Bürgerschaftswahl Hamburg

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Transkript:

Bürgerschaftswahl Hamburg 20. Februar 2011 Ergebnisse und Schnellanalysen auf Basis der Kurzfassung des Infratest-dimap-Berichts für die SPD Willy-Brandt-Haus Referat Konkurrenzbeobachtung / Forschung / Analysen 21. Februar 2011

Zusammenfassung Die SPD erreicht einen Stimmenanteil von 48,3 Prozent. Sie ist damit ähnlich stark wie zuletzt Anfang der 1990er Jahre und nach sieben Jahren wieder stärkste Partei in Hamburg. Gegenüber der letzten Bürgerschaft steigert sich die Partei um 14,2 Punkte. Die Wahlbeteiligung ist in Hamburg gegenüber der letzten Bürgerschaftswahl gesunken: 57 Prozent der 1.254.638 Wahlberechtigten nahmen an der Abstimmung teil. Gegenüber 2008 verringert sich das Beteiligungsniveau um 6,5 Prozentpunkte. Sitzverteilung: Auf die SPD als künftig stärkster Fraktion entfallen 62 der 121 Sitze, 17 mehr als bislang. Die SPD verfügt damit über die absolute Mehrheit in der Bürgerschaft. Wählerwanderung: Der Wahlsieger SPD gewinnt insgesamt 64.000 neue Wähler von allen in der Bürgerschaft vertretenen Parteien, insbesondere von der CDU (+50.000), im kleineren Umfang auch von den Grünen (+7.000), der FDP (+5.000) und der Linkspartei (+4.000). Der Partei gelang es aber auch unter den Neu-Hamburgern im nennenswerten Umfang Wähler zu gewinnen (+14.000). Einzig an das Nichtwählerlager verlor die Partei Wähler in nennenswertem Umfang (-10.000). Wahlverhalten einzelner Bevölkerungsgruppen: Die SPD legt gegenüber 2008 in allen Alters- und Bevölkerungsgruppen zu. Am höchsten fallen ihre Zugewinne bei den über 60-jährigen Wählern, Arbeitern sowie Wählern mit niedriger und mittlerer formaler Bildung aus. Ihre größten Stimmenanteile erreicht die SPD bei Arbeitern und Wählern mit niedriger formaler Bildung. 50 Prozent und mehr erzielen die Sozialdemokraten aber ebenso bei älteren Wählern, Angestellten und Beamten sowie Wählern mit mittlerem Bildungsabschluss. Von den Selbständigen abgesehen bleiben sie in allen anderen Bevölkerungsgruppen deutlich über der 40-Prozent-Marke. Wahlmotive: Der Wahlsieger SPD profitierte vom Spitzenkandidaten Olaf Scholz. Nach 24 Prozent in 2008 stammten diesmal 33 Prozent der SPD-Stimmen von Wählern, denen der Kandidat am wichtigsten war. Am bedeutsamsten für die Entscheidung SPD zu wählen aber war das Vertrauen in die Lösungskompetenz der Partei (43 Prozent). Auch bei der Wechselentscheidung zugunsten der SPD das Sachvertrauen von Bedeutung. Wahlentscheidende Themen: Die SPD überzeugte sowohl mit Gerechtigkeits- (35 Prozent) wie mit Wirtschaftsthemen (32 Prozent). An dritter Stelle rangierten bei den SPD-Wählern schul- und bildungspolitische Überlegungen (29 Prozent). Für den Wechsel zur SPD war das wirtschafts- und sozialpolitische Profil gleichermaßen bedeutsam. Themen-Kompetenz: Die SPD liegt in fast allen Kompetenzfeldern vor der CDU. Am stärksten wurde der SPD Kompetenz in den Feldern der Wohnungspolitik (56 Prozent) und soziale Gerechtigkeit (52 Prozent; +4) zugemessen. Deutlich vor allen Parteien liegt die SPD auch in den Politikbereichen Familien / Kinderbetreuung (48 Prozent; +5), Arbeitsmarkt (47 Prozent; +14) und Wirtschaft (44 Prozent; +20). Auch bei der Problemlösungskompetenz liegt die SPD mit 51 Prozent (+20) deutlich vor der CDU (20 Prozent; -20). Willy-Brandt-Haus - Referat / Konkurrenzbeobachtung / Forschung / Analysen 1

Spitzenkandidaten: Bei einer Direktwahl hätten 64 Prozent der Wählerinnen und Wähler für Olaf Scholz gestimmt; für Christoph Ahlhaus hätten sich lediglich 20 Prozent entschieden. Auch bei einem CDU-Kandidaten Ole von Beust hätte ebenfalls eine Mehrheit der Hamburgerinnen und Hamburger Olaf Scholz ihre Stimme gegeben (53 Prozent). Willy-Brandt-Haus - Referat / Konkurrenzbeobachtung / Forschung / Analysen 2

1 Der Wahlausgang 1.1 Vorläufige Auszählung der Landesstimmen Wahlanalyse Vorläufige Auszählung: Landesstimmen Stand: 20.02.2011 42,6 48,3 2008 2011 34,1 21,9 9,6 11,2 6,4 6,4 6,6 4,8 2,5 5,5 CDU SPD GRÜNE/GAL Linke FDP Sonst. -20,6 +14,2 +1,6 0,0 +1,9 +3,0 Landeslistenstimmenanteile in Prozent, Veränderungen zu 2008 in Prozentpunkten Datenquelle: Landeswahlleiter Die CDU verliert im Vergleich zur Bürgerschaftswahl 2008 20,6 Prozentpunkte und fällt auf 21,9 Prozent der Landesstimmen zurück das schlechteste Bürgerschaftswahlergebnis der Christdemokraten in Hamburg. Insgesamt erzielt die Partei 746.271 Landesstimmen. Die SPD erreicht einen Stimmenanteil von 48,3 Prozent. Sie ist damit ähnlich stark wie zuletzt Anfang der 1990er Jahre und nach sieben Jahren wieder stärkste Partei in Hamburg. Insgesamt erhalten die Sozialdemokraten 1.643.713 Landesstimmen. Gegenüber der letzten Bürgerschaft steigert sich die Partei um 14,2 Punkte. Die drittplatzierte Grüne/GAL erzielt 380.291 Landesstimmen bzw. einen Stimmenanteil von 11,2 Prozent. Sie liegt damit 1,6 Punkte über ihrem Stimmenniveau von 2008. Die Linkspartei zieht nach 2008 zum zweiten Mal in die Bürgerschaft. Sie erhält 218.104 Landesstimmen bzw. einen Stimmenanteil von 6,4 Prozent und bleibt damit auf demselben Prozentniveau wie bei der Wahl 2008. Die FDP erzielt nach einem Plus von 1,9 Prozentpunkten einen Stimmenanteil von 6,6 Prozent. Insgesamt gehen 226.161 Landesstimmen auf das Konto der Liberalen. Die sonstigen Parteien kommen bei der Bürgerschaftswahl zusammen auf einen Anteil von 5,5 Prozent. Am erfolgreichsten schneidet die Piratenpartei (2,1 Prozent) ab. Die Wahlbeteiligung ist in Hamburg gegenüber der letzten Bürgerschaftswahl gesunken: 57 Prozent der 1.254.638 Wahlberechtigten nahmen an der Willy-Brandt-Haus - Referat / Konkurrenzbeobachtung / Forschung / Analysen 3

