Verschneit liegt rings die ganze Welt...

Ähnliche Dokumente
Evangelisieren warum eigentlich?

Schüler und Lehrer. Teil 1: Was ist Erleuchtung? von Anssi Antila

Elma van Vliet. Mama, erzähl mal!

M03a Lernstraße für den Unterricht in Sekundarstufe I

Was ich als Bürgermeister für Lübbecke tun möchte

Meet the Germans. Lerntipp zur Schulung der Fertigkeit des Sprechens. Lerntipp und Redemittel zur Präsentation oder einen Vortrag halten

Deine Meinung ist wichtig. Informationen für Kinder und Jugendliche zur Anhörung

ONLINE-AKADEMIE. "Diplomierter NLP Anwender für Schule und Unterricht" Ziele

40-Tage-Wunder- Kurs. Umarme, was Du nicht ändern kannst.

Predigt Salvenmoser: Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe.

1. Richtig oder falsch? R F

Sufi-Zentrum Rabbaniyya. Eusubillahi-mineş-şeytanirrajim Bismillahirr-rahmanirrahim. Angst und Drohung. Sheikh Eşref Efendi - Sufiland

Persönliche Zukunftsplanung mit Menschen, denen nicht zugetraut wird, dass sie für sich selbst sprechen können Von Susanne Göbel und Josef Ströbl

Das Persönliche Budget in verständlicher Sprache

Das Leitbild vom Verein WIR

Die Sterntaler. Die Sterntaler. Beitrag zum Textverständnis / Grammatik im Deutsch. Dieses Büchlein gehört:

Die große Wertestudie 2011

Kreativ visualisieren

Also: Wie es uns geht, das hat nichts mit dem zu tun, ob wir an Gott glauben.

Kurzanleitung für eine erfüllte Partnerschaft

Station: Verflixt, ein Nix! Checkliste


Und was uns betrifft, da erfinden wir uns einfach gegenseitig.

Der Klassenrat entscheidet

Das Weihnachtswunder

Entwickeln Sie Ihre Vision!

Sibylle Mall // Medya & Dilan

Erntedankfest. Danken und Teilen (Entwurf für Eltern Kindgruppen)

B: bei mir war es ja die X, die hat schon lange probiert mich dahin zu kriegen, aber es hat eine Weile gedauert.

Anleitung über den Umgang mit Schildern

1: 9. Hamburger Gründerpreis - Kategorie Existenzgründer :00 Uhr

Jesus, der sich selbst als Lösegeld für alle gegeben hat. 1. Timotheus 2,6

Was ist PZB? Personen-zentrierte Begleitung in einfacher Sprache erklärt

und grünen Salat und Ähnliches fraß. Das war also in Ordnung, mein allerliebster Liebling. Siehst du das ein?

Das bringt nichts. Trotzdem. Mach doch, was du willst. Mach ich auch. Wo sind die drei eigentlich hin gefahren? Emmett will sich neue PS3-Spiele

Was wäre, wenn es Legasthenie oder LRS gar nicht gibt?

Materialien für den Unterricht zum Film Crazy von Hans-Christian Schmid Deutschland 2000, 93 Minuten

Dies fällt oft deshalb schwerer, da der Angehörige ja von früher gewohnt war, dass der Demenzkranke funktioniert. Was also kann oder soll man tun?

GEHEN SIE ZUR NÄCHSTEN SEITE.

Gutes Leben was ist das?

Nina. 2. Ninas Mutter lebt nicht mit Nina und der Familie zusammen. Warum könnte das so sein? Vermute. Vielleicht ist sie. Möglicherweise.

Eine freundliche und hilfsbereite Bedienung ist doch die Seele des Geschäfts! Wir sind noch ein Dienstleistungsbetrieb im wahrsten Sinne des Wortes!

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Kerstin Hack. Worte der Freundschaft. Zitate und Gedanken über wertvolle Menschen

Nina. bei der Hörgeräte-Akustikerin. Musterexemplar

50 Fragen, um Dir das Rauchen abzugewöhnen 1/6

Liebe oder doch Hass (13)

Der professionelle Gesprächsaufbau

Wo blüht durch mein Zu-Tun Leben auf? Was drängt in mir zum Leben... oder durch mich?

Papa - was ist American Dream?

Leichte-Sprache-Bilder

Was kann ich jetzt? von P. G.

Leseprobe - Seite 5 - Kapitel 5 Fragetechniken - Einfürung

Qualität und Verlässlichkeit Das verstehen die Deutschen unter Geschäftsmoral!

