1. Wo kommen Luchse vor, wie ist deren Lebensweise und wie ist das Monitoring in Baden- Württemberg aufgebaut?

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Transkript:

Aktuelle Informationen zum besenderten Luchs Tello Stand Juli 2016 Quelle: Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA). Unter Angabe der Quelle kann diese Information weitergeleitet und veröffentlicht werden. Bei Veröffentlichung in Ihren Medien bitten wir um Kontaktaufnahme unter Tel. 0761/ 4018-274. Im März 2016 wurde das aus der Schweiz zugewanderte Luchsmännchen Tello im Donautal mit einem Sendehalsband ausgestattet. Seitdem sendet das Halsband regelmäßig Informationen über den Aufenthaltsort des Luchses an die FVA. Dieses Informationsschreiben soll einen Überblick über die Geschehnisse seit der Besenderung sowie allgemeine Informationen über das Luchsmonitoring bieten. JägerInnen und NutztierhalterInnen vor Ort erhalten in einem exklusiven Rundschreiben detailliertere Informationen. 1. Wo kommen Luchse vor, wie ist deren Lebensweise und wie ist das Monitoring in Baden- Württemberg aufgebaut? Wo kommen Luchse vor und wie ist deren Lebensweise? Luchse waren seit Mitte des 19. Jahrhunderts aus ganz Mitteleuropa verschwunden. Die Gründe hierfür waren die starke Entwaldung, die damit einhergehenden geringen Beutetierdichten und die direkte Verfolgung der Luchse durch den Menschen. Seit den 1970er Jahren gab es vereinzelte Wiederansiedlungsprojekte, auf die alle derzeitigen permanenten Luchsvorkommen in Mitteleuropa zurückgehen. Die einzigen permanenten Luchsvorkommen in Deutschland sind derzeit im Böhmerwald und im Harz zu finden. Sporadische Vorkommen gibt es neben dem Schwarzwald auf der Schwäbischen Alb, sowie in der Eifel und dem Pfälzerwald. Angrenzend an Deutschland gibt es permanente Vorkommen im Schweiz- französischen Jura und den Schweizer Alpen. Auch in den Vogesen gibt es eine kleine Luchspopulation, die jedoch im Rückgang begriffen ist. In Baden- Württemberg ist derzeit keine Luchspopulation vorhanden. Auch wenn anderslautende Gerüchte kursieren gab es in

Baden-Württemberg kein Ansiedlungsprojekt. Ebenfalls gibt es keinerlei Hinweise auf illegale Aussetzungen. Sofern anhand von genetischen Untersuchungen oder dem Abgleich des Fleckenmusters überprüfbar, sind die sporadisch auftauchenden Tiere aus der angrenzenden Populationen im Schweizer Jura oder den Schweizer Alpen zugewandert. Obwohl Luchse bis auf die Ranzzeit im Februar / März Einzelgänger sind, brauchen sie Anschluss an andersgeschlechtliche Luchse, damit sie sich dauerhaft in einem Gebiet niederlassen. Die Suche nach einem neuen Revier veranlasst gelegentlich männliche Luchse aus der Schweiz, weiträumige Wanderungen nach Baden-Württemberg zu unternehmen. Bisher wurden keine weiblichen Tiere im Land nachgewiesen, da diese wesentlich weniger weit wandern. Somit sind die Chancen für ein isoliert lebendes Männchen, auf eine Geschlechtspartnerin zu treffen, sehr gering. Aufgrund dieser arttypischen Ausbreitungsstrategie ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich in Baden-Württemberg nur durch Zuwanderung eine Population entwickelt. Wie ist das Luchsmonitoring in Baden-Württemberg aufgebaut? In Baden-Württemberg ist die FVA Freiburg mit dem Monitoring von Luchsen betraut: Eingehende Hinweise wie Fährten, Risse, Fotofallenbilder und dergleichen werden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der FVA in Absprache mit den zuständigen Jagdpächtern und den Wildtierbeauftragten vor Ort kontrolliert, in eine Datenbank aufgenommen und abschließend bewertet. Diese Meldungen sind von großer Bedeutung für das Monitoring, da sie wichtige Hinweise auf die Aufenthaltsorte von Luchsen in Baden-Württemberg liefern. Bisher waren im Monitoring vereinzelte Nachweise die Regel, die für durchwandernde Luchse sprechen. Sicher nachgewiesene Luchse sind in den vergangenen Jahren sehr selten gewesen und beschränken sich auf folgende Fälle: 2005/2006: Luchsnachweis im Oberen Donautal Luchskuder, überfahren im Januar 2007 bei Laichingen, Herkunft unklar 2013: Luchsnachweis in der Wutachschlucht Luchskuder, nach drei Monaten an Krankheit gestorben, Herkunft Schweizer Jura (Fleckenmuster) 2014/2015: sichere Nachweise (Fotofallen) von 3 verschiedenen Tieren (Fleckenmusterunterscheidung) im südlichen und mittleren Schwarzwald. Anfang 2016 nachweislich noch ein Kuder in der Region Rohrhardsberg / Kinzigtal, Herkunft Schweizer Jura (Fleckenmuster) April 2015: März 2016: Februar / April 2016 Besenderung von Luchskuder Friedl im Schwarzwald, Herkunft Schweizer Jura Wanderung im September 2015 ins Donautal. Sender abgefallen im April 2016 Besenderung von Luchskuder Tello im Donautal, Herkunft Schweizer Alpen Wanderung in die LK Hohenzollern / Tübingen / Reutlingen Fotofallenbild eines bisher unbekannten Luchses bei Mauenheim, Herkunft und Geschlecht noch unklar