Abstimmung teil. Gegenüber 2008 verringert sich das Beteiligungsniveau um 6,5 Prozentpunkte. Erkennbar gestiegen ist mit dem neuen Wahlrecht der Anteil ungültiger Voten. Galten 2008 1 Prozent der Landesstimmen als ungültig, wurden diesmal 3,3 Prozent der abgegebenen Stimmzettelhefte als ungültig gewertet. Wahlanalyse Vorläufige Auszählung: Landesstimmen Stand: 20.02.2011 Landesstimmen Absolut Prozent 2008 2011 2011-08 2008 2011 2011-08 Wahlberechtigte 1.236.671 1.254.638 +17.967 abgegebene Stimmzettel(hefte) 785.243 715.638-69.605 63,5 57,0-6,5 ungültige Stimmzettel(hefte) 7.712 23.759 +16.047 1,0 3,3 +2,3 gültige Stimmzettel(hefte) 777.531 691.879-85.652 99,0 96,7-2,3 gültige Stimmen 3.401.429 CDU 746.271 42,6 21,9-20,6 SPD 1.643.713 34,1 48,3 +14,2 GRÜNE/GAL 380.291 9,6 11,2 +1,6 Linke 218.104 6,4 6,4-0,0 FDP 226.161 4,8 6,6 +1,9 PIRATEN 70.930 0,2 2,1 +1,9 NPD 30.106 0,0 0,9 +0,9 Die PARTEI 25.213 0,3 0,7 +0,5 Freie Wähler 23.098 0,0 0,7 +0,7 ÖDP 10.259 0,1 0,3 +0,2 RENTNER 15.746 0,0 0,5 +0,5 BIG Hamburg 3.169 0,0 0,1 +0,1 Bü-Mi 8.368 0,0 0,2 +0,2 2011 nicht angetreten 1,9 Datenquelle: Landeswahlleiter Willy-Brandt-Haus - Referat / Konkurrenzbeobachtung / Forschung / Analysen 4

1.2 Die künftige Sitzverteilung in der Bürgerschaft Wahlanalyse Vorläufige Auszählung: Sitzverteilung Stand: 20.02.2011 2008 2011 SPD SPD GRÜNE CDU GRÜNE CDU Linke Linke FDP 2008 * 2008-04 2011 2011-08 Sitze 121 0 121 0 CDU 56-7 28-28 SPD 45 +4 62 +17 GRÜNE/GAL 12-5 14 +2 Linke 8 +8 8 0 FDP 9 +9 Mehrheiten CDU-GRÜNE 68 +1 42-26 CDU-SPD 101-3 90-11 SPD-GRÜNE 57-1 76 +19 SPD-GRÜNE-Linke 65 +12 84 +19 SPD-FDP 71 * Sitzverteilung zu Beginn der Legislaturperiode Datenquelle: Landeswahlleiter Auf die SPD als künftig stärkster Fraktion entfallen 62 der 121 Sitze, 17 mehr als bislang. Die SPD verfügt damit über die absolute Mehrheit in der Bürgerschaft. Die CDU stellt 28 Abgeordnete in der neuen Bürgerschaft, ihre Fraktion hat sich damit halbiert. Drittstärkste Kraft wird wie gehabt die Grüne/GAL mit 14 Abgeordneten (+2) vor der mit 9 Mandatsträgern neu in die Bürgerschaft einziehenden FDP. Die Linkspartei wird weiterhin mit 8 Abgeordneten im Landesparlament vertreten sein. Willy-Brandt-Haus - Referat / Konkurrenzbeobachtung / Forschung / Analysen 5

2 Die Wählerwanderung Die CDU muss per Saldo Wähler an alle politischen Wettbewerber abgeben, in der Summe 82.000. Der Strom ehemaliger CDU-Wähler verläuft in erster Linie in Richtung SPD (-50.000) und FDP (-20.000). Die Union verliert aber auch an die Grünen (-6.000), in kleinerem Umfang auch an die Linke und Kleinstparteien. Zu diesen Einbußen hinzu kommt ein Mobilisierungsdefizit: Per Saldo sind 77.000 CDU-Wähler dieses Mal zuhause geblieben. Ferner verlor die CDU Wähler im Zuge des Generationenwechsels (-14.000). Wählerwanderung SPD - Saldo-Hauptströme Wahlanalyse GRÜNE Linke +7.000 +4.000-10.000 FDP Nicht- Wähler SPD +5.000 +14.000 Zuzüge/ Fortzüge +50.000 CDU Saldoplus: Zustrom einer Gruppe > Abstrom einer Gruppe; Saldominus: Abstrom > Zustrom Wählerwanderung Der Wahlsieger SPD gewinnt insgesamt 64.000 neue Wähler von allen in der Bürgerschaft vertretenen Parteien, insbesondere von der CDU (+50.000), im kleineren Umfang auch von den Grünen (+7.000), der FDP (+5.000) und der Linkspartei (+4.000). Der Partei gelang es aber auch unter den Neu-Hamburgern im nennenswerten Umfang Wähler zu gewinnen (+14.000). Einzig an das Nichtwählerlager verlor die Partei Wähler in nennenswertem Umfang (-10.000). Die Grünen/GAL profitiert vom Zustrom ehemaliger CDU-Wähler (+6.000), verliert zugleich aber Wähler an die SPD (-7.000) und die anderen Parteien, sowie ans Nichtwähler-Lager (-6.000). Deutlich profitiert die Partei vom Stimmverhalten der Zugezogenen (+11.000). Die Linke verliert zwar an die SPD, kann diese Verluste jedoch mit Zugewinnen von der CDU und den Grünen/GAL kompensieren. Alerdings gehen der Linken ca. 4.000 Wähler verloren, weil diese diesmal zu Hause blieben. Die Hamburger FDP profitiert in erster Linie von Unions-Wählern (+20.000), Verluste insbesondere an die SPD (-5.000) führen jedoch dazu, dass die Liberalen im Austausch mit den politischen Wettbewerbern insgesamt nur 13.000 Willy-Brandt-Haus - Referat / Konkurrenzbeobachtung / Forschung / Analysen 6

