Begegnung zwischen Maria und Sara

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Begegnung zwischen Maria und Sara Autorin: Hiltrud Schrudde Was hat er gesagt? Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn gebären Wie soll das geschehen? - Das kann doch nicht sein! Ich habe geträumt, alles nur geträumt. Hah! Phantasie. (Maria lächelt, sie richtet sich wieder auf, erhebt sich, über sich selbst lächelnd sagt sie: ) Das kann ja nicht wahr sein (Ihre Miene verfinstert sich, sie ruft erschrocken aus:) Nein! Das darf nicht wahr sein. Aber es war ein Engel, der dies verkündete Nein, nein, ich kann es nicht glauben! (Sie fällt in sich zusammen, kauert sich wieder hin, schüttelt verzweifelt den Kopf. Wieder dringen Worte aus ihrer Erinnerung:). der Heilige Geist wird über dich kommen, die Kraft des Höchsten wird dich überschatten Über-schat-ten? Was bedeutet das nur? Das kann doch alles nicht wahr sein! Das ist doch völlig unmöglich! (Maria legt beide Hände vors Gesicht, ihre Schultern zucken Ein alte gebeugte Frau kommt, beugt sich zu Maria und legt ihre Hand auf Marias Schulter, streichelt sie. Maria blickt vorsichtig auf und schaut die alte Frau erstaunt an. Mit sanfter, aber starker Stimme sagt die alte Frau:) Es ist wahr, liebe Maria, auch wenn du es nicht verstehst und dir nicht erklären kannst. Bei Gott ist nichts unmöglich! Das habe ich doch gerade schon einmal gehört der Engel sagte es.

Wer bist du, dass du so zu mir sprechen kannst? Ich bin Sara, die Frau von Abraham. Du hast sicher von mir gehört. Sara? Aber du bist doch schon lange tot! Bist du es wirklich? Ja, ich bin es. Ich kann verstehen, dass du dir nicht vorstellen kannst, wie das gehen soll. Vertraue einfach, Gott hat dich auserwählt. Er lässt dich nicht allein, er wird dir zur Seite stehen. Aber wieso gerade mich? Er hätte doch so viele andere auswählen können. (Maria hält inne und schaut Sara fragend an. Sie steht auf. Dann bricht es aus ihr heraus:) Oh Sara, was ist mit meinem Verlobten? Wie soll ich das meinem geliebten Joseph erklären? Was verlange ich da von ihm? Wie kann er mir das glauben? Wie soll ich das nur schaffen? Ich bin noch so jung. Der Engel sagte so leichthin fürchte dich nicht Aber ich mache mir Sorgen, habe Angst, große Angst! Ein Kind jetzt und Joseph? Was wird er sagen? Und wenn er geht und mich verlässt? Was wird dann aus mir und dem Kind? Verzage nicht. Vertrau auf Gott, er ist bei dir und bleibt bei dir. Das sagst du so einfach: vertrau auf Gott, er wird dir zur Seite stehen. Aber hier und jetzt bin ich doch allein, muss alles allein durchstehen. Wo ist er denn da, wenn ich verzweifelt bin? Wo steht er mir zur Seite? Wie spüre ich das? (Sara berührt Marias Schulter, drückt sanft, beide setzen sich.)

Lass deine Sorgen und Befürchtungen einfach los! Du weißt doch gar nicht, was sein wird. Zweifelst du so sehr an Joseph? Hast du denn noch keinen Moment an seine Liebe geglaubt, dass er für dich da ist und bei dir bleibt, egal was passiert? Spürst du denn nicht wie Gott ganz nah bei dir ist in der Liebe eines Menschen? (Maria ist betroffen, als sie das hört. Aber sie richtet sich wieder auf, ihr Blick wird fester. Nachdenklich sagt sie:) Dass er bei mir bleiben könnte, mich weiter lieben würde und mir vertraut, daran habe ich bisher nicht wirklich geglaubt. Wenn das so sein sollte, ja, dann spüre ich wohl Gott, dann hält er wohl seine schützende Hand über uns. Ja, jetzt verstehe ich, was du meinst. Ich muss es einfach auf mich zukommen lassen, mich einlassen, auf das, was kommen wird. Gott wird irgendwie bei mir sein, wo und wie auch immer. Ach Sara, du bist eine so starke Frau. Du hast so viel geschafft und ertragen. Aber ich? Ich bin so erfüllt von Sorge. Du hast alles mit Leichtigkeit und Stärke gemeistert, hast dich nicht von Ängsten und Zweifeln plagen lassen. (Sara, die bis dahin weit abgerückt und erhaben wirkte, durchzuckt es, sie scheint wirklich lebendig geworden zu sein. Sie steht auf. Deutlich temperamentvoller, mit erstauntem Blick sagt sie:) Du glaubst, dass ich niemals Angst hatte, zweifelte, mich sorgte? Aber natürlich, Maria! Was denkst du? Davon steht nichts in der Schrift geschrieben, ich weiß - aber sollte es? Wenn uns etwas gelingt, denken wir dann noch an all die Sorgen, Ängste und Zweifel? Wir vergessen sie und sehen nur noch stolz auf das, was wir erreicht haben und erfreuen uns daran.

