Chronik der Abteilung Anästhesie und Intensivmedizin in Simmerath 17.05.2003 25 Jahre Anästhesie-Abteilung im Malteser Krankenhaus St. Brigida - Simmerath Dr. med. Hasmukh Bhate Chefarzt der Anästhesiologie und Intensivmedizin Genau vor 25 Jahren, am 01.01.1978, wurde erstmalig im Simmerather Krankenhaus eine neue Anästhesie-Abteilung eingerichtet. Bis 31.12.1977 gab es am Krankenhaus keine eigenständige Abteilung. Die chirurgischen Ärzte, bzw. die Schwestern, führten die Narkosen bei Operationen durch, ca. 1.000 jährlich. Heute sind es pro Jahr zwischen 2.400 bis 2.600 Narkosen, die von der Anästhesie-Abteilung erbracht werden. In den ersten 5 Monaten besaß die Abteilung neben dem Chefarzt nur einen Assistenten (Dr. Wolfgang Mau). Im Verlauf der nächsten Jahre konnte sie durch ärztliches und nichtärztliches Personal insoweit erweitert werden, als zurzeit zwei Oberärzte, ein Funktionsoberarzt und mehrere Assistenten als Fachärzte zur Verfügung stehen. Die Hauptaufgaben lagen im Bereich der Anästhesiologie und Intensiv -medizin, hinzu kamen das Rettungs -wesen, die Transfusionsmedizin sowie Schmerzbehandlungen (ambulant und stationär). Weitere Aufgaben beziehen sich auf Konsilien, Anästhesiesprech-stunden, Transportbegleitung von Patienten, Mitbetreuung von Patienten des Aufwachraumes. Die Tätigkeit im Operationssaal wird auch in Zukunft der Kernpunkt des Fachgebietes Anästhesiologie bleiben. Sie umfasst Allgemein-, Regionalanästhesie und die postoperative Schmerzbehandlung. In den letzten 20 Jahren hat das Fachgebiet Anästhesiologie/ Intensivmedizin einen enormen Fortschritt erlebt. Die technische Entwicklung in der klinischen Anästhesie war eindeutig auf die Allgemeinanästhesie ausgerichtet. Immer neue Narkosegeräte mit besseren Beatmungsmöglichkeiten und Monitore wurden entwickelt. In der Allgemeinanästhesie gibt es heute risikoarme, intravenöse Anästhetika, Analgetika, Muskel-entspannungsmittel und Inhalationsanästhetika. Neben den Allgemeinnarkosen werden heute auch Regionalanästhesien durchgeführt. Hierbei kommen moderne Lokalanästhetika und Punktionsnadeln zur Anwendung, die Komplikationen wie Kopf- und Rückenschmerzen möglichst gering halten. Qualität und Quantität haben also in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten einen erheblichen Zuwachs und damit eine deutliche positive Entwicklung vorzuweisen. Zur Narkoseüberwachung und Durchführung der Anästhesie stehen im Simmerather Krankenhaus moderne Narkosegeräte zur Verfügung. Heute werden bei jeder Narkose nicht nur Blutdruck und Puls kontrolliert, sondern auch Sauerstoffsättigung, Kohlendioxyd und Narkosegas gemessen, und es ist erfreulich, dass dieser hohe Behandlungsstandard jedem Patienten zugute kommt. Vor 1976 wurden im hiesigen Krankenhaus 570 Operationen jährlich durchgeführt. 1977 stieg diese Zahl bis auf 1.151 (nach Einrichtung der gynäkologischen und geburtshilflichen Abteilung).