neue Wähler erreichen. Ferner gehen der FDP 6.000 Stimmen durch eine geringere Mobilisierung ihrer Wähler verloren. Wählerwanderung LTW 2008 -> LTW 2011 Absolutwerte CDU_08 SPD_08 Grüne_08 Linke_08 FDP_08 Andere_08 Erstwähler Nichtwähler_08 Zugezogene Summe CDU_11 118.000 4.000 1.000 1.000 4.000 0 9.000 3.000 11.000 151.000 SPD_11 54.000 172.000 19.000 9.000 6.000 2.000 29.000 9.000 31.000 331.000 Grüne_11 7.000 12.000 29.000 2.000 1.000 1.000 8.000 3.000 14.000 77.000 Linke_11 3.000 5.000 4.000 22.000 0 0 5.000 2.000 4.000 45.000 FDP_11 24.000 1.000 0 0 10.000 0 4.000 1.000 4.000 44.000 Andere_11 4.000 4.000 3.000 2.000 1.000 9.000 5.000 3.000 7.000 38.000 Nichtwähler _11 86.000 39.000 14.000 9.000 10.000 3.000 331.000 25.000 48.000 565.000 Gestorbene 17.000 11.000 1.000 2.000 2.000 1.000 17.000 0 0 51.000 Weggezogene 19.000 17.000 3.000 3.000 2.000 3.000 53.000 0 0 100.000 Summe 332.000 265.000 74.000 50.000 36.000 19.000 461.000 46.000 119.000 1.402.000 Quelle: ARD/ Wahlberichterstattung Willy-Brandt-Haus - Referat / Konkurrenzbeobachtung / Forschung / Analysen 7

3. Wahltagsbefragung: Wer hat wen warum gewählt? 3.1 Wahlverhalten in Bevölkerungsgruppen Wahlanalyse gewichtet nach Auszählungsstand vom 20.02.2011 Wahl nach Alter und Geschlecht CDU SPD GRÜNE Linke FDP % Diff % Diff % Diff % Diff % Diff Ergebnis 21,9-20,7 48,3 +14,2 11,2 +1,6 6,4 0,0 6,6 +1,9 18-24 J. 15-17 43 +3 16 +5 8 +2 4-0 25-34 17-21 44 +9 16 +3 6 +1 6 +1 35-44 18-19 47 +14 15-1 6-0 7 +3 45-59 17-21 51 +16 14 +1 9-1 6 +2 60 und älter 31-21 51 +18 4 +1 4-0 7 +2 Frauen 23-21 50 +14 12 +2 6 +1 6 +2 18-24 J. 14-15 45 +1 19 +5 9 +3 3 +1 25-34 16-21 46 +9 18 +3 6 +1 6 +2 35-44 18-19 49 +14 17-0 6 +0 6 +3 45-59 17-22 52 +16 15 +2 8-0 5 +1 60 und älter 34-21 51 +17 4 +1 3 +0 6 +2 Männer 21-21 47 +14 10 +1 7-1 8 +2 18-24 J. 15-19 42 +5 14 +5 8 +2 5-1 25-34 18-20 41 +9 15 +3 6 +0 7-0 35-44 19-19 45 +13 13-1 7-0 9 +3 45-59 17-19 49 +15 12 +1 11-1 7 +2 60 und älter 29-22 50 +19 4 +1 5-1 9 +2 Markierung überdurchschnittliche Stimmenanteile mit Fettung und Rahmung Landesstimmenanteile in Prozent / Veränderungen zu 2008 in Prozentpunkten Datenquelle: ARD / Wahltagsbefragung GRÜNE = GRÜNE/GAL Die Verluste der CDU betreffen alle Alters- und Bevölkerungsgruppen und fallen, von den Arbeitslosen abgesehen, durchweg zweistellig aus. Überdurchschnittlich hohe Einbußen muss sie bei den Angestellten hinnehmen. Deutlich büßt sie ebenso bei den Rentnern ein, der einzigen Bevölkerungsgruppe, in der sie besser als 30 Prozent abschneidet. Bei den unter 60Jährigen kommt sie nicht über 20 Prozent hinaus, ebenso bei höher Gebildeten sowie den Berufstätigen mit Ausnahme der Selbständigen. Die SPD legt gegenüber 2008 in allen Alters- und Bevölkerungsgruppen zu. Am höchsten fallen ihre Zugewinne bei den über 60-jährigen Wählern, Arbeitern sowie Wählern mit niedriger und mittlerer formaler Bildung aus. Ihre größten Stimmenanteile erreicht die SPD bei Arbeitern und Wählern mit niedriger formaler Bildung. 50 Prozent und mehr erzielen die Sozialdemokraten aber ebenso bei älteren Wählern, Angestellten und Beamten sowie Wählern mit mittlerem Bildungsabschluss. Von den Selbständigen abgesehen bleiben sie in allen anderen Bevölkerungsgruppen deutlich über der 40-Prozent-Marke. Die Grüne/GAL muss bei Arbeitern und Beamten Verluste hinnehmen, erzielt in allen anderen Bevölkerungsgruppen dagegen leichte Zugewinne. Überdurchschnittlich stark legt die Partei bei den unter 35Jährigen und den Arbeitslosen zu. Hier sowie bei Wählern mit höherem Bildungsabschluss und Selbständigen erzielt sie ihren größten Wählerrückhalt. Besonders stark ist die Willy-Brandt-Haus - Referat / Konkurrenzbeobachtung / Forschung / Analysen 8

