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Transkript:

Quellentexte zum MONOTHEISMUS Inhalt Mesopotamische Texte Nr. 1 Gebet an den Herrn des Himmels und der Erde (um 2000a) Nr. 2 Gebet an den Mondgott Nanna/Sin (nach 1700a) Nr. 3 Ausschnitte aus der babylonischen Götterliste «An-Anum» (Kassitenzeit) Nr. 4 Zeugnisse eines persönlichen Gottes aus verschiedenen mesopotamischen Literaturen (Briefe, Namensgebung, Weisheitsliteratur, Gebete etc.) Nr. 5 Ninurta-Hymnus (vermutlich 12./11. Jh.a) Nr. 6 Gebet an Marduk aus Assur (8. Jh.a) Ägyptische Texte Nr. 7 Der «Monotheismus» des Apophis (16. Jh.a) Nr. 8 Amun-Re Hymnus der Zeit vor Amarna Nr. 9 Der große Aton-Hymnus von Amarna (um 1340a) Nr. 10 Ramessidischer Hymnus I (12. Jh.a) Nr. 11 Ramessidischer Hymnus II (12. Jh.a) Levantinische Texte Nr. 12 Briefe des Abimilki von Byblos (14. Jh.a) Nr. 13 Vertrag von Kadesch (1258a) Nr. 14 Die Erzählung von der wunderbaren Errettung Jerusalems durch JHWH (spätes 7. Jh.a) Nr. 15 Das «Höre Israel» (spätes 7. Jh.a) Nr. 16 Psalm 82 Nr. 17 Das Moselied (um 600a) Nr. 18 Ein Hymnus auf JHWH, den einzigen Gott (6. Jh.a) Nr. 19 Eine Vision Sacharjas (6. Jh.a) Griechische und aramäische Texte Nr. 20 Homer (8. Jh.a), Seilziehen zwischen dem höchsten Gott und den Göttern Nr. 21 # Nr. 22 # Nr. 23 # Nr. 24 Philo von Alexandrien, Philosophisch-mosaische Synthese Nr. 25 Rabbi Chija bar Rabbi Idi von Joppe, Die Lächerlichkeit des Polytheismus Nr. 26 Josephus Flavius (37/38 ca. 100p), Gegen Apion 2,167-168 Nr. 27 Das Oenoanda-Orakel (spätes 2. Jh.) Nr. 28 Die Chaldäischen Orakel Mittelalter und Neuzeit Nr. 29 # Nr. 30 # Nr. 21 # Nr. 32 More, Monotheismus Neuzeitliche Texte Nr. 33 Karl Budde, Auf dem Wege zum Monotheismus (1910) Nr. 34 Sigmund Freud, Der Mann Mose und die monotheistische Religion (1939) Nr. 35 Manfred H. Vogel, Monotheismus (1972) Nr. 36 Friedrich Dürrenmatt, Essay über Israel (1976) Nr. 37 Erik Hornung, Der eine und die Vielen (1971. 6 2005) Nr. 38 Kurt Marti, Gottes Sein blüht gesellig (1989) Nr. 39 Jan Assmann, Die Mosaische Unterscheidung (2003) Nr. 40 Othmar Keel, Die Geschichte Jerusalems und die Entstehung des Monotheismus (2007) Henotheismus in Mesopotamien (Nr. 1-6)

Die Fachleute sind sich einig, dass in Mesopotamien kein Monotheismus bezeugt ist. Die Welt der Gottheiten präsentiert sich durch und durch polytheistisch. In einer durchschnittlichen Stadt wurden schätzungsweise hundert bis zweihundert Gottheiten verehrt. In einer großen Götterliste aus kassitischer Zeit werden 2500 Namen aufgelistet. Man fürchtet sich davor, einen Gott vergessen zu haben oder nicht zu kennen und bittet die unbekannte Gottheit, nicht zu zürnen. Gleichzeitig gibt es Spekulationen über Gleichsetzungen von Gottheiten, monarchistische Tendenzen in Bezug auf eine Gottheit, besonders Marduk und in der weisheitlichen Literatur den Verzicht auf den Gebrauch von Namen für Gott. Speziell in der persönlichen Frömmigkeit kann ein Gott so angerufen werden, als wäre er für seinen Verehrer der einzige. Diese Art von Gottesverehrung wird Henotheismus («Eingottglaube») genannt. Sie schließt aber im Gegensatz zum Monotheismus die Existenz anderer Gottheiten nicht aus. Nr. 1 Gebet an den Herrn des Himmels und der Erde (um 2000a) Im Archiv von Ebla sind über 500 Götternamen dokumentiert. Doch bereits in dieser altsyrischen Metropole lassen sich auch Ansätze zu einem Henotheismus auszumachen. Gott wird in einem Hymnus ohne Eigennamen als «Herr des Himmels und der Erde» angesprochen, wobei seine Eigenschaft als Gottheit nur eine unter anderen ist. Herr des Himmels und der Erde: die Erde war nicht, du hast sie geschaffen; das Licht des Tages war nicht, du hast es geschaffen; du hast das Morgenlicht noch nicht ins Sein gerufen Herr: wirksames Wort, Herr: Gedeihen, Herr: Heldentum, Herr: Herr: unermüdlicher, Herr: Gottheit, Herr: Erlöser, Herr: angenehmes Leben. Pettinato 1980:47 Nr. 2 Gebet an den Mondgott Nanna/Sin (nach 1700a) Der persönliche Gott dieses im sumerischen Emesal-Dialekt verfassten Handerhebungsgebetes, der Mondgott, wird als alleiniger angesprochen und mit den Urgöttern Anschar und Angal gleichgesetzt, ohne dass die anderen Gottheiten geleugnet würden. Herr, Held der Götter, der allein in Himmel und Erde erhaben, Vater Nanna, Herr Anschar, Held der Götter, Vater Nanna, Herr Angal, Held der Götter, Vater Nanna, Herr Su en, Held der Götter, Vater Nanna, Herr von Ur, Held der Götter, Vater Nanna, Herr von Ekischnugal, Held der Götter, Vater Nanna, Herr der leuchtenden Krone, Held der Götter, Vater Nanna, vollendet im Königtum, Held der Götter, starkes Jungrind mit mächtigen Hörnern, vollendetem Wuchs, der einen langen lapislazuli(farbigen) Bart trägt, voll der Üppigkeit, Frucht, die sich aus sich selbst bildet, von hoher Gestalt, schön zum Beschauen, dessen Schönheit man nie überdrüssig wird, Mutterschoß, der alles gebiert, der unter den Menschen auf hohem Sitz thront, gnädiger Vater, der das Leben des ganzen Landes in seine Hand genommen hat: Herr, deine Göttlichkeit ist wie der ferne Himmel, das weite Meer, voll des Schreckens. Erstpublikation: Rawlinson 1861-84:IV,Pl.9. Übersetzung: Falkenstein/von Soden 1953: 222f. Lit.: Pettinato 1980:57. Nr. 3 Ausschnitte aus der babylonischen Götterliste «An-Anum» (Kassitenzeit)