Ab 1978 erhöhten sich die Operationen und Anästhesien ständig bis auf 1.385. Heute kann die Anästhesie-Abteilung insgesamt jährlich zwischen 2.400 und 2.600 Narkosen aufweisen. An dieser Stelle ist es mir ein Bedürfnis, allen Mitarbeitern der Anästhesie-Abteilung und Intensivmedizin herzlich zu danken, dass wir diese gut funktionierende Abteilung aufbauen konnten. Besonders tatkräftig haben mich der damalige ltd. Intensivpfleger Gottfried Völl und der ltd. Anästhesiepfleger Ernst Bernhauser unterstützt, die mir jahrelang die Treue gehalten und beim Aufbau der Abteilung geholfen haben; ebenso wie die Schwestern Ute Braun und Ursula Hartmüller, die viele Jahre durch ihren Einsatz in der Intensiv-medizin und im Nachtdienst sehr engagierte Leistungen erbracht haben. Als langjährige Sekretärin war Maria Stollewerk bis Juni 1998 tätig. Ihre Nachfolge übernahm Marianne Blochel, die mich besonders bei der Organisation und Durchführung der Symposien tatkräftig unterstützte. Das Notarztsystem im Südkreis Aachen, bzw. in Simmerath, besteht seit 01.05.1979 und hat sich in diesem ländlichen Bereich als effektiv erwiesen. Das zu versorgende Gebiet umfasst ungefähr die Hälfte des gesamten Kreises Aachen. Vor 1995 waren die Notärzte aus Simmerath offiziell nur für die Nachtstunden zuständig, Später übernahmen sie ganztägig die Notfallversorgung. Der Notarzt wird im sogenannten Rendezvous-Verfahren vom NEF zum Einsatzort gefahren, während ein Rettungstransportwagen (RTW), eine kleine Intensivstation auf Rädern, direkt von seinem Stationierungsort zur Einsatzstelle ausrückt. Anfangs waren es rund 200 Notarzt-einsätze. Heute werden mehr als 1.000 pro Jahr gefahren. Ab dem 01.01.2002 erfolgte die Einführung eines leitenden Notarztes, der auch prähospitalethrombolyse-therapie bei Herzinfarkten vornimmt. Die Anästhesie-Abteilung ist heute von der Ärztekammer berechtigt, Ärzte 2 Jahre lang auf dem Weg zur Facharztausbildung für Anästhesie auszubilden. Wie eingangs erwähnt, besitzt die Anästhesieabteilung zurzeit 7 Fachärzte für Anästhesiologie, 2 Fachärzte für Allgemeinmedizin und zwei Assistenten in Weiterbildung. Die Erweiterung der Stellenpläne resul-tiert aus der Entwicklung der neuen Arbeitszeit, d. h Dienste werden nicht mehr durch Geld, sondern durch Freizeit vergütet. Es konnten Notärzte, 28 Famulanten, mehr als 110 Praktikanten zum Rettungssanitäter oder Rettungs-assistenten, 15 Zivildienstleistende und mehr als 50 Ärzte in der Anästhesiologie ausgebildet werden. Von denen einige mittlerweile Chef- und Oberarztpositionen übernommen haben. Von der Anästhesie-Abteilung werden folgende Narkosearten angeboten: Allgemeinanästhesie: Ø Intubationsnarkosen mit oder ohne Muskelrelaxantien Ø Totale intravenöse Anästhesien Ø Maskennarkosen Ø Larynxmasken-Anästhesien Regionalanästhesie: Ø Einzelne Nervenblockaden Ø 3 :1 Block Ø Epiduralanästhesie (mit u. ohne Katheter)