Ökopartei bei den Frauen unter 35, wo sie zweitstärkste Partei vor der CDU wird. Deutlich hinter ihrem Landesergebnis zurück bleiben sie wie gehabt bei Wählern mit einfacher und mittlerer Bildung, Älteren sowie stärker als zuvor bei den Arbeitern. Der Rückhalt der Linkspartei fällt in den meisten Alters- und Bevölkerungsgruppen in etwa ähnlich aus wie 2008. Klare Zugewinne kann sie bei Frauen zwischen 25 und 34 Jahren sowie den Beamten verbuchen, wohingegen sie in ihrer Kerngruppe, den Arbeitslosen, Verluste hinnehmen muss. Neben den Arbeitslosen sprach die Linke wie schon bei der letzten Bürgerschaftswahl überdurchschnittlich häufig 45- bis 59jährige, insbesondere männliche Wähler an, trotz Einbußen ebenso Arbeitslose und Arbeiter. Neu ist ihr hoher Wählerrückhalt unter den Beamten. Die Zugewinne der FDP betreffen fast alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen etwas stärker jedoch als im Landesschnitt die Selbständigen, Rentner und Angestellten sowie die über 45Jährigen. Ihre besten Ergebnisse erzielen die Liberalen bei Männern, Selbständigen und Wählern mit höherer Bildung. Bei Arbeitslosen, Arbeitern und Beamten, jüngeren Wählern und einfach Gebildeten bleiben sie unter 5 Prozent. Wahlanalyse gewichtet nach Auszählungsstand vom 20.02.2011 Wahl nach Bildung und Tätigkeit CDU SPD GRÜNE Linke FDP % Diff % Diff % Diff % Diff % Diff Ergebnis 21,9-20,7 48,3 +14,2 11,2 +1,6 6,4 0,0 6,6 +1,9 Bildung hoch 19-20 43 +11 16 +2 7 +1 8 +2 mittel 26-21 51 +18 7 +0 6-1 6 +2 niedrig 24-21 60 +20 3 +1 5-0 4 +1 Beruf / Tätigkeit Arbeiter 16-18 57 +19 5-2 9-1 4 +1 Angestellte 17-23 51 +16 13 +1 6-1 6 +3 Beamte 18-14 51 +15 14-5 10 +4 4-1 Selbständige 23-18 33 +9 19 +2 7 +1 12 +3 Rentner 32-23 51 +21 4 +0 4-1 7 +3 Arbeitslose 15-3 45 +2 13 +3 16-3 3-1 Überdurchschnittliche Stimmenanteile sind fett markiert. Landesstimmenanteile in Prozent / Veränderungen zu 2008 in Prozentpunkten Bildungsgruppen: hoch = Abitur/Hochschule/Uni; mittel = Mittel-/Realschule; niedrig = Kein Abschluss/Volks-/Hauptschule Datenquelle: ARD / Wahltagsbefragung GRÜNE = GRÜNE/GAL Willy-Brandt-Haus - Referat / Konkurrenzbeobachtung / Forschung / Analysen 9

3.2 Wahlmotive: Kompetenzen, Kandidaten und Parteibindung Wahlanalyse gewichtet nach Auszählungsstand vom 20.02.2011 Kandidaten, Lösungsvorschläge, Bindung Kandidaten Lösungsvorschläge Parteibindung Gesamt Grafikflächen geben Prozentanteile proportional wieder. % Diff % Diff % Diff % Diff % Diff % Diff Kandidaten 23-11 17-38 33 +8 8 +1 12 +6 19-2 Lösungsvorschläge 49-1 * 41 +7 43-10 60-10 70-11 55-8 Parteibindung 24 +6 36 +20 21-1 31 +8 12 +5 21 +7 * Frage: Was war für Ihre Wahlentscheidung am wichtigsten? Spaltenprozente / Veränderungen zu 2008 in Prozentpunkten CDU SPD GRÜNE Linke FDP GRÜNE = GRÜNE/GAL * Lesebeispiele: Bei 49 % aller abgegebenen Stimmen standen die Lösungsvorschläge der Parteien im Vordergrund. Bei 21 % der für die FDP abgegebenen Stimmen war die Parteibindung ausschlaggebend. Datenquelle: ARD / Wahltagsbefragung Bei der Entscheidung zur Bürgerschaftswahl stand in ähnlichem Maße wie 2008 das inhaltliche Angebot der Parteien im Vordergrund (49 Prozent). Langjährige Loyalitäten motivierten knapp jede vierte Stimmenabgabe (24 Prozent) und waren damit etwas bedeutsamer als 2008. Die Kandidaten beeinflussten mit 23 Prozent die Wahl dagegen deutlich weniger stark als vor drei Jahren. Vor allem für die CDU-Wahl war der Kandidat weniger wichtig als 2008. 17 Prozent der CDU-Stimmen stammten von Wählern, denen die Person des Spitzenkandidaten Christoph Ahlhaus am wichtigsten war 2008 war Ole von Beust für mehr als jeden zweiten Unionswähler ausschlaggebend gewesen. Themen und insbesondere eine emotionale Loyalitäten prägten dagegen die Unions-Wahl stärker als beim letzten Urnengang. Der Wahlsieger SPD profitierte demgegenüber vom Spitzenkandidaten Olaf Scholz. Nach 24 Prozent in 2008 stammten diesmal 33 Prozent der SPD- Stimmen von Wählern, denen der Kandidat am wichtigsten war. Am bedeutsamsten für die Entscheidung SPD zu wählen aber war das Vertrauen in die Lösungskompetenz der Partei (43 Prozent). Auch bei der Wechselentscheidung zugunsten der SPD war in erster Linie das Sachvertrauen von Bedeutung. Bei Grüne/GAL (60 Prozent) und Linken (70 Prozent) waren auch diesmal in erster Linie Sachfragen ausschlaggebend für das Votum. Die Kandidaten spielten für die Wahl beider Parteien wie schon 2008 nur eine untergeordnete Rolle, ebenso, wenn auch mit wachsender Bedeutung, langfristige emotionale Bindungen. Bei der FDP-Wahl standen ebenso inhaltliche Fragen im Vordergrund (55 Prozent). Emotionale Aspekte (21 Prozent) sowie die Person der Spitzenkandidatin (19 Prozent) standen demgegenüber auch hier im Hintergrund. Allerdings motivierte Katja Suding an den Urnen stärker als die Kandidaten von CDU, Linken und Grünen/GAL. Willy-Brandt-Haus - Referat / Konkurrenzbeobachtung / Forschung / Analysen 10

