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Transkript:

Abb. 2004-2-11/063 Fr. Wilhelm Kutzscher, Dresden-Deuben u. Schwarzenberg i. Sachsen, ehem. August Riecke, Sprechsaal 1907, Nr. 2, S. V. Marc Christoph, SG Oktober 2004 «Oisons dans un mouchoir noué» - Vögel in einem Taschentuch als Deckeldose: Pressformen von F. W. Kutzscher, Deuben bei Dresden für Vallérysthal um 1890?, für Riihimäki um 1939? Die Rolle der Gießereien von Pressformen [Du rôle joué par les fonderies] Fragen und Hypothesen zur Zeichnung eines Musters aus der Cristallerie de Vallérysthal (Frankreich), das als Zuckerdose 1939 von Riihimäki (Finnland) gefertigt wurde Walscheid ist ein kleines Dorf, rund 3,5 km entfernt von Vallérysthal en Moselle. Wir haben dort 1995 unsere Kollektion von Opalines ausgestellt, die damals ungefähr 200 Stücke zählte. (siehe Artikel des «Républicain Lorrain» vom 12.11.1995). Damals waren die «Opalines de foire» noch nicht in Mode. historischer Forschung zur Erhaltung der Geschichte der Glasmacher durch den Erwerb von Objekten, die eine gewissen Handelswert bekommen könnten. Abb. 2004-4/025 Glasmacher Joseph Zolger aus Walscheid und Fabienne Christoph Abb. 2004-4/024 Ausstellung in Walscheid bei Vallérysthal 1995 «Républicain Lorrain» vom 12.11.1995 rechts Fabienne Christoph mit der Sammlung Opalines Trotz des ausgezeichneten Empfanges der Stadtverwaltung waren die Wirkungen dieser Initiative im Vergleich zur aufgewandten Energie sehr begrenzt. Sehr wenige Kontakte hatten eine effektive Folge. Die Ausstellung von Modellen aus Vallérysthal und Portieux hatte wenigstens eine sichere Konsequenz: sie weckte das Interesse neuer Liebhaber und das Interesse nach Einen Kontakt gab es jedoch mit einem alten Glasmacher der Cristallerie de Vallérysthal, der in Walscheid ansässig ist. Er war Drechsler der Holzformen von form-geblasenen Gläsern [moules en bois pour le soufflé tourné]. Dieser autodidaktische Großvater, von Leben sprühend und mit Leidenschaft für seinen Beruf, empfing uns einige Tage nach der Ausstellung sehr liebenswürdig. Seite 24 von 294 Seiten pk-2004-4-1 Stand 30.11.2004

Er dachte, wir könnten die Sachen einschätzen, die er hatte, und er vertraute uns einige Stücke an, darunter eine Zuckerdose aus Opalinglas, einige Objekte aus gepresstem Glas und Druckplatten aus Kupfer / Messing [plaques d impression en cuivre] für die Blätter, die mit «Bitumen de Judée» bedeckt wurden, um bei der Dekoration von Gläsern durch die Gravur mit Flußsäure [l acide fluorhydrique] verwendet zu werden. Außer diesen Zeugnissen zur Situation der Kristallerie zur Zeit ihrer teilweisen Stilllegung bot er uns eine Sammlung von Blättern [ensemble de feuilles] an, die er Reproduktionen nannte. Die Zeichnung der Objekte, Salzfässer, Zuckerdosen oder Schalen auf der Rückseite dieser Blätter waren weiß auf einem blauen oder beigen Grund. Die Technik der Herstellung dieser Dokumente gab nicht den richtigen Eindruck wieder [ne concerne pas l impression proprement dite], aber sie erschienen wie die Dokumente der Architekten, die sie als «photocalque»bezeichneten und mit der sie ihre Pläne kopierten [SG: Blaupausen]. Die ursprüngliche Zeichnung auf transparentem Pergament wird gegen einen Papierbogen gehalten, der auf Belichtung reagiert. Die Kopie der Zeichnung wird fixiert durch Dämpfe von Ammoniak. Die Rückseite eines solchen Dokuments ist also weiß wie das Papier. ENTWURF. EIGENTUM DER FIRMA FR. WIL- HELM KUTZSCHER. DEUBENER GLASFORMEN FABRIK, MASCHINENFABRIK UND EISENGIES- SEREI. DEUBEN-DRESDEN. Ein zweiter Stempel vermerkte: Diese Zeichnung darf weder copirt, noch dritten Personen, insbesondere zum Zwecke anderweiter Benutzung mitgeteilt werden. 