In dieser Götterliste geht es um die Gleichstellung von Göttern in soziologischer Funktion. Marduk steht für Gott schlechthin und jeder Gott ist Gott hinsichtlich einer bestimmten Qualität. Marduk (ist) Marduk (in Bezug auf) Lastenbefreiung Asariluchi (ist) Marduk (in Bezug auf) Beschwörung Asarialim (ist) Marduk (in Bezug auf) Leben Enbilulu (ist) Marduk (in Bezug auf) Kanäle Tutu (ist) Marduk (in Bezug auf) Krankheit ohne Gebet Schazu (ist) Marduk (in Bezug auf) Erbarmen Ninurta (ist) Marduk (in Bezug auf) Stärke Nergal (ist) Marduk (in Bezug auf) Kampf Enlil (ist) Marduk (in Bezug auf) Herrschaft und Entscheidung Nabu (ist) Marduk (in Bezug auf) Besitz Sin (ist) Marduk (als) Erleuchter in der Nacht Schamasch (ist) Marduk (in Bezug auf) Recht Adad (ist) Marduk (in Bezug auf) Regen Erstpublikation: von Soden, W, 1960:17 Lit.: Pettinato 1980:64. Nr. 4 Zeugnisse eines persönlichen Gottes aus verschiedenen mesopotamischen Literaturen (Briefe, Namensgebung, Weisheitsliteratur, Gebete etc.) Der persönliche Gott wird für seinen Verehrer zum Gott schlechthin. Der mesopotamische Polytheismus ist somit permanent ein relativer Henotheismus. Schulutula, der Gott des Königs, trug den heiligen Tragkorb, Urnansche, der König von Lagasch, der Sohn des Gunidu, der Sohn des Gurschar, baute den Tempel des Girschu. (Annalen) Mein Gott, du bist mein Vater, der mich geschaffen hat. (Anrufung) Irimanili (PN: Mein Gott hat sich meiner erbarmt) Der dich beschützende Gott möge sich um dich zum Guten kümmern. (Wunsch) Nicht Reichtum ist deine Unterstützung, es ist dein Gott. Du mögest klein oder groß sein, dein Gott ist deine Unterstützung. (Weisheit) Wer keinen Gott hat, wenn er auf der Straße geht, wird das Kopfweh wie ein Gewand einhüllen. (Orakel) Pettinato 1980:66f. Abb. 1: Siegel der Ur-III-Zeit (2150-2000a) «Ur-Nammu, der mächtige Held, König von Ur; Hašhamer, der Governeur von Iškun-Sin, sein Diener». Die große Bedeutung des persönlichen Gottes wird durch häufige Einführungsszenen auf Rollsiegeln der Ur-III-Zeit und der altbabylonischen Zeit eindrücklich unterstrichen, wo die SiegelbesitzerInnen durch sog. Lamagöttinnen vor eine hohe Gottheit geführt werden. Pettinato 1980:73f.

Nr. 5 Ninurta-Hymnus (vermutlich 12./11. Jh.a) Überliefert auf Tafeln des 8./7. Jh.a in Assur und in der Nähe von Haran. die großen Götter verherrlichen [deinen Namen?] O Ninurta, Krieger, du Sammler, in ihren Kräften du Du nimmst ihre kosmosordnenden Mächte an dich; du Das Königtum der Herren ist [in?] deiner Hand, Herr, dein Zorn ist eine Flut Krieger unter den Göttern, du bist erhaben, Her[r Herr, dein Gesicht ist Šamaš (die Sonne), dein Haar; Deine Augen, Herr, sind Enlil und Ninlil (Wind); Deine Augäpfel sind Gula und Bēlet-ilī (Muttergottheiten und Sterne); Deine Augenlider, Herr, sind die Korona Šamaš s, die; Die Form deines Mundes, Herr, ist Ištar der Sterne. Anu und Antu (Himmel und Gemahlin) sind deine Lippen, deine Rede ist; Deine sprechende Zunge (?) ist Pabilsag (ein Sturmgott), der in der Höhe; Das Dach deines Mundes, Herr, ist der Umkreis von Himmel und Ede, ruhend auf; Deine Zähne sind die Sebetti (Pleiaden, Sterne und Kriegsgötter), die die Übeltäter schlagen; Deine Wangen sind das Aufgehen schillernder Sterne Deine Ohren sind Ea und Damkina (Süßwassergott, Gott der Weisheit und seine Gemahlin), Sagen der Weisheit; Dein Kopf ist Adad (Sturmgott), der Himmel und Erde wie eine Schmiede [dröhnen?] lässt; Deine Stirn ist Šala (Adads Gemahlin), die geliebte [Ga]ttin, die Befriedigung schenkt Dein Nacken ist Marduk, Richter des Himmels [und der Unterwelt?]; Deine Kehle ist Zarpānītum (Marduks Gemahlin), Schö[pferin] der Menschen, die Dein oberer Rückenteil ist Ḫaniš, der hervorbringt die F[ülle, der es reg]nen lässt im Übermaß. Übers. nach Foster/Porter Nr. 6 Gebet an Marduk aus Assur (8. Jh.a) Das neuassyrische Gebet feiert Marduk als Inkorporation aller großen Götter. «Sīn ist deine Göttlichkeit, Anu deine Souveränität, Dagan deine Herrschaft, Enlil dein Königtum, Adad deine Macht, Ea, der Weise, dein Intellekt, Der Griffelhalter, Nabû, deine Fähigkeit, Deine Führungskraft im Kampf ist Ninurta, deine Macht Nergal, dein Rat ist Nusku, dein hervorragender [Minister], dein Richteramt ist Šamaš, der Strahlende, der [keine Dis]kussionen veranlasst, dein gewichtiger Name, Weiser unter den Göttern, ist Marduk!» Übers. nach Foster/Porter Mono- und Kosmotheismus in Ägypten (Nr. 7-11) Die fünf ausgewählten ägyptischen Texte entstammen alle der 18. und 19. Dynastie (1550-1186a), also der Glanzzeit des Pharaonenreiches. Sie ist zugleich die Zeit der Krise des Polytheismus, wie Jan Assmann (1983) gezeigt hat, und die sich im Mittleren Reich bereits anbahnt. Damals tauchte die Vorstellung eines vorzeitlichen Einen auf, der im Übergang zur zeitlichen Existenz zu einer Dreiheit wurde. Aus dieser Konstellation entwickelt sich in der im Neuen Reich aufkommenden Sonnenhymnik ein Gegenüber von Gott und Welt, wobei die weltliche Seite immer mehr ihrer Göttlichkeit beraubt wurde, bis sie schließlich unter Echnaton zur entgötterten «Natur» degradiert wurde, die nur dank dem Licht der einen Gottheit überhaupt sichtbar wird. Diese Entzauberung der Welt wurde als atheistische Ketzerei empfunden. Die Ramessidenzeit kehrt zum Polytheismus zurück, versteht nun aber