2. Was hat es mit der Besenderung von Luchsen in Baden-Württemberg auf sich? Die Besenderung einzelner Luchse in Baden-Württemberg, wie im April 2015 bei Luchs Friedl und im März 2016 bei Luchs Tello soll unter anderem dabei helfen, Personen aus Jagd und Nutztierhaltung mit dem Verhalten des Luchses vertraut zu machen. Luchse können nur dann besendert werden wenn ein frischer Riss zufällig gefunden und rasch an die FVA gemeldet wird. So kann der Luchs bei der Rückkehr an den Riss mit speziellen Fallen gefangen werden. Nach der Besenderung werden die Jägerinnen und Jäger informiert, bei denen der Luchs über mehrere Tage im Revier war und somit vermutlich Beute gemacht hat. Gemeinsam mit der Jägerschaft wird nach der Weiterwanderung des Luchses dann dort nach den Resten der Risse gesucht. Ziel ist es hierbei, das Nahrungsspektrum des Tieres zu erfassen. Die Erkenntnisse werden regelmäßig an Personen aus Jagd, Nutztierhaltung und Forst weitergegeben. Luchs Friedl besendert vom April 2015 bis April 2016 Anfang April 2015 konnte im Schwarzwald ein männlicher Luchs von Mitarbeitern der FVA gefangen und mit einem Halsbandsender ausgestattet werden. Der Landesjagdverband übernahm die Patenschaft für das Tier, und taufte es auf den Namen Friedl. Der wissenschaftliche Namen des Tieres lautet B415. Das Tier war aus dem Schweizer Jura in den Schwarzwald gewandert und war dabei im Sommer 2014 in den Schweizer Kantonen Baselland und Aargau auf Fotofallen dokumentiert worden. Luchs Friedl durchstreifte zunächst ein Gebiet von über 300 km² Fläche im Mittleren Schwarzwald. Wie viele Luchsmännchen, die keinen weiblichen Partner finden, wanderte er nach einigen Monaten jedoch weiter. So lief er im Spätsommer 2015 quer durch das ganze Land bis Ulm, kehrte dann um und ließ sich im Oberen Donautal nieder, wo er vermutlich auch heute noch lebt. Er konnte insgesamt ein Jahr lang, bis April 2016, mithilfe des Halsbandsenders geortet werden. Da die Batterieleistung eines solchen Senderhalsbandes beschränkt ist, war ein Wiederfang für einen Austausch der Batterie im Frühjahr 2016 geplant. Dieser war trotz mehrerer Fangversuche im Oberen Donautal nicht erfolgreich und das Halsband löste sich automatisch im April 2016. Seitdem ist Friedl ohne Sender unterwegs. Luchs Tello besendert seit dem 28. März 2016 Während der Fangversuche von Luchs Friedl im März 2016 im Oberen Donautal kam es am 28. März zu einer Überraschung: Als an einem gerissenen Reh eine Falle für Luchs Friedl aufgestellt wurde und diese am frühen Morgen auslöste, befand sich zur Überraschung aller Beteiligten nicht Friedl in der Falle, sondern ein anderer Luchs. Es handelt sich ebenfalls um ein männliches, subadultes Tier mit einem Gewicht von 19,5 kg. Dieses Tier war bereits Ende Februar 2016 von zwei Jägern im Landkreis Sigmaringen auf Fotofallen abgelichtet und an die FVA gemeldet worden. Es war jedoch unklar, wo er sich längerfristig aufgehalten hatte bzw. ob er nur am Durchziehen war.