3.3 Wahlentscheidende Themen Wahlanalyse Wahlthemen gewichtet nach Auszählungsstand vom 20.02.2011 Wirtschaft Einwand. / Integr. Arbeitsmarkt Innere Sicherheit Umwelt / Klima Finanz. / Verschul. Soz. Gerechtigkeit Schule / Bildung Familienpolitik Verkehrspolitik Mieten / Wohnen Grafikflächen geben Prozentanteile proportional wieder. Gesamt CDU SPD GRÜNE Linke % Diff % Diff % Diff % Diff % Diff % Diff Wirtschaft 35-5 * 52-13 32 +13 15 +5 17-1 60-1 Einwand. / Integr. 9 +1 10 +3 7-1 12-1 15 +1 8 +2 Arbeitsmarkt 17-5 16-10 20-1 12 +2 19-11 14-8 Innere Sicherheit 16-2 28 +0 14 +3 5 +2 9-3 15-1 Umwelt / Klima 16 +0 8 +0 13-4 58-4 14 +5 5-1 Finanz. / Verschul. 12 +3 15 +6 11 +4 4 +2 9-5 23 +5 Soz. Gerechtigkeit 31-1 12-2 35-12 * 38 +1 67-2 12-4 Schule / Bildung 27-2 21 +1 29-12 34-4 27-2 31 +8 Familienpolitik 15 +1 9-2 19-0 16-1 16-3 13 +6 Verkehrspolitik 6 +1 6 +2 6 +3 7 +1 3-0 4-3 Mieten / Wohnen 12 7 14 10 18 7 FDP Frage: Welcher der folgenden Aspekte war für Ihre Wahlentscheidung letztlich ausschlaggebend? Spaltenprozente / Maximal 2 Nennungen / Veränderungen zu 2008 in Prozentpunkten * Lesebeispiele: Bei 35 % aller abgegebenen Stimmen standen Wirtschaftsfragen im Vordergrund. Bei 35 % der für die SPD abgegbenen Stimmen waren Fragen der sozialen Gerechtigkeit ausschlaggebend. Datenquelle: ARD / Wahltagsbefragung GRÜNE = GRÜNE/GAL Bei der Bürgerschaftswahl 2011 waren vor allem drei inhaltliche Aspekte ausschlaggebend: Wirtschaft (35 Prozent), Fragen der sozialen Gerechtigkeit (31 Prozent) und die Schul- und Bildungspolitik (27 Prozent). Die Stimmenverluste der CDU sind vor allem in wirtschaftspolitischen Enttäuschungen begründet. Dennoch mobilisierte die Union wie schon 2008 in erster Linie mit Wirtschaftsthemen (52 Prozent). Am zweitwichtigsten für das CDU-Votum waren Fragen der inneren Sicherheit (28 Prozent), gefolgt von der Schul- und Bildungspolitik (21 Prozent). Die SPD überzeugte sowohl mit Gerechtigkeits- (35 Prozent) wie mit Wirtschaftsthemen (32 Prozent). An dritter Stelle rangierten bei den SPD-Wählern schul- und bildungspolitische Überlegungen (29 Prozent). Für den Wechsel zur SPD war das wirtschafts- und sozialpolitische Profil gleichermaßen bedeutsam. Die Grünen/GAL motivierte wie gehabt in erster Linie mit ihren umweltpolitischen Angeboten zur Stimmenabgabe (58 Prozent). Darüber hinaus waren Fragen der Willy-Brandt-Haus - Referat / Konkurrenzbeobachtung / Forschung / Analysen 11

sozialen Gerechtigkeit (38 Prozent) und der Bildung (34 Prozent) für ihre Wahl von Bedeutung. Stimmenzugewinne gingen in erster Linie auf das Konto des umweltpolitischen Programmschwerpunkts. Die Linke sprach die Wähler wie schon 2008 vorrangig mit sozialpolitischen Themen an (67 Prozent). Am zweitwichtigsten für die Entscheidung zugunsten der Linken war die Schul- und Bildungspolitik (27 Prozent), gefolgt von der Arbeitsmarktpolitik (19 Prozent). Die FDP mobilisierte ihre Stimmen in erster Linie über Wirtschaftsthemen (60 Prozent). Das zweitwichtigste Argument für die FDP-Wahl bildeten Fragen der Schul- und Bildungspolitik (31 Prozent), gefolgt vom Thema öffentliche Finanzen und Verschuldung (23 Prozent). Stimmenzugewinne für die Liberalen stehen in erster Linie mit Wirtschaftsfragen im Zusammenhang. 3.4 Verteilung der Landesstimmen Wahlanalyse gewichtet nach Auszählungsstand vom 20.02.2011 Einfach- und Kombinationswähler Kombinationswähler Verteilung der Landesstimmen auf mehr als eine Parteiliste bzw. deren Kandidaten Einfachwähler Vergabe der Landesstimmen an eine einzige Parteiliste bzw. deren Kandidaten Gesamt CDU SPD GRÜNE Linke % % % % % % Kombinationswähler 14 * 18 18 49 34 40 Einfachwähler 86 82 * 82 51 66 61 FDP Spaltenprozente GRÜNE = GRÜNE/GAL * Lesebeispiele: 14 % der Hamburger Wähler verteilten ihre abgegebenen Landesstimmen auf mehr als eine Parteiliste bzw. deren Listenkandidaten. 82 % der CDU-Wähler (=Wähler, die mit mindestens einer Landesstimme die CDU gewählt haben) vergaben alle abgegebenen Landesstimmen auf die CDU-Liste bzw. Kandidaten der CDU-Liste. Datenquelle: ARD / Wahltagsbefragung Erstmals bei einem Urnengang zu einem Landesparlament verfügten die Wähler in Hamburg über fünf für die Fraktionsstärke im Parlament maßgebliche Stimmen. Diese Landesstimmen konnten sie entweder auf eine einzelne Parteiliste bzw. deren Kandidaten anhäufen oder aber im selbst gewählten Umfang auf verschiedene Parteilisten bzw. Kandidaten mehrerer Listen aufteilen. Mit 86 Prozent entschied sich das Gros der Hamburger Wähler mit ihren fünf Landesstimmen für eine einzige Parteiliste bzw. deren Kandidaten. Nur 14 Prozent der Wähler nutzten demgegenüber die Möglichkeit des neuen Wahlrechts, mit ihren Landesstimmen für mehrere Parteilisten oder deren Kandidaten zu stimmen, wobei von ihnen die meisten maximal zwei Parteien wählten (12 Prozent). Nur wenige vergaben ihre Stimmen an drei Parteien und mehr (3 Prozent). Insbesondere für Wähler von CDU und SPD war eine Kombinationswahl wenig bedeutsam. Grünen/GAL-Wähler vergaben ihre Landesstimmen dagegen Willy-Brandt-Haus - Referat / Konkurrenzbeobachtung / Forschung / Analysen 12