Ø Spinalanästhesie Ø Plexusanästhesie (axilllär, infra- und supraklavikulär) Ø Psoaskompartmentblock Von 1978 bis 2002 wurden mehr als 55.000 Narkosen unter meiner Leitung durchgeführt, dabei lag ein bemerkens-wert hoher Anteil bei den Regional-anästhesien. Besonders beliebt waren die Regionalanästhesien bei Kreissen-den und bei Kaiserschnitten (mehr als 90 %). Einige Universitätskliniken wären froh, wenn sie eine so hohe Zahl für Regionalanästhesie in der Geburtshilfe vorweisen könnten, weil diese Methode Schwangeren, Neugebore-nen und Ärzten eine Reihe von Vorteilen bietet. 1. Weniger Kreislaufbelastung für die Mutter 2. Keine nachteiligen Auswirkungen für das Baby 3. Bewusstes Geburtserlebnis von Mutter und Vater 4. Langanhaltende Schmerzfreiheit nach Kaiserschnittoperationen 5. Geringere Komplikationen, besonders bei nicht nüchternen Patientinnen 6. Frühes Einsetzen der Darmtätigkeit und dadurch schnellere Erholung der Gebärenden 7. Preisgünstige und sichere Anästhesiemethode 8. Relativ wenig Zeitaufwand 9. Verkürzung des Krankenhausaufenthaltes 10. Frühzeitige orale Nahrungsauf-nahme Seit dem 01.01.1980 übernahm ich die ambulante Schmerzbehandlung von chronisch schmerzkranken Patienten. Jährlich wurden zwischen 400-600 ambulanten Schmerztherapien durchgeführt. Für die postoperative Schmerztherapie werden Analgetika (nach WHO- Stufenschema peripher und zentral-wirksame) systemisch, bzw. über PCA Pumpe verabreicht. In der Geburthilfe werden zur Vermeidung von Wehenschmerz rückenmarksnahe Verfahren (Epidural) angewandt. In den letzten 25 Jahren wurden mehr als 35 Arbeiten in medizinischen Fachzeitschriften veröffentlicht, außerdem wurden 5 große internationale Veranstaltungen, bzw. Symposien in Simmerath und Monschau veranstaltet. Das I. Eifeler Symposium über Humanität und Intensivtherapie Nach dieser erfolgreichen Fortbildung im Dezember 1980 entstand aus den Vorträgen ein Buch mit dem gleichen Titel. (Herausgeber: Chefarzt Dr. Schara, Wuppertal) Beim II. Eifeler Symposium 1983 ging es um das Thema Lokal- und Regionalanästhesie.Dieses Symposium wurde begleitet von einer Industrieausstellung. Erfolgver-sprechend waren die hochkarätigen Referenten und Vertreter aus der Anästhesiologie und die interessante Thematik. Das III. Eifeler Symposium fand 1991 in Monschau statt. Es setzte sich mit einem Thema der Intensivtherapie auseinander unter dem Titel Enterale und parenterale Ernährung. Das IV. Eifeler Symposium wurde im Oktober 1999 über das Thema Periphere und zentrale Nerven-blockade in Monschau veranstaltet. Hier waren ebenfalls bekannte Referenten wie Prof. Dr. Mehrkens, Prof. Dr. Sprotte, Prof. Dr. Raje (Brooklyn/USA), Dr. Gielen (Nijmegen/NL) zu Gast. Das V. Eifeler Symposium über Schmerztherapie in Klinik und Praxis fand ein Jahr später im Oktober 2000 statt.