Statt Friedl wurde nun dieser Luchs mit einem Senderhalsband ausgestattet und liefert seitdem regelmäßig Daten über seinen Aufenthaltsort. Wieder übernahm der Landesjagdverband die Patenschaft und gab ihm den Namen Tello. Offenbar hatte sich Tello auf einem Streifzug für einen Riss von dem benachbarten Luchskuder Friedl interessiert. Längerfristig duldet ein männlicher Luchs zwar keinen männlichen Rivalen im eigenen Revier, aber während der Ranzzeit sind diese Besuche nicht ungewöhnlich. Luchs Tello hielt sich nach der Besenderung noch einige Tage im Streifgebiet von Friedl auf, zog dann aber weiter in Richtung Nordwesten. Foto: FVA Foto: Besenderung des Luchses. Das 320 g leichte Halsband ist gut zu erkennen. Foto: privat Foto: FVA Links: Fotofallenaufnahme Februar 2016, rechts: besenderter Luchs Tello. Durch die individuelle Fleckenzeichnung war klar, dass es sich bei dem Tier auf der Fotofallenaufnahme um den später besenderten Luchs handelte.

Woher kommt Luchs Tello und wie ließ sich seine Herkunft bestimmen? Luchse haben ein individuelles Fleckenmuster, über welches sie eindeutig identifiziert werden können, wenn qualitativ gute Fotos der Fleckenzeichnung vorhanden sind. Auch die Herkunft des besenderten Luchses Tello konnte damit relativ schnell ermittelt werden. Die Schweizer Kolleginnen und Kollegen, die mit dem dortigen Luchsmonitoring beauftragt sind (Institut KORA bei Bern), haben die Fotos des besenderten Luchses mit ihrer Datenbank verglichen: Es handelt sich um einen Luchs aus den Alpen in der Nordostschweiz, mit der formellen Bezeichnung B433, Jahrgang 2014. Das Muttertier ist den Schweizer Kollegen ebenfalls bekannt, es trägt die formelle Bezeichnung B315. Luchs Tello wurde am 10.07.2015 am Bodensee im Kanton Thurgau das letzte Mal von den Schweizern fotografisch erfasst, bevor er dann an unbekannter Stelle den Rhein gequert hat. Flussläufe können von Luchsen ohne weitere durchschwommen werden, jedoch ist es auch gut möglich, dass Tello eine Brücke genutzt hat. Sichere Nachweise von Luchs B433 ( Tello ) sind als rote Kästchen dargestellt. Das linke Bild zeigt Tello an einem gerissenen Reh im Juni 2015 in der Schweiz. Die blaue Linie verbindet die Punkte auf dem direkten Weg. Die genaue Wanderroute von Tello ist bis zur Besenderung am 28. März im Oberen Donautal unbekannt. Quelle: KORA

3. Patenschaft durch den Landesjagdverband Wie bereits mehrfach bei sicheren Luchsnachweisen im Land hat auch in diesem Fall der LJV die Patenschaft für den Luchs übernommen, und ihm den Namen Tello gegeben. Der LJV heißt alle Luchse willkommen, wenn diese von selbst aus den benachbarten Regionen zuwandern. Als Motivation für die Teilnahme am landesweiten Monitoring bezahlt der LJV eine Aufwandsentschädigung an die Mitglieder, die ein Wildtier meldet, das nachweislich vom Luchs gerissen wurde. Zusätzlich bezahlt der Verein Luchsinitiative Baden-Württemberg eine Meldeprämie für sichere Luchsmeldungen. An dieser Stelle ist wichtig zu betonen, dass die FVA lediglich für das Monitoring verantwortlich ist und die Prämien von privaten Verbänden ausgelobt wurden. Funktionsweise des Halsbandes Das Halsband des Luchses ist mit einer GPS-Einheit ausgerüstet, welche mehrfach am Tag die Position des Halsbandes über Satelliten bestimmt. Die im Halsband gespeicherten Positionen werden regelmäßig per sms übermittelt. Befindet sich das Halsband zum Zeitpunkt der Datenübertragung in einem Funkloch, so werden die Daten erst einen Tag später versandt. Zusätzlich kann das Halsband jederzeit mit einer Peilantenne im Gelände aufgesucht werden. 4. Aktuelles über den besenderten Luchs Tello Nach der Besenderung von Tello im Oberen Donautal am 28. März hielt er sich noch einige Tage dort auf, wanderte dann aber in Richtung Nordwesten und hatte seinen Nutzungsschwerpunkt in den folgenden Wochen im Landkreis Zollernalb. Anfang Mai verlagerte er sein Streifgebiet weiter in Richtung Nordosten. Seitdem hält er sich überwiegend in den Landkreisen Zollernalb und Tübingen auf. Fasst man die zwei intensiver genutzten Bereiche zusammen, kommt man auf eine Flächengröße von 265 km², die Tello vom 28. März bis zum 9. Juli genutzt hat. Raumnutzung von Luchsen Luchse im Schweizer Jura bewohnen ein Gebiet von 150-400 km². Die Größe der genutzten Gebiete variiert je nachdem, wie der vorhandene Lebensraum aussieht, das Beuteangebot ist und ob Wohngebiete anderer Luchse angrenzen. Luchse des gleichen Geschlechts nutzen nicht dasselbe Gebiet. Die Streifgebiete von Männchen und Weibchen überlappen sich dagegen. Obwohl Luchse Einzelgänger sind, brauchen sie Anschluss an andere Luchse, damit sie sich dauerhaft in einem Gebiet niederlassen. Vor allem die Suche nach einem Geschlechtspartner während der Ranzzeit im Frühjahr veranlasst isoliert lebende Luchse, weiträumige Wanderungen zu unternehmen.

