Was ist gute Ausbildung (klassische Reitlehre)?

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Transkript:

Was ist gute Ausbildung (klassische Reitlehre)? Klassische Ausbildung ist unabhängig vom Einsatz und Verwendungszweck des Pferdes. Die klassische Reitlehre orientiert sich an der Natur, d. h. den Bedürfnissen und den natürlichen und individuellen Anlagen des Pferdes. Sie berücksichtigt besonders die körperlichen Voraussetzungen und das natürliche Verhalten des Pferdes. Was ist das Pferd für ein Tier? -Herdentier -Fluchttier(Beutetier) -Steppen- und Lauftier Herde: bietet Schutz z. B. vor Fressfeinden Flucht ist die instinktive Reaktion eines Pferdes auf unbekanntes oder mögliche Gefahren durch ihren natürlichen Lebensraum, die Steppe, sind Pferde viele Stunden am Tag in gleichmäßiger Bewegung auf Nahrungssuche. Dabei legen sie ca. 30-40 km täglich zurück. Was bedeutet das für uns als Reiter/Ausbilder? Wir müssen die Voraussetzungen schaffen um ein Lernen für das Pferd zu ermöglichen! Das bedeutet im Einzelnen: einen pferdegerechten Stall suchen, in dem unterschiedliche Haltungsmöglichkeiten geboten werden, z.b. Innen-Aussenboxen (unterschiedliche Trennwände), Paddockboxen, Gruppenauslauf, Sommer- und Winterweide, da Pferde zwar Herdentiere sind und die Stallgemeinschaft als Herde ansehen, aber nicht gleich gut mit allen Mitgliedern der Herde auskommen, und ihren individuellen Freiraum benötigen.wir müssen für unser Pferd herausfinden welches die beste Haltungsform für es ist, d.h. wie kommt es schnellst möglich zur Ruhe. Da im Idealfall das junge Pferd aus einer Herdenhaltung zu uns in den Stall wechselt, ist es enorm wichtig das es möglichst viele Stunden auf der Weide verbringen kann, um dort, in Gesellschaft, seinem natürlichen Bewegungsdrang nachzukommen. Wir müssen uns bewusst werden das wir uns die Pferde aussuchen und über JEDEN Aspekt ihres Lebens bestimmen (Fresszeiten, Aufenthaltsort,

Bewegung, Tod). Und trotzdem sind sie uns gegenüber freundlich und aufgeschlossen. Was muss ein Pferd mitbringen um ein gutes und zuverlässiges Reitpferd zu werden? GESUNDHEIT Was muß der Ausbilder mitbringen? Geduld Friedfertigkeit Erfahrung(Achtung: Erfahrung ist nicht : 30 Jahre reiten, in dieser Zeit aber nur 2 3 Pferde) Einfühlungsvermögen reiterliches Können(unabhängiger Sitz und absolute Sicherheit in der Hilfengebung) Ausbildung teilt sich in zwei große Bereiche: 1. Erziehung= Erlernen des Umgangs mit dem Menschen und dessen Zivilisation 2. Ausbildung unter dem Reiter Erziehung: Für das junge Pferd ist alles neu, die Umstellung aus der Jungpferdeherde in einen Reitstall, mit lauter, für ihn neuen -aber für uns alltäglichen- Eindrücken. Sei es der neue Mensch der morgens die Box mistet, lärmende Kinder die zum Reitunterricht kommen oder der Traktor der über den Hof fährt. Der Mensch muß, um dem Pferd Sicherheit und Vertrauen zu geben, berechenbar werden, d.h. immer die gleiche Routine einhalten, sei es beim Hufe auskratzen oder später beim Satteln bzw Reiten. Pferde schließen sich nur demjenigen an der ihnen Sicherheit vermitteln kann! Es ist ein Trugschluß das der Mensch für das Pferd ein Alphatier sein kann. Im Idealfall wird er zum respektierten Partner (Pferde erkennen das wir kein Pferd, sondern nur ein Mensch sind). Schon das fixiert sein in der Box oder am Putzplatz bedeutet für das Lauf-und vor allem Fluchttier Pferd enormen Stress! Das Pferd muß lernen das Menschen oder Maschinen im Stallalltag in seinen