in einer differenzierten, «pantheistischen Transzendenz-Theologie» (Assmann 1984:279) die Vielheit der Götter als farbigen Abglanz der verborgenen Einheit Gottes. Gegenüber einer so raffinierte Theologie, musste die blanke Verehrung eines einzelnen Gottes, die man offenbar den Hyksos zuschrieb (Nr. 7) als Barbarei erscheinen. Nr. 7 Der «Monotheismus» des Apophis (16. Jh.a) In der nur bruchstückhaft erhaltenen Erzählung «Die Auseinandersetzung zwischen Apophis und Seqenenre» aus der Zeit Merenptahs (1213-1204a) erfahren wir, dass einer der bedeutendsten Kanaanäerfürsten, die im 16. Jh.a als Pharaonen Ägyptens Norden von Awaris aus regierten, angeblich nur Seth verehrte. Damit dürfte der Wettergott der Levante gemeint sein, den die Ägypter mit Seth identifizierten. Ob das als Hinweis auf eine Art Monotheismus (Goldwasser?) oder gar auf eine Rückprojektion des Amarnatraumas (Nr. ) in die Hyksoszeit ist (Assmann 1998:53), ist fraglich. Der polemische Charakter der Erzählung, die der Darstellung der Überlegenheit des Herrschers von Theben dient, macht es schwierig, weitreichende Schlüsse zu ziehen. Dann geschah es, dass das Land Ägypten in Not kam. Es gab keinen Herrn Leben, Heil, Gesundheit! oder König in jener Zeit. Dann aber wurde König Seqenenre Leben, Heil, Gesundheit! Regent der Südstadt (Theben). Not war in der Stadt der Asiaten, denn Apophis Leben, Heil, Gesundheit! war in Awaris und das ganze Land war ihm unterworfen, der ganze Norden mit den guten Erzeugnissen des Deltas. Dann (plötzlich) nahm König Apophis Leben, Heil, Gesundheit! Seth zu seinem Herrn und er weigerte sich einer anderen Gottheit im ganzen Land zu dienen außer Seth. Es wurde ein Tempel, gute, ewig dauernde Arbeit, neben dem Palast des Apophis Leben, Heil, Gesundheit! gebaut. Täglich erschien er, um Seth zu opfern Nach ANET 231; Goldwasser?; Keel 2007:19. Nr. 8 Amun-Re Hymnus der Zeit vor Amarna Der Text betont die Einheit und Einsamkeit Gottes vor der Schöpfung im Gegensatz zu der für viele Göttern beanspruchten Einzigartigkeit. Mit seinen vielen Armen sind noch nicht die Strahlenarme Atons gemeint, sondern eine Metapher für die vielfältige schöpferische Einwirkung des Gottes auf die Welt. Du bist der Eine, der alles Seiende geschaffen hat, der Eine Einsame, der schuf, was ist. Die Menschen gingen aus seinen Augen hervor, und die Götter entstanden aus seinem Mund. Der die Kräuter erschafft, die das Vieh am Leben erhalten, und den»lebensbaum«für die Menschheit, der hervorbringt, wovon die Fische im Fluss leben und die Vögel, die den Himmel bevölkern. Der dem, der im Ei ist, Luft gibt; der das Junge der Schlange am Leben erhält, der erschafft, wovon die Mücke lebt, Würmer und Flöhe gleichermaßen; der für die Mäuse in ihren Löchern sorgt und die Käfer (?) am Leben erhält in jeglichem Holz. Sei gegrüßt, der dies alles erschaffen hat, der Eine Einzige mit seinen vielen Armen; der die Nacht wachend verbringt, wenn alle Welt schläft, und sucht, was seiner Herde wohltut; AMUN, bleibend an allen Dingen, ATUM HARACHTE; Preis dir mit dem, was sie alle dir sagen: Jauchzen dir, weil du dich abgemüht hast mit uns, Erdküssen dir, weil du uns geschaffen hast!»sei gegrüßt«rufen alle Wildtiere,»Jubel dir«ruft jedes Fremdland, so hoch der Himmel ist und so weit die Erde,

so tief der Ozean. Die Götter verneigen sich vor Deiner Majestät und erhöhen die Macht ihres Schöpfers, jubelnd beim Nahen ihres Erzeugers. Sie sagen dir»willkommen, Vater der Väter aller Götter! Der den Himmel hochhob und den Erdboden niederstreckte, der das Seiende schuf und das was ist hervorbrachte, Herrscher - er lebe, sei heil und gesund - Höchster der Götter; wir beten deine Macht an, wie du uns geschaffen hast, wir veranstalten dir»lobgesänge«, weil du uns hervorgebracht hast, wir stimmen dir Preisungen an, weil du dich abgemüht hast mit uns!«pkairo 58038 Erstausgabe: Mariette 1872:Taf. 51-53 Nr. 17; Übersetzung: ÄHG 199f, Nr. 87E Nr. 9 Der große Aton-Hymnus von Amarna (um 1340a) Für Echnaton ist Gott nur noch in Gestalt der strahlenden Sonnenscheibe (Jati=Aton) verehrbar, die alles, was ist, belebt. Nacht und Finsternis bedeuten Gottferne. Urzeit und Jenseits sucht man in seiner Theologie vergeblich. Der Hymnus dürfte via Phönizien auch in Israel bekannt geworden sein und seine Spuren in Ps 104 hinterlassen haben. Anbetung des (ES LEBT RE-HARACHTE, DER IM LICHTLAND JUBELT) (IN SEINEM NAMEN ALS LICHT, DAS IN DER SONNE IST), der Leben gibt immer in unendliche Zeit; der große Lebendige JATI, der im Jubiläumsfest ist, Herr von allem, was die Sonne umkreist, Herr des Himrnels, Herr der Erde, Herr des JATI-Tempels in Amarna. Der König von Ober- und Unterägypten, der von der Wahrheit lebt, der Herr der beiden Länder (vollkommen an Gestalt ist RE, der einzige des RE), der Sohn des RE, der von der Wahrheit lebt, der Herr der Erscheinungen (Achanjati) mit langer Lebenszeit; die große Gemahlin des Königs, die er liebt, die Herrin der beiden Länder (vollkommen ist die Vollkommenheit des JATI, Nafteta), die lebt und gesund ist immer und ewig. Er sagt: du erscheinst schön im Lichtland des Himmels, du lebende Sonne, die das Leben bestimmt! Du bist aufgegangen im östlichen Lichtland, du hast jedes Land erfüllt mit deiner Schönheit. Du bist schön, gewaltig und funkelnd, du bist hoch über jedem Land. Deine Strahlen, sie umfassen die Länder bis ans Ende deiner ganzen Schöpfung, als RE dringst du an ihre Grenzen und unterwirfst sie deinem geliebten Sohn. Du bist fern, aber deine Strahlen sind auf Erden, du bist in ihrem Angesicht, aber man kann deinen Gang nicht erkennen. Gehst du unter im westlichen Lichtland, ist die Erde in Finsternis in der Verfassung des Todes. Die Schläfer (oder: sie schlafen) in der Kammer, verhüllt sind ihre Köpfe, kein Auge sieht das andere. Ihre Habe wird ihnen unter den Köpfen weg gestohlen, und sie merken es nicht. Jedes Raubtier ist aus seiner Höhle herausgekommen, alle Schlangen beißen. Dunkel ist das Herdfeuer (oder: die Finsternis ist ein Grab), die Erde liegt in Schweigen:

ihr Schöpfer ist untergegangen in seinem Lichtland. Am Morgen bist du aufgegangen im Lichtland und bist strahlend als Sonne des Tages. Du vertreibst die Finsternis, du gibst deine Strahlen, die beiden Länder sind im Fest. Die Menschheit erwacht und steht auf den Beinen: du hast sie aufgerichtet, sie reinigen ihre Körper und ziehen Leinengewänder an; ihre Arme sind in Lobgebärden bei deinem Erscheinen, das ganze Land tut seine Arbeit. Alles Vieh befriedigt sich an seinen Kräutern, Bäume und Pflanzen wachsen. Die Vögel fliegen auf aus ihren Nestern, ihre Flügel in Lobgebärden für deinen Ka. Alles Wild tanzt auf seinen Füßen, alles, was auffliegt und niederschwebt, sie leben, wenn du für sie aufgehst. Die Schiffe fahren stromab und stromauf in gleicher Weise. Jeder Weg ist geöffnet durch dein Erscheinen. Die Fische im Fluss hüpfen vor deinem Angesicht; deine Strahlen sind im Innern des Ozeans. Der den Samen sich entwickeln lässt in den Frauen, der Wasser zu Menschen macht; der den Sohn am Leben erhält im Leib seiner Mutter und ihn beruhigt, indem er seine Tränen stillt; Amme im Mutterleib, der Luft gibt, um alles zu beleben, was er geschaffen hat. Wenn das Kind herabkommt aus dem Leib, um zu atmen (?) am Tag seiner Geburt, dann öffnest du seinen Mund zum Sprechen (?) und sorgst für seinen Bedarf. Wenn das Küken im Ei redet in der Schale dann gibst du ihm Luft darinnen um es zu beleben; du hast ihm seine Frist gesetzt, um sie zu zerbrechen im Ei; es kommt heraus aus dem Ei, um zu sprechen zu seiner Frist; es läuft auf seinen Füßen, wenn es aus ihm herauskommt. Wie viel ist, was du geschaffen hast, indem es dem Angesicht verborgen ist! Du einer Gott, der nicht seinesgleichen hat! Du hast die Erde erschaffen nach deinem Herzen, der du allein warst, mit Menschen, Herden und jeglichem Wild, allem, was auf Erden ist und auf seinen Füßen läuft, allem, was in der Luft ist und mit seinen Flügeln auffliegt. Die Fremdländer von Syrien und Nubien, und das Land von Ägypten: du stellst jedermann an seinen Platz und schaffst ihren Bedarf, jeder Einzelne hat zu essen, seine Lebenszeit ist festgesetzt. Die Zungen sind verschieden im Sprechen, ihre Eigenschaften desgleichen; ihre Hautfarbe ist unterschieden, denn du unterscheidest die Fremdländer. Du machst den Nil in der Unterwelt

