uns bei allem Engagement sehr entspannt machen kann Im Gleichnis von der selbstwachsenden Saat hat Jesus das bildlich klar gemacht (Mk.4,26ff). Nach dem Säen (Pflanzen) geht der Bauer schlafen und das Wachsen geschieht ohne seinen weiteren Einfluss. Erwartungsvolles Gebet ist deshalb unverzichtbar, wenn wir als Gemeinde wachsen wollen. wenn unsere Gemeinde wächst wollen wir Gott dafür die Ehre geben und ihm dafür danken. Predigten & Andachten Seite 5/5