Um Informationen darüber zu erhalten, welche Beutetiere wie häufig und mit welcher räumlichen Verteilung vom Luchs gerissen werden, ist das Team der FVA oder der Wildtierbeauftragte des Landkreises regelmäßig im Streifgebiet des Luchses unterwegs. Die geschieht immer nur nach Absprache mit den betroffenen Jägerinnen und Jägern. Für die Suche nach Rissen werden anhand der Daten des Sendehalsbandes Punkten gesucht, an denen der Luchs sich wiederholt aufgehalten hat ( Cluster ). Um den Luchs nicht zu stören finden die Geländebegänge erst dann statt, wenn die Halsbanddaten zeigen, dass der Luchs den Riss nicht mehr nutzt. Die Punkthäufungen werden im Gelände aufgesucht und im Radius von 30 Metern kontrolliert. 5. Öffentlichkeitsarbeit Informationen über den detaillierten aktuellen Standort des Luchses werden von Seiten der FVA nicht an die Öffentlichkeit gegeben. Kommt es zu Presseanfragen, so werden diese ohne genaue Ortsangaben beantwortet. Die FVA bemüht sich mit den Verbänden jedoch sehr, detaillierte Informationen über den Luchs an JägerInnen und NutztierhalterInnen vor Ort weiterzugeben, da es ein Hauptziel der Besenderung ist, diese Personen mit dem Luchs vertraut zu machen. Entschädigung von gerissenen Nutztieren Luchse bevorzugen in aller Regel Wildtiere als Beute. Für einen großräumigen Schutz von Schafen und Ziegen in der Region besteht derzeit kein Anlass. Der besenderte Luchs Friedl hatte vor seiner Besenderung 4 Lämmer auf einer abgelegenen Koppel gerissen. Nach dem Fang gab es keinerlei Hinweise mehr auf Nutztierrisse durch ihn. Auch der nun besenderte Luchs Tello hat bisher keine Nutztiere gerissen. Kommt es dennoch zu Schäden an Nutztieren, werden diese von verschiedenen Verbänden der AG Luchs und Wolf gemeinsam ausgeglichen. Voraussetzung ist, dass der Riss durch Mitarbeiter des Monitorings der FVA als Luchsriss bestätigt wurde. Bei Rissen mit Verdacht auf Luchs sollten diese daher nicht verändert und möglichst unverzüglich an die FVA gemeldet werden: 0761 / 4018-274. Gerissene Wildtiere Eine Entschädigung für durch den Luchs gerissene Wildtiere gibt es nicht, da Luchs und Reh herrenlose Wildtiere sind. Als Motivation für die Teilnahme am Monitoring bezahlt der Landesjagd-verband jedoch eine Aufwandsentschädi-gung an den Jäger, der an die FVA ein Wildtier meldet, das von dieser als Luchsriss bestätigt wird. Zusätzlich bezahlt die Luchsinitiative eine einmalige Prämie für sichere Luchsmeldungen. Rissfunde von Wildtieren mit Verdacht auf Luchs können Sie ebenfalls an die FVA melden.