Catherina Lange, Heimbeiräte und Werkstatträte-Tagung, November

Nur für Partner die bereits einen Backoffice Zugang haben. Aber KEINEN Portal Zugang

Redewiedergabe: Er sagt, er hat die Frau gesehen. Lokalangaben: Das war im 7. Stock Ich bin da hochgefahren, also in den 7. Stock

Einstufungstest Deutsch (A1, A2, B1)

Meine Lernplanung Wie lerne ich?

changenow THE PLAN Die 7 Brillen der Vergangenheit

Und nun kommt der wichtigste und unbedingt zu beachtende Punkt bei all deinen Wahlen und Schöpfungen: es ist deine Aufmerksamkeit!

Ein Coachingtag nur für dich

Im Zeichen des Lotus Pädagogisches Material zum Schwerpunktthema alle welt 1/2010

DAVID: und David vom Deutschlandlabor. Wir beantworten Fragen zu Deutschland und den Deutschen.

Kieselstein Meditation

1. Was ihr in dieser Anleitung

Modul: Soziale Kompetenz. Vier Ohren. Zeitl. Rahmen: ~ 45 min. Ort: drinnen

Mein persönlicher Lerncheck: Einen Bericht schreiben

Name: Wie heißen Sie? Ich heiße... Herkunft: Woher kommen Sie? Ich komme aus. Adresse: Wo wohnen Sie? Ich wohne in

Gesprächsführung für Sicherheitsbeauftragte Gesetzliche Unfallversicherung

Changing paradigm. Liebe Beobachterin, lieber Beobachter,

Dieser PDF-Report kann und darf unverändert weitergegeben werden.

Fotodoppelseiten Lektion 15: Entdeckt

IV. In Beziehung. IV. In Beziehung. Nächtlicher Besuch

Schmerz warnt uns! Der Kopfschmerztyp Migräne. Was sind typische Merkmale des Migränekopfschmerzes?

1. Kurze Inhaltsangabe: Stell dir vor, du möchtest jemandem, der das Buch Robin und Scarlet Die Vögel der Nacht nicht gelesen hat, erzählen, worum es

1. TEIL (3 5 Fragen) Freizeit, Unterhaltung 2,5 Min.

Mt 22, Leichte Sprache

Die Online-Meetings bei den Anonymen Alkoholikern. zum Thema. Online - Meetings. Eine neue Form der Selbsthilfe?

L10N-Manager 3. Netzwerktreffen der Hochschulübersetzer/i nnen Mannheim 10. Mai 2016

D.E.O. Die Erwachsene Organisation. Lösungen für eine synergetische Arbeitswelt

GOTTESDIENST vor den Sommerferien in leichter Sprache

PREDIGT ZUM 1. ADVENT Was wünschst du dir?

Lukas 7, nach NGÜ

Nicaragua. Wo die Menschen leben Mehr als die Hälfte der Menschen lebt in Städten. Denn auf dem Land gibt es wenig Arbeit.

Gymnázium a Střední odborná škola, Rokycany, Mládežníků 1115

Jedes Tierlein hat sein Essen, jedes Blümlein trinkt von Dir. Hast auch uns heut nicht vergessen, lieber Gott wir danken Dir. Amen

Aufgabe: Knapp bei Kasse

Predigt an Silvester 2015 Zuhause bei Gott (Mt 11,28)

Reise durch die Welt der Comics Familien zu Besuch am Fumetto in Luzern

Mehr Geld verdienen! Lesen Sie... Peter von Karst. Ihre Leseprobe. der schlüssel zum leben. So gehen Sie konkret vor!

Evangelisch-Lutherisches Pfarramt St. Christophorus Siegen Dienst am Wort. vor zwei Wochen habe ich euch schon gepredigt, dass das

Die Invaliden-Versicherung ändert sich

Papierverbrauch im Jahr 2000

Rohstoffanalyse - COT Daten - Gold, Fleischmärkte, Orangensaft, Crude Oil, US Zinsen, S&P500 - KW 07/2009

Weltenbummler oder Couch-Potato? Lektion 10 in Themen neu 3, nach Übung 5

dass ich erstaunlich und wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke. Psalm 139, Vers 14

Transkript:

