Ein Beispiel aus der Praxis: Einsatz von Lerntagebüchern in der Hochschullehre Brigitte Ganswindt/Tanja Giessler Kolloquium zum Lehren und Lernen Philipps-Universität Marburg 18.01.2011
Inhalte 1. Einbettung des Kurses in den Studiengang 2. Konzeption des Kurses Ziel Inhalt Material Aufbau und Leistungsnachweise 3. Beispiele aus der Praxis: Lerntagebuch 4. Vor- und Nachteile der Portfolioarbeit
1. Einbettung des Kurses in den Studiengang Der Kurs wird im Rahmen zweier BA-Studiengänge (SpruK/DSL) als Blended Learning Kurs angeboten und findet sich dort jeweils in Modulen zur Berufsorientierung. Studierende aller Fachsemester besuchen den Kurs.
2. Konzeption des Kurses Ziel des Kurses Unterstützung beim Verfassen von wissenschaftlichen Texten wie Hausarbeiten ( Handwerkszeug liefern : Arbeitsschritte, Arbeitstechniken und Schreibfertigkeiten) selbständige Erarbeitung theoretischer Kenntnisse zu wissenschaftlichen Textsorten Inhalte des Kurses Arbeits- und Schreibprozesse Organisation Format und Layout wissenschaftliche Textsorten
2. Konzeption des Kurses Lernmaterialien (online in ILIAS) Lernmodul Übungen Wiki (Aufgaben/Austausch der Studierenden) Reader Hinweise auf Literatur und Fortbildungen Folien der Präsenzveranstaltungen Daten zum Scheinerwerb
2. Konzeption des Kurses Aufbau begleitende Textarbeit begleitende Textarbeit Präsenzveranstaltungen Lernmodul Leistungsnachweise Semesterbeginn Gliederung und Mindmap Grundkomponenten wissenschaftlichen Arbeitens und Schreibens Lerntagebuch-1 Ein Thema strukturieren und das Ziel definieren Einleitungstext Text formatiere n Einen Text formatieren Studierende bearbeiten das Lernmodul Studierende bearbeiten das Lernmodul Lerntagebuch-2 Text überarbeiten Texte überarbeiten: Bewertungskriterien und Feedback Lerntagebuch-3 vorlesungsfreie Zeit Textproduktion wissenschaftliche Texte
3. Beispiele aus der Praxis: Lerntagebuch Aufzeichnungsmedium für Gedanken, Analysen und Fragen Ziele eines Lerntagebuches: Inhaltliche Reflexion über das Lernmaterial wird aktiviert (kognitive Komponente) Reflexion über den Lernprozess (metakognitive Komponente) Lernstrategien durch Reflexion des Lernverhaltens finden Training der Schreibkompetenzen Grundlage für Gespräche mit Dozenten Möglichkeit des Feedbacks
3. Beispiele aus der Praxis: Lerntagebuch Gütekriterien eines Lerntagebuchs: Selbstreflexion über den eigenen Lernprozess Struktur und Transparenz Ausführlichkeit Verbesserungsvorschläge Weitere Informationen zum Lerntagebuch finden die Studierenden im Lernmodul in ILIAS (Kap. 8.1).
