Plepp, Hans Jakob (Johann Jakob), Scheibenriss: Esther von Ahasver, Feder in Tinte auf Papier, laviert, 38,7 x 26,7 cm Bearbeitungstiefe Name Namensvariante/n Plepp, Hans Jakob (Johann Jakob) Blep, Hannsz Jacob Blepp, Hans Jakob HB HIP HP Pläpp, Hans Jakob Lebensdaten Bürgerort Staatszugehörigkeit Vitazeile Tätigkeitsbereiche * um 1557/1560 Biel, 1597/98 Bern Basel, Bern, Biel (BE) CH Glasmaler und Scheibenreisser aus Biel. Vater von Joseph Plepp Glasmalerei, Zeichnung Seite 1/5, http://www.sikart.ch
Lexikonartikel Um 1557 1560 als Sohn des Lateinlehrers Mauricius Plepp und der Margareta geborene Ruf in Biel geboren. Über Plepps Lehr- und Wanderjahre ist nichts bekannt; vielleicht war er zunächst in Bern und später in Schaffhausen, wie deutliche Bezüge zur Kunst Daniel Lindtmayers in seinem Frühwerk vermuten lassen. 1578 ist er noch in seiner Heimatstadt Biel als Maler bezeugt. Ab 1579 war er für Basler Auftraggeber tätig, liess sich in der Folge in Basel nieder und erhielt 1581 das Bürgerrecht (mit der Berufsbezeichnung «Glasmaler»). Bald darauf wurde er zünftig und heiratete Salome Heintz, eine Tochter des berühmten Prismeller Steinmetzen und Bildhauers Daniel Heintz des Älteren, der damals mit der Wendeltreppe des Basler Rathauses beauftragt war. Zwischen 1584 und 1591 wurden drei Töchter und zwei Söhne geboren. 1593 oder 1595 siedelte Plepp dann nach Bern über (Bürgerrecht 15.7.1595), wo sein Schwiegervater schon längere Zeit als Münsterbaumeister wirkte. Im Herbst 1596 wurde der Sohn Joseph, der ebenfalls Berner Werkmeister werden sollte, getauft. Aus dieser Zeit stammen auch die letzten datierten Zeichnungen. Kurz darauf starb Hans Jakob Plepp, knapp 40-jährig, zwischen Mittsommer 1597 und 1598. Plepp entfaltete an den beiden wichtigsten Orten seines Wirkens Basel und Bern eine ausserordentlich produktive Tätigkeit als Scheibenreisser. In den Basler Jahren entstanden zahlreiche Risse für öffentliche und private Auftraggeber, vor allem für den Klerus in der katholischen Regio Basiliensis. Scheiben von seiner Hand sind nicht durch Signaturen belegt, doch sprechen Vergleiche mit Rissen für eigenhändige Werke (zum Beispiel die Wappenscheibe für Matthäus Büchel und Jeremias Wagner, 1580, Basel, Schützenhaus). Plepps frühe Zeichnungen sind stark von Lindtmayer geprägt, bis hin zu einer ähnlichen Auffassung des Strichs (Riss für eine Zunftscheibe, 1574, Bern, Bernisches Historisches Museum). In der Basler Zeit treten motivische Entlehnungen von Hans Holbein dem Jüngeren und Hans Brand hinzu (Riss zu einer Basler Standesscheibe, um 1578 79; Scheibenriss mit den Wappen Falkner und Heidelin, 1579; beide Bern, Bernisches Historisches Museum). Die spätere Werkentwicklung zeigt, dass Plepp sich auch mit Kompositionen Ludwig Ringlers und Christoph Murers auseinandersetzte, vor allem aber immer wieder auf Vorlagen Tobias Stimmers zurückgriff, dessen zeichnerische Eigenart seinen Stil neben Lindtmayer wohl am meisten prägte (zum Beispiel Scheibenriss mit den Wappen von Brunn und Baumgartner, 1592, Bern, Bernisches Historisches Museum). In der Breite seines Werks sind nahezu alle zeittypischen Scheibenrissanlagen vertreten, vom Seite 2/5, http://www.sikart.ch