und bringst ihn herauf nach deinem Belieben, um die Menschheit am Leben zu erhalten wie du sie dir geschaffen hast; du bist ihrer aller Herr, der sich abmüht mit ihnen. Du Herr eines jeden Landes, der aufgeht für sie, du Sonne des Tages, gewaltig an Hoheit! Alle fernen Länder, du schaffst ihren Lebensunterhalt: du hast einen Nil an den Himmel gesetzt, dass er herabsteige zu ihnen, er schlägt Wellen auf den Bergen wie der Ozean, um ihre Äcker zu befeuchten, wie es ihnen zukommt. Wie wirkungsvoll sind deine Pläne, du Herr der unendlichen Zeit! Der Nil am Himmel, er ist gedacht für die Fremdvölker und die Wildtiere eines jeden Berglandes, die auf ihren Füßen laufen. Der eigentliche Nil, er kommt aus der Unterwelt nach Ägypten. Deine Strahlen säugen alle Wiesen; wenn du aufgehst, leben sie und wachsen um deinetwillen. Du erschaffst die Jahreszeiten, um sich entwickeln zu lassen, was alles du schaffst, den Winter, sie zu kühlen, die Hitze, damit sie dich spüren. Du hast den Himmel fern gemacht, um an ihm aufzugehen, um alles zu sehen, was du erschaffst, indem du allein bist. Du bist aufgegangen in deiner Verkörperung als Lebende Sonne, du bist erschienen und strahlend, du bist fern und nah zugleich. Du erschaffst Millionen Verkörperungen aus dir, dem Einen, Städte und Dörfer, Äcker, Weg und Fluss. Alle Augen sehen dich ihnen gegenüber, indem du als Sonne des Tages über der Erde bist. Wenn du gegangen bist, dein Auge nicht mehr da ist, das du um ihretwillen geschaffen hast, damit du dich nicht selber siehst als einziges, was du geschaffen hast (?); auch dann bist du in meinem Herzen, denn es gibt keinen, der dich kennte, außer deinem Sohn (vollkommen an Gestalten ist RE, einziger des RE). Du lässt ihn kundig sein deiner Pläne und deiner Macht. Die Erde entsteht auf deinen Wink, wie du sie geschaffen hast: du gehst auf für sie - sie leben, du gehst unter - sie sterben. Du bist die Lebenszeit selbst, man lebt durch dich. Die Augen ruhen auf Schönheit, bis du untergehst, alle Arbeit wird niedergelegt, wenn du untergehst im Westen. Der Aufgehende, er lässt alles Seiende wachsen für den König; Eile ist in jedem Fuß, seit du die Erde gegründet hast. Du richtest sie auf für deinen Sohn, der aus deinem Leibe kam, den König Von Ober- und Unterägypten, der von der Wahrheit lebt, den Herrn der beiden Länder (vollkommen an Gestalten ist RE, Einziger des RE), den Sohn des RE, der von der Wahrheit lebt, den Herrn der Kronen (Achanjati) mit langer Lebenszeit. Die große Gemahlin des Königs, die er liebt, die Herrin der beiden Länder (vollkommen an Vollkommenheit ist JATI, Nafteta), die lebt und sich verjüngt immer und ewig. Erstpublikation: Sandman 1938-43: 93-96; Übersetzung: ÄHG 217-223 Nr. 92 Nr. 10 Ramessidischer Hymnus I (12. Jh.a)

Die Ramessiden verehrten drei Hauptgötter als «Reichstriade». Ein Hymnus an der Hatschepsutkapelle von Karnak ordnet ihnen die drei Bereiche der Gottesbegegnung im Namen, in der kosmischen Verkörperung und im Kultbild zu. Drei sind alle Götter AMUN, RE und PTAH, denen keiner gleichkommt. Der seinen Namen verbirgt als AMUN, er ist RE im Angesicht, sein Leib ist PTAH. Ihre Städte auf Erden stehen fest auf immerdar: Theben, Heliopolis und Memphis allezeit. Man schickt Botschaft vom Himmel, man hört in Heliopolis, man meldet es in Memphis dem Schöngesichtigen. Ausgefertigt als Urkunde in der Schrift des THOT, gelangt es zur Stadt des AMUN mit ihren Angelegenheiten. In Theben gibt man Ratschlüsse zur Antwort, ein Orakel geht aus, bestimmt für die Neunheit, alles was aus seinem, AMUNS, Munde hervorgeht, die Götter sind darauf verpflichtet als Anweisungen. Botschaften werden erteilt, die töten oder beleben, Leben und Tod sind bei ihr (der Dreiheit?) für jedermann. Einzig er allein, AMUN, zusammen mit RE [und PTAH], zu dreien verbunden. pleyden Übersetzung: ÄHG 333f Nr. 139,1-5 Nr. 11 Ramessidischer Hymnus II (12. Jh.a) Im ersten Teil des Liedes wird Gott in seiner Offenbarkeit gepriesen (positive Theologie), im zweiten Teil in seiner Verborgenheit (negative Theologie). «In dieser theologisch ausgereiftesten Darstellung ist die Beziehung des Einen zu den vielen entzeitlicht. Hier wird der Eine nicht als der Urgott vor den Vielen gesehen, dessen Einheit in der Schöpfung als vielheit aufgehoben ist, sondern als der eine in den Vielen, eine verborgene Macht (Ba), die in den vielen Göttern Gestalt annimmt (ḫpr), wodurch diese erst Götter sind, und die doch alles andere als eine Art Mana oder gar ein abstraktes Prinzip ist, sondern ein alles Fragen und Forschen, alles Wissen und Schauen übersteigendes personales Wesen» (Assmann 1983:203). Geheim an Verwandlungen, funkelnd an Erscheinungsformen, wunderbar erscheinender Gott, reich an Gestalten! Alle Götter rühmen sich seiner, um sich mit seiner Schönheit zu erhöhen, wie er Göttlich ist. Re selbst ist vereinigt mit seinem Leib, er ist der Große in Heliopolis; man sagt auch Tatenen zu ihm, Amun, der aus dem Urwasser hervorkam, um die Gesichter zu leiten. Eine andere seiner Transformationen sind die Acht, Urgott, Erzeuger der Urgötter, die Re gebar! Er vollendete sich als Atum, eines Leibes mit ihm, er ist der Allherr, der das Seiende begann. Sein Ba, sagt man, ist der, der im Himmel ist, er ist der, der in der Unterwelt ist, der im Osten gebietet. Sein Ba ist im Himmel, sein Leib ist im Westen, sein Bild ist im Südlichen Heliopolis und trägt seine Kronen.