Verschneit liegt rings die ganze Welt... Begegnung mit einem romantischen Gedicht. Klassenstufe 3/4 Thema Winternacht Verschneit liegt rings die ganze Welt, Ich hab nichts, was mich freuet, Verlassen steht der Baum im Feld, Hat längst sein Laub verstreuet. Der Wind nur geht bei stiller Nacht Und rüttelt an dem Baume, Da rührt er seinen Wipfel sacht Und redet wie im Traume. Er träumt von künft'ger Frühlingszeit, Von Grün und Quellenrauschen, Wo er im neuen Blütenkleid Zu Gottes Lob wird rauschen. 1 Das Gedicht Winternacht des Romantikers Joseph von Eichendorff (1788 1857) zeichnet in der ersten Strophe ein trostloses Bild. Schnee bedeckt die ganze Welt und in ihr befindet sich freudlos das lyrische Ich, ein einsamer Betrachter der Landschaft: Ich hab nichts, was mich freuet. Damit ist über den Menschen bereits alles gesagt. Im dritten Vers wird ein im Feld stehender Baum vorgestellt, der von nun an im Mittelpunkt des dichterischen Geschehens steht. Seine Beschreibung bildet eine Parallele zum Befinden des lyrischen Ich: Der Baum steht verlassen da und hat längst sein Laub verstreuet. Die zweite Strophe spricht von der Stille der Winternacht, die nur vom Wind unterbrochen wird, der an dem Baum rüttelt. Daraufhin bewegt sich sacht der Wipfel und der Baum redet wie im Traume. Das wirkt geheimnisvoll auf den Leser: Wovon redet wohl der Baum? Die dritte Strophe gibt die Antwort: Der personifizierte Baum träumt vom kommenden Frühling, von rauschenden Quellen, grünen Blättern und einem neuen Blütenkleid. Der Schlussvers, durch ein identisches Reimwort eng mit der Frühlingsschilderung verknüpft, eröffnet eine religiöse Perspektive. Mit den wiedergewonnenen Blättern und Blüten wird der Baum zu Gottes Lob rauschen. Dies ist eine Facette der romantischen Weltsicht, für die das Gefühl des Zusammenhangs des Einzelnen mit dem Ewigen und Unendlichen 2 kennzeichnend ist. 1

Intentionen Das Gedicht ist wegen seiner einfachen Form, der Klarheit der Sprache (trotz häufiger Inversion) und der Überschaubarkeit der Situation auch jüngeren Schülern zugänglich; nur das Gotteslob in der dritten Strophe kann Verstehensschwierigkeiten hervorrufen, wie sich im Unterricht gezeigt hat. Es stellt sich freilich die Frage, ob die Kinder das im Gedicht entworfene Naturerleben wirklich nachempfinden können. In ihrem alltäglichen Leben begeben sie sich kaum in eisigen Winternächten hinaus ins freie Feld, um einem Baum seine Geheimnisse abzulauschen. Aber ist zum Textverständnis ein solches reales Erlebnis notwendig? Eichendorffs Landschaftsschilderungen haben ihren Ort nicht nur in seiner schlesischen Heimat,(...) sondern ebenso sehr in seiner Phantasie. 3 So hat er ja auch Italien nur in der Phantasie bereist. Für die Kinder kann das Gedicht zu einer imaginären Reise durch Winter, Nacht und Einsamkeit werden, in der sie etwas erfahren, das über bisherige konkrete Erlebnisse hinausreichen wird, ihnen aber als Gefühlslage des Verlassenseins und der Freudlosigkeit nicht fremd sein dürfte. Junge Schüler identifizieren sich rasch und unkompliziert mit Naturerscheinungen und Wesen jeder Art, so sicher auch mit einem einsamen Baum und dessen Traum. Sollte die knappe Vorstellung des lyrischen Ich ihre Neugier anregen, bietet sich in der Weiterführung die Möglichkeit, individuelle Vorstellungen zu konkretisieren. Der Zugang zum Gedicht wird in diesem Unterrichtsvorschlag vorbereitet durch ein Gemälde von C.D. Friedrich, das in das Thema einführt und eine Brücke zur Entstehungszeit des Gedichtes bildet. Die Gefühlslage wird durch ein impressionistisches Klavierstück von C. Debussy akustisch intensiviert. Ziel der Beschäftigung mit dem Gedicht ist die Verknüpfung von Texterschließung mit einer individuellen Auseinandersetzung mit den Themen Winter Einsamkeit Träume. Realisierung Caspar David Friedrich (1774-1840) trifft in seinem Gemälde Eichbaum im Schnee den Grundton des Gedichtes, nur die Tageszeit ist eine andere. Alle Schüler der 4. Klasse, in der ich derzeit Deutsch unterrichte, interpretierten das Bild emotional und erkannten die Einsamkeit des Baumes. Einige Schüler beseelten unaufgefordert den Baum und ordneten ihm den Traum vom Frühling zu, andere stellten sich vor, er sehne sich nach Gesellschaft und 2