43 des Gesetzes vom 11. Juni 1870 [SG: Gesetz zum Schutz des Urheberrechts im Deutschen Reich vom 11. Juni 1870] Abb. 2004-4/027 Deckeldose als Vögel in einem Taschentuch Rückseite mit zwei blauen Stempeln Zeichnung für Verreries de Vallérysthal, Nr. 3661 Maschinen- und Formenfabrik F. W. Kutzscher GmbH, Dresden-Deuben, um 1890? auf der Rückseite ist eine Bleistiftskizze, die die Kerbe für einen Zapfen des Deckels zeigen soll, der ihn am Verrutschen auf der Dose hindert Sammlung Christoph Abb. 2004-4/026 Deckeldose als Vögel in einem Taschentuch Rückseite mit Stempel (vgl. Stempel Abb. 2004-4/027) Zeichnung für Verreries de Vallérysthal, Nr. 3661 Maschinen- und Formenfabrik F. W. Kutzscher GmbH, Dresden-Deuben, um 1890? auf der Rückseite ist eine Bleistiftskizze, die die Kerbe für einen Zapfen des Deckels zeigen soll, der ihn am Verrutschen auf der Dose hindert Sammlung Christoph Auf einem dieser Dokumente war mehr oder weniger deutlich ein Stempel mit blauer Tinte mit dem folgenden Text: Stand 30.11.2004 pk-2004-4-1 Seite 25 von 294 Seiten

Es ist zu notieren, dass diese Stempel mit dem Hinweis auf das Eigentum der repräsentierten Projekte sich systematisch auf jedem Blatt wieder finden, so auch auf unregelmäßig beschnittenen Blättern, die aus größeren Dokumenten stammen könnten [même sur les éléments qui paraissent, vu leur forme irrégulière, provenir de documents plus importants en dimension]. Ein einziges Dokument mit der Zeichnung einer Fußschale trug auf der Rückseite einen Stempel: «A. GEISSLER GLASFORMENFABRIK RADEBERG. i. Sa.» [SG: siehe nächste Seiten Abb. 2004-4/035 u. /036] Genauere Hinweise - wo es sie gibt - sind handschriftlich auf der Rückseite der Dokumente in Deutsch. Alle gezeichneten Objekte haben eine Nummer, mit Ausnahme der Schale des Unternehmens A. Geissler. Von den Objekten Salzfässer, Zuckerdosen, Brotkörbe mit Henkeln oder Fußschalen [salerons, de sucriers, de paniers à anse ou de coupes] war uns keines bekannt, mit Ausnahme eines einzigen. Es stellte ein Taschentuch dar, aus dem die piependen Köpfe von Vögeln / Gänschen herausschauen. [mouchoir noué duquel émergent les têtes d oisons piaillant] Vier Köpfe sind zu sehen. Die Nummer unter der Zeichnung lautet «3661». dient, den Deckel auf der Basis der Dose passend festzuhalten. Das Glas und die Zeichnung werfen Fragen auf: Die Firma Kutzscher war in Dresden, Deutschland, 1796 km entfernt von Riihimäki in Finnland und 761 km entfernt von Vallérysthal in Frankreich, das wiederum von Riihimäki2231 km entfernt ist. Wie kam eine Verbindung zwischen den beiden Glaswerken und der Maschinenfabrik in Dresden zustande? Abb. 2003-1-11/017 u. Ausschnitt Kuvasto Pressglas Riihimäki 1939 Tafel 35, Zuckerschalen und Kännchen, 2. Reihe Nr. 5652, Deckeldose Vögel in einem Taschentuch Reprint 1993, Sammlung Peltonen Abb. 2004-4/028 Deckeldose als Vögel in einem Taschentuch aus Ferson, Yesterdays Milk Glass Today, S. 27, Abb. 97 Dieses Muster ist uns gut bekannt von der Tafel 35, Zuckerdosen und Sahnekännchen aus einem Musterbuch der Glasfabrik Riihimäki in Finnland aus dem Jahr 1939. Das fotografierte Glas trägt die Nummer «5652». Es ist das einzige bildhafte Objekt dieser Tafel. Frank Chiarenza hat dieses Glas in der Pressglas- Korrespondenz 2003-4 (Dezember 2003) in einem Artikel behandelt. Chiarenza hat darauf hingewiesen, dass diese Zuckerdose bereits 1981 im Buch «Yesterday s Milk Glass Today» von Regis und Mary F. Ferson als Nummer 97 auf Seite 27 gezeigt wird. (siehe Kopie aus der 2. Auflage des Buchs von 1987) Der Kommentar der Autoren beschreibt den Charme des Glases und dass der Hersteller unbekannt ist. Die Autoren erwähnen wegen des Motivs einen wahrscheinlichen Ursprung in Frankreich. Auf der Fotographie aus dem Buch der Fersons kann man links gut eine Kerbe erkennen, die dazu Für eine Chronologie kann man sich auf die beiliegenden Dokumente stützen [Vous vous appuierez pour cela sur les documents joints pour lesquels vous tacherez de fixer une chronologie]. Seite 26 von 294 Seiten pk-2004-4-1 Stand 30.11.2004