Einzig ist Amun, der sich vor ihnen verborgen hält, der sich vor den Göttern verhüllt, so dass man sein Wesen nicht kennt; Er ist ferner als der Himmel, er ist tiefer als die Unterwelt. Kein Gott kennt seine wahre Gestalt, sein Bild wird nicht entfaltet in den Schriften, man lehrt nichts Sicheres über ihn. Er ist zu geheimnisvoll, um seine Hoheit zu enthüllen, er ist zu groß, um ihn zu erforschen, zu mächtig, um ihn zu erkennen. Man fällt nieder auf der Stelle vor Schrecken, wenn man seinen geheimen Namen wissentlich oder unwissentlich ausspricht. Es gibt keinen Gott, der ihn dabei anrufen könnte, Ba-hafter, der seinen Namen verbirgt entsprechend seiner Verborgenheit. pleyden, ÄHG 332f Nr.138 Abb. 2: Die Völker als Vieh des Hirten Re im Grab Sethos I. (1290-79a), Theben West. Die Vorstellung, dass alle Völker einen einzigen (göttlichen) Hirten haben, Heno- und monotheistische Konzepte in der Levante (Nr. 12-19) Für die Entwicklung hin zu einem nachhaltigen Monotheismus, wie er durch die Bibel in drei Weltreligionen Eingang fand, finden sich außerhalb dieser Schriftsammlung nur wenige Hinweise aus der Levante. Immerhin machen sie deutlich, dass in dieser Region das Denken der Einheit Gottes schon früh eine Selbstverständlichkeit darstellte und dass man insbesondere von den Gottesvorstellungen in Ägypten eine Ahnung hatte. Die biblischen Texte widerspiegeln das ganze Spektrum heno- und monotheistischer Vorstellungen, die uns in dieser Sammlung relevanter Schriften aus Kult, Weisheit und Gesetzgebung, die im Wesentlichen in Jerusalem entstanden sein dürfte, entgegentreten. Nr. 12 Briefe des Abimilki von Byblos (14. Jh.a) Abimilki, der Stadtfürst von Byblos, versucht in seinen Briefen an den Pharao, diesen als rechtmäßigen Herrn über den Libanon anzuerkennen, indem er ihn als Bindeglied zweier Symbolsysteme (Sonnengott/Ägypten und Wettergott/Levante) darstellt. Damit steht er für die in der Levante verbreitete Kultur eines integrativen, kulturübergreifenden Gottesbildes. O König, mein Herr, wie die Sonne, wie Adad am Himmel bist du.

Mein Herr ist die Sonne, die aufgeht über die Länder Tag für Tag nach der Bestimmung der Sonne, seines gnädigen Vaters. Er ist es, der belebt durch seinen milden Hauch und es vermindert, wenn er verborgen ist (oder: und zurückkehrt mit seinem Nordwind). Der versetzt das ganze Land in Ruhe durch die Macht der Hand, der seinen Schall gibt am Himmel wie Adad, so dass erzittert das ganze Land von seinem Schall. EA 149,6f; 147,5-15. Nr. 13 Vertrag von Kadesch (1258a) Dieselbe Verbindung der beiden Symbolsysteme findet sich noch rund hundert Jahre später im Text des Friedensvertrages zwischen Hetitern und Ägyptern nach der Schlacht von Qadesch. Das, was der Sonnengott (Utu bzw. Re) geschaffen hat, und was der Wettergott (Im bzw. Seth) geschaffen hat, für das Land Ägypten und das Land Chatti. EA 149,6f; 147,5-15. Nr. 14-16 Nr. 14 Die Erzählung von der wunderbaren Errettung Jerusalems durch JHWH (spätes 7. Jh.a) Nr. 15 Das «Höre Israel» (spätes 7. Jh.a) Nr. 16 Psalm 82 Nr. 17 Das Moselied (um 600a) Das Lehrgedicht steht in der Tradition der deuteronomistischen Schule (siehe Nr. 14f). Es charakterisiert den Gott JHWH sieben Mal (Zahl der Vollkommenheit) als «Fels». Ihm, dem «Gott der Treue», stehen fremde Götter, neumodische und Dämonen, die gar keine eigentlichen Götter sind, gegenüber. Er allein habe Israel (Jakob) geführt, er allein könne töten und lebendig machen. Die Existenz anderer Gottheiten wird nicht grundsätzlich in Frage gestellt, ja es ist sogar ausdrücklich von Gottessöhnen die Rede, auf die die Reiche der Erde verteilt werden, aber für Israel gibt es keine Alternative zu ihm und unter allen Gottessöhnen nimmt er eine Vorrangstellung ein. Horcht auf, ihr Himmel, ich will reden, die Erde höre die Sprüche meines Mundes! Wie Regen tropfe meine Lehre, wie Tau fließe meine Rede, wie Winterregen auf frisches Gras, wie Spätregen auf Kraut! Denn den Namen JHWHs rufe ich aus: Erweist Größe unserm Gott! Der Fels: vollkommen ist sein Wirken; denn alle seine Wege sind Recht. Ein Gott der Treue und ohne Falschheit, gerecht und gerade ist er! Durch Verkehrtheit hat sich ihm zu Unsöhnen verdorben das korrupte und verdrehte Geschlecht. Wollt ihr so JHWH vergelten, dummes und unweises Volk?! Ist er nicht dein Vater, der dich erworben hat? Er hat dich gemacht und dich gegründet. Denk an die Tage der Urzeit, überdenkt die Jahre, von Generation zu Generation! Frag deinen Vater, er wird es dir erzählen, deine Ältesten, sie werden es dir sagen! Als der Höchste den Völkern das Erbe austeilte, als er Adams Kinder trennte, da legte er fest die Grenzen der Reiche nach der Anzahl der Gottessöhne.

Denn der Anteil JHWHs ist sein Reich, Jakob die Messschnur seines Erbteils. Er fand ihn im Land der Wüst, im Ödland, im Geheul der Wildnis. Er umgab ihn, gab Acht auf ihn, er behütete ihn wie seinen Augapfel. Wie der Geier sein Nest findet, über seinen Jungen flattert, seine Flügel ausbreitet, sie aufnimmt, sie trägt auf seinen Schwingen JHWH allein leitet ihn, kein fremder Gott ist mit ihm. Er ließ ihn einherfahren über die Höhen der Erde, und er aß die Erzeugnisse des Feldes. Er ließ ihn Honig saugen aus dem Felsen und Öl aus den Gesteinsadern, Kuhbutter und Kleinviehmilch samt dem Fett der Lämmer, der Widder, solcher aus Baschan und der Ziegenböcke, samt dem Nierenfett des Weizens; und Blut der Traube, Wein trankst du. Fett wurde Jeschurun und schlug aus. Du wurdest fett, dick, feist! Und er verstieß den Gott, der ihn gemacht, und verachtete den Fels seiner Rettung. Sie ließen ihn eifersüchtig werden durch Fremde, durch Gräuel ärgerten sie ihn. Sie opferten den Dämonen, nicht (wirklichen) Göttern, unbekannten Göttern, neumodischen, die eure Väter nicht verehrten. Den Felsen, der dich gezeugt hatte, vernachlässigtest du, du vergaßest den Gott, der dich geboren hatte. JHWH sah es und ungehalten verwarf er seine Söhne und seine Töchter. Er sprach: Ich will mein Angesicht vor ihnen verbergen, ich will sehen, was ihnen die Zukunft bringt; denn eine verdrehte Generation sind sie, Kinder, in denen keine Treue ist. Sie ließen mich eifersüchtig werden durch einen Nicht-Gott, haben mich gekränkt durch ihre Luftgespinste; so will auch ich sie eifersüchtig werden lassen durch ein Nicht-Volk, durch eine dumme Nation will ich sie verärgern. (Beschreibung des Zornes des gekränkten Gottes JHWH) Er wird sagen: Wo sind jetzt ihre Götter, der Fels, bei dem sie Zuflucht suchten? Die das Fett ihrer Schlachtopfer aßen, den Wein ihrer Trankopfer tranken, die sollen doch aufstehen und euch helfen, sie sollen doch ein Schutzschirm über euch sein! Seht nun, dass ich, ich es bin, kein Gott neben mir! Ich, ich töte und ich mache lebendig, ich zerschlage und ich, ich heile; keiner entreißt es meiner Hand! Denn zum Himmel erhebe ich meine Hand und spreche: So wahr ich ewig lebe! Wenn ich den Blitz meines Schwertes geschärft habe und meine Hand zum Recht greift, dann lenke ich Ahndung auf meine Gegner zurück und vergelte es meinen Hassern. Meine Pfeile lass ich trunken werden von Blut, mein Schwert frisst Fleisch vom Blut der Erschlagenen und Gefangenen, vom Haupt der Fürsten des Feindes. Jauchzt, ihr Völker, seinem Reich! Denn er rächt das Blut seiner Knechte, und Ahndung wendet er auf seine Gegner zurück,