Bezirke Bürgerschaftswahl Hamburg 20. Februar 2011 überdurchschnittlich häufig in Kombination mit anderen Parteivoten, insbesondere zugunsten der SPD. 4 Regionalanalyse: Wo wurde wer gewählt? Gewinn- und Verlustzonen Wahlanalyse Veränderungen im Stadtgebiet Stand: 20.02.2011 CDU SPD GRÜNE Linke FDP Sonst. Hamburg -20,6 +14,2 +1,6 0,0 +1,9 +3,1 Innere Stadt -18,8 +10,2 +2,3 +0,8 +1,6 +4,0 Äußere Stadt -21,4 +16,1 +1,2-0,4 +2,0 +2,4 Mitte -18,2 +10,7 +2,4 +0,5 +0,5 +4,1 Altona -19,8 +12,1 +0,9 +0,6 +2,7 +3,4 Eimsbüttel -20,8 +13,4 +2,3 +0,1 +1,9 +3,2 Nord -20,9 +13,7 +2,3-0,1 +1,9 +3,2 Wandsbek -22,3 +17,2 +1,1-0,6 +2,4 +2,3 Bergedorf -20,2 +15,9 +1,2-0,2 +1,0 +2,1 Harburg -19,4 +14,9 +0,5-0,4 +1,3 +3,2 Veränderungen Landesstimmenanteile zu 2008 in Prozentpunkten * GRÜNE = GRÜNE/GAL Datenquelle: Landeswahlleiter Die zweistelligen Verluste der CDU bei der Bürgerschaftswahl sind flächendeckend und betreffen alle 17 Hamburger Wahlkreise. Besonders stark verloren hat sie in ihren Hochburgen, den wirtschaftlich guten Wohnlagen von Altona (Blankenese), Eimsbüttel (Lokstedt-Niendorf-Schnelsen) und Wandsbek (Alstertal-Walddörfer, Rahlstedt), ebenso in den besseren Hamburger Innenstadtlagen (Eppendorf-Winterhude). Enttäuschte CDU-Wähler wechselten hier zum einen zur FDP, für die sich damit frühere Hamburger Schwerpunkte wieder deutlicher abzeichnen. Zum anderen profitierte vor Ort die SPD. Die Sozialdemokraten legen besonders in diesen cityferneren CDU-Milieus zu, können sich aber so gut wie flächendeckend zweistellig verbessern. Lediglich in drei innerstädtischen Wahlkreisen gelingt ihr dies nicht: in Rotherbaum-Harvestehude-Eimsbüttel-Ost, in Altona und in Hamburg-Mitte wo entweder das Abschneiden der Grünen/GAL oder aber das der Linken die SPD-Zuwächse begrenzten. Die Zugewinne der Grünen/GAL konzentrieren sich auf ihre innerstädtischen Hochburgen wie Stellingen-Eimsbüttel-West, Hamburg-Mitte oder Rotherbaum- Harvestehude-Eimsbüttel-Ost. Nicht eindeutig dazu gehört der Innenstadt- Wahlkreis Barmbek-Uhlenhorst-Dulsberg, wo sie scheinbar von Einbußen der Linken profitiert. In den außerstädtischen Wahlkreisen bleiben ihre Zugewinne deutlich zurück. Aus diesem Muster heraus fallen allerdings die Veränderungen im Wahlkreis Altona, wo die Partei aufgrund des Wettbewerbs mit der Linken weniger als 1 Punkt zulegt. In Altona legt die Linke an diesem Abend mehr als 1 Punkt zu, während sie landesweit auf dem Niveau von vor drei Jahren verharrt. Besser als 2008 liegt sie nur in drei weiteren Hamburger Wahlkreisen: Rotherbaum-Harvestehude- Willy-Brandt-Haus - Referat / Konkurrenzbeobachtung / Forschung / Analysen 13

Bezirke Bürgerschaftswahl Hamburg 20. Februar 2011 Eimsbüttel-Ost, Hamburg-Mitte und Eppendorf-Winterhude, bei denen es sich ebenfalls durchweg um klassische Grünen/GAL-Hochburgen handelt. In allen anderen Hamburger Wahlkreisen kann sie ihr Ergebnis von 2008 diesmal nicht halten. Schwer- und Schwachpunkte der Parteien Wahlanalyse Ergebnisse im Stadtgebiet Stand: 20.02.2011 CDU SPD GRÜNE Linke FDP Sonst. Hamburg 21,9 48,3 11,2 6,4 6,6 5,5 Innere Stadt 16,9 45,8 16,2 8,5 6,3 6,4 Äußere Stadt 24,4 49,6 8,7 5,4 6,8 5,0 Mitte 17,6 49,9 11,1 9,3 4,2 7,9 Altona 19,3 45,8 13,3 8,2 7,8 5,6 Eimsbüttel 20,4 47,5 13,9 6,3 6,7 5,1 Nord 20,0 48,3 13,5 6,0 6,8 5,4 Wandsbek 25,9 48,8 8,3 4,7 7,7 4,5 Bergedorf 26,2 50,0 8,2 5,6 5,0 4,9 Harburg 24,9 49,9 7,7 6,0 5,4 6,1 Landesstimmenanteile in Prozent * GRÜNE = GRÜNE/GAL Datenquelle: Landeswahlleiter Die Verschiebungen zwischen den Parteien am Wahltag sorgen in Hamburg für eine neue politische Landkarte. Wurde die CDU 2008 noch in 13 der 17 Wahlkreise stärkste Partei, liegt sie diesmal in keinem Wahlkreis mehr vorn. In den beiden innerstädtischen Wahlkreisen Altona und Rotherbaum-Harvestehude- Eimsbüttel-Ost wird sie hinter SPD und Grünen/GAL sogar nur drittstärkste Kraft. Auch in ihren Hochburgen im Wandsbeker Nordosten (Alstertal-Walddörfer sowie Rahlstedt) im Norden von Eimsbüttel (Lokstedt-Niendorf-Schnelsen) sowie in den westlichen Elbvororten (Blankenese) liegt die CDU diesmal deutlich unter 30 Prozent. Die SPD wird flächendeckend stärkste Hamburger Partei. In 7 der 17 Wahlkreise erreicht sie 50 Prozent und mehr. Diese liegen durchweg in der Außenstadt und umfassen auch wieder einstige SPD-Hochburgen wie den Wahlkreis Billstedt- Wilhelmsburg-Finkenwerder. Im Ergebnis hat sich das in den letzten Jahren bekannte Hamburger Muster, wonach die SPD innerstädtisch besser als außerstädtisch abschneidet, gewechselt. Die Schwerpunkte der Grünen/GAL sind die bekannten geblieben. Es handelt sich um eher gut situierte wie alternative innerstädtische Wählermilieus (Rotherbaum-Harvestehude-Eimsbüttel-Ost, Eppendorf-Winterhude, Stellingen- Eimsbüttel-West, Altona, Barmbek-Uhlenhorst-Dulsberg, Hamburg-Mitte). In zweien davon wurde sie sogar zweitstärkste Partei. Deutlich begrenzt ist ihr Wählerrückhalt wie gehabt jenseits der Innenstadt. Sowohl in der Mehrzahl der Wandsbeker Wahlkreise als auch in Harburg und Bergedorf bleibt die Grüne/GAL wiederum nur einstellig. Die Schwerpunkte der Linken konzentrieren sich etwas stärker als 2008 auf die Innenstadt und damit auf eine früher eher Rot-Grün wählende Szene. Zweistellig liegt sie sowohl im stadtnahen Altona als auch im Wahlkreis Mitte. In den Willy-Brandt-Haus - Referat / Konkurrenzbeobachtung / Forschung / Analysen 14