individuellen Freiraum eindringen OHNE das ihm unmittellbare Gefahr droht (andere Pferde nebenan angebunden, Futterwagen fährt vorbei, kehren unter seinen Füßen). Es muß lernen das das Alleinsein z.b. wenn der Boxennachbar zum Reiten geholt wird oder das allein sein im Parcours/Dressurviereck, nicht schlimm ist (Entfernen von der Herde). Zum normalen Alltag eines Reitpferdes gehört auch das es sich transportieren lassen muß (Krankheit Turnier), auch wenn es für ein Pferd das UNNATÜRLICHSTE auf der Welt ist in ein dunkles Loch (Hänger!) das klappert und sich von alleine Fortbewegt, einzusteigen. In der Natur wird ein Pferd niemals eine dunkle Höhle als Zuflucht wählen! Ausbildung unter dem Reiter: Meiner Erfahrung nach ist es sinnlos mit Vorbereitungen zum Reiten zu beginnen, bevor das Pferd sich in seiner neuen Umgebung nicht eingewöhnt hat bzw. mental noch nicht angekommen ist. Wir müssen uns dem Pferd unterordnen! Das PFERD bestimmt das Tempo und die Intensität der Lernschritte. Erst jetzt kann mit der Gewöhnung an Sattel und Zaumzeug begonnen werden, hier gilt Zusammenhänge nicht auseinander reißen (Sattel und Trense ghören zusammen, deshalb auch gemeinsam verwenden). Die Erfahrung zeigt, das es eine gute Methode ist die Trense vorsichtig über ein etwas enger anliegendes Stallhalfter zu ziehen (ohne das das Pferd angebunden ist Helfer), damit wir nicht in Versuchung kommen am Zügel/Gebiß zu ziehen mit dem das Pferd noch nichts anfangen kann. So können wir das Pferd wie gewohnt am Halfer und Strick führen. Am besten die ersten Male in der Box auftrensen (Fluchtverhalten). Die ersten Male satteln müssen IMMER in der Reitbahn erfolgen da es immer sein kann das das Pferd beim Auflegen des Sattels oder Anziehen des Gurtes losbockt oder losrennt (Flucht vor dem Raubtier das auf seinen Rücken springt). NIEMALS die ersten Male in der Box oder Stallgasse satteln. Die Verletzungsgefahr für Mensch und Tier ist zu hoch! Nächster Schritt in der Ausbildung zum Reitpferd ist das longieren. Wobei das Pferd lernen muß das es nun nicht mehr wie beim Führen, neben uns gehen soll, sondern sich um uns herum bewegen muß, ohne das wir mit ihm laufen. Es muß hier lernen sich auf einem von uns vorgegebenen Weg, in der Balance, idealerweise in allen 3 Gangarten, zu bewegen (Vorsicht: nicht alle Pferde möchten an der Longe galoppieren diese niemals dazu zwingen). Hier erarbeiten wir uns schon einmal die ersten drei Elemente der

Ausbildungsskala: Takt Losgelassenheit Anlehnung Wir beginnen erst dann mit dem ersten Aufsitzen wenn sich das Pferd an Ausrüstung, longieren und die Stimmhilfen gewöhnt hat. Es soll zuverlässig auf Stimme anhalten und vorwärts gehen. Wer fährt schon freiwillig - ein Auto mit 500 PS ohne Bremse und Lenkung das in weniger als 3 Sekunden auf 200 beschleunigt? Aber im Prinzip ist es gerade das was das erste aufsitzen/reiten ist! Da das junge Pferd nicht weiß was auf es zukommt. Im schlimmsten Fall denkt es an das vermeintliche Raubtier und sucht sein Heil in der Flucht mit deutlichem Abwehrverhalten (bocken). Stallkollegen finden nichts spannender als die ersten Aufsitzversuche. Aus vermeindlicher Rücksicht nähern sie sich dann aber möglichst leise der Reithalle und stehen plötzlich wie Geister vor einem. NUR RAUBTIERE SCHLEICHEN SICH AN! Die nächste Herausforderung für unseren Nachwuchscrack ist mit mehreren Pferden in der Reitbahn zu sein die sich völlig planlos in verschiedenen Richtungen und Tempi bewegen. Dies ist für ein junges Pferd nicht abschätzbar! Auch hier kann es zu deutlichem Abwehrverhalten gegenüber seinen Artgenossen kommen. Im Normalfall bewegt sich die Herde im gleichen Tempo in die gleiche Richtung. Das zentrale Ausbildungsziel ist das Finden des Gleichgewichts unter dem Reiter. Für das junge Pferd ist es zunächst vollkommen neu das Gewicht und die Bewegungen eines Reiters auszubalancieren. Das Pferd trägt uns momentan nur über sein Skelletsystem und noch nicht aktiv über die Muskulatur. In dieser Situation ist es enorm wichtig das das Pferd seinen Hals als Balancierstange nutzen darf. Man reitet zunächst in dem Tempo, das das Pferd von sich aus anbietet, so kann es sich am besten ausbalancieren und seinen Takt finden. Wenn es in dieser noch ungewohnten Situation anfängt sich zwanglos zu bewegen, beginnt es sich loszulassen. Dabei unterscheiden wir zwischen Innerer und Äußerer Losgelassenheit. Wobei sich erst aus Innerer, also mentaler Losgelassenheit, die Äußere Losgelassenheit, sprich das unverkrampfte An- und Entspannen der Muskulatur entwickeln kann. Erst dadurch ist das Pferd in der Lage in allen 3 Grundgangarten gleichbleibend im Takt und fleissig vorwärts zu gehen. Jetzt erst entwickelt das Pferd die Bereitschaft sich vorwärts-abwärts an die Reiterhand heranzudehnen. Das Pferd beginnt von hinten über den Rücken nach vorne an die Reiterhand heranzutreten. Diese Verbindung wird Anlehnung genannt. Erst durch die