1999 und 2000 wurde ein Abstraktheft des IV. und V. Eifeler Symposiums herausgegeben. In beiden Heften waren alle Vorträge, die im Oktober 1999 und Oktober 2000 abgehalten wurden, veröffentlicht. Außerdem war im gleichen Jahr ein Reiki - Seminar mit Vorträgen über Ayurveda mit Prof. Dr. A. Phadke/-Indien im Angebot. In TeamTop erschien ein Artikel über dieses Thema. Im Jahre 1999 wurde auch ein Vortrag in Syrien/Aleppo bei einem deutsch/ syrischen Kongress für Anästhesisten abgehalten. Das Thema lautete: 20-jährige Erfahrung der Infusions-methode bei Epiduralanästhesie. Außerdem wurden mehrere Vorträge an verschiedenen Orten über Anästhesie gehalten (Baden-Baden, Monschau, Simmerath, Genk / Belgien, Mumbai / Indien und Aleppo / Syrien). Im Dezember 2001 und 2002 konnte ich in Indien bei den Anästhesisten in Mumbai und Barsi (im Krebs-zentrum) einen Vortrag über die Identifikation des Periduralraumes mittels Infusionsmethode halten. Diese Methode ist inzwischen in Deutschland im Lehrbuch als Routinemethode aufgeführt. Es wurde eine Dia-Screen-Show in deutscher und englischer Sprache für den PC erstellt mit dem Thema: Die Periduralanästhesie - Methoden zur Identifikation des Periduralraumes. Bei dieser Screen-Show handelte es sich um interessantes Lehrmaterial für Anästhesisten und Pflegepersonal in der Ausbildung. Der Inhalt dieser Diashow war: Anatomie, Indikationen, Probleme und Komplikationen der Peridural-anästhesie und Identifikations-methoden sowie Vor- und Nachteile der einzelnen Methoden mit Literatur- und Abbildungsnachweisen. Besondere Erwähnung sollte der von mir entworfene und im Jahr 1987 herausgegebene Anästhesiepass finden. Er wird heute von vielen Krankenhäusern als Bereicherung angesehen und verwendet. Seit einigen Jahren wird der Anästhesiepass - Version II ( Anästhesienachweisheft) benutzt. Am 15.02.1995 wurde erfreulicher-weise die neue vergrößerte Intensiv-station im Simmerather St. Brigida Krankenhaus eingeweiht. Insgesamt wurden in den vergangenen 25 Jahren 11.417 Patienten auf der alten und neuen Intensivstation behandelt. Zahl der Patienten 1978 bis 2002: 11.417 Davon waren ein Drittel internistische Patienten. Durch die moderne Beatmungs-, Antibiotikaund Ernährungstherapie konnte die Mortalitätsrate trotz schwerer Erkrankung der Patienten, niedrig gehalten werden. Mehr als 150 Patienten erhielten eine konventionelle Tracheotomie, bzw. perkutane Dillatationstracheotomien. Der Verbrauch der Blutkonserven lag auf der Intensivstation zwischen 244 bis 519 pro Jahr. Seit 1996 geht die Abgabe der Erythrocytenkonzentraten an den Patienten kontinuierlich zurück. Durch Ernennung eines Transfusions-verantwortlichen (Dr. Stephan Dohmen) und die gute Zusammen-arbeit mit dem Labor konnte die Zahl des Konservenverbrauchs und -verfalls von 250 auf 2 Konserven reduziert werden, was eine beträchtliche Einsparung beinhaltet. Klinische Anästhesien insgesamt 55.105 Allgemeinanästhesien: 36.558 (66,3 %) Regionalanästhesien: 18.547
(33,7 %) Verfahrensverteilung: TIVA Totale intravenöse Anästhesie mit oder ohne Intubation Kombinations-Narkosen ohne und mit Intubation Kehlkopfmasken Narkosen mit und ohne ProSeal Kombination ITN + Katheter Peridural Plexusanästhesien (Axillär, Supra - Infraclavikülär und Scaleneus Block) Spinalanästhesie Einseitige Periduralanästhesien Katheter - Periduralanästhesien Psoascompartment Block Infiltrationsanästhesien PDA im Kreissaal - 1978-2002 906 Sectio - 1978 bis 2002: 2347 Gesamt- PDA - 1978-2002 8.679 Von Anfang an war mir in meiner Tätigkeit als leitender Arzt Teamarbeit immer sehr wichtig. Das bedeutet, die besonderen Fähigkeiten von Kollegen innerhalb des Fachbereiches zu erkennen, zu fördern und ihnen eigene Verantwortungs- und Handlungs-bereiche einzuräumen. Diese Teamarbeit trägt auch entscheidend zu einem positiven Arbeitsklima bei. Rückblickend kann ich feststellen, dass die ständige positive Entwicklung der Anästhesie-/Intensivabteilung auch darin begründet ist, dass meine Kollegen und ich uns nie mit den schon erreichten Zielen zufrieden gegeben haben, sondern stets offen geblieben sind für fachliche, technische und menschliche Neuerungen und stets bemüht waren, sie in unsere Arbeit zu integrieren.