Passivhaus Objektdokumentation Einfamilienwohnhaus Karcher in Rheinau-Helmlingen Verantwortlicher Planer: Dipl-Ing. Thomas Velten, Freier Architekt PLANUM - architekten t.velten@planum.de www.planum.de Der zweigeschossige Baukörper mit Satteldach wurde mit seiner großzügigen Verglasung im Erdgeschoss nach Südosten ausgerichtet. Während sich die Wohn- und Aufenthaltsräume ebenfalls dorthin orientieren, liegen sowohl die Nebenräume wie Bad oder Gäste-WC als auch die Erschließung auf der Nordseite. Das Gebäude ist nicht unterkellert; ein großer, nicht temperierter Holzanbau auf der Straßenseite dient als Garage sowie als Abstellraum für Gartengerät o.ä. Das Passivhaus wurde als Massivbau errichtet. Besonderheiten: regenerative Wärmeversorgung durch Holzpellets und Solarthermie, Kontrollierte Be- und Entlüftung mit Erdreichwärmetauscher U-Wert Außenwand 0,134 W/(m²K) PHPP Jahresheiz- U-Wert Bodenplatte 0,124 W/(m²K) wärmebedarf 15 kwh/(m²a) U-Wert Dach 0,099 W/(m²K) U-Wert Fenster 0,76 W/(m²K) PHPP Primärenergie 87 kwh/(m²a) Wärmerückgewinnung 89% Drucktest n 50 0,6 1/h - 1 -
1 Kurzbeschreibung der Bauaufgabe PH Karcher in Rheinau-Helmlingen Eine mutige Bauherrschaft hat sich zum Bau eines Passivhauses in der kleinen Gemeinde Rheinau-Helmlingen unweit von Baden-Baden entschlossen. Die aus dem Bebauungsplan resultierende Notwendigkeit eines Satteldaches mitsamt Dachüberstand wurde auf ein Mindestmaß reduziert und somit eine harmonische Formgebung erreicht. Auf dem Grundstück in dem Neubaugebiet fanden wir einen unverbaubaren Blick in Richtung Schwarzwald sowie in die natürliche Landschaft vor. Die großzügige Übereckverglasung Richtung Süden im Wohnbereich nutzen diesen aus und beinhalteten somit mehr als die rein energetischen Vorteile. Das nicht unterkellerte Gebäude erhielt Ersatzfläche im Erdgeschoss sowie im Dachspitz und in dem straßenseitigen Holzanbau. Dieser setzt sich als Puffer zwischen Straße und Gebäude und vermittelt mit seiner Lärchenholz-Schalung ein harmonisches und naturverbundenes Bild. Dem Wunsch der Bauherrschaft nach einer Dachgaube wurde entsprochen und als Thema in die Fassadengestaltung aufgenommen: Die Gaube setzt sich in der Fassade des EG als Risalit fort betont somit noch mehr die Ausrichtung des Gebäudes Richtung Süden und unverbaubarer Landschaft. Die verschieden großen Fenster in diesem Element sind das Resultat einer Forderung der Kinder, die auch die großzügige Aussicht genießen wollten. 2 Ansichtsfotos PH Karcher Die Ansicht von Südost ist auf dem Deckblatt abgebildet. Ansicht von Südwest mit der großzügigen Übereckverglasung im Wohnbereich - 2 -
Ansicht von Norden Holzanbau als Garage und Carport mit überdachtem Eingangsbereich Innenraumansicht Schrank im Treppenauge als Kellerersatz - 3 -
3 Schnittzeichnung PH Karcher 4 Grundrisse PH Karcher Grundriss Erdgeschoss - 4 -
Grundriss Obergeschoss Raumprogramm und Baukörper Das Gebäude wurde mit den derzeit 4 Bewohnern in klassischer Weise angelegt: das Erdgeschoss mit Küche Essen Wohnen, einem Hauswirtschaftsraum, der auch als Schlafzimmer für Gäste mit angrenzendem WC/Duschbereich oder als Alternative im hohen Alter voll funktionsfähig sein sollte. Weiterhin befindet sich im Erdgeschoss der Technikraum mit dem Hausanschluss sowie eine Garderobe und ein Abstellraum unter der Treppe. Im Obergeschoss befinden sich drei Schlafzimmer (Eltern + 2xKind) sowie das Familienbad. Den zentralen Verteiler bildet eine Galerie/Flurzone mit einem Büroarbeitsplatz. Der über eine Auszugstreppe zugängliche Dachspitz dient als zusätzliche Abstellfläche. Weitere nicht temperierte Abstellräume befinden sich im straßenseitigen Holzanbau. Dieser dient als Carport sowie als Garage bzw. Abstellmöglichkeit für Gartengerät. - 5 -