und seinen Erdstrich, sein Reich, reinigt er. Übersetzung: T.S. Lit.: Braulik 1985. Nr. 18 Hymnus auf den einen Gott (6. Jh.a) Nr. 19 Eine Vision Sacharjas (6. Jh.a) Poly-, heno- und monotheistische Konzepte in Griechenland (Nr. 20-##) In Griechenland gibt es drei sehr unterschiedlich Szenen: Zum einen gibt es eine über Jahrhunderte hinweg populäre polytheistische Kultur, die sich in mannifaltigen Kulten, Erzählungen und Bildern niedergeschlagen hat und bis heute zu bezaubern vermag. Typisch für die Griechen ist ihr lockerer Umgang mit dem Pantheon, der Ironie zulässt. Zum andern gibt es eine Philosophenszene, die sich dieser bunten Götterwelt enthoben fühlt und entweder eine in der Welt waltende göttliche Kraft annimmt oder Gott leugnet. Eine dritte, viel weniger bekannte Szene bilden jene, die aufgrund ihres niedrigen sozialen Standes, teilweise auch aufgrund ihres Migratioinshintergrundes, sowohl von den etablierten griechischen Kultvereinen als auch von den Philosophenzirkeln ausgeschlossen waren und einen einzigen, höchsten Gott, der im Licht der Sonne verehrt wurde, als ihren Herrn betrachteten. Nr. 20 Homer (8. Jh.a), Seilziehen zwischen dem höchsten Gott und den Göttern Der Widerstreit der unterschiedlichsten gesellschaftlichen Mächte, verkörpert in der Vielzahl der Götter und die faktische Macht der Geschichte (hier vom Trojanischen Krieg), wie sie sich letztlich durchsetzt als eine all diese Mächte relativierende Größe, verkörpert in Zeus dieser Gegensatz wird von Homer ins verspielte Bild vom Seilziehen der Götter gebracht. Hört mich (Zeus), alle Götter und alle Göttinnen, Dass ich sage, was mir der Mut in der Brust befiehlt! Möge jetzt kein weiblicher Gott und kein männlicher dies versuchen, Dieses mein Wort zu vereiteln, sondern alle zusammen Stimmt bei, dass ich aufs schnellste diese Dinge vollende. Wenn aber auf! versucht es, Götter! dass ihr alle es wisst: Hängt ein Seil, ein goldenes, auf, herab vom Himmel, Und alle fasst an, ihr Götter, und alle Göttinnen! Doch werdet ihr nicht vom Himmel auf den Boden niederziehen Zeus, den höchsten Ratgeber, auch nicht, wenn ihr noch so sehr euch mühtet. Doch sobald auch ich dann im Ernste ziehen wollte: Mitsamt der Erde zöge ich euch hinauf und mitsamt dem Meer; Und das Seil bände ich dann um die Spitze des Olympos, Und in der Schwebe hinge dann das alles. Soweit bin ich überlegen den Göttern, überlegen den Menschen! Ilias 8,5-9.18-27 Übertragung von Wolfgang Schadewaldt Nr. 21-23 Philosophische Texte, folgen Nr. 24 Philo von Alexandrien, Philosophisch-mosaische Synthese Philo (15/10a 40p) interpretiert Mose und das Zelt der Offenbarung platonisch als Mensch, der in Tugendhaftigkeit lebt. Gott ist als einziger ein wirklich Seiender, während alles von ihm Geschaffene nur ein dem Scheine nach existierendes Abbild ist. Durch Trennung vom gemeinen Volk und ein Leben in Tugendhaftigkeit gewinnt der Mensch jedoch Anteil am wahrhaft Seienden. Deshalb (weil Gott dem Menschen erscheint, der aus dem Sterblichen ins Unkörperliche emporgestiegen ist) «nimmt auch Moses sein Zelt und schlägt es außerhalb des Lagers auf» (Ex 33,7) und trennt es weit von dem körperlichen Heere, da er allein auf diese Weise hoffte, ein vollkommener Anbeter und Diener Gottes zu werden. Dieses Zelt aber, sagt er, sei das

des Zeugnisses genannt, mit großer Umsicht, damit (zum Ausdruck kommt, dass) das Zelt des Seienden wirklich existiere, nicht bloß (wie seines) so genannt werde. Denn unter den Tugenden ist Gottes Tugend in Wahrheit, da sie im Sein besteht, da ja auch die Gottheit allein wahrhaftig seiend existiert. Deshalb wird er auch notwendig von ihm sagen: «Ich bin der Seiende» (Ex 3,14), so dass alles, was nach ihm kommt, nicht im Sein ist, sondern nur dem Scheine nach als bestehend angenommen wird. Das Zelt des Moses aber, das symbolisch die menschliche Tugend bedeutet, wird nur der Bezeichnung, nicht aber der Existenz nach gewürdigt, da es nur ein Ab- und Ebenbild jenes göttlichen ist. Über die Nachstellungen, die das Schlechtere dem Besseren zu bereiten pflegt 160 Cohn L./Heinemann I./Adler M./Theiler W., Philo von Alexandria. Die Werke in Deutscher Übersetzung, Berlin 1962, Bd. III, 326f. Nr. 25 Rabbi Chija bar Rabbi Idi von Joppe, Die Lächerlichkeit des Polytheismus In der Tradition deuterojesajanischer Götzenkritik wird die Verehrung einer innerweltlichen Größe als Gottheit der Lächerlichkeit preisgegeben. Gleichzeitig wird Abraham, analog zu den Jünglingen im Feuerofen (Dan 2f), als Märtyrer des Monotheismus dargestellt. Im Gegensatz zu seinem im monotheistischen Glauben nicht gefestigten Bruder Haran überlebt er das Martyrium. Gen 11,28: Und Haran starb vor dem Angeischte Terachs, seines Vaters. Nach Rabbi Chija bar Rabbi Idi von Joppe war Terach ein Götzendiener. Als er einmal ausging und den Abraham als Verkäufer an seiner Statt zurückließ, kam ein Mann und wollte sich ein Götzenbild kaufen. Da sprach Abraham zu ihm: «Mensch, wie alt bist du?» Er antwortete: «50 bis 60 Jahre.» «Wehe dem Mann!», rief Abraham aus, «der 60 Jahre alt ist und ein Bild anbeten will, was nur einen Tag alt ist.» Der Käufer schämte sich und ging seines Wegs. Ein andermal kam ein Weib und trug in ihrer Hand eine Schüssel mit feinem Mehl und sprach zu Abraham: «Geh und bringe es den Götzen als Opfer dar!» Abraham nahm einen Stock, zerschlug alle Götzenbilder und legte dann den Stock in die Hand des größten Götzen. Als der Vater wieder zurückkam, fragte er: «Wer hat das alles getan?» «Was soll ich dir es verleugnen», antwortete Abraham, «es kam ein Weib, brachte eine große Schüssel mit feinem Mehl und sprach zu mir: Bringe es den Götzen als Opfer dar. Das tat ich und da entstand ein Streit unter den Götzen, ein jeder sprach: ich esse zuerst, bis endlich dieser Große aufstand, den Stock nahm und sie zerschlug.» «Was spottest du meiner?» sprach der Vater. «Hören nicht deine Ohren», entgegnete Abraham, «was dein Mund spricht?» Da nahm Terach den Abraham und überlieferte ihn dem Nimrod. Dieser sprach zu ihm: «Wir wollen das Feuer anbeten!» Darauf entgegnete Abraham: «Das kommt eher dem Wasser zu, welches das Feuer löscht.» Nimrod sprach: «So wollen wir das Wasser anbeten.» «Nein, das kommt eher der Wolke zu, die das Wasser trägt.» «Gut, so beten wir die Wolke an.» «Nein, diese Ehre gebührt dem Winde, welcher die Wolken zerstreut.» «So wollen wir den Wind anbeten.» «Nein, das gebührt eher dem Geist.» «Recht, wir wollen den Geist anbeten.» «Nein, das gebührt eher dem Menschensohne, welcher den Geist trägt.» «Wenn du mich nur mit Worten abfertigst», sprach endlich Nimrod, «(so wisse,) ich bete nur das Feuer an. Ich werde dich ins Feuer werfen und es mag dich der Gott, den du anbetest, aus ihm erretten.» Haran stand dabei und war noch voller Zweifel. Er sprach bei sich: Siegt Abraham, so spreche ich: ich bin von Abraham (d.i. ich bin seiner Meinung), siegt Nimrod, so spreche ich: ich bin von Nimrod. Als hierauf Abraham in den Glutofen hinabstieg, um von den Flammen verzehrt zu werden, aber gerettet wurde, fragte man den Terach: «Wem schließt du dich nun an?» Er antwortete: «Dem Abraham.» Da nahm man ihn und war ihn ins Feuer und sein Inneres ging in Flammen auf und so starb er vor dem Angesichte seines Vaters. Das ist nun der Sinn der Worte: Und Haran ging heraus und starb vor dem Angesichte seines Vaters Terach. Midrasch Bereschit Rabba 38,28 Der Midrasch Bereschit Rabba. Das ist die haggadische Auslegung der Genesis, Leipzig 1881, 172f. Nr. 26 Josephus Flavius (37/38 ca. 100p), Gegen Apion 2,167-168 Now there are innumerable differences in the particular customs and laws that are among all mankind, which a man may briefly reduce under the following heads: Some