würde lieber in einem Wald stehen. Zur Unterstützung der Vorstellungskraft kann die Nr. VI (Triste et lent) aus dem ersten Buch der Préludes von Claude Debussy erklingen. Dieses Stück, welches als eines der schönsten und tiefsten in der Klaviermusik Debussys gelten darf, kann sowohl als winterliches Naturbild gedeutet werden als auch als Symbol unendlicher Verlassenheit. 4 Die Spielanweisung Ce rhythme doit avoir la valeur sonore d un fond du paysage triste et glacé weist darauf hin, dass das Prélude die Wirkung des Gemäldes noch verstärken kann und auch geeignet ist, in die Gedankenwelt des Eichendorff-Gedichtes einzuführen. Der Untertitel des Préludes (...Des pas sur la neige) gibt Gelegenheit, Gemälde und Musik stärker auf das kommende Gedicht zu beziehen. Beim zweiten Hören (die relativ kurze Dauer von ca. 5 Min lässt eine Wiederholung zu) regte ich die Kinder an, sich vorzustellen, es sei Nacht und ein Mensch gehe zum Baum. Sie sollten in die Rolle dieses Menschen schlüpfen und schriftlich seine Stimmung skizzieren, da wir ein Gedicht zu diesem Thema lesen würden. Durch die Ich-Perspektive wird das spätere Verständnis des lyrischen Ich vorbereitet, die Zusatzfrage impliziert eine Leseerwartung. Du gehst nachts zu diesem Baum. Beschreibe deine Stimmung. Zusatz: Was geschieht als nächstes? Alle meine Schüler stellten eine gefühlsmäßige Beziehung zwischen sich und dem Baum her und beschrieben beide als einsam, verlassen und traurig. Leistungsstärkere Schüler beantworteten die Zusatzfrage und erwarteten aufgrund des Vorlaufes (Unterrichtsgespräch über das Gemälde), dass der Baum zu sprechen beginnt. Damit ist das Verstehen der Personifizierung im Gedicht vorbereitet. Phantasiebegabte Schüler mit fortgeschrittenen sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten wollten sich gerne mit dem Baum unterhalten. Nun folgte die Textbegegnung, zunächst mit den ersten zwei Strophen, am besten vorgelesen durch die Lehrkraft; das ist motivierender und hilfreicher als das stille Erlesen. Durch die gewählte Methode entdeckten die Schüler rasch die Protagonisten Baum und Mensch, wiederholten im Unterrichtsgespräch die durch Bild und Musik vermittelte Gefühlslage von Einsamkeit und Verlassenheit und erkannten die Parallele zwischen lyrischem Ich und Baum. Sie stellten fest, dass der Baum mit dem Wipfelrauschen wie im Traume zu reden beginnt. Damit erfüllte sich eine ihrer Erwartungen. Die 3.Strophe wurde durch eine produktive Antizipation vorbereitet, und zwar mit Hilfe eines Arbeitsblattes oder einer Folie (siehe Material). 3

Der Baum träumt Keinem Schüler fiel es schwer, den Traum schriftlich oder bildlich darzustellen. Sie fanden adäquate Traumbilder: grüne Blätter, Blüten, spielende Kinder und Hunde, ein Picknick, eine Blumenwiese, Baumhaus und Schaukel, zwitschernde Vögel und anderes. Vergleichend kann jetzt die dritte Strophe erschlossen werden. Auch der Baum des Eichendorff-Gedichtes träumt von grünen Blättern ( von Grün ) und Blüten ( im neuen Blütenkleid ). Das Quellenrauschen dürfte in den ausgefüllten Denkblasen nicht enthalten sein, bereitete den Kindern aber kaum Schwierigkeiten. Das Gotteslob wurde missverstanden; auch die Umformulierung zu Er wird im neuen Blütenkleid zu Gottes Lob rauschen brachte keine endgültige Klarheit. Die Kinder dachten, dass der Baum seine Blätter rauschen lässt, während Gott ihn für seine Schönheit lobt. Mir blieb als letzte Möglichkeit die suggestive Frage: Ist es nicht auch umge- 4