Ich weiß, ich kann gut reden. Der Ausgang meiner Lebensgeschichte ist hinlänglich bekannt, schön bereinigt von all meinem Kleinmut. Für dich liegt alles noch vor dir und du weißt noch nicht, wie es dir ergehen wird. Als ich noch vor meinen Prüfungen stand, da war ich nicht immer so stark, wie du dir das vorstellst, ich habe mich oft gesorgt, Angst gehabt, gezweifelt. Aber ich will dir erzählen, wie es sich damals wirklich zugetragen hat. Du weißt sicher, dass Gott Abraham Nachkommen versprach, aber mir war das Glück nicht vergönnt. Die Jahre vergingen und nichts geschah, außer dass ich immer älter wurde und schließlich zu alt dafür war. Da entschloss ich mich, es so zu tun, wie es in so einem Fall üblich war. Ich schickte meine hübsche und tüchtige Magd Hagar, die mir sehr verbunden war, zu Abraham, damit die Prophezeiung in Erfüllung gehen könne. Ach ja, es geschah, wie es verhießen war. Hagar wurde schwanger, Abraham würde endlich Vater werden. Aber Maria, wenn du wüsstest, wie schwer dies für mich war. Zu wissen, dass er eine andere Frau in seinen Armen gehalten, sie gespürt und geliebt hatte wie schnürte es mein Herz ein! Ich hatte solche Angst, in seinem Blick die Sehnsucht nach Hagar zu erkennen; ich ging mit niedergeschlagenen Augen an ihm vorbei, voller Sorge ihm nicht mehr zu genügen War es töricht von mir, seiner Liebe und Zuneigung so wenig zu vertrauen? Heute frage ich mich das, aber damals, da war in mir nur noch die Sorge, ihn zu verlieren. Und Hagar spürte meine Eifersucht, die sie wachsen ließ. Vorbei war es mit ihrer Verbundenheit, sie fühlte sich als meine Herrin, gewachsen mit der Frucht meines Mannes. Eines Tages stand Hagar vor mir, lachte mich aus und wollte mir nicht mehr zu Diensten sein. Ich wurde so wütend, plötzlich spürte ich wieder Kraft in mir, ich lief zu Abraham und stellte ihn zur Rede. Du lässt zu, dass mir solch ein Unrecht geschieht? schrie ich ihn an. Ich war endlich nicht mehr klein und niedergeschlagen, sondern wild, entschlossen, alles zu versuchen, um wieder ins Recht gesetzt zu werden. Ich drohte Abraham: Dieses Unrecht soll auch dir wiederfahren. Gott entscheide zwischen dir und mir! Erschrocken blickte Abraham mich an, so hatte er mich noch nie erlebt. Er zögerte keinen Moment und überließ mir Hagar, die ich von nun an streng und hart behandelte. Da war ich stark, ungeheuer stark. Brauchte ich die Angst, um so stark zu werden? Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich meine Stärke genoss und von da an nicht mehr von ihr ließ.

Du meinst, dass du erst erfahren musstest, wie es ist ängstlich und niedergeschlagen zu sein, um zu wachsen und stark zu werden? Ja, vielleicht, war es notwendig, das so zu erleben, um zu erkennen, dass der Weg der Angst, des Kleinmachens, der Mutlosigkeit kein Weg ist, um sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen. Ja, ich verstehe, die Angst gehört dazu, ich darf mich nur nicht von ihr kleinkriegen lassen. Ich muss sie überwinden, darüber hinauswachsen. Aber, wie ging es denn dann nochmal weiter bei dir? (Sara setzt sich.) Dein Erleben heute erinnerte mich daran, wie es mir einige Jahre später etwas ähnlich erging wie dir. Ich war schon sehr alt, ungefähr 90 Jahre, und lebte mit Abraham schon lange zusammen wie Bruder und Schwester, da kamen eines Tages plötzlich und unerwartet 3 Männer als Gäste zu uns. Wir bewirteten sie und taten alles, damit sie sich bei uns gut und aufgehoben fühlten. Während ich mich ins Zelt zurückgezogen hatte, hörte ich, wie der Herr zu Abraham sagte: In einem Jahr komme ich wieder zu dir, dann wird deine Frau Sara einen Sohn haben. Maria, überlege dir das mal, ich war 90 Jahre alt, eine uralte, vom Leben gezeichnete und verbrauchte Frau, eigentlich am Ende ihres Lebens angelangt und der Herr sagt, ich bekäme noch ein Kind? Ich sollte nach unendlich langer Zeit noch einmal das Glück der Liebe erfahren? Das war so unglaublich, dass ich einfach nur noch leise gelacht habe. Vielleicht waren es Zweifel, wie sollte das gehen; vielleicht war es auch Freude und Genugtuung, dass ich nach so langer Zeit, noch mehr ins Recht gesetzt wurde. Nicht Hagars Sohn, sondern mein Sohn würde der verheißene Nachkomme sein, mit dem Gott seinen Bund schließen würde. Als der Herr mein Lachen hörte, weißt du, was er da fragte? (Sara wendet sich wieder Maria zu.)