bühnenartigen Architekturrahmen über doppel- und dreitorige Anlagen bis hin zum Oval- beziehungsweise Rundriss. Hans Jakob Plepp gehörte neben Daniel Lindtmayer dem Jüngeren, Christoph Murer und Jost Ammann zu den produktivsten Schweizer Zeichnern in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Beinahe 30 öffentliche und private Sammlungen in Europa besitzen Werke von ihm, deren Gesamtbestand über 200 Zeichnungen zählt. Die grosse Variationsbreite seines Repertoires, sein Erfindungsreichtum und sein gewandter Stil machten ihn zu einem der gefragtesten Reisser und Glasmaler seiner Zeit. Plepps hervorragende Eigenart liegt in der Fähigkeit, aus dem Formen- und Motivfundus der Werke seiner Vorgänger und Zeitgenossen neue, oft überraschend kühne Kombinationen zu schaffen. Seine eigene Ausstrahlung auf die Kunst zeigt sich in der grossen Nachwirkung seiner Erfindungen, die bis ins 17. Jahrhundert hinein kopiert und als Vorlagen verwendet wurden, etwa von Hieronymus Vischer, Peter Stöcklin und Mitgliedern der Familie Wannenwetsch. Werke: Zeichnungen: Öffentliche Kunstsammlung Basel, Kupferstichkabinett; Staatliche Museen zu Berlin, Preussischer Kulturbesitz, Kunstbibliothek und Kupferstichkabinett; Bern, Bernisches Historisches Museum (Sammlung Wyss, Depositum der Eidgenossenschaft); Staatliche Kunstsammlungen Dresden; Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle; London, Victoria and Albert Museum; München, Staatliche Graphische Sammlung; Zürich, Graphische Sammlung der ETH; Kunsthaus Zürich, Bibliothek; Zürich, Schweizerisches Landesmuseum; Zentralbibliothek Zürich, Graphische Sammlung. Kabinettscheiben: Basel, Historisches Museum; Öffentliche Kunstsammlung Basel, Kunstmuseum; Basel, Schützenhaus; Basel, Zunft Zum Schlüssel; Lenzburg, Schloss. Maria Becker, 1998, aktualisiert 2015 Literaturauswahl - Rolf Hasler, Die Scheibenriss-Sammlung Wyss. Depositum der Schweizerischen Eidgenossenschaft im Bernischen Historischen Museum, 2 Bde., Bern: Stämpfli, 1996/1997. - «Einer Eidgenossenschaft zu Lob». Entwürfe zu Schweizer Glasgemälden des 16. und 17. Jahrhunderts. Die Scheibenriss- Sammlung Wyss, Texte von Rolf Hasler [et al.], Ausst.-Kat. Historisches Seite 3/5, http://www.sikart.ch
Museum Bern, 22.11.1996-2.3.1997, Bern: Stämpfli, 1996. - Barbara Giesicke: Glasmalereien des 16. und 17. Jahrhunderts im Schützenhaus zu Basel. Vorwort: Stefan Trümpler. Basel: Wiese, 1991 - Spätrenaissance am Oberrhein. Tobias Stimmer 1539-1584, Text von Christian Geelhaar, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Basel, 23.9.-9.12.1984. - Paul Leonhard Ganz, Die Basler Glasmaler der Spätrenaissance und der Barockzeit, Basel: Schwabe, 1966. Nachschlagewerke - Historisches Lexikon der Schweiz. Dictionnaire historique de la Suisse. Dizionario storico della Svizzera, hrsg. von der Stiftung Historisches Lexikon der Schweiz; Chefredaktor: Marco Jorio, Basel: Schwabe, 2002 ff. - E. Bénézit: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs de tous les temps et de tous les pays par un groupe d'écrivains spécialistes français et étrangers. Nouvelle édition entièrement refondue sous la direction de Jacques Busse. Paris: Gründ, 1999, 14 vol. - Biografisches Lexikon der Schweizer Kunst. Dictionnaire biographique de l'art suisse. Dizionario biografico dell'arte svizzera. Hrsg.: Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft, Zürich und Lausanne; Leitung: Karl Jost. Zürich: Neue Zürcher Zeitung, 1998, 2 Bde. - Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker, 37 Bde., Leipzig: E. A. Seemann, 1907-1950. - Schweizerisches Künstler-Lexikon, hrsg. vom Schweizerischen Kunstverein, redigiert unter Mitwirkung von Fachgenossen von Carl Brun, 4 Bde., Frauenfeld: Huber, 1905-1917. Direktlink Normdaten http://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4029974&lng=de GND 135925894 Deutsche Biographie Letzte Änderung 23.04.2015 Disclaimer Alle von SIKART angebotenen Inhalte stehen für den persönlichen Eigengebrauch und die wissenschaftliche Verwendung zur Verfügung. Copyright Seite 4/5, http://www.sikart.ch
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