3. Beispiele aus der Praxis: Lerntagebuch Beispiel 1: Meine Erwartungen zu Kapitel 7 (Transitorische Texte): Da ich im vorangegangenen Kapitel noch davon ausgegangen bin, dass Protokolle und Mitschriften fast das Gleiche sind, bin ich nun gespannt, was genau der Unterschied zwischen den beiden Textsorten ist. Über das Exzerpt und das Exposé habe ich zwar bereits einiges gelesen, trotzdem erhoffe ich mir weitere Informationen darüber. Mein Eindruck nach dem Lesen: Bei der Mitschrift fand ich besonders den Hinweis, farbig unterschiedliche Stifte zu nutzen, sehr hilfreich; eine sehr einfache Variante, auch beim Mitschreiben schon zu selektieren [ ]. Bisher hab ich dies nur beim Zusammenschreiben vor einer Klausur getan [ ]. Die Informationen zum Exposé fand ich hilfreich. [ ] Ich frage mich jedoch, zu welchem Zeitpunkt seiner eigenen Recherche man dies schreiben sollte? Ich habe den Eindruck, dass man ein sehr gutes Vorwissen braucht, um ein Exposé zu schreiben. Wenn man dies jedoch schon hat, hat man schon ein relativ klares Bild davon, wie die Arbeit aussehen soll. [ ]
3. Beispiele aus der Praxis: Lerntagebuch Beispiel 2: Was erwarte [ ]? Wie relevant ist das Kapitel für mich? Da ich mir unter Didaktischen Genres noch relativ wenig vorstellen konnte, habe ich mir erlaubt, die Unterthemen anzuschauen. Jetzt kann ich sagen, dass ich mir vor allem zur Hausarbeit einen generellen Überblick wünsche, in dem alle Charakteristika und Besonderheiten aufgezeigt sind. [ ] Außerdem erwarte ich mir eine kurze Abhandlung der Textsorte Lerntagebuch, da ich so etwas vorher noch nie schreiben musste. [ ] Wurden meine Erwartungen erfüllt? Wo nicht? [ ] Meine Erwartungen wurden zum größten Teil erfüllt. Das Verfassen eines Lerntagebuchs war gut beschrieben, wenn es auch etwas spät behandelt wurde. Hätte dieses Kapitel als Einführung am Anfang des Kurses gestanden, wäre mir die Erstellung des Tagebuches sicher leichter gefallen. [ ] Fragen, die noch offen bleiben: Welche Quellen soll ich angeben, wenn ich gängige Abkürzungen benutze? Was genau bedeuten die einzelnen Argumentationsschritte?
3. Beispiele aus der Praxis: Lerntagebuch Beispiel 3: Kapitel Wissenschaftliches Schreiben: Vor dem Lesen des Kapitels; Erwartungen und Relevanz: [D]ieses Kapitel sollte darstellen, welche Faktoren beim Schreiben der Arbeit berücksichtigt werden sollten (z.b. Stil, Struktur, Aufbau einer Arbeit, was sollten Einleitung, Hauptteil, Schluss beinhalten, wie zitiert man ) [ ]. Beim Lesen des Kapitels: [T]echnisches Problem: Folie 12 und 13 ließen sich schlecht öffnen, der Computer musste sehr lange laden und am Schluss musste ich alles schließen und neu öffnen. Nach Bearbeitung des Kapitels: [M]eine Erwartungen wurden großteils erfüllt und insofern übertroffen, dass ich es sehr gut fand, dass es auch Hilfestellungen wie linguistische Symbole zum Herunterladen gab [ ]. [D]er Unterschied zwischen Vergleichen und Argumentieren in der Auflistung von Bohl (2008) ist mir unklar.
4. Vor- und Nachteile der Portfolioarbeit - Arbeitsportfolio Vorteile Theorie praktisch anwendbar (Textproduktion) Schreibtraining (eigene Texte) Nachteile Verlagerung der Textproduktion in die vorlesungsfreie Zeit Hoher Korrekturaufwand Prozessbegleitung (Einleitung) Nachhaltiger Lerneffekt durch praktische Verfestigung Individuelles Feedback und Binnendifferenzierung (unterschiedliche Themen) Korrektur/Einbindung in den Kurs; Bewertung u. U. schwierig
4. Vor- und Nachteile des Lerntagebuchs Entwicklungs- bzw. Reflexionsportfolio Vorteile Lerninhalte vergegenwärtigen Eigenen Lernprozess beobachten und schriftlich fixieren Nachteile Großes Maß an Eigeninitiative erforderlich Lernerzentrierter Input in Präsenzphasen Evaluation/Modifikation des Kurses Überprüfung und Strukturierung des Lernprozesses Keine Benotung des Lerntagebuchs Keine Benotung des Lerntagebuchs