Bezirke Bürgerschaftswahl Hamburg 20. Februar 2011 wirtschaftlich weniger guten Wohnlagen im Hamburger Süden (Billstedt- Wilhelmsburg-Finkenwerder) sticht die Linke diesmal mit ihrem Ergebnis dagegen weniger hervor als es vor drei Jahren der Fall gewesen ist. Die FDP liegt in 13 der 17 Wahlkreise über 5 Prozent. Den größten Zuspruch erzielt sie einerseits in eher cityfernen, klassischen CDU-Wahlkreisen, d.h. in den westlichen Elbvororten (Blankenese), im Wandsbeker Norden (Alstertal- Walddörfer) und Osten (Rahlstedt), andererseits in besseren innerstädtischen Wohnlagen, wo sie auch mit der Grünen/GAL konkurriert (Eppendorf- Winterhude). Wahlbeteiligung Wahlanalyse Wahlbeteiligung im Stadtgebiet Stand: 20.02.2011 Wahlbeteiligung 2011-2008 Hamburg 57,0 Innere Stadt 59,2-6,1 Äußere Stadt 56,1-6,6 Mitte 47,9-5,8 Altona 62,3-5,4 Eimsbüttel 61,8-6,5 Nord 58,9-6,6 Wandsbek 57,9-7,3 Bergedorf 53,4-6,6 Harburg 51,1-6,2 Wahlbeteiligung in Prozentanteilen, Veränderungen zu 2008 in Prozentpunkten -6,5 Datenquelle: Landeswahlleiter Die Wahlbeteiligung ist in Hamburg gegenüber 2008 in allen 17 Wahlkreisen zurückgegangen. Das Beteiligungsniveau sank flächendeckend, mit Ausnahme des Wahlkreises Altona, um mehr als 5 Prozentpunkte. Auch bei dieser Bürgerschaftswahl variierte das Beteiligungsniveau erheblich innerhalb des Stadtgebiets. Den Wahlkreis mit der höchsten und der niedrigsten Beteiligung trennen ähnlich wie 2008 fast 25 Prozentpunkte. Erneut fällt die Wählermobilisierung im Wahlkreis Alstertal-Walddörfer im Nordosten Hamburgs am größten aus. Schlusslichter sind demgegenüber auch diesmal Wahlkreise im sozial eher benachteiligten Süden Hamburgs. Im Wahlkreis Billstedt- Wilhelmsburg-Finkenwerder ging weniger als die Hälfte der Wahlberechtigten an die Urnen. Im benachbarten Harburg machte nur jeder Zweite von seinem Wahlrecht Gebrauch. Willy-Brandt-Haus - Referat / Konkurrenzbeobachtung / Forschung / Analysen 15

5 Das Wahlergebnis im Vergleich Entwicklung bei Bürgerschaftswahlen in Hamburg Wahlanalyse Bürgerschaftswahlen 1946-2011 Stand: 20.02.2011 60 50 40 30 20 10 0 1946 1949 1953 1957 1961 1966 1970 1974 1978 1982 1982 1986 1987 1991 1993 1997 2001 2004 2008 2011 CDU SPD GRÜNE FDP Linke Beteilig. CDU SPD GRÜNE * Linke ** FDP Sonst. 1946 79,0 26,7 43,1 18,2 12,1 1949 70,5 *** 42,8 *** 57,2 *** 1953 80,9 *** 45,2 *** 54,8 *** 1957 77,3 32,2 53,9 8,6 5,3 1961 72,3 29,1 57,4 9,6 3,9 1966 69,8 30,0 59,0 6,8 4,2 1970 73,4 32,8 55,3 7,1 4,8 1974 80,4 40,6 45,0 10,9 3,6 1978 76,6 37,6 51,5 4,5 4,8 1,6 1982 77,8 43,2 42,7 7,7 4,9 1,5 1982 84,0 38,6 51,3 6,8 2,6 0,7 1986 77,8 41,9 41,7 10,4 4,8 1,2 1987 79,5 40,5 45,0 7,0 6,5 1,0 1991 66,1 35,1 48,0 7,2 0,5 5,4 3,8 1993 69,6 25,1 40,4 13,5 4,2 16,8 1997 68,7 30,7 36,2 13,9 0,7 3,5 15,0 2001 71,0 26,2 36,5 8,6 0,4 5,1 23,3 2004 68,7 47,2 30,5 12,3 2,8 7,1 2008 63,5 42,6 34,1 9,6 6,4 4,8 2,5 2011 57,0 21,9 48,3 11,2 6,4 6,6 5,5 Wahlbeteiligung und Stimmenanteile in Prozent * GRÜNE = GRÜNE/GAL; 1978 = Bunte Liste + Grüne Liste Umweltschutz ** bis 2001=PDS *** CDU und FDP traten 1949 und 1953 nicht als eigenständige Parteien an, sondern in Mehrparteien-Bündnissen mit Deutscher Konservativer Partei bzw. DP im Vaterstädtischen Bund Hamburg (VBH) bzw. im Hamburger Block (HB). Sonstige: 1946 KPD 10,4% 1961 DFU 2,9% 1978 DKP 1,0% 1987 HLA 0,4% 2001 SCHILL 19,4% 1949 VBH 34,5% 1966 NPD 3,9% 1982 HLA 0,7% 1991 REP 1,2% 2004 PRO DM 3,1% 1953 HB 50,0% 1970 NPD 2,7% 1982 DKP 0,4% 1993 STATT 5,6% 2008 DVU 0,8% 1957 DP 4,1% 1974 DKP 2,2% 1986 HLA 0,7% 1997 DVU 4,98% 2011 PIRATEN 2,1% Datenquelle: Landeswahlleiter Die CDU tat sich bei Bürgerschaftswahlen in Hamburg jahrzehntelang schwer. Nach ihrem Erfolg im Wahlbündnis mit FDP und DP zu Beginn der 1950er Jahre blieb sie über mehrere Jahre auf dem 30-Prozentniveau und klar hinter der SPD. Willy-Brandt-Haus - Referat / Konkurrenzbeobachtung / Forschung / Analysen 16