Auch wenn die in Vallérysthal gefundenen Dokumente die Vorgänger der Zeichnung im Musterbuch von Riihimäki wären (benutztes Papier, Technik der Reproduktion, Texte und Bezug des Textes auf ein Gesetz des Jahres 1870) erlauben sie nicht, ein genaues Datum festzulegen. Das Musterbuch stammt von 1939, aber man weiß nicht, ob dieses Modell in Riihimäki nicht schon lange vorher produziert und in einem heute noch unbekannten Musterbuch abgebildet wurde. Die Lebensdauer eines Modells aus Kupfer / Messing beträgt mehrere Jahrzehnte, wie bei den Pressformen in Vallérysthal und Portieux, wo noch täglich Pressgläser in den alten Pressformen hergestellt werden. Das ist nicht charakteristisch für den Bereich außerhalb unserer Grenzen, besonders für die USA. Ist die im Buch von R. und M. Ferson abgebildete Zuckerdose identisch mit der Zuckerdose aus dem Musterbuch von Riihimäki? Sind die beiden Zuckerdosen identisch mit der Zeichnung der Gießerei in Dresden? Wenn der Durchmesser von 6,2 cm der Basis der Dose entsprechen würde, wenn er überhaupt auf den Zeichnungen gemessen werden könnte, würde uns das keinen Beweis erlauben, dass sie identisch sind. Bei einer Zuckerdose, die teuer bei ebay versteigert wird, wissen wir nicht, wie gemessen wurde. Wir wissen auch nicht, ob sie eine Marke trägt. Genau so ist uns auch nicht möglich, eine Übereinstimmung mit dem Modell aus dem Buch der Fersons festzustellen. Die Schwierigkeit, die Übereinstimmung zwischen dem Objekt und seinen Darstellungen festzustellen, führt zu folgenden Überlegungen: angenommen, dass das gezeichnete Modell der Gießerei in Dresden wahrscheinlich das Vorbild einer ähnlichen Produktion in Riihimäki ist, wurde es kopiert von der Zeichnung der Gießerei? War diese Gießerei die einzige in dieser Epoche? Hat sie eine andere Gießerei beauftragt, für sie die Pressformen anzufertigen, angeleitet durch ein [plastisches Arbeits-]modell oder eine grafische Darstellung der Gießerei? Diese Fragen bleiben - ohne weiteres Material - für immer ohne Antworten. [Ces interrogations demeureront, faute de matériel à étudier, sans réponses.] Die Wahrscheinlichkeit einer Verbindung zwischen der Gießerei aus Dresden und der Glasfabrik in Finnland bleibt jedoch wichtig, Diese kommerzielle Verbindung könnte länger bestanden haben oder nur in bestimmten Perioden - in diesen Zeiten waren die Gesetze über die Urheberschaft von Mustern nicht so streng. [qu elle ait été directe et de nature commerciale ou liée aux aléas d une période historique mouvementée et à l absence de dépôt légal ou de contrôle concernant le plagiat.] In dieser Hinsicht ist es nicht unwichtig, darauf hinzuweisen, dass das in Vallérysthal gefundene Dokument - nach dem auf der Rückseite erwähnten Gesetz von 1870 - bis zum Ende der deutschen Besetzung von Lothringen 1918 entstanden sein kann. Das deutsche Unternehmen kann sehr wohl Handelsbeziehungen mit der Cristallerie an der Mosel in dieser Epoche unterhalten haben. Nichts deutet darauf hin, dass die Kontakte in dieser Epoche oder nach Schluss der Besetzung unterbrochen wurden. Der Katalog aus Finnland ist 1939 datiert. Vielleicht war