legislators have permitted their governments to be under monarchies, others put them under oligarchies, and others under a republican form; but our legislator had no regard to any of these forms, but he ordained our government to be what, by a strained expression, may be termed a Theocracy, (20) by ascribing the authority and the power to God, and by persuading all the people to have a regard to him, as the author of all the good things that were enjoyed either in common by all mankind, or by each one in particular, and of all that they themselves obtained by praying to him in their greatest difficulties. He informed them that it was impossible to escape God's observation, even in any of our outward actions, or in any of our inward thoughts. Moreover, he represented God as unbegotten, (21) and immutable, through all eternity, superior to all mortal conceptions in pulchritude; and, though known to us by his power, yet unknown to us as to his essence. I do not now explain how these notions of God are the sentiments of the wisest among the Grecians, and how they were taught them upon the principles that he afforded them. However, they testify, with great assurance, that these notions are just, and agreeable to the nature of God, and to his majesty; for Pythagoras, and Anaxagoras, and Plato, and the Stoic philosophers that succeeded them, and almost all the rest, are of the same sentiments, and had the same notions of the nature of God; yet durst not these men disclose those true notions to more than a few, because the body of the people were prejudiced with other opinions beforehand. But our legislator, who made his actions agree to his laws, did not only prevail with those that were his contemporaries to agree with these his notions, but so firmly imprinted this faith in God upon all their posterity, that it never could be removed. The reason why the constitution of this legislation was ever better directed to the utility of all than other legislations were, is this, that Moses did not make religion a part of virtue, but he saw and he ordained other virtues to be parts of religion; I mean justice, and fortitude, and temperance, and a universal agreement of the members of the community with one another; for all our actions and studies, and all our words, [in Moses's settlement,] have a reference to piety towards God; for he hath left none of these in suspense, or undetermined. For there are two ways of coining at any sort of learning and a moral conduct of life; the one is by instruction in words, the other by practical exercises. Now other lawgivers have separated these two ways in their opinions, and choosing one of those ways of instruction, or that which best pleased every one of them, neglected the other. Thus did the Lacedemonians and the Cretians teach by practical exercises, but not by words; while the Athenians, and almost all the other Grecians, made laws about what was to be done, or left undone, but had no regard to the exercising them thereto in practice. Nichts von dem was ich sagte war den echten Philosophen unter den Griechen unbekannt, noch waren sie unvertraut mit diesen förmlichen Anmaßungen der Allegorie, (die auf solche Dinge angewendet wurde und) die sie zu Recht verachteten. Trotzdem waren sie, was die wahre und gebührende Gotteserkenntnis anbelangt, einer Meinung mit uns. Wie sonst käme es, dass Plato allen anderen Poeten politische Zurechnungsfähigkeit absprach, selbst dem

bekränzten und gesalbten Homer, und zwar, weil er die rechte Gotteserkenntnis durch seine Fabeln nicht hätte zerstören sollen. Nein, Plato eiferte unserem Gesetzgeber in diesem Punkte prinzipiell nach, wenn er seine Bürger beauftragte, dieser Vorschrift ihr Hauptaugenmerk zu zollen: «Dass ein jeder ihre Gesetze genau studieren solle.» Er befahl auch, dass sie Fremden die wahllose Vermischung mit ihrem eigenen Volk nicht erlauben sollen und sah vor, dass sich das Gemeinwesen rein erhalte und nur aus solchen bestehe, wie es das Gesetz vorsah. Apollonius Molo beachtete das überhaupt nicht, wenn er uns diesen Punkt vorwarf, dass wir solche nicht zulassen, die eine andere Auffassung von Gott haben, noch jenen folgen, die sich dazu entschlossen haben, einen way of life zu befolgen, der dem unseren nicht entspricht. Dieses Vorgehen ist keine Eigenart von uns, sonder allen eigen, nicht nur bei den gewöhnlichen Griechen, sondern auch bei jenen Griechen, die die größte Wertschätzung genießen. Die Lakedämonier trieben Fremde sogar weg und ließen Auslandreisen ihrer eigenen Leute nicht zu, weil sie befürchteten, solche Verhaltensweisen könnten zu einer Auflösung ihrer eigenen Gesetze führen. Vielleicht gibt es Gründe, die Lakedämonier für ihre rigide Strenge zu kritisieren, mit der sie Fremden die Privilegien ihrer Stadt vorenthielten und es ihnen verunmöglichten unter ihnen zu weilen. Demgegenüber sind wir, obwohl wir die Nachahmung anderer Einrichtungen nicht für gut befinden, offen für die, die an den unseren Anteil nehmen wollen, was, wie ich denke, ein deutliches Zeichen unserer Menschlichkeit und gleichzeitig unserer Großherzigkeit ist. Paganer Monotheismus in der griechisch-römischen Antike (Nr. 27-28) Rund 300 griechische Inschriften aus dem Raum des östlichen Mittelmeers und des Schwarzen Meers belegen den paganen Glauben an einen höchsten Gott (theos hypsistos). Kein anderer Götterkult ist ähnlich dicht belegt. Er lässt sich bis ins 2. Jh. v. Chr. zurückverfolgen und scheint eher eine Frömmigkeit der unteren Bevölkerungsschichten gewesen zu sein. Der Neuplatonismus beruht aber teilweise auf dieser Frömmigkeit, die dadurch auch für Intellektuelle von Interesse war. Die Verehrung des höchsten Gottes ging einher mit einer asketischen religiösen Moral. Im südrussischen Raum kommen wahrscheinlich persische Vorstellungen einer abstrakten Gottheit dazu. Mit der Ausdehnung der jüdischen Diaspora und der Christianisierung derselben kam es zu vielfältigen Überlappungen der drei Bewegungen. Die Gottesfürchtigen (theosebeis), wie sich die Hypsistianer selbst nannten, orientierten sich organisatorisch an den Juden. Sie übernahmen synagogale Strukturen und hielten den Sabbat. Sie stellten den lokalen Nährboden für die Ausbreitung des Christentums im 2. und 3. Jh. dar. In den der Ausbreitung dieses Kultes dienenden Orakeln von Didyma und Claros finden sich nebeneinander die Namen von Jaho, Christus, Zeus und Äther. Nr. 27 Das Oenoanda-Orakel (spätes 2. Jh.) Das Orakel stellt die bekannte Spitze des Eisbergs antiker, paganer, monotheistischer Frömmigkeit, des Glaubens an einen höchsten Gott, dar. Die ersten drei Verse entstammen platonisch-philosophischer Tradition und wurden auch anderweitig benutzt, unter anderem von Laktanz (Div. Inst. 1,7; um 320), der sie als Beginn eines bekannten, 21 Verse umfassenden Orakels des Apollonheiligtums von Claros zitiert. Die Inschrift aus dem nordlykischen Oenoanda ist somit Teil eines größeren Textes. Der gewählte Ausschnitt zielt auf den liturgischen Sitz im Leben der Inschrift ab, nämlich den Ort des Morgengebetes der Hypsistianer. Sie befindet sich in einem Teil der Stadtmauer Oenoandas, der im Morgengrauen vom ersten Licht der Sonne beschienen wird. Ganz in der Nähe findet sich die Weiheinschrift einer Frau für eine Tonlampe, die sie der höchsten, im Licht erahnbaren Gottheit spendete. Aus sich selbst geboren, ungedacht, mutterlos, unerschütterlich, in keinem Namen enthalten, vielnamig, im Feuer wohnend: das ist Gott ein kleiner Teil Gottes nur wir, seine Engel. Euch, die ihr nach der wahren Natur Gottes fragt, tut er sich kund als Äther, der allsehende Gott, zu dem ihr beten und hinschauen sollt, im Morgengrauen, Richtung Sonnenaufgang. Erstpublikation: Bean 1971:20-22 no.37. Lit.: Mitchell 2002: 82.86-92.