Erst ab Mitte der 1970er Jahre näherte sich die CDU mit Werten von um die 40 Prozent den Sozialdemokraten und zog in den 1980er Jahren zwei Mal an ihnen knapp vorbei. Diese Aufschwungsphase endete in den 1990er Jahren. Zwischen 1993 und 2001 rangierte die Union wieder deutlich hinter der SPD mit Werten zwischen 25 und 30 Prozent. Ihr Rekordergebnis von 2004 katapultierte sie in die 50-Prozentnähe und auf den ersten Platz. Konnte sie ihn 2008 mit 43 Prozent Stimmenanteil ungefährdet verteidigen, erzielt sie nunmehr ihr schlechtestes Bürgerschaftswahlergebnis und fällt wieder deutlich hinter die SPD zurück. Die SPD war mit Ausnahme dreier Wahlen (1953, Juni 1982, 1986) bis in die 2000er Jahre jeweils stärkste Hamburger Partei. Von Ende der 1950er bis zu Beginn der 1970er Jahre verfügte sie mit Werten von mehr als 50 Prozent über eine stabile Vormachtstellung. Es folgte eine wellenartige Stimmenentwicklung, die die SPD in den 1980er Jahren zwei Mal knapp hinter die Union rutschen ließ. Nach kurzer Erholung litt die SPD ab 1993 unter einem Negativtrend. Sie büßte 2004 mit Negativrekord den ersten Platz in Hamburg ein und blieb auch 2008 trotz Zugewinns deutlich hinter der Union zurück. Mit einem ähnlich starken Ergebnis wie zuletzt Anfang der 1990er Jahre übernimmt die SPD nach sieben Jahren wieder die Führung im Hamburger Parteiensystem. Die Grüne/GAL übernahm 1982 mit dem Sprung über die 5-Prozentmarke die Rolle der drittstärksten Kraft in der Stadt und schnitt bereits 1986 zweistellig ab. Nach kurzer Stagnation erzielten sie in den 1990er Jahren ihre besten Bürgerschaftswahlergebnisse. Ihre erste Senatsbeteiligung endete 2001 mit deutlichen Einbußen und dem Verlust des dritten Platzes. Nachfolgend lagen sie in Hamburg wieder ungefährdet an dritter Stelle. Blieb die Grüne/GAL 2004 klar über 10 Prozent, 2008 knapp darunter, schließt sie diesmal erneut zweistellig ab. Ihre guten Ergebnisse von 2004 und aus den 1990er Jahren erreicht die Grüne/GAL jedoch nicht. Prägte die FDP über drei Jahrzehnte die Hamburger Parteienlandschaft mit Wähleranteilen jenseits der 5-Prozent, wurde ihr Bürgerschaftseinzug ab Ende der 1970er Jahre zunehmend unsicher. Zwischen 1978 und 1986 verfehlte sie vier Mal hintereinander die 5-Prozentmarke. Nachdem sich die Hamburger FDP Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre kurze Zeit über der Sperrlinie stabilisierte, trat sie in den 1990er Jahren in eine neue Schwächephase ein: Zwischen 1993 und 2008 blieben die Liberalen bei vier von fünf Bürgerschaftswahlen unter 5 Prozent. Diesmal überspringt sie die 5- Prozentmarke, was ihr zuletzt vor zehn Jahren gelang. Willy-Brandt-Haus - Referat / Konkurrenzbeobachtung / Forschung / Analysen 17

Wahlanalyse Bürgerschaftswahlen 1949-2011: Veränderungen Stand: 20.02.2011 60 50 40 30 20 10 0 1961 1966 1970 1974 1978 1982 1982 1986 1987 1991 1993 1997 2001 2004 2008 2011 Volatilität Durchschnitt Volatilität 1961-2011 Volatilität = Summierte Veränderung der absoluten Stimmenanteile von CDU, SPD, Grüne, FDP, Linke, Sonstige Beteilig. CDU SPD GRÜNE * Linke ** FDP Sonst. 1949-8,5-26,7 *** -0,3-18,2 *** +45,1 *** 1953 +10,4 *** +2,4 *** -2,4 *** 1957-3,6 +32,2 *** +8,7 +8,6 *** -49,5 *** 1961-5,0-3,1 +3,5 +1,0-1,4 1966-2,5 +0,9 +1,6-2,8 +0,3 1970 +3,6 +2,8-3,7 +0,3 +0,6 1974 +7,0 +7,8-10,3 +3,8-1,2 1978-3,8-3,0 +6,5 +4,5-6,1-2,0 1982 +1,2 +5,6-8,8 +3,2 +0,1-0,1 1982 +6,2-4,6 +8,6-0,9-2,3-0,8 1986-6,2 +3,3-9,6 +3,6 +2,2 +0,5 1987 +1,7-1,4 +3,3-3,4 +1,7-0,2 1991-13,4-5,4 +3,0 +0,2 +0,5-1,1 +2,8 1993 +3,5-10,0-7,6 +6,3-0,5-1,2 +13,0 1997-0,9 +5,6-4,2 +0,4 +0,7-0,7-1,8 2001 +2,3-4,5 +0,3-5,3-0,3 +1,6 +8,3 2004-2,3 +21,0-6,0 +3,7-0,4-2,3-16,2 2008-5,2-4,6 +3,6-2,7 +6,4 +1,9-4,6 2011-6,5-20,6 +14,2 +1,6-0,0 +1,9 +3,0 Veränderungen der Wahlbeteiligung und Stimmenanteile in Prozentpunkten * GRÜNE = GRÜNE/GAL ** bis 2004=PDS *** CDU und FDP traten erst ab 1957 wieder als eigenständige Parteien an, nachdem sie 1949 und 1953 in Mehrparteien-Bündnissen kandidiert hatten. Datenquelle: Landeswahlleiter Willy-Brandt-Haus - Referat / Konkurrenzbeobachtung / Forschung / Analysen 18