vorwärtstreibenden Hilfen, das energische Abfußen der Hinterhand und das deutliche An-und Entspannen der Rücken- und Bauchmuskulatur entsteht der Schwung. Wenn Takt Losgelassenheit Anlehnung und das Gleichgewicht erhalten bleiben, können die Hinterbeine deckungsgleich auf allen Linien der Vorhand folgen. Wir haben unser Pferd Geradegerichtet. Man erkennt dies am besten daran, das die Hinterbeine schmaler fußen, nicht mehr an den Vorderbeinen vorbei. Durch dieses schmal werden beginnen wir mit der Entwicklung der Tragkraft. Wir beginnen unser Pferd zu versammeln (es gibt verschiedene Ausprägungen der Versammlung: z.b. ein getragener Übergang vom Galopp zum Schritt oder ein Springpferd im Moment des Absprunges. All dies ist Versammlung). Ziel der Ausbildungsskala ist das zwanglose und harmonische Reagieren auf die Hilfen des Reiters, dies bezeichnet man als Durchlässigkeit. Je besser uns dies gelingt, desto einfacher und unspektakulärer sieht unsere Hilfengebung (Reiten) für Zuschauer aus und desto besser wird es uns gelingen das Pferd lange gesund zu erhalten. Die Ausbildungsskala ist das Skelett aus dem wir unser Reitpferd formen es ist KEIN Schema F. Jedes Pferd ist individuell. Die Vorgabe, ein 4-jähriger muss das, ein 5-jJähriger das, gelernt haben, soll nur als Orientierungshilfe verstanden werden. ZEIT LASSEN OHNE ZEIT ZUVERSCHWENDEN. Unsere Art zu reiten muss sich stets dem fortschreitendem Ausbildungsstand anpassen (steht schneller an den Hilfen - Lösungsphase wird kürzer - Reaktionszeiten auf die Hilfengebung werden kürzer). Ebenso wird sich der Ausdruck der einzelnen Lektionen im Laufe der Ausbildung ändern = verbessern. Mit mehr Kraft und Balance werden die einzelnen Lektionen unserem Pferd immer leichter fallen und es wir uns geschlossener und erhabener vorkommen. Aber es ist unbedingt darauf zu achten, das alle Lektionen aufeinander aufbauen und diese Reihenfolge unbedingt einzuhalten ist. Das ist der Unterschied zwischen ausbilden und dressieren. Je konsequenter die Grundausbildung (Einhaltung der Ausbildungskala) desto einfacher und schneller lernt ihr Pferd auch die vermeintlich schwierigeren Lektionen. Eine Ausnahme gibt es vielleicht: den Fliegenden Wechsel. Oftmals springen großrahmige junge Pferde von selbst um, wobei dieses umspringen noch nichts mit einem dressurmäßigen Fliegenden Wechsel zu tun hat. Trotzdem sollten wir ihn dankend annehmen, denn kaum etwas ist schwieriger als einem Pferd das sich im Aussengalopp sicher fühlt, die Idee zu vermitteln wieder in den Handgalopp fliegend zu wechseln.

Einen wichtigen Punkt haben wir noch nicht angesprochen: ab wann, und wie oft sollten wir mit einem Pferd arbeiten? Ich persönlich bin dagegen Pferde mit 3 Jahren anzureiten (Kinderarbeit). Pferde wachsen bis zu ihrem 6. Lebensjahr und sind mit ca. 7-8 Jahren mental erwachsen, sodaß wir eine konstante Leistungen von ihnen erwarten können. Die Maximalkraft wird zwischen dem 12. und 16. Lebensjahr erreicht. Bei dem wie oft kann ich nur sagen: regelmäßig. Auch hier kommt es auf die Erfahrung und das Einfühlungsvermögen des Ausbilders an. Ich persönlich arbeite ein junges Pferd nicht öfter als 3x die Woche, ein erwachsenes Pferd 5x. Wichtig ist, nie bis zur Körperlichen oder Geistigen Erschöpfung! Wobei die geistige Erschöpfung immer früher eintritt als die körperliche. Gestalten Sie ihr Training vielseitig. Auch für ein angehendes Dressurpferd ist Freispringen über niedrige Gymnastikreihen sinnvoll (Gewöhnung an fremde Gegenstände) spazierengehen im Gelände gehört ebenfalls dazu. Bitte bedenken Sie ihr Pferd hat nur eine, uns unbekannte, aber begrenzte Anzahl an Sprüngen bzw Diagonalen Mitteltrab in sich, bevor es sagt: Ich möchte in Rente. Ein Sieg in einer Material-, bzw Dressur- oder Springpferdeprüfung, ist zwar schön,wenn unser Ziel aber ist bei Olympia zu starten, nur ein kleiner, ein ganz kleiner Schritt zum Ziel. Planen sie Ihr Training und Ihre Turnierstarts sehr genau immer im Hinblick auf ihr Ziel.