Nr. 28 Die Chaldäischen Orakel Die Chaldäischen Orakel, auch die «Bibel der Neuplatoniker» genannt, sind zur Zeit Marc Aurels (#) in Hexameter gefasste Verse, die, dem Koran nicht unähnlich, ein kosmisches und soteriologisches System offenbaren, in Verbindung mit moralischen und rituellen Anweisungen. Sie werden von einigen antiken Autoren Julian dem Theurgen zugeschrieben. Dieser mochte das Medium sein, dem die Offenbarungen zuteil wurden, die von seinem Vater bzw. seiner Familie aufgeschrieben, gesammelt und verbreitet wurden. Er stand in einer divinatorischen Tradition, die sich heute bis in die prophetischen Texte von Mari (18. Jh. v. Chr.) zurückverfolgen lässt, und in die ein Mohammed (Daten) ebenso gehört wie der illiterate Ismail Emre (1900-1970) von Adana, dem über zweitausend Gesänge offenbart wurden. Die Texte sind nur fragmentarisch, hauptsächlich über Exzerpte bei den spätantiken Philosophen Proclus (#) und Damascius (#) auf uns gekommen. Möglicherweise stammen sie aus Apamea, wo wie in Palmyra ein großer Bel-Tempel das religiöse Zentrum der Stadt markierte und bis heute vom babylonischen Geisteserbe im westlichen Teil des Vorderen Orients zeugt. ### Erstpublikation: Kroll, 1894; zuletzt: Majercik 1989. Lit.: Theiler 1942; Athanassiadi 2002. Nr. 32 More, Monotheismus Texte zur modernen Monotheismusdebatte (Nr. ) Nr. 33 Karl Budde, Auf dem Wege zum Monotheismus (1910) Der in Marburg lehrende Karl Budde ist ein Vertreter der religionsgeschichtlichen Schule unter den Alttestamentlern, der die Erkenntnisse der Archäologen des 19. Jh., insbesondere der von ihnen zu Tage geförderten Textquellen des Zweistromlandes, für seine Wissenschaft fruchtbar zu machen versuchte. In seiner Rektoratsrede von 1910 bekennt er sich zur Monotheismusfrage als Kernproblem seiner Wissenschaft und zu einem evolutionistischen Lösungsansatz, der einer minutiösen historischen Rekonstruktion bedarf. Seine eigene, im Rückblick betrachtet überraschend klarsichtige Rekonstruktion basiert in dem hier nicht abgedruckten Teil der Rede außer auf den ihm zugänglichen Fakten, das assyrisch-levantinische Verhältnis betreffend, auch auf Analogien aus dem deutschen Verhältnis zu Frankreich. Der opferreiche deutsch-französische Krieg (Schlacht bei Sedan!) liegt gerade mal eine Generation zurück und der erste Weltkrieg steht vor der Tür. Dieser führt nicht zuletzt dazu, dass die Forschungen der religionsgeschichtlichen Schule erst Jahrzehnte später wieder aufgegriffen und fortgeführt werden (siehe Nr. ##). Dargeboten werden hier Anfang und Schluss der Rede in ursprünglicher Orthographie. Das grosse Problem unsres Forschens ist und bleibt das Werden des Monotheismus, jener gewaltigen Errungenschaft oder Erleuchtung der Menschheit keins von beiden ist im Grunde ohne das andere denkbar dass sie gelernt hat, die ganze Welt aus einer einzigen, persönlichen Fülle der Weisheit und Macht herzuleiten und zu begreifen, und ihre Regierung und Versorgung von einem einzigen vollkommenen Willen zu erwarten und entgegenzunehmen. Einmal nur ist dieser Weg in selbständiger Entwicklung zurückgelegt worden, in dem Volke Israel, von dem das Alte Testament uns die Kunde bewahrt hat. Wie das möglich wurde, welches die Kräfte waren, die dabei in Wirksamkeit traten, welches die einzelnen Stationen, über die dieser Weg nach Gottes Willen und unter seiner Leitung zum Ziele führte, das ist im Grunde das A und O unsres Forschens. Nun könnte es freilich nach dem Stande der Ueberlieferung scheinen, als wenn diese Frage gegenstandslos wäre. Hat doch nach den Nachrichten des Alten Testaments schon Mose und durch ihn das Volk Israel in seinen ersten Anfängen die volle monotheistische Erkenntnis besessen. Und nicht durch stufenweis fortschreitende Arbeit und Erfahrung vieler Geschlechter hätten sie sich ihrer bemächtigt, sondern in einem Augenblick gleichsam wäre sie ihnen in den Schooss gefallen, durch eine Eröffnung Gottes selbst, eine Offenbarung im Sinne der schlichten Mitteilung durch das Werkzeug der Sprache. Dass die Überlieferung so lautet, versteht sich von selbst; denn das Alte Testament ist das Heilige Buch der jüdischen Gemeinde, in einem solchen aber stellt sich die endliche Erkenntnis der religiösen Gemeinschaft stets als eine einheitliche und unveränderliche dar. Der abschliessende Bestand wird regelmässig schon in die ersten Anfänge zurückverlegt, weil man die Gottheit als keiner Wandlung fähig erkennt und ihre Offenbarung nur als eine vollkommene und darum einheitliche zu begreifen vermacht. Aber vor der geschichtlichen Untersuchung hält diese Vorstellung nicht Stich. Gott lässt nun einmal seinen Menschenkindern nichts Grosses ohne Mühe und Arbeit zufallen, am wenigsten auf religiösem Gebiete, wo jeder echte Besitz