kehrt möglich? Der Baum wird Gott ein Loblied singen! Da lenkte Fabian mit seiner Antwort das Unterrichtsgespräch in die neue Richtung: Warum nicht? Der Baum lobt Gott! Er hat ihn vom Winter erlöst. Abschließend bemerkten die Schüler, dass in dem Gedicht fast nur von dem Baum die Rede sei, sie aber gern mehr über den Menschen erfahren hätten. Weiterführung Da die Motivation zur Weiterarbeit vorhanden war, entstanden im Kunstunterricht Baumbilder; lohnendes Lernziel war die Darstellung der Verästelung der Zweige. Der einsame Mensch wurde als Collage hinzugefügt. Nun ergab sich auch die Gelegenheit einer weiteren produktiven Schreibaufgabe, die an die erwähnten Schülererwartungen anknüpfte: In Partnerarbeit entwickelten die Schüler ein Gespräch zwischen einem einsamen Menschen und dem Baum in einer Winternacht. Das Gespräch zwischen Baum und Mann in einer Winternacht B.: Ach, es ist so kalt hier, einsam. M.: Stimmt. B.: Ich träume vom Frühling. M.: Ja, ich auch. B.: Grüne Blätter will ich und schicke Knospen. Und warme Sonne. M.: Seufz, wer will das nicht. B.: Vielleicht kann ich mich dann auch wieder freuen. M.: Ja, vielleicht. Weißt du, dass ich auch ganz allein bin? B.: Wem sagst du das! Ich bin allein wegen dem Feuer, es hat meine ganze Familie zerstört. M.: Wie schrecklich und was ist dann passiert? B.: Das möchte ich lieber nicht sagen, immer in so einer Winternacht denke ich daran. M.: Ich kann dich verstehen, mein Freund. B.: Hauptsache, wir haben unsere Träume. Meine kennst du ja! Erzähl, was du träumst! M.: Ich träume auch vom Frühling. Aber in diesem Frühjahr möchte ich eine Familie haben. Und ich träume davon, dass mich jeder mag. So wie ich bin. B.: Träume können auch wahr werden. (Seval und Ömer) (B. bedeutet Baum; M. steht für Mann) Das Beispiel zeigt, wie sich die Schreib-/Gesprächspartner nach einem etwas holprigen Beginn gegenseitig anregen. Bezeichnend für die Altersstufe ist in diesem Text die Angabe von Gründen: Kinder möchten erklären, warum jemand einsam ist, und sie glauben an ein gutes Ende. 5

Wird früh eine Fremdsprache unterrichtet oder das Unterrichtsmodell auf höhere Klassenstufen übertragen, kann ein kurzer fremdsprachiger Dialog verfasst werden. Im Französischunterricht wäre es möglich, Debussys o- ben zitierte Spielanweisung durch Übernahme von Vokabeln zu erweitern. Dann gelangt man zu folgender Überschrift, die geeignet ist, einen Schreibprozess in Gang zu setzen: Dialogue avec un arbre d un fond du paysage triste et glacé Für den Englischunterricht bietet sich ein Winternachtstraum an, in dem gängige Floskeln mit dem Thema kombiniert werden: Talk with a tree A Winter Night s Dream M.: Hello tree! How are you? T.: Stop! I m dreaming. M.:Really? Go on. T.: I m dreaming of spring, of flowers and leaves. M.:And I m dreaming of a white christmas. T.:O! Why? M.:I like it. It s beautiful. T.:Are you lonesome tonight? M.:Yes, I am. T.:You need consolation. Tell me your dreams. (T. means tree, M. means man) Die Unterrichtseinheit wurde von einem trostreichen Klavierstück abgerundet, der Consolation Nr. III in Des-Dur von Franz Liszt. Denn: Wer möchte leben ohne den Trost der Bäume! (G. Eich) 5 1 http://home.t-online.de/home/schaefer.westerhofen/eva/winter.htm 2 Vgl. Frenzel, Herbert A. und Elisabeth: Daten deutscher Dichtung. München: Deutscher Taschenbuchverlag GmbH & Co 1977, S.299 3 Vgl. Dienel, Traude: Das Waldesrauschen, die Sehnsucht, die Lebenswanderung. In: Eichendorff, Joseph Freiherr von: Gedichte. Baden-Baden: Insel Taschenbuch 1977, S.152 4 Vgl. Oehlmann, Werner u.a.: Reclams Klaviermusikführer 2. Stuttgart: Phillip Reclam Jun. 1994 S.604f 5 http://www.literaturnische.de/gg/eich.htm 6