das Modell schon lange im Besitz der Glasfabrik Riihimäki? Oder gab es eine Verbindung zwischen den Glasfabriken Vallérysthal und Riihimäki? Nichts erlaubt uns diese Feststellung und wir glauben, dass es keine gegeben hat. Welche Verbindungen dieses Modell betreffend hat es schließlich gegeben? [Pour quelle raison du reste, concernant ce modèle y aurait-il eu une relation?] Diese bisher unveröffentlichten Dokumente über die Produktion der Formen-Gießereien verpflichten uns, gewisse Vorstellungen gründlich zu überprüfen. An erster Stelle, scheint uns diese Frage wichtig: Welche Cristallerien hatten ein eigenes Entwurfs-Büro, das ihnen grafische und dreidimensionale Original- Modelle anzufertigen möglich machte? Was wissen wir über die «salles des modèles»? Vallérysthal hatte einen «salle des modèles». Ich habe mit dem Glasmacher, der mir die Zeichnungen der Gießerei aus Dresden anvertraute, die Modelle aus Gips [modèles de plâtre] gesehen, die mit großer Sicherheit den 1930-er Jahren zugewiesen werden können. [SG: siehe Franke 1990, Abb. 990-993, Gipsmodelle im Firmenarchiv Portieux: MB Portieux 1933, Pl. 324, Nr. 6658, Charlot, Nr. 1111 u. 2222, Bon hôtelier] Welche Cristallerien hatten in ihrem Betrieb eine eigene Formengießerei, die Entwürfe machen und Pressformen [matrices et moules] anfertigen konnten? Welche Cristallerien hatten Gießereien als Entwerfer und Hersteller der Pressformen eingesetzt? [Quelles sont les cristalleries ayant été démarchées par des fonderies conceptrices et productrices de moules?] Denn dies ist der neuartige Beitrag der präsentierten Dokumente: nicht alle Kristallfabriken unterhalten den gleichen Bericht über ihre Produkte, die von ihnen kommen und die durch einen Stil ihre Identität definieren. [toutes les cristalleries n entretiennent pas le même rapport avec les productions qui s y attachent et qui définissent leur identité au travers d un style.] Man muss bei der einen oder anderen eine größere oder geringere Selbständigkeit hinsichtlich der Schaffung von Modellen feststellen, an denen sie im Laufe der Jahre zu erkennen sind. [... qu ils se sont chargés, des années durant, de diffuser et par lesquels ils se sont fait connaître et pour mieux dire ont été reconnus.] Einige waren selber Entwerfer der von ihnen hergestellten und auch verkauften Modelle. Andere entwarfen ihre eigenen Modelle - als grafische oder auch plastische Darstellung - und vertrauten die Verwirklichung der Pressform in einer besonderen Gießerei an. Baccarat bewahrte die Entwürfe von produzierten Stücken in seinen Archiven (dort sind Abbildungen zu sehen). Einige Modelle aus Gips von Vallérysthal sind in seinem Ar- Stand 30.11.2004 pk-2004-4-1 Seite 27 von 294 Seiten

chiv in der Ruine erhalten [ont échappés à la ruine]. So waren gewisse Kristallfabriken auch von den Diensten ausländischer Unternehmen abhängig (in den zwei Bedeutungen des Ausdrucks, was das studierte Beispiel betrifft), was besonders die Anwesenheit dieser Entwürfe in Vallérysthal zeigt [se sont donc attachées les services d entreprises étrangères]. Abb. 2004-4/029 Gipsmodelle in Portieux um 1980 Franke 1990, Abb. 990, 991 Charlot und Bon hôtelier ligne et le style de certaines cristalleries]. Diese immer wiederkehrende Frage könnte hier gut ihre Erklärung finden. Vallérysthal hatte ohne Zweifel Kontakt zu der Gießerei in Dresden, auch wenn es das vorgeschlagene Modell «3661» nicht bestellt hat. Abb. 2004-4/030 Gipsmodelle in Portieux um 1980 Franke 1990, Abb. 992, 993 Ohne Zweifel ist die Wahrheit nicht immer so aufgeteilt wie hier: die Rolle des Entwerfers konnte sehr gut aufgeteilt werden [Sans