Nein. Was denn? Ist beim Herrn etwas unmöglich? (Maria sieht sie erstaunt an und lächelt.) Ja, diesen Satz hast du eben auch gehört Bei Gott ist nichts unmöglich! und du begreifst, was ich damals erst langsam begriff, der Herr war bei uns eingekehrt. Ich weiß nicht, ob er es selber war oder: waren es seine Boten? Er war jedenfalls irgendwie da, verkleidet, für mich nicht erkennbar, ich habe es nicht mal gespürt. Gott war da, ohne dass ich es merkte wie seltsam! Keine Fanfarenklänge, kein Feuer, kein Sturm und Brausen. Er kam als Fremder, als Gast, plötzlich und unerwartet. Und setzte mich ins Recht und auch Abraham: die Verheißung wurde erfüllt. Ein Jahr später gebar ich wie verheißen - meinen Sohn Isaak. Maria, ja ich habe gezweifelt, auch da und glaube mir, es war nicht einfach, in meinem hohen Alter ein Kind großzuziehen. Hast du von meinen Nöten jemals gehört? Dazu schweigt die Schrift. Aus Isaak ist ein großartiger Mann geworden, so habe auch ich vergessen, wie schwer es oft für uns war. Erst jetzt, wo du meinen Trost brauchst, erinnere ich mich wieder. Also, schäme dich nicht deiner Sorgen und Zweifel sie gehören dazu und sie sind wichtig. Sie helfen dir, aufmerksam zu sein, Vorsicht walten zu lassen. Du darfst sie nur nicht wachsen lassen, deine Angst darf nicht größer werden als du selber bist, denn dann beherrscht du sie nicht mehr, sondern sie beherrscht dich. Du wirst immer kleiner werden unter ihr, schrumpfen und irgendwann erdrückt sie dich. Glaubst du denn, dass ich es schaffen kann? (Beide stehen auf.)

Vertrau auf Gott er hat dich erwählt unter allen Frauen, dich und keine andere. Und glaube mir, er weiß, warum! Er weiß so wie es aussieht besser um deine Stärken und deine Kraft als du! Du kannst sowieso nicht weglaufen vor deinen Aufgaben. Sie sind gestellt, das bleibt. Wenn du sie mit ängstlichem Herzen angehst, dann wird dir die Kraft und die Stärke fehlen, die du brauchst, um es gut zu machen. Nimm deine Aufgaben an und setze deine ganze Kraft, deine Liebe und all dein Können ein, um die Aufgaben, die dir gestellt sind, zu lösen. Du wirst es schaffen! Vertraue auf Gott, er ist bei dir! (Sara legt ihren Umhang ab und geht. Maria hat sich aufgerichtet, sie steht stark und selbstbewusst da, sie lächelt erleichtert.) Ja, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe, wie der Engel es gesagt hat. (Maria legt ihren Umhang ab und geht. Das Licht im Kirchenraum bleibt aus. Zwei Männer kommen, packen die Umhänge und Mäntel weg und schweigen. Sie kommen kurz ins Gespräch über das gerade Gehörte und ziehen ihre Lehren für die heutige Zeit.) Themengottesdienst: Der unerwartete Gast Das Gespräch wurde als Dialog aufgeführt. Maria erschrak, der Engel sagte: Fürchte dich nicht Das imaginierte Gespräch zwischen Maria und Sara! Es geht um die Heranführung an die Angst. Die Angst gehört zum Leben, sie beschützt uns, wir müssen mit ihr umgehen. Wir haben alle die Gabe des Wachstums, wir lassen uns von der Angst nicht herunterdrücken, wir beachten sie und können so über uns hinauswachsen. Text: Hilturd Schrudde Dorothea-Petersmann-Weg 7 48147 Münster hiltrud.schrudde@espirion.de