Konstruktionsdetails Passivhaushülle und technik 5.1 Konstruktion inkl. Dämmung der Bodenplatte mit Anschlusspunkten zu Außenwänden Vermeidung von Wärmebrücken am Sockelbereich: Die Perimeterdämmung (Stärke 25 cm) schützt die Stirnkante der Betonbodenplatte und überlappt mit der Dämmung unter der Bodenplatte. Aufbau der Bodenplatte (von innen nach außen) Bodenbelag 10 mm Anhydritestrich 50 mm PE-Folie Rohrhöhenausgleich 60 mm Feuchtigkeitsabdichtung, Knauf Katja F457 Stb.-Bodenplatte 250 mm PE-Folie Styrodur C 4000CS 3-lagig 240 mm Magerbeton 50 mm - 6 -
5.2 Konstruktion inkl. Dämmung der Außenwände Aufbau Außenwand (von innen nach außen) Gipswandputz 15 mm Mauerwerk Trost T18 + LM21 175 mm Wärmedämmverbundsystem 250 mm Außenputz 10 mm 5.3 Konstruktion inkl. Dämmung des Daches Aufbau Dach Braas Tegalit, Farbe Granit Konterlattung 30/50 mm Lattung 40/60 mm Gutex Multiplex 22 mm Sparren + Wärmedämmung 360 mm Luftdichtigkeitsfolie Lattung 50 mm Gipskarton 12,5 mmlattung Aufbau Dach Gaube Stehfalzblech (FALZONAL von ALCAN) Abdichtung/Trennlage Rauspundschalung Lattung 24 mm Gutex Multiplex 22 mm Sparren + Wärmedämmung 360 mm Luftdichtigkeitsfolie Lattung 50 mm - 7 -
Gipskarton 12,5 mm 5.4 Fensterschnitte inkl. Einbauzeichnung Fabrikat Fenster: REHAU ClimaDesign PVC weiss, Bautiefe 120 mm Fabrikat Verglasung: Unitop 0.60 3S 6 Beschreibung der luftdichten Hülle; Dokumentation des Drucktests Die luftdichte Hülle wird sowohl durch den Innenputz im Bereich des Massivbaus als auch durch eine PE-Folie im Dachbereich hergestellt. Die Luftdichtheitsmessung erfolgte mittels Blower-Door-Test (INFILTEC 3) und erbrachte ein Ergebnis von n 50 </= 0,6 1/h 7 Lüftungsplanung Kanalnetz Die Frischluft kommt nach der Vorerwärmung über das Erdreich (ca. 2 x 25 m EWT, Erdüberdeckung min. 1,50 m) ins Haus. Dort erfolgt die Verteilung der Frischluft über das Lüftungsgerät (Fa. Paul, WRG-90-Thermos 200 DC) in die jeweiligen Räume (Wohnen, Schlafen etc.). Die Absaugung der verbrauchten Luft erfolgt in Räumen mit schlechter Luftqualität wie z.b. dem Bad oder der Küche. Über den Gegenstromwärmetauscher erfolgt eine Wärmerückgewinnung von 89 %. Die Fortluft entweicht auf dem kürzesten Weg über die Außenwand. 8 Wärmeversorgung Der thermische Flachkollektor wurde auf der Südseite des Satteldaches installiert und versorgt über kürzestem Weg den Schichtenspeicher im Erdgeschoss. Wird das Brauchwasser und die geringe Wärmemenge für den Wärmetauscher im Falle der Nacherhitzung nicht über die Kollektoren bereitgestellt, so startet der Pelletofen (Fa. Wodtke, Primärofen SMART PO 04.6E) automatisch. - 8 -
Die Nacherwärmung der Räume erfolgt ausschließlich über den Wärmetauscher. Die Nassräume haben einen Heizkörper zur schnelleren Erwärmung des Raumes erhalten. 9 PHPP-Berechnungen Das Passivhaus Karcher wurde am 02.Februar 2006 vom Passivhaus-Institut in Darmstadt zertifiziert. - 9 -
10 Baukosten Die Baukosten betragen für die Kostengruppen 300 bis 400 (nur das Haus, Stand 2004, inkl. 16% Mwst.) ca. 311 /m³. Dies entspricht Kosten von 1491 m² /m² Wohnfläche. 11 Baujahr Das Passivhaus wurde im Jahr 2004 in einer Bauzeit von 7 Monaten errichtet und wird seitdem von 4 Personen bewohnt. 12 Daten Wohnfläche: 157,5 m² Umbauter Raum: 753,7 m³ Grundstück: 796 m² - 10 -