doutes la vérité n est elle pas aussi tranchée que cela: le rôle de concepteur pouvant très bien avoir été partagé], je nach Gelegenheit, Periode und Bedarf, zwischen den Glasfabriken und den Entwerfer-Gießereien von Original-Modellen. Eine Detailskizze auf der Rückseite des Entwurfs der Zuckerdose «3661», die wir «Gänschen in einem geknoteten Taschentuch» [oisons dans un mouchoir noué] nennen würden, erlaubt zu denken, dass der Entwurf zwischen zwei Instanzen ausgetauscht wurde: zwei mit einem Bleistift gezeichnete Kreisbögen scheinen klar die für die gute Positionierung des Zapfens im Deckels erforderliche Kerbe auszudrücken. Das ist auf der Zuckerdose im Buch der Fersons sehr gut sichtbar dargestellt. An zweiter Stelle erlauben diese Dokumente das Auftauchen untypischer Modelle in der Produktionslinie und im Stil gewisser Glasfabriken besser zu verstehen [permettent de mieux comprendre l émergence de modèles atypiques dans la Aber Vallérysthal ist dem Charme anderer Sirenen erlegen [mais elle a dû succomber aux charmes d autres sirènes], auch wenn sie ihnen die grobe Maske des «Charlot». angelegt haben [même si elles ont revêtu le masque grossier du «Charlot»]. Dieses Modell in den Kollektionen, das mindestens von den Katalogen seit 1914 präsentiert wird, gehört nicht der gleichen Art wie die anderen Stücke der Kristallfabrik an [n appartient pas à la même veine que les autres pièces]. «Charlot» verkörpert nach unserer Meinung durch seinen Stil und seine Thematik einen volkstümlichen deutschen Geist. Zum Gedanken, dass er seine Herkunft in den Modellen findet, die von der Gießerei F. W. Kutzscher von Dresden vorgeschlagen wurden, ist nur ein Schritt. Ihn zu tun ist verführerisch. [SG: «Charlot» erscheint zusammen mit «Bon hôtelier» auch noch in MB Portieux 1933, Pl. 324, - also auch noch nach dem 1. Weltkrieg - wahrscheinlich sind die beiden Dicken eher ein Zugeständnis an die Elsäßer! Beide Figuren waren um 1980 noch einträchtig nebeneinander als Gipsmodelle in Portieux zu finden, siehe Franke 1990, Abb. 991 u. 992] Seite 28 von 294 Seiten pk-2004-4-1 Stand 30.11.2004

Abb. 2004-1-11/022 u. Ausschnitt Musterbuch Portieux 1914, Septième Partie Planche 2, Folios 2, Sucriers, Charlot, No. 6658 Sammlung Neumann mehrerer «gemeinsamer» Modelle [planches d étude concernant plusieurs modèles «communs»], die in den Archiven der Cristallerie de Baccarat aufbewahrt werden. Es wäre also falsch anzunehmen, dass dieses Modell der «Vögel im Taschentuch» aus der Gießerei in Dresden kommt [ces modèles émanent], außer wenn es vorher entstanden wäre, und dass die lothringische Kristallfabrik sich davon hätte angeregen lassen, was wenig wahrscheinlich ist [à moins qu ils n aient été antérieurs et que la cristallerie lorraine s en soit inspiré]. Abb. 2002-2-3/088 u. Ausschnitte Musterbuch Portieux 1933, Planche 324, Sucriers moulés Sammlung Neumann An dritter Stelle könnte diese Darstellung von den Rollen und den Verantwortungen teilweise gut die Ähnlichkeit und die Spiele von Korrespondenzen [la ressemblance et les jeux de correspondances] zwischen der Produktion verschiedener Kristallfabriken wie Vallérysthal-Portieux, Vierzon, Fains, Bayel, SV und und anderer in Frankreich wie im Ausland erklären. Vielleicht liegt dort auch eine Möglichkeit der Erklärung der beunruhigenden Übereinstimmung [concernant la troublante correspondance] zwischen einigen Modellen der Produktion der Kristallfabrik S. Reich & Co. in Wien / Krásno, siehe Katalog von 1880, und der aus Baccarat, siehe Katalog von 1893 (siehe Pressglas-Korrespondenz 2003-2, S. 74 ff., Pressgläser in den Musterbüchern S. Reich 1880 und Baccarat 1893 - ein Rätsel?). Diese Angelegenheit wird überhaupt noch weiter verwirrt durch die Studienblätter Eine Schlussfolgerung Vielleicht ist «Charlot» von Portieux-Vallérysthal wie andere bekannte Stücke aus reproduzierten Modellen [moules récupérés] hervorgegangen [issu de moules récupérés], aus zwischen den Cristalleries ausgetauschten Pressformen [achetés ou échangés]? Stand 30.11.2004 pk-2004-4-1 Seite 29 von 294 Seiten

Vielleicht sind auch die «Vögel im Taschentuch» wie andere Modelle auf Wanderung gegangen [plié ont-ils suivi d autres migrations] wie sie hier geschildert wurden. Es bleibt daher weiter erforderlich, in der Sache der neu entdeckten Dokumente und ihrer Rolle in Beziehung zu anderen Dokumenten, z.b. die Photographie der Zuckerdose im Buch der Fersons und ihre Anwesenheit im Katalog von Riihimäki, die fundamentale Rolle zu berücksichtigen, die gewisse Gießereien gespielt haben können [le rôle primordial qu ont pu jouer certaines fonderies]. Viel mehr als nur einfache Ausführende [simples exécutants], durch ihre Kunst, das für die Vervielfältigung des anfänglichen Modells erforderliche Werkzeug zu schaffen, können sie andererseits die Schöpfer des ursprünglichen Modells gewesen sein [elles ont par ailleurs pu être à l origine même du modèle]. Diese Perspektive verändert also tiefgreifend die Darstellung der Rolle der Kreativsten unter ihnen [bouleverse donc la représentation du rôle des plus créatives d entre elles]. Sie hatten eine gewisse Bedeutung - die noch bestätigt werden muss - als diskrete Schöpfer der Identität gewisser Kristallfabriken, die man bisher ohne Zweifel für autonom hielt oder halten wollte. [celui d avoir été pour une proportion qu il reste à établir, le créateur discret de l identité de certaines cristalleries que l on pensait sans doute autonome ou que l on aurait voulu telles] Die Anerkennung der Wichtigkeit, die die Gießereien gehabt haben konnten, würde schließlich fordern, den Teil Kreativität wieder zu beachten, der ihnen zukommt. Haben sie nicht zum Bild und zum Stil beigetragen, der ein Unternehmen wie eine Kristallfabrik definiert? Die Benennung als Gießereien ist schließlich unpassend für diejenigen unter ihnen, die sich als Entwerfer und Lieferantinnen von Modellen für Glaswerke erwiesen haben. [La reconnaissance de l importance qui a pu être la leur devrait finalement rétablir la part de créativité qui leur revient. N ont elles pas contribué à l image et au style qui seul définit une entreprise telle qu une cristallerie? La dénomination de fonderies est finalement impropre pour celles d entre elles qui s avèrent avoir été conceptrices et pourvoyeuses de modèles de verrerie.] Die Firma F. Wilhelm Kutzscher hat offensichtlich eine Rolle gespielt [en fait partie]. Ist dies auch bei anderen Gießereien der Fall? Wahrscheinlich. Andere Dokumente sollen uns davon den Beweis liefern und sollten die entwickelte These abschließen [et asseoir définitivement la thèse développée]. [Übersetzung aus dem Französischen SG] Abb. 2004-4/031 Verschiedene Pressgläser Rückseiten ohne Stempel Zeichnung für Verreries de Vallérysthal Nr. 1331, 1332, 1333 wohl Maschinen- und Formenfabrik F. W. Kutzscher GmbH, Dresden-Deuben, um 1890? Sammlung Christoph [SG: Werkszeichnungen auf transparentem Papier konnten bis Mitte der 1950-er Jahre nur durch Belichtung und anschließende Entwicklung mit Ammoniakdämpfen kopiert werden (sog. Blaupausen). Je nach Belichtung und Entwicklung entstanden helle Zeichnungen auf dunklem Hintergrund oder dunkle Zeichnungen auf hellem Hintergrund.] Seite 30 von 294 Seiten pk-2004-4-1 Stand 30.11.2004